Masaryk- universitäT


„Erwachsene reden. Marco hat was getan“



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„Erwachsene reden. Marco hat was getan“


Dieses Buch hat eine spezifische Form, denn es besteht aus einer Reihe fiktiver Interviews. Die Handlung der Geschichte erzählt, wie ein Junge namens Marco ein von Ausländern bewohntes Haus anzündet und dabei zwei türkische Kinder tötet. Die Autorin sagt selbst: „Es ging mir dabei darum, nicht allein in dem Jungen selbst den Schuldigen zu zeigen, sondern den komplexen Zusammenhang von Hintergründen und Verantwortlichkeiten insgesamt, und mit einer klassisch erzählten Geschichte hätte ich dies nicht erreichen können; schon die Vielzahl der Personen, die mir in diesem Zusammenhang wichtig waren, hätte ich in einer Geschichte mit traditionellem Handlungsverlauf nur mit akrobatischen Verrenkungen sinnvoll verknüpfen können. Die Geschichte wäre unweigerlich, wie realistisch auch immer ihre einzelnen Elemente, insgesamt unrealistisch geworden. Trotzdem und mit dem Gedanken an jugendliche Leser habe ich es versucht: Ich habe mit verschiedenen Konstrukten gearbeitet, die alle übrigens retrospektiv waren- weil sich nur so, durch den rückwärtsgewandten Blick auf die Tat, die verschiedenen Personen überhaupt miteinander verbinden ließen. Ich habe versucht, eine Schülerzeitung einen Artikel über Marco schreiben zu lassen: Während ihrer Recherchen hätten die jugendlichen Redakteure dann mit verschiedenen Menschen reden können; ich habe Marco selbst über seine Tat nachdenken lassen; ich habe versucht, durch diverse sonst unwichtige Nebenhandlungen die verschiedenen Personen miteinander zu verknüpfen, um so einen Grund zu haben, sie überhaupt in die Handlung einzuführen: Jedesmal aber habe ich schon vor dem Schreiben gewußt, daß die gewählte Struktur meinem Gegenstand nicht angemessen war, und ich habe, wenn ich mich über dieses Wissen hinweggesetzt und es trotzdem versucht habe, beim Schreiben sehr schnell dieses schale Gefühl gehabt, das vermutlich jeder Autor kennt und das besagt: Du bist gerade dabei, ein Pferdebuch zu schreiben. Also habe ich versucht, meine Zweifel, die Lesbarkeit betreffend, hintanzustellen, mir aber trotzdem bewußt zu bleiben, daß es sich um einen Text für Jugendliche , nicht für Erwachsene handeln sollte, und so zu schreiben, wie es mir notwendig schien.“24
Nachdem sie Boie das Buch fertig geschrieben hatte, schickte sie es nicht gleich direkt an einen Verlag, um es veröffentlichen zu lassen. Sie ließ das Buch in ihrem Schrank liegen, weil sie Zweifel hatte, ob Jugendliche es lesen wollten. Ihr Mann überzeugte sie, die Geschichte zu veröffentlichen.
Es geht um ein realistischer Jugendroman (1994), in dem 13 Personen in der Form von Interviews zu Wort kommen. Interessant kann man finden, dass nur Befragte sich aussprechen, die Existenz der Befrager muss der Rezipient aus der Rede der Befragten selbst erschließen. So erreichte Boie , dass Leser/innen zum kritischen Fragen angeregt werden.
Fremdenfeindlichkeit- in diesem Falle gegenüber Türken- das ist das zentrale Problemfeld in dieser Geschichte. In einem ungenannten Ort, der Provinz, einer Kleinstadt spielt sich die Handlung des Romanes ab. Beim Lesen wird die Vielfalt der Stellungnahmen der befragten Personen beobachtet. Das furchtbare Geschehen wird analysiert und gleichzeitig werden Leser/innen zum Nachdenken bewegt. Es wirkt auf Leser/innen sehr stark.

