Evangelisches Gemeindelexikon


ABCteam —> Literaturarbeit Abendmahl



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Abendmahl



I. Zum Begriff

Das A. wird im deutschen Sprachbereich vorwiegend mit fünf Begriffen umschrieben. Obgleich diese Begriffe untereinander weit­gehend austauschbar sind, kennzeichnet je­den von ihnen eine ganz bestimmte theolo­gische Prägung.



  1. Abendmahl: Der Begriff kam in der Refor­mationszeit auf und findet sich in Luthers deutscher Übersetzung des NTs seit 1522. Obwohl zeitlich gesehen der jüngste, ist er heute am weitesten verbreitet; nicht zuletzt deshalb, weil er als theologisch neutral emp­funden wird. Er erinnert schlicht an die Aus­sage der Evangelien, daß die Gelegenheit, bei der Jesus am Vorabend seines Todes das A. stiftete, ein Abendessen war.

  2. brotbrechen: In Apg 2,42 wird als zentra­ler Bestandteil urchristlichen Gemeindele­bens das »Brechen des Brotes« genannt. Der Versuch, darin eine vom A. unterschiedene Form einer christlichen Mahlfeier zu sehen, etwa eine Agape, hat nicht überzeugt. Wenn Apg 2,46 davon spricht, daß sie »hin und her in den Häusern das Brot brachen«, dann ist damit eben kein Sättigungsmahl gemeint, sonst hätte man die Formulierung »das Brot essen« gebraucht; vielmehr wird Bezug ge­nommen aut den bedeutungsschweren Voll­zug des Brechens des Brotes, der für das A. so charakteristisch ist. (Vgl. auch Apg 20,7; iKor 10,16). Das weitere Vorkommen des Begriffs in der Didache 14,1 (Kirchenord­nung aus dem 2. Jh.) und im Brief des Ignatius an die Epheser 20,2 legt den Schluß nahe, daß Brotbrechen schon im Urchristentum eine geläufige Bezeichnung für das A. war. Konsequenterweise wird dieser Begriff heute vor allem in jenen Kirchen und Gemeinden gebraucht, die auf eine besondere Nähe zu Lehre und Ordnung des NTs Wert legen.

v Eucharistie: meint zunächst das Dankge­bet bei Tisch, das im Judentum als Lobpreis Gott dargebracht wurde. So auch geschehen bei der Einsetzung des A.s durch Jesus (Mk i4,22f.). In der frühen Kirche werden dann bald darunter auch die beiden Elemente Brot und Wein verstanden, für die gedankt wird, also das A. selbst. Zum Charakter des lob­preisenden Gebetes tritt nun noch der des Segnens und des Opfers, und wir haben da­mit die drei zentralen Aspekte, die bereits das frühchristliche A.-Verständnis kenn­zeichnen und in der katholischen Kirche ihre weitere Entwicklung bis zur Ausgestal­tung der römischen Messe erfahren haben.

  1. herrenmahl: Nur in iKor 11,20 kommt im NT dieser Ausdruck vor. Als sachlich da­zugehörig kann noch die Bezeichnung »Tisch des Herrn« in iKor 10,21 angesehen werden. Paulus macht mit diesem Begriff deutlich, daß Jesus Christus nicht nur der Stifter dieses Mahles ist, sondern als der auf­erstandene und erhöhte Herr lädt er die Ge­meinde an seinen Tisch und macht sie aufs neue seines Heiles und seines Bundes gewiß. Von der Selbstverständlichkeit her, mit der Paulus vom »Mahl des Herrn« spricht, legt sich die Vermutung nahe, daß dieser Begriff, zumindest in den paulinischen Gemeinden, als Bezeichnung für das A. bekannt war. Im Blick auf seine starke biblische Füllung wird der Begriff heute von vielen allen anderen

  1. -Bezeichnungen vorgezogen.

