Komparative Phraseologismen
Sie werden auch unter dem Begriff phraseologische Vergleiche bekannt. Durch den Vergleich werden die Komponente verstärkt: Adjektiv (falsch wie eine Katze), Verb (sich benehmen wie ein Elefant im Porzellanladen). Man kann auch andere Konstruktionen wie ‚so dass’ oder „als’ finden: dümmer, als die Polizei erlaubt oder so still, dass man eine Stecknadel zu Boden hören könnte.
Kinnegramme
Mit Kinnegrammen wird die direkte Verbalisierung des nonverbalen Signals gemeint, z. B. die Achsel zucken. (vgl. Fleischer 1997: 246; Burger 2003: 46)
Geflügelte Worte
Als geflügelte Worte können wir solche Ausdrücke bezeichnen, die eine belegbare Quelle haben. Sie kommen vor allem aus Literatur, Film und Werbung, folgendes Beispiel stammt von William Shakespeare: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.
Autorphraseologismen
Unter dem Terminus Autorphraseologismen werden metaphorische Wendungen, die an einem Text oder Autor gebunden sind, verstanden. Sie behalten den Sinn nur im Rahmen eines bestimmen Textes und werden deshalb nicht lexikalisiert. (vgl. Fleischer 1997: 23; Burger 2003: 47)
Onymische Phraseologismen
Diese Klasse besitz die Funktion von Eigennamen, z. B.: Das Rote Kreuz, Der Ferne Osten.. (vgl. Fleischer 1997: 70, 71; Burger 2003: 47)
Phraseologische Termini
Nach einigen Sprachforschern gehören phraseologische Termini, die oft teilidiomatisch oder nichtidiomatisch sind, nicht in den Bereich der Phraseologie.
Sie stammen oft aus der juristischen Fachsprache wie einstweilige Verfügung oder aus der Wirtschaftssprache wie in Konkurs gehen, aber finden Anwendung auch in der alltäglichen Sprache.
Klischees
Diese Klasse ist sehr oft in Schlagzeilen zu finden. Klischees sollten nach Burger Folgendes erfüllen: „Bedingung ist, dass ein bestehender Phraseologismus für eine konkrete politische oder ökonomische Situation als besonders passend empfunden wird oder dass eine metaphorische Wortverbindung geprägt wird, die schlagartig ‚einleuchtet’ und dann phraseologisch wird.“6
Kollokationen
Zu Kollokationen gehören vor allem transparente, d.h. schwach- oder nichtidiomatische, Wortverbindungen, die für die fachsprachliche Texte typisch sind. Zu dieser Gruppe reihen sich auch Substantiv-Verb-Kollokationen, sog. Funktionsverbgefüge z.B. zur Entscheidung kommen, j-m Hilfe leisten.
Routineformeln
Die Routineformeln besitzen eine spezifische Funktion bei der mündlichen Kommunikation, sie helfen meistens bei den kommunikativen Handlungen, die sich wiederholen: siehst du?, wie ich schon sagte, ich denke, was ich weiß.
(4. Klassifikation und Terminologie: vgl. Burger 2003, Fleischer 1997, Hüppner-Topalovic-Elspaß 2001)
III.
GESCHLECHTSSPEZIFISCHE PHRASEOLOGIE
IM SYSTEM
1. Einführung in den Bereich der Geschlechsspezifik
Die Geschlechtsspezifik wurde zu einem ganz oft behandelten Thema in der Gesellschaft, im Internet wimmelt es von Stichwörtern wie geschlechtsspezifischer Unterricht, Geschlechtsspezifik im Sprachgebrauch, geschlechtsspezifische Rollenverhalten, Geschlechtsspezifik von Erkrankungen. Man betrachtet sie aus vielen Gesichtspunkten verschiedener Bereiche (Biologie, Medizin, Linguistik, Pädagogik, Soziologie, usw.).
Und was bedeuten eigentlich die Begriffe ‚Geschlechtsspezifik‘ oder ‚geschlechtsspezifisch‘?
