Zweiter Präsident Sacher: Als nächster ist Herr Abgeordneter Herzig zu Wort gemeldet. Bitte sehr.
Abg. Herzig (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren der Regierung! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Unsere Gesellschaft braucht immer mehr Angebote, die auf ältere Menschen ausgerichtet sind. Und sie braucht auch immer mehr Einrichtungen, die den recht unterschiedlichen und mit den Jahren auch sich wandelnden Bedürfnissen der Senioren und Seniorinnen entspricht. Sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu orientieren ist auch die Philosophie des Landes Niederösterreich und der zuständigen Landesrätin Dr. Petra Bohuslav. Gerade das Land Niederösterreich hat dies erkannt und besonders Rücksicht genommen. Über 20 Prozent des Budgets des Landes fließen in den Bereich Soziales.
Im Jahr 1993 bei der Einführung des Pflegegeldes haben sich die Länder in einer Art. 15a-Vereinbarung verpflichtet, den Sachleistungsbereich bedarfsgerecht auszubauen. Niederösterreich hat in den mobilen Pflegediensten und auch bei der stationären Pflegeeinrichtung im Bedarfs- und Entwicklungsplan die vorgegebenen Zahlen und Standards voll erfüllt. Es gibt keine lange Wartezeiten für einen Heimplatz, es gibt Ein- und Zweibettzimmer und es gibt ein flächendeckendes Angebot an Heimhilfe und Heimkrankenpflege.
Die unter Universitätsprofessor Dr. Amann erstellten Bedarfsplanungen für die stationäre und mobile Betreuung für den Zeitraum 2001 bis 2006 wurde in beiden Bereichen zur Gänze erfüllt und erreicht. Zirka 8.500 Pflegebetten und 13.500 Personen in der ambulanten Pflege. Und es wurden in Niederösterreich damit auch folgende Ziele eingehalten: Flächendeckend, regional angepasst, gemeindenah und landesweite Qualitätsstandards. Und mit gutem Gewissen können wir sagen, nicht alle Länder haben einen derartigen guten Standard was Ausbau und Dienste betrifft, als auch Ein- und Zweibettzimmer sowie integriertes Versorgungsangebot der sozial und sozialmedizinischen Dienste.
Mit dem 24-Stunden-Betreuungsmodell des Bundes soll auch eine Pflege zu Hause legal erfolgen können. Dieses Modell sieht zur Zeit folgende Eckpunkte vor: Gefördert werden nur die unselbständigen Tätigkeiten mit dem Argument, dass die selbständige Tätigkeit die Familie nicht mehr kostet wie bisher. Nur die Pflegestufen 5, 6 und 7 werden gefördert. Das ist nur eine Minderheit der Pflegebedürftigen. Voraussetzung für die Einkommensprüfung wie bei stationärem Aufenthalt in Heimen und Überprüfung durch eine Diplomkraft in der Familie. Diese Überprüfung soll von den Ländern oder in deren Auftrag von Trägerorganisationen gegen die Refundierung von 50 Euro in der Stunde erfolgen.
Die Förderung ist mit dem Dienstgeberbeitrag, das sind rund 730 Euro pro Monat, begrenzt. Der Bundesminister rechnet mit 4.000 bis 8.000 Personen in ganz Österreich, die gefördert werden. Allein in Niederösterreich sind zirka 1.800 Personen in der Pflegestufe 5, 6 und 7 von insgesamt rund 70.000 Pflegegeldbeziehern. Der Bundesminister hat für 2007 18 Millionen Euro, für 2008 34 Millionen im Unterstützungsfonds für behinderte Menschen als Überschreitungsmittel vorgesehen. Dieses Modell kann nur als völlig unzureichend bezeichnet werden um nicht zu sagen, es ist eine Alibilösung. Es hat fast den Anschein, als gehe es dem Bundesminister hier nicht um Hilfe für die Betroffenen, sondern einfach darum, eine Lösung zu finden.
