V. Session Sitzung am 30. November 1977



Yüklə 0,53 Mb.
səhifə5/19
tarix28.10.2017
ölçüsü0,53 Mb.
#18192
1   2   3   4   5   6   7   8   9   ...   19

Eine zweite offene Frage, die diskutiert wird und deshalb auch in diesem Hause ausgesprochen und diskutiert werden soll, ist die Frage der möglichen Einführung einer Schulart, die dem Schüler einen ganzen Tag lang schulische Unterweisung neben der Gestaltung der Freizeit gibt. Ob das nun in Form der reinen Ganztagsschule oder in Form einer Tagesheimschule geschehen soll, das ist, glaube ich, eine Frage zweitrangiger Art, vor allen Dingen deshalb, weil ja diese Schularten, sollten sie eingeführt werden - das ist ja zu erwarten und zu erhoffen -, nur ein Angebot sein können an die Öffentlichkeit. Ein Angebot, das dem Elternwunsch entsprechend benützt werden kann oder eben nicht. Es ist absolut niemand in Österreich, zumindestens von den Verantwortlichen auf diesem Gebiet, der Meinung, daß man die normale Pflichtschule, wie sie bei uns seit Jahrzehnten, ja seit Jahrhunderten besteht, einfach umwandeln sollte in eine nur als Ganztagsschule in Erscheinung tretende Schulform.

Dazu gibt es noch einige Überlegungen, die sehr massiv wirken müßten. 52% der Mütter schulpflichtiger Kinder sind bei uns in Österreich zur Zeit berufstätig. Das heißt, 52% der Mütter sind an Vormittagen und zum Teil auch an den Nachmittagen nicht in der Wohnung anwesend, nicht zu Hause. Die Schule aber braucht, um das Niveau, das sie erreicht hat, aufrecht erhalten zu können, auch die Forderung an die Schüler, daß sie zu Hause das, was sie in der Schule gelernt haben, einüben, praktisch anwenden, um dann gestärkt zum nächsten Unterricht wieder antreten zu können. Sie verlangt also Hausaufgaben, Hausaufgaben als Ergänzung des Unterrichtes, der am Vormittag stattgefunden hat. Und nun beginnt sich hier sehr deutlich eine ganz starke und massive Verletzung der Chancengleichheit für das einzelne Kind abzuzeichnen. Denn erstens gibt es eben unter den Eltern verschiedene Bildungshöhen, verschiedene Bildungsgrade, sodaß sie auch nur verschiedene Aufgabenhilfe leisten können – die einen bessere, die andere schlechtere, manche Eltern überhaupt keine Hilfe -, sodaß schon dadurch der Schüler um die Gleichheit in der Chance geprellt wird. Das zweite ist, daß die Aufgaben zweckmäßigerweise im Laufe des Nachmittags zu irgendeiner bestimmten Nachmittagszeit gemacht werden sollten und daß wiederum diejenigen im großen Vorteil sind, bei denen ein Elternteil beim Aufgabenmachen dabei sein kann. Es sind also schon wieder diejenigen im Vorteil, die am hellen Tag, bei Tageslicht, diese Aufgabe vollziehen können, gegenüber all denen, die gerade dann, wenn beide Elternteile berufstätig sind, erst am Abend zu einer Stunde, wo sie selber, die Erwachsenen und natürlich auch ihre Kinder, bei weitem übermüdet sind, zum Machen oder zum Fertigstellen der Aufgaben kommen. Aus diesem sehr schwerwiegenden Grund stellt die pädagogische Öffentlichkeit auch die Forderung, daß eine Schule ohne häusliche Hilfe möglich sein sollte und daher eine solche Schule geschaffen werden sollte. Wenn man von da an weiterdenkt, kommt man eben ganz zwangsläufig zu einer Schule, die man als Ganztagsschule bezeichnen kann. Ich glaube, man muß das auch sehr deutlich sagen, das hat doch mit Verstaatlichung des Kindes, mit Wegnahme des Kindes aus dem Elternhaus, mit Zwang oder gar mit Marxismus, wie das hier im Hause auch ausgesprochen wurde, überhaupt nichts zu tun. Das ist doch nur eine logische zwangsweise Weiterentwicklung des Gedankens, den ich vorher angestellt habe im Zusammenhang mit den Aufgaben und mit der Chancengleichheit bzw. mit der Verletzung derselben.

