Vereinigung, Vereinigungsleitung
Im Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden (—» Baptisten) bilden die gebietsmäßig zusammenliegenden Gemeinden sog. Vereinigungen. Diese sind in der Bundesrepublik Deutschland: Vereinigungen Norddeutschland, Nordwestdeutschland, Niedersachsen, Berlin (West), Westfalen, Rheinland, Hessen-Siegerland, Bayern, Baden-Württemberg. Die V.en fördern die Verbindung der Gemeinden untereinander und die Arbeit in den Gemeinden zum gemeinsamen Zeugnis und Dienst. Organe der V. sind der V.srat und die V.sleitung. Der Rat wird gebildet aus den Abgeordneten der Gemeinden und tritt einmal im Jahr zusammen. Die V.sleitung ist das ausführende Organ und gibt dem V.srat auf der jährlich stattfindenden Konferenz Rechenschaft über die geleistete Arbeit.
Zeiger
Vereinigung ev. Buchhändler —» Literaturarbeit
Vereinigung ev. Freikirchen
Die V. wurde 1926 in Leipzig gegründet als Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, dem Bund Freier evangelischer Gemeinden und der Evangelisch-methodisti- schen Kirche, um gegenüber den staatlichen Behörden und den Großkirchen ihre Belange gemeinsam vertreten zu können. Sie halten regelmäßige Konferenzen, um die zwischenkirchlichen Beziehungen zu vertiefen und die gemeinsame Arbeit der Mitgliedkirchen und Ortsgemeinden im öffentlichen Leben zu fördern.
Lit.: Berichtshefte über die Tagungen. Geschichte der V. in Heft 1969 und in -Der Gärtner« Nr. 11/1976 Wiesemann
Verheißung und Erfüllung im AT und
NT Biblische Theologie
Vernunft
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Allgemeine Definition
Vernunft ist ein Sammel- oder Oberbegriff und bezeichnet das menschliche Erkenntnisvermögen, in dem der Mensch der Welt und anderen Menschen (auch sich selber) gegenübertreten kann und in den Schritten: Wahrnehmen, ordnen, zusammensehen und Folgerungen ziehen, sich eine Meinung bildet.
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Vernunft in biblischer Sicht
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DIE NATÜRLICHE VERNUNFT
Die Bibel bestreitet den Wert und die Nützlichkeit der V. nicht grundsätzlich (vgl. Spr 13,16; Pred 2,26; Spr 24,5; Dan 2,21; 2Tim
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, doch nennt sie nüchtern Grenzen der V. In Röm i,i8ff. setzt Paulus Erkenntnis Gottes aus der Schöpfung voraus (V.19 und 20), doch sieht er die menschliche V. nicht neutral, sondern in der ständigen Auflehnung gegen Gott (V. 21 vgl. auch Gen 8,2r). Die menschliche V. und ihre Erkenntnisfähigkeit wird vom natürlichen Menschen zur Selbstrechtfertigung und zur Selbstbehauptung gegen Gott mißbraucht und richtet ihn daher selber.
Die V. ist verstockt für den Heilsplan Gottes (z.B. Israel 2Kor 3,14); sie ist blind (2Kor 11,3) und kann trotz aller Erkenntnis —» Jesus Christus nicht als den Heiland erkennen (vgl. Lk 6,ii; 24,25,45; Mk 6,52; 7,18; 8,17-21). Die Bibel wertet damit die V. je nach den Einflüssen, denen sie sich geöffnet hat und denen sie dient. Erst der -» Glaube befreit die V. und weist ihr den richtigen Platz zu. (Vgl. Joh 12,37-41; 1 Kor 2,12; ijoh
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. Die biblische Sicht der V. steht also im Gegensatz zu dem die griechische Philosophie kennzeichnenden unbedingten Vertrauen in die V., die hier als höchster Seelenteil und göttlich (Aristoteles) angesehen wird.
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VERNUNFT UND OFFENBARUNG
Der Glaube wird geweckt und ermöglicht durch Gottes Offenbarung. Erkenntnis des Glaubens ist deshalb immer zugleich Anerkenntnis des sich selbst offenbarenden Gottes und deshalb zum Gehorsam treibendes Vertrauen (vgl. Jes 1,3; Ps 46,11; Jes 43/1°; iKor 8,1-4). Es ist aber das Wesen der Offenbarung Gottes, daß sie eingeht in die —> Geschichte. —»Israels Gottesbekenntnis beruft sich auf die Heilstaten Gottes für Israel (Dtn 6,20-25). Auch das Glaubensbekenntnis der christlichen Kirche beruft sich auf die geschichtliche Hcilstat Gottes in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus (Hebr i,if; Gal 4,4; Joh 3,16). Die Inkarnation (Fleischwerdung) ist fortgesetzt in der geschichtlichen Urkunde des Glaubens, der Bibel.
Gott kann deshalb mit den Mitteln der V. ein Stück weit gefaßt werden. Der Glaubensakt in Anerkenntnis und Vertrauen darf nicht getrennt werden vom Glaubensinhalt, von Einsicht und Kenntnis.