Kurz und klar gefasst, alles, was als geschlechtsspezifisch bezeichnet wird, berücksichtigt je nach Standpunkt die typischen Merkmale des jeweiligen Geschlechts.
1.2. Problemaufriss der geschlechtsspezifischen Phraseologie
Die Überlegungen, die die Geschlechtsspezifik betreffen, werden auch in der Phraseologie angestellt. Obwohl diese Thematik in dem Phraseologie-Bereich ganz neu ist, erscheinen interessante Anregungen. Man stellt die Fragen, ob es eigentlich geschlechtsspezifische Phraseologismen in der deutschen Sprache gibt, ob Restriktionen bei der Verwendung der Phraseme bezüglich der Geschlechtsspezifik vorkommen, worin diese Restriktionen bestehen und ob die Phraseologismen in den Wörterbüchern mit zusätzlichen Kommentaren wie ‚bezogen auf Männer‘ oder ‚von Frauen gesagt‘ versehen werden sollen.
2. Die Systematik der geschlechtsspezifischen Phraseme
Es kommen sehr wenige theoretische Publikationen vor, in denen sich die Autoren mit den geschlechtsspezifischen Merkmalen bei Phrasemen beschäftigen, um so weniger gibt es Werke, die diese Thematik systematisieren. Im theoretischen Teil stütze ich mich, was die Einteilung angeht, vor allem auf die Arbeiten von Elisabeth Piirainen (Piirainen 2001, 2002, 2004) und teilweise auch Jochen Sternkopf’s Konzepte (Sternkopf 1995). Für die Bedeutungserklärung der Phraseme nutze ich die Duden-Publikationen (Duden-Band-11 1992, Duden 2003) und Moderne deutsche Idiomatik (Friedrich 1995).
Klassifikation
Bei der Klassifikation der Geschlechtsspezifik in der Phraseologie sind nach Sternkopf zweierlei geschlechtsspezifische Aspekte zu unterscheiden. Erstens handelt es sich um den geschlechtsspezifischen Aspekt „im Komponentenbestand fester Wendungen“7 und zweitens um den geschlechtsspezifischen Aspekt „bei der Verwendung fester Wendungen“8.
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Geschlechtsspezifische Aspekte im Komponentenbestand der Phraseme
Das Vorkommen der geschlechtsspezifischen Wörter in den phraseologischen Wortverbindungen hat keinen Einfluss auf die Anwendung der Phraseologismen. Dieser Gesichtspunkt sagt uns nur, wenn im Komponentenbestand ein geschlechtsspezifisches Wort (z.B. ein Frauen- oder Männername) vorkommt, muss es nicht unbedingt die geschlechtsspezifische Bedeutung des ganzen Phrasemes bedingen.
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Eigennamen als Konstituenten der Phraseologismen
Sehr oft kommen als Konstituente der Phraseme die Name der biblischen und literarischen Herkunft, aber auch ganz gewöhnliche Namen.
in Abrahams Schoß sitzen („wie im Paradies leben“)
Hinz und Kunz („alle möglichen, x-beliebigen Leute“)
dem Peter nehmen und dem Paul geben („ein Loch stopfen und ein anderes aufreißen“)
j-n zur Minna machen („ugs; j-n. grob ausschimpfen, zurechtweisen“)
Lieschen Müller („ugs.; die durchschnittliche, keine großen Ansprüche stellende Frau“)
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Verwandtschaftsbezeichnungen als Konstituenten der Phraseologismen
über den großen Onkel gehen („mit einwärts gerichteten Füßen gehen“)
der verlorene Sohn (1. „geh.; j-d., der in seinem Tun u. Handeln, seinen Anschauungen o. Ä. nicht (moralischen) Vorstellungen, Erwartungen seiner Eltern entspricht u. deshalb für diese eine große Enttäuschung bedeutet; 2. j-d., von dem man lange keine Nachricht hatte, den man lange nicht gesehen hat“)
ist/war dein Vater Glaser? („ugs., scherzh.; meinst du, du wärst durchsichtig?; du nimmst mir die Sicht“!)