Ein weiteres schulisches inneres Problem ist die Frage der 50 Minuten-Stunde. Für die Kleinen, das weiß jeder Praktiker, sind 50 Minuten Unterricht unter Umständen zuviel. Die kleinen Volksschüler der ersten, zweiten, womöglich auch der dritten Volksschulstufe sind übermüdet, wenn sie fünfzig Minuten durchhalten müssen. Für die Großen, für die Hauptschüler, für die Schüler an den AHS oder an den weiterführenden Schulen überhaupt sind 50 Minuten-Stunden unter Umständen zu kurz; zu kurz deshalb, weil es breite Sachgebiete gibt, die in einer solchen Zeit nicht untergebracht werden können und die auch nicht günstig aufgeteilt werden können auf mehrere Einheiten, weil es Schularbeiten gibt, für die man mehr Zeit haben möchte und haben sollte. Also auch in dieser Frage, die bisher nicht geIöst wurde, zu keiner Zeit in unserem Schulwesen gelöst wurde, wäre die Ganztagsschule eine Möglichkeit, die freiere Gestaltung der Unterrichtsstunden durchzuführen.

Ein weiteres, sehr wesentliches Problem, das hier einschneidet, ist die sechste Stunde. Die sechste Stunde oder die große Frage, bringen wir eine sechste Stunde, kann man es noch verantworten, nach fünf Arbeitsstunden eine sechste Stunde unmittelbar anzuschließen oder soll man auf den Nachmittagsunterricht ausweichen. Ich nehme da nur ein rechnerisches Beispiel her. Selbst an der Oberstufe der Pflichtschulen, also an den Hauptschulen, ist ein Stundenausmaß von 34 Wochenstunden eine Selbstverständlichkeit. Wenn man nun dazu noch einrechnet, daß die Fünftagewoche dort eingeführt werden soll, dann müßte man 34 Wochenstunden an fünf Tagen unterbringen. Eine sehr einfache Rechnung: Fünf mal fünf, denn fünf Stunden sind vertretbar, gibt 25; 9 Stunden bleiben über und müßten entweder als nicht erwünschte sechste Stunde oder im Nachmittagsunterricht untergebracht werden, was sowieso an diesen fünf Tagen jeden Tag Nachmittagsunterricht bedeuten würde. Diese sogenannte sechste Stunde oder der Nachmittagsunterricht ist eine deutliche und bemerkbare Überforderung unserer jungen Menschen in der Schule, ist sowohl eine körperliche Überforderung, ist eine geistige und vor allen Dingen eine nervliche Überforderung und die Folgen dieser Überforderungserscheinung sind, das wissen wir ja, Aggressionen, Neurosen und ähnliches.

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Es gibt aber neben diesem Fragenkomplex noch weitere Fragen, die im Zusammenhang mit dem Weitergang der Schulreform bei uns in Österreich und auch in Niederösterreich stehen. Seit Jahrzehnten und nicht seit gestern - nicht seit zwei, fünf oder drei Jahren und absolut auch noch nicht seit der Zeit, da es in Österreich eine sozialistische Bundesregierung und einen sozialistischen Unterrichtsminister gibt - ist die Frage offen, wie soll die Schule der 10- bis 14jährigen ausschauen? Soll man es wirklich dabei belassen, wie es jetzt ist, daß schon ein 11jähriger und stellvertretend für ihn die Eltern entscheiden soll, ob er für ein weiterführendes Studium geeignet sein wird oder ob er ausweichen muß und für ihn nichts anderes möglich bleibt, als eben einmal eine Lehre zu besuchen oder Hilfsarbeiter zu werden? Und die zweite Frage, die sich da aufdrängt: Soll die Pflichtschuljugend schon vor der Zeit, da sie das selbst erkennen kann und auch andere zum Teil an ihnen erkennen können, schon in so frühen Jahren, als 11jährige, in Theoretiker und in Praktiker eingeteilt werden? Es ist daher verständlich, daß in der Öffentlichkeit der Ruf nach einer gesamten Schule, in die man geht, ohne daß man sich festlegen muß, die es mit sich bringt, daß die Entscheidung erst auf später verlegt wird, vom 10- bis 14jährigen zum 15jährigen hin, mehr oder weniger deutlich vorhanden ist. Und wir stehen heute noch zwei Jahre vor einem Lostag, vor dem Tag nämlich, an dem man die jetzt laufenden Schulversuche, weil sie abgeschlossen sein werden, beurteilen kann, an dem man dann auch über sie und über den weiteren Weg entscheiden kann. Vorher, glaube ich, sind alle möglichen Erklärungen, die dazu abgegeben werden, irgendwie sinnlos. Sie sind auch in meinen Augen in gewisser Hinsicht rücksichtslos gegenüber den vielen, vielen Versuchsschullehrern, die jetzt schon sechs Jahre an der Arbeit sind, um zu erproben, in welcher Form man so eine gesamte Schule errichten kann. Es sind tausende in Österreich und hunderte auch in Niederösterreich mit viel Engagement, mit großer persönlicher Opferbereitschaft und mit einem verhältnismäßig nur geringen materiellen Dank hier im Versuchsschulwesen tätig und man soll sie eben einmal zu Ende versuchen lassen, ehe man sich in dieser Frage festzulegen wünscht.

