Evangelist
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begriff: Wie zwischen der —» Evangelisation im engeren und weiteren Sinn zu unterscheiden ist, so auch zwischen dem E.en im engeren und weiteren Sinn. Im weiteren Sinn ist die Losung richtig: Jeder Christ ein E. Aber für den E.en im engeren Sinn gilt das Wort des NT: »Jesus Christus hat etliche . . . gesetzt zu E.« (Eph 4,11). Mag hier der Begriff E. auch weiter gefaßt sein als im heutigen Sinn, so gehört eben doch zu den »Ämtern« in der Gemeinde auch der Dienst des E.en. Aus negativen Erfahrungen der Kirche mit den —> Schwärmern hatte das —> »Amt« des E.en längere Zeit nicht den Stellenwert, der ihm gebührt. So war z.B. noch S. —> Keller genötigt, ein »freier« E. zu werden. Inzwischen hat sich dies gewandelt.
1. Voraussetzungen: Die Grundvoraussetzung für einen E.en ist seine personale Lebensverbindung mit Jesus Christus. Zeuge kann nur sein, wer etwas zu bezeugen hat. Ohne existentielle Betroffenheit kann keiner E. werden und sein. Zur —» Bekehrung muß die —> Berufung hinzukommen; denn E. sein ist kein Beruf im üblichen Sinn. Die Berufung besteht in der inneren Vergewisserung, den Dienst eines E.en tun zu sollen. Um sich aber vor Selbsttäuschung zu bewahren, ist dreierlei vonnöten: 1. Zur evan- gelistischen Aufgabe muß die evangelisti- sche Gabe der erwecklichen und gewissenspackenden Verkündigung hinzukommen. Allgemeinverständlichkeit und Tiefe sollte die Art der Verkündigung kennzeichnen. 2. Der Ausübung des evangelistischen Dienstes muß die Bewährung im Glauben und in der Gemeinde vorangehen. 3. Die Bestätigung durch urteilsfähige und erfahrene Glaubensbrüder muß vorliegen. - Trotz und wegen des Reisedienstes bedarf der E. unbedingt der Verwurzelung in einer örtlichen —> Gemeinde und der Bereitschaft zur ständigen Korrektur durch den Mund der Ältesten. Der E. bedarf im Widerstreit der heutigen —> Ideologien eines soliden theologischen Rüstzeugs, um die Geister unterscheiden zu können. Schriftgebundenheit verleiht ihm Autorität. Ein E. muß um der Einzigartigkeit Jesu und des Evangeliums willen auf Konfrontation gehen. Wegen des seelsorgerli- chen Dienstes muß mit dem Evangelistenamt das Hirtenamt Zusammengehen. Verschwiegenheit und Nüchternheit sind für einen E.en unerläßlich.
3. bedeutende E.EN: Von geschichtsmitgestal- tender geistiger Kraft waren für Nordamerika und zum Teil auch für England die E.en Whitefield, John und Charles Wesley, —» Finney, —> Moody, Torrey, auch der Erwek- kungsprediger Spurgeon. Als deutschsprachige E.en sind zu nennen -» Schrenk, Keller, —» Vetter, —»Binde, Henrichs, —> Modersohn, D. Schäfer, W. Busch und H. Bruns.
