Landtag von NÖ, XI



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Wenn wir heute den Sport nicht nur aus der Sicht des Aktiven betrachten, dann ist er, das müssen wir sagen, in den letzten Jahrzehnten ein gesellschaftliches Phänomen geworden. Natürlich beeinflußt er die Entwicklung des zukünftigen Lebens in unserer Gesellschaft sehr genau. Die meisten Aspekte der Volksgesundheit, des Gemeinschaftslebens, der Bedeutung für die Wirtschaft, für die Gestaltung des Freizeitraumes, glaube ich, sind uns allen bekannt. Und trotzdem, meine sehr verehrten Damen und Herren, dürfen wir manche Dinge nicht übersehen. Ich darf drei Fragen stellen. Genügt es wirklich, wenn wir gut ausgebaute, in der Anzahl ausreichende Sportanlagen errichten und dann der sportlichen Tätigkeit des Zufalles überlassen? Sind wir mit manchen Auswirkungen im Leistungs- und Spitzensport einverstanden? Ich weiß, daß ich da ein heißes, fast nicht abgrenzbares Thema anschneide. Noch etwas, als dritte Frage. Ist die herkömmliche Motivation zur Sportausübung und auch das Angebot genügend? Wenn wir draußen unsere Sportstätten, die wir Gott sei Dank heute zum Teil auch schon in kleineren Katastralgemeinden vorfinden, auch in der Ausstattung anschauen, dann denkt man sich oft, wie gut könnte diese Sportanlage genützt werden, wenn es uns möglich wäre, dort Menschen zu haben, nennen wir sie Animateure, es müssen nicht unbedingt Trainer sein, die Anregungen geben, damit dort nicht nur zu gewissen Zeiten zwölfjährige Buben Fußball spielen, sondern eben auch andere Tätigkeiten entfaltet werden. Das wäre ja auch eine Aufgabe hinsichtlich des Sportes.

Die Erhaltung von Übungsstätten: Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe zuerst die Frage gestellt, ob es genügt, daß wir ausgestattete und in der Quantität ausreichende Sportstätten haben. Die Erhaltung dieser Sportstätten nach diesem Sportstättenboom, wenn ich es so nennen darf, bereitet den Gemeinden, aber auch den Vereinen immer mehr Schwierigkeiten. Ja es kommt soweit, daß die Gemeinden für Vereine sogenannte Sozialtarife erlassen und subventionierte Mieten, um den Fachausdruck zu gebrauchen, verlangen, und die Vereine trotzdem nicht in der Lage sind, die not- wendigen Trainingsstunden dort zu verbringen, weil sie gerade noch das Geld haben, die Meister-schaften durchzuführen. Und das passiert auch einem österreichischen Schülerstaatsmeister. Wenn der Herr Trainer Prokop im Fernsehen sagt, Jugendbetreuung müßte man mehr betreiben, dann sind eben die Vereine, die sich wirklich kümmern, dazu nicht mehr in der Lage und ich muß auch zur Ehre der Gemeinden sagen, daß sie manchmal nicht in der Lage dazu sind. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind ebenfalls die Sorgen, die man als Sportfunktionär bzw. auch als einer, der sich mit Sport auf gesetzgeberischer Basis etwas beschäftigt, hat. Dies könnte auf Grund von hohen Mieten bzw. von Geldmangel in der Vereinskassa dazu führen, daß das, was ich mit der dritten Frage angeschnitten habe, das vermehrte Angebot, die bessere Motivation, nicht mehr angenommen werden kann, weil eben die Vereine, aber auch die Privatpersonen das Geld nicht haben, um diese Dinge durchzuführen. Und überall ist es nicht so leicht in Niederösterreich, daß man zur Hypo geht und die Hypo sponsert. Ich könnte Ihnen sagen, an wie viele Kassen, Geschäftsleute und so weiter Jugendstaatsmeister, Schülerstaatsmeister, herangetreten sind und immer abschlägige Bescheide bekommen haben, sodaß die Vereinsmitglieder faktisch diese Jugendarbeit nur privat leisten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, neben dieser Angebotsvielfalt, glaube ich persönlich, müßte man auch Akzente in den Vereinen, aber bitte auch in den Schulen setzen. Ich glaube, es ist heute oft - ich will das nicht in einen Topf werfen - sehr davon abhängig, für welche Sportart sich der Schüler, aber auch in der außerschulischen Jugenderziehung der im Verein Tätige entscheidet. Dort ist es nur freiwillig, dort kann er, muß aber nicht immer hingehen, dort ist es etwas leichter, oder was der Lehrer gerade für einen Lieblingssport hat. Das sind nicht alle Fälle. Wenn es verpönt ist in einer Schule, nur als Beispiel bitte, daß dort Handball gespielt wird, weil die drei Turnlehrer aktive Fußballer sind, wird von dieser Schule fast kein Handballer nachkommen. Umgekehrt bitte genauso. Wenn dort verpönt ist, eben Geräte zu turnen, weil die Turnlehrer Fußballer, Leichtathleten und Handballer sind, dann wird dort selten ein Geräteturner herauskommen, wenn er nicht in einer weiterführenden Schule oder in einem Verein die Möglichkeit dazu hat. Und hier hätte ich eine ganz große Bitte, weil ich gerade den Herrn Präsidenten des Landesschulrates bei den Zuhörern sehe, daß man vielleicht doch auch von Seiten der Schulbehörde mehr, wie soll ich sagen, Motivation den Lehrpersonen gegenüber für alle Sportarten, vor allem nach den Fähigkeiten der Kinder gibt.