s. Kommunion: Religionsgeschichtlich ge­hört das A. zu den »sakralen Mahlzeiten«. Ström unterscheidet diesbezüglich zwi­schen einem »Konvivium-Typus« und ei­nem »Kommunio-Typus« (TRE i,S.44ff.). Beim Konvivium ißt man mit der Gottheit; bei der Kommunio ißt man von der Gottheit. Beide Typen begegnen uns in der Umwelt des AT. Israel selbst kannte nur konvivische Mahlfeiem; z.B. das Sabbat- und Passa-Mahl in der Familie, bei dem man sich bewußt in die besondere Gegenwart Gottes stellen ließ. In welchen Bereich das A. eingeordnet werden muß, ist eine offene Frage, je nach dem, ob man im A. mehr die Selbstmittei­lung Jesu oder die Gegenwart des erhöhten Herrn und die Tischgemeinschaft mit ihm betont. Wo das A. als ein wirkliches Genie­ßen des Leibes und Blutes Christi verstau- den wird, findet man auch den Begriff Kom­munion.

n. Das neutestamentliche Zeugnis Die vier Einsetzungsberichte in Mk

  1. 25,- Mt 26,26-29; Lk 22,15-20 und iKor 11,23-25 bestätigen einmütig, daß Je­sus das A. gestiftet hat. Die geringen Abwei­chungen der Texte voneinander lassen den Schluß zu, daß das A. zur Zeit ihrer Abfas­sung noch keine einheitliche liturgische Ge­stalt gefunden hatte. Beachtenswert ist je­doch die große inhaltliche und wörtliche Übereinstimmung in diesem vierfachen Zeugnis. Seine Hauptinhalte sind folgende: Am Vorabend seines Kreuzestodes setzt Je­sus im Verlauf eines Mahles das A. ein, in­dem er in Verbindung mit dem Austeilen des Brotes und dem Darreichen des Kelches ein Brotwort und ein Kelchwort spricht. Das Brotwort deutet das gebrochene Brot als Jesu gewaltsamen Tod, der für die Jünger ge­schieht. Das Gebot bei Lk und iKor: »Sol­ches tut zu meinem Gedächtnis«, macht das unmißverständlich klar. Das folgende Kelchwort bringt dann nicht nur eine ana­loge Wiederholung, sondern führt einen we­sentlichen Schritt weiter: Mit dem Vergie­ßen seines Blutes in seinem Tod stiftet Jesus auch den Neuen Bund. Die in Verbindung mit beiden Worten gebrauchten Formulie­rungen »für euch« bzw. »für viele« verwei­sen auf Jes 53 und sind Ausdruck des mes- Sianischen Selbstverständnisses Jesu. Er wird sein irdisches messianisches Werk als der stellvertretend leidende Gottesknecht vollenden zu einer Erlösung »für viele«, und mit der Aufrichtung des Neuen Bundes wird er die verheißene Heilszeit herbeiführen, die ihre eschatologische Vollendung im —» Reich Gottes findet (Mk 14,25).

Erfolgte die Einsetzung des A. in Verbindung mit einem Passamahl? Nach synoptischer Überlieferung ja, nach johanneischer nein. In der Abendmahlspraxis der neutestament- lichen Zeit zeigt sich jedenfalls kein Zu­sammenhang. Im Blick auf die A.-theologie würden sich jedoch die obigen Grundlinien noch wesentlich vertiefen (z.B. enge heilsge- geschichtliche Verzahnung mit dem Alten Bund; oder, wie iKor 5,7 zeigt, Gleichset­zung Jesu mit dem Passalamm). Ob der durch die Qumrantexte bestätigte Hinweis auf die Existenz zweier verschiedener jüdi­scher Festkalender eine Lösung der Frage bringen wird, bleibt abzuwarten.

Da die Worte »Gedächtnis«, »gebrochen« und »vergossen« auf ein gewaltsames Ster­ben Jesu hindeuten, andererseits Mt 26,29 Jesus von seiner Gemeinschaft mit seinen Jüngern in Gottes Reich spricht, kann das A. nur von der Tatsache des Kreuzestodes und der —» Auferstehung Jesu her richtig verstan­den, ausgelegt und gefeiert werden.



