Analytisch-empirische Ergebnisse zur vertikalen Marktmacht – Überblick über Studien


Vertikale Marktmacht als wenig bearbeiteter Forschungsgegenstand



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Vertikale Marktmacht als wenig bearbeiteter Forschungsgegenstand

Insgesamt ist Theorie und Empirie der Nachfragemacht nur beschränkt entwickelt:

„By and large economics has not seriously tried to understand the process by which goods move from manufacturers through the wholsale/retail channels of distribution to household consumers. Worse still, the discipline has tended to ignore these downstream markets entirely by the tacit assumption that they are inert and perfectly competitive, so their omission from economic models does not bias the results.“15
„Even though we do not know much about the economics of buyer power we must, because of the changes in the retail sector, still pay attention to it.“16
Die deutsche Monopolkommission geht davon aus, dass es für die Nachfragemacht kein klares theoretisches Konzept gäbe.17

„Die Nachfragemacht des Handels ist in der Bundesrepublik seit Mitte der 70er Jahre ein wirtschafts- und wettbewerbspolitisches Dauerthema“. ... Allerdings gab es „keine ausgereiften theoretischen Konzepte zur Erfassung von Nachfragemacht, auf die sich Gesetzgeber und Anwender des Kartellrechts hätten stützen können.“18


Dobson spricht von “remarkably few empirical studies which have attempted to assess the impact of buyer power on prices, profits or any other measures of firm behaviour or ‘performance’. In that sense, we tread more or less virgin territory.”19

In einer neueren EU-Publikation wird über Nachfragemacht insbesondere in großen Industrien wie der Auto-Industrie festgestellt: „Unfortunately, economic theory has not yet analysed these issues in detail.“20


Cowling (1976): “ We should also note that the general omission of buyer concentration will tend to bias down the measured effect of seller concentration.”21


„Versteht man Nationalökonomie ... als eine prinzipiell empirisch orientierte Sozialwissenschaft, so wird es doch darum gehen, zu einer Operationalisierung des Macht-Phänomens in der Ökonomie zu gelangen, die es ermöglicht, empirisch angebbare Einflüsse nachzuweisen und letztlich zu einem analytischen Gebäude zu gelangen, das es gestattet, falsifizierbare Prognosen über Form und Wirkung von Machtfaktoren in der Ökonomie zu entwickeln.“22


„Monopsony receives scant attention in most antitrust casebooks and texts.“23 In Standardlehrbüchern der Industrieökonomie findet das Phänomen der Nachfragemacht tatsächlich sehr unterschiedliche Berücksichtigung. Bei Tirole24 wird dieses Thema nicht behandelt. Bei Scherer25 (- Ross) und Kaufer26 ist dazu ein eigenes Kapitel zu finden. Hay-Morris 27 erwähnt die Lustgarten-Studie aus 1975 und referiert sie kurz. Martin28 (1993) handelt das Thema auf einigen Seiten ab.
„The assumption implicit in past work is that buyers are atomistic, which may be valid when a firm sells directly to households”29
Kaufer30 resümierend: “Die Nachfragerkonzentration ist ein zwar vergessenes, möglicherweise jedoch sehr wichtiges Element der Marktstruktur“. Schmalensee erwähnt die Nachfrage­konzentration31, referiert einige Studien bezüglich negativem Zusammenhang zwischen Nachfrage­konzentration und Profitindikator und schließt, ohne dies allerdings zu begründen, dass „no robust relation has yet emerged from studies of buyer concentration“.
Über die Gründe der Vernachlässigung des Faktors Nachfragemacht kann spekuliert werden. Ein wesentliches Element ist sicher dabei, dass weniger empirische Daten dazu vorliegen.
Zwar sind Effekte der Marktkonzentration allgemein seit Jahrzehnten international ein theoretisch und empirisch viel bearbeitetes Thema. Für Österreich lagen lange Zeit relativ wenige zur Analyse geeignete Daten vor, sodass bis in die 80er Jahre nur sehr wenige Untersuchungen zu Österreich vorlagen. Erst durch die Bereichszählungen ab 1976 ergab sich hier eine Änderung der Datenlage.
Typischerweise werden Nachfragemachtprobleme oft an Hand der Beziehungen zwischen Handel und Industrie dargestellt und analysiert. Insgesamt dürfte es im Forschungsbereich jedenfalls von den Daten her bisher einen „productivist bias“32 gegeben haben, wonach die Dienstleistungen jedenfalls in der Vergangenheit unterproportional berücksichtigt wurden. Dies dürfte auch für industrie­ökono­mische Analysen gelten.

So sind Untersuchungen zur Nachfragekonzentration, die Input-Output-Daten verwenden, meist auf die Sachgüterproduktion beschränkt. Dies ist vor allem auf die Verfügbarkeit der Input-Output-Daten zurück zu führen, aber auch auf diverse Komplikationen wie der Zuweisung einer Marktstruktur beim öffentlichen Konsum.33

Bezeichnend ist, dass trotz der Größenordnung des Handels umfassendere EU-Veröffentlichungen und Statistiken dazu erst in den 90er Jahren erfolgen.34

Scherer35 beschreibt einen methodischen Zugang: „The approach used most frequently is to compute for any given selling industry the average concentration ratio for the industries to which it sells, weighted by the fraction each buying industry’s purchases are of total sales, as indicated in input-output tables“. - Dies ist auch der Ausgang für das Grundkonzept dieser Arbeit.

Die Ausgangsüberlegung entspringt insbesondere den Ausführungen von Scherer und wird ent­sprechend der Datenlage in Österreich weiterentwickelt. Hintergrund sind einerseits theoretische Grundüberlegungen im Sinne von „Countervailing Powers“36 und bisherige empirischen Einzel­arbeiten zur Dynamik des Konzentrationsprozesses, z. B. ein Modell für den Konzentrationsprozess der österreichischen Zuckerindustrie37, das aus heutiger Sicht den späteren Konzentrationsprozess ziemlich genau prognostiziert hat.
Eine Analyse der Nachfragemacht ist zweckmäßig innerhalb eines Gesamtkonzepts von Marktmacht zu sehen. Dies ergibt sich schon daraus, dass die bisher in empirischen Arbeiten verwendeten Messkonzepte für Nachfragemacht im wesentlichen über vertikale Lieferbeziehungen (aus der Input-Output-Analyse) gewichtete Angebotskonzentrationsmaße gewonnen werden. – Die alte Basisfrage der Industrieökonomie muß daher eingeschlossen werden: Haben große Unternehmen und/oder Unternehmen mit großem Marktanteil und/oder Unternehmen, die einem Oligopol auf einem Markt zugeordnet werden können eine überdurchschnittliche Performance in Form einer überdurchschnittlichen Gewinnrate?



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