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Die gewerblichen Auszubildenden (einschließlich Umschüler, Anlernlinge und Prakti­kanten) sind die einzige Beschäftigtengruppe in den alten Ländern, die in den neun­ziger Jahren einen Arbeitsplatzgewinn erlebte, der mit gut neun Prozent sogar erheb­lich war (siehe dazu die Tabellen 40 und 41 im Anhang). Dieser allgemeine, die Ent­wicklung in den einzelnen Betriebsgrößenklassen noch nicht berücksichtigende Be­fund ist insbesondere deshalb von besonderer Bedeutung, weil hier nur die gewerbli­chen, nicht aber die kaufmännischen oder technischen Auszubildenden erfasst wer­den (die in die jeweilige Beschäftigtengruppe integriert sind). Entsprechend muss dieses Ergebnis dem der gewerblichen Beschäftigten gegenübergestellt werden. Denn diese Gruppe der Auszubildenden soll ja später die auf den Baustellen Tätigen ersetzen. Das heißt, dass als Reproduktionsrate die Zahl der Auszubildenden der Zahl der qualifizierten Baustellenbeschäftigten gegenübergestellt werden muss. In Bezug auf diese Beschäftigtengruppen wurde im vorangegangenen Kapitel schon der be­sonders hohe Arbeitsplatzabbau herausgearbeitet, der dort in den neunziger Jahren stattgefunden hat. Dies macht die jetzt festgestellte positive Entwicklung in der Gruppe der gewerblichen Auszubildenden umso bemerkenswerter. Die Behauptung einer Reproduktionsrate kann daher nur mathematisch oder allgemein statistisch ge­troffen werden, auf der Ebene der Baubetriebe kann von der Existenz einer solchen Größe jedenfalls nicht ausgegangen werden, sonst würden diese beiden Teilentwick­lungen nicht auseinanderstreben, sondern parallel verlaufen.
Allerdings haben die Betriebe vor allem in der ersten Hälfte der neunziger Jahre zu­sätzliche Lehrlinge eingestellt; zwar wurde in dieser Zeit die Beschäftigung der sons­tigen Baustellenbeschäftigten schon nicht mehr erhöht, so dass für diesen Zeitraum tatsächlich keine Kopplung der beiden Zahlenreihen vorliegt. Aber im zweiten Jahr­fünft verhalten sich beide Kurven doch weitgehend gleich. In allen relevanten Be­schäftigtengruppen, also auch der Auszubildenden, wurde die Zahl der Arbeitsplätze seit 1996 zwischen einem Fünftel und einem Viertel abgebaut. Mit dieser freilich noch recht kurzen Parallelität der beiden Bewegungen kann doch eine gewisse Abhängig­keit behauptet werden, zumal der spätere Eintritt in die rezessive Entwicklung im Ausbildungsverhalten der Betriebe als eine nachholende Strategie interpretiert wer­den kann. Noch nicht hinreichend belegt werden kann mit dieser recht kurzen Phase des Ausbildungsplatzabbaus die Vermutung, es läge eine der Qualifizierung von Be­schäftigten (festgemacht am Engagement in der beruflichen Erstausbildung) abträgli­che Konstellation vor174.