HI. Die Botschaft des Abendmahls Die wichtigsten neutestamentlichen Aus­sagen über das A. lassen sich wie folgt zu­sammenfassen: Das Abendmahl ist:

  1. ein mahl des Gedächtnisses. Leben und Wirken, Leiden und Sterben Jesu werden un­ter Anbetung bedacht. Das Erlösungshan­deln Gottes wird groß. Und wo immer es in der Bibel um die Erinnerung an die großen Taten Gottes geht, müssen sie auch bezeugt werden. Darum gehört für die Gemeinde die Verkündigung des rettenden Kreuzestodes Jesu dazu (iKor 11,26). Zu Brot und Wein muß das deutende und bezeugende Wort tre­ten.

  2. EIN MAHL DER VERSÖHNUNG: So Wahr der Glaubende Brot und Wein genießt, so wahr darf er seiner Versöhnung durch Christus gewiß sein. Das »Für euch« bezeugt Jesu stellvertretendes Leiden und Sterben auch für meine persönliche Schuld.

  3. ein mahl der Gemeinschaft: Die Gemein­schaft wird von Christus gestiftet. In Brot und Wein schenkt sich dem Glaubenden der Herr (1 Kor 10,16ff.). Das bedeutet aber auch, daß im A. die Gemeinde die besondere Ge­genwart ihres erhöhten Herrn erfährt. Als die Gemeinde der durch ihn Versöhnten wird sie nun auch zu einer Gemeinschaft untereinander verbunden. Sie ist Leib des Christus.

  4. ein mahl des neuen BUNDES: Trennung und Aussonderung werden hier besonders deut­lich. Am Tisch des Herrn versammelt sich die Gemeinschaft derer, die sich im Glauben an Christus in den Neuen Bund hat rufen lassen. Sie sind das neue Bundesvolk und kommen, im Gegensatz zum alten, aus allen Völkern. Das wesentliche Kennzeichen des Neuen Bundes ist die Gabe des -> Geistes. Im A. erhalten die aus dem Geist Wiederge­borenen ihre Zugehörigkeit zum Neuen Bund und die Fülle seiner Heilsverheißun­gen erneut bestätigt.

s. ein mahl der Hoffnung: Der eschatolo- gische Ausblick auf den wiederkommenden Herrn, und damit Jubel und Hoffnung, über­lagern das ganze A. Nun tritt der Abstand zu einem bloßen »Toten-Gedächtnismahl« vollends zutage. Der lebendige Herr er­schließt im A. seiner Gemeinde den weiten Raum seiner —> Heilsgeschichte in Vergan­genheit, Gegenwart und Zukunft, und damit wahres Leben und eine realistische Hoff­nung, die ausgerichtet ist auf die Vollendung in der Gemeinschaft mit ihm in Gottes Reich (Mt 26,29).

Nirgendwo im christlichen —> Gottesdienst ist die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus in solch einer konzentrierten Form vorhanden wie im A. Nirgendwo wird aber auch so deutlich, daß das Evangelium nur im Glauben ergriffen werden kann. Das A. ist deshalb eine Feier der glaubenden Gemeinde mit ihrem Herrn. Eine Gemeinde, die das er­kannt hat, wird sich auch sonntäglich zum Herrenmahl versammeln.



IV. Das Abendmahl im Verlauf der Kir­chengeschichte

1. bis zur Reformation. Schon in der früh­christlichen Kirche bahnte sich eine Ent­wicklung an, die das Interesse vom schlich­ten, praktischen Vollzug der gemeindlichen Mahlfeier auf Spekulationen über das Ge­schehen beim A. verlagerte. Die rasche Aus­bildung des Eucharistie-Begriffes mit seinen drei Elementen: Lobpreis, Segnung und Op­fer schuf, in Verbindung mit dem Aufkom­men des Priesteramtes in der Kirche, dabei die Ausgangsbasis. Aus einem vielschichti­gen dogmengeschichtlichen Prozeß, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist, seien folgende Stationen festgehalten:



