Evangelisches Gemeindelexikon



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Ideologie

  1. Grundlegung

1. der umkreis des Begriffes I. ist ein aus dem Griechischen abgeleitetes Wort (etwa gleich Ideenlehre), das seit der Aufklärungsphilo­sophie (18. Jh.) gebraucht wird. I.n sind Weltanschauungen, die mit Hilfe der sinnli­chen Wahrnehmungen und des philosophi­schen Denkens ein System zur Erklärung der Welt und der Gesellschaft entwerfen. Von einem einheitlichen Prinzip aus wird ein umfassendes Verständnis der Welt abgelei­tet, das dann als »Wahrheit«« Verbindlich­keit beansprucht. Dabei spielen die Interes­sen und Wünsche derer, die dieses Prinzip benennen, eine mitbestimmende Rolle, was der I. den Vorwurf, subjektiv (persongebun­den) zu sein, einträgt. Doch erhebt die I. selbst meist den Anspruch, objektive (von der Person unabhängige) Wahrheit zu sagen. Der heutige Bedeutungsgehalt des Begriffes

  1. ist im wesentlichem vom —» Marxismus bestimmt. Er sieht die I. im abwertenden Sinn als bloße »Spiegelungen«, als »Über­bau« gesellschaftlicher Lebensprozesse. Doch wird der Marxismus selbst notwendig zur I., denn die wichtigsten Kennzeichen ei­ner I. treffen auf ihn zu: a) Ein allem zu Grunde liegendes Prinzip (Produktionsver­hältnisse) b) eine Zweckbestimmung (klas­senlose Gesellschaft) und c) der Anspruch der Verbindlichkeit (Abwehr aller anderen Denkweisen).

2.1. und Philosophie. Unbestritten tritt in den philosophischen Denksystemen »Wahr­heit« zu Tage. Doch steht jede Philosophie ständig in der Gefahr, ideologisch zu wer­den, wenn sie ihr Denken absolut setzt (für alle zwingend), alles unter einer Formel er­klären will und ihr Denken auf einen be­stimmten Zweck konzentriert. Als mensch­liche Denkleistung verdient die Philosophie große Achtung, doch kann der Mensch sich die Wahrheit letztlich nie selbst sagen. Vielmehr muß sie ihm gesagt werden, nach der biblischen Aussage durch die Offenba­rung Gottes in seinem Sohn, in seinem Wort (Joh 8,3 if.).

  1. Das Verhältnis von I. und Glaube

  1. GEMEINSAMES UND TRENNENDES IN DER FRAGE nach der Wahrheit. I. und christlicher Glaube beanspruchen beide, Wahrheit zu sagen. I. fragt in der Struktur des griechi­schen, philosophischen Denkens: »Was ist Wahrheit?« Sie benennt dann ein Prinzip, einen theoretischen Satz. Im Grunde ist da­mit die Sinnfrage der Welt und allen Lebens gestellt. »Was steckt als tiefste »Wahrheit* hinter allen Erscheinungen?« Auch der Glaube antwortet auf die Wahrheits- oder Sinnfrage. Doch heißt die Ausgangsfrage dort: »Wer ist die Wahrheit?« (vgl. Joh 18,38 mit Joh 1,17; 14,6). Die Wahrheit ist er­schienen, geoffenbart in der Person Christi.

  2. GEMEINSAMES UND TRENNENDES IM ANGEBOT des heils. I. will immer Heilslehre sein, zur Verbesserung und Entwicklung der Welt dienen. Dabei liegt der Gedanke des »guten Herzens« im Menschen zu Grunde. Der Mensch ist entwicklungs- und bildungsfä­hig, deshalb ist Fortschritt möglich. I. hat eine positive Einschätzung des Menschen zur Voraussetzung.

Der Glaube geht von der nüchternen bibli­schen Feststellung der Verlorenheit des Menschen aus. Nur die unverdiente, lie­bende Zuwendung Gottes vermag dem Menschen -» Heil zu bringen. Die freie Gnade Gottes befreit von allen vergeblichen Mühen um eine Selbsthilfe. Der Glaube er­wartet somit alles Heil von Gott und ver­kündigt genauso nüchtern die Tatsache des bevorstehenden —► Gerichtes. —> Glaube weiß immer um Gnade und Gericht, -» Gesetz und Evangelium (Joh 3,16; Röm 1,16 + 17? 3,23 +24; 9,16; Mt 7,13 + 14).

  1. GEMEINSAMES UND TRENNENDES IN DER MIS­SIONARISCHEN Bemühung. I. ist wesensmäßig missionarisch, denn die einmal erkannte Wahrheit muß durchgesetzt werden, da sonst kein Fortschritt möglich ist. Ihr Mittel ist das Wort als Schlagwort, als Parole, als in das Denken bis hin zum Unterbewußtsein des andern eindringendes Wort. Dabei kann neben solchem geistigen Zwang auch kör­perlicher Zwang in Gewaltanwendung bis zum Terror treten. I. ist intolerant (unduld­sam), weil sie auf Zustimmung der Massen aus ist und deshalb abweichendes Denken bekämpft. Der einzelne Mensch ist nach seiner Funktion (Nützlichkeit) bei der Durchsetzung des Zieles bewertet.

Der Glaube ist ebenfalls wesensmäßig mis­

sionarisch (Mt 28,18—20; 7,13 — 16). Doch ist sein einziges Mittel das werbende, zuspre­chende Wort des Christus (Mk 2,14) und die Tat der Liebe (Mt 5,16). Gewalt als Mittel der Mission wird grundsätzlich abgelehnt.



  1. Ideologisierter Glaube Auch der Glaube kann ideologisch werden, dann nämlich, wenn er a) sich aus der per­sönlichen Bindung der -> Nachfolge Jesu Christi löst und zur »Sache« wird; oder wenn er b) zu einer bloßen Moral erstarrt, oder aber c) nur Teile der biblischen Bot­schaft isoliert zum Gegenstand hat. Der Christ kann der Versuchung der I.n nur durch ein ständiges Prüfen an Hand der Bibel widerstehen.

Andererseits darf der Glaube sich nicht auf den Bereich personaler Wahrheit einengen lassen, sondern muß die Auseinanderset­zung mit den I.n um der umfassenden Wahr­heit willen aufnehmen, wenn er nicht welt­los werden will.

Lit.: H. Lamparter, Prüfet die Geister, 19766 - H. Thielicke, Theologische Ethik, Band II, 1966* - Th. Geiger, Ideologie und Wahrheit, 1953 - W. Kün- neth, Fundamente des Glaubens, 1975

Krimmer


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