Und nun zu einem sehr heiklen Problem. Ich glaube, es gibt keine gegenteilige Meinung zwischen uns, was die Förderung des Spitzen- und Leistungssportes betrifft. Nur, meine sehr verehrten Damen und Herren, stehe ich auf dem Standpunkt, durch diese Förderung dürfen wir nicht erreichen, daß Spitzensportler oder Leistungssportler - verzeihen Sie mir den harten Ausdruck - als Handelsobjekte ganz einfach nach kommerziellen Gesichtspunkten von Verein zu Verein verkauft werden. Hier müssen wir, glaube ich, auch bei der Förderung des Spitzensportes vorsichtig werden, denn die menschliche Würde auch des Spitzensportlers und Leistungssportlers muß hinter den kommerziellen Überlegungen zurücktreten.

Wenn wir heute hören, daß auf Grund der Befragung ca. 40% der Österreicher fallweise Sport betreiben, ist das fast ein Phänomen. Auf der anderen Seite darf ich ganz kurz sagen, wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich gesagt, ich betreibe auch noch fallweise Sport, weil ich sehr gerne schwimme. Und solche sind halt auch dabei, die nur im Winter Schifahren oder im Sommer schwim-men und so weiter. Und trotzdem, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Unterstützung des Sportes kann nicht nur von Wirtschaftskörpern, von Schulen, von Gebietskörperschaften ausgehen. Jetzt eine sehr große Bitte an die Vertreter der Medien, soweit sie noch hier sind. Man müßte, das ist in manchen Dingen immer wieder als Erziehungsfaktor geschehen, doch auch bei den Medien die Notwendigkeit einer gewissen Gerechtigkeit innerhalb des Sportgeschehens anerkennen. Ich habe in der Zeitung gelesen, daß sich eine Fünfkämpferin bei irgendeiner Diskussion beklagt, wir führen in den Medien ein Schattendasein, denn nur, wenn man gewisse Leistungen erbringt, kommt man auch in den Medien zum Zug, während - ich will nicht, daß das unterbleibt - jeder zweitklassige Verein sogar in den Tageszeitungen wenigstens mit den Ergebnissen steht. Dem muß ich wirklich beipflichten. Dabei will ich nicht, daß das Ergebnis des zweitklassigen Vereines nicht drinnen steht. Aber wenn man oft in den Zeitungen tagelang Abhandlungen über dem Sinn nach immer dasselbe liest, dann würde sich auch Platz ergeben, einmal über Volleyball mehr zu schreiben, über Leicht- athleten mehr zu schreiben und über andere Sportarten mehr zu schreiben, nicht nur über gewisse. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Problem des Sports liegt auch in einer gewissen Freiwilligkeit. Hier haben die Verbände eine große Aufgabe. Ich will jetzt nicht sehr ketzerisch sein, aber ich würde trotzdem bitten, einmal die Funktion der Verbände, auch bei der Sportförderung und beim Trainereinsatz, neu zu überdenken. Wenn Sie mich fragen, tragen die Dachverbände die Haupt- last und die Fachverbände die Sekundärlast. Alles andere, außer verschiedenen Institutionen, wie Schule und so weiter, können nur Begleiterscheinungen werden. Ich habe mir erlaubt, nur einige Bemerkungen zu machen, ich will heute nicht mehr darauf eingehen.

