ABCteam —> Literaturarbeit
Abendmahl
I. Zum Begriff
Das A. wird im deutschen Sprachbereich vorwiegend mit fünf Begriffen umschrieben. Obgleich diese Begriffe untereinander weitgehend austauschbar sind, kennzeichnet jeden von ihnen eine ganz bestimmte theologische Prägung.
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Abendmahl: Der Begriff kam in der Reformationszeit auf und findet sich in Luthers deutscher Übersetzung des NTs seit 1522. Obwohl zeitlich gesehen der jüngste, ist er heute am weitesten verbreitet; nicht zuletzt deshalb, weil er als theologisch neutral empfunden wird. Er erinnert schlicht an die Aussage der Evangelien, daß die Gelegenheit, bei der Jesus am Vorabend seines Todes das A. stiftete, ein Abendessen war.
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brotbrechen: In Apg 2,42 wird als zentraler Bestandteil urchristlichen Gemeindelebens das »Brechen des Brotes« genannt. Der Versuch, darin eine vom A. unterschiedene Form einer christlichen Mahlfeier zu sehen, etwa eine Agape, hat nicht überzeugt. Wenn Apg 2,46 davon spricht, daß sie »hin und her in den Häusern das Brot brachen«, dann ist damit eben kein Sättigungsmahl gemeint, sonst hätte man die Formulierung »das Brot essen« gebraucht; vielmehr wird Bezug genommen aut den bedeutungsschweren Vollzug des Brechens des Brotes, der für das A. so charakteristisch ist. (Vgl. auch Apg 20,7; iKor 10,16). Das weitere Vorkommen des Begriffs in der Didache 14,1 (Kirchenordnung aus dem 2. Jh.) und im Brief des Ignatius an die Epheser 20,2 legt den Schluß nahe, daß Brotbrechen schon im Urchristentum eine geläufige Bezeichnung für das A. war. Konsequenterweise wird dieser Begriff heute vor allem in jenen Kirchen und Gemeinden gebraucht, die auf eine besondere Nähe zu Lehre und Ordnung des NTs Wert legen.
v Eucharistie: meint zunächst das Dankgebet bei Tisch, das im Judentum als Lobpreis Gott dargebracht wurde. So auch geschehen bei der Einsetzung des A.s durch Jesus (Mk i4,22f.). In der frühen Kirche werden dann bald darunter auch die beiden Elemente Brot und Wein verstanden, für die gedankt wird, also das A. selbst. Zum Charakter des lobpreisenden Gebetes tritt nun noch der des Segnens und des Opfers, und wir haben damit die drei zentralen Aspekte, die bereits das frühchristliche A.-Verständnis kennzeichnen und in der katholischen Kirche ihre weitere Entwicklung bis zur Ausgestaltung der römischen Messe erfahren haben.
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herrenmahl: Nur in iKor 11,20 kommt im NT dieser Ausdruck vor. Als sachlich dazugehörig kann noch die Bezeichnung »Tisch des Herrn« in iKor 10,21 angesehen werden. Paulus macht mit diesem Begriff deutlich, daß Jesus Christus nicht nur der Stifter dieses Mahles ist, sondern als der auferstandene und erhöhte Herr lädt er die Gemeinde an seinen Tisch und macht sie aufs neue seines Heiles und seines Bundes gewiß. Von der Selbstverständlichkeit her, mit der Paulus vom »Mahl des Herrn« spricht, legt sich die Vermutung nahe, daß dieser Begriff, zumindest in den paulinischen Gemeinden, als Bezeichnung für das A. bekannt war. Im Blick auf seine starke biblische Füllung wird der Begriff heute von vielen allen anderen
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-Bezeichnungen vorgezogen.
s. Kommunion: Religionsgeschichtlich gehört das A. zu den »sakralen Mahlzeiten«. Ström unterscheidet diesbezüglich zwischen einem »Konvivium-Typus« und einem »Kommunio-Typus« (TRE i,S.44ff.). Beim Konvivium ißt man mit der Gottheit; bei der Kommunio ißt man von der Gottheit. Beide Typen begegnen uns in der Umwelt des AT. Israel selbst kannte nur konvivische Mahlfeiem; z.B. das Sabbat- und Passa-Mahl in der Familie, bei dem man sich bewußt in die besondere Gegenwart Gottes stellen ließ. In welchen Bereich das A. eingeordnet werden muß, ist eine offene Frage, je nach dem, ob man im A. mehr die Selbstmitteilung Jesu oder die Gegenwart des erhöhten Herrn und die Tischgemeinschaft mit ihm betont. Wo das A. als ein wirkliches Genießen des Leibes und Blutes Christi verstau- den wird, findet man auch den Begriff Kommunion.