das kann meine Tante auch („das ist ganz leicht, ist nicht die richtige Lösung der gestellten Aufgabe“)
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Wörter ‚Mann’ und Frau’ als Konstituenten der Phraseologismen
Ganz oft treten in den deutschen Phrasemen auch die Bestandteile Mann und Frau auf.
den wilden Mann spielen („sich wild benehmen, toben“)
ein Mann der Tat („ein Mann, der lieber handelt, als dass er lange überlegt und abwägt“)
ein toter Mann sein („ugs.; [von männlichen Personen] erledigt sein, keine Zukunftsaussichten mehr haben“)
ein Mann auf der Straße („der den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentierende Bürger“)
eine Frau von Welt („eine Frau, die gewandt im [gesellschaftlichen] Auftreten ist“)
eine Frau mit Vergangenheit („verhüll., eine Frau mit zweifelhaftem Ruf“)
2.2. Geschlechtsspezifische Aspekte bei der Verwendung der Phraseme
Die geschlechtsspezifischen Aspekte bearbeite ich auf Grund der Einteilung von Elisabeth Piirainen (Piirainen 2001, 2002, 2004). Der oben angeführte Gesichtspunkt betrifft erstens die Beschränkungen für den Gebrauch der Phraseologismen durch ihre aktuelle Bedeutung und zweitens durch ihre Bildlichkeit. Im Rahmen der zwei Gruppen sind noch einige Unterteilungen zu finden, die auf den Beschränkungsursachen beruhen: biologisch-physiologischer Bereich und soziokultureller Bereich.
2.1.1. Die Einschränkungen für den Gebrauch der Phraseme aufgrund ihrer aktuellen Bedeutung
Diese Gruppe regelt sich nach der Restriktion durch das Zielkonzept.
2.1.1.1 Biologisch - physiologisches Gebiet
Es gibt anatomisch-bedingte Besonderheiten sowohl bei dem schwachen Geschlecht als auch bei dem starken, die die Verwendung der Phraseologismen stark einschränken. Diese geschlechtsspezifischen Markierungen sind ‚selbstverständlich’, deshalb müssen sie nicht berücksichtigt werden. Trotz dieser Tatsache werden sie wegen der Vollständigkeit angeführt.
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Das anatomische geschlechtsspezifische Menschenbild
Dieser Bereich betrifft z. B. Glatze oder Busen. Zur Illustration folgende Phraseme:
j-m wächst der Kopf durch die Haare („ugs., scherzh.; j-d bekommt eine
Glatze“)
bei jemandem geht der Mond auf („scherzh., salopp; j-d bekommt eine
Glatze“)
etw. in/unter der Bluse haben („salopp; einen üppigen Busen haben“)
einen tollen Balkon haben („ugs., salopp; einen schönen Busen haben“)
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Fortpflanzung
Die Phraseme aus dem Gebiet der ‚Schwangerschaft und Geburt’ kommen sehr oft in der deutschen Phraseologie vor, vor allem handelt es sich um eine positive Einstellung zur Mutterschaft. Es kommen auch die Phraseologismen, die das ‚Vater-Werden’ erfreulich finden.
in gesegneten Umständen sein („verhüllend; schwanger sein“)
bei j-m ist etwas unterwegs („verhüllend, ugs.; j-d erwartet ein Baby“)
in die Wochen kommen („niederkommen“)
Vaterfreuden entgegensehen („scherzhaft, bald Vater werden“)
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Geschlechtliche Handlung
Unter dem Ausdruck ‚geschlechtliche Handlung’ können z. B. Betasten, Defloration oder Schwängern verstanden werden, diese Aktivitäten können von Männern ausgeübt werden.
j-m an die Wäsche gehen, wollen („ugs.; sich j-m. nähern bzw. nähern
wollen, um Geschlechtsverkehr mit ihm zu haben“)
j-m Unschuld rauben („geh.; verhüllend; j-m entjungfern“
j-m ein Kind machen („ugs.; eine Frau schwängern“)
2.1.1.2. Soziokulturelles Gebiet
Auf diesem Gebiet handelt sich vor allem um die phraseologischen Wortverbindungen, die sich auf die Gesellschaft beziehen, d.h. auf die Tätigkeiten, Verhalten oder Pflichten der Gemeinschaft. Diese können wir folgendermaßen einteilen:
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Erscheinungsbild, Garderobe und ihre Evaluation
Dieser Bereich betrifft vorwiegend Phraseme, die die positive oder negative Einstellung zum Aussehen oder Bekleidung der Männer- und Frauenwelt einnehmen.