Differenziert nach Größenklassen zeigt sich wie schon in der Betrachtung der einzel­nen Beschäftigtengruppen ein ausgesprochen buntes Bild, das im Wesentlichen die schon bekannte Betriebsgrößenabhängigkeit bestätigt: Je größer der Betrieb, desto schlechter die Entwicklung in der Beschäftigung von Auszubildenden. Die kleinsten Betriebe Westdeutschlands beschäftigten im Jahr 2000 immerhin anderthalbmal mehr Auszubildende als noch 1991; die Kleinbetriebe erhöhten die Zahl der Ausbil­dungsplätze in dieser Zeit noch um ein knappes Drittel und selbst die Betriebe der nächsten Größenklasse (20-49 Beschäftigte) bauten diese Zahl im selben Zeitraum um ein Viertel auf. In der Gruppe der Betriebe zwischen 50 und 99 Beschäftigten wurden die Ausbildungsplätze nur geringfügig aufgestockt. In den drei oberen Be­triebsgrößenklassen dagegen wurden Ausbildungsplätze massiv abgebaut. Dieser Abbau reichte von einem Sechstel über ein gutes Drittel bis zu fast zwei Dritteln ent­lang der Betriebsgrößen. Trotz dieser Unterschiedlichkeit zeigen sich doch einige Pa­rallelen im Ausbildungsverhalten der Betriebe unabhängig von ihrer Größe. So haben die Betriebe aller Größenklassen die Zahl der Ausbildungsplätze in der ersten Hälfte der neunziger Jahre erhöht. Allerdings geschah dies in unterschiedlicher Ausprägung; am stärksten war diese Expansion in den Betrieben zwischen 20 und 99 Beschäftig­ten, wo die Zahl der Ausbildungsplätze um knapp die Hälfte bis fast zwei Drittel er­höht wurde. Weiterhin ist in beinahe allen Größenklassen diese Phase der positiven Veränderungen um die Mitte des Jahrzehnts zu Ende gegangen. Seitdem wird wie­derum über alle Betriebsgrößenklassen hinweg die Zahl der Ausbildungsplätze sehr stark zurückgenommen. Dies geschieht nun in strikter Abhängigkeit von der Betriebs­größe: Je größer der Betrieb, desto stärker der Ausbildungsplatzabbau. Er reicht vom jeweiligen Höchststand nach dem Statistikwechsel gemessen von einem Minus von gut zehn Prozent in den kleinsten Betrieben bis zu einem Minus von immerhin fast 60 Prozent in den größten Betrieben. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, dass es eine bemerkenswerte zeitliche Schieflage gibt: Je größer die Betriebe, desto früher wurde der Spitzenwert erreicht. Je kleiner die Betriebe, desto länger expandierte die Zahl der Ausbildungsplätze. So wurde in den Kleinstbetrieben erst 1998 der Höchst­wert realisiert, in den beiden folgenden Betriebsgrößenklassen war das schon ein Jahr früher der Fall und in den noch größeren Betrieben bereits 1996. Lässt man den Statistikwechsel außer Betracht, wird diese zeitliche Stufung bestätigt und sogar noch betont. Es kann also mit diesen Trends vorsichtig behauptet werden, dass die kleinen und kleinsten Betriebe in ihrer Entwicklung bezüglich der Ausbildungszahlen dem Trend hinterherlaufen, der von den größeren Betrieben vorgegeben wird.
Ganz ähnlich haben sich auch die Anteile der Betriebsgrößenklassen entwickelt. 1991 bildeten die Betriebe zwischen 10 und 49 Beschäftigten mit je einem guten Fünftel aller Auszubildenden relativ am meisten aus, gefolgt von den kleinsten Betrieben und den Betrieben zwischen 50 und 99 Beschäftigten, wo der Anteil jeweils gut 13 vH betrug. Die großen Betriebe bildeten am wenigsten aus; hier wurde nur jeder zehnte bzw. sogar nur knapp jeder 13. Auszubildende beschäftigt. Zehn Jahre später hatten die Betriebe bis 49 Beschäftigte den jeweiligen Anteil beträchtlich erhöht; am stärks­ten stieg dieser Wert in den kleinsten Betrieben, die ihren Anteil um ein Drittel auf­bauten, aber auch in den nächsten beiden Größenklassen gab es noch eine Steige­rung um ein Fünftel bzw. ein Sechstel. In allen anderen, also allen Betrieben mit min­destens 50 Beschäftigten fiel der jeweilige Anteil. Erneut liegt eine Bewegung vor, die exakt der Betriebsgröße folgt (auch unter Einbeziehung der drei unteren eben schon behandelten Größenklassen): Von einem knappen anteiligen Verlust von fünf Prozent in den Betrieben zwischen 50 und 99 Beschäftigten steigt dieser relative Rückgang auf zwei Drittel in den ganz großen Betrieben. Allerdings haben sich der Anteil der Betriebe mit 10 bis 19 Beschäftigten seit 1996, der Anteil der Betriebe mit 20 bis 49 Beschäftigten seit 1995 und der Anteil der Betriebe mit 50 bis 99 Beschäftigten eben­falls seit 1996 so gut wie gar nicht mehr verändert. Die jüngste und größte Dynamik findet sich in den kleinsten Betrieben, wo sich das Plus wesentlich auf die zweite Hälfte der neunziger Jahre konzentriert, und in den größten Betrieben, in denen der relative Rückgang beschleunigt fortschreitet. Die Verlagerung der Ausbildungsplätze, d.h. das in den neunziger Jahren größer gewordene Gewicht der Ausbildung in den kleineren Betrieben entspricht der oben in Bezug auf die gesamte Beschäftigungsent­wicklung gemachten Feststellung der Betonung der quantitativen Bedeutung dieser kleineren Betriebe, deren Gewicht ja insgesamt und nicht nur bezüglich einzelner Gruppen gestiegen ist.
