Themenabend: Kieler Woche im Film
8 mm Kieler Woche (Claus Oppermann, Gerald Grote. Kiel 2007)
Kiel Week (1945) über ein Sportfest der hier stationierten Briten, und weitere Amateurfilme
zu Gast: Claus Oppermann
Mi, 5.9., 20:30, Schifffartsmuseum
Gucha – Distant Trumpet
Dusan Milic. D/Serbien/Bulgarien 2006. 94 Min. OmU oder dt. Fass.
Juliana ist die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt „Satchmo“. Sie verliebt sich ausgerechnet in Romeo, der die Trompete in einem konkurrierenden Roma-Orchester spielt. Ihr Vater tut alles, um die Beziehung zu verhindern. Nur wenn Romeo ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser besiegt, wird er nachgeben. Die turbulente Liebeskomödie spielt vor dem realen Hintergrund des traditionellen Musikerwettstreits im serbischen 3000-Einwohner-Ort Gucha, wo sich seit 1961 die traditionellen Brass-Bands der Region treffen. Inzwischen hat der Ort weltweit einen Ruf als Mekka für Blaskapellen und ist ein Schaufenster für die Brass-Musik des Balkans. Rund eine halbe Million Besucher sind es mittlerweile, die jeden August kommen, wo sie tagelang berauscht von dem einmaligen Sound der Blaskapellen tanzen, feiern und trinken – oder eben einen quietschbunten Film voller mitreißender Musik machen im Geiste Emir Kusturicas, der übrigens als Koproduzent beteiligt war.
Do, 27.9., 18:30; Fr, 28.9. - So, 30.9., 20:30
Zu Gast: Stefan Mehlhorn und Walter Ruge
Über die Schwelle
Stefan Mehlhorn. D 2006. 62 Min. Mit Walter Ruge
Das deutschsprachige biografische Filmporträt erzählt das spannende Leben des Kommunisten Walter Ruge. Der 1915 in Berlin Geborene musste aus politischen Gründen 1933 Deutschland verlassen und wurde nach acht Jahren des Exillebens grundlos zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein Weg führte ihn durch verschiedene sibirische Lager. 1958, 25 Jahren später verließ er die Sowjetunion und ging wieder zurück nach Ostdeutschland.
Ausgangspunkt für den Film ist der Lebensbericht Ruges vor Schülern der Potsdamer Steubengesamtschule. Der lebendige Kontakt mit jungen Menschen ist, neben dem Radsport, ein wichtiger Punkt im Leben des Rentners. Gemeinsam mit dem 91-jährigen begibt sich das Filmteam um den Regisseur Stefan Mehlhorn auf die Suche nach den Spuren seiner Vergangenheit an den nördlichen Polarkreis Sibiriens. Veranstaltung gemeinsam mit der „werkstatt utopie & gedächtnis e.V.“.
Di, 11.9., 20:30
Heimatklänge
Stefan Schwietert. CH/D 2007. 81 Min. Schwyzerdt. m. Ut.
Ein Film über das älteste Musikinstrument überhaupt, die menschliche Stimme. Schwietert stellt drei außergewöhnliche Schweizer Stimmartisten vor, deren Klangkosmos Elemente z. B. des Jodelns oder des Obertongesangs beinhaltet und weit über das hinausreicht, was wir als Gesang bezeichnen würden. Wie in seinen früheren Filmen (z.B. A Tickle in the Heart, Accordion Tribe) nähert Schwietert sich seinem Thema über das Erleben und Schaffen seiner Protagonisten, die herausragend mitwirken am zukunftweisenden Aufbruch der alpenländischen Vokalkunst. In ihren experimentierfreudigen Auseinandersetzungen mit heimischen und fremden Traditionen wird die Bergwelt mit ihren mächtigen Naturschauspielen ebenso zur Bühne wie die Landschaften und Geräuschkulissen der modernen Lebenswelten. Wir präsentieren den Publikumserfolg der Berlinale in einer Sontagsmatinee als Preview.