aufgedonnert sein („salopp, abwertend; ugs.; sich geschmacklos und
übertrieben zurechtmachen, kleiden“)
geschmückt wie ein Pfingstochse („ugs., abwert; übertrieben aufgeputzt“)
von hinten Blondine, von vorne Ruine (ugs., abwertend; „spöttische
Bemerkung über eine ältere Frau, die durch elegant frisierte, blond gefärbte Haare von hinten sehr viel jünger und attraktiver aussieht“)
blondes Gift („ugs. scherzh.; erotisch attraktive Frau mit auffallend
hellblonden Haaren“)
wie ein Lackaffe aussehen/herumlaufen („ugs.; durch zu auffallendes
Äußeres eitel wirken“, auf die Kleidung der Männer bezogen)
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Anbahnung der Beziehungen, Brautwerbung und Mitgift
In vielen Phrasemen aus dieser Domäne ist die führende Position des Mannes zu sehen, dagegen die Frau muss die vorgeschriebene passive Rolle spielen – wenn sich schon eine Frau nicht so verhält, haben die Phraseologismen eine negative Konnotation. Was die Teildomäne ‚Mitgift’ betrifft, ist nicht sicher, ob es auf diesem Gebiet die Restriktionen zu finden sind.
auf Brautschau gehen („ugs., scherzh.; eine Ehefrau suchen“)
j-m den Hof machen („sich um die Gunst einer Frau bemühen, eine Frau
umwerben“)
hinter jedem Rock her sein/herlaufen („ugs.; allen Frauen nachlaufen“)
Mauerblümechen (a. „ugs.; Mädchen, das beim Tanzen nur selten
aufgefordert wird, b. unscheinbares Mädchen, das von Männern kaum beachtet wird; nach dem Vergleich mit einer Blume, die an einer Mauer blüht, wo man sie leicht übersieht)
sich j-m. an den Hals werfen („ugs., abwertend; „sich j-m. aufdrängen“, dieses Phrasem ist mit auch mit Bild der heiratslustigen Frau verbunden)
sich ins gemachte Bett legen („um sich die normalerweise nötigen eigenen Anstrengungen zu ersparen, etwas Vorgefundenes, von anderen Geschaffenes für sich nutzen“, oft spielt auf die finanziell günstige Heirat an; früher mehrheitlich auf Männer bezogen)
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‚Machtverteilung’ zwischen Mann und Frau
Immer galt der Mann als Haupt der Familie und die Frau als ein stilles fügsames Wesen. Diese Bilder und die, die der allgemeingültigen Vorstellung widerstehen (d.h. eine zänkische oder herrschsüchtige Frau und ein Anträge seiner Frau befolgender Mann- vor seiner Frau beherrschter), spiegeln sich in den Phraseologismen dieses Bereiches wider.
ein Macho („ugs., oft abwertend; „ein seine Männlichkeit betonender Mann; ein Angeber / überheblicher Mann / Chauvinist“)
unter dem Pantoffel stehen („ugs.; von der Ehefrau beherrscht werden, unterdrückt werden“)
ein Heimchen am Herd („eine naive, nicht emanzipierte Frau, die sich mit ihrer Rolle als Hausfrau und Ehefrau zufrieden gibt“)
Haare auf den Zähnen haben („von schroffer, herrschsüchtiger, streitbar-aggressiver, rechthaberischer Wesensart sein [u. sich auf diese Weise behaupten]; meist auf Frauen bezogen; vermutl. hergeleitet von starker Behaarung als Zeichen von Männlichkeit, die sich sogar auf den Zähnen [älter: auf der Zunge] zeige“)
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Arbeitswelt
Es erhielten sich nur wenige Widerspiegelungen der damaligen Arbeitsrollen (die Frau kocht, räumt auf, kümmert sich um Kinder, dagegen der Mann arbeitet auf dem Acker, übte ein Handwerk aus usw.) in der deutschen Phraseologie. Restriktionen betreffen nur noch z. B. Prostitution oder Angehörigkeit zum Orden.