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PHILOSOPHIE UND GLAUBE Philosophie ist der methodisch reflektierte Gebrauch der V. zur Erkenntnis der Wahrheit im umfassenden Sinn. So wenig V. notwendig im Gegensatz zum Glauben steht, so wenig muß Philosophie unchristlich sein. Sie ist es nur dort, wo sie in blindem Vertrauen sich von der natürlichen V. leiten läßt und so entweder in der Skepsis, im -» Atheismus oder in spekulativer Theologie endet. Christliche Philosophie ist Gebrauch der V., der durch Gottes Offenbarung die Augen zur Erkenntnis Gottes und der Welt als seiner Schöpfung geöffnet werden. Was hier von der Philosophie gesagt ist, gilt grundsätzlich entsprechend von allen anderen Wissenschaften.
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Orientierungshilfen
r) GLAUBE OHNE V.?
Von Tertullian stammt der Programmsatz: Credo, quia absurdum (ich glaube, weil es ungereimt ist). Dabei werden aber 3 große Gefahren deutlich: a) Solcher Glaube führt leicht in die Verneinung der Welt und des Menschen, b) er führt in ein Ghetto, in die vereinsamende Abgrenzung, und c) solcher Glaube ist leicht verführbar, weil nicht nachprüf- oder aufweisbar. Der Verlust an Wirklichkeit durch diesen Glauben wider die V. bedeutet das Ende der —» Mission.
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) SAGBARER GLAUBE
Besser beschreibt Anselm von Canterbury (1033-1109) die missionarische Bewegung des Glaubens mit seinem Satz: Credo, ut in- tellegam (ich glaube, damit ich erkenne). Auch hier geht Glaube als persönliche Begegnung voraus,- dann aber will dieser Glaube in vernünftigem Denken die Wirklichkeit der Welt und des Lebens ausleuchten. Solches Denken der V. aus Glauben dient aber zur Mission, zur Sagbarkeit des Glaubens, zur Glauben weckenden Lehre und Verkündigung (vgl. Mt 2 8,i9f.: »lehret«).
Die Schwäche dieses Satzes ist allerdings, daß er dazu verleiten könnte, in der Vernunfterkenntnis das eigentliche Ziel des Glaubens zu sehen, daß er außerdem wirkliche Mission gerade unmöglich macht, wenn er im Sinne einer grundsätzlichen Reihenfolge zu verstehen wäre und von der Erkenntnis einen »blinden« Glauben forderte.
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RATIONALISMUS
Der Formel Anselms entgegengesetzt ist die Abaelards (1079-1142): intelligout credam (ich erkenne, um zu glauben). Sofern hier die Vernunfterkenntnis ihre Maßstäbe in sich selbst trägt und sich die unbedingte Vollmacht zuschreibt, über die Wahrheit zu urteilen, kann man von Rationalismus sprechen. Der Vorwurf des Rationalismus wurde später vor allem gegenüber der —> Aufklärung des 18. Jh.s (z.B. von A. —»Tholuck) und neuerdings der des Neorationalismus (z.B. von G. Bergmann) gegenüber der sog. -» modernen Theologie (R. —> Bultmann) erhoben. In der Auseinandersetzung mit dem Rationalismus wird aber darauf zu achten sein, daß sein bloßes Gegenteil, der Irrationalismus, nicht weniger dem biblischen Vernunftverständnis zuwiderläuft. So haben F. Flückiger (Existenz und Glaube) und F. Schaeffer herausgearbeitet, daß die -» moderne Theologie gerade in ihrem Gottesverständnis gleicherweise von Rationalismus und Irrationalismus getragen ist.
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-GETAUFTE» V.
Der Glaube ist nicht ohne V., aber auch nicht der V. unterworfen. Die V. bedarf der Erneuerung im Heiligen —» Geist. Erst dann kann der Mensch wirklich »vernünftig« (= wort-gemäß) denken und handeln (Röm 12,1). Wie in der —> Taufe der alte Mensch stirbt und in der Neuschöpfung durch das Wort Gottes erneuert wird, so muß auch seine V. das Scheitern ihrer Möglichkeiten erleben, bevor sie als erneuerte V. den »neuen Menschen« zu sachlichem und nüchternem Denken befähigen kann.
—>Ideologie
Lit.: H. J. Iwand, Glauben und Wissen, 1962 -G. v. Rad, Weisheit in Israel, 1975 - F. Schaeffer, Und er schweigt nicht, 1975 - H. Thielicke, Mensch werden, 1976 rr ■
' ' Krimmer
Versammlung, christliche, oft auch Brüderversammlung, Plymouth-Brüder oder Darbysten genannt.
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Entstehung.
Die V. geht zurück auf einen kleinen Kreis, der 1827 in Dublin zu Wortbetrachtungen zusammenkam und sich wohl im November 1829 erstmalig zum »Brotbrechen« versammelte. Führend in der Bewegung wurde
J. N. -» Darby. In Auseinandersetzung mit der anglikanischen Kirche und Dissidentengemeinden in der Schweiz hatte er den Gedanken des Abfalls der Kirche, gleich welcher Benennung, entwickelt und gegen freikirchliche Bestrebungen geäußert, daß die Wiedererrichtung des Verfallenen nach dem Vorbild der Urgemeinde nicht möglich sei. Dagegen soll die Einheit des Leibes Jesu jenseits aller Kirchen und Benennungen unter den wahren Gläubigen in der V. der »zwei oder drei« (Mt 18,20) am »Tisch des Herrn« zum Ausdruck kommen. Unter Verzicht auf alle hierarchischen, institutioneilen und sakramental-liturgischen Elemente sollte das —» Priestertum aller Gläubigen radikal verwirklicht werden. Es war zugleich verknüpft mit der Idee der Absonderung von allem Übel (evil = Kirchen und Welt), um die phi- ladelphische Geistkirche der Endzeit bis zur Entrückung rein zu erhalten. —
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Spaltungen.