Aber eines noch zu den Medien. Man sollte weniger die Brutalität im Sport, die da und dort auftritt, im Fernsehen zeigen und vor allem nicht in Zeitlupe und so weiter wiederholen. Die Macher dieser Reportagen sollten sich vielleicht einmal überlegen, wenn in einem Spiel eine Brutalszene und 20 schöne und technische Leistungen vorkommen, ob man nicht die einmal wenigstens in Zeitlupe brin-gen könnte und nicht irgendeine Rauferei. Ich glaube, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir in letzter Zeit wieder von den Fußballfans mit Messern und Mopedketten und so weiter hören, dann trägt auch das Fernsehen das seine bei. Denn die haben ja die Jugendlichen, die es noch gar nicht übernasert haben, darauf aufmerksam gemacht, teilweise mit gestellten Szenen, daß es so et-was gibt. Und jetzt haben wir bereits das, was wir früher nicht gehabt haben. Die Überfälle, die Zerstörung sogar von Eisenbahnwaggons und all diese Dinge und Auswüchse. Vielleicht könnte man im Fernsehen auch sporterzieherisch wirken.

Ich habe mir erlaubt, einige Bemerkungen zu machen, die mir am Herzen liegen und die auch meiner Fraktion am Herzen liegen. Wenn wir den Sport in einer Gesellschaft, wo die Freizeit immer länger und die körperliche Arbeitsbelastung immer mehr auf einzelne Körperpartien eingeschränkt wird, als sinnvollen und notwendigen Bestandteil unserer Lebensbedingungen betrachten, müssen wir auch die erforderlichen Maßnahmen setzen. Ich meine hier nicht nur finanziell, sondern auch ideell. Neben den körperlichen und physischen Angebotaspekten hinsichtlich der Gesundheit sind ja auch die psychischen Aspekte des Sportes zu berücksichtigen. Welche Freude herrscht oft über eine gelungene Leistung, die gar nicht in ein Rekordbuch kommt, und auch das Gemeinschaftserlebnis im Sport ist ja nicht zu übersehen. Nach meiner Meinung sollte man auch einmal darüber nachdenken, wie man eine bessere Zusammenarbeit, eine bessere Koordination zwischen Bildungseinrichtungen, Verbänden, Wirtschaft, Gebietskörperschaften und Medien finden kann. Dies könnte dazu beitragen, manche Probleme leichter zu lösen und damit konkrete Verbesserungen im Sportwesen zu erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)


ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Zum Worte gelangt die Frau Abg. Prokop.
Abg. PROKOP: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Beim Kapitel 2 entnehmen wir auch der Budgetrede des Herrn Landesfinanzreferenten, daß der Sport diesmal wieder mehr als der übliche Durchschnitt angehoben wurde, wofür wir danke schön sagen, obwohl wir immer wieder feststellen müssen, daß es einfach trotz allem zu wenig ist. Aus der graphischen Darstellung auf Tafel 25 kann man sehen, daß es eine laufende Steigerung gegeben hat, eine Steigerung, die sicherlich noch weiter notwendig sein wird.