das horizontale Gewerbe ausüben („ugs., scherzh.; die Prostitution ausüben“)
aus der Kutte springen („ugs. scherzh.; ein geistliches Amt niederlegen“)
2.1.2. Die Einschränkungen für den Gebrauch der Phraseme aufgrund ihrer Bildlichkeit
Die Restriktionen in diesem Bereich beruhen auf dem Bild des Phraseologimus, das oft durch die einzelne Konstituente (z. B. Schürze, Brust, Bart, Sack) oder durch die Metapher hervorrufen ist. Die Einschränkungen auf Grund der Geschlechtsspezifik können wegen der verborgenen wörtlichen Bedeutung des Phrasems entstehen. Die Restriktionen bei dieser Gruppe sind durch das Ausgangskonzept bedingt.
2.1.2.1. Biologisch-physiologisches Gebiet
Nicht nur die Anatomie der Männer und Frauen sondern auch das Bild des Phraseologismus lassen die Restriktionen entstehen. Die Klassifikation kann folgenderweise durchgeführt werden:
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Merkmale der Geschlechter (primär und sekundär)
Was die primären Geschlechtsmerkmale – wie Geschlechtsorgane angeht, sind in der deutschen Phraseologie nur die männlichen Genitalien vorhanden, diese Tatsache bestimmt also die Einschränkung nur auf Männer. Es kommen die Konstituente ‚Eier’, ‚Sack’, ‚Schwanz’, ‚Vorhaut’ vor, meistens haben die Phraseme derbe Konnotation.
j-m auf den Sack fallen/gehen („derb; j-n ärgern, stören, j-m lästig sein“)
j-m auf die Eier gehen („derb; j-m äußerst lästig werden“)
Bei den Phraseologismen mit den sekundären Geschlechtsmerkmalen
könnten die Gebrauchsrestriktionen auf Männer so wie auch auf Frauen
bezogen werden, aufgrund der Körperteile, durch die sich Frauen und
Männer unterscheiden, d. h. Brust oder Bart.
Der Begriff ‚Brust’ ist aber wegen der zwei unterschiedlichen Konzepten
umstritten. Was bei Phrasem sich in die Brust werfen („sich mit etw. brüsten; prahlen“) realisiert wird, drückt eher eine körperliche Haltung, die oft nur mit Männern verbunden wird.
Das Problem entsteht auch bei der phraseologischen Wendung etwas in
den Bart brummen / brummeln / murmeln (ugs., „leise / unverständlich
sprechen“), es muss überprüft werden, ob es wirklich Restriktionen
(auf Männer) im Gebrauch gibt. Der Satz ‚Sie murmelte ihre
Bemerkungen in den Bart‘ kann für manche Muttersprachler in Ordnung
sein.
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Weisen der Harnentleerung
Auf der Basis der anatomischen Dispositionen der beiden Geschlechter entstehen auch die unterschiedlichen Bilder bei den Phrasemen aus diesem Bereich:
eine Stange Wasser in die Ecke stellen/ eine Stange Wasser in die
Schüssel stellen(„derb; urinieren, von Männern“)
einen hohen Wasserfall haben („derb, scherzh.; langbeinig sein, von
Frauen“)
2.1.2.2 Soziokulturelles Gebiet
Reichlich kommen in der deutschen Sprache die geschlechtsspezifischen Phraseologismen vor, deren Bildlichkeit sich auf die soziokulturellen Gegebenheiten stützt. Es ist vor allem die Ebene der Bekleidung mit allen Accessoires vertreten, weniger dann die berufliche Ebene. Auch auf diesem Gebiet gibt es die Restriktionen für die Verwendung der Phraseme.