n. Das neutestamentliche Zeugnis Die vier Einsetzungsberichte in Mk
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25,- Mt 26,26-29; Lk 22,15-20 und iKor 11,23-25 bestätigen einmütig, daß Jesus das A. gestiftet hat. Die geringen Abweichungen der Texte voneinander lassen den Schluß zu, daß das A. zur Zeit ihrer Abfassung noch keine einheitliche liturgische Gestalt gefunden hatte. Beachtenswert ist jedoch die große inhaltliche und wörtliche Übereinstimmung in diesem vierfachen Zeugnis. Seine Hauptinhalte sind folgende: Am Vorabend seines Kreuzestodes setzt Jesus im Verlauf eines Mahles das A. ein, indem er in Verbindung mit dem Austeilen des Brotes und dem Darreichen des Kelches ein Brotwort und ein Kelchwort spricht. Das Brotwort deutet das gebrochene Brot als Jesu gewaltsamen Tod, der für die Jünger geschieht. Das Gebot bei Lk und iKor: »Solches tut zu meinem Gedächtnis«, macht das unmißverständlich klar. Das folgende Kelchwort bringt dann nicht nur eine analoge Wiederholung, sondern führt einen wesentlichen Schritt weiter: Mit dem Vergießen seines Blutes in seinem Tod stiftet Jesus auch den Neuen Bund. Die in Verbindung mit beiden Worten gebrauchten Formulierungen »für euch« bzw. »für viele« verweisen auf Jes 53 und sind Ausdruck des mes- Sianischen Selbstverständnisses Jesu. Er wird sein irdisches messianisches Werk als der stellvertretend leidende Gottesknecht vollenden zu einer Erlösung »für viele«, und mit der Aufrichtung des Neuen Bundes wird er die verheißene Heilszeit herbeiführen, die ihre eschatologische Vollendung im —» Reich Gottes findet (Mk 14,25).
Erfolgte die Einsetzung des A. in Verbindung mit einem Passamahl? Nach synoptischer Überlieferung ja, nach johanneischer nein. In der Abendmahlspraxis der neutestament- lichen Zeit zeigt sich jedenfalls kein Zusammenhang. Im Blick auf die A.-theologie würden sich jedoch die obigen Grundlinien noch wesentlich vertiefen (z.B. enge heilsge- geschichtliche Verzahnung mit dem Alten Bund; oder, wie iKor 5,7 zeigt, Gleichsetzung Jesu mit dem Passalamm). Ob der durch die Qumrantexte bestätigte Hinweis auf die Existenz zweier verschiedener jüdischer Festkalender eine Lösung der Frage bringen wird, bleibt abzuwarten.
Da die Worte »Gedächtnis«, »gebrochen« und »vergossen« auf ein gewaltsames Sterben Jesu hindeuten, andererseits Mt 26,29 Jesus von seiner Gemeinschaft mit seinen Jüngern in Gottes Reich spricht, kann das A. nur von der Tatsache des Kreuzestodes und der —» Auferstehung Jesu her richtig verstanden, ausgelegt und gefeiert werden.
HI. Die Botschaft des Abendmahls Die wichtigsten neutestamentlichen Aussagen über das A. lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Abendmahl ist:
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ein mahl des Gedächtnisses. Leben und Wirken, Leiden und Sterben Jesu werden unter Anbetung bedacht. Das Erlösungshandeln Gottes wird groß. Und wo immer es in der Bibel um die Erinnerung an die großen Taten Gottes geht, müssen sie auch bezeugt werden. Darum gehört für die Gemeinde die Verkündigung des rettenden Kreuzestodes Jesu dazu (iKor 11,26). Zu Brot und Wein muß das deutende und bezeugende Wort treten.
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EIN MAHL DER VERSÖHNUNG: So Wahr der Glaubende Brot und Wein genießt, so wahr darf er seiner Versöhnung durch Christus gewiß sein. Das »Für euch« bezeugt Jesu stellvertretendes Leiden und Sterben auch für meine persönliche Schuld.
