V. Session Sitzung am 30. November 1977



Yüklə 0,53 Mb.
səhifə14/19
tarix28.10.2017
ölçüsü0,53 Mb.
#18192
1   ...   11   12   13   14   15   16   17   18   19

Aber gerade diese Turmrenovierung und die Renovierung im Stift für diese Ausstellung haben eine Reihe von anderen Aktivitäten rund herum ausgelöst. Es gab im Bereich innerhalb der Ringmauer ca. 100 alte Bürgerhäuser, die sanierungsbedürftig waren, von denen ca. 20 unter Denkmalschutz stehen. Diese 20 denkmalgeschützten Häuser wurden nun mit großen Mitteleinsatz von Bund, Land und Gemeinde unterstützt und vor allem vom Bundesdenkmalamt durch intensive Betreuungstätigkeit ganz besonders gefördert.

Diese Häuser stellen aber keine geschlossene Kette dar, sondern sind wahllos auf den Stadtkern verteilt, und so mußten nun die dazwischenliegenden anderen 80 Häuser angepaßt werden. Dabei konnte die erfreuliche Feststellung gemacht werden - ich glaube, es ist schon einige Male, als in den beiden letzten Tagen über Ortsbildpflege gesprochen worden ist, das gleiche gesagt worden -, daß im ganzen Land fast alle Hausbesitzer mit Begeisterung mittaten, obwohl ihnen sehr große Auflagen auferlegt wurden. Sie mußten sich an den Färbelungsplan halten, sie mußten besonderes Material verwenden und haben trotzdem einen sehr erheblichen Teil dazu beigetragen, denn bei diesen Häusern gab es ja keine Unterstützung von Bund und Land, sondern nur einen kleinen Beitrag der Gemeinde. Wo es aber die gesetzliche Möglichkeit für Bund und Land gegeben hat, die Altstadtsanierung nicht nur in diesem konkreten Falle, sondern überall im Lande zu unterstützen, wurde diese Unterstützung sehr großzügig gegeben.

Ich darf bei dieser Gelegenheit – jetzt vielleicht noch nachträglich zu unserer eigenen Arbeit - den zuständigen Stellen und vor allem Herrn Landesrat Grünzweig für die Unterstützung sehr herzlich danken. Ich wollte mit diesem Beispiel, nur dem Beispiel einer einzigen Stadt, aufzeigen, was eigentlich in sehr vielen Gemeinden unseres Landes geschieht, und zwar mit sehr viel Erfolg.

Ich möchte vielleicht auch noch ein Wort zu der positiven Resonanz sagen, die bei allen Besuchern nicht nur die Ausstellung selbst, sondern auch die gesamte Fassadenaktion gefunden hat. Das ist etwas, das, glaube ich, überall gerne gesehen wird, denn der Fremde, der unser Land besucht, sucht ja neben der Schönheit der Natur und der Landschaft auch die Schönheit unserer Städte und Dörfer, und er will sich in ihnen wohlfühlen. Die Erhaltung unserer alten Bausubstanz ist ein sehr wesentlicher Bestandteil der schönen Landschaft und macht unser Land erst richtig liebenswert. Hier Investitionen zu tätigen, Subventionen zu geben, macht sich vielfach bezahlt. Und ich glaube, daß wir diese Bemühungen, die sehr erfolgversprechend begonnen haben, auch weiterhin unterstützen sollen. (Beifall bei der SPÖ.)
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gemeldet ist der Abg. Wallner.
Abg. Prof. WALLNER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe meine Redezeit das letztemal um etwa sieben Minuten überzogen und werde mich bemühen, jetzt das Zeitschema einzuhalten. Erlauben Sie bitte, daß ich am Beginn ein kurzes Zahlenspiel über die Gruppe 3 vorbringe. In der Dreiergruppe sind wir von 111,3, ich sage immer runde Zahlen, auf 129,1 Millionen Schilling gestiegen, das ist also ein Zuwachs von 17,8, in der Gruppe 2, die man hier dazuzählen müßte, von 40,8 auf 41,5, dazu in der Erwachsenenbildungssubvention von 5 auf 5,8, und dann gibt es noch im außerordentlichen Voranschlag allerdings eine Senkung von 4,7 auf 3,1. Ergibt zusammen 179,5 im großen gegenüber 161,8, also einen Mehrbetrag von 17,4 Millionen Schilling! Das sind mehr als etwa rund 10% Zuwachs. Wenn man dazuzählt, daß im Vorjahr eine bedeutend stärkere Aufstockung vorgenommen wurde, so können wir sagen, daß der Betrag valorisiert ist. Nimmt man noch dazu, daß die Kürzung nicht im gleichen Ausmaß für diese Gruppe gelten soll, dann müssen wir uns dafür bedanken.