Wenn ich bei dieser Gelegenheit ein bißchen auf das Versuchsschulwesen in Niederösterreich hinblicken darf, dann möchte ich hier kurz folgendes berichten: In Niederösterreich wird an 19 Standorten mit Vorschulklassen versucht. Die Versuche sind erfolgreich, werden von den Eltern äußerst positiv eingeschätzt und im allgemeinen begrüßt.

Der Versuch einer fremdsprachlichen Vorschulung mit Englisch ist stark im Ansteigen. Er hat sich außerordentlich breit gemacht, in 387 Standorten wird in 589 dritten Volksschulklassen und in 543 vierten Volksschulklassen eine solche fremdsprachliche Vorschulung durchgeführt. Schwierigkeiten ergeben sich in der Schule selbst nicht, nur in der weiterführenden Schule gibt es da einige Bedenken, denen man in irgendeiner Form Rechnung wird tragen müssen. In den weiterführenden Schulen, also schon in den Hauptschulen, bekommt nämlich die erste Klasse mit den vorgebildeten Schülern solche, die zweijährig vorgeschult sind, sie bekommt dann Schüler, die einjährig vorgeschult sind, und letztlich auch Schüler, die überhaupt nicht vorgeschult sind, weil ja die Hauptschulen Sprengelhauptschulen sind und aus den verschiedenen Volksschulen die Schüler zu einer neuen Schule zusammenführen. Das ist der eine hinderliche Grund für eine weitere Diskussion über diese fremdsprachliche Vorschulung. Hier müßte erst der entsprechende Weg gefunden werden, damit sich diese Vorschulung auch dann im späteren Englischunterricht ausgesprochen rentiert. Es ist aber auch ein zweiter Grund, der diesen Schulversuch ein bißchen in Mißkredit bringt, nämlich die falsche Beurteilung in der Öffentlichkeit. Die Eltern vor allen Dingen und alle diejenigen, die nicht eingewiesen und eingeweiht sind, glauben, daß ihre Kinder in dieser Vorschulung gar nicht Englisch lernen, weil sie keinen Englischunterricht so im richtigen Sinne des Wortes haben, sondern nur eine Vorschule. Sie lernen in dieser Vorschule nur sprechen, sie lernen dort weder schreiben noch lesen, es sei denn, der eine oder andere aufgeweckte Schüler befaßt sich auch schon in diesem Alter mit diesen Tätigkeiten und Fertigkeiten, und daher sind diese Schüler dann, obwohl sie zwei Jahre Vorschule mitgemacht haben, noch lange keine englischsprechenden und noch lange keine englischdenkenden jungen Menschen geworden.

Und schließlich haben wir in Niederösterreich auch den Schulversuch der integrierten Gesamtschule. Er wird in diesem Schuljahr 1977178 an sieben Standorten mehr als bisher - insgesamt an 28 Standorten - durchgeführt und das Interesse der Elternschaft ist ein gewaltiges. Auch Versuche in bezug auf eine Tagesheimschule und auf die Ganztagsschule werden in Niederösterreich durchgeführt, so wird die Tagesheimschule in Großenzersdorf an der dortigen Hauptschule weitergeführt und die Ganztagsschule in St. Pölten an der allgemeinen Sonderschule Nord mit vier Klassen und an der Volksschule in Golling.