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Kleidung
Diesem Bereich können wir die Phraseme, die die Kleidung als eine Konstituente enthalten, zuordnen. Was die Frauen betrifft, geht es hier um die Haube – das Symbol für die verheiratete Frau, das Kleid, den Rock. Eine geschlechtstypische Markierung können wir auch bei der weiblichen Frisur finden.
unter der Haube sein („ugs. scherzh.; verheiratet sein“)
j-n unter die Haube bringen („ugs. scherzh.; jmdn. mit jmdm. verheiraten“)
unter die Haube kommen („ugs. scherzh.; von jmdm. geheiratet werden“)
lange Haare, kurzer Verstand („bissige Bemerkung einem Menschen gegenüber, der seine Haare lang trägt und der etwas Törichtes sagt oder tut“) Zunächst richtete sich diese phraseologische Wortverbindung auf die Frauen und sollte ihre Minderwertigkeit gegenüber den Männern ausdrücken.
Dagegen gibt es fast keine Restriktionen im Gebrauch der Phraseme, die als Bestandteil früher typisch männliche Bekleidung Hose enthalten. In der Gegenwart bevorzugt die Mehrheit der Frauen die Hose vor dem Rock und deshalb wirkt dieses nicht mehr als geschlechtsspezifisch. Das Phrasem die Hose anhaben („ ugs.; Herr im Hause sein“) ist vielleicht das einzige, das die klare geschlechtsspezifische Markierung aufweist.
(Bemerkung: seine gegenwärtige Interpretation ist irreführend, da ist ein kulturgeschichtlicher Exkurs nötig: „Hose (mittelhochdeutsch bruoch) war kein Beinkleid, sondern ein kleiner Slip (modern etwa: ein Tanga), der die Macht des Mannes symbolisierte. Wenn die Frau in den Besitz dieses Symbols gelangen konnte, so hatte sie die ‚die Macht’ (dazu ausführlich: Jaritz 1992).“9
Die Beziehung auf die Jungen können wir auch bei dem Phrasem j-m den Hosenboden strammziehen finden, aber eher nur aufgrund seiner aktuellen Bedeutung.
Eher historisch sind die Gebrauchsrestriktionen bei Phraseologismen wie j-m etw. unter die Weste jubeln („ugs.; erreichen, dass j-d. gegen seinen Willen etw. bekommt, hat, machen muss“) zu begründen. Die Weste wird nicht mehr nur als Bestandteil des Anzugs wahrgenommen, sondern kann auch der Bestandteil des Frauenkostüms sein.
Auf dem sozio-kulturellen Gebiet kommen noch weitere Phraseologismen vor, die als Komponente ein Kleidungsstück haben. Es handelt sich eher um Kleidungsaccessoires für Männer wie zum Beispiel Schlips/Krawatte. Diese Phraseme können dann aufgrund der Bildlichkeit nur schwer auf Frauen bezogen werden. Beschränkte Verwendung für die weiblichen Personen gibt es auch bei phraseologischen Wendungen mit Bestandteilen Anzug oder Jackett.
einen hinter die Binde gießen („ugs.; ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen“)
j-m auf den Schlips treten („jmdm. zu nahe treten; jmdn. beleidigen“)
j-n aus dem Anzug boxen („salopp; jmdn. verprügeln“)
einen unter Jackett brausen („Alkohol trinken“)
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Sitz der Brieftasche
Der Ursprung der möglichen Restriktionen in diesem Bereich ist in der gesellschaftlichen Stellung der Frau und des Mannes. Früher disponierten über Geld vor allem die Männer, die das Portemonnaie/Brieftasche in seinem Kleidungsstück (ganz nah am Körper) versteckt hatte. Deshalb kann die ganze Gruppe der folgenden Phraseologismen als männer-beschränkt verstanden werden.