Wich in den alten Ländern die Entwicklung der Ausbildungszahlen positiv von den anderen Beschäftigtengruppen ab und war sie dort überhaupt allein nur positiv, so wird dieses Verhältnis in den neuen Ländern beinahe auf den Kopf gestellt. Erstens hat sich die Zahl der Ausbildungsplätze über alle Betriebsgrößenklassen hinweg von 1991 bis 2000 erheblich, nämlich um fast ein Achtel, verringert. Zweitens weicht die Entwicklung der Ausbildungszahlen damit negativ vom Durchschnitt der Branche ab, wo der Rückgang in der selben Zeit weniger als halb so hoch war. Nur die Zahl der Facharbeiter wurde in den neunziger Jahren in den Baubetrieben der neuen Länder stärker reduziert als die der Auszubildenden. Alle anderen Beschäftigtengruppen er­lebten entweder einen weniger prononcierten Rückgang oder legten im Gegenteil so­gar zu. Ist also schon auf dieser allgemeinsten Ebene der Betrachtung die Entwick­lung der Ausbildungsplatzsituation in den neuen Ländern schlecht, so wird sie nach­gerade katastrophal, wenn berücksichtigt wird, dass bis zur Mitte der neunziger Jahre die gewerblichen Auszubildenden die Beschäftigtengruppe waren, die nach den Wer­kern und Fachwerkern sowie den Werkpolieren und Vorarbeitern den relativ zum Ausgangsniveau höchsten Anstieg zu verzeichnen hatte. In den anderen vier Grup­pen war der Arbeitsplatzaufbau zu keinem Zeitpunkt so hoch.
Bemerkenswert ist der besonders starke Abbau von Arbeitsplätzen seit Mitte der neunziger Jahre, der gerade die drei Gruppen besonders stark betrifft, die in der ers­ten Hälfte der neunziger Jahre einen besonders hohen Zuwachs zu verzeichnen hat­ten. Sowohl die Gruppe der Werkpoliere und Vorarbeiter als auch die der Werker und Fachwerker, aber eben auch die der Auszubildenden verlor gemessen am jeweiligen Höchstwert jeweils 40 vH oder sogar etwas mehr. Am schlechtesten schneidet in die­sem Wettbewerb der Verlierer die Gruppe der Auszubildenden ab, wenn man die Dauer als Maßstab nimmt, die dieser Sturz brauchte. Während nämlich die anderen beiden Gruppen ihren Höchststand bereits 1995 – und damit vor dem Statistikwech­sel, der ja, wie oben ausgeführt, die Zahlen zumindest ein wenig nach unten ver­schoben hat – erreicht hatten, war dies bei den Auszubildenden erst 1996 – und da­mit nach dem Statistikwechsel – der Fall. Die Geschwindigkeit ist hier also besonders hoch. Es ist deshalb und wegen der längeren Vertragslaufzeiten bei Auszubildenden darüber hinaus von einer Fortsetzung dieses Trends auszugehen175.
