Evangelisches Gemeindelexikon



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Exegese -> Bibel IV

Existentiale Interpretation Buhmann Existentialismus -» Humanismus Exkommunikation -» Gemeindezucht

Exorzismus

Exorzismus, volkstümlich »Teufelsaustrei­bung«, ist eine Handlung, die darauf zielt, Menschen aus der Gebundenheit an dämo­nische Mächte oder Einflüsse (Besessenheit) zu befreien. Magische Beschwörungsfor­meln und Riten, welche diesem Zweck die­nen, gibt es in allen Naturreligionen. Eine große Bedeutung hat der E. aber auch in der röm.-kath. Kirche, wo er zu den sog. Sakra­mentalien gehört, d.h. zu den von der Kirche selbst eingesetzten Handlungen, die »in ei­ner gewissen Nachahmung der Sakramente« Wirkungen geistlicher Art hervorbringen sollen. Theologisch wird ihre Wirkkraft auf das Fürbittegebet der Kirche als der »reiner und makellosen Braut Christi« zurückge­führt. ln der Form ist das Ritual freilich im­perativisch. Es gehören dazu Handausstrek- ken, Handauflegung, Kreuzzeichen, dazu Anrufung des Namens Jesu, Verfluchung des Dämons, Befehl zu weichen und Schriftzita­te. Ein dreifacher E. gehört in die röm. Tauf­liturgie, außerdem gibt es den sog. kleinen E. für Sachen und den großen E. für Besessene, den nur Priester, mit bischöflicher Erlaub­nis, brauchen dürfen.

Begründet wird der kirchliche E. durch das Vorbild Jesu, der Menschen von dämoni­scher Besessenheit befreit hat (Mk 1,2 3 ff. u.a.). Tatsächlich fällt auf, daß das Dämoni­sche während der Wirksamkeit Jesu beson­ders stark ins Blickfeld trat, was bedeutet, daß das sonst eher Verborgene durch seine Gegenwart herausgefordert und ins Licht ge­stellt worden ist, wie Dämonie sich durch das Bewußtsein der betroffenen Personen sogar selber zu erkennen gab. Man muß diese Vorgänge allerdings in einem größeren Zusammenhang sehen. Das —> Reich Gottes ist nicht nur Kampf gegen irdische Unge­rechtigkeiten, sondern Überwindung der (uns verborgenen) überweltlichen Mächte, deren Gewalt sich im fortwährenden Auf­bruch des —» Bösen in der Welt manifestiert. Die Dämonenaustreibungen Jesu sind Zei­chen dieses eschatologischen Kampfes, der am Ende dieser Zeit (—* Endzeitferwartung]) mit der Vernichtung dieser Mächte und der Offenbarung von Gottes neuer Schöpfung enden wird. Jesus wirkte durch die Kraft des Heiligen —» Geistes (Mt 12,28). Die Befrei­ung von Dämonie ist charismatisches Ge­schehen. Nach Mt 10,1 hat Jesus den Zwöl­fen die -» Vollmacht verliehen, Dämonen auszutreiben, zugleich mit der Vollmacht, alle Krankheiten zu heilen. Im Markusan­hang 16,17-18 ist auch der Jüngergemeinde diese Gabe verheißen, wieder in Verbindung mit andern Geistesgaben, wie —> Zungen­rede und —> Krankenheilung. Nur in der Ver­bindung mit sichtbarem Heilswirken, be­hält sie ihren Zeichencharakter. Bemer­kenswert ist, daß Paulus diese Gabe unter den -> Charismen der Heidenmission (Röm I2,6ff.; iKor 12,1 ff.; Eph 4,7ff) nicht mehr anführt, sondern nur noch die Gabe der Un­terscheidung der Geister (iKor 12,10). Viel­leicht war also der E. ein besonderes Cha­risma der judenchristlichen Urgemeinde. Auf jeden Fall war es dann eine äußerst be­denkliche Entwicklung, als die spätere Kir­che den E. institutionalisiert und an einen kirchenrechtlichen Ordo und Ritus gebun­den hat. Aber der Heilige Geist bleibt mit seinen Gaben Gottes Geist, über den die Gemeinde nicht verfügen kann, weil sie sonst über Gott selbst verfügte. Nach Röm 12,3; iKor 12,28; Eph 4,7; 4,11 ist es aus­drücklich Gott, bzw. Christus, welcher die geistlichen Gaben verleiht. Die Umwand­lung des Charisma in eine von der Kirche in eigener Machtvollkommenheit geübte, ver­steckt magische Handlung, hat erst den viel­fachen und z.T. erschreckenden Mißbrauch des E. bis in die Gegenwart ermöglicht.

Im Raum der ev. Kirche dürfte institutionel­ler E., der aus einer dem —» Amt zugeschrie­benen Vollmacht abgeleitet wird, kaum mehr Vorkommen. Der erwähnte kirchenge­schichtliche Mißbrauch mahnt zu größter Vorsicht und Zurückhaltung. Denkbar wäre nur ein charismatisches Geschehen aus be­sonderer Berufung, wie es beispielsweise der »Kampf« J. Chr. —» Blumhardts gewesen ist, der (unter Verzicht auf alles Magische) ein reiner Gebetskampf war, eine während an­derthalb Jahren immer wieder aufgenom­mene Fürbitte, getragen vom unerschütter­lichen Glauben an die Macht Jesu. Blum­hardt betrachtete die geschehene Gebetser- hörung nicht als sein Werk, sondern als Sieg Jesu allein.

-> Aberglaube -» Teufel

Lit: Emst Cecile, Teufelsaustreibungen, 1972 - R. Baker, Bindingthedevil Exorcism past and present, London 1974

Fliickiger



Johannes Daniel Falk


F

Fabri, Friedrich *12. 6. 1824 Schwein- furt/Main, 118.7.1891 Würzburg. Studium der Theologie von 1841-45 in Erlangen und Berlin. 1848 Stadtvikar in Würzburg, 1851 Pfarrer in Bonnland. 1857-1884 Inspektor der Rheinischen Mission in Barmen. 1889 Honorarprofessor in Bonn. F. hatte eine um­fassende Schau von der Aufgabe ev. —> Mis­sion; war offen für die —» Erweckungsbewe­gung und die Ev. —» Allianz und wirkte lite­rarisch darüber hinaus im Bereich der So­zialpolitik (Arbeiterfrage, Armenpflege), der Kirchenpolitik (Trennung von —» Kirche und Staat unter Beibehaltung der —» Volkskirche, Ausgleich der konfessionellen Standpunkte in der Union) und der Kolonialpolitik. Mit seiner Schrift: »Bedarf Deutschland der Ko­lonien?« (1879) hat er einen Anstoß zur ko­lonialen Bewegung in Deutschland gegeben. Er forderte Verbot der Alkoholeinfuhr in den Kolonien und aktive Unterdrückung des Sklavenhandels. Als Freund Th. —> Christ­liebs schrieb er dessen Nekrolog (1889).

Lit.: W. R. Schmidt, Mission, Kirche und Reich Gottes bei F. Fabri, 1965 Rott

Fackelträger

Die überkonfessionelle Missionsgemein­schaft der F. wurde 1947 von Major W. Ian Thomas, dem jetzigen Leiter, in Capernwray Hall, England, gegründet. Es ist das Ziel die­ser Bewegung, junge Menschen mit dem An­spruch Jesu Christi und mit den Aussagen der Bibel so vertraut zu machen, daß sie ver­stehen, wie sie sich als Christen in den ver­schiedenen Lebensbereichen —» Familie, Arbeit und —> Gemeinde bewähren und ak­tiv beteiligen können. 1958 entstand das 2. Zentrum Klostermühle/Lahn; vom Okt. - März findet ein Bibelkurs statt, im Frühjahr und Sommer läuft das Freizeitprogramm mit Schwerpunkten auf Konfirmandenfreizei­ten, Schulungen und —» Evangelisation. In Australien, Canada, Neuseeland, Öster­reich, Schweden, Schweiz, Spanien und USA bestehen weitere 14 Fackelträgerzentren.

Lit.: Major Thomas, Christus in Euch - Dynamik des Lebens, 19746 - ders., Tote können nicht ster­ben, 1973 - ders., Man braucht Gott, um Mensch zu sein, 1975 - Die Fackel, Nachrichtenblatt für

MitSlicder Rebsch


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