Ich habe schon einige Male darauf hingewiesen, daß unser Budget sehr klar die reinen sportlichen Budgetansätze ausweist, während in anderen Budgetposten noch sehr viele zusätzliche Mittel vorhanden sind. So können wir uns eben mit Budgets anderer Länder kaum vergleichen. Uns wird immer wieder Oberösterreich vorgehalten, wo zum Beispiel allein die Annuitätenzuschüsse für Sportanlagen mit 17 Millionen Schilling ausgewiesen sind. Wir haben 22 Millionen Schilling im Be- reich der Finanzsonderaktion reine Annuitätenzuschüsse für solche Sportanlagen, darüber hinaus noch Sonstiges. Also ist das schwer zu vergleichen. Ich wehre mich an und für sich auch immer wieder, da zu sagen, wer hier am ersten Rang rangiert oder nicht. Ich glaube, wir haben für den Sport in Niederösterreich in den letzten 10 Jahren wirklich enorm viel geleistet.

Kurz noch zu Ihnen, Herr Kollege Stangl. Beim Bundessportzentrum, wir haben es heute auch im Sportrat wiederum kurz angerissen, gibt es ein Problem, das uns ja schon seit langem bewegt. Wir sind sicherlich mit der Lösung nicht sehr glücklich, sie ist sicherlich unbefriedigend. Das ist vor langer Zeit geschehen, ich war jedenfalls noch nicht im Landtag. Ich weiß nicht, ob Sie schon herinnen waren, als die ersten Entwürfe hier vorgelegt wurden. Auf Grund dieser Entwürfe gibt es noch immer Differenzen mit dem Bund. Wir haben Sie schon einmal gebeten, auch beim Unterrichtsministerium zu intervenieren, um hier endlich einmal eine bessere Regelung zu finden. Wir wissen heute noch nicht, wie hoch die tatsächlichen Betriebskosten sind, und wir stehen heute noch immer vor der Tatsache, daß wir nicht wissen, was wir eigentlich dem Bund zahlen müssen. Es ist andererseits so, daß wir fast Danke schön sagen müssen, weil im Augenblick überhaupt ein Stillstand ist. Wir warten immer auf eine Vorschreibung des Bundes, daß sie uns überhaupt sagen, was wir ihnen schuldig sind.

Die Auslastung dort mit 20% genau zu bemessen, ist sicherlich äußert schwierig. Wir würden in manchen Bereichen viel mehr benötigen, müssen aber immer wieder hinter dem Bedarf des Bundes zurückstehen und das ist ein riesiges Problem. Wie heute auch schon im Sportrat gesagt, geht es vor allem um die Benützbarkeit der Anlagen in der schulfreien Zeit, wo der Bund den Eigenbedarf anmel-det und wir selbst einen enorm großen Bedarf haben. Die meisten Vereine können nämlich ihre Leute nur in der schulfreien Zeit zu Kursen zusammenfassen und dann haben wir nicht die Möglichkeit der Benützung. Hier müßte also wirklich in nächster Zeit dringend eine Regelung getroffen werden.

Herr Kollege, mit dem, was Sie hier über den Spitzensport gesagt haben, stimme ich vollkommen überein. Ich glaube aber, daß die Förderung des Landes im Bereiche des Spitzensportes gerade solche Dinge bei weitem nicht berührt. Vor Verkauf oder Verschacherung menschlicher Würde muß gewarnt werden. Ich glaube, da müßten Sie konkreter werden, wenn Sie da irgendeine Vorstellung haben. (Abg. Stangl: Strasser zur Vienna!) Das hat damit sicherlich direkt nichts zu tun. Ich muß sagen, es gab einen alten Vertrag auch. Wir sind jetzt in anderen Bereichen des Spitzensportes weit aufgerückt zum Fußball und ich glaube, daß hier heute schon eine weitaus gerechtere Verteilung gegeben ist, als es noch in den Vorjahren war. Ich bin überzeugt, daß wir hier auf einem relativ guten Weg sind. Wir haben ja ein gewisses Problem in Niederösterreich, denn wir sind in letzter Zeit in so vielen Bereichen zur absoluten österreichischen Spitze vorgestoßen. Hier muß man jetzt wirklich die Spitzensportförderung zusätzlich sehen, denn diese Vereine, die unter großem Aufwand das geleistet haben, benötigen eine Förderung.