Nach Größenklassen differenziert ergibt sich für die Entwicklung der Auszubildenden­zahlen des Bauhauptgewerbes in den neuen Ländern ein ausgesprochen disparates Bild. In keiner anderen Beschäftigtengruppe liefen die Werte zwischen den Größen­klassen so eklatant auseinander wie in dieser. In den Betrieben zwischen 10 und 19 Beschäftigten wurde der Ausgangswert zeitweise mehr als verneunfacht, in den Be­trieben der nächsten Größenklasse (20-49 Beschäftigte) sogar mehr als verzehnfacht. Am Ende des Beobachtungszeitraums bestanden diese enormen Werte zwar bei wei­tem nicht mehr, dennoch haben sich die Zahlen in den Betrieben bis 99 Beschäftig­ten vervielfacht, in den größeren Betrieben dagegen massiv verringert. Am stärksten bleibt der Zuwachs über den Gesamtzeitraum in den Betrieben zwischen 10 und 49 Beschäftigten, wo in 2000 noch immer, trotz jüngster deutlicher Einbrüche, eine um das Sechseinhalbfache bzw. beinahe das Sechsfache höhere Zahl an Auszubildenden beschäftigt wurde als 1991. Aber auch in den Kleinstbetrieben ist diese Zahl heute mehr als dreimal so hoch wie noch vor zehn Jahren. In den großen Betrieben wurden dagegen 80 vH (200-499 Beschäftigte) oder sogar so gut wie alle Ausbildungsplätze abgebaut (-95 vH in Betrieben mit mindestens 500 Beschäftigten). Konzentrierte sich 1991 die Ausbildung mit einem Anteil über vier Fünfteln auf die Betriebe mit 100 und mehr Beschäftigten, so beschäftigen heute die Betriebe zwischen 10 und 49 Beschäf­tigten fast die Hälfte der gewerblichen Auszubildenden, weitere 40 vH arbeiten in den Kleinstbetrieben und den Betrieben zwischen 50 und 199 Beschäftigten. Die Großbetriebe ab 200 Beschäftigte, die 1991 noch zwei Drittel aller Ausbildungsplätze stellten, beschäftigen heute nur noch acht Prozent der Auszubildenden.
Neben dieser im Vergleich zu den anderen Gruppen ungewöhnlich starken gruppen­spezifischen Entwicklung ist vor allem die Dynamik zu unterstreichen, die zunächst zu den schon erwähnten immensen Zuwächsen geführt hat, dann aber zu ebenso ra­santen Einbrüchen. Obwohl in den unteren Betriebsgrößenklassen gegenüber den Ausgangswerten noch immer deutlich höhere Zahlen bestehen, ist doch auch dort der Einbruch unverkennbar. So hat sich die Zahl der Auszubildenden in den Kleinbe­trieben in nur drei Jahren um annähernd 30 vH, in den Betrieben der nächsten Grö­ßenklasse (20-49 Beschäftigte) sogar um fast 45 vH verringert. Bereits ein Jahr frü­her setzte der Rückgang in der nächsten Größenklasse (50-99 Beschäftigte) ein, wo in vier Jahren über die Hälfte der Ausbildungsplätze verloren ging. Mit -55 vH noch stärker war der Abbau in den Betrieben zwischen 100 und 199 Beschäftigten. Dieser Trend setzt sich nach oben fort, allerdings gibt es dort keinen Bruch mehr, vielmehr ist den Großbetrieben die Entwicklung über den Gesamtzeitraum negativ. Allein in den kleinsten Betrieben hält sich mit einem Minus von 5 vH gegenüber dem Höchst­stand der Abbau der Ausbildungsplätze in Grenzen. Aber hier wurde die Ausbildungs­zahlen auch bei weitem nicht in dem Maße wie in den anderen Größenklassen er­höht. Alles in allem kann also für die Ausbildungssituation in den neuen Ländern von einer ausgesprochen heterogenen und unausgewogenen Entwicklung gesprochen werden. Setzen sich die seit drei bis vier Jahren andauernden Verluste fort, womit angesichts der auch in den anderen Beschäftigtengruppen andauernden Verluste und der gerade in den neuen Ländern besonders krisenhaften Lage unbedingt zu rechnen ist, dann wird von dem Plus an Ausbildungsplätzen, das noch besteht, schon bald nichts mehr übrig sein.
Neben der Verteilung der Ausbildungsplätze auf die einzelnen Betriebsgrößenklassen ist natürlich der Anteil dieser Ausbildungsplätze innerhalb dieser Größenklassen von Bedeutung, um zu weiteren Aussagen bezüglich des Gewichts der Ausbildung zu kommen. Es bestätigt sich die bereits getroffene Aussage, dass nicht von einem be­sonderen Ausbildungsengagement der kleinsten Betriebe gesprochen werden kann. Zumindest zu Beginn des Beobachtungszeitraums war in den Betrieben dieser Grö­ßenklasse in den alten Ländern der Anteil der gewerblichen Auszubildenden an der Gesamtbeschäftigung mit gerade 2,9 vH so niedrig wie sonst nur in der Gruppe der Betriebe zwischen 50 und 99 Beschäftigten. In allen anderen Größenklassen lag die­ser Wert zum Teil beträchtlich höher. Am meisten im Verhältnis zur Gesamtbeschäf­tigung bildeten 1991 Betriebe zwischen 10 und 19 Beschäftigten aus, wo dieser An­teil mit 4,2 vH fast anderthalb mal höher lag als in den Kleinstbetrieben (siehe dazu die Tabelle 42 im Anhang).
