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B
Baader, Franz Benedikt Xaver von, * 27.
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1765 München, t 23. 5. 1841 ebda, kath., studierte zuerst Medizin (Dr. med. Ingolstadt, 1785), dann Bergbau, Oberbergrat in München, 1820 pensioniert, nachher philosophischer Schriftsteller, Vorlesungen an der Universität München, stark beeinflußt von Boehme, Oetinger und Schelling, scharfer Kritiker Kants. B. ist einer der prägnantesten Vertreter des romantischen Organismusgedankens. Er lehnt sowohl den Liberalismus der Radikalen ab, der zur —> Revolution und zur Zerstörung aller Gemeinschaft (auch im Völkerleben) führe, wie auch die Despotie, den Absolutismus (daher auch die Unfehlbarkeit und »Diktatur« des Papstes), weil sie das schöpferische und harmonische Wachstum unterdrücke. Stattdessen bejaht er die Evolution und die Mannigfaltigkeit im Gesamtleben, wie sie in der Natur vorgebildet ist. In sozialer Hinsicht verficht er den korporativen Gedanken, dem die relative Selbständigkeit der Stände und Gruppen innerhalb einer staatlich-gesellschaftlichen Kooperation entspricht. Als einer der ersten warnte er vor den Gefahren der einseitigen Geldwirtschaft und der Industrialisierung, die ebenso zur Desintegration der Gesellschaft führen werde wie die als Gegensatz hervorgerufene Proletarisierung der Arbeiterschaft (-» Soziale Frage). Schon 1834/35 ersucht er die Regierung um Maßnahmen gegen die Verarmung der Arbeiter. Der Grund der Revolution liege nicht im Regierungssystem, sondern im Mißverhältnis der vermögenslosen Arbeiter zu den vermögenden Gesellschaftsklassen (W.VI, 129). B. ist sich aber bewußt, daß die harmonische Ordnung, wie sie ihm vorschwebt, letztlich im Religiösen wurzeln muß, weil Gott der schöpferische Urgrund alles Lebens, die Kraft der Liebe ist.
Lit.: Baader, Werke I-XI, 1850-1860-A. Schlat- ter, Die philosophische Arbeit seit Descartes, 19594 - E. Klamroth, Die Weltanschauung Franz von Baaders . . ., Diss. Berlin 1965 (mit Literatur).
Flückiger
Bäckermission -> Berufsmissionen.
Baedeker, Friedrich Wilhelm, ‘3.8.1823 Witten/Ruhr, f 9-10.1906 Clifton (England).
—» Evangelist. B. stammt aus einer Gelehrtenfamilie. Ein starker Wandertrieb führt ihn 1854 nach London, von dort nach Australien, das er vier Jahre lang durchzieht. 1859 gründet er in dem westenglischen Badeort Weston-super-Mare ein College. In Freiburg erwirbt er den Dr. phil. Durch Lord —» Radstock zu Christus geführt, geht B. zunächst als Evangelist nach Deutschland zurück. 1877 siedelt er mit seiner Frau nach Rußland über, wo es zu einer —> Erwek-
Friedrich Wilhelm Baedeker
kungsbewegung in Kreisen des Adels gekommen war. Dann besucht B. die Arbeitslager und Gefängnisse von Finnland bis zur Insel Sachalin, um mehr als 40000 Gefangenen das Evangelium zu sagen. - r 886 ist B. an der Gründung der —> Blankenburger Allianz beteiligt.