Lit.: O. Riecker, Das evangelistische Wort. 19532 — P. Scharpff, Geschichte der Evangelisation, 1964 -
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Klemm, Elias Schrenk, 1961 Bergmann
Evangeliums-Rundfunk
Deutschsprachiger Zweig der internationalen Radiomissionsgesellschaft (—» Radiomission) Trans World Radio (TWR), gegründet als e.V. im Oktober 1959 in Wetzlar von Dr. Ralph Freed, Arthur Parizek, Anton Schulte, Hermann Schulte u.a. Seit 1973 E. e.V. in der Schweiz mit Sitz in Zürich. Der Verein wählt einen Vorstand und beruft Pro
gramm-, Wirtschafts- u.a. Ausschüsse. Verantwortlich für Programm und Theologie: H. Marquardt; für Administration: W. Mann. 90 hauptamtliche Mitarbeiter. Methode der Arbeit: Beteiligung möglichst vieler geeigneter Männer und Frauen aus Kirchen, Gemeinschaften und Freien Werken an der Evangeliums-Verkündigung über Radio, unter Ausnutzung aller bekannten funkischen Formen (neben dem üblichen Monolog der Predigt: Hörspiele, Interviews, Reportagen, Musik). In den Sendungen soll die Frohe Botschaft von Jesus Christus weitergesagt werden: sowohl Christen als auch Menschen, die dem Evangelium noch ablehnend gegenüberstehen, soll im Alltag (Familie, Erziehung, Beruf), in den Krisenzeiten des Lebens (Krankheit, Leid, Tod) und zur Erfüllung der Aufgaben in der Gesellschaft (Glaube und Denken, Christ und Staat, Heil und Wohl) geholfen werden. Der E. gestaltet neben täglichen deutschsprachigen Programmen Sendungen in griechischer, italienischer, litauischer, polnischer, ser- bo-kroatischer, spanischer und türkischer Sprache; finanziert werden Sendungen im Gesamtprogramm von TWR in weiteren 17 Sprachen. Die Kosten werden ausschließlich durch freiwillige Gaben aus dem Hörerkreis aufgebracht. Der E. hat Geschäftsstellen in Argentinien (Buenos Aires), Brasilien (Sao Paulo), Österreich (St. Stefan), Schweiz (Zürich), Südafrika (Johannesburg).
Lit.: Paul E. Freed, Towers to Eternity, 1968 (dtsch 1969) - Hanni Lützenbürgei, . . . denn Gottes Wort ist nicht gebunden, 1977
Marquardt
Evangeliumschristen
Evangeliumschristen - Allrussischer Bund der E., entstanden 1906 — 1909 in Petersburg und Südrußland. Gründer und langjähriger Vorsitzender war I. S. —» Prochanow. Zunächst auf Allianzbasis organisiert, unter Aufnahme der Erweckungsanstöße durch Lord Radstock in Petersburg und in Abgrenzung vom durch —»• Oncken geprägten russischen Baptismus, entwickelte sich der Bund jedoch zunehmend zu baptistischen Prinzipien. Theologisch und organisatorisch waren die Parallelen zu den Vereinigungen freier Gemeinden in Deutschland und Schweden deutlich. Einwirkungen erfolgten von Schweden und vor allem von England her, darunter in den Anfängen darbystische in verschiedenen Ausprägungen. Früh einsetzende Bemühungen um Vereinigung mit dem Bund der —> Baptisten 1907 Petersburg, weiter 1917-1922 blieben erfolglos. Erst nach weitgehender Zerschlagung der Organisationen beider Bünde erfolgte 1944 in Moskau unter staatlicher Förderung die Gründung des Bundes der E. und Baptisten, nach der zusätzlichen Aufnahme von Pfingstgemeinden 1945 »Bund der Evange- liumschristen/Baptisten« benannt. Der Bund der E. führte von 1909—1926 insgesamt 10 Bundeskongresse durch. Um 1928 entsprach die Zahl der Glieder mit rund 1 Million der der Baptisten. Nach der Trennung des Bundes vom Baptistischen Weltbund 1928, als Folge von Spannungen, wurde von Prochanow ein Weltbund der E. gegründet. Ihm gehörten Gemeinden vor allem in Polen, den baltischen Ländern, Bulgarien und den USA an; er zerfiel im Zweiten Weltkrieg.
Lit.: Zeitschriften: Christianin (1906-1928 mit Unterbrechung) - Bratskij Listok (Bruderblatt) i9o8ff. - Utrennjaja Zvezda (Der Morgenstern), Wochenblatt 191 off. -Duchovnye Pesni (Geistliche Gesänge - Hymnenbuch) Lodz 1924 - Uber E.:
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S. Prochanow, Erfolge des Evangeliums in Rußland, 1929 - ders., In the Cauldron of Russia, New York 1933 -H. Brandenburg, Christen im Schatten der Macht, 1974 - W. Kahle, Ev. Christen in Rußland und der Sovetunion, 1978
Kahle
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