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ein mahl der Gemeinschaft: Die Gemeinschaft wird von Christus gestiftet. In Brot und Wein schenkt sich dem Glaubenden der Herr (1 Kor 10,16ff.). Das bedeutet aber auch, daß im A. die Gemeinde die besondere Gegenwart ihres erhöhten Herrn erfährt. Als die Gemeinde der durch ihn Versöhnten wird sie nun auch zu einer Gemeinschaft untereinander verbunden. Sie ist Leib des Christus.
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ein mahl des neuen BUNDES: Trennung und Aussonderung werden hier besonders deutlich. Am Tisch des Herrn versammelt sich die Gemeinschaft derer, die sich im Glauben an Christus in den Neuen Bund hat rufen lassen. Sie sind das neue Bundesvolk und kommen, im Gegensatz zum alten, aus allen Völkern. Das wesentliche Kennzeichen des Neuen Bundes ist die Gabe des -> Geistes. Im A. erhalten die aus dem Geist Wiedergeborenen ihre Zugehörigkeit zum Neuen Bund und die Fülle seiner Heilsverheißungen erneut bestätigt.
s. ein mahl der Hoffnung: Der eschatolo- gische Ausblick auf den wiederkommenden Herrn, und damit Jubel und Hoffnung, überlagern das ganze A. Nun tritt der Abstand zu einem bloßen »Toten-Gedächtnismahl« vollends zutage. Der lebendige Herr erschließt im A. seiner Gemeinde den weiten Raum seiner —> Heilsgeschichte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und damit wahres Leben und eine realistische Hoffnung, die ausgerichtet ist auf die Vollendung in der Gemeinschaft mit ihm in Gottes Reich (Mt 26,29).
Nirgendwo im christlichen —> Gottesdienst ist die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus in solch einer konzentrierten Form vorhanden wie im A. Nirgendwo wird aber auch so deutlich, daß das Evangelium nur im Glauben ergriffen werden kann. Das A. ist deshalb eine Feier der glaubenden Gemeinde mit ihrem Herrn. Eine Gemeinde, die das erkannt hat, wird sich auch sonntäglich zum Herrenmahl versammeln.
IV. Das Abendmahl im Verlauf der Kirchengeschichte
1. bis zur Reformation. Schon in der frühchristlichen Kirche bahnte sich eine Entwicklung an, die das Interesse vom schlichten, praktischen Vollzug der gemeindlichen Mahlfeier auf Spekulationen über das Geschehen beim A. verlagerte. Die rasche Ausbildung des Eucharistie-Begriffes mit seinen drei Elementen: Lobpreis, Segnung und Opfer schuf, in Verbindung mit dem Aufkommen des Priesteramtes in der Kirche, dabei die Ausgangsbasis. Aus einem vielschichtigen dogmengeschichtlichen Prozeß, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist, seien folgende Stationen festgehalten:
Das A. wurde zu einem »Mittel«. Es vermittelt als Fleisch Christi Unsterblichkeit (Ignatius von Antiochien). Für Tertullian war es auch für die Toten wirksam. Der Opfergedanke verdichtet sich. Schon bei Cyprian ahmt im A. der Christus vertretende Priester das Kreuzesopfer nach und erschließt es für die Gläubigen. Ein stark magisch gefärbter Sakramentalismus prägt die Volksfrömmigkeit. Auf diesem Hintergrund spricht Ambrosius davon, daß die Natur der
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-elemente verwandelt werde. Damit ist der Weg vorbereitet für die Transsubstantia- tionslehre, die 1215 zum Dogma erhoben wurde, und für die römische Lehre von der Wiederholung des Opfers Christi durch den Priester in der Messe.
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die REFORMATIONSZEIT. Die Reformatoren lehnten einheitlich das sakrale Priestertum und den Opfergedanken im A. ab. Ansonsten aber unterschieden und schieden sie sich. Durch Jahrhunderte wurde das A. zu einem Zeichen der Trennung im Protestantismus. Luther blieb mit seinem A.-Verständnis der katholischen Tradition am nächsten. In, mit und unter dem Brot und Wein werden der Leib und das Blut Christi dargereicht. (Kon- substantiation). Zwingli betont demgegenüber das Zeichenhafte von Brot und Wein. Während Luther auf »das ist mein Leib« pocht, sagt er, »es bedeutet mein Leib«. (Symbolisches Verständnis). Die eigentliche reformierte A.-lehre geht jedoch auf Calvin zurück, der das A. als Heilsgabe und geistliches Geschehen begriff, das in enger Bindung an das Wort Gottes gesehen werden muß, und das sich dem Glaubenden allein durch den Heiligen Geist erschließt. - Seit der Leuenberger Konkordie 1973 besteht zwischen allen reformatorischen Kirchen in Europa, die sie unterzeichnet haben, die Kirchen- und damit auch die Abendmahlsgemeinschaft.
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PIETISMUS, ERWECKUNGSBEWEGUNG, EVANGE- likale. Eine gemeinsame Abendmahlslehre der Pietisten gibt es nicht; noch weniger der weltweiten Gemeinschaft der —> Evangelikalen. Sie halten vielmehr in der Regel an der Anschauung ihrer jeweiligen kirchlichen Tradition fest. Der Bogen spannt sich dadurch von der lutherischen Auffassung bis hin zur —> Heilsarmee, die das A. überhaupt nicht feiert. Einig ist man sich jedoch darin, daß das unterschiedliche A.-Verständnis kein Hinderungsgrund für die Bruderschaft sein darf. In der Praxis besteht zwischen den Evangelikalen weithin A.-gemeinschaft; doch wird auch die exklusive Haltung respektiert. Von vielen wird das A. sonntäglich gefeiert. Die A.-liturgie ist meist schlicht; trotzdem herrscht eine erstaunliche Mannigfaltigkeit in der A.-gestaltung. Ansätze zu einer größeren Geschlossenheit der Evangelikalen in A.-theologie und -pra- xis zeichnen sich in Afrika und Asien ab, wo aus der Arbeit evangelikaler, interdenomi- nationeller Missionen zahlenmäßig starke evangelikale Kirchen hervorgegangen sind. Ihre Kennzeichen: Deutliche Distanz zu einem sakramentalen A.-Verständnis; enge Verknüpfung von A., Kirchenbegriff und Gemeindezucht; größtmögliche Freiheit in
der praktischen A.-gestaltung (z.B. Kombination von A. und Fußwaschung). Offenheit für eine pneumatisch-charismatische A.- theologie einerseits (Das A. ist Heilsgabe des durch den Heiligen Geist gegenwärtigen und nun wirkenden erhöhten Herrn. Deshalb kann es im Rahmen des A.-gottesdienstes auch zu spontanen Aktionen kommen, wie Schuldbekenntnissen, Versöhnungsszenen, lautem Jubel oder ergreifender Gebetsstille.) und Anlehnung an reformiert-freikirchliche
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-traditionen andererseits. Stärkstes Element der Einheit in der Mannigfaltigkeit evangelikaler A.-theologie und -praxis in allen Kontinenten ist aber das 300jährige Abendmahlsliedgut der Evangelikalen, wo Theologie zu dem wird, wohin sie letztlich führen soll: zum Lobpreis Gottes.
—► Sakramente
Lit.: O. Cullmann, Urchristentum und Gottesdienst, 19Ö24 - J. Jeremias, Die Abendsmahlsworte Jesu, 1966“* - Theologische Realenzyklopädie I, Artikel Abendmahl und Abendmahlsfeier, 1976/77
Rott
Aberglaube
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wort und begriff. »Aber« heißt »gegen« (vgl. Aberwitz). Was als A. galt, wandelte sich. So sah die Kirche einst im Hexenglauben durchaus keinen A. Was A. ist, ergibt sich aus dem 1. Gebot: Alles, was ich mehr fürchte, liebe und vertrauender suche als den lebendigen Gott, kann zum A. entarten, um welche Inhalte und Bereiche es sich auch immer handeln mag. Der A. vertraut nicht eigentlich, sondern sucht sich abzusichern.
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will angstvoll-herrscherlich alles in den Griff bekommen, womöglich auch Gott - als Glücksgaranten.
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Beweggrund zum a. »Der Antrieb, der zur Wahrsagerei, zum Kartenlegen, zur magischen Besprechung führt, ist immer der Wille zur Macht, ist das Wissend-Sein-Wol- len wie Gott. Der Mensch erzwingt sich seine Wünsche. Er durchbricht mit Gewalt die ihm von Gott gestellten Schranken. Er erreicht vielleicht auch sein Ziel, verliert aber darüber das höchste Gut, dessen der Mensch fähig ist, die Gemeinschaft mit Gott« (A. Köberle). A. kann einen durchaus zwanghaften Charakter annehmen. Er will Gott oder das Schicksal zwingen, in Wirklichkeit wird der dem A.n Verfallene von
u.U. krankhaften Regungen gezwungen, etwa dies oder das striktest zu vermeiden, zu wiederholen u.ä. eine uferlose, allumfassende Angst wird gleichsam kanalisiert, indem sie sich jetzt auf die Zahl 13, die Begegnung mit einer Katze und anderes zu beschränken sucht und Vermeidungsmechanismen in Gang setzt. So lächerlich diese auf uns wirken mögen - der vom A.n Befallene steckt in einer Not, die ernstzunehmen ist.
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Verbreitung von a. Eine Umfrage des Wiesbadener Instituts für Absatzforschung ergab: 7 % aller Bürger der BRD, also 2,8 Millionen, haben sich schon einmal ein persönliches Horoskop stellen lassen, darunter mehr Frauen als Männer; auch ist der Anteil älterer Personen (50 bis 65 Jahre) höher. Insgesamt 22 % aller Befragten (8,8 Millionen) meinten, daß man am Stand der Sterne zukünftige Ereignisse ablesen könne. 23,3 Millionen (= 58 % der Befragten) lasen regelmäßig oder gelegentlich ihr Horoskop. Ob lächelnd, abwertend oder »gläubig«, ließ sich natürlich nicht ermitteln. Immerhin spricht die Psychologie von »unbewußter Vorsatzbildung« auch da, wo man einen Text bewußt ablehnt; unterschwellig kann er sich doch auswirken. Die Bundesbürger aber, die jährlich insgesamt 30-50 Millionen DM für den Kauf astrologischer Zeitschriften, Bücher und Horoskope ausgeben, müssen sich ja etwas davon versprechen. Vielleicht dies: einem angekündigten Unheil könnte man Vorbeugen, zumindest sich innerlich besser darauf einstellen. Oder es mag sich mancher in dieser Sternengläubigkeit gleichsam aufgehoben fühlen, eingeordnet in irgendeine große Ordnung, mag sie auch namenlos bleiben und blind über einen hinweggehen: Besser ein kosmischer Zusammenhang als der totale Zufall. - Angesichts des so verbreiteten A.ns wird der Christ sich fragen: Was bleibt unsere Verkündigung den Menschen schuldig? Treibt etwa eine verkopfte Theologie, eine verakademisierte Kirche manche dahin, daß sie nun einen handfesteren Halt suchen?
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missbrauch des Begriffs a Dieser Abergläubigkeit steht ein weitverbreiteter Rationalismus gegenüber, nach dem alles A. ist, was über das wissenschaftlich-technische Weltbild hinausreicht, sich rational nicht nachweisen oder verrechnen läßt. Aber viele selbstkritische Wissenschaftler haben längst aufgehört, dieses Weltbild für endgültig zu halten. Es ist klar zu unterscheiden: nicht dies ist schon A., daß jemand einem veralteten Weltbild anhängt, sondern lediglich das wäre A., daß er abgöttisch damit umgeht, sich etwa auf den Beistand von »Geistern« verläßt, statt Gott allein zu vertrauen.
s. Astrologie. Im Altertum, etwa in Babylon, meinte man in den Sternen Götter zu erkennen. Auch heute noch tragen unsere Planeten Götternamen: Mars - der römische Kriegsgott; Saturn - für Saaten und Fruchtbarkeit zuständig; Merkur - Gott der Kaufleute und des Handels. Diese Sternengötter schienen Kriege zu verhängen und deren Ausgang schien über Glück oder Unglück, über gute oder schlechte Ernten zu entscheiden. Ganz unmittelbar, so meinten auch die Griechen, wirkten die Planeten aufs irdische Geschehen ein. Im Unterschied zur wissenschaftlichen Astronomie, die sich mathematisch-physikalisch mit den Himmelskörpern befaßt, beruht Astrologie ganz auf der Überzeugung, daß bereits unsere Geburtsstunde (welche eigentlich? Manche Geburten ziehen sich über viele Stunden hin) und die dann herrschende Stellung der Gestirne aufs folgenreichste über unser Lebensschicksal mit entscheide. Uber diesen ersten Anstoß hinaus, so meint man, wirkten sich die Gestirne auch weiterhin auf unser Geschick aus. Auch Luthers engster Mitarbeiter Melanchthon stützte sich aufs sog. Horoskop (eigentlich: Stundenschau). Die Kirche ist ihm hierin nicht gefolgt. Luther hat ihm (dem Sinne nach) entgegengehalten: »Sind wir des Herrn, so sind wir auch die Herren«, nicht aber sind es die Sterne, vor denen wir uns etwa zu fürchten hätten. Man erinnere sich auch an Gen 1,14ff., wo die Himmelskörper ziemlich respektlos (gegenüber ihrer göttlichen Verehrung im Heidentum) bloß als »Lampen« bezeichnet werden. - Klar abzulehnen ist jene geschäftstüchtige Pfuscherei, die schillernde Horoskope in Serienfabrikation herstellt. Entscheidend bleibt auch hier die Frage: Worauf setzen wir unser Vertrauen? Auf den lebendigen Gott oder auf die toten Sterne?
6. Okkultismus. Okkult heißt versteckt, verborgen. Nicht jeder, der sich von unerklärbar Jenseitigem anrühren läßt, ist deswegen ein Okkultist.
J.F. Oberlin berichtet, daß er neun Jahre lang Winke und Weisungen seiner verstorbenen Frau empfing. Er hat sich aber niemals in diese verborgenen Bereiche hineingedrängt, etwa in angstvoller Neugier oder gar von der Sucht nach irgendwelchen »Offenbarungen« getrieben. Er gab Gott ganz allein die Ehre, in dessen Frieden er die Heimgegangene glaubte. Hingegen suchen Okkultisten auch das uns (zu unserem Besten) Verborgene gewaltsam und trickreich ans Licht zu zerren, als würden uns so Wahrheit und Weisung zuteil. Meist ergeben sich nur spukhafte Nichtigkeiten. - Auch hier ist zu fragen: Handelt es sich wirklich um irgendwelche Bekundungen Abgeschiedener, oder erfaßt der noch Lebende hellseherisch Zusammenhänge, wobei er den »Geist« des Toten nur zu sehen und zu hören meint?
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Spiritismus. Etwa 100 Millionen Menschen halten es für erwiesen, daß uns wichtige, unser Leben verändernde Geisterbotschaften zugehen. Jene auch fotografisch nachweisbaren schieier- oder gallertartigen Gebilde, die bei spiritistischen Sitzungen dem Körper eines sog. Mediums zu entquellen scheinen, sind für Spiritisten unbezwei- felbar Erscheinungen aus dem Jenseits, zumal das in Trance versunkene Medium auch noch mit der Stimme jenes Abgeschiedenen spricht und womöglich etwas mitteilt, was nur der Tote selbst gewußt haben kann. Die Wissenschaft, die sog. Parapsychologie (para = neben, über), neigt zu einer nüchternen Deutung: Auf nicht erklärbare Weise bildet das Medium eine Art Scheinpersönlichkeit, eine Abspaltung des eigenen Unbewußten, das sogar flüchtig und rasch wieder verschwindend eine Art Materie bildet - man spricht in spiritistischen Sitzungen von Materialisationen. Damit wäre also die Deutung der Spiritisten keineswegs zwingend.
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gefahren des Ans. Nervenärzte warnen vor der Teilnahme an spiritistischen Sitzungen. Feinfühlige Menschen können dadurch tief und folgenreich verstört werden. Verheerend dürfte sich besonders der zumal in England und Amerika wuchernde Satanskult auswirken. Dort soll es etwa 8 000 praktizierende Hexen und Hexer geben. Die Zahl der Amerikaner gar, die sich mit Hexeiei, Satanskult und Schwarzer Magie in irgendeiner Form befassen, soll in die Millionen gehen. Die in San Francisco 1966 gegründete »Erste Kirche Satans« zählte nach drei Jahren schon 6000 Mitglieder. Ihr Gründer be- zeichnete sich als »irdischen Vertreter seiner höllischen Majestät« und meinte kürzlich, er hätte jetzt 260000 eingeschriebene
Mitglieder in aller Welt, auch in Deutschland. »Wir predigen den Genuß. Kirchliche Todsünden wie Lust und Habgier sind für uns Tugenden.«« Mit allen Mitteln der Suggestion, der folgenreichen Durchdringung seelischer Tiefenschichten, bringe sie, so sagt eine leitende Frau dieser »Kirche«, die Menschen »von ihrem Gewissen und ihrem Glauben ab«.
9. Überwindung des A.ns. Dtn 18,9-12, wie auch sonst in der Bibel, werden Wahrsagerei und Hellseherei verboten. Jes 8,19 wird das Volk ermahnt, nicht Totengeister und Beschwörer zu befragen, sondern »seinen Gott«. Alle heidnischen Religionen steckten damals voller Magie. Wer sich darauf einließ, beging Hochverrat am Gott Israels. In Ephesus aber (Apg 19,19!.), nachdem die Gläubiggewordenen ihre Zauberbücher verbrannt hatten, heißt es: »So wuchs das Wort durch die Kraft des Herrn und ward mächtig.« Das ist Überwindung des A.ns. Nicht zuerst Verbote, nicht das Drohen mit den Folgen okkulter Behaftung, sondern das freudig bezeugte Ja Gottes befreit vom A.n. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen Wahrsagern und Propheten: Die Wahrsager »erzählen nichtige Träume, und ihr Trösten ist nichts.« (Sach 10,2) Jener »Wahrsagegeist« der Sklavin zu Philippi, den Paulus austrieb (Apg r6, r6ff.), muß ein quälender, heilloser Geist gewesen sein. Was sie voraussagte, mag zutreffend gewesen sein, aber es verstörte sie und wohl auch die Empfänger ihrer Botschaft aufs tiefste. - Die Fähigkeit zur Präkognition (Vorherwissen) läßt sich im wissenschaftlichen Versuch ebenso nachweisen, wie die Psychoki- nese, d.h. die Fähigkeit, durch rein seelische Einwirkung Materie zu bewegen oder zu verändern. Nur lassen sich diese nachgewiesenen Fähigkeiten noch nicht erklären. Unerklärbares aber, als unheimlich empfunden, wird allzu rasch dem Einfluß düsterer Mächte zugeschrieben, was die Not derer, die etwa das »Zweite Gesicht« haben, noch verstärkt. Prophetischer Geist sagt uns Gottes heiligen hilfreichen Willen an. Er verkündet Jesus Christus (iKor 12,3) und dient dem Aufbau seiner Gemeinde (iKor 14,3). -» Hexen wahn, -> Teufel, —> Böse
Lit.: E. Benz, Christlicher Glaube und Parapsychologie, in: Worauf ist Verlaß? hg. von F. Lorenz, 1973 -G. Schimansky, Das Unheimliche, 1975 - ders., Was halten Sie vom Bösen?, 1976.
Schimansky
Adelshofen
Durch seine Studien über -> Erweckungspredigt vorbereitet, erlebte Otto Riecker 1955 eine ~* Erweckung in seiner Kirchengemeinde Adelshofen bei Eppingen/Baden. Missionarische Einsätze mit der »Jungen Gemeinde« des Ortes, später im Rahmen des 1958 gegründeten Missions Werkes und der Bibelschule, sowie Literatur trugen den er- wecklichen Impuls weiter. In der Bibelschule werden junge Männer und Mädchen in einem 3 Vajährigen Ausbildungsprogramm theoretisch und praktisch für den Dienst als Missionar im In- und Ausland, als —> Prediger, —» Evangelist, Gemeindediakon im Dienst der ev. Landeskirchen zugerüstet. Das Studium ist eingebettet in eine Lebensgemeinschaft, mit Zeiten der Stille und des Gebetes sowie missionarischen Wochenenden innerhalb und außerhalb des Hauses. Die Bibelschule ist Mitglied der —» »Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten«. Sie bekennt sich zur Bibel als dem inspirierten Wort Gottes und zu den Grundsätzen der Ev. —» Allianz.
Eine sog. »Lebensschule« gibt jungen Menschen die Möglichkeit, 6-12 Monate in einer verbindlichen Gemeinschaft zu leben. Praktischer Dienst, Gebet und Stille, missionarische Einsätze, sowie Beichte und Austausch sind die einzelnen Übungsfelder. Durchschnittlich besuchen 50 junge Männer und Mädchen die Bibelschule und 10 - 15 die Lebensschule. Die missionarische Arbeit ist vor allem durch Mannschaftsevangelisationen und vielfältige Rüstzeiten gekennzeichnet.
Träger des Missions Werkes ist die »Kommunität Adelshofen e.V.«, eine evangelische -> Bruder- und Schwesternschaft, der z.Zt. 9 Brüder und 21 Schwestern angehören. Leiter ist Dr. Otto Riecker mit einem Leiterkreis von Gliedern der Kommunität.
Lit.: O. Riecker, Mit 60 fing mein Leben an, 1977 Lohmann
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