Das A. wurde zu einem »Mittel«. Es vermit­telt als Fleisch Christi Unsterblichkeit (Ignatius von Antiochien). Für Tertullian war es auch für die Toten wirksam. Der Op­fergedanke verdichtet sich. Schon bei Cy­prian ahmt im A. der Christus vertretende Priester das Kreuzesopfer nach und er­schließt es für die Gläubigen. Ein stark ma­gisch gefärbter Sakramentalismus prägt die Volksfrömmigkeit. Auf diesem Hintergrund spricht Ambrosius davon, daß die Natur der

  1. -elemente verwandelt werde. Damit ist der Weg vorbereitet für die Transsubstantia- tionslehre, die 1215 zum Dogma erhoben wurde, und für die römische Lehre von der Wiederholung des Opfers Christi durch den Priester in der Messe.

  1. die REFORMATIONSZEIT. Die Reformatoren lehnten einheitlich das sakrale Priestertum und den Opfergedanken im A. ab. Ansonsten aber unterschieden und schieden sie sich. Durch Jahrhunderte wurde das A. zu einem Zeichen der Trennung im Protestantismus. Luther blieb mit seinem A.-Verständnis der katholischen Tradition am nächsten. In, mit und unter dem Brot und Wein werden der Leib und das Blut Christi dargereicht. (Kon- substantiation). Zwingli betont demgegen­über das Zeichenhafte von Brot und Wein. Während Luther auf »das ist mein Leib« pocht, sagt er, »es bedeutet mein Leib«. (Symbolisches Verständnis). Die eigentliche reformierte A.-lehre geht jedoch auf Calvin zurück, der das A. als Heilsgabe und geistli­ches Geschehen begriff, das in enger Bin­dung an das Wort Gottes gesehen werden muß, und das sich dem Glaubenden allein durch den Heiligen Geist erschließt. - Seit der Leuenberger Konkordie 1973 besteht zwischen allen reformatorischen Kirchen in Europa, die sie unterzeichnet haben, die Kir­chen- und damit auch die Abendmahlsge­meinschaft.

  2. PIETISMUS, ERWECKUNGSBEWEGUNG, EVANGE- likale. Eine gemeinsame Abendmahlslehre der Pietisten gibt es nicht; noch weniger der weltweiten Gemeinschaft der —> Evangeli­kalen. Sie halten vielmehr in der Regel an der Anschauung ihrer jeweiligen kirchli­chen Tradition fest. Der Bogen spannt sich dadurch von der lutherischen Auffassung bis hin zur —> Heilsarmee, die das A. überhaupt nicht feiert. Einig ist man sich jedoch darin, daß das unterschiedliche A.-Verständnis kein Hinderungsgrund für die Bruderschaft sein darf. In der Praxis besteht zwischen den Evangelikalen weithin A.-gemeinschaft; doch wird auch die exklusive Haltung re­spektiert. Von vielen wird das A. sonntäg­lich gefeiert. Die A.-liturgie ist meist schlicht; trotzdem herrscht eine erstaunli­che Mannigfaltigkeit in der A.-gestaltung. Ansätze zu einer größeren Geschlossenheit der Evangelikalen in A.-theologie und -pra- xis zeichnen sich in Afrika und Asien ab, wo aus der Arbeit evangelikaler, interdenomi- nationeller Missionen zahlenmäßig starke evangelikale Kirchen hervorgegangen sind. Ihre Kennzeichen: Deutliche Distanz zu ei­nem sakramentalen A.-Verständnis; enge Verknüpfung von A., Kirchenbegriff und Gemeindezucht; größtmögliche Freiheit in

der praktischen A.-gestaltung (z.B. Kombi­nation von A. und Fußwaschung). Offenheit für eine pneumatisch-charismatische A.- theologie einerseits (Das A. ist Heilsgabe des durch den Heiligen Geist gegenwärtigen und nun wirkenden erhöhten Herrn. Deshalb kann es im Rahmen des A.-gottesdienstes auch zu spontanen Aktionen kommen, wie Schuldbekenntnissen, Versöhnungsszenen, lautem Jubel oder ergreifender Gebetsstille.) und Anlehnung an reformiert-freikirchliche