Und es haben sich daher auch die Finanzreferenten der Länder geweigert hier mitzufinanzieren. Doch wie immer ist Niederösterreich auch hier aktiv und sucht nach einer recht guten Lösung. Und zwar in zwei Schritten. Erstens: Ein Niederösterreich-Paket mit Informationen, mit flexiblen Angeboten, mobil und stationär. Als Termin hat sich Niederösterreich Ende Juni dieses Jahres gesetzt um über den Finanzausgleich mit dem Bund eine grundsätzliche Einigung zu finden, diese Pflege zu regeln.
Aber auch noch ein kurzer Blick auf die Damen und Herren, die ehrenamtlich sich um unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger kümmern. Die Arbeit, die hier geleistet wird, das ist auch schon gestern gesagt worden, und ich glaube, da sind wir uns einig, kann kein Staat bezahlen. Aber es geht darüber hinaus! Es geht darum, dass die Ehrenamtlichen nahe an den Problemen ihrer Mitmenschen sind. Sie sind näher und können mit Fingerspitzengefühl und mit Feingefühl, mit Kreativität und einem offenen Blick Probleme sehen und helfen, diese zu lösen. Und dies oft viel besser als jede staatliche Behörde. Und es ist immer auch eine menschliche, eine persönliche Beziehung durch diese ehrenamtliche Arbeit gegeben. Ein herzliches Danke an die Damen und Herren, die sich für diese sozialen Dienste immer selbstlos zur Verfügung stellen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Sacher: Danke Herrn Abgeordneten Herzig. Und rufe als nächsten Redner Herrn Abgeordneten Doppler auf.
Abg. Doppler (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Werte Mitglieder der Landesregierung! Hoher Landtag!
Ich möchte gleich beim Kollegen Herzig anschließen und mich in der Budgetgruppe 4 beim Thema Freiwilligenarbeit in Niederösterreich mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Landes-Pensionisten- und Pflegeheimen befassen. Wir sind in der heutigen Gesellschaft für das Funktionieren der sozialen Systeme zunehmend auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Ob bei der Rettung, bei der Feuerwehr, bei der Mithilfe in der Pfarre oder beim Besuchsdienst im Pflegeheim. Ohne die vielen freiwilligen Helfer würde vieles nicht funktionieren. Aus Anlass des internationalen Jahres der Freiwilligen wurde im April 2001 von der damaligen Landesrätin Liese Prokop die Aktion „Spenden sie Zeit, schenken sie Freude“ mit damals 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Landesheimen gestartet. In der Zwischenzeit ist die Zahl dieser Mitarbeiter auf 1.500 angestiegen. Diese freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen alte und pflegebedürftige Menschen liebevoll in den niederösterreichischen Heimen. Sie helfen im Alltag, sorgen für Abwechslung und schenken vor allem Zeit.
Die ehrenamtlichen Mitglieder eines Besuchsteams vermitteln den alten Menschen auch das so wichtige Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, menschlicher Wärme und Anteilnahme. Heute sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter aus den Heimen nicht mehr wegzudenken. Sie sind eine wichtige Ergänzung zur professionellen Betreuung der 4.000 hauptamtlichen Mitarbeiter sowie eine wichtige Qualitätssteigerung und enorme Bereicherung für unsere Heimbewohner.
Insgesamt haben die 1.500 ehrenamtlichen Mitarbeiter bereits mehr als 100.000 ehrenamtliche Stunden in den niederösterreichischen Heimen erbracht. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Die Tätigkeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter findet heute organisiert, strukturiert und begleitet von mittlerweile 45 hauptamtlich beschäftigten Koordinatorinnen und Koordinatoren statt. Außerdem wurden einheitliche Standards für die Arbeit und Ausbildung der Mitarbeiter erarbeitet. Ziel der zuständigen Landesrätin Dr. Bohuslav, der ich für ihre Initiativen auf diesem Gebiet recht herzlich danken möchte, für 2008 ist die weitere Verstärkung der Besuchsdienste, die Forcierung der Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie der Aufbau eines Besuchsteams in jedem Heim mit einer hauptamtlich angestellten Koordinatorin. Durch ihre Tätigkeit in den NÖ Landesheimen verschönern die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Heimen den Heimbewohnern ihren Lebensabend und leisten damit einen wesentlichen Beitrag für das Funktionieren unserer sozialen Systeme. Dafür sei ihnen ein herzliches Dankeschön gesagt. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Sacher: Als nächster Redner ist Herr Ing. Haller zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, bitte.