In allen Größenklassen stieg der Auszubildendenanteil bis etwa 1996/97 kontinuier­lich und ausgesprochen stark an. Gegenüber dem jeweiligen Ausgangswert im Jahr 1991 stiegen die Werte in den Betrieben bis 99 Beschäftigte um deutlich über drei Viertel, gelegentlich wurde der Anteil annähernd verdoppelt. Zwar erhöhte sich die Ausbildungsbeteiligung auch in den größeren und großen Betrieben in dieser Zeit, doch war die Dynamik bei weitem nicht so ausgeprägt, so dass um 1996/97 auch in den Anteilen die Konzentration der Ausbildungstätigkeit auf die Betriebe zwischen 10 und 49 Beschäftigten zum Ausdruck kommt. Dort war 1997 jeder 14. bzw. sogar je­der 12. Beschäftigte ein Auszubildender, während in der Gruppe der Großbetriebe (200 und mehr Beschäftigte) zu keinem Zeitpunkt ein Anteil von mehr als 4,1 vH er­reicht wurde, also maximal nur gut jeder 25. Beschäftigte ein gewerblicher Auszubil­dender war. Seit diesem Zeitpunkt (also etwa 1996/97) fällt in allen Betriebsgrößen­klassen der Anteil der Auszubildenden wieder ab; trotzdem steht am Ende des Beob­achtungszeitraums ein Plus von zwei Dritteln in den Betrieben bis 49 Beschäftigten und noch immer ein Plus von über der Hälfte in den Betrieben zwischen 50 und 99 Beschäftigten gegenüber dem Ausgangswert. Und auch in den darüber liegenden Größenklassen wurde die Zahl der Ausbildungsplätze gegenüber den anderen Ar­beitsplätzen erhöht, wenn auch nicht so ausgeprägt. Über alle Betriebsgrößenklassen gerechnet ist der Anteil der Ausbildungsplätze heute um die Hälfte höher als 1991. Damit kann also, die oben getroffenen Befunde bestätigend, trotz der negativen Ten­denz seit etwa drei oder vier Jahren sicher noch immer nicht von einem säkularen Problem gesprochen werden.
In den neuen Ländern verlief die Ausbildungsbeteiligung bezogen auf die Gesamtbe­schäftigung noch um einiges dynamischer als in den alten. Von einem um weit mehr als doppelt so hohen Wert ausgehend fiel bis zum Ende des gemessenen Zeitraums dieser Wert zwar so stark ab, dass sich die Anteile in den neuen und den alten Län­dern bei weitem nicht mehr so stark unterscheiden wie noch 1991, dennoch war die Quote in den neuen Länden noch immer um beinahe ein Drittel höher als in den al­ten. Doch diese beiden Randwerte bringen die dazwischen liegenden Veränderungen nicht genügend zum Ausdruck, denn die Betriebe in den beiden oberen Betriebsgrö­ßenklassen reduzierten in den neunziger Jahren ihre Ausbildungsbeteiligung um an­nähernd die Hälfte, während in den Betrieben zwischen 20 und 49 Beschäftigten der Auszubildendenanteil im Jahr 2000 um 150 vH über dem Ausgangswert lag und auch in den Kleinbetrieben (10-19 Beschäftigte) wurde der Anteil noch glatt verdoppelt. Nimmt man aber die Spitzenwerte, die innerhalb des Gesamtzeitraums realisiert wur­den, so erhöht sich die Dynamik noch erheblich, denn auch in den neuen Ländern schlug die positive Entwicklung, die in den Betrieben bis immerhin 199 Beschäftigte bis etwa 1997/98 vorherrschte, vor etwa drei Jahren um. Seitdem geht der Anteil der Ausbildungsplätze an der Gesamtbeschäftigung in allen Größenklassen zurück. Ob­wohl also in den neuen Ländern anfangs ein wesentlich höherer Ausbildungsanteil als in den alten Ländern vorlag, und obwohl dieser Anteil bis weit in die zweite Hälfte der neunziger Jahre in fast allen Betriebsgrößenklassen noch erheblich gesteigert wurde, führen die starke Reduzierung der Ausbildungsanstrengungen in den ganz großen Betrieben und die seit etwa drei Jahren schnell und stark zurückgehenden Werte in allen Betriebsgrößenklassen doch zu einem insgesamt über den Gesamtzeit­raum gesehenen Rückgang um immerhin sieben Prozent, wohingegen im Westen, wie gezeigt werden konnte, trotz jüngster Reduzierungen insgesamt doch eine rela­tive Ausweitung der Ausbildung festzustellen ist. Neben diesen Unterschieden lassen sich aber doch erneut einige Parallelen und Annäherungen zwischen den beiden Teil­räumen erkennen. So liegen die jeweiligen Anteile in den beiden unteren und den beiden oberen Betriebsgrößenklassen heute sehr viel näher zusammen als 1991 und auch insgesamt ist ja der Unterschied zurückgegangen.