  1. -traditionen andererseits. Stärkstes Ele­ment der Einheit in der Mannigfaltigkeit evangelikaler A.-theologie und -praxis in al­len Kontinenten ist aber das 300jährige Abendmahlsliedgut der Evangelikalen, wo Theologie zu dem wird, wohin sie letztlich führen soll: zum Lobpreis Gottes.

—► Sakramente

Lit.: O. Cullmann, Urchristentum und Gottes­dienst, 19Ö24 - J. Jeremias, Die Abendsmahlsworte Jesu, 1966“* - Theologische Realenzyklopädie I, Ar­tikel Abendmahl und Abendmahlsfeier, 1976/77



Rott

Aberglaube



  1. wort und begriff. »Aber« heißt »gegen« (vgl. Aberwitz). Was als A. galt, wandelte sich. So sah die Kirche einst im Hexenglau­ben durchaus keinen A. Was A. ist, ergibt sich aus dem 1. Gebot: Alles, was ich mehr fürchte, liebe und vertrauender suche als den lebendigen Gott, kann zum A. entarten, um welche Inhalte und Bereiche es sich auch immer handeln mag. Der A. vertraut nicht eigentlich, sondern sucht sich abzusichern.

  1. will angstvoll-herrscherlich alles in den Griff bekommen, womöglich auch Gott - als Glücksgaranten.

  1. Beweggrund zum a. »Der Antrieb, der zur Wahrsagerei, zum Kartenlegen, zur magi­schen Besprechung führt, ist immer der Wille zur Macht, ist das Wissend-Sein-Wol- len wie Gott. Der Mensch erzwingt sich seine Wünsche. Er durchbricht mit Gewalt die ihm von Gott gestellten Schranken. Er erreicht vielleicht auch sein Ziel, verliert aber darüber das höchste Gut, dessen der Mensch fähig ist, die Gemeinschaft mit Gott« (A. Köberle). A. kann einen durchaus zwanghaften Charakter annehmen. Er will Gott oder das Schicksal zwingen, in Wirk­lichkeit wird der dem A.n Verfallene von

u.U. krankhaften Regungen gezwungen, etwa dies oder das striktest zu vermeiden, zu wiederholen u.ä. eine uferlose, allumfas­sende Angst wird gleichsam kanalisiert, in­dem sie sich jetzt auf die Zahl 13, die Begeg­nung mit einer Katze und anderes zu be­schränken sucht und Vermeidungsmecha­nismen in Gang setzt. So lächerlich diese auf uns wirken mögen - der vom A.n Befallene steckt in einer Not, die ernstzunehmen ist.

  1. Verbreitung von a. Eine Umfrage des Wiesbadener Instituts für Absatzforschung ergab: 7 % aller Bürger der BRD, also 2,8 Mil­lionen, haben sich schon einmal ein persön­liches Horoskop stellen lassen, darunter mehr Frauen als Männer; auch ist der Anteil älterer Personen (50 bis 65 Jahre) höher. Ins­gesamt 22 % aller Befragten (8,8 Millionen) meinten, daß man am Stand der Sterne zu­künftige Ereignisse ablesen könne. 23,3 Mil­lionen (= 58 % der Befragten) lasen regelmä­ßig oder gelegentlich ihr Horoskop. Ob lä­chelnd, abwertend oder »gläubig«, ließ sich natürlich nicht ermitteln. Immerhin spricht die Psychologie von »unbewußter Vorsatz­bildung« auch da, wo man einen Text be­wußt ablehnt; unterschwellig kann er sich doch auswirken. Die Bundesbürger aber, die jährlich insgesamt 30-50 Millionen DM für den Kauf astrologischer Zeitschriften, Bü­cher und Horoskope ausgeben, müssen sich ja etwas davon versprechen. Vielleicht dies: einem angekündigten Unheil könnte man Vorbeugen, zumindest sich innerlich besser darauf einstellen. Oder es mag sich mancher in dieser Sternengläubigkeit gleichsam auf­gehoben fühlen, eingeordnet in irgendeine große Ordnung, mag sie auch namenlos bleiben und blind über einen hinweggehen: Besser ein kosmischer Zusammenhang als der totale Zufall. - Angesichts des so ver­breiteten A.ns wird der Christ sich fragen: Was bleibt unsere Verkündigung den Men­schen schuldig? Treibt etwa eine verkopfte Theologie, eine verakademisierte Kirche manche dahin, daß sie nun einen handfe­steren Halt suchen?