Abg. Ing. Haller (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich darf in der Gruppe 4, Soziale Wohlfahrt und Wohnbauförderung, zu drei Themen Stellung nehmen oder diese beleuchten. Und zwar zur Delogierungsprävention, zur Hospiz-Pflege und zur Integration.
Zum Ersten ist ganz wichtig: Durch Wohnungsverlust ist häufig der soziale Abstieg vorprogrammiert. Für die Betroffenen bedeutet das oft Verlust des Arbeitsplatzes, Scham, Stigmatisierung und kein Teilhaben am gesellschaftlichen Leben.
Viele Menschen sind von Wohnungslosigkeit betroffen oder zumindest stark bedroht. Fast 4.000 Delogierungsanträge wurden 2005 bei Gericht in Niederösterreich eingebracht. Die häufigsten Ursachen Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, Scheidung, Verschuldung oder Krankheit. Oft werden falsche Prioritäten hinsichtlich finanzieller Verpflichtungen gesetzt und die Bezahlung wohnungsbezogener Kosten oft bis zur Zahlungsunfähigkeit aufgeschoben. Erfahrungen im Umgang mit Delogierungen zeigen, dass sich die Betroffenen oft aus Scham, Unwissenheit oder persönlicher Überforderung zu spät an soziale Institutionen um Hilfe wenden.
Die Sozialhilfeausgabe in der Hilfe zum Lebensunterhalt betrugen in Niederösterreich 2003 20,7 Millionen, 2008 29 Millionen. Das heißt, nahezu ein Drittel mehr in fünf Jahren. Die NÖ Sozialhilfe liegt damit im vorderen Mittelfeld im Vergleich zu anderen Bundesländern. Nachdem im Jahr 2005 ein Pilotprojekt zur Wohnungssicherung sehr erfolgreich durchgeführt wurde, wurde die Delogierungsprävention im Laufe des Jahres 2006 flächendeckend auf das ganze Bundesland ausgeweitet. Wir haben nunmehr fünf private Trägerorganisationen. Zum einen die BEWOG Krems für das Waldviertel, die Caritas St. Pölten für das Mostviertel, die Caritas Wien für das Weinviertel, die VBO Wr. Neustadt für das Industrieviertel und der Verein Wohnen St. Pölten im Zentralraum.
Aus Landesmittel stehen 700.000 Euro zur Verfügung. Die Verteilung auf die fünf Rechtsträger erfolgt nach einem Schlüssel, der sich aus der Anzahl der Delogierungen der Fläche, der Einwohnerzahl sowie der Anzahl der Mietwohnungen in den jeweiligen Trägergebieten zusammen setzt. Ziel ist auf jeden Fall die Aufrechterhaltung der Wohnung und der Familienstruktur. Gemeinsam mit den Betroffenen wird eine persönliche Lösungsstrategie erarbeitet. Besonders wichtig ist dabei die Klärung von rechtlichen Fragen.
Zum zweiten Thema, Hospiz: Es ist zum Ersten ein Hospizteam ehrenamtlich tätig. Das sind geförderte Hospizteams, im Jahre 2007 waren es 27 Gruppen. Ein Zweites ist das mobile Team. Die stationäre Hospiz ist eine Einrichtung, der eine stationäre Pflegeeinheit zugeordnet wird. Es werden hier Patienten betreut, für die eine Behandlung im Akutkrankenhaus nicht erforderlich oder eine Betreuung zu Hause in einem Pflegeheim nicht mehr möglich ist. Und zum Fünften: Eine ständige Station innerhalb bzw. im Verbund mit einem Akutkrankenhaus.