Noch wichtiger als die Beziehung der Auszubildendenzahlen auf die Gesamtbeleg­schaft ist die Relation gegenüber den qualifizierten Baustellenbeschäftigten, zu denen die gewerblichen Lehrlinge ja herangebildet werden sollen176. Zu diesem Zweck wer­den die Auszubildenden nun an der Zahl der Poliere, Schachtmeister und Meister, der Werkpoliere, Vorarbeiter und Baumaschinenfachmeister sowie der Facharbeiter ge­messen (siehe dazu die Tabelle 43 im Anhang). Damit soll die bereits erwähnte Re­produktionsrate ermittelt werden. Daneben ist diese Analyse auch vor allem wichtig, weil sich daran ein wesentlicher Teil der Argumentation um die Wettbewerbsfähigkeit des Bausektors im Kampf um die Auszubildenden festmachen lässt. Wenn es dem Sektor nämlich nicht gelingen sollte, die bereits ausgebildeten und qualifizierten Bau­stellenbeschäftigten in genügendem, d.h. den (absehbaren) Produktionsdimensionen quantitativ und qualitativ entsprechendem Maße durch nachwachsende Fachkräfte zu ersetzen bzw. eine den Bedingungen und Erfordernissen des Sektors genügende Nachwuchsquote zu realisieren, dann ist damit ein wichtiges Indiz für die Evidenz der Behauptung des strukturellen Nachwuchsproblems des Bausektors identifiziert – und damit indirekt ein weiteres Argument für mögliche sich ändernde Produktionskonzep­te, festgemacht an der entweder auf Facharbeit oder auf einfacher Arbeit basieren­den Bauarbeit.
Tatsächlich offenbart sich aber auf den ersten Blick eine noch weit ausgeprägtere und vor allem positivere Dynamik als in Bezug auf die Gesamtbeschäftigung. In den alten Ländern war diese Dynamik in jeder einzelnen Betriebsgrößenklasse deutlich oder sogar sehr deutlich größer als allgemein. Dabei zeigt sich zusätzlich eine beson­dere Dynamik in den beiden unteren und noch mehr in den beiden oberen Betriebs­größenklassen. Gerade die großen Betriebe haben ihre Baustellen-Reproduktionsrate im Vergleich zur allgemeinen Quote deutlich stärker gesteigert; in beiden Größen­klassen liegt der Unterschied bei über 40 Prozent. Da die Bedeutung der großen Be­triebe in den neunziger Jahren ab-, die der kleinen aber zugenommen hat, ist die Ge­samtdynamik insgesamt aufgrund des so entstehenden ausgleichenden Effekts etwas geringer, mit einem Plus von deutlich über einem Viertel gegenüber der Gesamtbe­schäftigten-Auszubildendenrate aber immer noch bemerkenswert und auch für sich mit einem Zuwachs um zwei Drittel von 1991 bis 2000 ausgesprochen gut. Es kann also wiederum nicht die Rede davon sein, dass "die Erfolgsgeschichte der Berufs­ausbildung im Bauhauptgewerbe zu Ende geht" (Zühlke-Robinet 1999a)177. Ebenso kann an dieser Stelle noch nicht von der faktischen, d.h. empirischen Existenz der Qualifikationsfalle ausgegangen werden bzw. eines Ausbildungsverhaltens der Bau­betriebe, das in die Qualifikationsfalle führt178.