Renate Welsh

Leben, Schaffen

Die Autorin ist 1937 in Wien geboren, sie wuchs in einem dörflichen Vorort der Metropole auf. Ihr Vater war Arzt vom Beruf und für ihr zukünftiges Leben einer der beliebtesten Kinder- und Jugendbuchautorin finden wir interessant, dass sie an ihre Schulzeit keine schönen Erinnerungen hat. Sie galt als Außenseiterin in ihrer Klasse. Sie schrieb Aufsätze für einen starken Jungen, der sie dafür auf dem Schulweg schützte. Sie besuchte ein Gymnasium und mit 15 flog sie für ein Jahr in die USA. Nachdem sie das Abitur abgelegt hatte, begann sie Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften zu studieren. Sie nahm eine Stelle am British Council in Wien auf, nebenberuflich wirkte sie als Übersetzerin.


Schaffen:
Ihr erstes Buch schrieb sie mit 5, es war eine Horror- und Actiongeschichte. Ihr Betätigungsfeld ist ausgesprochen sehr breit- Kinder- und Jugendliteratur, biographische und zeitgeschichtliche Texte, Mitarbeit und Mitherausgabe von Anthologien, Schreibwerkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Hörspiele. Eines ist aber klar- sie schreibt nur darüber, was sie aus eigener Lebenserfahrung kennt oder was sie detailliert untersuchte. Wir können beobachten, wie sie das hohe soziale Bewusstsein hat, Mitgefühl und Mitleid mit Schwachen, mit Minderheiten, mit Behinderten, mit Kindern und Jugendlichen, einfach mit allen, die am Rande der Gesellschaft stehen (Ausländer, Drogensüchtige usw.).
Werke:
„Der Staatsanwalt klagt an“ (1975) – dokumentarisch, über Jugendliche, die straffällig sind, die Tathintergründe, Interviews mit Tätern, ihren Eltern und Justizvertretern. Noch einmal erzählt sie über dieses Thema im Buch „Ende gut, alles gut“ (1980)
„Johanna“ (1979) – ihr erfolgreichster Roman, das Schicksal einer wirklichen Figur gezeigt, die unter brutalen Unterdrückung leidet
„Wie in fremden Schuhen“ (1988), „Hoffnung mit Hindernissen“ (1977) – Welsh befasst sich hier mit Problemen junger Leute, die ihr eigenes Elternhaus kritisch sehen
„Drachenflügel“ (1988) – ein behinderter Junge und seine Schwester im Mittelpunkt
Renate Welsh wurde mit verschiedenen Literaturpreisen geehrt (der Österreichische Staatspreis, der Kinderbuchpreis Wiens). 1980 erhielt sie für „Johanna“ den Deutschen Jugendliteraturpreis. Es wurde ihr auch der Berufstitel „Professorin“ verliehen.
Als Erklärung, warum sie gerade für Kinder und Jugend schreibt, legen wir ein Stück aus einem Interview mit ihr vor, aus dem man ableiten kann, was für Beziehung es zwischen Renate Welsh und jungen Lesern und Leserinnen gibt:
Warum ich für Kinder schreibe? Weil es mir Spaß macht. Weil ich auf Ideen komme, die ich sonst bestimmt nicht hätte. Weil es mir Freude macht, Kindern vorzulesen, zu erleben, wie ihre Phantasie Purzelbäume schlägt. Weil ich von Kindern ganz viele wichtige Dinge gelernt habe. Weil ich Kinder mag. Seit ich das Vamperl erfunden habe, bekomme ich jede Woche viele Briefe und köstliche Zeichnungen von Kindern. Ich bekomme sogar neue Vamperl- Geschichten, die sich die Kinder selbst ausgedacht haben.
Manchmal lese ich diese Geschichten meinem Mann vor und wir lachen beide ganz vergnügt. Manchmal werden wir auch traurig, weil die Geschichten verraten, wie viel Leid manche Kinder ertragen müssen. Dann hoffen wir, dass das Vamperl auch diesen Kindern ein wenig Mut gemacht hat. Hin und wieder das sogar. Das ist für mich wie Weihnachten und Ostern und Geburtstag in einem. Viele von euch wissen, dass ich das Vamperl in einem Verkehrsstau erfunden habe. Jetzt hoffe ich sehr, dass mir irgendwann eine Figur einfällt, die den Kindern ebenso ans Herz wächst wie das Vamperl. Verkehrsstau gibt es ja oft genug.....“.25

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