Evangelisches Gemeindelexikon



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Wesley, John —> Methodismus Whitefield —» Methodismus

Wiehern, Johann-Hinrich, *21. 4. 1808 Hamburg, 17.4.1881 Hamburg, Begründer der -» Inneren Mission und Wegbereiter der christl. Liebestätigkeit. Am 31. Oktober 1833 gründete W. gemeinsam mit dem Syn­dikus Carl Sieveking das »Rauhe Haus«. So­dann wurde das Bruderhaus ins Leben geru­fen: Junge Männer (Diakone) bekommen das Rüstzeug für die Erziehungsarbeit. Ein wei­terer Schritt erfolgte mit der Schaffung von Werkstätten. Die Gründung des Verlags und der Druckerei bildete die Voraussetzung für die missionarische Ausstrahlung des Wer­kes. Es entstanden die »Fliegenden Blätter«, Flugschriften, die die Nation, insbesondere die organisierte Kirche, mit dem Aufruf zur Barmherzigkeit konfrontierten. Sie machten W.s Namen alsbald in Deutschland bekannt. König —> Friedrich Wilhelm IV. erteilte den Auftrag, einen Damm gegen die Not aufzu­richten, die der Hungertyphus in Schlesien 1848 ausgelöst hatte.

1848 hielt W. seine Stegreifrede auf dem Wittenberger Kirchentag (»Die Liebe gehört

mir wie der Glaube«), in welcher er die Revo­lution als eine kommunistisch gelenkte, mit atheistischen Parolen entfachte Explosion des niederen Pöbels verurteilte. Er forderte die Rückkehr zum christlichen Glauben, den Aufbruch der Kirche zu den ihr Ent­fremdeten, die Aussendung von Straßenpre­digern in die Großstädte. Die Gründung des »Centralausschusses für die Innere Mission der dt. ev. Kirche« wurde beschlossen. 1857 folgte W. einem Ruf in den preußischen Staatsdienst, um die Reform des Gefängnis­wesens in Angriff zu nehmen. 1866 baute er im Deutsch-Österreichischen Krieg eine Feld-Diakonie auf. 1874 stellte W. sein Staatsamt zur Verfügung und übertrug sei­nem Sohn Johannes den Vorsitz im Rauhen Haus.

W.s Wahlspruch war: »Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat« (ijoh



  1. . Im Vertrauen auf die Macht dieses Wor­tes wurde W. zum überragenden Pädagogen des Protestantismus (Verbindungen zu C. H. —> Zeller und v. d. —» Recke). Aus dem An­trieb dieses Wortes hat er die Kräfte der —» Diakonie koordiniert und damit der Kirche die Perspektiven für die Überwindung der sozialen Not erschlossen.

Lit.: J. H. W., Sämtliche Werke, hg. v. P. Meinhold, 19s8ff.-H.-V. Herntrich, Im Feuer der Kritik-J. H. W. und der Sozialismus, 1969 - K. Kupisch, Das Jahrhundert des Sozialismus und die Kirche, 1958 Herntrich

Wiedenest

Als Bibelschule 1905 in Berlin gegründet von Männern aus der ev. —> Allianz, zunächst für Gemeinden in Rußland und Osteuropa, spä­ter auch für freikirchliche und Gemein­schaftskreise, besonders Offene Brüder (—» Versammlung), in westlichen Ländern. 1919 siedelte man von Berlin nach W. (heute: Bergneustadt) über. Die Leiter waren: Chri­stoph Köhler (1860-1922), Johannes -» Warns (1874-1937), Erich —» Sauer (1898-1959), ab 1959 Ernst Schrupp (geb. 1915).

1952 wurde ein Missionshaus mit Tagungs­stätte angegliedert. Ziele sind missionari­sche Erweckung in der Heimat, Pioniermis­sion in nichtevangelisierten Gebieten und Zusammenarbeit mit Gemeinden in Uber­see. Die Arbeit in Europa, Asien, Afrika und Südamerika vollzieht sich nach dem Prinzip der Sendung »von Gemeinde zu Gemeinde« in partnerschaftlicher Zusammenarbeit in der Heimat (sendende Gemeinden und Mis­sionshaus) und auf den Missionsfeldern (sendende Gemeinden, Missionare und ein­heimische Gemeinden).