Jedoch scheint auch hier der Zenit überschritten zu sein, jedenfalls geht in allen Be­triebsgrößenklassen die Fachkräfte-Auszubildendenquote seit einiger Zeit zurück. Die höchsten Werte wurden wiederum um 1996-98 erreicht, wobei auch hier ein aller­dings weniger ausgeprägtes Nachziehen der kleinen Betriebe festgestellt werden kann. Überhaupt müssen die neunziger Jahre als ein Jahrzehnt gelten, in dem das Ausbildungsverhalten entlang der Betriebsgrößenklassen sehr stark auseinanderge­laufen ist. Lagen 1991 die Quoten zwischen maximal 6,8 vH (Betriebe zwischen 10 und 19 Beschäftigten) und minimal 4,8 vH (Betriebe zwischen 50 und 99 Beschäftig­ten), also um 40 vH auseinander, so betrugen die Extremwerte im Jahr 2000 in den größten Betrieben 6,5 vH und 11,9 vH in den Kleinbetrieben zwischen 10 und 19 Be­schäftigten; der Unterschied ist auf das Doppelte gestiegen. Zwar lagen die Quoten auch 1991 in den Betrieben bis 49 Beschäftigten über denen der größeren Betriebe, aber die Unterschiede waren relativ klein. Zehn Jahre später hat sich diese Trennung nach Betriebsgröße nicht nur bestätigt, sondern auch vertieft179. Es sind also insbe­sondere die kleineren Betriebe in den alten Ländern, die an der auf dem Einsatz von Fachkräften basierenden Arbeitskräftepolitik festhalten, ohne dass aber damit den größeren Betrieben eine gegenteilige Politik unterstellt werden könnte, immerhin ist auch dort die Ersetzungsrate gesteigert worden.
In den neuen Ländern liegt eine zwar deutlich schwächere Dynamik als in den alten Ländern vor. Dennoch ist die Entwicklung der Fachkräfte-Auszubildendenrate erheb­lich besser als die der Gesamtbeschäftigten-Auszubildendenrate. Ging im zweiten Fall die Quote im Beobachtungszeitraum um über sieben Prozent zurück, so lag im ersten Fall mit einem Zuwachs von über fünf Prozent immerhin ein zwar nicht sehr großer, aber doch positiver Wert vor. Differenziert man wieder entlang der Betriebsgrößen, so fallen die Betriebe zwischen 10 und 49 besonders positiv auf. Dort wurden die Quoten weit mehr als verdoppelt bzw. sogar beinahe verdreifacht. Aber auch in den anderen Betrieben bis 199 Beschäftigten liegen erhebliche Steigerungsraten vor. Al­lein in den großen Betrieben mit mindestens 200 Beschäftigten werden heute gemes­sen am Fachkräftebestand deutlich weniger Auszubildende beschäftigt als 1991. Al­lerdings hatten die Betriebe dieser Größenklassen damals eine weit über dem Durch­schnitt der Branche liegende Quote; nur die nächstkleineren Betriebe beschäftigten annähernd so viele Auszubildende; alle anderen, also alle Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten bildeten demgegenüber nur halb so viel aus (gemessen am Fach­kräftebestand). Zehn Jahre später haben sich die Verhältnisse doch erheblich gewan­delt: Aufgrund der positiven Veränderungen in den unteren und der negativen Verän­derungen in den oberen Betriebsgrößenklassen haben sich die Ausbildungsquoten zwischen den Größenklassen einander sehr stark angenähert180. Damit liegt eine den alten Ländern konträre Bewegung vor, wo ja ein Auseinanderdriften der Ausbildungs­beteiligung festgestellt wurde. Gemeinsam ist den beiden Teilräumen dagegen der Bruch um 1997/98; hier wie dort markiert dieses Datum das Ende der expansiven Bewegung. Seitdem geht nicht nur die absolute Zahl, sondern auch und noch davor die relative Zahl der Ausbildungsplätze gemessen am Fachkräftebestand zurück. In nur zwei Jahren ist in den neuen Ländern die entsprechende Quote um fast ein Vier­tel gesunken; auffallend dabei ist die Breite dieser Bewegung, die sich in allen Be­triebsgrößenklassen bei nur recht geringen Unterschieden zwischen den Größenklas­sen durchsetzen konnte. Dennoch liegt der Anteil der gewerblichen Auszubildenden gegenüber den Fachkräften auf den Baustellen in den neuen Ländern noch immer über dem in den alten.

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