Deudsch Catechismus



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Derhalben sollen wir diesen artickel teglich uben, einbilden und uns [Ubung des glaubens ynn allerley fellen.] erynnern ynn allem, was uns fur augen koempt und guts widderferet, und wo wir aus noeten odder ferlickeit komen, wie uns Gott solchs alles gibt und thuet, das wir daran spueren und sehen sein vetterlich hertz und uberschwenckliche liebe gegen uns. Davon wuerde das hertz erwarmen und entzuendet werden danckbar zu sein und aller solcher gueter zu Gottes ehren und lob zubrauchen. Also haben wir auffs kuertzte die meinung dieses artickels, soviel den einfeltigen erstlich not ist zulernen, beide was wir von Gott haben und empfahen, und was wir dafur schueldig sind. Welchs gar ein gros trefflich erkentnis ist, aber viel ein hoeher schatz. Denn da sehen wir, wie sich [Gott gibt sich uns sampt allen creaturen.] der vater uns gegeben hat sampt allen creaturen und auffs aller reichlichste ynn diesem leben versorget, on das er uns sonst auch mit unaussprechlichen ewigen gutern durch seinen Son und heiligen geist uberschuettet, wie wir hoeren werden.

Der ander Artickel.


Und an Jhesum Christum, seinen einigen Son, unsern HERRN, der empfangen ist vom heiligen geist, geporen von der iungfrawen Maria, gelidden unter Pontio Pilato, gecreutzigt, gestorben und begraben, Niddergefaren zur hellen, Am dritten tage aufferstanden von den todten, Auffgefaren gen hymel, Sitzend zur rechten Gottes des allmechtigen vaters, Von dannen er komen wird zurichten die lebendigen und die todten.

[s. 186]


HJe lernen wir die andere person der Gottheit kennen, das wir sehen, was wir uber die vorigen zeitlichen guter von Gott haben, nemlich wie er sich gantz und gar ausgeschuettet hat und nichts behalten, das er nicht uns gegeben habe. Dieser artikel ist nu seer reich und weit, aber das wirs auch kurtz und kindlich handlen, wollen wir ein wort fur uns nemen und darynne die gantze Summa davon fassen, nemlich (wie gesagt) das man heraus lerne, wie wir erloeset sind, Und sol stehen auff diesen worten ‘An Jhesum Christum, unsern HERRN’.

[Christus unser HERR.] Wenn man nu fragt: was gleubstu ym andern artikel von Jhesu Christo? Antwort auffs kuertzte: Jch gleube, das Jhesus Christus, warhafftiger Gottes son, sey mein HErr worden. Was ist nu das ‘Ein Herr werden’? Das ists, das er mich erloeset hat von sunde, vom Teuffel, vom tode und allem unglueck. Denn zuvor habe ich keinen herrn noch Koenig gehabt, sondern unter des Teuffels gewalt gefangen, zu dem tod verdampt, ynn der sunde und blindheit verstrickt gewesen.

Denn da wir geschaffen waren und allerley guts von Gott dem Vater [Teuffels reich und gewalt.] empfangen hatten, kam der Teuffel und bracht uns ynn ungehorsam, sunde, tod und alle unglueck, das wir ynn seinem zorn und ungnade lagen zu ewigem verdamnis verurteilet, wie wir verwirckt und verdienet hatten. Da war kein rath, huelffe noch trost, bis das sich dieser einige und ewige Gottes son unsers iamers und elends aus grundloser guete erbarmete und von hymel kam uns zuhelffen. Also sind nu ihene Tyrannen und Stockmeister alle vertrieben und ist an yhre stad getretten Jhesus Christus, ein Herr des lebens, gerechtickeit, alles guts und selickeit, und hat uns arme verlorne menschen aus der helle rachen gerissen, gewonnen, frey gemacht und widderbracht yn des Vaters huld und gnade und als sein eigenthumb unter seinen schirm und schutz genomen, das er uns regiere durch seine gerechtickeit, weisheit, gewalt, leben und selickeit.