Zum Thema Integration, ich glaube, ein sehr heißes und aktuelles Thema, kann nur das Motto lauten: „Gut zusammenleben in Niederösterreich“. Das heißt, bei Inländern und Migranten in gleichem Maße auf ihre Probleme zu schauen. In Niederösterreich leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. Das Zusammenleben zwischen Migranten und Inländern ist nicht immer konfliktfrei. Es bestehen teilweise Vorurteile. Teilweise in der Religion und von der Herkunft. Migranten ist das Leistungsangebot auf verschiedenen Versorgungsebenen nicht bekannt und es bestehen oft für diese im Gegensatz zu Inländern keine Leistungsansprüche. Weiters sind erschwerte Kommunikationsprobleme und mangelnde Sprachkenntnisse Hindernisse für ein gegenseitiges Aufeinander Zugehen. Hierzu hat Niederösterreich ein Leitbild erfasst und ich hoffe auf deren Einhaltung um diesen Zustand zu verbessern. Danke für die Aufmerksamkeit! (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Sacher: Ich darf nun Frau Abgeordneter Rinke das Wort erteilen.
Abg. Rinke (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag! Geschätzte Landesrätin! Regierungsmitglieder! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen!
Behinderte behindern nicht. Wenn einer aus der Reihe tanzt ist die Reihe besser zu sehen. Das Außergewöhnliche, Andersartige und Besondere gehört zum Leben, unabdingbar, und macht es erst lebbar, erst lebendig. Ich hatte vor einiger Zeit, vor drei, vier Wochen die große Ehre, eine große Delegation der Mund- und Fußmaler in Krems zu empfangen, die einen internationalen Kongress abgehalten haben. Im Kloster Und wurden sie empfangen. Und es war sehr eindrucksvoll für mich, 180, unter Anführungszeichen, in Rollstühlen, 180 Menschen dort empfangen zu können. In hoch modernen Rollstühlen, in Gerätschaften, die für mich noch nie zu sehen waren, mit 200 Betreuerinnen und Betreuern. Ich hatte noch nie eine so nette Zeit mit diesen Menschen zu sprechen. Denn Behinderte behindern nicht, sie sind anders. Sie sind anders als unsere für mich genormte Welt des Leistungsdrucks. Sie leben ein Leben das sehr lebenswert ist für sie, aber anders. Es ist unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker, die nötigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sie das Anderssein leben können.
Ich möchte zu dem Thema gerade Integration in den Schulen am Beispiel der Stadt Krems im SBZ vielleicht ein kleines Beispiel bringen. Und dann noch stationäre Behindertenhilfe mit dem Land Niederösterreich vortragen.
Die Vorbereitung der Integration an Volks- und Hauptschulen, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollten auch im Rahmen der bestehenden Integrationsmodelle bestmöglich gefördert werden. Dazu ist natürlich ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich. Lehrer und Eltern sind zu beraten, je nach Behinderungsgrad, der Möglichkeiten des jeweiligen Standortes und der Personalsituation ist das entsprechende Integrationsmodell auch zu wählen.
Damit verbunden ist eine ständige Kommunikation mit den betreffenden Personen damit sie die Chance, die sich ihnen bietet, auch nützen können und damit Probleme rechtzeitig gelöst werden können. Das sonderpädagogische Zentrum richtet sich an alle Eltern, die für den Schuleintritt ihres Kindes Beratung brauchen. Die gute Zusammenarbeit mit dem Kindergarten der behinderten Kinder die hier integriert sind ist die Grundlage für integrative Beschulungsmaßnahmen. Das SBZ Krems versucht daher in Zusammenarbeit mit Sonderkindergärtnerinnen und Fachleuten ein Bild des behinderten Kindes zu zeichnen, gemeinsam mit den Eltern, das die Ausgangslage für alle schulischen Arbeiten letztendlich ist.