Darby verstand Absonderung notfalls auch kollektiv, so daß ganze Gemeinden ausgeschlossen werden konnten. 1848/49 kam es im sog. Bethesda-Streit zum Bruch mit G. —> Müller in Bristol. Von da an gab es einen »exklusiven« (Darby und seine Anhänger) und einen »offenen« Flügel der Brüderbewegung. Kurz vor und besonders nach Darbys Tod gab es in den exklusiven V.en eine Fülle von Spaltungen (Kelly, Raven, Stoney, Stuart, James Taylor Vater und Sohn) oft wegen geringfügiger Anlässe.
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Ausbreitung und Entwicklung in Deutschland.
Durch Darbys Reisen und umfangreiche literarische Tätigkeit und Korrespondenz wurden V.en auf den britischen Inseln, dem europäischen Kontinent, in Nordamerika, Australien und Neu-Seeland gegründet. Parallel dazu erfolgten Gemeindegründungen der »offenen Brüder«, vor allem durch Müller und -» Baedeker. In Deutschland war für die Frühzeit das Wirken des Lehrers C. —> Brockhaus bestimmend. Er war mit Darby eng befreundet und übersetzte mit ihm, J. A. v. —» Poseck und Hermann Kornelius Voor- hoeve die Bibel in wortgetreuer Wiedergabe (1855 erschien das NT; 1859 NT und Psalmen und 1871 die ganze Bibel), die als Elber- felder Bibel weit über Versammlungskreise hinaus Verbreitung fand. Obwohl die V.en Brockhaus'scher Prägung (»Elberfelder Brüder«) exklusiv waren, blieben sie weitgehend von Spaltungen verschont. Sie entwik- kelten nur geringe Aktivitäten nach außen. Die Gemeinden der offenen Brüder unterhielten dagegen vielfältige Kontakte zu anderen christlichen Kreisen, manchmal mit bestimmendem Einfluß (Gemeinschaften; —> Blankenburger Allianz; Verband gläubiger Offiziere, v. —» Viebahn; Allianzbibelschule, T. v. —> Blücher, —> Wiedenest). - Am 13.4.1937 wurden die V.en wegen ihrer Or- ganisationslosigkeit und Unkontrollierbar- keit durch die Nationalsozialisten verboten. Einer genehmigten Beratung von über 1 000 Brüdern in Wuppertal folgte Ende 1937 der Zusammenschluß der V. mit den offenen Brüdern (»kirchenfreie christliche Gemeinden«) zum »Bund freikirchlicher Christen«. Schon 1938 gab es Kontakte zwischen dem BfC, dem Bund —> Freier ev. Gemeinden und dem Bund der —» Baptistengemeinden, um eine engere Gemeinschaft einzugehen. BfC und Baptisten vereinigten sich 1942 zum »Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, K. d. ö. R.«. Allerdings hatten nicht alle V.en diesen Zusammenschluß gutgeheißen. Einige ertrugen während der NS-Zeit das Verbot, andere traten nach dem Krieg aus dem Bund aus, weil sie das »Predi- gertum« als Gefahr für das allgemeine Priestertum und die Beziehungen zum Weltbund der Baptisten fürchteten. Diese Gemeinden bildeten einen »Freien Brüderkreis«, der allerdings die »schriftwidrige Enge«, d.h. den exklusiven Absolutheitsanspruch der darbystischen V. ablehnt. -
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Lehre.
Besondere Lehrpunkte bilden neben dem Kirchenbegriff die Unantastbarkeit und Inspiration der Hl. Schrift, Taufe (die nicht durchgängig als Erwachsenentaufe geübt wird) und —> Abendmahl (Brotbrechen) als Erinnerungszeichen, die endzeitliche Ausprägung von Lehre und Leben (Brautgemeinde, Entrückung) und die Unterscheidung zwischen Israel als dem irdischen und der Gemeinde als dem himmlischen Volk Gottes. - Wegen fehlender Mitgliederlisten ist die Zahl der Anhänger nur schätzbar. Die Gesamtzahl dürfte bei 300000 liegen; in
Deutschland sind ca. 30000 vom Gedankengut der V. beeinflußt.
Lit.: F. Roy Coad, A History of the Brethren Movement, 1968 - E. Geldbach, C. V. und Heilsgeschichte bei J. N. Darby 197 53 - Versammlungen der »Brüder«. Bibelverständnis und Lehre, mit einer Dokumentation der Geschichte von 1937-1950, 1977 -G. Jordy, Die Brüderbewegung in Deutschland I-III, 1979-1986
Geldbach
Versiegelung
In manchen —» Sekten und Gruppen wird die V. als endzeidiches Zeichen vorgenommen. Zuerst hat die —> kath.-apostolische Gemeinde in Anlehnung an Eph 1, r 3 den Empfang des Hl. —» Geistes durch —> Handauflegung unter Verwendung des Salböls als V. verstanden. In der —> Neuapostolischen Kirche wurde die V. neben Taufe und Abendmahl ein 3. Sakrament. Versiegelt wird nur, wer sein Leben nach den Lehren der neuen Apostel führt. Die V. bedeutet Spendung des Hl. Geistes durch den Amtsträger. Sie ist wesentlicher Teil der Wiedergeburt. Ihr Vollzug festigt die Autorität der Apostel wesentlich und unterstützt zugleich den exklusiven Anspruch. Die —» Philadelphia- Bewegung unterscheidet zwei Arten: die V. nach Eph 1,13 zur Seligkeit und die V. nach Apg 7 zur Entrückung derjenigen, die sich ganz Gott ausgeliefert haben. Bei den —» Mormonen wird die »Ehe für Zeit und Ewigkeit« im Tempel durch Siegelung vollzogen.