Das sey nu die Summa dieses Artickels, das das wortlin HERRE auffs einfeltigste soviel heisse als ein Erloser, das ist der uns vom Teuffel zu Gotte, vom tod zum leben, von sund zur gerechtikeit bracht hat und da bey erhelt. Die stuecke aber, so nacheinander ynn diesem artikel folgen, thuen [Wie und wordurch die erloesung geschehe.] nichts anders, denn das sie solche erloesung verkleren und ausdruecken, wie und wodurch sie geschehen sey, das ist was yhn gestanden und was er daran gewendet und gewagt hat, das er uns gewoenne und zu seiner hyrschafft brechte, Nemlich das er mensch worden, von dem heiligen geist und [s. 187] der Jungfrawen on alle sunde empfangen und geporen, auff das er der sunden herr were, darzu gelidden, gestorben und begraben, das er fur mich genug thete und bezalete, was ich verschuldet habe, nicht mit sylber noch gold sondern mit seinem eigenen tewren blut. Und dis alles daruemb, das er mein HERR wuerde. Denn er fur sich der keines gethan noch bedurfft hat. Darnach widder auffgestanden, den tod verschlungen und gefressen Und endlich gen hymel gefaren und das regiment genomen zur rechten des vaters, das yhm Teuffel und alle gewalt mus unterthan sein und zu fuessen ligen, so lang bis er uns endlich am iuengsten tage gare scheide und sondere von der boesen welt, Teuffel, tod, sunde &c.. Aber diese eynzele stueck alle sonderlich auszustreichen gehoeret nicht ynn die kurtze kinderpredigt sondern ynn die grossen predigte uber das gantze iar, sonderlich auff die zeit so dazu geordnet sind ein yglichen artickel ynn die lenge zuhandlen: von der gepurt, leiden, aufferstehen, hymelfart [Artikel von Christo ymmer zu treiben.] Christi &c.. Auch stehet das gantze Euangelion, so wir predigen, darauff, das man diesen artikel wol fasse, als an dem alle unser heil und selickeit ligt und so reich und weit ist, das wir ymer gnug daran zulernen haben.

Der Dritte artickel.

Jch gleube an den Heiligen geist, ein heilige Christliche kyrche, die gemeine der heiligen, Vergebung der sunden, aufferstehung des fleischs und ein ewigs leben. Amen.

Diesen artikel kan ich nicht besser oertern denn (wie gesagt) von der Heiligung, das dadurch der Heilige geist mit seinem ampt ausgedrueckt und abgemalet werde, nemlich das er heilig machet. Daruemb muessen wir fussen auff das wort Heiligen Geist, weil es so kurtz gefasset ist, das man kein anders haben [Mancherley Geist.] kan. Denn es sind sonst mancherley Geist ynn der schrifft, als Menschen geist, Hymlische geister und boeser geist. Aber Gottes [Heiliger geist der da heilig machet.] geist heisset allein ein heiliger geist, Das ist der uns geheiligt hat und noch heiliget. Denn wie der Vater ein Schepffer, der Son ein Erloeser heisset, so sol auch der heilige Geist von seinem werck ein Heiliger odder [Wie und wo durch die heiligung geschihet.] heiligmacher heissen. Wie gehet aber solch heiligen zu? Antwort: Gleich wie der Son die herschafft uberkoempt, dadurch er uns gewinnet, durch seine gepurt, sterben und aufferstehen &c., Also [s. 188] richtet der Heilige geist die heiligung aus durch die folgende stuecke, das ist durch die gemeine der heiligen odder Christliche kyrche, vergebung der sunden, aufferstehung des fleischs und das ewige leben, das ist das er uns erstlich fueret ynn seine heilige gemeine und ynn der kyrchen schos legt, dadurch er uns predigt und zu Christo bringet.