Auf Wunsch der Eltern führt man eine Begutachtung des Kindes bereits im Kindergarten durch und erstellt ein Förderkonzept für das Kind. Dieses Förderkonzept wird im Beisein der Kindergärtnerin mit den Kindern und den Eltern besprochen. Es informiert über außerhäusliche Hilfen für das Kind, Ergotherapie, mobile Beratung und vieles mehr und stellt Kontakte her. Es ist hilfreich beim Auswählen einer geeigneten Schule. Sei es in einer Volksschule oder direkt im SBZ und es bereitet auf Wunsch der Eltern integrative Maßnahmen eben für diesen Schuleintritt vor.
Es informiert genau über die Rechte der Eltern, die den schulischen Bereich betreffen. Bietet diese Hilfen für Eltern an wie für Kinder mit geistiger Behinderung, mit körperlicher Behinderung, Sinnesbehinderung, Wahrnehmungsbeeinträchtigung oder Verhaltensproblemen. Es steht und fällt mit den handelnden Personen, so heißt es immer, auch in diesem Fall. Lehrerinnen, Leiter und Leiterinnen der sonderpädagogischen Zentren sind Schlüsselpositionen für das Gelingen von Integration die sie auch vom Gesetzgeber erhalten haben. In ihrer Hand liegt es, die Eltern zu beraten, ebenso aber auch den verantwortungsbewussten Einsatz von Lehrmitteln, von Ressourcen, die vorhanden sind, auch umzusetzen. Ich darf immer wieder das sonderpädagogische Zentrum in Krems besuchen und mich davon überzeugen, wie großartig die Qualität der Integration in unseren Volksschulen, Hauptschulen und im SBZ ist.
Gerne möchte ich noch die stationäre Behindertenhilfe hier ansprechen. In Zusammenarbeit von Land und privaten Wohlfahrtsorganisationen, Lebenshilfe, Caritas, Kolping, diverse Elternvereine wurde ein dichtes Netz an regionalen Einrichtungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen geschaffen. Ende 1975 wurden die ersten Tagesheimstätten für behinderte junge Menschen in Betrieb genommen. Heute sind es bereits über 70 derartige Einrichtungen in Niederösterreich.
In mehr als 50 Wohneinrichtungen in Niederösterreich für Menschen mit besonderen Bedürfnissen leben rund 2.100 Personen und weitere Einrichtungen werden errichtet. Als Betreuer und Begleiter von behinderten Menschen in diesen Einrichtungen arbeiten über 3.000 Menschen. Durch diese Aktivitäten konnte eine sehr gute und regionalnahe Versorgungssituation in Niederösterreich geschaffen werden. Aus der Behindertenmilliarde werden eine Reihe von nachfolgenden Maßnahmen, die ich Ihnen jetzt gerne aufzählen möchte, gemeinsam mit dem Land, finanziert.
Beschäftigung: Der geschützte Arbeitsplatz für behinderte Menschen ist von besonderer Bedeutung. Integration in der Gesellschaft ist ein vorrangiges Ziel für jeden, für Gesunde oder für Beeinträchtigte. Integration bedeutet, von seinen Mitmenschen bemerkt und anerkannt zu werden. Beugt Vereinsamung und Abgleiten in psychische Krisen vor und hat daher einen enormen und gesundheits- und sozialpolitischen Stellenwert. Im berufsfähigen Alter geschieht Integration in einem erheblichen Ausmaß durch Teilnahme am Arbeitsleben.
In Niederösterreich befinden sich derzeit rund 2.200 Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf geschützten Arbeitsplätzen. Im Vergleich dazu existieren in ganz Österreich 8.100 geschützte Arbeitsplätze. Die Kosten für diese geschützten Arbeitsplätze trägt entweder das Bundessozialamt, das Arbeitsmarktservice oder das Land Niederösterreich. Im Rahmen der sogenannten Arbeitsassistenz werden zirka 500 Personen am Arbeitsplatz in Niederösterreich begleitet und unterstützt.