Schrupp

Wiederbringung aller Dinge Allver­söhnung

Wiedergeburt


  1. Biblischer Befund

Die Vorstellung von der W. findet sich in­nerhalb der Bibel nur im NT: Tit 3,5 (palin- genesia = Wiederentstehung; das gleiche Wort Mt 19,28 im Blick auf die endzeitliche Erneuerung der Schöpfung), rPetr 1,3.23 (anagennan = noch einmal zeugen), iPetr

  1. (artigennetos = neugeboren), Jak 1,18 (apokyein = gebären, erzeugen), Joh 3,3.7 (anothen gennethenai = von oben oder von neuem gezeugt werden) und Joh 1,13; 3,5.6.8; 1 Joh 2,29; 3,9; 4,7; 5,1.4.18 (ausGott gezeugt werden). Vor allem bei Johannes ist die Vorstellung von der W. daneben aus; drücklich mit der Gotteskindschaft verbun­den (Joh 1,12; ijoh 3,rf. io; 5,2). Von daher sind auch Stellen wie Gal 3,26-4,7 und Röm

  1. in die Betrachtung mit einzubeziehen. Das AT kennt den Gedanken der Gottes­kindschaft nur im auf das Volk Israel bezo­genen Sinn (5 Mos 14,1; Hos 2,1), das Motiv der Zeugung durch Gott nur im Blick auf den König (Ps 2,7). Dagegen findet sich wieder­holt der prophetische Hinweis auf ein künf­tiges Handeln Gottes, das den Menschen von innen her verändert (Jer 31; Hes 36; Jes 44; Joel 3).

Das Wort W. ist also dem AT fremd und scheint seiner Verwendung in zeitgenössi­schen religiösen Strömungen (wie den grie­chischen Mysterien) näherzustehen. Wie diese hat es die Zuspitzung auf den einzel­nen (Joh 3) und die Verbindung mit einem ri­tuellen Handeln (Tit 3,5 der Taufe). Der Zu­sammenhang, in dem die biblischen Belege für die W. stehen, weist aber deutlich in die gesamtbiblische Überlieferung zurück, als überbietende Erfüllung des im AT Angesag­ten.

W. ist hier nicht magisch im Ritus vollzo­gene oder in mystischer Schau sich ereig­nende Verwandlung. Vielmehr ist der Mensch durch das Wort in der Ganzheit sei­nes Gottes- und Weltbezuges als verant­wortliche Person angesprochen: in der W. wird sein durch die —> Sünde zerstörtes Ver­hältnis zu Gott und seiner Schöpfung da­durch grundlegend erneuert, daß Gott ihm seine Schuld vergibt und ihn durch seinen Geist zu neuem, von Glaube, —> Liebe und Hoffnung bestimmten Leben leitet (Joh 3,6.i4ff.; Tit 3,3-8; vgl. 2,2b. 11 ff.). Ent­scheidende geschichtliche Voraussetzung dieses gegenüber dem AT neuen Weges Got­tes ist der Opfertod Jesu (Tit 2,14; 3,4.6; Joh 1,29; 3,16). Im Unterschied zu anderen sote- riologischen Begriffen (-» Heil) gibt das Bildwort von der W. einem vierfachen Sach­verhalt unauswechselbaren Ausdruck:



  1. der allein Aktivität Gottes bei der Rettung des Menschen: niemand kann zur eigenen Geburt aufgefordert werden (Joh 3,3 ist Fest­stellung).

  2. DER VÖLLIGEN NEUHEIT DES CHRISTLICHEN LE­BENS: in der bleibenden, lebendigen Verbun­denheit des Christen mit dem im Geist ge­genwärtigen Christus bindet sich Gottes Feindesliebe (Röm 5,10) an einzelne Men­schen, gewinnt so die freie Liebe von Kin­dern und verwirklicht den Anbruch endzeit­licher Vollendung (Jak 1,18, vgl. auch die Aussagen von der »neuen Kreatur« Gal 6,15; 2Kor 5,17).

  3. DER JE EINMALIG-UNWIEDERHOLBAREN GE­SCHICHTLICHKEIT DER W.: Gott greift in der W. real in das Leben eines Menschen ein und verändert es ein für allemal (Tit 3,5 »rette­te«, vgl. in 3,3f. die Gegenüberstellung einst-jetzt).

4- DER SOZIALITÄT DES NEUEN LEBENS: die in der W. gegebene, vom Menschen aus unauflös­bare (es sei denn durch Abfall vom Glauben) Verbindung mit dem Bruder ist ein organi­scher Ansatz für die Verwirklichung menschlicher Gemeinschaft frei von Eigen­nutz (ijoh 5,1).

  1. Zur Geschichte des Begriffs W.

Seit der Zeit der —» Alten Kirche war das Zeugnis von der W. weitgehend von der Tauf lehre absorbiert. Die -> Reformation mit ihrer Betonung der Heilsvermittlung durch das Wort und den ihm entsprechenden Glauben brachte eine Auflockerung, ohne aber die bis heute in der volkskirchlichen Frömmigkeit und weithin auch Theologie vorherrschende Auffassung, daß mit der Kindertaufe auch die W. schon gegeben sei, wirklich zu durchbrechen. Selbst Ph. J. Spe- ner, führender Theologe des frühen -> Pie­tismus, übernahm die Tauf-W.slehre der lutherischen Orthodoxie, rechnete aber mit der Möglichkeit des Verlustes und der Er­neuerung der W. Im allgemeinen jedoch tritt im Pietismus bis heute in der Lehre von der W. die Bindung an die Taufe zurück gegen­über der Verbindung der W. mit der Entste­hung bewußten Glaubens. I

Vielmehr beginnt in der W. der das weitere Leben des Christen bestimmende Prozeß von Rechtfertigung und Heiligung (gegen den Vorwurf des Pharisäismus der W.slehre). In der W. liegt schließlich die entscheidende Verknüpfung von Soteriologie und -» Ethik für Christen, und zwar der Individual- wie der Sozialethik (gegen den Vorwurf des Heilsegoismus wie gegen ethischen Univer­salismus). Gottes erneuerndes Werk in Kir­che und Welt geht durch das Nadelöhr der Erneuerung von einzelnen.

Lit.: A. Kuen, Ihr müßt von neuem geboren wer­den, 1969 - H. Burkhardt, Das biblische Zeugnis von der Wiedergeburt, 1974 Burkhardt

Wiederkunft Christi - Jüngster Tag



I. Biblische Grundlegung Die W. Christi bedeutet sein zweites Kom­men in Herrlichkeit als Sieger über die Mächte des -> Bösen sowie als endzeitlicher Richter.

  1. EIN DATUM WERDEN DIE GLAUBENDEN nach unzweideutiger Aussage der Bibel niemals erfahren, auch nicht durch Geistesoffenba­rung kurz vor diesem Ereignis (Mt 24,36; Apg 1,7). Alle bisherigen und kommenden Berechnungen sind entweder menschlicher (z.B. bei Bengel) oder dämonischer Natur.

  2. BEI CHRISTI W. GESCHIEHT ZUNÄCHST DIE Sammlung der seinen aus Toten und Leben­den, die sie zu seiner Herrlichkeit hinrückt (Mt 24,31; iKor 15,52; iThess 4,i6f.; Offb 19,7ff.). Eine Entrückung vor der W. gibt es also nicht. Jedoch geschieht die Sammlung so, daß die bis dahin gestorbenen Gläubigen zur ersten —> Auferstehung kommen (iKor 15,23; iThess 4,16f.; Offb 20,4ff.).

  3. IM ZUSAMMENHANG MIT DIESER SAMMLUNG ERFOLGT DIE RECHENSCHAFTSLEGUNG SEINER KNECHTE (Mt 24,45ff.; 2 5,14ff.; 2Kor 5,10). Die Gläubigen werden also vor dem Weltge­richt gerichtet, beim allgemeinen Weltge­richt richten sie an der Seite Jesu mit (Mt 25,40.45; 1 Kor 6,3; Offb 20,11 ff.). Injoh 5,24 bedeutet —> Gericht einen Zustand der Ver­lorenheit, der nicht mit dieser Rechen­schaftsablegung verwechselt werden daif.

  4. MIT JESU W. ENDET DIE TRÜBSALSZEIT DER VER­FOLGTEN gemeinde. Darum die Aufforderung Jesu in Lk 21,28: »Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht« (vgl. Offb 6,9ff.).

  5. MIT DER W. JESU BEGINNT AUCH DAS TAUSEND­JÄHRIGE reich (Offb 19 und 20). Am Beginn dieser Epoche erfolgt die erste Besiegung der feindlichen Mächte (Offb 19), am Ende wird der letzte satanische Aufstand besiegt und als letzter Feind der Tod überwunden — Er­eignisse, die Paulus in iKor 15,24ff. zusam­menfaßt (vgl. Offb 20,7).

  1. Bedeutung im Pietismus und bei den Evangelikalen

  1. ANDERS ALS AUGUSTIN UND LUTHER SEHEN

Pietismus und -»■ evangelikale, daß die Ereig­nisse am Ende dieser Geschichte in Epochen gegliedert sind. Für Luther z.B. war alles in einem einzigen Blitz zusammengefaßt. Gerne sprach er vom »Hereinplatzen des jüngsten Tages«. Aufgrund der heilsge­schichtlichen Schau sahen die Pietisten hier genauer.

  1. GEGENÜBER DER THEOLOGIE SEIT DER -» AUF­KLÄRUNG HIELTEN PIETISTEN UND EVANGELIKALE ZÄH AM GLAUBENSBEKENNTNIS Vom wieder- kommenden Herrn und der Realität der künftigen Ereignisse Fest. In der Diskussion mit der Immanenz-Beschränkung hielten sie die Tatsache einer außerirdischen Welt Got­tes aufrecht, gegenüber der Verengung auf das Schicksal der Einzelseele bewahrten sie den universalen Horizont der Reichshoff­nung, der reinen Vergeistigung begegneten sie mit dem Leibcharakter der biblischen Erwartung. Die Auffassung, daß alle Zu­kunft in Menschenhand liegt, lehnten sie unter Hinweis auf Dan 2 und die Offb zu­gunsten des Handelns Gottes ab. Der Ten­denz zur Allerlösung, z.B. bei Karl -» Barth, begegneten sie mit dem Hinweis auf die letzte Verantwortung im Gericht und die Möglichkeit ewigen Verlorenseins. Trotz mancher Absonderlichkeiten sind sie gerade auf diesem Gebiet Anwälte der biblischen Prophetie und der Weite ihrer Hoffnung ge­wesen.

  2. JÜNGSTE ZEUGNISSE EVANGELIKALER ÜBERZEU­GUNG sind die Frankfurter Erklärung Art. 7 und die Lausanner Verpflichtung Art. 15.

  1. ORIENTIERUNGSHILFE:

In der gegenwärtigen Diskussion ist folgen­den vier Punkten besondere Aufmerksam­keit zu schenken:

1. auch die Naturwissenschaft hat gegen die reale Erwartung einer W. Jesu und des Jüng­sten Tages keine prinzipiellen Ein wände.

Die Geschichte läuft nicht einfach unabseh­bar weiter.



  1. die biblischen Aussagen sind nicht mensch­liche Denkmuster, sondern göttliche Ansa­gen.

  2. DIE BIBLISCHEN AUSSAGEN SIND EINE ERNSTZU­NEHMENDE hilfe zur Nüchternheit gegen­über Menschheitsillusionen. Zu den Menschheitsillusionen gehören auch einige »fromme«, z.B. die Überzeugung, wir Men­schen bauten das —> Reich Gottes selbst. Zu dieser Hilfe gehört ferner die Vorbereitung der Gemeinde aufs Leiden und die Zerschla­gung der Illusion, als stünde am Ende der ir­dischen Geschichte eine triumphierende Kirche.

  3. MIT DER W. CHRISTI ALS DEM ZIELPUNKT DER GE­SCHICHTE haben Christen eine positive Hoff­nung gegenüber aller Vergänglichkeit und gegenüber allem Pessimismus dieser Welt. —» Endzeiterwartung

Lit.: K. Hartenstein, Der wiederkommende Herr, 1940 - K. Heim, Der geöffnete Vorhang, o.J. - F. Rienecker, Das Schönste kommt noch, r975 - R. Pache, Die W. Jesu Christi, 19717 Maier


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