aus der linken Hosentasche bezahlen („etwas ohne Mühe bezahlen können“)
schwach auf der Brust sein („ugs.; wenig Geld haben“)
c) Arbeitswelt
fressen wie ein Scheunendrescher („salopp; unmäßig viel, große Portionen essen“)
flüchten wie ein Bierkutscher („heftig, mit groben Worten fluchten“)
saufen wie ein Bürstenbinder („maßlos trinken“)
In den oben angeführten Phraseologismen kommen kaum noch geschlechtsspezifische Restriktionen zum Vorschein. Ursprünglich betrafen sie eher Männer als Frauen, diese Tatsache kann vielleicht im Referenzbereich (Fressen, Saufen und Fluchten) begründet sein.
d) Gesten und Umgangsformen
Die früher nur auf Männer beschränkten Phraseme, die ein männliches Benehmen zeigen, werden heutzutage aus dem Gesichtspunkt der Geschlechtsspezifik als neutral bezeichnet.
vor j-m, vor etw. den Hut ziehen („vor j-m, vor etw. große Achtung haben“)
den/seinen Hut nehmen („zurücktreten, aus dem Amt scheiden“)
2.1.2.3. Tierwelt
Im Rahmen der Bildlichkeit der Phraseologismen unterscheiden wir außer des physiologisch-biologischen und soziokulturellen Gebiets noch die Tierwelt. In diesem Bereich spiegelt sich die landwirtschaftliche Tradition wider, viel vertreten sind die Nutztiere wie Hahn, Bock, Kuh oder Gans. Das Erscheinungsbild der Tiere stimmt mit der Realität überein. Dagegen die Tiere, die in Fabeln, Tierepen, Volksmärchen und nicht zulezt auch in der Bibel vorkommen, haben da eher eine symbolische Funktion Wir können zum Beispiel Fuchs und Schlange erwähnen. Das reale und symbolische Konzept ist aber in vielen Fällen schwer zu unterscheiden.
Die Phraseologismen, die ausschließlich auf die männlichen Personen bezogen werden:
Hahn im Korbe sein („ugs., als Mann in einem überwiegend aus Frauen bestehenden Kreis im Mittelpunkt stehen“)
j-m schwillt der Kamm („ugs.; 1. jmd. wird übermütig. 2. jmd. gerät in Zorn“)
Bei den zwei ersten von oben angeführten Phraseologismen beeinflusst die Geschlechtsspezifik die Komponente ‚Hahn‘, bei dem dritten Phraseologismus spielt eine Rolle das Hauptmerkmal des Hahns der ‚Kamm‘.
Das Phrasem, das meistens mit der männlichen Person verbunden ist:
ein schlauer Fuchs sein („ugs.; ein erfahrener, raffinierter, gerissener Mensch sein“)
Die symbolische Bedeutung für den Fuchs hat eine lange Tradition, seit langen wurde der Fuchs als ein schlaues und hinterlistiges Wesen wahrgenommen.
Die Gebrauchsrestriktionen bei dem ‚Fuchs‘ sind ein bisschen umstritten, nach Piirainen (vgl. Piirainen 2001) werden die Phraseme mit ‚Fuchs’ auf Männer bezogen. Dagegen Dobrovol’skij (vgl. Dobrovol’skij 1997) führt einige Fakten, die die Zugehörigkeit zu dem weiblichen Geschlecht zeigen: in der Antike wurde der Fuchs als weiblich vorgestellt, die Vorstellungen gehen von der alten indoeuropäischen Geschichte aus. Auch in der ostasiatischen Kultur tritt der Fuchs in der weiblichen Gestalt auf.
In der Gruppe der phraseologischen Verbindungen, die mit weiblichen Personen zusammenhängen, befinden sich nicht viele Phraseme, zu nennen sind manche Kollokationen mit Komponenten ‚Kuh’ oder ‚Gans’, oft gemeint als Beschimpfungen:
Sie ist eine blöde Kuh. („weibliche Person, über die sich jmd. ärgert“)
dumme Gans („ugs. abwertend; unerfahrene, junge weibliche Person“)
Weiter gehören in diese Gruppe einige Biene- und Hummel-Idiome wie zum Beispiel:
eine flotte Biene („ugs, salopp; eine attraktive Frau “)
eine wilde Hummel („scherzhaft, ein lebhaftes, temperamentvolles Mädchen“)
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