Dem Ganzen vorangestellt ist die Leistung des Clearings. Das ist eine Dienstleistung mit dem Ziel, behinderten jugendlichen Menschen ihre Perspektive im Berufsleben aufzuzeigen. Diese Schnittstelle zwischen Schule und Beruf betreut zirka 400 Personen. Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft können nicht in Form von Bedarfs- und Entwicklungsplänen von der öffentlichen Hand geplant werden. Nur durch die Sensibilisierung von Betrieben und der notwendigen Hilfestellung, zum Beispiel Arbeitsassistenz und viel Überzeugungsarbeit in der Öffentlichkeit ist dieser nötige Ausbau auch möglich.
In Niederösterreich haben wir mit dem Verein „Null Handicap“ einen fantastischen Verein, der Jugendlichen hilft, in einem Arbeitsplatz für sein zukünftiges Leben Erfahrungen zu sammeln und Selbstwert zu bekommen. „Null Handicap“, ein Projekt, das Jugendliche aufnimmt, in einem Arbeitsplatz eben fördert, die Kosten zum Großteil dafür übernimmt und der Arbeitgeber sich dafür dann auch soweit orientieren kann dass er sagen kann, ich kann dieses behinderte Mädchen oder diesen Buben aufnehmen. Es ist nicht jemand, der meine Arbeit behindert. Sondern er hilft in meiner Arbeit eine Sozialisierung herbeizuführen.
Behinderte Menschen in diesem Bereich werden gerne von den Firmen weiter behalten und das ist ein sehr großer Erfolg für das Land Niederösterreich mit seinem Verein „Null Handicap“. Der Verein „Null Handicap“, dessen Obfrau Frau Landesrätin Dr. Petra Bohuslav ist, wurde ja im Juli 2001 auf Initiative der damaligen Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop gegründet. Bei der Gründung im Jahr 2001 beschäftigte der Verein 38 Teilnehmer. Heute sind 65 Menschen, 40 Männer und 25 Frauen, hier in Betreuung. Besonders geachtet wird seitens des Vereines auf eine gute berufliche Integration. Seit der Gründung des Vereines im Jahr 2001 wurden insgesamt 108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vermittelt und beschäftigt. Ich hoffe, dass das weiter gehen wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Sacher: Ich erteile als nächster Rednerin Frau Abgeordneter Mag. Kögler das Wort.
(Dritter Präsident Ing. Penz übernimmt den Vorsitz.)
Abg. Mag. Kögler (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten!
Ich darf mich im Rahmen der Debatte in der Budgetgruppe 4 besonders auf die aktuelle Lage der Frauen, die Gleichbehandlung und das Gender Mainstreaming konzentrieren. Und darf gleich am Beginn feststellen, dass dieses Budget für mich keine verstärkten Ansätze zur Gleichstellungspolitik erkennen lässt. Die gleiche Beteiligung von Frauen und Männern an den wirtschaftlichen Ressourcen und an der gesellschaftlichen und familiären Verantwortung spiegelt sich eigentlich nicht in der finanziellen Gebarung dieses Landes wider. Und ich denke mir, es wäre doch ein so wichtiges Thema.
Denn damit Frauen und Männer wirklich die gleichen Chancen haben, müssen geschlechtsspezifische Strukturen und Bedingungen verändert und Benachteiligungen abgebaut werden. Das heißt, die sozialen Unterschieden zwischen Frauen und Männern sollte Rechnung getragen werden und die Gleichstellung zum Ausgangspunkt aller unserer Entscheidungen gemacht werden.
Im Hinblick auf diese Zielvorstellung würde ich anregen, in das Budget der kommenden Jahre noch mehr Ansätze aufzunehmen, die die Gleichstellung von Frauen in Niederösterreich fördert, zum Beispiel auch im Bildungsbereich und auch im Wirtschaftsbereich. Denn ich bin mir sicher, viele von Ihnen können sich noch daran erinnern an den Beschluss des NÖ Landtages vom 3. Oktober 2002 zum Thema Gender Mainstreaming. Und in dem heißt es, ich zitiere: „Gender Mainstreaming soll als Querschnittsaufgabe für alle Bereiche der Landespolitik als verbindliches Leitziel verankert werden. Bei allen Vorhaben, Aktivitäten und Maßnahmen können damit die unterschiedlichen Lebenssituationen, Anliegen, Bedürfnisse, Interessen und Probleme von Frauen und Männern verstärkt berücksichtigt werden.“ Zitatende. Und ich denke, es ist heute eine gute Gelegenheit und wieder einmal an der Zeit, diesen Beschluss hier ins Gedächtnis zu rufen.