  2. missbrauch des Begriffs a Dieser Aber­gläubigkeit steht ein weitverbreiteter Ra­tionalismus gegenüber, nach dem alles A. ist, was über das wissenschaftlich-techni­sche Weltbild hinausreicht, sich rational nicht nachweisen oder verrechnen läßt. Aber viele selbstkritische Wissenschaftler haben längst aufgehört, dieses Weltbild für endgültig zu halten. Es ist klar zu unter­scheiden: nicht dies ist schon A., daß jemand einem veralteten Weltbild anhängt, sondern lediglich das wäre A., daß er abgöttisch da­mit umgeht, sich etwa auf den Beistand von »Geistern« verläßt, statt Gott allein zu ver­trauen.

s. Astrologie. Im Altertum, etwa in Baby­lon, meinte man in den Sternen Götter zu erkennen. Auch heute noch tragen unsere Planeten Götternamen: Mars - der römische Kriegsgott; Saturn - für Saaten und Frucht­barkeit zuständig; Merkur - Gott der Kauf­leute und des Handels. Diese Sternengötter schienen Kriege zu verhängen und deren Ausgang schien über Glück oder Unglück, über gute oder schlechte Ernten zu entschei­den. Ganz unmittelbar, so meinten auch die Griechen, wirkten die Planeten aufs irdische Geschehen ein. Im Unterschied zur wissen­schaftlichen Astronomie, die sich mathe­matisch-physikalisch mit den Himmels­körpern befaßt, beruht Astrologie ganz auf der Überzeugung, daß bereits unsere Ge­burtsstunde (welche eigentlich? Manche Geburten ziehen sich über viele Stunden hin) und die dann herrschende Stellung der Gestirne aufs folgenreichste über unser Le­bensschicksal mit entscheide. Uber diesen ersten Anstoß hinaus, so meint man, wirk­ten sich die Gestirne auch weiterhin auf un­ser Geschick aus. Auch Luthers engster Mit­arbeiter Melanchthon stützte sich aufs sog. Horoskop (eigentlich: Stundenschau). Die Kirche ist ihm hierin nicht gefolgt. Luther hat ihm (dem Sinne nach) entgegengehalten: »Sind wir des Herrn, so sind wir auch die Herren«, nicht aber sind es die Sterne, vor denen wir uns etwa zu fürchten hätten. Man erinnere sich auch an Gen 1,14ff., wo die Himmelskörper ziemlich respektlos (gegen­über ihrer göttlichen Verehrung im Heiden­tum) bloß als »Lampen« bezeichnet werden. - Klar abzulehnen ist jene geschäftstüchtige Pfuscherei, die schillernde Horoskope in Se­rienfabrikation herstellt. Entscheidend bleibt auch hier die Frage: Worauf setzen wir unser Vertrauen? Auf den lebendigen Gott oder auf die toten Sterne?

6. Okkultismus. Okkult heißt versteckt, ver­borgen. Nicht jeder, der sich von unerklärbar Jenseitigem anrühren läßt, ist deswegen ein Okkultist.

