Analytisch-empirische Ergebnisse zur vertikalen Marktmacht – Überblick über Studien



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Ziel der Arbeit

Der besondere Beitrag besteht in der speziellen Operationalisierung der Fragestellungen nach der Existenz von Marktmacht zwischen Branchen im vertikalen Sinn (zum vor- und nachgelagerten Bereich – Lieferanten und Kunden):



Lassen sich mit Marktstrukturvariablen aus österreichischen Querschnittsdaten insbesondere aus Input-Output-Tabellen Bestätigungen für die Hypothese der Wirkung vertikaler Marktmacht zur Erklärung der Branchen-Performance finden? Genauer:


Sind Konzentrationen in den vor- und nachgelagerten Zuliefer- und Kundenmärkten sowie die Branchenanteilkonzentrationen bei den Lieferverflechtungen Bestimmungsgründe für die Gewinnraten-Performance der eigenen Branche? Die Hypothese lautet bei den Konzentrationen in den vor- und nachgelagerten Zuliefer- und Kundenmärkten auf eine negative Wirkungsrichtung.
Da nicht nur Nachfragemachtvariable, sondern ein System von Wirkungsfaktoren in Performancegleichungen eingeht, ist die Gesamt-Performance für österreichische Branchen zu analysieren.
Schließlich soll durch eine Integrierung von Angebots- und Nachfragemacht eine systemische Perspektive bei der Konzentrationsmessung und -analyse gewonnen werden.


    1. Vertikale Marktmacht im Kontext von Konzentration und (Markt)Macht

Unter Konzentration wird formal allgemein – statisch - die Ballung von Merkmalen auf Merkmalsträger verstanden. Im dynamischen Sinn geht es um Entstehung von Ballungen und Auflösung von Ballungen.


Konzentration als wissenschaftlicher Begriff wird in verschiedenen Gebieten verwendet: in Naturwissenschaften38 wie Chemie und Ökologie39 sowie in diversen Sozialwissenschaften: von geographischer Konzentration bis zu soziologischen Machtkonzeptionen.
Konzentration kann jeweils als Spezialfall der statischen Momentaufnahme, als Veränderung zweier solcher Zustände in statisch-komparativer Form oder verallgemeinert als dynamischer Prozess betrachtet werden.
Grundlegend ist ein umfassenderer wirtschaftlicher Konzentrationsbegriff in einem an Schumpeter angelehnten systemisch-evolutionären Konzept etwa bei Weizsäcker: „Market structure in most industries is characterized by a small number of suppliers and a larger number of customers. I explain this law of small numbers as the equilibrium of two forces: the deconcentration effect of imitation and the market splitting effect of further refinements in the division of labour by innovation ”40
Die Nachfragekonzentration bzw. allgemein die vertikale Konzentration ist nun ein Aspekt davon: “Concentration refers to the extent to which a small number of firms or enterprises account for a large proportion of economic activity such as total sales, assets or employment. There are at least four distinct concepts embodied within the term concentration:

  • Aggregate concentration…

  • Industry or market concentration…

  • Buyer concentration…

  • Ownership concentration”.41

Im weiteren wollen wir nicht nur die Nachfrageseite einbeziehen, sondern auch die Inputseite und verallgemeinern zu: Vertikaler Marktmacht.


Nicht bzw. nicht zentral behandelt wird hier die Frage von vertikaler Konzentration im Sinne vertikaler Integration,42 wenngleich zwischen vertikaler Marktmacht und vertikaler Integration deutliche Querverbindungen bestehen: Vertikale Integration erhöht die vertikale Marktmacht, vertikale Marktmacht kann glaubhaft mit vertikaler Integration durch Aufbau neuer Produktionen oder Übernahme bestehender Kapazitäten drohen.

Blois spricht von „vertikaler Quasiintegration“, wenn infolge der Marktmacht zwar keine vertikale Integration im formalen Sinne vorliegt, jedoch eine Ebene über Marktmacht überdurchschnittliche Profite aneignen kann, ohne dass dabei die Risken von vertikalen Investitionen zu tragen wären.43

Die Bedeutung vertikaler Marktmacht hängt mit Marktsättigung und Angebotsüberkapazitäten in vielen Branchen zusammen. So ist in den 60er und 70er Jahren für die BRD bei vielen Gütern ein deutlicher Übergang von Verkäufer- zu Käufermärkten zu verzeichnen.44 45 Dauerhafte Marktungleichgewichte in Form von Käufermärkten können als wesentliches Kriterium von Nachfragemacht aufgefasst werden.46 47
Die Nachfragekonzentration ist insgesamt deutlich geringer als die Angebotskonzentration. Nur wenige Monopson-Anteile sind bekannt, die über 40 % liegen.48 „... firms are typically sellers in only one market, but are buyers in many markets“.49
Zu den grundlegenden nichttrivialen Fragen zählt die Frage des Referenzzustands, von dem aus Konzentration allgemein bestimmt wird: die Gleichverteilung der Firmengrößen in der Wirtschaft ist zwar Ausgangsgrundlage für statistische Konzentrationsmaß, kann aber wohl kein wirklich sinnvoller ökonomischer Referenzzustand sein. Doch auf solche Fragen und auch auf eine spezielle Diskussion von Konzentrationsmaßen50 wird hier nicht näher eingegangen, da insbesondere die vorliegenden Daten die empirisch-analytischen Möglichkeiten vorstrukturieren.
Die Frage des Referenzzustandes hat noch eine Dimension: Ist im Referenzzustand „Macht“ anzutreffen oder herrscht in einem Gleichgewichtsreferenzzustand „Machtlosigkeit“, wie es von der neoklassischen Ökonomie postuliert wird?51

Die Frage des Referenzzustands wird oft und auch hier dadurch umgangen. Eine über Jahrzehnte zentrale Frage der Industrieökonomie war die, ob die Konzentration einer Branche mit der Performance verbunden ist, bzw. hohe Konzentrationsraten überdurchschnittliche Gewinnrate bewirken. Hinsichtlich vertikaler Marktmacht folgt daraus die angeführte Hypothese, dass die Konzentration vor- und nachgelagerter Branchen die Performance der hauptsächlich betrachteten Branche negativ beeinflusst.


Marktmacht wird standardmäßig so definiert, dass das Subjekt mit Marktmacht Parameter wie Preise und Mengen setzen und durchsetzen kann, und so eben überdurchschnittliche Gewinne realisiert. Dies kann als Spezialfall von Macht im weiteren Sinn verstanden werden:

Nach Max Weber bedeutet Macht “jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht”.52 Angelehnt an Weber kann Macht allgemein so definiert werden:53„We understand by ‘power’ the chance of a man or number of men to realise their own will in a social action even against the resistance of others who are participating in the action“. Wesentlich dabei ist der latente Charakter.

Ausgehend von der Machtdefinition von Max Weber entwickelte Emerson54 (1962) eine allgemeine Theorie der Macht, auf die sich einige empirisch orientierte Arbeiten (siehe Kapitel 1) auch beziehen. Jedenfalls kann die Standard-Marktmachttheorie hinsichtlich Monopolen und Oligopolen in diese allgemeinere Theorie subsumiert werden. Wesentlich ist zunächst bei Emerson, dass Macht eine Eigenschaft sozialer Relationen ist und nicht eine Eigenschaft eines Handelnden. Macht impliziert Abhängigkeit desjenigen, über den Macht aus geübt wird.55
Nicht behandelt wird in dieser Arbeit vertikale Marktmacht beim Arbeitsinput in Form gewerkschaftlicher Organisation: Sie wird oft als „countervailing-power“ angeführt, und kann bis zu 70 bis 80 % von Monopolrenten vermindern.56 Der Produktionsfaktor Arbeitskraft und Gewerkschaftsmacht werden in der Literatur im Zusammenhang mit vertikaler Marktmacht ausführlich diskutiert.57
Im weiteren Sinne ist vertikale Konzentration auch mit der „Makrokonzentration“58 verbunden. Dabei wird nicht auf einzelne relevante Märkte abgestimmt, sondern es werden die absolut größten Unternehmen einer Volkswirtschaft und die Entwicklung dieser Unternehmen, insbesondere in Form von Fusionen, betrachtet. Dieses Konzept schließt vertikale Marktmacht konzeptuell ein, weist sie aber nicht spezifisch aus. Makrokonzentration wird hier nicht weiter betrachtet.
Einen plastischen Überblick gibt Porter, der zu den wenigen Autoren gehört, die sich sowohl konzeptionell wie auch empirisch mit vertikaler Marktmacht beschäftigten:

Zwei von Porters fünf „competitive forces“ entsprechen vertikaler Marktmacht:59


Übersicht 1 Vertikale Marktmacht in Porters Wettbewerbskonzept

Potential entrants

Threat of

new entrants


Industry

Competitors


Rivalry among

existing firms

Bargaining power Bargaining power

of suppliers of buyers


Buyers


Suppliers

Threat of

substitute products

or services

Substitutes






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