Geldbach
Versöhnung Heil -» Rechtfertigung I. 3
Vetter, Jakob, *23.11.1872 Worms, t13.12.1918 Riehen bei Basel. Mit 14. Jahren Vollwaise. Nach schwerer Jugend trifft er als Sechzehnjähriger eine bewußte Entscheidung für Christus. Von 1893-1897 Ausbildung am Predigerseminar St. —> Chrischona, wo er die geistige Schau eines Evangelisationszeltes hat. Nach ersten Evangelisationsdiensten in Hessen wird er 1902 Gründer der »Deutschen -> Zeltmission« und damit Inspirator für weitere Zeltmissionen (Schweiz, Holland). Als vielgefragter Evangelist und auflagenhoher Schriftsteller nimmt V. starken Einfluß auf die —> Gemeinschaftsbewegung. Reisen führen ihn trotz schwerer Lungenkrankheit nach Wales, Holland, Rußland und viermal in den Orient.
Lit.: H. Bruns, J. V., 1954
Bergmann
fakob Vetter
Viebahn, Christa von, *25.11.1873 Wiesbaden, t2.-i.1955 Aidlingen, Tochter Georg von —» Viebahns. Gründerin des Diakonissenmutterhauses Aidlingen/Württ. Vom achten Lebensjahr an ist die Bibel ihre tägliche Lektüre, als Vierzehnjährige findet sie Frieden. In Frankfurt, Tübingen, Trier, Stettin, England wächst sie auf, leitet Frauen-
Christa von Viebahn
stunden in Arbeitervororten Stettins, verbunden mit praktischer Hilfe. Sie verfaßte geistliches Schrifttum und führte nach dem Tod des Vaters dessen »Bibellesezettel« fort. 1915 Beginn der evangelistischen Arbeit in Stuttgart. Kreise für Frauen und Mädchen entstehen, später ein Diakonissenmutterhaus mit Bibelschule, Freizeiten, Schriftenmission, Krankenpflege, Schularbeit. »Errettet, um zu dienen!«, kennzeichnete sie und ihr Werk.
Lit.: Vom Leben im Geist, 19463 - Bibellesezettel und Apostelbriefe - H. Brandenburg, Ich hatte Durst nach Gott. Aus dem Leben von Christa von Viebahn, I978 Kempf
Viebahn, Georg von, *15.11.1840 Arnsberg, f15.12.1915 Berlin, Generalleutnant. Der hervorragend begabte Offizier, der -» Versammlung nahestehend, wurde ein offener Christusbekenner und sammelte die gläubigen Offiziere der kaiserlichen Armee und Marine in einem »Bund gläubiger Offiziere«. Alljährlich hatten sie ihre Konferenzen. V. gab seit 1899 vierteljährlich die Zeitschrift »Schwert und Schild« mit dem »Bibellesezettel« als Beilage heraus. Die Auslegungen des Bibellesezettels für die tägliche stille Zeit fanden weite Verbreitung. Auf den -> Blankenburger Konferenzen war V. einer der führenden Männer; auch sonst war er als Redner geschätzt. Seine Traktate »Zeugnisse eines alten Soldaten« (seit 1895) sind
beispielhaft für die Traktatliteratur. Die —» »Berliner Erklärung I« gegen die —> Pfingst- bewegung ging mit auf seine Initiative zurück.
Lit. Friedrich Wilhelm v. Viebahn, G. v. V., 19182 Brandenburg
August Friedrich Christian Vilmar
Vilmar, August Friedrich Christian,
*21.11.1800 Solz bei Rothenburg (Hessen), +30.7.1868 Marburg/Lahn. Als vielseitig interessierter ev. Theologe hat sich V. für die Freiheit der Kirche von jeder staatlichen Bevormundung eingesetzt. Seine Liebe und sein Eifer galt der sichtbaren Kirche, in der Christus selbst durch den Hl. Geist gegenwärtig ist. Seine hohe Meinung vom kirchlichen —>• Amt, durch das die Predigt des Wortes und Spendung der —> Sakramente sich vollzieht, ist mit der Forderung verknüpft, sich auf eine »Theologie der Tatsachen«, nicht auf eine »Theologie der Rhetorik« zu stützen. Als Theologieprofessor in Marburg (1855 — 1868) hat V. besonders die hessische Pfarrerschaft beeinflußt.
Lit.: G. Müller, Die Bedeutung A. V.s für Theologie Kirche, 1969
Lamparter
Vinet, Alexandre, *17. 6. 1797 Ouchy, +4.5.1847 Clärens, französisch-schweizerischer Theologe und Literaturkritiker, gilt als einer der frühesten Verfechter einer konse-
quenten Trennung von —» Kirche und Staat. In Basel (1817-1837) kam V. in Berührung mit dem »Reveil«, der schweizer Erwek- kungsbewegung, den er zunächst ablehnte, dann aber nach einer inneren Wandlung und aus Protest gegen die behördliche Unterdrückung unterstützte. Während seiner Professur für praktische Theologie in Lausanne verließ er 1840 die Pfarrerschaft seiner Landeskirche, um gegen die staatlichen Eingriffe in das kirchliche Leben Stellung zu beziehen; 1844 trat er von seinem Amt zurück. V., kurz darauf zum Professor für französische Literatur ernannt, wurde schon 1846 wieder abgesetzt, weil er sich an verbotenen Gottesdiensten des »Reveil« beteiligt hatte. Er erlebte noch die Gründung der »Freien Kirche des Kantons Waadt«, für deren anfängliche Entwicklung er die entscheidenden Impulse gegeben hatte. V. übt bis heute einen starken Einfluß im frankophonen Protestantismus aus, hat aber auch auf die deutschen Freikirchen eingewirkt (z.B. —> Freie ev. Gemeinden).
Lit.: Otto Erich Strasser, A.V., Sein Kampf um ein Leben der Freiheit, 1946
Schnurr
Vömel, Alexander, *21.7.1863 Frankfurt a. M., f2i.3.T949 Frankfurt a. M., Nachkomme —» Jung-Stillings, Pfarrer und Schriftsteller. Als Jugendlicher erweckt, besuchte V. von 1881-1886 die Ev. Predigerschule in Basel, t 886 Ordination zum Geistlichen, Prediger der Basler —> Stadtmission, 1890-1912 Pfarrer der Minoritätsgemeinde in Emmishofen am Bodensee, wo er eine Kleinkinderschule und einen Abstinenzverein gründete. V. war Bußprediger mit besonderer Betonung der Liebestat Christi durch sein Opfer am Kreuz. 1912-1937 Pfarrer an der Christuskirche in Frankfurt a. M., Mitarbeit am Frankfurter Rundfunk und dem religiösen Wochenblatt in Basel: »Der christliche Volksbote«. Verfasser zahlreicher christlicher Bücher und Lebensbilder, unter anderem das Lebensbild des Grafen Ferdinand Zeppelin.
Lit.: A. Stucki, Alexander Vömel, 1954
Lehmann
Volkening, Johann Heinrich, *10.5.1796 Hille/Minden, +25. 7. 1877 Holzhausen/ Lübbecke, bedeutendster Erweckungsprediger Minden-Ravensbergs. Unter dem Einfluß pietistisch bestimmter Versammlungen und der 95 Thesen von Claus -> Harms wandte er sich einem biblischen Christentum lutherischer Prägung zu. Vorübergehend Lehrer und Hilfsprediger an St. Marien in Minden, wurde er 1822 Pfarrer in Schnathorst (Kr. Lübbecke), 1827 in Gütersloh und 1838 in Jöllenbeck bei Bielefeld, wo er bis 1869 die wichtigste Zeit seines Wirkens verbrachte. - Seine Predigten zeichnen sich durch volkstümliche Beredsamkeit aus. Zur Belebung des Gemeindelebens trugen außerdem die 1853 von ihm herausgebrachte Liedersammlung, die »Kleine Missionsharfe«, und die von ihm angeregte Gründung von Posaunenchören bei. Über Minden-Ravensberg hinaus wurde er bekannt als Mitherausgeber des Ev. Monatsblatts für Westf. und der Ev.-luth. Zeugnisse. Getreu seinem Leitwort »Gerettetsein gibt Rettersinn« hat er für die Arbeit der Äußeren Mission Verständnis und Opferbereitschaft geweckt. Ebenso hat er dem Entstehen dia- konischer Werke, z.B. —» Bethel, den Boden bereitet. 1844 begründete er in Jöllenbeck die erste Gemeindeschwesternstation Deutschlands und besetzte sie mit einer Kaiserswerther Diakonisse. - Trotz seines schüchternen Wesens begegnete er Anfeindungen von Behörden und Gemeindegliedern mit Festigkeit. Seine Verbindung von Luthertum und pietistischer Frömmigkeit ist für viele Gemeinden Minden-Ravensbergs bis heute charakteristisch geblieben.
Lit.: K. J. Laube, Erweckungspredigt in Minden- Ravensberg, Diss. Hamburg, 1976
Rahe
Volkskirche
V. ist nicht »Staatskirche«. Diese hat in Deutschland mit dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments 1919 ihr Ende genommen. Seitdem versteht sich die Ev. Kirche in Deutschland als freie Kirche im freien Staat. V. ist aber auch nicht —> Freikirche im angelsächsischen Sinne dieses Wortes, sofern sich dieser Begriff auf eine mehr vereinsmäßige Verfassung bezieht. Der Ausdruck »Landeskirche« ist darum zutreffend, weil das ev. Kirchentum gebietsmäßig gegliedert ist und innerhalb des jeweiligen Territoriums alle Evangelischen, sofern sie nicht aus der Kirche austreten, als Glieder der Landeskirche gezählt werden.
Die Schwächen der V. sind einsichtig. Ihre
Mitgliedschaft ist unverbindlich. Die Grenzen zerfließen, Gewohnheitschristentum läßt lebendigen Glauben ersterben. Missionarisches Engagement ist wenig wirksam. Wo jedermann zur Kirche gehört, droht niemand sie ernstzunehmen. Als Folge droht ein innerer und äußerer Substanzverlust. Man spricht von stiller Erosion der V. und verweist auf die wachsende Zahl der Kirchenaustritte.
Demgegenüber müssen aber auch die Chancen volkskirchlicher Verfassung im Sinn behalten werden. Die V. ist offene Kirche, Kirche des freien Angebots, Kirche für alle, Kirche für andere. Sie ist nicht auf einzelne Gruppen des Volkes beschränkt und nicht von dieser oder jener subjektiven Einstellung, sei es der Frömmigkeit und der Moral, sei es der Weltanschauung und der politischen Haltung ihrer Mitglieder abhängig. Zwar ist sie nicht dagegen gefeit, den Versuchungen des Zeitgeistes zu verfallen - gerade die deutsche Kirchengeschichte ist des bis in die jüngste Zeit hinein Zeuge -, aber auch in Krisenzeiten bleibt sie, wie etwa der —> Kirchenkampf in der Zeit des Nationalsozialismus erweist, offen für Bewegung, Wandel und Neuanfang. Jesus Christus hat es nach dem Zeugnis des NT mit dem Volke zu tun. Seine Sendung weist an alle Völker. Eine Kirche, die sich um ihn sammelt und von ihm sich senden läßt, kann darum nur Kirche für andere, Kirche für alle und in diesem Sinne V. sein. Entscheidend freilich bleibt, daß sie zunächst seine Kirche ist und bleibt, sein Bekenntnis pflegt und seine Wahrheit festhält. Bekenntniskirche ist daher kein Gegensatz, sondern eine fruchtbare, tragende Ergänzung zur V. Auch schließen sich Kerngemeinde und volkskirchliche Verfassung nicht aus. Vielmehr erlaubt gerade die Sammlung um die Mitte die Öffnung für den Rand.
Lit.: Bericht über die Freiburger Synode 197 s — H. Hild, Wie stabil ist die Kirche?, 1974
Thimme
Volksmission
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BEGRIFF UND GESCHICHTE Der Begriff Volksmission stammt aus der Zeit der Gegenreformation in der kath. Kirche. Gegenüber dem religiösen und sittlichen Verfall sollte die V. helfen, das geistliche Leben zu erneuern und zu vertiefen. - Auf ev. Seite wurde der Begriff V. von Gerhard Hilbert aufgenommen, der 1916 eine Programmschrift »Kirchliche V.« veröffentlichte. Er definierte: »V. ist die Mission, die die —> Volkskirche an sich selbst und an ihrem Volk zu treiben hat.« In der fortschreitenden Entfremdung der Massen vom Christentum erblickte Hilbert - wie 1848 schon J. H. —» Wiehern - eine missionarische Herausforderung (»Deutschland ist Missionsland und wird es bleiben«), die eine neue Einstellung von der Kirche erfordere: Sie dürfe nicht mehr nur »pflegen« wollen, sondern müsse »erobern«, wobei es um die »Hinführung aller Glieder der Volkskirche zum persönlichen Glauben« sowie um die »Schaffung wahrhaft lebendiger Gemeinden« gehe. Geeignete Mittel dazu seien die —> Evangelisation, die mit —> Apologetik verbunden werden müsse, sowie eine gemeindliche Aufbauarbeit und eine öffentliche Mission, zu der die Kirche besonders das gedruckte Wort einsetzen solle. Neben Hilbert sind als Bahnbrecher der V. besonders G. —» Füllkrug (1870-1948) und Heinrich —» Rendtorff (1888-1960) hervorgetreten. 1926 entsteht der Deutsche Ev. Verband für V., der im -» Kirchenkampf eine Gegenposition gegen den Mißbrauch volksmissionarischer Parolen durch die Deutschen Christen bezog. Die Kirchenkampfzeit brachte mit den »Ev. Wochen« und —> »Bibelwochen« neue Impulse und Arbeitsformen, die bis heute fortwirken. Historisch gesehen sind in Hilberts Programm der V. drei Ströme aus dem 19. Jh. eingeflossen: -» Erweckungsbewegung, —» Gemeinschaftsbewegung, —»Innere Mission.
2. GEGENWÄRTIGE SITUATION Heute stellt sich die V. als breiter Strom dar, der das Leben der Kirche tiefgreifend beeinflußt und teilweise auch verändert hat. Die herkömmlichen Formen der V. —» Evangelisation, —> Zeltmission, Evangelische Woche, —» Bibelwoche usw. - wurden nach 194 5 vielfach ausgebaut, abgewandelt, vertieft und korrigiert. Vor allem nahm die Bibelwoche einen ungeahnten Aufschwung. Die Ev. Woche wurde der gegebenen Situation stärker angepaßt: als »Woche des Dorfes«, »Woche der Siedlung« u.ä. Die Innere Mission führte ihre volksmissionarische Arbeit in vielen Fachverbänden weiter, oft in Verbindung mit —» Diakonie und -> Sozialarbeit. Die Evangelisation erhielt kräftige Impulse aus der Begegnung mit Billy —> Graham. Daneben entstanden neue Formen: —» Gebietsmission, Urlauberseelsorge, Campingmission, Besuchsdienst, missionarische Gottesdienste u.a.m. Charakteristisch für die neue Situation ist die Bereitschaft zu gemeindlichen Experimenten mit missionarischer Zielsetzung sowie das Entstehen von Kommunitäten, —> Bruderschaften und freien Gruppen, die Träger von V.-Aktivitäten sind (—» Marburger Kreis, —» Missionstrupp Frohe Botschaft, Christusträger, usw.).
v ZIELE
Die Ziele, denen sich die V. verpflichtet weiß, wurden in Evanston 1954 (—» ökumenische Bewegung) wie folgt definiert: a) Menschen zu Christus als ihren Heiland und Herrn bringen und sie teilnehmen lassen an seinem ewigen Leben, b) Menschen in das volle Leben der Kirche einführen, wie es in der Ortsgemeinde zum Ausdruck kommt, c) Die frohe Botschaft so verkündigen, daß sie die Gruppierung und das Bild der Gesellschaft verwandelt mit dem Ziel, menschliche Institutionen und Lebensformen stärker dem anzunähern, was Gott will. - Indem die V. den personalen Ansatz in der —» Bekehrung des einzelnen durchhält, respektiert sie die Einmaligkeit und Unvertauschbarkeit der menschlichen Existenz vor Gott (erstes Ziel). Doch weiß sie, daß Jesus Christus nicht einzelne Menschen in eine isolierte Glaubensexistenz ruft, sondern sie untereinander zur Gemeinschaft seines Leibes verbindet (zweites Ziel). Ebenso geht sie davon aus, daß der einzelne immer in übergreifende politische und soziale Zusammenhänge eingeordnet ist, deren Einbeziehung in die missionarische Arbeit der Universalität des Heilswerks Christi entspricht (drittes Ziel).
4. ORGANISATION
Unbeschadet der Erkenntnis, daß die Gemeinde selbst Trägerin des missionarischen Dienstes an ihrer Umwelt ist, sind in fast allen Landeskirchen Ämter für V. eingerichtet, die für die Entfaltung des evangeli- stisch-missionarischen Dienstes besondere Verantwortung tragen. Daneben stehen andere Träger der V.: Kirchliche Werke und Verbände, freie evangelistische Vereinigungen, Arbeitszweige des Diakonischen Werkes, —» Bruderschaften und Kommunitäten. Alle diese Organisationen sind - mit wenigen Ausnahmen - in der —» Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste zusammengeschlossen, die zugleich einen Fachverband des Diakonischen Werkes darstellt.
Lit.: E. Beyreuther, Kirche in Bewegung, Geschichte der Evangelisation und Volksmission, 1968 - H. J. Margull, Theologie der missionarischen Verkündigung, 19s9 - H. H. v. Goessei/A. Stephan, Die missionarische Dimension, 1965 -H.
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Ulrich, Missionarische Existenz heute, 1975 - Auftrag und Dienst der Volksmission, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste, 1974
Ulrich
Vollkommenheit -> Heiligung Vollmacht
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IN DER BIBEL:
V. ist ursprünglich ein Wort oder ein Handeln, das aus göttlichem Recht abgeleitet wird (Mk 1,22: »er lehrte mit Vollmacht«; Mk 11,28: »aus was für Vollmacht tust du das?«). Es geht dabei um die Legitimation und die Gewißheit, die aus göttlichem Recht abgeleitet wird (Joh 1,12: »denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden«). Diese Legitimation vollzieht sich im Ursprung verborgen, sie wird offenbar in der Ausdrucksform eines Wortes, einer Handlung, eines Leidens im Raum einer umkämpften —» Geschichte. Sie ist abgegrenzt gegenüber anderen Ansprüchen, die nicht von Gott legitimiert sind und daher unberechtigt sind. Der Träger der V. spricht und handelt unter -» Berufung auf den »Namen Gottes« oder wendet die Botenformel an: »So spricht der Herr« bzw. »Ich aber sage euch«. Der Bote verlangt Gehorsam gegenüber seinem Auftrag, wird bestätigt durch Zeichen, verheißt Gottes Segen und warnt vor Gottes Vergeltung. Auf jeden Fall hat man zunächst die —* Berufung im Auge zu behalten (Mose, Jesaja, Jeremia, Paulus). Sie entfaltet dialogartig eigene Gesetze, obwohl keine Berufung ganz einer anderen gleicht. Damit ist gleichzeitig eine Bevollmächtigung der Boten gegeben (auch eine Reinigung, eine —> Heiligung, eine Aussonderung, eine Stärkung). Mit der Berufung und Bevollmächtigung ist ein konkreter Auftrag gegeben: der Prophet wird zum »Mund Gottes« und Gott legt ihm seine Absicht und seine Worte in den Mund (Jer 1,17: »predige ihnen alles, was ich dir gebiete«). Auch die Anfechtungen, die der Prophet erdulden wird, werden ihm angekündigt, denn Gottes Auftrag führt zu Spannungen gegenüber der Umgebung, den Hörern, ja auch gegenüber dem eigenen Empfinden des Propheten selbst (Jer 20,7ff.). Drei Ämter sind es, die in besonderer Weise V. beanspruchen: a) der Prophet, b) der Priester, c) der König. Diese drei Ämter sind die Grundlage der kirchlichen Christologie. Der Priester, der König und der Prophet werden in ihr Amt eingesetzt, beauftragt, von Gott selbst geschützt und gesegnet. Aber auch der Weisheitslehrer kann auf Erkenntnis, Erfahrung und gültige Aussage zurückblicken, wie die Lehrbildung erweist. Im Judentum und Urchristentum bildet sich ein bestimmtes Botenrecht heraus: a) der Gesandte hat den gleichen Anspruch wie der Sender; die Ehre bzw. die Mißachtung des Gesandten trifft den Sender selbst, b) Der Gesandte weiß, woher er kommt und wohin er geht, d.h. er weiß um seinen Ursprung und um sein Ziel, er muß Rechenschaft ablegen vor dem Sender, von dem er ausgeht, ist also bis ins kleinste an seinen Auftrag gebunden (Joh 8,14; 13,16). c) Das Zeugnis des Boten stimmt mit dem Zeugnis des Senders überein, es hat die gleiche Rechtskraft (Joh 10,30: »ich und der Vater sind eins«). Alle Evangelien kämpfen um die Autorität und V. Jesu Christi als des letzten und endgültigen Gesandten Gottes. Die Würdetitel Jesu beschreiben diese V. Jesu in verschiedenem Zusammenhang (z.B. nach Ostern Joh 20,28: »mein Herr und mein Gott«). Wichtig ist ferner die Übertragung der V. im Alten und im Neuen Bund: der Geist des Elias ruht auf Elisa (2Kön 2,iff.; 2,9ff.), Johannes der Täufer weist auf den Stärkeren hin, der nach ihm kommt (Mk i,7ff.), Jesus gibt seinen Jüngern V. über unsaubere Geister (Mk 6,7), Paulus schickt seine Mitarbeiter als seine Boten aus (iKor 4,17; Kol 1,7). Derartige Übertragungen der V. vollziehen sich ständig. Mit der Entstehung und Ausbreitung der Kirche ist außerdem die Einsetzung von Ältesten, Bischöfen und Diakonen verbunden (iTim 1,18; 4,6ff.). Die Institution der Kirche mit der Einsetzung der Ämter bringt neue Maßstäbe mit sich: der Amtsträger wird Vorbild der Glaubenden in Wort und Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit (iTim
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. Die Begnadung, die dem-»Amt anvertraut ist (iTim 4,14), soll allen Menschen eindrücklich werden. Zusammenfassend läßt sich sagen: a) Gott gibt zu allen Zeiten Aufträge und V. an seine Gesandten weiter.
Himmlische und irdische Boten nehmen an diesen Aufträgen und an der V. Gottes teil. Vor allem ist daran zu erinnern, daß zwischen Gut und —» Böse, zwischen Himmel und Erde, zwischen Licht und Finsternis eine letzte Auseinandersetzung mit zunehmender Schärfe stattfindet, in die jeder Mensch verstrickt ist. b) Irdische Gewalten (politische und religiöse Strömungen) beanspruchen hier auf Erden eine Herrschaft, die letztlich dem Evangelium feindlich gegenübersteht. Wir lernen in diesem Fall zwischen der Herrschaft Gottes und dem Anspruch zeitlicher Mächte, zwischen der V. Gottes in seinen Geboten und irdischen Gewalten zu unterscheiden. Gottes V. hat immer die Gewalt des biblischen Wortes hinter sich, irdische Zeitströmung verfügt über die Machtmittel dieser Welt. V. bleibt also ein kritischer Begriff, c) Unvergleichlich und einzigartig bleibt die V. und Gewalt des Sohnes (Mt 28,18-20). Sie wird als solche nur dem biblischen Wort und dem —» Geist Gottes auf Erden anvertraut. In seiner Fleischwerdung, in der Sendung des Geistes, in seiner Erhöhung offenbart sich die V. Jesu Christi hier auf Erden. Wohl aber verleiht Gott prophetische, charismatische V. auf Erden (iKor 12,28-30). Auch im Raum der Institutionen bleiben dem kirchlichen Amt Möglichkeiten offen, durch Wort und —» Sakrament dem Willen Gottes Bahn zu brechen.
1. IN DER KIRCHE:
Entscheidend bleibt die Frage, ob Gott auch heute noch innerhalb der Kirche Jesu Christi, so wie sie im Laufe der Jahrhunderte sich ausgestaltet hat, durch Wort und Sakrament V. verleihen kann. Oder ist durch vielfache Abirrungen und Spaltungen, Fehlentwicklungen und menschliches Versagen die kirchliche V.* längst verlorengegangen? Wer diese Frage ernst nimmt, weiß sich mit Luthers erster These unter den radikalen Bußruf gestellt. Wer diese Frage durch falsche Sicherheit oder durch Schwärmerei verleugnet, geht selbst der Verheißung des Evangeliums verlustig. Solange wir in den Raum der ev. Kirche getauft werden, wissen wir uns an die Bekenntnisse unserer Kirchen gebunden und berufen uns auf die Väter, die zu allen Zeiten denselben Weg des Glaubens gegangen sind. Wir trauen dem Evangelium zu, daß Gott die Verheißung seiner V. auch heute noch dem kirchlichen Amt schenken kann, wenn es sich seiner Niedrigkeit und seiner Bedrängnis bewußt bleibt und sich allein der Gnade Gottes getröstet. Über alle Grenzen und Schwierigkeiten hinweg arbeitet auch heute noch der Geist Jesu Christi vor allem in der —» Mission, wo auch gegenwärtig der Auftrag Jesu Christi seine Gültigkeit bewahrt. Wir bekennen uns zum Martyrium der Brüder, die verfolgt werden und denen der Geist Gottes in besonderer Weise geschenkt wird. Wir bekennen uns zur —> Diakonie, die den Liebesdienst Jesu dem Armen und Notleidenden weitergibt. Mission, Martyrium und Diakonie dürfen in Sonderheit erfahren, daß Gott vollmächtiges Handeln schenken kann. Prophetische Gaben werden zu allen Zeiten notwendig sein; —» charismatische Aufbrüche entsprechen der kirchlichen —» Erweckung. Die Frage nach der kirchlichen V. muß also zu allen Zeiten neu gestellt und beantwortet werden. Bußfertige Prediger können sie wohl stellen, Gott allein kann sie beantworten.
O. Michel
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