Etwas, wo ich mit Ihnen absolut nicht übereinstimmen kann, ist diese Bemerkung über Sponsoren, daß manche Vereine es eben nicht können und manche andere haben es leichter, zu Banken zu gehen und Geld zu bekommen. Wenn man das nur anreißt, so haben auch wir mit 25.000 Schilling begonnen, sind aber bereits Landesmeister gewesen und Aufsteiger in die Staatsliga. Erst darnach kamen Europacupverpflichtungen. Ich sage Ihnen jetzt die Zahl, sie ist sofort nachweisbar. Die Europacupverpflichtung am kommenden Wochenende beträgt pro Person 9.000 Schilling; es sind 15 Personen, die fliegen müssen, die fahren müssen, fast bis zum Nordpol hinauf.

Sie können sich ausrechnen, was das für eine Belastung für den Verein ist. Daß sich sicherlich auch hier, ganz egal, ob es die Hypobank oder jemand anderer ist, ein Sponsor finden würde, wenn eine gewisse Werbeträchtigkeit gegeben ist, ist die einzige Chance für den Spitzensport überhaupt. Wir haben uns hier schon einige Male darüber unterhalten, daß der Spitzensport in Österreich ohne das Sponsertum nicht mehr existieren könnte und daß wir sehr dankbar sein müssen, daß es im wirt- schaftlichen Bereich immer wieder Leute gibt, die bereit sind, Mittel einzusetzen, ansonsten wir nein zum Spitzensport sagen müßten, weil er an und für sich nicht mehr durchführbar wäre.

Ich habe interessanterweise nicht deswegen, weil Sie vorher gesprochen haben eigentlich auch die Absicht gehabt, auf grundsätzlichere Dinge einzugehen. Ich glaube, nämlich gerade wenn man zum Budget der 80er Jahre spricht, sollte man vorausblicken und auch ein bisserl den Stellenwert der einzelnen Probleme betrachten. Der Sport hat in der heutigen Zeit sicherlich einen Stellenwert erlangt, der weit über die reine Freizeitbeschäftigung hinausgeht. Es ist ja interessant, daß die geschichtliche Entwicklung und das Wachsen des Sports an und für sich mit der Befreiung des Menschen sehr eng im Zusammenhang stehen. Im vorigen Jahrhundert haben sich genauso wie die vielen Revolutionen, durch die sich die Menschen ihre Freiheit erkämpft haben, Verbände und Vereine entwickelt, und auch hier gibt es sehr große Parallelitäten. Allein wenn man die politische Entwicklung der Frau oder die Entwicklung ihrer Emanzipation betrachtet, erkennt man, daß sie auch mit ihrem Auftreten als Sportlerin stark parallel geht und daß hier überhaupt ein Wunsch des Menschen besteht, sich als Mensch in seinem Wesen darzustellen. Schon Schiller hat gesagt: ,,Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur ganz Mensch, wo er spielt."

Ich glaube, daß das sehr, sehr viel über das Wesen des Sports und des Spiels aussagt. Ich glaube, allgemein braucht man nicht darauf einzugehen, was der Sport heute in unserer Gesellschaft bedeutet. Die Freizeit ist stark angestiegen. Wir haben laut Statistischem Zentralamt rund 6 Stunden Freizeit pro Tag, rund 2.000 Stunden Freizeit im Jahr. Ich glaube, gerade in diesem Bereich besteht für jeden einzelnen die Möglichkeit, den Zwang der Arbeitswelt abzulegen und richtig Mensch zu sein. Laut Aussage der verschiedensten Soziologen und Ärzte weiß der Mensch speziell in seiner Freizeit wenig mit sich anzufangen, und die sportliche Betätigung ist wohl das beste Mittel, Freizeitneurosen überhaupt nicht aufkommen zu lassen. Man müßte auch, wenn man an das Problem und die Sorgen des Sports herangeht, die verschiedensten Untersuchungen hernehmen. Man muß berücksichtigen, daß es sehr gruppenspezifische Probleme gibt. Allein das Vorhandensein der Freizeit in den einzelnen Gruppen ist bereits sehr unterschiedlich. So haben die Schüler eine relativ hohe Freizeit, der Arbeiter kommt an nächster Stelle, dann der Angestellte und Beamte, schon weit zurück die Hausfrauen, die Selbständigen, und am wenigsten Freizeit hat die bäuerliche, die ländliche Bevölke-rung.