[Der heilige geist bringet uns Christum heym.] Denn widder du noch ich kuendten ymmer mehr etwas von Christo wissen noch an yhn gleuben und zum Herrn kriegen, wo es nicht durch die predigt des Euangelij von dem heiligen geist wuerde angetragen und uns ynn bosam geschenckt. Das werck ist geschehen und ausgericht, denn Christus hat uns den schatz erworben und gewonnen durch sein leiden, sterben und aufferstehen &c.. Aber wenn das werck verborgen bliebe, das niemand wueste, so were es umb sonst und verloren. Das nu solcher schatz nicht begraben bliebe, sondern angelegt und genossen wuerde, hat Gott das wort ausgehen und verkuenden lassen, daryn den heiligen geist geben, uns solchen schatz und erloesung heim zubringen und zueigenen. Daruemb ist das heiligen nicht anders denn zu dem HERRN Christo bringen, solch gut zuempfahen, dazu wir von uns selbs nicht komen kuendten.

So lerne nu diesen artikel auffs deutlichste verstehen. Wenn man fragt: was meinestu mit den worten ‘Jch gleube an den heiligen geist’? [Summa dis artikels.] das du koennest antworten: Jch gleube, das mich der Heilige geist heilig machet, wie sein name ist. Womit thuet er aber solchs? odder was ist seine weise und mittel dazu? Antwort: Durch die Christliche kyrche, vergebung der sunden, aufferstehung des fleischs und das ewige leben. Denn zum ersten hat er ein sonderliche gemeyne ynn der welt, welche ist die mutter, so ein yglichen Christen zeugt und tregt durch das wort Gottes, welches er offenbaret und treibt, die hertzen erleucht und anzuendet, das sie es fassen, annemen, daran hangen und dabey bleiben.

[Der heilige geist mus Christum offenbaren.] Denn wo ers nicht predigen lesset und ym hertzen erweckt, das mans fasset, da ists verloren, wie unter dem Bapstumb geschehen ist, da der glaube gantz unter die banck gesteckt, niemand Christum fur einen Herrn erkand hat noch den Heiligen geist fur den, der da heilig machet. Das ist: niemand hat gegleubt, das Christus also unser Herr were, der uns on unser merck und verdienst solchen schatz gewonnen hette und uns dem vater angeneme gemacht. Woran hat es denn gemangelt? Daran das der heilige geist nicht ist da gewesen, der solchs hette offenbaret und predigen lassen, sondern menschen und boese geist sind da gewesen, die uns haben geleret durch unsere werck selig zu [Wo der geist nicht predigt, da ist kein kyrche.] werden und gnad erlangen. Daruemb ist es auch kein Christliche kyrche. [s. 189] Denn wo man nicht von Christo predigt, da ist kein heiliger geist, welcher die Christliche kyrche machet, berueffet und zusamen bringet, ausser welcher niemand zu dem Herrn Christo komen kan. Das sey genug von der Summa dieses artikels; weil aber die stueck, so daryn verzelet, fur die einfeltigen nicht so gar klar sind, wollen wir sie auch uberlauffen.

Die heilige Christliche kyrche heisset der Glaube Communionem sanctorum, Ein gemeinschafft der heiligen. Denn es ist beides einerley zusamen gefasset, aber verzeiten das eine stueck nicht dabey gewesen, ist auch ubel und [Gemeinschafft der heiligen.] unverstendlich verdeudscht ‘Eine gemeinschafft der heiligen’. Wenn mans deutlich geben solt, must mans auff deudsche art gar anders reden. Denn das wort Ecclesia heisset eigentlich auff deudsch ein versamlunge, wir sind aber gewonet des woertleins kyrche, welchs die einfeltigen nicht von einem versamleten hauffen sondern von dem geweiheten haus odder gebew verstehen (wiewol das haus nicht solt eine kyrche heissen on allein daruemb, das der hauffe daryn zusamen koempt, denn wir, die zusamen komen, machen und nemen uns ein sonderlichen raum und geben dem haus nach dem hauffen ein [Kyrche.] namen). Also heisset das wortlin Kyrche eigentlich nicht anders denn ein gemeine samlung und ist von art nicht deudsch sondern Griechisch (wie auch das wort Ecclesia). Denn sie heissens auff yhre sprach Kyria, wie mans latinisch Curiam nennet. Daruemb solts auff recht deudsch und unser mutter sprach heissen ‘Ein Christliche gemeine odder samlung’ odder auffs aller beste und klerste ‘Ein heilige Christenheit’.