Ich darf diesen Dank an den Herrn Landeshauptmannstellvertreter Ludwig abstatten, daß er gerade für das Gebiet, das sonst ja eher immer als erstes von Kürzungen bedroht wird, Verständnis besitzt und diese Möglichkeiten zuläßt. Es fällt mir ein, daß ich bei Gelegenheit der Faschingseröffnung am 11.11. für den Herrn Landeshauptmannstellvertreter Ludwig ein Zeichen seines Tuns gesucht und gefunden habe, wenn er etwa beim Berufsratespiel vom Lembke auftreten müßte. Ich bin auf diese Bewegung gekommen (Reiben von Daumen und Zeigefinger als Zeichen für Zahlen), und dafür hat Grillparzer, der ja ein Ehrenbürger Badens ist und sehr lange bei uns gelebt hat, ein sehr schönes Sprüchlein geschrieben, das man jetzt auch für die Verstärkung der Kulturmittel in diesem Sinne anwenden könnte. Er hat gesagt - wenn ich es noch auswendig kann, es ist schon wiederum 14 Tage her, daß das stattgefunden hat -, er hat also gesagt: „In der Politik zwei wichtige kleine Dinger sind Daumen eben und Zeigefinger. Sie halten die Feder, das weiß ein jeder! Doch Wichtigeres noch wird oft durch sie betrieben, wenn sie sich übereinander schieben!" Und diese Tatsache hat sich hier sehr glücklich bewiesen, daß sich die Finger des Finanzreferenten übereinander geschoben haben und den Wünschen des Referates in entgegenkommender Form in Hinsicht auf die Gesamtbudgetlage entsprochen haben.

Diese Summen sind für das Gesamtbudget rund 1,1%. Das hat sich auch gegenüber vor zwei Jahren wesentlich verstärkt, wesentlich dadurch, daß diese 1,1%, im großen und ganzen gesehen, ein bescheidener Beitrag sind, aber innerhalb dieser 1,1% natürlich auch die Zehntelprozente eine entsprechende Rolle spielen. Und wir sind von unter einem Prozent auf über ein Prozent gekommen. Ich habe gesagt, das ist nicht viel, aber durch die ständige Valorisierung ein sicherer Betrag. Und das ist in Zeiten der finanziellen Unsicherheit schon einmal etwas sehr Vertrauenerweckendes, wenn man das feststellen kann.

Die Bedeutung dieser Summe ist natürlich verschieden aufzufassen. Ich würde sagen, es ist ein kleiner Betrag, gemessen an dem Gesamtbudget, aber er hat in seiner Öffentlichkeitswirkung und seiner Bedeutung für den einzelnen in der Öffentlichkeit eine weit über die Summe hinausgehende Wirkung, anders eben, als das zum Teil in sehr großbestückten Gruppen der Fall ist. Allerdings möchte ich eines auch dazufügen. Wir sprechen bei diesem Anlaß und auch in der Gruppe 2 immer von sehr bedeutsamen Dingen. Wir sprechen vom mündigen Bürger, wir sprechen von der Persönlichkeitsbildung, wir sprechen davon, wie wesentlich sich alles für die Demokratie auswirkt. Im Verhältnis zur Summe, die dann dafür aufgewendet wird, daß diese so wesentlichen Dinge erreicht werden können, scheint es sich aber gegenüber so bedeutenden Worten um verhältnismäßig kleine Beträge und Möglichkeiten zu handeln. Es wäre jetzt die Zeit, eine ganze Menge Zitate loszulassen und das zu belegen. Ich denke mir oft, wenn ich diese Verhältnisse anschaue, und man muß dazu ja nicht gerade biblisch werden: „Was nützt es dem einzelnen schon, wenn er die Welt gewinnt, seine Seele dabei aber Schaden leidet ...“, und so weiter.