So, 30.9., 11:00
Hamburger Lektionen
Romuald Karmakar. D 2005/6. 134 Min. Mit Manfred Zapatka
Ende der 90er Jahre wurde Mohammed Fazazi Imam der Al-Quds-Moschee in Hamburg. Im Januar 2000, in den letzten Tagen des Fastenmonats Ramadan, hielt Fazazi im Gebetsraum der Moschee mehrere so genannte Lektionen, bei denen die Anwesenden Fragen zu verschiedenen Aspekten des Lebens stellen konnten, die sie in der Regel schriftlich vorlegen mussten. Videomitschnitte dieser Lektionen sind später in der Buchhandlung der Moschee und in Buchhandlungen außerhalb vertrieben worden. Nach den Anschlägen vom 11. September wurde bekannt, dass drei der vier Selbstmordpiloten, aber auch andere Personen, die der „Hamburger Gruppe“ zugerechnet werden, regelmäßig die Moschee besucht haben und in engem Kontakt zu Imam Fazazi standen. – Ähnlich wie bei seinem Himmler-Projekt (2000) – der Rezitation von Himmlers geheimer Posener Rede vom 4. 10. 1943 – ließ Regisseur Romuald Karmakar den Schauspieler Manfred Zapatka den fraglichen Text rezitieren: Der Schauspieler interpretiert diesen Text, die deutsche Übertragung zweier Lektionen, nicht, er bringt ihn zur Kenntnis; die filmische Vermittlung verzichtet vollständig auf illusionistische oder identifikatorische Inszenierungsstrategien, um dieserart die Binnenlogik eines islamistischen Denkers und Predigers offenzulegen, ohne die Bewertung der Inhalte durch szenische Atmosphäre, durch Gestik, Mimik und Physiognomie zu lenken – eine Logik, der zufolge z.B. jeder so genannte Ungläubige, der wählen geht und damit eine Regierung unterstützt, die muslimische Länder unterdrückt, ein Krieger ist, der getötet werden müsse. Mohammed Fazazi, wie Manfred Zapatka und Romuald Karmakar ihn erschließen, ist kein „Hassprediger“; er denkt und handelt vernünftig innerhalb seines Systems – wenngleich diese Vernunft grundverschieden ist vom Vernunft-Begriff der Aufklärung. Und so kehrt denn auch stets die Formel am Ende einer jeden Antwort Fazazis: Gott weiß es besser. Am 1. 10. um 19.00, anschließend Gespräch u. a. mit Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam, Islamwissenschaftlerin und Historikerin, Frau Özlem Ünsal, Vorsitzende des Forums Migration der LH Kiel, Feridun Zaimoglu (angefragt).
Do, 27.9., 20:30
In memoriam Ulrich Mühe (20. 6. 1953 - 22. 7. 2007)
Hälfte des Lebens
Herrmann Zschoche. DDR 1985. 89 Min. Mit Ulrich Mühe, Jenny Gröllmann
1796 steht der 26-jährige labile Friedrich Hölderlin im Brennpunkt seiner Zeit: Fasziniert von den Persönlichkeiten Schillers, Goethes und Fichtes, entzündet von den Ideen der Französischen Revolution und im Austausch mit Schelling und Hegel, umhergetrieben zwischen den Studienorten Jena und Tübingen, ringend um lyrische Formen und sprachliche Gestaltung seiner Werke. Auf Empfehlung seines Kommilitonen Sinclair tritt er als Hauslehrer in den Dienst des Frankfurter Bankiers Jakob Gontard und verliebt sich augenblicklich in dessen Gattin Susette. Das Verhältnis wird entdeckt, dennoch treffen sich die Liebenden heimlich weiter, bis Susette die Liebschaft 1800 endgültig beendet. Für Hölderlin bedeutet dieser Verlust der Liebe seines Lebens, die ihm Vorbild für die Diotima seines Hyperion (1797/99) wurde, den Beginn seiner Reise in den Wahnsinn, die ihn 1806, zur Hälfte seines Lebens, in die Nervenheilanstalt führt... Hälfte des Lebens beeindruckt durch die schauspielerische Leistung Ulrich Mühes in der Rolle des Hölderlin und erfreut nebenbei Hölderlin-Verehrer durch seinen profunden Schatz von Hölderlinzitaten. Es fehlt eigentlich kaum ein geflügeltes Wort.
So, 23.9., 18:30
Am 16. 9., 19:00 Uhr in den Räumen der Medizinhistorischen Sammlung:
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