J.F. Oberlin berichtet, daß er neun Jahre lang Winke und Weisungen seiner verstor­benen Frau empfing. Er hat sich aber niemals in diese verborgenen Bereiche hineinge­drängt, etwa in angstvoller Neugier oder gar von der Sucht nach irgendwelchen »Offen­barungen« getrieben. Er gab Gott ganz allein die Ehre, in dessen Frieden er die Heimge­gangene glaubte. Hingegen suchen Okkulti­sten auch das uns (zu unserem Besten) Ver­borgene gewaltsam und trickreich ans Licht zu zerren, als würden uns so Wahrheit und Weisung zuteil. Meist ergeben sich nur spukhafte Nichtigkeiten. - Auch hier ist zu fragen: Handelt es sich wirklich um irgend­welche Bekundungen Abgeschiedener, oder erfaßt der noch Lebende hellseherisch Zu­sammenhänge, wobei er den »Geist« des To­ten nur zu sehen und zu hören meint?



  1. Spiritismus. Etwa 100 Millionen Men­schen halten es für erwiesen, daß uns wich­tige, unser Leben verändernde Geisterbot­schaften zugehen. Jene auch fotografisch nachweisbaren schieier- oder gallertartigen Gebilde, die bei spiritistischen Sitzungen dem Körper eines sog. Mediums zu entquel­len scheinen, sind für Spiritisten unbezwei- felbar Erscheinungen aus dem Jenseits, zu­mal das in Trance versunkene Medium auch noch mit der Stimme jenes Abgeschiedenen spricht und womöglich etwas mitteilt, was nur der Tote selbst gewußt haben kann. Die Wissenschaft, die sog. Parapsychologie (para = neben, über), neigt zu einer nüchternen Deutung: Auf nicht erklärbare Weise bildet das Medium eine Art Scheinpersönlichkeit, eine Abspaltung des eigenen Unbewußten, das sogar flüchtig und rasch wieder ver­schwindend eine Art Materie bildet - man spricht in spiritistischen Sitzungen von Ma­terialisationen. Damit wäre also die Deu­tung der Spiritisten keineswegs zwingend.

  2. gefahren des Ans. Nervenärzte warnen vor der Teilnahme an spiritistischen Sitzun­gen. Feinfühlige Menschen können dadurch tief und folgenreich verstört werden. Ver­heerend dürfte sich besonders der zumal in England und Amerika wuchernde Satans­kult auswirken. Dort soll es etwa 8 000 prak­tizierende Hexen und Hexer geben. Die Zahl der Amerikaner gar, die sich mit Hexeiei, Sa­tanskult und Schwarzer Magie in irgendei­ner Form befassen, soll in die Millionen ge­hen. Die in San Francisco 1966 gegründete »Erste Kirche Satans« zählte nach drei Jah­ren schon 6000 Mitglieder. Ihr Gründer be- zeichnete sich als »irdischen Vertreter sei­ner höllischen Majestät« und meinte kürz­lich, er hätte jetzt 260000 eingeschriebene

Mitglieder in aller Welt, auch in Deutsch­land. »Wir predigen den Genuß. Kirchliche Todsünden wie Lust und Habgier sind für uns Tugenden.«« Mit allen Mitteln der Sug­gestion, der folgenreichen Durchdringung seelischer Tiefenschichten, bringe sie, so sagt eine leitende Frau dieser »Kirche«, die Menschen »von ihrem Gewissen und ihrem Glauben ab«.