Lit.: Ringwald, Menschen vor Gott II208,1958-F. Hauss, Väter der Christenheit, 1959 -
Rothenberg
Bahnauer Bruderschaft
Im Gefolge der ostpreußischen —> Erwek- kungsbewegung wurde 1906 von Pfr. Carl Lange das »Evang. Gemeinschaftsbrüderhaus« in Pr. Bahnau/Ostpr. gegründet. Die dort ausgebildeten Prediger schlossen sich zur Bahnauer Bruderschaft zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg entstand in Unter-
weissach (Neugründer Pfr. Max Fischer) ein neues Zentrum der Bruderschaft. Sie ist Trägerin der »Evang. Missionsschule», in der junge Männer zum Verkündigungsdienst in Kirche, Gemeinschaftsbewegung und Mission ausgebildet werden. Nach der 4jährigen theol. Ausbildung folgt ein Anerkennungsjahr, das in der Regel mit der Ordination und Aufnahme in die Bruderschaft endet. Die Bruderschaft sieht ihren Auftrag neben der missionarischen Verkündigung u.a. auch darin, die Verbindung zwischen —> Pietismus und —> Theologie zu suchen und zu pflegen. Norm allen Dienstes der Bruderschaft und Ausbildungsgrundlage in der Missionsschule ist die für Lehre und Leben verpflichtende Bindung an die Heilige Schrift gemäß den reformatorischen Bekenntnissen und der Theologischen Erklärung von Barmen 1934. Die Bruderschaft hat ca. 300 Glieder im In- und Ausland. Zur Ausbildung in der Missionsschule sind jeweils etwa 40 Brüder.
Bittighofer
Bahnhofsmission
Durch Pastor Joh. Burckhardt, der dem »Verband ev. Jungfrauenvereine« Vorstand, wurde 1894 in Berlin die erste B. gegründet. 1897 entstand der »Verband ev. deutscher
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« - Die Sorge um junge Menschen, die vom Land in die Großstädte abwanderten und dort der Ausbeutung und Verführung ausgesetzt waren, ließ die B. entstehen; Seelsorge durch Mahnung, Warnung und Tröstung hat sie bisher begleitet. Zum seelsorgerlichen Zuspruch kam in der Folgezeit, bes. während und nach den Kriegen, die Fürsorge für Flüchtlinge und Umsiedler. Alte und kranke Reisende sowie Mütter mit Kindern werden besonders betreut. Auf allen großen Bahnhöfen stehen Aufenthaltsräume, Übernachtungsmöglichkeiten und Kaffeeausschank zur Verfügung. Fahrschüler können in der B. ihre Aufgaben machen. - In der BRD bestehen 115 B.en, in der Regel gemeinsam mit der kath. B. 22 5 ev. Bahnhofsmissionarinnen leisten mit über 3000 freiwilligen Helfern den Dienst. Die Geschäftsstelle befindet sich in Stuttgart.
Lit.: Diakonie 2, 1976 - M. Gerhardt, Ein Jahrhundert Innere Mission, 1948, Bd. 2, S. 134
Möller
Baptismus/Baptisten
I. Kennzeichen
Die B. sind durch folgende Überzeugungen
und Eigenarten zu kennzeichnen: 1. die Schrift ist alleinige Autorität und Norm; 2. sie bilden selbständige (= independente, oder autonome), auf Freiwilligkeit basierende Ortsgemeinden, die nur lose zu einem Bund zusammengeschlossen sind; 3. sie praktizieren die —» Taufe der Glaubenden und verwerfen die Säuglingstaufe. Diesem auffallendsten Merkmal verdanken sie ihren Namen, den sie von Außenstehenden erhielten. Sie sind jedoch nicht so sehr eine Tauf- als vielmehr eine Gemeindebewegung; 4. Taufe und Abendmahl werden nicht als Sakrament, sondern als Zeichen verstanden. Überhaupt haben B. wenig Verständnis für Sakramental-Liturgisches; 5. als —» Freikirche fordern sie Freiheit des Gewissens, Gleichberechtigung der Konfessionen, Religionsfreiheit und Trennung von —> Kirche und Staat; 6. in Ländern mit -» Volkskirchen lehnen sie Doppelmitgliedschaft ab.
n. Ursprung und Entwicklung in England
Der Baptismus entstand auf dem Boden der vielfältigen puritanischen Reformbemühungen. John Smyth war mit seiner Separatistengemeinde von England nach Amsterdam ausgewichen, wo er 1608/9 zuerst sich selbst und dann seine Anhänger in der Erkenntnis taufte, daß die Gemeinde nur aus Heiligen bestehe und die Taufe auf diese zu beschränken sei. Smyth bereute später unter Einfluß holländischer —» Mennoniten (Waterländer) seine Selbsttaufe. Sein Freund Thomas Helwys ging mit einigen Anhängern 1612 nach London zurück, wo sie für Gewissens- und Willensfreiheit sowie den Heilsuniversalismus (»General Baptists«) eintraten und mehrere Gemeinden gründeten. Unabhängig davon bildeten sich Baptistengemeinden, die an der strengen Lehre der —» Prädestination festhielten, für die also die Möglichkeit des Heils nicht allgemein (= general) offensteht, sondern nur denen, die besonders (= particular) erwählt sind (»Par- ticular Baptists«).