Dennoch ist in dieser Sache trotz des Gegensatzes doch eine große Bedeutung eingeschlossen. Und alle, die dazu sprechen, bringen immer wieder in Anschlag, ihre Zuhörer müßten zur Kenntnis nehmen, daß die an der Kultur Beteiligten, und das sind häufig auch Lehrer, eine Fähigkeit haben, die andere Leute immer wieder in Erstaunen setzt, die aber in ihrem Beruf lebensnotwendig ist, weil sie ihn sonst auf Dauer nicht durchführen könnten: Sie können sich nämlich stets neu an bestimmten Dingen begeistern, obwohl sie sie immer wieder vorbringen, und versuchen daher auch auf ihre Umgebung diese Begeisterung zu übertragen.

Die Zuwächse, meine Damen und Herren, die in diesem Budget enthalten sind, erstrecken sich auf eine Reihe ganz bestimmter Posten. Bei der Musik würde ich sagen: hier sind es die Tonkünstler, die neu hinzugefügte Schubertiade, das ist eine temporäre Angelegenheit, weil eben das Schubertjahr im nächsten Jahr stattfindet, und der zusammengefaßte Musiksommer. Ich halte die Tonkünstler für eine Einrichtung, die das System der Kulturbetreuung in Niederösterreich in sehr typischer Form darstellt und beinhaltet: nämlich in der Abfolge zwischen zentraler und dezentraler Präsentation. Die Tonkünstler sind ein Orchester, das sich seinen Namen in Wien macht, weil so etwas nur in Konkurrenz mit den großen Wiener Einrichtungen geschehen kann. Es ist führend an der Gestaltung des Wiener Musiklebens, auch der des Rundfunks, beteiligt und überträgt nun diesen Ruf und diese Qualität nach Niederösterreich. Daß die Erinnerung an Schubert feierlich von uns begangen wird, kann nicht in Erstaunen setzen, gibt es doch viele Beziehungspunkte zwischen ihm und Niederösterreich. Und daß der Musiksommer eine musikalische Breitenwirkung in einem Land erreichen soll, das auf eine bedeutende musikalische Tradition zurückblickt, ist ebenfalls selbstverständlich! Daher hier berechtigt diese große zusätzliche Aufwendung!

Der zweite Zuwachs ist bei der Denkmalpflege zu verzeichnen. Auch hier ein Ereignis, das uns verpflichtet, etwas zu tun; die denkmalschützerische Situation in Melk. Ein Land, das über so viele Klöster verfügt, diesen in seiner Entwicklung Bedeutendes verdankt und sie gleichzeitig auch als eine Attraktion des Geistes, der Landschaft und der Kultur anbietet, hat auch dafür Sorge zu tragen, daß für sie eine Unterstützung bereitsteht. Das ist in diesem Falle gegeben. Ich werde mir erlauben, dann später noch ganz kurz auf die Altstadterhaltung hinzuweisen, die mit einem verhältnismäßig kleinen Betrag vorgesehen ist, die aber dennoch gerade in der Stadt Krems eine wichtige Pflegestätte gefunden hat und ein sehr schönes Beispiel für eine subsidiäre Haltung ist.

Wenn ich jetzt die Grabungen überspringe, so bilden den nächsten großen Punkt die Landesausstellungen, und zwar mit etwa 7,6 Millionen Schilling, wobei Jedenspeigen einbezogen ist. Marchegg zeigt ein neues Thema! Das wird auch ein ganz anderes Publikum, wenn ich so sagen kann, anziehen, aber das wäre ja das Interessante, daß man möglichst viele und verschiedene Zielgruppen anspricht. Jedenspeigen fällt eher in das von uns tradierte Gebiet. Wenn ich beide Namen lese, Marchegg und Jedenspeigen, fällt mir wieder etwas von Grillparzer ein, das so charakteristisch für unser ganzes Land ist, wenn er über das Marchfeld sagt: „Ein Schlachtfeld, wie so leicht kein zweites, doch auch ein Erntefeld, Gott sei's gedankt!“

Gerade diese beiden Ausstellungen werden dazu beitragen, zu zeigen, daß dieses Marchfeld nicht nur eine Drehscheibe der Völker ist, wo große kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben, sondern wo auch Kulturarbeit im Sinne des bäuerlichen Begriffes und im Sinne der Geistes- und der Kunstgeschichte betrieben worden ist. In diesen Summen sind gleichzeitig auch Vorgriffe für die nächsten großen Ausstellungen enthalten, die eine niederösterreichische Tradition fortführen. Wir vergessen allzu leicht, meine Damen und Herren, daß gerade diese Ausstellungen, diese Art der Ausstellungen, eine niederösterreichische Erfindung ist, daß sie die Vorstellung eines Museums der Idee ausbaut, ein Gedanke, der mit Feuchtmüller ja schon seit langen Jahren in Verbindung steht und der einmalig und erstmalig bei uns einer Ausstellungsart zum Durchbruch verholfen hat, in der man eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Motiv in einer kongenialen Umgebung darstellt, sodaß das echte Leben erfaßt wird und der Begriff des Museums nicht in dem Sinne auftauchen kann, daß man eben durch Räume geht, die einem nur Tradition vermitteln.

über den Kulturschilling und der Kulturpflege haben wir dann die Zuwächse erschöpft. Gleichgeblieben sind die Summen, wenn ich es im großen sehe und nicht auf den Schilling genau eingehe, bei der darstellenden Kunst, bei den Festspielen, bei Schrifttum und Sprache und bei den Heimatmuseen. Erlauben Sie, daß ich hier den Gedanken der Subsidiarität anziehe und besonders für die darstellende Kunst und für die Festspiele einige Worte sage. Die Festspielorte selber werden nicht so bedeutend davon berührt, wohl aber die beiden Städte St. Pölten und Baden. Denn hier geht es um die Erhaltung der Theater. Das Land Niederösterreich hat in einer, wie ich glaube, vernünftigen Form den Weg der Subsidiarität gewählt und gibt diesen beiden Gemeinden umfangreiche Subventionen, sodaß sie einen Theaterbetrieb führen können, ohne das Land selbst mit einer Landesbühne in Verbindung zu bringen. Allerdings muß man jetzt folgendes dazu sagen: Gerade auf diesem Gebiet stehen die stets steigenden Gagen der Gruppen, der Technik, des künstlerischen Personals im Vordergrund, wie bei jedem personalintensiven Betrieb, und das ist ein Theater nun einmal. Die beiden Städte zahlen jede schon über 3 Millionen Schilling zu diesem Spielbetrieb dazu und sind damit an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt.

Man wird sich vielleicht das eine oder das andere überlegen müssen, wenn man sich die Bedeutung dieser Aktion vor Augen hält. Es sind mit den Festspielbesuchern rund 200.000 Personen, die sich diese künstlerischen Aktivitäten ansehen. Was sich vielleicht aber noch niemand richtig überlegt hat: wenn wir auch hier von der Erhaltung der Arbeitsplätze sprechen, handelt es sich um ganz spezielle Arbeitsplätze, die nirgends sonst zur Verfügung zu stellen sind. Das ist bei den Musikern, das ist bei den Künstlern der Fall; sie würden einfach einen Arbeitsplatz in Niederösterreich nicht mehr finden, wenn es hier zu einer Komplikation käme. Ich überlege dabei, daß man hier, vielleicht so wie heuer im Sommer bei den Sommerspielen, seitens des Fremdenverkehrs an einen Zuschuß denken könnte und darf meinen Dank an Herrn Landesrat Schneider richten, der einigen, oder ich glaube allen, im Sommer einen kleinen Beitrag bezahlt hat, der sich in irgendeiner Form in der künstlerischen Effizienz dann selbstverständlich messen läßt.

Es könnte vielleicht auch einmal die Vorstellung Raum greifen, daß diese Dinge auch seitens der „Raumordnung - zentrale Orte" zu bewerten sind. Ich denke hier z.B. an den Finanzausgleich. Der Finanzausgleich hat für Theaterstädte oder für Städte, die ein Orchester führen, separat etwas vorgesehen. Hier wird eine zentrale Funktion erfüllt, weil ja die ganze Umgebung Einzugsgebiet ist und auf der anderen Seite natürlich im Sommer auch der Fremdenverkehr eine tatsächliche Attraktion besitzt. Dazu müßte dann – es kam auch bereits dazu - eine Kooperation mit einer Reihe anderer Einrichtungen stattfinden. Ich denke hier an das Landesstudio, ich denke an das Fernsehen - wenn das ganze auch nicht einfach ist - oder sogar an andere Bühnen.

Die Probleme, die beide Städte hier haben, St. Pölten und Baden, würde ich bitten, unter diesem Aspekt neuerlich zu überdenken, damit diese Kultureinrichtungen der beiden Theater wirklich erhalten werden können. Sie werden von seiten des Publikums benützt! Und das, glaube ich, muß eine Richtschnur sein auch für eine Subventionierung. Erst wenn hier kein Bedarf mehr bestünde, darf man sich zu irgend welchen anderen Maßnahmen entschließen. Freilich wird es notwendig sein, auch hier über gewisse Erhöhungen einmal zu sprechen. Vielleicht kann man sie innerhalb des Referates durch Verschiebungen erreichen, oder man kann andere Quellen zuziehen. Ich weiß um die Schwierigkeiten und ich weiß auch um den guten Willen, der hier besteht.

Wenn ich die Zuwächse anschaue, so muß ich sagen, daß hier in völlig richtiger Weise alle jene Tätigkeiten erfaßt wurden, die der Tradition des Landes Niederösterreich dienen und die Kulturgüter konservieren und übertragen, ohne die eine Gegenwart nicht möglich wäre. Wir haben schon oft festgehalten, daß es notwendig ist, das an Kulturgütern aus der Vergangenheit zu pflegen und zu übernehmen, was für uns an Bestand wichtig ist, sie allerdings auch in der Gegenwart weiterzuführen und auszubauen. Ich habe mir überschlagsmäßig die Mühe genommen, einmal zusammenzustellen, an wen sich die Förderung tatsächlich richtet. Die Zahlen werden nicht zur Gänze stimmen, ich habe außerdem die Tausender weggelassen. An Einzelpersonen, die ausgewiesen sind, richten sich etwa 10 Millionen Schilling, an Gemeinden 40 Millionen Schilling und an Vereine 26 Millionen Schilling! Das wären ungefähr 86 Millionen Schilling. Daraus könnte man jetzt folgende Schlußfolgerung ziehen:

Die Aufgabe der Kulturabteilung besteht in zwei großen Gruppen. Die eine ist, Subsidiarität durchzuführen, also jemanden zu fördern und bei der Durchführung kultureller Agenden zu untersützen, die zweite besteht in Eigenveranstaltungen. Ich glaube, daß dieses Maß einigermaßen ausgewogen ist; ich kann mich erinnern, vor 15 Jahren darüber einmal eine Arbeit geschrieben zu haben und bin auch heute noch auf dem Standpunkt, daß das ruhig erfaßt wird. Allerdings muß man eines feststellen: durch die ständigen Kosten, die der Apparat verursacht - und wir haben zum Teil einen hochqualifizierten Mitarbeiterstab -, nimmt natürlich das finanzielle Gewicht der Eigenveranstaltungen in einem größeren Ausmaß zu als das der Subsidiarität.

Für diese Subsidiarität möchte ich jetzt zwei Beispiele in kurzer Art aufzählen, wie man das macht und wie man das auch machen sollte. Das eine Beispiel ist die Stadt Krems. An und für sich ist ein winziger Betrag vorgesehen, aber in Krems hat sich ein „Zentrum für praktische Altstadtsanierung und Ortsbildpflege" gebildet. Das ist eine Institution von „Pro Austria Nostra“ und dem „Verein zur Förderung der Erneuerung von Krems". Diese Einrichtung führt Seminare durch. Diese Seminare dienen der Feststellung von Grundsätzen, die man bei der Altstadtsanierung und beim Denkmalschutz anzuwenden hat. Wir wissen alle, wie schwierig es ist, wenn man bei jedem Gebäude eine Einzelentscheidung treffen muß und wie angenehm es ist, wenn bestimmte Grundlagen geklärt sind. Hier wurde beim letzten Seminar ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, der sich zum Beispiel mit den Putzarbeiten an denkmalgeschützten Gebäuden beschäftigt. Wer so etwas einmal mitgemacht hat, wird wissen, wie schwierig - das ist ja das eigentliche Denkmal, das nach außen in Erscheinung tritt -, wie schwierig die Frage der Putzerneuerung und der Färbelung zum Beispiel ist. Hier wurden bedeutende Beiträge geleistet. Das wäre auch gar nicht Aufgabe des Referates, das kann eine Stadt, die dazu prädestiniert ist wie Krems, besser durchführen und kann dann diese Dinge tatsächlich der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Ein zweites Beispiel für eine subsidiäre Haltung wäre etwa das Wirken des Vereines, von dem ich hier schon oft gesprochen habe, nämlich als eine Organisation, die eigentlich über allen anderen Einrichtungen insoferne steht, daß sie ein Service, eine Anregung bieten will und eine Finanzvermittlung durchführt. Ich habe Ihnen hier stets von diesen Möglichkeiten erzählt, die diese „Niederösterreichische Gesellschaft" haben sollte, und als besonderen Aufgabenbereich den Kunstmarkt, einen Finanzpool und die Herstellung eines vernünftigen Verhältnisses zwischen Künstler und Publikum in den Vordergrund gerückt. Dem dient zum Beispiel eine Veranstaltungsreihe, die sich „Kulturausschnitte“ nennt und heuer dem Viertel unter dem Wienerwald gewidmet war, allerdings in einer verkürzten Form, weil ja kein ganzes Arbeitsjahr ablief. Nächstes Jahr soll sie einem anderen Viertel dienen.

Eine große Anzahl von Ausstellungen der bildenden Kunst haben in ganz Niederösterreich stattgefunden: in der Riegersburg, im Ratgeberhaus Thaya, in Purgstall an der Erlauf, in Stetten bei Korneuburg, in Königsbrunn bei Korneuburg, in Baden und in Kirchberg am Wechsel ebenso Atelierbesuche in der Hinterbrühl und in Gutenstein. Für Wr. Neustadt ist 1978 etwas geplant, ebenso in Laxenburg, weil wir heuer nicht mehr dazugekommen sind.

In Baden wurde der Versuch unternommen, die große internationale Rainer-Ausstellung unterzubringen, die in einem sehr skurrilen Gebäude, nämlich im ehemaligen Frauenbad, gezeigt wird. Ein Wunsch, den Herr Rainer selbst geäußert hat, und dem ich nur nachgekommen bin, weil er die Verantwortung übernimmt. Ich muß aber sagen, es war ein genialer Einfall, weil die Bilder einzeln in den Kojen sehr gut zur Wirkung kommen. Allerdings muß man natürlich sagen, daß die Ausstellung eines so bedeutenden Mannes, der in der Kunsttheorie und Kunstgeschichte sicherlich eine europäische Bedeutung besitzt, mit sehr vielen flankierenden Maßnahmen verbunden werden muß, um ein Verhältnis zwischen einem sehr ichbezogenen Künstler und der Allgemeinheit herzustellen.

Daneben ist innerhalb dieser Gesellschaft eine Reihe „Literatur an Ort und Stelle" gelaufen, von Mißerfolg gemischt, wie das bei solchen Dingen immer der Fall ist, in der in einer großen Anzahl von Gemeinden ebenfalls sehr skurrile Begegnungsorte mit der Literatur gefunden wurden. Wir haben in Gutenstein eine dramatische Werkstatt „Der Rundfunk als Medium für den Autor", einen Amateurgruppenwettbewerb, ebenso ein Theaterworkshop für junge Leute mit Heinz Marecek; dann ein kommunikationspädagogisches Seminar, einige Fotoausstellungen, ein Jugendmusikprogramm, das ebenfalls viele Städte umfaßt, allerdings auch mit sehr wechselndem Erfolg wirkt; ein Wittgenstein Workshop mit Schülern in Wr. Neustadt und das von mir schon genannte Impulsseminar „Agrar- und Industrieland Niederösterreich - Strukturen im Wandel". Daneben hat auch als literarischer Beitrag eine Uraufführung in Baden mit einer Verbindung zwischen Fernsehen, Hörfunk und Theater stattgefunden, eine ganz eigenartige Mischung, weil für diese drei Medien ein Auftragsstück eigentlich noch niemals erteilt worden ist.

Jetzt komme ich zu einer Schlußfolgerung, warum ich das erzählt habe: nicht nur, daß es aktenkundig wird, sondern weil sich hier etwas ergeben hat, was unsere Überzeugung bestätigt, was aber auch den Nachweis erbringt, daß gerade eine solche Beschäftigung mit der zeitgenössischen Kunst und Kultur notwendig ist. Das große Problem bei diesen Dingen, wenn wir in unsere Städte und Märkte hinausgehen, besteht in dem Unterschied zwischen dem Publikumsgeschmack und dem, was die große Tagespresse als Geschmack forciert. Da liegt eine echte Aufgabe! Das ist eine Aufgabe, die uns allen gestellt ist, hier, ich möchte nicht sagen, eine Übereinstimmung herbeizuführen, sondern die Möglichkeit zu schaffen, für jeden, der positiv oder auch negativ eingestellt sein will, Argumente bereitzustellen, daß er sich mit Verständnis echt damit auseinandersetzen kann und nicht nur einfach sagt, das gefällt mir und das gefällt mir nicht. Mit einer solchen Einstellung kann man heute nicht mehr auskommen, genauso wie kein Bürgermeister heute mehr mit seiner lokalen Erfahrung auslangt, sondern gewisse Grundlagen der Raumordnung benötigt. Diese Divergenz muß in meinen Augen so aufbereitet werden, daß ein mittlerer Weg im Kulturverhalten des einzelnen gefunden wird. Denn ich sehe nicht die wesentliche Verantwortung, meine Damen und Herren, darin, daß wir diese Dinge veranstalten, sondern ich sehe die wesentliche Verantwortung für uns darin, daß daraus Verhaltensweisen abgeleitet werden können, daß Verhaltensweisen motiviert werden, daß sich jemand damit auseinandersetzt. Denn nur dort findet eine Persönlichkeitsbereicherung statt, wo das der Fall ist! Das soll niemanden überreden, etwas für schön und gut zu halten, was ihm partout nicht gefällt, sondern das soll ihm die Möglichkeit an die Hand geben, vielleicht Argumente zu finden, die sein Verständnis erleichtern und vertiefen oder ihn aber seine negative Haltung echt begründen lassen.

Daher erblicke ich die Aufgabe darin, daß wir hier eine Verbreiterung der Anteilnahme an der Kultur als eine soziale Verantwortung empfinden. Ich habe das schon einmal gesagt. Materieller Besitz ist soziale Verantwortung, geistiger Besitz - und das ist neu – muß ebenfalls als geistige Verantwortung, als soziale Verantwortung empfunden werden. Das erstreckt sich auf die übernommene und überkommene Kultur genauso wie auf das Gegenwartsschaffen. So etwas kann nur im Zusammenwirken entstehen, meine Damen und Herren! Daher gibt es hier keine Einserkultur, keine Zweier- und keine Dreierkultur, sondern nur in einer Zusammenfassung aller schöpferischen, auf Dauer gerichteten Kräfte eines Volkes kann hier etwas Positives erfolgen. So wirkt hier das Land mit den Gemeinden, mit den Kunst- und Kulturschaffenden, mit einer Reihe von Einrichtungen, wie etwa dem Kultursenat, mit den Organisationen - und gerade das Land verfügt selbst über eine Organisation hochqualifizierter Mitarbeiter auf all diesen Gebieten - zusammen, sodaß eine gemeinsame Tätigkeit entsteht. Die Grundlage dieser Tätigkeit ist eben die Gruppe 3. Freilich gibt es eine Menge Dinge, die von ihr nicht besorgt werden können, und dafür müssen eben andere Formen subsidiär unterstützt oder aber daneben eingerichtet werden, wie etwa die „Niederösterreich-Gesellschaft".


Yüklə 0,53 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   11   12   13   14   15   16   17   18   19




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin