Versammlung, christliche, oft auch Brüderversammlung, Plymouth-Brüder oder Darbysten genannt.
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Entstehung.
Die V. geht zurück auf einen kleinen Kreis, der 1827 in Dublin zu Wortbetrachtungen zusammenkam und sich wohl im November 1829 erstmalig zum »Brotbrechen« versammelte. Führend in der Bewegung wurde
J. N. -» Darby. In Auseinandersetzung mit der anglikanischen Kirche und Dissidentengemeinden in der Schweiz hatte er den Gedanken des Abfalls der Kirche, gleich welcher Benennung, entwickelt und gegen freikirchliche Bestrebungen geäußert, daß die Wiedererrichtung des Verfallenen nach dem Vorbild der Urgemeinde nicht möglich sei. Dagegen soll die Einheit des Leibes Jesu jenseits aller Kirchen und Benennungen unter den wahren Gläubigen in der V. der »zwei oder drei« (Mt 18,20) am »Tisch des Herrn« zum Ausdruck kommen. Unter Verzicht auf alle hierarchischen, institutioneilen und sakramental-liturgischen Elemente sollte das —» Priestertum aller Gläubigen radikal verwirklicht werden. Es war zugleich verknüpft mit der Idee der Absonderung von allem Übel (evil = Kirchen und Welt), um die phi- ladelphische Geistkirche der Endzeit bis zur Entrückung rein zu erhalten. —
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Spaltungen.
Darby verstand Absonderung notfalls auch kollektiv, so daß ganze Gemeinden ausgeschlossen werden konnten. 1848/49 kam es im sog. Bethesda-Streit zum Bruch mit G. —> Müller in Bristol. Von da an gab es einen »exklusiven« (Darby und seine Anhänger) und einen »offenen« Flügel der Brüderbewegung. Kurz vor und besonders nach Darbys Tod gab es in den exklusiven V.en eine Fülle von Spaltungen (Kelly, Raven, Stoney, Stuart, James Taylor Vater und Sohn) oft wegen geringfügiger Anlässe.
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Ausbreitung und Entwicklung in Deutschland.
Durch Darbys Reisen und umfangreiche literarische Tätigkeit und Korrespondenz wurden V.en auf den britischen Inseln, dem europäischen Kontinent, in Nordamerika, Australien und Neu-Seeland gegründet. Parallel dazu erfolgten Gemeindegründungen der »offenen Brüder«, vor allem durch Müller und -» Baedeker. In Deutschland war für die Frühzeit das Wirken des Lehrers C. —> Brockhaus bestimmend. Er war mit Darby eng befreundet und übersetzte mit ihm, J. A. v. —» Poseck und Hermann Kornelius Voor- hoeve die Bibel in wortgetreuer Wiedergabe (1855 erschien das NT; 1859 NT und Psalmen und 1871 die ganze Bibel), die als Elber- felder Bibel weit über Versammlungskreise hinaus Verbreitung fand. Obwohl die V.en Brockhaus'scher Prägung (»Elberfelder Brüder«) exklusiv waren, blieben sie weitgehend von Spaltungen verschont. Sie entwik- kelten nur geringe Aktivitäten nach außen. Die Gemeinden der offenen Brüder unterhielten dagegen vielfältige Kontakte zu anderen christlichen Kreisen, manchmal mit bestimmendem Einfluß (Gemeinschaften; —> Blankenburger Allianz; Verband gläubiger Offiziere, v. —» Viebahn; Allianzbibelschule, T. v. —> Blücher, —> Wiedenest). - Am 13.4.1937 wurden die V.en wegen ihrer Or- ganisationslosigkeit und Unkontrollierbar- keit durch die Nationalsozialisten verboten. Einer genehmigten Beratung von über 1 000 Brüdern in Wuppertal folgte Ende 1937 der Zusammenschluß der V. mit den offenen Brüdern (»kirchenfreie christliche Gemeinden«) zum »Bund freikirchlicher Christen«. Schon 1938 gab es Kontakte zwischen dem BfC, dem Bund —> Freier ev. Gemeinden und dem Bund der —» Baptistengemeinden, um eine engere Gemeinschaft einzugehen. BfC und Baptisten vereinigten sich 1942 zum »Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, K. d. ö. R.«. Allerdings hatten nicht alle V.en diesen Zusammenschluß gutgeheißen. Einige ertrugen während der NS-Zeit das Verbot, andere traten nach dem Krieg aus dem Bund aus, weil sie das »Predi- gertum« als Gefahr für das allgemeine Priestertum und die Beziehungen zum Weltbund der Baptisten fürchteten. Diese Gemeinden bildeten einen »Freien Brüderkreis«, der allerdings die »schriftwidrige Enge«, d.h. den exklusiven Absolutheitsanspruch der darbystischen V. ablehnt. -
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Lehre.
Besondere Lehrpunkte bilden neben dem Kirchenbegriff die Unantastbarkeit und Inspiration der Hl. Schrift, Taufe (die nicht durchgängig als Erwachsenentaufe geübt wird) und —> Abendmahl (Brotbrechen) als Erinnerungszeichen, die endzeitliche Ausprägung von Lehre und Leben (Brautgemeinde, Entrückung) und die Unterscheidung zwischen Israel als dem irdischen und der Gemeinde als dem himmlischen Volk Gottes. - Wegen fehlender Mitgliederlisten ist die Zahl der Anhänger nur schätzbar. Die Gesamtzahl dürfte bei 300000 liegen; in
Deutschland sind ca. 30000 vom Gedankengut der V. beeinflußt.
Lit.: F. Roy Coad, A History of the Brethren Movement, 1968 - E. Geldbach, C. V. und Heilsgeschichte bei J. N. Darby 197 53 - Versammlungen der »Brüder«. Bibelverständnis und Lehre, mit einer Dokumentation der Geschichte von 1937-1950, 1977 -G. Jordy, Die Brüderbewegung in Deutschland I-III, 1979-1986
Geldbach
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