[Heilige gemeine odder Christenheit.] Also auch das wort Communio, das dran gehenget ist, solt nicht Gemeinschafft sondern gemeine heissen. Und ist nicht anders denn die glose odder auslegung, da ymand hat woellen deuten, was die Christliche kyrche heisse. Dafur haben die unsern, so widder latinisch noch deudsch gekund haben, gemachet ‘gemeinschafft der heiligen’, so doch kein deudsche sprach so redet noch verstehet. Aber recht deudsch zureden solt es heissen ‘Ein gemeine der heiligen’, das ist ein gemeine, daryn eitel heiligen sind, odder noch [s. 190] klerlicher ‘ein heilige gemeine’. Das rede ich darumb, das man die wort verstehe, weil es so ynn die gewonheit eingerissen ist, das schwerlich widder eraus zureissen ist, und sol bald kezerey sein, wo man ein wort endert.

Das ist aber die meinung und Summa von diesem zusatz: Jch gleube, das da sey ein heiliges heufflein und gemeine auff erden eiteler heiligen unter einem heubt Christo, durch den heiligen geist zusamen beruffen, ynn einem glauben, synne und verstand, mit mancherley gaben, doch eintrechtig ynn der liebe, on rotten und spaltung. Der selbigen bin ich auch ein stuek und gelied, aller guetter, so sie hat, teilhafftig und mitgenosse, durch den Heiligen geist dahyn gebracht und eingeleibet, dadurch das ich Gottes wort gehoert habe und noch hoere, welchs ist der anfang hynein zukomen. Denn vorhyn ehe wir dazu komen sind, sind wir gar des Teuffels gewesen, als die von Gott und von Christo nichts gewust haben. So bleibt der Heilige geist bey der heiligen gemeine odder Christenheit bis auff den iuengsten tag, dadurch er uns holet, und brauchet sie dazu, das wort zufuren und treiben, dadurch er die heiligung machet und mehret, das sie teglich zuneme und starck werde ym glauben und seinen fruechten, so er schaffet.

[Vergebung der sunde.] Darnach weiter gleuben wir, das wir yn der Christenheit haben vergebung der sunde, welches geschihet durch die heiligen Sacrament und absolution, dazu allerly trostsprueche des gantzen Euangelij. Daruemb gehoeret hieher, was von den Sacramenten zupredigen ist, Und Summa das gantze Euangelion und alle empter der Christenheit. Welchs auch not ist, das on unterlas gehe. Denn wiewol Gottes gnade durch Christum erworben ist und die heilickeit durch den heiligen geist gemacht (durch Gottes wort yn der vereinigung der Christlichen kyrchen), So sind wir doch nymer one sund unsers fleischs halben, so wir noch am hals tragen. Daruemb ist alles yn der [Tegliche vergebung ynn der Christenheit.] Christenheit dazu geordnet, das man da teglich eitel vergebung der sunden durch wort und zeichen hole, unser gewissen zutroesten und auffrichten, so lang wir hie leben. Also machet der heilig geist, das ob wir gleich sunde haben, doch sie uns nicht schaden kan, weil wir ynn der Christenheit sind, da eitel vergebung der sund ist, beide das uns Gott vergibt und wir unternander vergeben, tragen und auffhelffen. Ausser der Christenheit aber, da das Euangelion nicht ist, ist auch kein vergebung nicht, wie auch keine heilickeit da sein kan. Daruemb haben sich alle selbs eraus geworffen und gesondert, die nicht durchs Euangelion und vergebung der sund sondern durch yhre wercke heilickeit suechen und verdienen woellen.