Die Taufe durch Untertauchen übernahmen die frühen B. von einer holländischen Religionsgemeinschaft, den Rijnsburger Kolle- gianten. Versuche der Mennoniten, die B. für den Pazifismus zu gewinnen, mißlangen. Die B. unterstützten im allgemeinen Cromwell, dessen Diktatur sie allerdings verwarfen, da sie für Religions- und Gewissensfreiheit sowie die Freiheit der Presse (der
Dichter John Milton) eintraten. In der Restaurationszeit mußten sie Verfolgungen über sich ergehen lassen. Im Gefängnis entstand durch John Bunyan eines der meistgelesenen Erbauungsbücher der Christenheit, die »Pilgerreise«. Durch die Toleranzakte 1689 erlangten die B. und andere Gruppen die Freiheit der Religionsausübung. Die Zeit des Rückgangs wurde durch die Erwek- kungsbewegung des -» Methodismus um John Wesley überwunden. Durch die Gründung einer eigenen Missionsgesellschaft (r792), durch Beteiligung an der London Missionary Society sowie an der British and Foreign Bible Society und durch den persönlichen Einsatz William Careys trugen die B. wesentlich dazu bei, das »Jahrhundert der protestantischen Mission« einzuleiten. Gemeinsam mit den Methodisten verhinderten die B. durch ihren Einsatz in den Proletariervierteln der Industriestädte das Abgleiten der englischen Arbeiterschaft in den —» Atheismus. Außerdem war die Sklavenbefreiung wesentlich ihr Werk. Unter dem Einfluß John Cliffords (1836-1923) und
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H. -» Spurgeons kam es 1891 zur Gründung einer Union, der sich fast alle Particu- lar und General Baptists anschlossen. I
School) und der —>• Evangelisation (—»■ Moo- dy, Torrey, —> Graham, Baptist Jubilee Ad- vance) kennzeichnende Aktivitäten der Gemeinden. Von England und Amerika aus wurde der Baptismus nach Afrika, Asien und Lateinamerika verpflanzt.
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Die Ausbreitung ostwärts Als J. G. —> Oncken, 1834 von dem Amerikaner Barnas Sears in der Elbe getauft, im Jahre 1849 gedrängt wurde, einen Bund der Baptistengemeinden auf dem Kontinent ins Leben zu rufen, erschienen Abgeordnete aus Dänemark, später auch aus Holland, der Schweiz, Österreich, Polen, Rußland und der Türkei (Balkan). So stark war die Ausstrahlung der ersten Baptistengemeinde in Deutschland. Onckens Mitarbeiter waren J. —» Köbner, der Gründer der Gemeinde in Kopenhagen und E.W. -» Lehmann, Gründer der Gemeinde in Berlin. Handwerksburschen mit Reisepässen, von Oncken getauft und ordiniert, zogen über Ostpreußen nach Litauen und in die Baltenländer. - Von England brachte Oncken die —» Sonntagsschule und die klare Gemeindeform der —> Independenten mit. Wichtig war außerdem, daß er sich bei den Methodisten in London um 1820 bekehrt hatte und so Anschluß an die Erweckung erhielt. Für den Baptismus östlich des Rheins hatte das zur Folge, daß die calvinistisch lehrenden B. in Friesland, die im —> Pietismus wurzelnden Gemeinden Württembergs, die vom Darbysmus (-* Dar- by, —» Versammlung) beeinflußten rheinischen B. und die aus der ■—> Brüdergemeine stammenden preußischen Kreise sich durch das Eine Wort und den Einen Geist verbunden wußten. Der »Oncken'sche Baptismus« blieb bis heute von ernsten Spaltungen verschont. - 1938 kamen die pfingstlich ausgerichteten —> Elim-Gemeinden zum Bund. 1942 schlossen sich die deutschen B. mit dem größten Teil der »Brüderbewegung« (—> Versammlung,) zum neuen Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zusammen. Nach 1945 lösten einige Kreise die Verbindung wieder. - Die —» Ausbildung der Pastoren erfolgt an den Theologischen Seminaren in Hamburg und Buckow (DDR), an dem Theologischen Seminar in Rüschlikon (Schweiz) oder an den Ev.-Theolog. Fakultäten (mit anschließendem Seminarbesuch).