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gestatten Sie, daß ich mich nunmehr noch einigen spezifisch niederösterreichischen Dingen zuwende, in erster Linie der Sprengelbildung, die gerade in diesen Wochen und Monaten in Niederösterreich im Gange ist und doch einige Schwierigkeiten mit sich bringt, wie von diesem Rednerpult in den vergangenen Jahren von mir und auch von anderen Rednern meiner Fraktion vorausgesagt wurde. Daß es hier zu gewisser Verwirrung zwangsläufig kommen muß, war zu erwarten, denn hier stehen zwei Dinge nebeneinander, die eigentlich so richtig nicht in Übereinstimmung gebracht werden können. Amtlich muß bei einer Sprengelbildung das Niederösterreichische Pflichtschulgesetz beachtet werden mit dem Recht zur Stellungnahme des Schulerhalters und der Kollegien der Bezirksschulräte und des Landesschulrates. Daneben aber - amtlich mehr oder weniger, weil durch Regierungsbeschluß zu einer Verordnung erhoben - steht das Niederösterreichische Raumordnungsprogramm für die Schulstandorte. Beide, das Gesetz und die Verordnung, sind durch die Niederösterreichische Landesregierung zu vollziehen. Im Vorjahr hat es verschiedentlich bezirksweise Konferenzen mit den Bezirksvertretern auf Landesebene gegeben, es waren die Mandatare dabei, die Bezirkshauptleute, die Bezirksschulinspektoren, viele Bürgermeister und viele andere Verantwortliche. Es war ein verhältnismäßig großer Aufwand und es ist festzustellen, daß dieser Aufwand, der damals geleistet wurde - er galt ja dem Schulstandort der Raumordnungsprogramme - eigentlich wenig Dauerhaftigkeit gezeigt hat, denn schon jetzt zeigen sich da und dort gegensätzliche Erscheinungen und alles das, was von diesen damals Zusammengeholten in Übereinstimmung festgelegt wurde, ist mehr oder weniger doch wieder in Gefahr, durch die Entwicklung einerseits aber auch andererseits eben durch eine Zweigeleisigkeit irgendwie verloren zu gehen. Es ist sehr erfreulich, wenn man nunmehr hört, daß im Jänner des kommenden Jahres hier auf Landesebene eine Absprache unter all denen stattfinden soll, die mit diesen Dingen beschäftigt werden. Aber solange diese Zweiläufigkeit, diese Doppelläufigkeit nicht auf einen Nenner gebracht wird, wird es in Einzelfällen immer wieder zu Schwierigkeiten kommen und die Warnungen, die hier ausgesprochen waren, haben sich also als richtig erwiesen.

Eine zweite, besonders niederösterreichische Sache ist die Frage der Schulraumversorgung. Zur Zeit wird in Niederösterreich an 300 Schulbauten für Pflichtschulen mehr oder weniger viel gebaut, sie stehen in Arbeit. Dabei ist vom Niederösterreichischen Schul- und Kindergartenbaufonds her feststellbar, daß die Zahl der Neubauvorhaben zurückgeht. Die Ursachen sind leicht zu erraten. Erstens ist der Nachholbedarf durch die ungeheuer großen Anstrengungen der letzten Jahre so ziemlich gedeckt worden, zweitens wirkt sich zumindest für vorausschauende Menschen die deutliche Geburtenrückwärtsbewegung aus und drittens ist auch die Finanzkraft der Gemeinden in vielen Fällen erschöpft oder so schwach, daß sich die Gemeinde an den Neubau einer Schule nicht mehr unbedingt heranzugehen getraut. Der Fonds ist aber nach wie vor belastet, belastet durch eine Reihe größerer Ausfinanzierungen, durch die Angleichung der Unterstützung an die Kosten, also durch Erhöhung der Unterstützung, und auch durch vermehrte Ansuchen um Unterstützung für Instandhaltung und Instandsetzung von Schulgebäuden. Es ist also so, daß noch immer nicht so deutlich ein Absinken des Anspruches an den Schulbaufonds feststellbar ist.