Ynn des aber weil die heilickeit angefangen ist und teglich zunimpt, [s. 191] warten wir, das unser fleisch hyngerichtet und mit allem unflat bescharrret [Aufferstehung des fleisches.] werde, aber herrlich erfurkome und aufferstehe zu gantzer und volliger heilikeit yn einem newen ewigen leben. Denn itzt bleiben wir halb und halb reine und heilig, auff das der Heilig geist ymer an uns erbeite durch das wort, und teglich vergebung austeile bis ynn ihenes leben, da nicht mehr vergebung wird sein sondern gantz und gar rein und heilige menschen voller fromkeit und gerechtickeit, entnomen und ledig von sund, tod und allem unglueck ynn einem newen unsterblichen und verklerten leib. Sihe, das alles sol des Heiligen geists ampt und werck sein, das er auff erden die heilickeit anfahe und teglich mere durch die zwey stueck: Christliche kyrche und vergebung der sunde; wenn wir aber verwesen, wird ers gantz auff einem augenblick volfueren und ewig dabey erhalten durch die letzten zwey. Das aber hie stehet ‘Aufferstehung des fleisches’, ist auch nicht wol deudsch geredt. Denn wo wir ‘fleisch’ hoeren, dencken wir nicht weiter denn ynn die scherren. Auff recht deudsch aber wuerden wir also reden: Aufferstehung des leibs odder leichnams. Doch ligt nicht grosse macht dran, so man nur die wort recht verstehet.  
Das ist nu der Artickel, der da ymerdar ym werck gehen und bleiben mus. Denn die schepffung haben wir nu hynweg, so ist die Erloesung [Des heiligen geists merck gehet ymerdar.] auch ausgerichtet, aber der Heilige geist treibt sein werck on unterlas bis auff den iuengsten tag, dazu er verordnet eine gemeine auff erden, dadurch er alles redet und thuet. Denn er seine Christenheit noch nicht alle zusamen bracht noch die vergebung ausgeteilet hat. Daruemb geluben wir an den, der uns teglich erzu holet durch das wort, und den glauben gibt, mehret und sterckt durch das selbige wort und vergebung der sunde, auff das er uns, wenn das alles ausgericht und wir dabey bleiben, der welt und allem unglueck absterben, endlich gar und ewig heilig mache, welchs wir itzt durchs wort ym glauben warten.

Sihe, da hastu das gantze Goettliche wesen, willen und werck mit gantz kurtzen und doch reichen worten auffs allerfeineste abgemalet, Daryn alle unser weisheit stehet, so uber alle menschen weisheit, synn und vernunfft gehet und schwebt. Denn alle welt, wiewol sie mit allem vleis darnach getrachtet hat, was doch Gott were und was er ym synn hette und thete, so hat sie doch der keines yhe erlangen moegen. Hie aber hastu es alles auffs aller reicheste. [Ym glauben hat sich Gott gantz ausgeschuttet.] Denn da hat er selbs offenbaret und auffgethan den tieffsten abgrund seines veterlichen hertzens und eitel unaussprechlicher liebe yn allen dreyen artickeln. Denn er hat uns eben da zu geschaffen, das er uns erloesete und heiligte; und [s. 192] uber das er uns alles geben und eingethan hatte, was yhm hymel und auff erden ist, hat er uns auch seinen Son und Heiligen geist geben, durch welche er uns zu sich brechte. Denn wir kuenden (wie droben verkleret) nymer mehr dazu komen, das wir des vaters hulde und gnade erkenneten on durch den HERRN Christum, der ein spiegel ist des veterlichen hertzens, ausser welchem wir nichts sehen denn einen zornigen und schrecklichen Richter. Von Christo aber kuendten wir auch nichts wissen, wo es nicht durch den Heiligen geist offenbaret were.

Daruemb scheiden und sondern diese Artickel des glaubens uns Christen von allen andern leuten auff erden. Denn was ausser der Christenheit ist, es seyen Heyden, Tuercken, Jueden odder falsche Christen und heuchler, ob sie gleich nur einen warhafftigen Gott gleuben und anbeten, so wissen sie doch nicht, was er gegen yhn gesynnet ist, koennen sich auch keiner liebe noch guts zu yhm versehen, daruemb sie ynn ewigen zorn und verdamnis bleiben. Denn sie den HERRN Christum nicht haben, dazu mit keinen gaben durch den Heiligen geist erleuchtet und begnadet sind.