Auch die Untersuchung über Schulbildung und Interesse am Sport zeigt sehr starke Diskrepanzen. Von Maturanten und Akademikern sagen 69%, also fast 70%, daß sie Sport betreiben, und 29% der Menschen ohne abgeschlossene Schulbildung sagen, daß sie zeitweise Sport betreiben. Selbst hier ist das Interesse an den Sparten sehr unterschiedlich. Ich glaube, auch das müßte man sich beim Bau von Sportanlagen, beim Ansprechen der Menschen für eine gewisse Sparte überlegen.

So interessiert die erste Gruppe von Maturanten und Akademikern an erster Stelle eher Leichtathletik, Turnen, Gymnastik und dann abgestuft verschiedene andere Sparten, während sich die zweite Gruppe für Schießen, Kegeln, Eisstockschießen anspricht, also für solche Sparten, die in letzter Zeit einen enormen Aufschwung auch in der Breite genommen haben. Auch der Beruf entscheidet sehr stark über die Möglichkeit und das Interesse, Sport zu betreiben. So sind 97% der jungen Menschen, die sich in Ausbildung befinden, sehr stark am Sport engagiert, was an und für sich verständlich ist; in der Landwirtschaft gibt es nur 16%, die sagen, daß sie regelmäßig Sport betreiben.

Einen sehr starken Unterschied finden wir auch bei den Einkommensklassen. Einkommensbezieher unter 6.000 Schilling sagen, daß sie nur zu 10% Sport betreiben, während solche bis rund 17.000 Schilling und mehr sagen, daß sie zu 60% Sport betreiben. Vor allem ist auch die Motivation sehr unterschiedlich, und wenn man auf das Thema ,,Motivation" eingeht, könnte man wirklich stundenlang darüber diskutieren. Gerade hier wurde vor zehn Jahren das Thema ,,Animateur" in verschiedensten Diskussionskreisen immer wieder versucht durchzudiskutieren; es wurde versucht, auch in Österreich eine Möglichkeit zu finden.

Wir wissen heute, daß jene Länder, die den Animateur von Staats wegen eingeführt haben, mit der Einrichtung nicht glücklich sind. Also auch das ist nicht der Weg, den Menschen dazu zu bringen, sich körperlich zu betätigen. Die Motivation geht von der Gesundheit über Leistung, Geselligkeit, Hebung des Lebensgefühls. Auch das ist berufsspartenmäßig und einkommensmäßig, ausbildungsmäßig wiederum ganz unterschiedlich eingeteilt. Der Prozentsatz, der tatsächlich in Österreich Sport betreibt - da muß ich dem Kollegen Stangl auch recht geben -, ist weitaus geringer, als die meisten Statistiken ausweisen, erschreckend gering vor allem im Vergleich zu anderen europäischen Staaten.

Es ist unumstritten, daß der Sport an und für sich eine gezielte Aktivität ist, viele Krankheiten be-einflußt, wenn nicht sogar heilt, vor allem unsere Modekrankheiten. Wenn man die Arteriosklerose hernimmt, so weiß man, daß hier eine regelmäßige sportliche Tätigkeit sehr vorbeugend wirkt und auch dann noch Abhilfe schaffen kann. Vor kurzem konnte man in einer Zeitung lesen, daß bei Diabetikern ein regelmäßiges Muskeltraining eine deutliche Senkung des Blutzuckers bewirkt. Fett-stoffwechselstörungen, ein Hauptrisikofaktor bei Herzinfarkt, selbst hier weiß man schon allgemein, daß Sport sehr viel hilft und daß in den Herzstationen, Heilzentren der ganzen Welt echter geregelter Sportbetrieb gemacht wird. Es ist teilweise gigantisch, was in den amerikanischen Herzzentren von kurz nach Herzinfarkt Darniederliegenden körperlich verlangt wird. Wenn man das unseren Ärzten vorhält, glauben sie es oft gar nicht. Es wäre wirklich interessant, auch bei uns diese allgemeine Auf-klärung weiter zu betreiben, selbstverständlich bei erhöhtem Blutdruck und solchen Sachen.

