Die Erforschung der Flurnamen
Für eine erfolgreiche Flurnamenforschung muss man Flurnamen (und alle ihre Formen) der untersuchten Region sammeln. Aus Sicht der Sprachwissenschaft und der Geschichtsforschung muss man die Lokal- und Kulturgeschichte und ebenso dialektologische und sprachgeschichtliche Aspekte in Betracht ziehen.
Hydronymen
Es gibt zwei wichtige Täler, die für das Gewässer des ganzen Leipaer Bezirks bestimmend sind. Es ist das mittlere Polzental (údolí Ploučnice) und die Teiche bei Drum (Stvolínky), Hohlen (Holany) und Hirschberg (Doksy). Robitzerbach (Robečský potok) stellt die Verbindung des Leipaer Beckens mit der großen Teichplatte dar. Die Lage von Böhmisch Leipa (Česká Lípa) ließ sie sich zu der Kreuzung wichtiger Handelswege, einem Handelszentrum und zum Herrensitz entwickeln. Nicht jeder Platz ist zur Gründung einer Siedlung bestimmt – „je weiter man den Polzen aufwärts geht, desto geringer werden die Möglichkeiten für die Anlage und Entwicklung großer Siedlungen.“124
Am Zusammenfluss von Polzen (Ploučnice) und Jungfernbach (Panenský potok) liegt die Stadt Niemes (Mimoň). Obwohl als ein wichtiger Ort der Geschichte gesehen, wurde es abseits der Handelswege – der „Zwangsstraße“, die von der Lausitz (Lužice) über Gabel (Jablonné v Podještědí) und weiter nach Süden nach Innerböhmen führte, gelassen. Eine Verkehrbehinderung stellte im Nordosten der Roll (Ralsko) dar, „Niemes hat also nicht so günstige Entwicklungsmöglichkeiten wie Leipa, dessen Verkehr sich nach sechs Hauptrichtungen hin ungehemmt entfalten konnte und das ringsum ein dichtbesiedeltes Hinterland besitzt.“125 Der Sitz der Grundobrigkeit erwarb sich Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung, besonders aber der Waldreichtum in unmittelbarer Nähe und der gute landwirtschaftliche Kulturboden. „Der wasserreiche Polzen war von Einfluss auf die Niederlassung gewisser Gewerbe (Lohgerber, Weißgerber, Färber, Müller). An der alten Verbindungsstraße aus der Lausitz (Lužice) war kein Platz für die Anlage einer Stadt günstiger als gerade der Zusammenfluss zweier Gewässer, von wo außerdem eine leichte Verbindung mit dem mittleren Polzentale und der wirtschaftlich seit jeher bedeutenderen Stadt Leipa möglich war.“126
Aus Sicht der Hydronymie und Hydrologie kann man den ehemaligen Gerichtsbezirk Niemes (Mimoň) in folgende Gegenden teilen: das Niemeser Tal, die kleine Teichplatte, die Reichstädter Senke, das obere Polzental, die Sandsteinscholle der Teufelsmauer, Wolschen (Olšina) und die mittleren Oberdörfer, Hühnerwasser (Kuřívody) und die südlichen Oberdörfer.127
1. Das Niemeser Tal erstreckt sich auf dem Gebiet von Niemes (Mimoň), Barzdorf (Pertoltice), Groß-Grünau (Velký Grunov), Luh (Luhov), Neuland (Noviny pod Ralskem), Rabendorf (Vranov) und Rehwasser (Srní Potok). Durch diese Gegend fließt der Fluss Polzen (Ploučnice), der in Neuland im „Höllenschlund“, auch Höllengrund oder Donnerloch128 genannt (Pekelný jícen / Peklo), einen Sandsteinfelsen in einem tw. künstlich errichteten 100 Meter langen Tunnel durchbrochen hat. Der Sandsteinfelsen wirkt als eine natürliche Talsperre, es wurde aber noch künstlich erweitert. Der Polzen-Durchbruch („průrva Ploučnice“) ist gegenwärtig ein Kulturdenkmal.
2. Die kleine Teichplatte umfasst die Dörfer Schwabitz (Svébořice), Höflitz (Hvězdov), Plauschnitz (Ploužnice), Kummer (Hradčany) und Heidedörfel (Boreček). Durch dieses Gebiet fließt der Schwabitzer Bach (Svébořický potok). Es ist eine Teichniederung, die sich bis an die Kummergebirge (Polomené hory) erstreckt. Die Grenzen stellen der Teufelsmauer (Čertova zeď), Hühnerwasser (Kuřívody) und Kummergebirge (Polomené hory) dar. Der Schwabitzer Bach (Svébořický potok) fließt durch den Neuhofer Fischteich (Novodvorský rybník III.), durch den Höflitzer Teich (Mlýnský rybník) und vereinigt sich mit dem Höflitzer Bach (Hvězdovský potok). Der kommt von Osten, entwässert ein Moorgebiet und fließt durch den Plauschnitzer Teich (Ploužnický rybník) durch. Das westlich der Buchberge (Buková hora) beginnende Moorgebiet „sendet seine Gewässer durch vier Teiche zur Polzen (Ploučnice).“129 Der Kummerteich (Hradčanský rybník), der von allen der größte ist, hat dem Dorf Kummer (Hradčany) geholfen, sich zu einem bekannten Erholungsort zu entwickeln.
Zwischen Niemes (Mimoň) und Neubrück (Nový most) befindet sich die Siedlung Haidedörfel (Boreček). Am rechten Ufer der Polzen (Ploučnice) befand sich früher ein Tiergarten, „Gehege“ genannt, an dem Polzen stand früher eine Papiermühle. Ein Ort östlich von Quargelstein (Tvarožník) im mäanderförmigen Gebiet des Polzens wird deswegen „U Papírny“ genannt.
3. In Reichstadt (Zákupy) mündet der Goldbach (Zlatý / Kamenický potok) in den Zwittebach (Svitávka), wo der Wellnitzer Graben (Velenický příkop) in das Senkungsfeld von Reichstadt übergeht. Goldbach (Zlatý / Kamenický potok) entspringt am Fuß des Kamnitzberges (Kamenický vrch) und fließt durch Kamnitz (Kamenice) bis zu seiner Mündung in Zwittebach (Svitávka). Am Strom von Goldbach befindet sich die eisenhaltige Jakobsquelle (Svatojakubský pramen), benannt nach Jacob Klein, der diese Quelle gefunden hat; Frauenquelle (Dívčí pramen) und der Dreiheiligenbrunnen (Pramen Tří svatých).130
4. Das obere Polzental war für Gründung einer Siedlung nicht besonders günstig, erst wo der Polzen (Ploučnice) durch den Jeschkenbach (Ještědský potok) und Hennersdorfer Bach (Luční potok) verstärkt wird. In dem Ort, wo sich drei Täler von Polzen (Ploučnice), Jeschkenbach (Ještědský potok) und Hennersdorfer Bach (Luční potok) vereinigen, „waren die natürlichen Bedingungen für die Anlage einer größeren Siedlung gegeben, hier entwickelte sich Wartenberg (Stráž pod Ralskem).“131
Fluss Polzen (Ploučnice) und seine Einläufe:
Jeschkenbach (Ještědský potok), Hennersdorfer Bach (Luční potok), Jungfernbach (Panenský potok), Zwittebach (Svitávka) – Boberbach (Boberský potok) + Goldbach (Zlatý / Kamenický potok)
Der Jeschkenbach (Ještědský potok) entspringt in der Nähe von Kriesdorf (Křižany) am Jeschken (Ještěd) und fließt durch diesen Ort, Seifersdorf (Žibřidice) und Hennersdorf (Dubnice). Mit seiner Wasserkapazität ist Jeschkenbach (Ještědský potok) größer als der Polzen (Ploučnice).132
Der Jungfernbach (Panenský potok) entspringt bei Ringelshain (Rynoltice) und fließt durch Lämberg (Lemberk), Deutsch Gabel (Jablonné v Podještědí), Walten (Velký Valtinov), Brims (Brniště), Grünau (Grunov), Barzdorf (Pertoltice pod Ralskem) und vereinigt sich dann in Niemes (Mimoň) mit dem Polzen (Ploučnice).133
Der Zwittebach (Svitávka), der im Bezirk von Deutsch Gabel (Jablonné v Podještědí) entspringt, fließt durch Lindenau (Lindava), Zwitte (Svitava) und Wellnitz (Velenice).
Höflitzer Bach (Hvězdovský, heute Ploužnický potok) fließt durch den Plauschnitzer Teich, verbindet sich mit Schwabitzer Bach (Svébořický potok), der am Fuß des Tschinkenbergs (Brada) entspringt und durch alle fünf Neuhofteiche (Novodvorské rybníky) fließt.
Bach Kleine Iser (Zábrdka) entsteht vom Sabertbach (gleicher Name wie die Gemeinde Sabert - Zábrdí) und mündet in die Iser.
Das Flüsschen Polzen (Ploučnice, 100 Kilometer lang) entspringt im Gintschner Teiche (Jenišovský rybník) bei Johannesthal (Janův Důl) und fließt durch Oschitz (Osečná), Bad Kunnersdorf (Lázně Kundratice), Krassa (Chrastná), Hammer (Hamr na Jezeře) und Wartenberg (Stráž pod Ralskem), wo er sich mit dem Jeschkenbach (Ještědský potok), aus Richtung Hennersdorf (Dubnice) kommend, vereinigt. Dann fließt der Fluss durch den Höllenschlund (Průrva) und in Niemes (Mimoň) bei der Schlossbrücke (Zámecký most) nimmt den Jungfernbach (Panenský potok) auf. Südlich von Niemes (Mimoň) nimmt der Polzen den Schwabitzer Bach (Svébořický potok) auf, der bei Schwabitz (Svébořice) entspringt. Weiter fließt der Polzen (Ploučnice) nordwestlich nach Böhmisch Leipa (Česká Lípa), Politz (Police), Bensen (Benešov nad Ploučnicí) und mündet in Tetschen (Děčín) in die Elbe (Labe).
Der Flussname kommt aus Sorbischen, er erschien zuerst in einer Urkunde aus dem Jahr 1226 (Pulsnice). Ein ähnlicher Name Pulsnitz besitzt auch Fluss in Oberlausitz und eine Stadt neben Bischofswerda. Pulsnitz lautet im Obersorbischen Połčnica und hat Herkunft im oberlausitzischen Adjektiv pjelzki – „feucht, schlüpfrig“.134 Der Name entwickelte sich folgenderweise: 1291 Polstenicz, 1375 Plucznicze, 1532 Polssnitz, 1713 Pulsnitz, 1828 Poltznitz. „Man kann von tschechischem „plžek“ Schnecke ausgehen, wobei sich im Tschechischen aus Plžčnica über Plščnica ein Plučnica, heute Ploučnice, im Obersorbischen aus Polźćnica ein Polśćnica entwickelt hätte. Dieses ist auch für die deutsche Form des böhmischen Flusses die wahrscheinliche Grundlage.“135
Heute ist der Strom des Flusses reguliert und angepasst, der Hammergraben (Hamerská strouha) wurde dort, wo früher Polzen geflossen ist, erbaut. Deshalb sind auch viele Teiche verschwunden oder entwässert.
Teiche
Ihre gesamte Fläche im Rahmen des Niemeser Bezirkes zählt 400 Ha.
Im Gebiet des Polzen sind es: der Krassateich (Chrastná), Hammerteich (Hamerský rybník), Horka- (Horka) bei Wartenberg (Stráž pod Ralskem) und Zedlitzscher Teich (Sedlišťský rybník). Mittel- und Schwarzteich bei Klein-Roll (Malé Ralsko), Beerteich bei Groß-Roll (Velké Ralsko), Kuhteich bei Neuland (Noviny pod Ralskem) werden heute nicht mehr so bezeichnet.
Teiche bei Höflitz (Hvězdov): Höflitzer Teich (Mlýnský rybník), Plauschnitzer Teich (Ploužnický rybník), Teiche Hvězdov I. und II., Neuhofteiche (Novodvorské rybníky): I. (sog. „Tankáč“), II. (der immer noch zur Teichwirtschaft benutzt wird), III., IV. und V.
Der Hammerteich (Hamerský rybník) wurde im 16. Jahrhundert angelegt und breitet sich in einer Talmulde aus. Der Hammerteich empfängt sein Wasser aus eigenen Quellen aus den Moorgründen und dem Kunzeteich (Děvínský rybník), der sich am Fuße des Dewin (Děvín) ausbreitet. Dewin trägt die Ruine einer alten Burg und ist deswegen ein beliebter Ausflugsort.
In Niemes (Mimoň) sind es:
Fischerteich, später Badeteich (Koupaliště)
Teich im Schlossgarten / Schlossteich (Zámecký rybník) mit einer Insel
5 Kunstgräben im Gemeindegebiet, die vor allem zum Antreiben der ehemaligen Mühlen, Bleicherei, Tuchwalke und Tuchfabrik verwendet wurden136
Hodonymen
Als Hodonymen werden Parzellen wie Wälder, Wiesen, Felder und Verkehrswege (Straßen, Brücke, Stege) bezeichnet.
Die Siedlungen in Nordböhmen erhielten von ihren Schutzherren Privilegien und Freiheiten. Die Gewerbeprivilegien waren sehr verschieden, z.B. Niemes (Mimoň) konnte frei mit Salz und Wein handeln, dagegen das Lausitzer Görlitz (Zhořelec) besaß das Privileg der Tucherzeugung. Deswegen entwickelte sich zwischen den Städten reger Verkehr und „auf diese Weise konnte Handel und Gewerbe zur Blüte gelangen.“137 Besitzer des Bodens, meistens der Landesherr, hatte selbst Interesse darauf, den Handel und Verkehr zu unterstützen und die Verbindungsstraßen bauen zu lassen.138
In Nordböhmen existierten zwei wichtige Straßen, die „Böhmische“ und „Alte Leipaer Straße“. Die „böhmische“ führte über Hartau (heute ein Ortsteil von Zittau), Petersdorf (Petrovice) und über Gabel (Jablonné v Podještědí) und Niemes (Mimoň) nach Prag (Praha). Die „alte Leipaer Straße“ führte von Zittau (Žitava), Olbersdorf, Krombach (Krompach), Zwickau (Cvikov), Bürgstein (Sloup v Čechách) nach Leipa (Česká Lípa) und von da über Hohlen (Holany) und Dauba (Dubá) nach Prag.139
Nach dem Chronisten Thietmar (Dětmar) führte ein „im Jahre 1004 unbeschreiblich beschwerlicher Weg von Zittau in der Richtung Gabel (Jablonné v Podještědí), Niemes (Mimoň), Jungbunzlau (Mladá Boleslav), Nymburg (Nymburk), Czaslau (Čáslav), Iglau (Jihlava) durch Böhmen.“140 Das könnte die sog. „Záhorská cesta“ bis nach Wien (Vídeň) sein.
Wenn man irgendwohin mit seinen Waren fahren wollte, musste man an den Wegen Zoll und Stapelrecht bezahlen. Stapelrecht war im Mittelalter „das Recht einer Stadt, von durchziehenden Kaufleuten zu verlangen, dass sie ihre Waren in der Stadt für einen bestimmten Zeitraum abluden, stapelten und anboten.“141
Auf der „böhmischen Straße“ wurde der Lückendorfer Pass 1581 hergerichtet, damit die Straße besser zugänglich wurde, und in der Nähe von Lückendorf wurde eine Schutzburg namens Karlsfried erbaut. Die heutige Burgruine im Zittauer Gebirge verfügte über ein Kommando, das im Austausch für Zoll in Form von Hafer für die Pferde die Passanten bis nach Gabel (Jablonné v Podještědí) begleitete und vor dem Gesindel schützte. Die „alte Leipaer Straße“ bekam genauso eine Schutzburg, es war die Festung Mühlstein (Milštejn) bei Zwickau (Cvikov), es dienten hier 12 bis 16 Söldner zur Begleitung der Passagiere.142
Die wichtigsten Zollstationen an der „Böhmischen Straße“ waren:
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Zittau (Žitava) – diese Stadt erhielt das Recht, „ihre Waren zollfrei durch ganz Böhmen zu führen“143 von dem König Přemysl Ottokar II. (Přemysl Otakar II.); von den Zollgebühren wurden Brücken und Wege im Stande gehalten
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Gabel (Jablonné v Podještědí) – der Zoll wurde zum Pflasterbelag in der Stadt und Vorstadt benutzt
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Niemes (Mimoň) – die Zolleinhebung wurde als uralt bezeichnet und im Jahr 1371 wieder bestätigt; jeder Jude musste 1 Heller bezahlen;144 man musste den Zoll für den Warentransport in die Lausitz (Lužice) und auch für den Import aus der Lausitz (Lužice) bezahlen145
Als Verkürzung der „Böhmischen Straße“ diente die Abbiegung bei Gabel nach links nach Wartenberg (Stráž pod Ralskem), Schwabitz (Svébořice) und Hühnerwasser (Kuřívody) nach Weißwasser (Bělá pod Bezdězem). Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde diese Straße häufig benutzt und deswegen errichtete die Herrschaft den Zoll auch in Schwabitz (Svébořice). Das Zollhaus, später „Deutscher Hof“ stand am Anfang des Dorfes.146 Die Straße führte dann weiter durch den Wald zur Plauschnitzer Schänke, von da über dem Landberg (Zemský vrch) zur „Glaserhütte“ (Skelná huť) nach Hühnerwasser (Kuřívody).147
Die sog. Hauptstraße von der größten Bedeutung war die von Gabel (Jablonné v Podještědí) nach Hühnerwasser (Kuřívody); andere in der Gegend wichtige Straßen waren:
Die Leipaer Straße, die westlich von Niemes (Mimoň), die Töpferflur entlang und nach Voitsdorf (Bohatice) führte und später bis nach Reichstadt (Zákupy) und Böhmisch Leipa (Česká Lípa) erweitert wurde. Östlich Niemes (Mimoň) führte die Straße nach Neuhof (Nový Dvůr), Schwabitz (Svébořice), Schwarzwald (Černá Novina), Kühthal (Podvrší) und Oschitz (Osečná). Eine andere Straße gegen Norden führte „unterhalb des Kalvarienberges durch die Felder am Fuße des Wacheberges (Strážný)“148 nach Kamnitz (Kamenice). An der Gabelen Straße bog „Am Sande“ links ein Weg nach Barzdorf (Pertoltice pod Ralskem), Grünau (Grunov) und Brims (Brniště) ab. Nach Süden führte von Niemes (Mimoň) ein Weg in Richtung Kummer (Hradčany) und weiter durch den Wald nach Straßdorf (Strážov) und Neuschänke-Weißwasser (ehemalige Nová Hospoda). Es existierte ferner die „Alte Kummerstraße“ von Kummer (Hradčany), über Brenn (Brenná), Hermsdorf (Heřmaničky), Schwora (Svárov) bis Leipa (Česká Lípa).149
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden dauerhafte Wege für einen schnelleren Verkehr gebaut: 1815-1817 die Straße von Hühnerwasser (Kuřívody) nach Gabel (Jablonné v Podještědí), Stadt Niemes (Mimoň) als Teil dieser Straße bekam Basaltpflaster; 1833-1834 die Straße von Niemes (Mimoň) nach Reichstadt (Zákupy), die von Reichstadt (Zákupy) nach Leipa (Česká Lípa) zwischen Jahren 1838 und 1840; 1839-1841 die Straße nach Schwabitz (Svébořice), 1846 die von Zedlitsch (Sedliště) nach Wartenberg (Stráž pod Ralskem), 1859 von Zedlitsch (Sedliště) über Luh (Luhov) nach Brims (Brniště); 1864 die Straße Niemes – Barzdorf – Grünau (Mimoň – Pertoltice pod Ralskem – Grunov).150
„Alte Leipaer Straße“ Hühnerwasser (Kuřívody) bis Kummer (Hradčany), „Köhlerstraße“ verband Straßdorf (Strážov) mit Jägerhaus Straßteich, Zweihäusel (U Dvou chalup) und Neubrück (Nový most) mit Niemes (Mimoň). Von Straßdorf (Strážov) nach Süden heißt die Fortsetzung „Alte Melniker Straße“ (Stará mělnická cesta).151
Mariaweintuchgasse
- Pilgerweg nach Schwabitz (Svébořice) mit 15 Kapellen mit den Rosenkranzgeheimnissen, „die Entfernung einer Kapelle von der anderen wurde von Stifter derart bemessen, dass immer ein Vaterunser und zehn Ave gebetet werden können“152
Kegelweg
- Weg von dem Jeschken (Ještěd) über alle Basaltberge bis zu Milleschauer Berg (Milešovka), es ist der rote Wanderweg
Brücken
Nach dem Erbauen von neuen dauerhaften Straßen fing die Obrigkeit an, Weg- und Brückenmaut zu erheben, damit sie die Bauten im Stande halten konnte. In Niemes (Mimoň) befanden sich folgende Brücken153:
Die Sandbrücke (Písečný most)
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entstand aus Holz schon vor dem Dreißigjährigen Krieg
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weil der Verkehr über die Brücke reg war, wurde sie 1697 abgetragen und durch eine neue aus Stein gebaute Brücke ersetzt
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befindet sich neben dem Heiligen Grab, die anschließende Straße hieß „Sandgasse“ oder „Am Sande“ (heute Lužická ulice)
Die Galgen- / Post- / Polzenbrücke (Poštovní most)
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schon 1620 erwähnt, da hier der lutherische Pastor Haselbach ermordet wurde
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ursprünglich aus Holz gebaut, später aus Stein
Die Bader- / Schlossbrücke (Lázeňský / Zámecký most)
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liegt am Zusammenfluss des Polzens (Ploučnice) und des Jungfernbaches (Panenský potok)
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wurde auch 1620 erwähnt, als sich darunter Johann Müller von Mühlhausen (Jan Müller z Mühlhausenu) vor Feinden versteckt hatte
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der Name „Baderbrücke“ wurde am wahrscheinlichsten wegen der nahen Anwesenheit des Badehauses gewählt
Der Färbersteg (Rybářská lávka) von Färbergasse (Barvířská ulice), die nach einem hier lebenden Färber benannt wurde, führt über das Jungfernbach (Panenský potok) auf die Mühlau (heute bebaute und besiedelte Gegend, nur der Straßenname blieb – „V Lukách“). Dieser Steg wurde im Jahr 1813 erwähnt.154
Von der Mühlau unterhalb des Elektrizitätswerks (vorher Obere Mühle) befand sich auch ein Steg, der über den Mühlgraben führte und dortige 6 Häuser und Wiesen mit der Stadt verband.155 Der Flusslauf von Polzen wurde aber während der Zeit modifiziert und heute quert der Steg „Letenská lávka“ den Polzen.
Weiter ist der Kreuzbergsteg (Křížová lávka) zu nennen, der den ehemaligen Schlachthaus mit dem Kreuzberg (Křížový vrch) verband.156
Eine Brücke befand sich bei dem Haus Nr. 6 und führte von der Polzengasse (Mlýnská ulice) über den Mühlgraben zum Branntweinhaus und durch den Niedermühlsteg (Mlýnská ulice) zu der ehemaligen Mahlmühle.157
Fluren
Die Fluren (nichtbesiedelte Parzellen, die vor allem zur Wirtschaft dienten) in Niemes (Mimoň) und Umgebung erhalten ihren Namen nach Eigentümer oder Menschen, die die Flur benutzt haben. Heute werden die Namen nicht mehr verwendet und es existieren keine tschechische Äquivalente.
Ortsflur – umfasst die mit Häusern bebaute Gegend
Töpferflur – westlich von der Ortsflur, von der Lokalbahnlinie begrenzt; der Ton aus Tongruben dürfte in der Töpferflur (daher der Name) beim Schießgarten gegraben worden sein 158
Puschantenflur (Pusch = Wald) – nördlich von der Stadt, dazu gehört der ganze Schlossgarten
Kapellenflur – zwischen der Schwabitzer Straße und der Straße nach Hühnerwasser
Tschistaiflur – liegt rechts der Straße nach Hühnerwasser
Polzenflur – umfasst Felder links der Hühnerwasserer Straße, Wiesen zu beiden Seiten der Polzen (Ploučnice), Felder beim Forsthause …
Jägerhausflur – umfasst die Felder rechts und links der Kummerer Straße
Krausebergflur – Felder und Waldteile zwischen dem Haidedörfel-Niemeser Fahrweg und der Bahnlinie
Wälder
Die gesamte Fläche von Wäldern des Bezirkes wurde in 7 Reviere mit je einem Förster geteilt. Es waren das Höflitzer (Hvězdovský), das Pinskaier (Zbynský), das Schwabitzer (Svébořický), das Dewiner Revier (Děvínský revír), Heiderevier (heute „Heidedörfel Wald“ Borečský les), HeideHHweiter das Revier Groß-Roll (Velké Ralsko), das von dem Neuländer (Novinský) Forst, Tiergarten-Forst, Wartenberger Stadtforst (městský les ve Stráži pod Ralskem) gebildet war; und das Grünauer Revier (Grunovský revír), das den Limberger (Lipský), Tolzberger (Tlustecký) und den Hulitschkaforst (Holičský les) enthielt.159
Tschistai (Čistá) – Wald, der sich um den Weg nach Plauschnitz (Ploužnice) erstreckte; der Name ist tschechischer Herkunft160
Alleinstehende Bauten und andere Siedlungsobjekte um Niemes (Mimoň)161
Der politische Bezirk Böhmisch Leipa (Česká Lípa) bestand aus Gerichtsbezirke Böhmisch Leipa (Česká Lípa), Haida (Nový Bor) und Niemes (Mimoň), der 1850 entstanden ist. Es existierten hier einschichtige Wohnorte, die vor allem an den Fluss- und Bachströmen oder Teiche gegründet wurden, und die für einzelne Handwerke (Müllerei, Bleicherei, Teichwirtschaft u.a.) dienten. Andere Einschichten waren Forst- und Jägerhäuser, die für ein bestimmtes Revier kompetent waren.
Folgendes Verzeichnis hat Franz Hantschel verfasst und 1903 in der Zeitschrift „Mitteilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs“ veröffentlicht. Die heute noch existierenden Namen wurden mit den tschechischen Bezeichnungen versehen.
Am Biegelberg
- Biegelpeter, einschichtiges Haus zu Teschen (Těšnov), Gemeinde Zetten (Cetenov)
Am Sande
- einschichtiges Haus zu Wolschen (Olšina) bei dem ehemaligen Sandsteinbruch
Am Schafberge
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Schafberg (Ovčí hora) – einschichtiges herrschaftliches Hegerhaus zu Reichstadt (Zákupy)
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Schafberg – Ortsteil von Brenn (Brenná)
An der Kerbe / Kürbe (Krby / Kirba)
- zwei einschichtige Häuser zu Halbehaupt (Palohlavy)
An der Poststraße
- Ortsteil von Plauschnitz (Ploužnice) mit dem Gasthaus Plauschnitzer Schenke
Auf dem Sande
- einschichtiges Haus zu Sobaken (Sobákov), auch Sandsteinbruch in der Nähe
Auf der Heide / Wiesenhaus / Wiesenhütte (Poustka)
- einschichtiges Haus bei Woken (Okna), zu Schwabitz (Svébořice)
Auf der Lauschke (heute Útěchovický dvůr)
- abseitiger Ortsteil (8 Häuser mit Papiermühle und Mahlmühle) von Hammer (Hamr na Jezeře)
Beim Augustin
- abseitiges Haus von Dolanken (Dolánky) bei Dechtar (Dehtáry)
Beim langen Peter
- abseitiges Haus von Sabert (Zábrdí) bei Wlachai (Vlachové)
Beim Pechofen / Pechofenhäuser
- abseitiger Ortsteil (6 Häuser) von Hühnerwasser (Kuřívody)
Belvedere / Villa Belvedere
- einschichtiges Gehöft, ehemaliges Straßenwirtshaus zu Hühnerwasser (Kuřívody)
Brenner Baustellen
- zerstreuter Ortsteil (26 Häuser) von Brenn (Brenná)
Brenner Mühle (Brenský Mlýn)
- abseitiger Ortsteil (4 Häuser mit Mahlmühle und Gasthaus) von Brenn (Brenná)
Buschhäuser
- abseitiger Ortsteil (6 Häuser) von Bad Kunnersdorf (Lázně Kundratice)
Dewin (Děvín)
- einschichtiges herrschaftliches Jägerhaus und Schindelmaschine zu Hammer (Hamr na Jezeře)
Dürrjohannestal (Suchý Janův Důl)
- abseitiger Ortsteil (8 Häuser) von Johannestal (Janův Důl)
Eichberg
- einschichtiges herrschaftliches Jägerhaus zu Kummer (Hradčany)
Fiebig
- Stadtteil von Oschitz (Osečná) – 20 Häuser
Gintschen (Jenišov)
- Ortsteil von Johannesthal (Janův Důl)
Gintschner Mühle (Jenišovský mlýn)
- einschichtige Mahlmühle zu Oschitz (Osečná)
Glashütte (Skelná huť)
- Rotte von 4 Häusern, von denen 2 (ein herrschaftliches Adjunkten- und Hegerhaus) zu Plauschnitz (Ploužnice) gehören
Großroll (Velké Ralsko)
- Weiler mit 4 Häusern (herrschaftlicher Meierhof, Schlößel, Forst- und Hegerhaus) zu Wartenberg (Stráž pod Ralskem), am östlichen Fuße des Rollberges
Hanshäusel / Johanneshäuschen / Einsiedlerhäuschen (U Sv. Jana)
- zwei einschichtige Häuser zu Hühnerwasser (Kuřívody)
Heideschenke
- abseitiges Haus von Hammer (Hamr na Jezeře)
Hinterdorf (Zadní Ves)
- abseitiger Ortsteil von Johannestal (Janův Důl) – 6 Häuser
Hradschin
- Ortsteil von Kummer (Hradčany) – 8 Häuser
Kleinroll (Malé Ralsko)
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof zu Unterwartenberg (Dolní Stráž pod Ralskem)
Kopperstein
- abseitiger Ortsteil von Leskental (Vítkov) – 5 Häuser
Kunnersdorfer Moorbad
- abseitige Badeanstalt (mit Badehaus, Kurhotel und Villa) von Bad Kunnersdorf (Lázně Kundratice)
Mednai / Mednay (Medný)
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof mit Hegerhaus zu Schwarzwald (Černá Novina), schon im Jahre 1380 unter Johannes von Wartenberg genannt162
Merzdorfer Meierhof
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof zu Merzdorf (Břevniště)
Mühlgraben
- Häuserteil von der Reichstädter Vorstadt – 19 Häuser
Neubrück (Nový most)
- einschichtige herrschaftliche Försterei und Brettsäge zu Plauschnitz (Ploužnice)
Neudorf
- Ortsteil von Höflitz (Hvězdov) – 18 Häuser
Neuhof (Nový Dvůr)
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof zu Höflitz (Hvězdov), früher „wüste Wiese“ genannt, erst 1736 taucht der Name „Neuhof“ auf163
Neuländer Meierhof
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof zu Neuland (Noviny pod Ralskem)
Neumühle bei Neuhof (Nový Dvůr)
- einschichtige Mahl- und Brettmühle zu Höflitz (Hvězdov)
Neureichstädter Fabrik
- einschichtiges Fabrikgebäude zu Neureichstadt (Nové Zákupy)
Neusorge
- einschichtiges Wirtschaftsgebäude zu Barzdorf (Pertoltice pod Ralskem)
Neuwolfstal / Wolfstaler Baustellen
- abseitiger Ortsteil von Wolfstal (Vlčí Důl) – 22 Häuser
Oberkrupaier Meierhof (Dvůr Krupá)
- einschichtiges Wirtschaftsgebäude mit Hegerwohnung zu Oberkrupai (Horní Krupá)
Oberwlachai
- abseitiger Ortsteil von Wlachai (Vlachové) – 6 Häuser
Paulinenhof (Pavlin dvůr / Pavlín)
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof mit Forsthaus zu Höflitz (Hvězdov), besteht seit 1868 und umfasste 49,83 Hektar; der Ziegelschlag in der Nähe des Meierhofes wurde wegen Lehmmangel Ende der 1860er aufgelassen164
Pechofen
- einschichtiges Forst- und Hegerhaus zu Straßdorf (Strážov)
Pinskai / Wildtal (Zbynský, obora Židlov)
- einschichtiges herrschaftliches Jägerhaus zu Schwabitz (Svébořice)
Reichstädter Ziegelei
- einschichtige herrschaftliche Ziegelei mit einem herrschaftlichen und einem privaten Wohnhause (ehemalige „Teichschenke“) zu Reichstadt (Zákupy)
Sabelze (Zábělce)
- einschichtiger Ortsteil von Halbehaupt (Palohlavy) – 6 Häuser
Sägemühl (Pytlíkovský mlýn)
- Weiler mit 2 Häusern (hievon eine Mahlmühle) und 7 Einwohnern, Gemeinde Gablonz (Jabloneček)
Sankt Joseph / Reichstädter Schießhaus
- einschichtiges städtisches Hegerhaus mit Gastwirtschaft und Schießhaus zu Reichstadt (Zákupy)
Sauermühle (Zábrdský mlýn)
- einschichtige Mahlmühle mit Sauer Teich (Zábrdský rybník) mit Brettsäge zu Krzidai (Křída)
Schießgarten
- einschichtiges Gasthaus zu Niemes (Mimoň)
Schindelbusch (Samoty)
- Rotte von 4 Häusern, wovon 2 (mit herrschaftlichem Hegerhaus) zu Götzdorf (Božíkov) und 2 zu Voitsdorf (Bohatice) gehören
Schlapka (Šlapka)
- einschichtiges herrschaftliches Hegerhaus zu Obergruppai (Horní Krupá)
Spalenze
- einschichtiges Bauernhaus zu Krzidai (Křída)
Sperning / Spörning (Dvůr Ostrov)
- einschichtiger herrschaftlicher Maierhof zu Schwabitz (Svébořice) bestand schon im Mittelalter, unter Johann Müller von Mühlhausen (Jan Müller z Mühlhausenu) wurde umgebaut165
Straßdorfer Forsthaus
- einschichtiges herrschaftliches Forsthaus nebst unbewohntem Adjunktenhaus zu Straßdorf (Strážov)
Straßteich
- einschichtiges Forsthaus zu Straßdorf (Strážov)
Tannelgarten
- einschichtiges Hegerhaus mit Zapfendörre zu Straßdorf (Strážov)
Tschistai (Čistá)
- einschichtige Tuchwarenfabrik zu Niemes (Mimoň)
Unterwartenberg (Dolní Stráž pod Ralskem)
- Stadtteil von Wartenberg (Stráž pod Ralskem) – 57 Häuser
Unterwlachai / Niederwlachai
- abseitiger Ortsteil von Wlachai (Vlachové) – 20 Häuser
Wabrauschkenmühle (Vavrouškův mlýn)
- einschichtiges herrschaftliches Hegerhaus zu Straßdorf (Strážov)
Wisterkow (Vystrkov)
- einschichtiger Ortsteil von Zetten (Cetenov)
Wokner Jägerhaus (U Myslivny)
- einschichtige Försterei zu Heide
Zedlisch / Zedlitsch (Sedliště)
- einschichtiger herrschaftlicher Meierhof mit Forst- und Hegerhaus zu Smrdak (Smrdáky) bestand schon vor dem Jahre 1500, südöstlich vom Tolzberg (Tlustec) gelegen
Ziegelscheuer
- einschichtige Ziegelei zu Luh (Luhov)
Ziegelscheune
- einschichtige Ziegelei zu Wolschen (Olšina)
Zur Liebezeit
- drei abseitige Häuser (mit Gasthaus und Haltestelle) von Leskental (Vítkov)
Zur Papiermühle / Heuschupfen166 (U Papírny)
- einschichtiges herrschaftliches Hegerhaus zu Heidedörfel (Boreček)
Zweihäusel (U Dvou chalup)
- einschichtiger Ortsteil von Kummer (Hradčany) – 4 Häuser
„Der Niemeser Gerichtsbezirk umfasst sonach 5 Städte, 3 Pfarrdörfer, 51 Dörfer und 67 (durch einzelne Häuser oder durch Häusergruppen gebildete) einschichtige Ortsteile, mit zusammen 23 331 Einwohnern in 39 Ortsgemeinden.“167
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