Im russischen Raum wurde der —> Stundismus integriert, nachdem Oncken 1869 mennonitische Gemeinden in der Ukraine besucht und getauft hatte. Im Kaukasus ließ sich 1867 N. J. Woronin, aus molokani- schem Herkommen, als erster taufen. Dieses Datum gilt als Geburtsjahr des ostslawischen Baptismus. J. T. Rjaboschapka und M.
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Ratuschnyj gelten als markante Vertreter der Anfänge, V. G. Pawlow und Iwanow Klyschnikow der folgenden Generation. Im Petersburger Raum wurde in den 70er Jahren die Erweckung in Adelskreisen um den Engländer Lord —» Radstock bedeutsam, die durch die Wirksamkeit von Oberst Paschkow und Graf —► Korff auch den einfachen Menschen erreichte. Aus diesem Kreis gingen später die —> Evangeliumschristen hervor, deren Gründer und langjäriger Leiter —> Prochanow war. Wiederholte Bemühungen (1884 und nach 1920) um Einigung der Gruppen scheiterten. Erst 1944 gelang das Einigungswerk; 1945 schlossen sich pfingst- liche Taufgesinnte und 1963 die Mennoni- ten-Brüder dem »Allunionsrat der Evange- liumschristen/Baptisten« an. Eine wegen staatlicher Registrierung seit den 60er Jahren währende Spaltung (unregistriert: Rat der Kirchen, vormals Initiativniki) ist noch nicht behoben. Die Mitgliederzahl des Bundes wird auf über 650000 geschätzt. I II
schen Freikirchen bilden sie die Vereinigung evangelischer Freikirchen (seit 1926). Am stärksten sind die Gemeindeglieder durch die Ev. -» Allianz mit Christen anderer Prägung verbunden.
Lit.: E.A. Payne, The Fellowship of Believers, 1945 - R.G. Torbet, A History of the Baptists, 196 s6 - W. Lumpkin, Baptist Confessions of Faith, 1959 - H. Luckey, J. G. Oncken und die Anfänge des deutschen Baptismus, 19583 - J. D. Hughey, Die Baptisten, 1964 - W. Scheffbuch, Christen unter Hammer und Sichel, t972 - H. Brandenburg, Christen im Schatten der Macht, 1974 - G. Balders, Der Bund Ev.-Freik. Gemeinden. In: H. B. Motel, Glieder an einem Leib, 1975, S. 95—x33 - W. Kahle, Ev. Christen in Rußland und der Sowjetunion, 1978 -
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Balders, Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland, 1984 Luckey f/Geldbach Barth, Christian Gottlob, * 31. 7. 1799 Stuttgart, f 12. 11. 1862 Calw, Pfarrer (1834-1838 in Möttlingen, Vorgänger von
J.Chr. —» Blumhardt), Schriftsteller, Vertreter des schwäbischen —» Pietismus. Das Pfarramt gab er auf, um sich ganz dem »Cal- wer Verlagsverein« (gegr. 1833) zu widmen. Als Verfasser und Herausgeber christlicher Literatur, vor allem von Kinderschriften und Schulbüchern, setzte er sich unermüdlich für die Jugend ein. 1825 war es schon auf seine Veranlassung hin zur Gründung eines »Vereins zur Rettung verwahrloster Kinder« (Anstalt in Stammheim) gekommen. Bei Basler Missionsfesten sind zwei seiner bekanntesten Lieder entstanden: »Der du in Todesnächten« und »Zieht fröhlich hinaus«.
Lit.: J. Roessle, Von Bengel bis Blumhardt, 19664, S. 3 57 ff- Breymaier
Barth, Karl,
I. Leben und frühe Theologie Karl Barth, *10.5.1886 Basel, f10.12.1968 ebda. Theologiestudium in Bern, Berlin, Tübingen und Marburg, u.a. bei den liberalen Theologen A. von Harnack und W. Herrman. In Marburg auch Einflüsse des Neukantianismus, der alle übersinnliche (metaphysische) Erkenntnis ablehnt. Ab 1911 Pfarrer in Safenwil (Aargau). Wirksamkeit im Geist des religiösen —» Sozialismus, wie -> Blumhardt d.J. und Kutter ihn vertraten. —> Kierkegaards und Overbecks Gedanken verstärken die Kritik am christlichen Bürgertum. Ringen um den eigenen Weg auch aus persönlicher Predigtnot: Wie soll man von dem unerkennbaren Gott reden? Der Römerbriefkommentar (i.Aufl. 1919,2. stark überarbeitete Aufl. 1922) markiert den Durch-
Karl Barth
bruch. In seiner »Theologie der Krise«« verkündet B. das radikale göttliche Gericht über alles irdisch Zeitliche, besonders auch über Religion und Frömmigkeit (—> Geistliches Leben). Die —» Offenbarung Gottes in Christus kommt senkrecht von oben. Sie ist wie bei Kierkegaard, aber im Unterschied zum NT (vgl. Joh 1,14; ijoh 1,1-3) völlig unanschaulich, indirekt und verhüllt. Das Wort Gottes erscheint in menschlicher Rede gebrochen. Was in Gott beisammen, ja eins ist wie Ewigkeit und Zeit, Gericht und Gnade, Zorn und Liebe, Tod und Leben, das zeigt sich im Denken als dialektischer Gegensatz. Die Wurzeln dieser Dialektik sind griechisch und nicht biblisch, und sie kann sehr wohl auch zum Mittel werden, durch das der Mensch sich der direkten Gottesbegegnung und Gottesgemeinschaft entzieht. Das hat Karl —> Heim gesehen.
1921 wurde B. als Professor nach Göttingen berufen, 1925 nach Münster und 1930 nach Bonn. Weggenossen wurden vor allem Eduard Thurneysen (1888-1974), anfangs auch
R. —> Bultmann, Friedrich Gogarten (1887-1967) und der Zürcher Systematiker Emil -> Brunner (1889-1966). Brunner betonte am Gottesverhältnis das freie, personale Gegenüber zwischen Gott und Mensch. Darin sah er die Gottebenbildlichkeit und den Anknüpfungspunkt für die Verkündigung, fand aber den Widerspruch B.s. Als die Dialektiker sich trennten, ließen sie auch ihre gemeinsame Zeitschrift (Zwischen den Zeiten 1922-33) wieder eingehen. Seit 1933 nahm B. führend am deutschen -> Kirchenkampf teil. Er wurde deswegen 193 5 in Bonn abgesetzt und wirkte seither in Basel.
n. Die Kirchliche Dogmatik (KD I-IV mit Teilbänden) erschien ab 1932 (unvollendet, 12 Bände) und entfaltet die Lehre vom Wort Gottes, von Gott, von der Schöpfung und der Versöhnung. Es fehlt die Erlösungslehre. Dogmatik ist kritische Funktion der Kirche und ihrer Verkündigung. Kriterium ist das Wort Gottes Heiliger Schrift, in dem der dreieinige Gott sich offenbart. Gottes freier Gnadenbund in Christus ist Inhalt dieser Offenbarung. Er ruht in Gottes ewiger -» Erwählung, gewinnt zuerst Gestalt im Alten Bund und endgültig im Neuen durch die Menschwerdung Gottes und das Versöhnungsgeschehen am Kreuz. Die —» Schöpfung ist äußerer Grund des Bundes. Im Unterschied zu den Reformatoren wird natürliche Gotteserkenntnis abgelehnt. Nur durch Offenbarung lernt der —» Mensch sich selber, seine Bestimmung für Gott und Mitmenschlichkeit kennen (Ebenbild). Wesensähnlichkeit mit Gott wird nur im Glauben offenbar (keine analogia entis, wohl aber analogia fi- dei und dann im Tun des Willens Gottes analogia operationis). Auch vom —> Gebot kann der Mensch nur durch Gott wissen. Die Bedeutung des —> Gewissens tritt zurück. Ethik ist Teil der Dogmatik. Die ewige Gnadenwahl gilt allen Menschen. Sie geht der Schöpfung und der —» Sünde voraus, ist seitens des Menschen unveranlaßt und kann von ihm nicht durchkreuzt werden. Das —» Böse als das Nichtige ist durch Christus erledigt, wenn auch immer noch zugelassen. Im Kreuz hat Gott die Verdammnis für sich und für den Menschen das —> Heil gewählt. Damit wird der Ernst menschlicher Entscheidung, Bekehrung und Heiligung unterschätzt, und die -> Allversöhnung kommt in den Blick. Der Mensch ist in die Geschichte Christi hineingenommen und damit gerettet, was man ihm nur noch zur Kenntnis bringen muß.
III Würdigung
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hat die theol. Landschaft des 20. Jh.s weithin geprägt, ohne jedoch das breite Kirchenvolk zu erreichen.
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Er hat mit seiner Offenbarungstheologie dem religiösen Bemühen des 19. Jh.s zu Recht entgegengehalten, daß der Mensch von sich aus —» Gott niemals erkennen und erreichen kann. Seine unbiblische Dialektik macht aber anderseits gerade das Gelingen der Offenbarung wieder fraglich.
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B.s Ruf zur —> Bibel ist von vielen gehört worden. Nicht religiöse Innenschau, sondern allein die Hl. Schrift kann uns Gott zeigen. Anderseits ist bei B. das Bibelwort doch wieder nur Menschenwort und wird deshalb zu leichthin der historischen Kritik überlassen.
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B.s Gnadenlehre lenkt den Blick des Menschen zu Recht von sich und seinem Bemühen weg, hin auf Gottes ewige Erwählung. Sie wird aber so rigoros durchgezogen, daß sowohl das geschichtliche Versöhnungswerk, als auch der persönliche Entscheidungsruf das ihnen zukommende Gewicht zu verlieren drohen. In der Bibel dagegen behalten sowohl -h» Geschichte als auch Einzelleben in Chance und Gefährdung volles Gewicht. Man kann die Gnade nicht zum Prinzip machen, sonst wird sie zur bloßen —>• Ideologie.
Lit.: K. Kupisch, K. B. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Lit.), 1971 - E. Busch, Barths Lebenslauf, 1975 - K. Bockmühl, Atheismus in der Christenheit, 1969 - W. Scott, Die Missionstheo- logie K.B.s., 1977 RSchmid
Baur, F. C. —» Liberale Theologie IA
Beck, Johann Tobias, ‘22.2.1804 Balin- gen/Wttbg., f28.12.1878 Tübingen. 1827 Pfarrer in Waldtann, 1829 Stadtpfarrer in Bad Mergentheim. 1836 auf Empfehlung des Missionsinspektors Chr. G. —> Blumhardt auf eine vom »Verein zur Beförderung christlich-theologischer Wissenschaft und christlichen Lebens« gestiftete Professur nach Basel berufen. Er sollte »wahre Wissenschaftlichkeit mit der Begeisterung des Glaubens verbinden« und ein Gegengewicht zur kritischen Theologie De Wettes bilden. 1843 Professor für Systematische Theologie und Frühprediger an der Stiftskirche in Tübingen.
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hat als theologischer Lehrer und Seelsorger bis in sein hohes Alter einen überragenden Einfluß auf mehrere Tübinger Theologengenerationen ausgeübt. Den —» Biblizis- mus des württembergischen Pietismus verband er mit einer originellen heilsgeschichtlichen Schau.
Drei Aspekte seiner Theologie fanden dabei immer wieder besondere Beachtung: Seine
Johann Tobias Beck
als »Theopneustie« verstandene Inspirationslehre der Heiligen Schrift, unter Ablehnung der orthodoxen mechanistischen Verbalinspiration. Seine Lehre vom —»Reich Gottes, dessen idealistisches Mißverständnis er ablehnte, das vielmehr »schon von Grundlage der Welt an als selbständiges Reich besteht« und erst am Ende dieser Welt mit dem Kommen Christi voll in Erscheinung tritt. Seine christliche Ethik, die er als Einheit von Denken und Wollen darstellte, und die ihn zum prophetischen Warner vor einer Verweltlichung der Kirche machte.
Lit.: B. Riggenbach, J. T. Beck, 1888 - A. Schiatter, Becks theolog. Arbeit, 1904 - G. Sentzke, Die Theologie J. T. B.s und ihr Einfluß in Finnland I, 1949
Rott
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