Gezielte Untersuchungen dieser Herzzentren haben gezeigt, daß junge, gesunde Menschen bis zur totalen Erschöpfung belastbar sind, ohne den geringsten Schaden davonzutragen. Das ist etwas, was wir in unserem Jugendsport noch nicht allzu lange wissen. Aus dem Osten wurde uns schon vor längerer Zeit davon berichtet, und erst jetzt haben die neuesten amerikanischen Untersuchungen das wiederum bestätigt. Das ist interessant für den Jugendsport. Es wurde aber wiederum dagegen festgestellt, daß eine Belastbarkeit bei älteren Menschen sehr problematisch ist.

Meine Damen und Herren! Der Kollege Stangl ist jetzt draußen, ich gebe ihm recht, daß wir eine sportmedizinische Betreuung sehr intensiv betreiben müssen. Ich muß ihm widersprechen in der Hinsicht, als er sagt, daß diese vor allem für die an Meisterschaften teilnehmenden Sportlern wichtig ist. Ich glaube, daß die Sportmedizin im Bereich des Breitensports und in der Betreuung jedes einzelnen einen weitaus breiteren Raum erfassen müßte. Es gibt hier bereits Gedanken.

Ich selbst habe, glaube ich, vor zwei oder vor drei Jahren einmal die Anregung getroffen, an den Spitälern sportärztliche Untersuchungszentren einzurichten. Ich glaube, daß man wirklich Außen-stellen unserer sportmedizinischen Untersuchungsstelle schaffen könnte. Ich bin auch der Meinung, daß man diese Fragebogen sammeln könnte. Es gibt in Vorarlberg bereits sehr gute Computerbogen, die sich mit der Frage der sportärztlichen Untersuchung für alle Menschengruppen befassen. Wir könnten hier gewiß mit diesen Untersuchungsbögen sehr viel für unsere Leute machen, denn ich glaube, gerade im Seniorensport liegt noch eine große Aufgabe. Die Motivation, für die eigene Gesundheit was zu tun, ist in breitesten Kreisen vorhanden und wird als eine der Hauptmotivations-möglichkeiten angesehen.

Darnach kommt eigentlich schon das Erlebnis Sport an und für sich und die Hebung des Lebens-gefühls. Der Sport, meine Damen und Herren, darf nicht nur für einige Privilegierte da sein, er muß einfach allen ermöglicht werden. Die Vereine und Verbände in unserem Land sind seit Anbeginn des Sports, sind seit vielen, vielen Jahren laufend mit tausend Idealisten bemüht, und zwar sehr erfolg-reich bemüht, das Sportleben bei uns aufrechtzuerhalten. In manchen Bereichen, glaube ich, müßte darüber hinaus - man kann sagen, das sind fast Sonderaufgaben - auch die öffentliche Hand eingreifen. Es gibt hier Gruppen, in denen die Vereine und Verbände fast überfordert sind.

Ich denke hier an den Seniorensport, der noch viel intensiver betrieben werden müßte. Er könnte von den Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Land durchgeführt werden. Ich denke vor allem auch an die Behinderten. Im Behindertensport gibt es noch große Möglichkeiten. Wir wissen, daß es im Sport viele andere Aspekte gibt. So gibt es natürlich Staaten, in denen man oft allen Ernstes glaubt, von der Erfolgskurve ihrer Sportler auf die Qualität des politischen Systems Rückschlüsse ziehen zu können. Selbstverständlich ist heute auch der wirtschaftliche Aspekt des Sports sehr wichtig und wird sicherlich in der Zukunft noch stärker werden. Im Schifahren ist das eine Selbstverständlichkeit. Wir wissen, daß allein die Wintersportartikel 3 % des Gesamtexportes in Österreich ausmachen. Wir wissen, daß innerhalb dieser Zeit ganze Täler aus einem Dornröschenschlaf zu relativem Wohlstand aufgestiegen sind, weil sie eben dem Schisport erschlossen wurden. Es sind im Wirtschaftsleben enorme Bereiche im Hinblick auf Kleidung, Geräte und sonstige Dinge, die sich mit dem Sport beschäftigen, entstanden, die sicherlich auch in Zukunft noch zusätzlicher Überlegungen wert sind.


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