Auch auf dem Gebiete des Bundesschulbaues wurde in Niederösterreich in diesem Jahr 1977 weiterhin viel geleistet. Die großen Anstrengungen, die in den Jahren vorher schon durchgeführt wurden, sind fortgesetzt worden. Auch auf diesem Gebiet gibt es ja bekanntlich einen jahrzehntelangen Nachholbedarf, der zu beheben ist und der durch die schulorganisatorischen Maßnahmen noch größer geworden ist, sodaß er also befriedigt werden muß. Fertiggestellt wurden in den letzten drei Jahren Schulbauten des Bundes mit einem Bauwert von ca. 255 Millionen Schilling. Im Bau sind zur Zeit - man höre diese Zahl - 1.445 Millionen Schilling Schulbautenwert und in Planung weitere 163 Millionen Schilling. Es ist tatsächlich so, man muß anerkennen, daß auf diesem Gebiete sehr Beachtliches in den letzten Jahren geschehen ist, sonst wäre die niederösterreichische Landeskorrespondenz vom 20. April 1977 auf Blatt 903 nicht genötigt gewesen, ein so umfangreiches Bauprogramm in Niederösterreich, wie es die Schulbauten des Bundes sind, zu Ioben und besonders hervorzuheben.

Ein Wort auch, meine Damen und Herren, zu den Lehrern, zu den Landeslehrern. Sie warten zur Zeit auf die Erneuerung des Landeslehrerdienstgesetzes, das im Anschluß an das neue Beamtendienstrecht nunmehr zusammengestellt wird und das in dienstrechtlicher Hinsicht eine Reihe von lang gehegten Wünschen erfüllen wird. Die Zahl der Pflichtschullehrer in unserem Bundesland Niederösterreich an allgemeinbildenden Pflichtschulen hat die Zahl 10.000 überschritten und man kann ohne Übertreibung sagen, da wir noch die Jahre in Erinnerung haben, in denen es ca. 5.000 bis 6.000 Pflichtschullehrer an allgemeinbildenden Pflichtschulen in Niederösterreich gab, daß sich in diesen wenigen Jahren die Lehrerzahl in Niederösterreich praktisch verdoppelt hat. Es ist erfreulich, daß von diesen 10.000 Pflichtschullehrern schon mehr als ein Drittel als sogenannte Junglehrer angesprochen werden können, sodaß also um die Zukunft in bezug auf die Personallage sich niemand in unserem Bundesland Sorgen machen muß. Ich glaube auch, daß man zur Feststellung berechtigt ist, daß vom Lehrermangel im eigentlichen Sinne des Wortes nicht mehr so deutlich gesprochen werden kann wie noch in vergangenen Jahren und daß tatsächlich das eintritt, was auch schon vor Jahren von diesem Rednerpult aus mitgeteilt wurde, nämlich daß die Zeit der Sättigung mit Lehrpersonal nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Die Nennung von Bedarfszahlen ist im Vorjahr verschiedentlich kritisiert worden, sie wird natürlich noch immer so durchgeführt, daß es alle Augenblicke um 1.000, dann wieder um 2.000, dann wieder um 1.500 und dann wieder um 500 Lehrer in Niederösterreich zu wenig gibt. Wenn man aber die Schülerzahlentwicklung bis zum Jahre 1981 nur ein bißchen betrachtet und weiß, daß bis dorthin weitere 15.000 Schüler weniger in unsere Pflichtschulen gehen werden und schon in den letzten Jahren die Schülerzahlen um rund 15.000 abgenommen haben, dann wird man hoffentlich doch bald vorsichtiger werden in bezug auf diese Zahlennennung. Ein besonderer Witz ist ja, wenn man in der Öffentlichkeit verkündet, daß nunmehr viele Präsenzdiener weggehen müssen und man daher zu tausend gleich noch einen Tausender dazugibt, als ob das Bundesheer überhaupt auf einmal tausend Präsenzdiener aus einem Berufsstand allein aufnehmen könnte. Es werden vielleicht 50 oder 100 weggehen und wenn die nächsten 100 dazukommen, werden die ersten 100 schon zurück sein. Also eine Rechnung anzustellen, wie das eine Zeitung gemacht hat, daß man wegen der nachgeholten Präsenzdienerschaft gleich weitere tausend Lehrer anstellen wird müssen, ist wohl illusorisch.

Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Alles zusammengenommen ist das Schulwesen in Niederösterreich ein Aktivposten in unserem Lande, und zwar nicht nur ein Aktivposten in baulicher Hinsicht, sondern auch ein Aktivposten in seinem inneren Wert, den dieses Schulwesen darstellt. Ich glaube, daß es recht ist, wenn man auch heuer wieder von diesem Rednerpult aus feststellt, daß die Sorge des Landes um dieses Schulwesen vorhanden ist und daß diese Sorge auch weiterhin dem Schulwesen gelten wird. Dem Schulwesen, der Elternschaft, den Schülern, der Lehrerschaft insbesondere, der man auch bei dieser Gelegenheit für ihren Dienst und für ihre Arbeit am Wesen unserer jungen Menschen und unseres Volkes einen besonderen Dank aussprechen sollte.

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir noch ein paar private Schlußworte. Ich habe dem Herrn Präsidenten mit Schreiben vom 24. Oktober 1977 mitgeteilt, daß ich mit Jahresende mein Mandat als Mitglied des Landtages von Niederösterreich zurücklege. Ich führte altersbedingte und gesundheitliche Gründe für meinen Entschluß an. Es war daher das letztemal, daß ich die Ehre und die Möglichkeit hatte, von diesem Rednerpult aus zu sprechen und meinen Standpunkt bzw. den meiner Fraktion in einer Budgetdebatte zu vertreten. Während der 15 Jahre meiner Zugehörigkeit zum Hohen Raus des Bundeslandes Niederösterreich habe ich manche Auseinandersetzung miterlebt, viele waren sachlich und bemerkenswert, einige aber auch weniger erfreulich und nicht dem Ansehen des Landesparlamentes dienend. Jedenfalls kann ich glücklich darüber sein, daß es mir erlaubt war, eine Reihe von wertvollen und interessanten Stunden in diesem Saal mitzuerleben. Da das Negative bekanntlich bald aus dem Gedächtnis zu entschwinden beginnt, das Positive aber in der Erinnerung verbleibt, wird ein Rückblick auf die Jahre des Mitwirkens in diesem Hause nur ein angenehmer sein können. Ich verabschiede mich von den Mitgliedern des Hohen Landtages, von den Mitgliedern der Niederösterreichischen Landesregierung, von den Präsidenten, Beamten und Bediensteten und wünsche allen ein erfolgreiches Weiterwirken an diesem historischen Platz. Möge alle Arbeit nur getan werden für eine gute Zukunft unseres Landes und zum Wohle seiner Bewohner. Danke. (Lebhafter und anhaltender Beifall im Hause.)
DRITTER PRÄSIDENT REITER: Meine Damen und Herren! Zu den letzten privaten Worten des Herrn Abg. Kosler wird der Herr Präsident sicherlich noch Gelegenheit nehmen, von dieser Stelle zu erwidern, Abg. Kosler wird ja noch bei den Sitzungen des heurigen Jahres in unserer Mitte sein. Zum Worte gemeldet ist der Abg. Schober.
Abg. Ing. SCHOBER: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich bin mir der schwierigen Aufgabe, die ich um 12 Uhr antrete, vollkommen bewußt. Zu einer Zeit, wo man an das leibliche Wohl denkt, muß ich Sie mit Schul- und Bildungsproblemen belasten. Bitte, mir das zu verzeihen.