Wobei ich in diesem Zusammenhang die Arbeit der NÖ Gleichstellungsbeauftragten positiv erwähnen darf. Ihnen wie mir ist sicherlich in den letzten Wochen der umfassende Bericht über die Jahre 2004 bis 2006 zugegangen. Trotz dieser Bemühungen im öffentlichen Dienst muss man aber feststellen, dass schon auf Grund der schlechteren Ausbildung Frauen in Niederösterreich noch immer schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben. Diese Tatsache spiegelt sich schon in den enormen Einkommensunterschieden wider. Denn bereits beim Berufseinstieg verdienen Frauen im Durchschnitt 18 Prozent weniger als Männer und im Laufe des Berufslebens erhöht sich diese Differenz noch einmal. Wenn man zusammenfasst, was das AMS über die Arbeitsmarktsituation der Frauen in Niederösterreich festhält, gibt das kein sehr schönes Bild. Frauen verdienen sowohl in Vollzeitbeschäftigung wie auch in Teilzeit um mehr als ein Drittel weniger. Die Konzentration der Frauen erfolgt noch immer auf wenige Branchen: Handel, Friseur und so weiter. Frauen gelingt der berufliche Aufstieg seltener und Frauen müssen öfter unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten.
Auch ist es so, dass 44,6 Prozent der beschäftigten Frauen in Niederösterreich Teilzeit arbeiten. Dabei arbeiten immer mehr Frauen unfreiwillig Teilzeit - weil sie keinen Vollzeitarbeitsplatz finden. Und die Tendenz der Wirtschaft, diese billigen Teilzeitjobs zu schaffen anstatt von qualitativen Arbeitsplätzen bestraft vor allem Frauen mit Kindern. Damit Kinder und Berufstätigkeit aber keinen Widerspruch darstellen, müssen die Rahmenbedingungen verändert werden und die Kinderbetreuung noch immer weiter ausgebaut werden. Ich habe das gestern schon relativ intensiv ausgeführt. Aber ich glaube, wir sind uns einig, Frau Landesrätin, die Wünsche der Frauen in diesem Bundesland sind ganz eindeutig: Ein Mehrangebot in der Kinderbetreuung. (LR Mag. Mikl-Leitner: Sie unterliegen einem Irrtum Frau Kollegin! 70 Prozent der Frauen wollen Teilzeit arbeiten!)
Frauen leisten noch immer 80 Prozent der Hausarbeit und 75 Prozent der Kinderbetreuungsarbeit und sind daher einer Doppel- und Dreifachbelastung ausgesetzt. Und hier müssen wir ansetzen. Und ich hoffe, dass die erhöhte Dotierung des Frauenreferates, die ich positiv erwähnen möchte, weil sie wurde von 314.000 … (LR Mag. Mikl-Leitner: Bringen Sie mir die Fälle und ich löse sie alle – LR Mag. Sobotka: Zeiten Sie uns die Fälle die keinen Kinderbetreuungsplatz haben!)
Zeig ich Ihnen.
… von 314.000 auf 344.000 Euro aufgestockt. Ich hoffe, das wird dafür verwendet, den gesellschaftlichen Wandel in Niederösterreich voranzutreiben und die Frauen in diesem Land zu entlasten.
Abschließend darf ich ja auch noch auf etwas Erfreuliches in der Frauenpolitik hinweisen, worauf, glaube ich, alle Frauen stolz sein können. Unter einer sozialdemokratisch geführten Bundesregierung kommt der Frauenpolitik wieder jener Stellenwert zu, der ihr auch gehört. Mit der Einrichtung eines eigenen Frauenministeriums. (Beifall bei der SPÖ. – Heftige Unruhe bei der ÖVP.)
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