[Unterscheid des glaubens und zehen gepot.] Aus dem sihestu nu, das der Glaube gar viel ein andere lere ist denn die zehen gepot. Denn ihene leret wol, was wir thuen sollen, diese aber sagt, was uns Gott thue und gebe. Die zehen gepot sind auch sonst ynn aller menschen hertzen geschrieben, den glauben aber kan keine menschliche klugheit begreiffen und mus allein vom Heiligen geist geleret werden. Daruemb machet ihene lere noch keinen Christen, denn es bleibt noch ymmer Gottes zorn und ungnade uber uns, weil wirs nicht halten koennen was Got von uns fodert. Aber diese bringet eitel gnade, machet uns from und Gott angeneme. Denn durch diese erkentnis kriegen wir lust und liebe zu allen gepoten Gottes, weil wir hie sehen, wie sich Gott gantz und gar mit allem das er hat und vermag, uns gibt zu huelffe und stewer, die zehen gepot zuhalten: Der vater alle creaturn, Christus alle sein werck, der Heilige geist alle seine gaben. Das sey itzt genug vom glauben, ein grund zulegen fur die einfeltigen, das man sie nicht uberlade, auff das wenn sie die Summa davon verstehen, darnach selbs weiter nachtrachten, und was sie yn der schrifft lernen, hieherziehen und ymmerdar yn reicherm verstand zunemen und wachssen. Denn wir haben doch teglich, so lang wir hie leben, daran zupredigen und zu lernen.


[s. 193]

Das Dritte teil. Das Vater unser.

[Einleitung]

Wir haben nu gehoeret, was man thuen und gleuben sol, daryn das beste und seligste leben stehet, folgt nu das dritte stueck, wie man beten sol. Denn weil es also mit uns gethan ist, das kein mensch die zehen gepot volkomen halten kan, ob er gleich angefangen hat zu gleuben, Und sich der Teuffel mit aller gewalt sampt der welt und unserm eigenen fleisch [Waruemb und wozu das gebete geordnet ist.] dawidder sperret, ist nichts so not, denn das man Gott ymerdar ynn ohren lige, ruffe und bitte, das er den glauben und erfuellung der zehen gepot uns gebe, erhalte und mehre, und alles was uns ym wege ligt und daran hyndert, hynweg reume. Das wir aber wuesten, was und wie wir beten sollen, hat uns unser HERR Christus selbs weise und wort geleret, wie wir sehen werden.

[Vermanung zum gebete.] Ehe wir aber das Vater unser nacheinander verkleren, ist wol am noetigsten vorhyn die leute zuvermanen und reitzen zum gebete, wie auch Christus und die Aposteln than haben. Und sol nemlich das erste sein, das man wisse, wie wir umb Gottes gepots willen schueldig sind zubeten. Denn so haben wir gehuert ym Andern gepot: Du solt Gottes namen nicht unnuetzlich fueren, das daryn gefoddert werde den heiligen namen preisen, ynn aller not anruffen odder beten. Denn anruffen ist nichts anders denn [Gottes gepot.] beten. Also das es streng und ernstlich geboten ist, so hoch als alle andere, kein andern Gott haben, nicht toedten, nicht stelen etc, das niemand dencke, es sey gleich soviel, ich bete odder bete nicht, wie hie grobe leute hyngehen ynn solchem wahn und gedancken: Was solt ich beten, wer weis, ob Gott mein gebet achtet odder hoeren wil? bete ich nicht, so betet ein ander, und komen also ynn die gewonheit, das sie nymmer mehr beten, und nemen zu behelff, Das wir falsch und heuchel gebete verwerffen, als lereten wir, man solle odder duerffe nicht beten.

Das ist aber yhe war: was man bisher fur gebete gethan hat, geplerret und gedoenet ynn der kyrchen etc, ist freylich kein gebete gewesen. Denn solch eusserlich ding, wo es recht gehet, mag ein ubung fur die iungen kinder, schueler und einfeltigen sein und mag gesungen odder gelesen heissen, es heisset aber nicht eigentlich gebetet. Das heisset aber gebet, wie das ander gepot [Beten heisset Gott yn noten anruffen.] leret: Gott anruffen ynn allen noeten. Das wil er von uns haben und sol nicht ynn unser wilkoere stehen, sondern sollen und muessen beten, wollen wir Christen sein, so wol als wir sollen und muessen vater, mutter und der Oberkeit [s. 194] gehoersam sein. Denn durch das anruffen und bitten wird der name Gottes geehret und nuetzlich gebraucht. Das soltu nu fur allen dingen mercken, das man damit schweige und zurueck stosse solche gedancken, die uns davon halten und abe schrecken. Denn gleich wie es nichts gilt, das ein Son zum vater sagen wolt: ‘Was ligt an meinem gehorsam? ich wil hyn gehen und thuen was ich kan, es gilt doch gleich soviel’, Sondern da stehet das gepot: du solt und must es thuen: Also auch hie stehet es nicht ynn meinem willen zuthuen und zulassen, sondern sol und mus gebetet sein.

Daraus soltu nu schliessen und dencken, weil es so hoch geboten ist [Niemand sol sein gebete verachten.] zubeten, das bey leib niemand sein gebete verachten sol sondern gros und viel davon halten. Und nym ymer das gleichnis von den andern geboten. Ein kind sol bey leib nicht sein gehorsam gegen vater und mutter verachten sondern ymer gedencken: das werck ist ein werck des gehorsams, und das ich thue, thue ich nicht anderer meinung, denn das ynn dem gehorsam und Gottes gepot gehet, darauff ich kuende gruenden und fussen, und solchs gros achte nicht umb meiner wirdickeit willen sondern umb des gepots willen. Also auch hie was und wofur wir bitten, sollen wir so ansehen als von Gott gefoddert und ynn seinem gehorsam gethan und also dencken: meinet halben were es nichts, aber daruemb sol es gelten, das Gott gepoten hat. Also sol ein yglicher, [s. 195] was er auch zubiten hat, ymer fur Gott komen mit dem gehorsam dieses gepots.

Daruemb biten wir und vermanen auffs vleissigst yderman, das man solchs zu hertzen neme und yn keinen weg unser gebete verachte. Denn man bisher also geleret hat yns Teuffels namen, das niemand solchs geachtet hat und gemeinet, es were genug, das das werck gethan were, Gott erhoerets odder hoeret es nicht. Das heisset das gebete ynn die schantz geschlagen [Auff ebentheuer beten.] und auff ebentheuer hyn gemurret, daruemb ist es ein verloren gebete. Denn wir uns solche gedancken lassen yrren und abschrecken: Jch bin nicht heilig noch wirdig genug; wenn ich so from und heilig were als S. Petrus, Paulus, so wolt ich beten. Aber nur weit hynweg mit solchen gedancken, denn eben das gepot, das Sanct Paul troffen hat, das trifft mich auch und ist eben so wol umb meinet willen das Ander gepot gestellet als umb seinet willen, das er kein besser noch heiliger gepot zurhuemen hat. [Gottes gepot machet das gebete koestlich.] Daruemb soltu so sagen: Mein gebete, das ich thue, ist ia so koestlich, heilig und Gott gefellig als S. Paulus und der allerheiligsten. Ursach: denn ich wil yhn gerne lassen heiliger sein der person halben, aber des gepots halben nicht, Weil Gott das gebete nicht der person halben ansihet sondern seines worts und gehorsams halben; Denn auff das gepot, darauff alle heiligen yhr gebete setzen, setze ich meines auch, dazu bete ich eben das, daruemb sie allzumal bitten odder gebetten haben.


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