Wenn wir den Landesvoranschlag 1978 zur Gruppe 2 zur Hand nehmen, dann sehen wir, daß auch heuer wieder, wie das mein Vorgänger bereits in den Prozentzahlen angekündigt hat, bedeutende Mittel für die erweiterte Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft, bereitgestellt sind. Ich möchte die Zahlen nicht wiederholen, darf aber feststellen, daß wir durch diese Summe im Voranschlag dokumentieren, daß wir uns zur Bildungsgesellschaft in diesem Lande bekennen und willens sind, den jungen Menschen jenes Instrumentarium zu schaffen und die Möglichkeit geben, die Bildungschancen zu nützen und zu ergreifen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, aus verschiedensten Äußerungen, daß die Schülerzahlen in diesem Lande zurückgehen, daß es Lehrer genug gibt, - das haben wir soeben gehört - und der Schulbau seinem Ende zugeht, könnte man schließen, daß eigentlich verschiedene Schulfragen aus dem Blick der Öffentlichkeit treten. Wenn man die Massenmedien, die Zeitungen und die Diskussionen verfolgt, merkt man, daß dem nicht so ist und daß in vielen Bereichen – es sind heute einige angezogen worden, die Schule der 10- bis 14jährigen, die Fünftagewoche, die Frage der Tagesheim- oder Ganztagsschulen - die Auseinandersetzungen erst beginnen dürften. Eines können wir hier in diesem Lande feststellen, daß mit der Verlautbarung der Schulsprengel, glaube ich, unsere Maßnahmen, was die Reorganisation betrifft, abgeschlossen sind. Ich möchte in dem Zusammenhang, weil ich schon das Wort Schulsprengel genannt habe, sagen, wer geglaubt hätte, daß es hier in keinen Bereichen zu Meinungsverschiedenheiten kommen würde, wäre ein Utopist gewesen. Nachdem es von den ganzen Schulsprengeln, wenn man das in Summa sieht, nur etwa 3% sind, wo es Schwierigkeiten gibt - soviel mir bekannt ist an etwa 25 Sprengeln -, muß man eigentlich sagen, daß die Lösung dieser Frage relativ gesehen doch gelungen ist und daß es sicher auch möglich sein wird, in Gesprächen diese schwierigen Fälle einer befriedigenden Lösung zuzuführen.

Gestatten Sie mir eingangs, daß ich auch etwas über den Stand des Pflichtschulwesens hier vorbringe. Es wurde schon davon gesprochen, daß sich die Zahlen der Volks- und Hauptschüler einander genähert haben. Ich darf zu den Volksschulen festhalten, daß im Jahre 1965 nur ca. 12% der Volksschüler die optimalste Form, die vierklassige Volksschule besuchen konnten und daß es heute 65% sind. Aus dieser Tatsache sieht man, daß hier gemeinsam ein hartes Stück Arbeit optimal gelöst werden konnte, und am Ende dieser Reorganisation müßte man sich fast fragen, ob heute noch jemand den Mut aufbringen würde, mit dieser schwierigen Arbeit zu beginnen. Bei den Hauptschulen, meine Damen und Herren, ist die Situation ähnlich. Wir hatten früher an 214 Hauptschulen 44.948 Schüler, wir haben heute an 251 Hauptschulen 74.799 Schüler, ein Ansteigen um 30.000. Das beweist, daß es in fast allen Gebieten unseres Heimatlandes möglich ist, eine Hauptschulausbildung zu genießen. Eine neue Sparte, die nach dem Jahre 1962 eingeführt wurde, sind die Polytechnischen Lehrgänge. Wir haben 8.081 Schüler an den Polytechnischen Lehrgängen. Mir tut es eigentlich nur leid, daß die Polytechnischen Lehrgänge in ihrer Bedeutung der Berufsvorbereitung vielfach verkannt werden. Sie werden bedauerlicherweise auch von Eltern als Anhängsel der Hauptschule bezeichnet. Ich würde mir wünschen, daß wir diesen Schultyp durch verschiedene Maßnahmen - ich möchte nur darauf hinweisen, daß man hier auch Versuche führt mit sogenannten Interessengruppen an diesen Lehrgängen, um den Berufswünschen etwas mehr entgegenzukommen - zu einer Berufsvorbereitung aufwerten. Am Sonderschulsektor haben wir heute an 97 Sonderschulen 6.864 Schüler gegenüber 21 Sonderschulen im Jahre 1965 mit 3.738 Schülern. Ich darf feststellen, daß hier viel geschehen ist, darf aber auch festhalten, daß es sogar möglich ist, von der Sonderschule wieder in den normalen Bildungsweg zu kommen. Ich betone das deswegen, weil man nicht immer sagen soll, bitte jetzt unter Anführungszeichen, das sind die sogenannten - ich habe es hier schon einmal in diesem Hause gesagt – „Deppenschulen", wenn wir wissen, wie groß die Hilfestellung in dieser Organisationsform für behinderte Kinder sein kann und daß auch hier die Rückführung auf einen normalen Bildungsweg möglich ist.


Yüklə 0,53 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   2   3   4   5   6   7   8   9   ...   19




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin