"Entdeckungen" Über Adolf wurden mir verschiedene Anfragen zur Beantwortung zugleitet, die sich mit Rückfragen sowohl von außerhalb der Familie als auch aus der Familie befaßten. Im Januar diesen Jahres erhielt ich dabei auch die Anfrage von Hans Heinrich Schliemann aus Ziethen, der bereits vor der Wende schon einmal Kontakt mit Eberhard aufgenommen hatte, um seine Zugehörigkeit zur Schliemann-1 Familie und dem Trojaforscher bestätigt zu bekommen. Ein umfangreicher Schriftwechsel entstand daraus und ist noch nicht abgeschlossen. Doch der Zwischenstand mit den wichtigsten Ergebnissen in Kürze:
Hans Heinrich Schliemann kann seine Familie inzwischen zurückführen auf einen Wilhelm (Heinrich Gottlieb) Schliemann, der am 23.10.1800 in der Lorenzkirche Lübeck Juliane Henriette Ca(r)stenbein heiratete und der Pächter von Neuhof bei Lübeck war. Die Kirchenbucheintragung lautet zwar nur auf Wilhelm, aber durch die späteren Urkunden (Tod der 1. Ehefrau, erneute Heirat und seine Sterbeurkunde), ist belegt, daß es sich um Wilhelm Heinrich Gottlieb Schliemann handelt. Wer ist dieser WILHELM Heinrich Gottlieb, den ich hier und künftig den "Lauenburger" nennen möchte ?
Nach unseren Unterlagen, d.h. dem maßgebenden(?) Deutschen Geschlechterbuch Band 105 von 1939, S. 323, wird WILHELM Heinrich Gottlieb Schliemann den 9.3.1776 in Gresse als Sohn des Johann David Schliemann (VIIIa), Pastors aus Gresse, getauft. 1798 ist er (nach der Kirchenbucheintragung) als Pate bei der Taufe des unehelichen Kindes seiner Schwester in Zahrenstorf "Sekretär in Blücher". Im Jahre 1800 ist er im Adreßbuch der Stadt Lübeck als Pächter von "Neuhof", einem Hof des Amtes der Pferdekäufer (die diesen Hof seit 1762 in ihrem Besitz hatten) vor dem Holstentor in Lübeck aufgeführt. Er heiratet am 23.10.1800 in Lübeck, Lorenz Kirche, die Juliane Henriette KARSTEN. Seit 1801 ist er Bürger zu Lübeck. Abgesehen davon, daß er im Testament des Onkels, Bürgermeister zu Boizenburg, Johann Christoph Schliemann, (R VIIIb), vom 7.11.1811 bedacht wird, d.h. daß er zu diesem Zeitpunkt noch Kontakt mit der Familie hatte und lebte, ist uns nichts weiter über ihn und seine Familie bekannt. Auch tritt er nicht weiter als Pate bei den zahlreichen Kindern seiner Geschwister auf, bzw. sind uns entsprechende Eintragungen bisher nicht bekannt geworden. Eigenartig ist, daß die in den wenigen vorliegenden Urkunden des Lauenburgers aufgeführten Paten oder Zeugen keinmal zurück in die Familie Schliemann weisen. Denn allgemein war es früher üblich, zumindest bei den Geschwistern, als Pate oder Zeuge aufzutreten, zudem wurde in den Kirchenbucheintragungen gerne bezug auf "honorige" Eltern genommen, zum Beispiel bei der Geburt vom "Gresser" Wilhelm Heinrich Gottlieb: "des Pastors Söhnlein". Leider sind in den Jahren 1817-1823 in den Lauenburger Kirchenbüchern keine Paten mit eingetragen, daher ist ein Nachweis weiterer Beziehungen zur Schliemann-1-Familie über die Patennamen erschwert.
Da durch Einsicht in das Kirchenbuch ausgeschlossen werden kann, daß am selben oder um diesen Tag zwei verschiedene Personen mit gleichem Namen "Wilhelm (Heinrich Gottlieb) Schliemann" heirateten, scheint sich bei der seinerzeitigen Veröffentlichung des Geschlechterbuches im Jahr 1939 ein Fehler/Versehen eingeschlichen zu haben. Der Kirchenbucheintrag ist bis zu "Carsten..." deutlich lesbar, der Rest ist an den Rand gequetscht und läßt "bei.." noch deutlich in der Kopie erkennen. Damit scheinen die beiden Wilhelm (Heinrich Gottlieb) identisch zu sein, stünde dem nicht noch eine spätere Sterbeurkunde entgegen, die im Jahre 1833 seinen Tod durch Brustkrankheit im Alter von 67 Jahren angibt. Danach wäre sein Geburtsjahr 1766 !. Das Geburtsjahr des Wilhelm Heinrich Gottlieb Schliemann (K VIIIa2), Sohn des Pastors aus Gresse, wird aber - durch das Domarchiv Ratzeburg nach dem Kirchenbuch bestätigt - mit 1776 angegeben. Dies entspricht der Eintragung im Deutschen Geschlechterbuch. Liegt hier eventuell eine falsche Abschrift der Auskunft gebenden Kirche oder eine falsche Angabe der hinterbliebenen zweiten Ehefrau aus Unkenntnis vor ? Leider konnte bisher auf keiner der anderen Urkunden zu seiner 2. Heirat oder bei seinen Kindern eine weitere Altersangabe gefunden werden. Dennoch ist bei der Vielzahl der Übereinstimmungen vorläufig davon auszugehen, daß beide Personen identisch sind !
Der berufliche Werdegang des Gresser = Lauenburger Wilhelm Heinrich Gottlieb Schliemann ist auch beachtlich: Sekretär in Blücher, Pächter eines Hofes vor Lübeck und dann später in Lauenburg Ewerfahrer und Arbeitsmann (Eventuell kann auch die Erbschaft von 200 Reichstalern von seinem Onkel im Jahre 1812 ihm den Wechsel erleichtert haben). Später wohnte er in der Lauenburger Vorstadt, genannt "Unterm Berge", "Überm Berge" bzw. "Im Mühlenberge" wofür noch keine weiteren Belege außer den Angaben in den Urkunden (Sterbeurkunden bzw. Trauurkunden der Witwe) gefunden werden konnten.