9. Überwindung des A.ns. Dtn 18,9-12, wie auch sonst in der Bibel, werden Wahrsagerei und Hellseherei verboten. Jes 8,19 wird das Volk ermahnt, nicht Totengeister und Be­schwörer zu befragen, sondern »seinen Gott«. Alle heidnischen Religionen steck­ten damals voller Magie. Wer sich darauf einließ, beging Hochverrat am Gott Israels. In Ephesus aber (Apg 19,19!.), nachdem die Gläubiggewordenen ihre Zauberbücher ver­brannt hatten, heißt es: »So wuchs das Wort durch die Kraft des Herrn und ward mäch­tig.« Das ist Überwindung des A.ns. Nicht zuerst Verbote, nicht das Drohen mit den Folgen okkulter Behaftung, sondern das freudig bezeugte Ja Gottes befreit vom A.n. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen Wahrsagern und Propheten: Die Wahrsager »erzählen nichtige Träume, und ihr Trösten ist nichts.« (Sach 10,2) Jener »Wahrsagegeist« der Sklavin zu Philippi, den Paulus austrieb (Apg r6, r6ff.), muß ein quälender, heilloser Geist gewesen sein. Was sie voraussagte, mag zutreffend gewe­sen sein, aber es verstörte sie und wohl auch die Empfänger ihrer Botschaft aufs tiefste. - Die Fähigkeit zur Präkognition (Vorherwis­sen) läßt sich im wissenschaftlichen Ver­such ebenso nachweisen, wie die Psychoki- nese, d.h. die Fähigkeit, durch rein seelische Einwirkung Materie zu bewegen oder zu verändern. Nur lassen sich diese nachgewie­senen Fähigkeiten noch nicht erklären. Un­erklärbares aber, als unheimlich empfun­den, wird allzu rasch dem Einfluß düsterer Mächte zugeschrieben, was die Not derer, die etwa das »Zweite Gesicht« haben, noch verstärkt. Prophetischer Geist sagt uns Got­tes heiligen hilfreichen Willen an. Er ver­kündet Jesus Christus (iKor 12,3) und dient dem Aufbau seiner Gemeinde (iKor 14,3). -» Hexen wahn, -> Teufel, —> Böse

Lit.: E. Benz, Christlicher Glaube und Parapsycho­logie, in: Worauf ist Verlaß? hg. von F. Lorenz, 1973 -G. Schimansky, Das Unheimliche, 1975 - ders., Was halten Sie vom Bösen?, 1976.

Schimansky

Adelshofen

Durch seine Studien über -> Erweckungs­predigt vorbereitet, erlebte Otto Riecker 1955 eine ~* Erweckung in seiner Kirchen­gemeinde Adelshofen bei Eppingen/Baden. Missionarische Einsätze mit der »Jungen Gemeinde« des Ortes, später im Rahmen des 1958 gegründeten Missions Werkes und der Bibelschule, sowie Literatur trugen den er- wecklichen Impuls weiter. In der Bibel­schule werden junge Männer und Mädchen in einem 3 Vajährigen Ausbildungspro­gramm theoretisch und praktisch für den Dienst als Missionar im In- und Ausland, als —> Prediger, —» Evangelist, Gemeindediakon im Dienst der ev. Landeskirchen zugerüstet. Das Studium ist eingebettet in eine Lebens­gemeinschaft, mit Zeiten der Stille und des Gebetes sowie missionarischen Wochenen­den innerhalb und außerhalb des Hauses. Die Bibelschule ist Mitglied der —» »Konfe­renz bibeltreuer Ausbildungsstätten«. Sie bekennt sich zur Bibel als dem inspirierten Wort Gottes und zu den Grundsätzen der Ev. —» Allianz.

Eine sog. »Lebensschule« gibt jungen Men­schen die Möglichkeit, 6-12 Monate in ei­ner verbindlichen Gemeinschaft zu leben. Praktischer Dienst, Gebet und Stille, mis­sionarische Einsätze, sowie Beichte und Austausch sind die einzelnen Übungsfelder. Durchschnittlich besuchen 50 junge Män­ner und Mädchen die Bibelschule und 10 - 15 die Lebensschule. Die missionarische Arbeit ist vor allem durch Mannschafts­evangelisationen und vielfältige Rüstzeiten gekennzeichnet.

Träger des Missions Werkes ist die »Kom­munität Adelshofen e.V.«, eine evangelische -> Bruder- und Schwesternschaft, der z.Zt. 9 Brüder und 21 Schwestern angehören. Leiter ist Dr. Otto Riecker mit einem Leiterkreis von Gliedern der Kommunität.

Lit.: O. Riecker, Mit 60 fing mein Leben an, 1977 Lohmann


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