Wenig Theater, eher Multimediashow, der Maler Max, dessen Bilder vom Schauspieler gesehen werden und auf der Bühne ausführlich gezeigt werden
Kammerspiele
Gerg Büchner
Dantons Tod
- Der Autor:
Geb. 17. Oktober 1813 in Goddelau, Großherzogtum Hessen; Gest. 19. Februar 1837 in Zürich
- Das Stück:
Hervorragende Aufführung, schauspielerisch klasse dargeboten Robbespiere gegen Danton. Robbespiere will die Revolution brutal fortsetzen, der Lebemann Danton will nicht mehr morden. Er wird zum Tode verurteilt zusammen mit seinen Mitstreitern.
Kammerspiele
Lot Vekemans
Judas
Stück eines Monologs von Judas (nackt auf der Leiter sitzend) und seinen Überlegungen über Verrat, Glauben, Zweifel, Ehrlichkeit. Nicht überzeugend! Auch nach Lesen des Sprechtextes.
Kammerspiele
Jahrhundertbriefe
Ingeborg Bachmann und Paul Celan
Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan ist das bewegende Zeugnis zweier Menschen, die sich liebten und gegenseitig verletzten, die einander brauchten und doch nicht miteinander leben konnten. Fast zwanzig Jahre lang kämpfen sie in ihren Briefen um die Liebe und Freundschaft des anderen, wiederholt herrscht Schweigen, immer wird der Briefwechsel wiederaufgenommen - bis es 1961 endgültig zum Bruch kommt.
Philharmonie
Mariss Jansons
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Alban Berg, Violinkonzert »Dem Andenken eines Engels«
Anton Bruckner, Symphonie Nr. 9 d-Moll
Mitwirkende: Gil Shaham, Violine
Dirigent: Mariss Jansons
Tragende, sehr beeindruckende Musik nahe vor dem Tod beider Komponisten
Kammerspiele
Alain Platel
Tauberbach
Ausgangspunkt für TAUBERBACH ist die Dokumentation „Estamira" von Marcos Prado über eine schizophrene Frau in Brasilien, die auf einer Müllkippe lebt. Überleben und dabei die menschliche Würde nicht verlieren, bildet ein zentrales Thema. Eine andere Inspirationsquelle ist „Tauber Bach", ein Projekt von Artur Zmijewski mit Musik von Bach, gesungen von Gehörlosen, Musik mit einer ungeheuren Kraft
Eine tolle, beeindruckende Aufführung! Eine wahre Grenzerfahrung, der man in jeder Hinsicht ausgesetzt wird! Hässlichkeit – Schönheit, Anfang – Ende, schnell – langsam, Sprache und Tanz, Sinn des Lebens, Reichtum – Armut, alles verschwimmt
Pasinger Fabrik Lesung
Thomas Bernhard
In hora mortis
Anna-Maria Sturm (Lesende) und Wanja Slavin (Saxophon) Stimmungen im Angesicht des Todes, lyrisches Frühwerk von Thomas Bernhard, in Form von direkt an Gott gerichteter Gebete beschreibt er die Qualen und inneren Empfindungen angesichts des Todes,
Kammerspiele
Alex Ross
The rest is noise – zweite Etappe
Ein Lesemarathon mit dem Kammerspiele - Ensemble.
„The Rest is Noise: Das 20. Jahrhundert hören“ des amerikanischen Musikjournalisten Alex Ross, Kritiker des New Yorker, ist eine Reise in das Labyrinth der modernen Musik und ihrer Zusammenhänge mit den sozialen und politischen Umstürzen des vergangenen Jahrhunderts. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts, erzählt von seiner Musik.
In der zweiten Etappe von THE REST IS NOISE träumt Will Marion Cook in New York von einem „schwarzen Beethoven, von afrikanischer Sonne, bis auf die Knochen gebrannt”, während im Berlin der 20er junge Komponisten, darunter Kurt Weill und Hanns Eisler, sich Zugang zur populären Musik verschaffen und die Trennung zwischen klassischer Musik und der modernen Gesellschaft zu überwinden suchen. Interessant gemacht, interessant, das Ensemble so zu sehen, Literatur und Musik, die Auswahl bei der Wahl der Musikgeschichte bleibt etwas fragwürdig. Spielte die Marschmusik des II. WK wirklich eine so bedeutende Rolle?
Kammerspiele
Jahrhundertbriefe
Briefwechsel Thomas Bernhard – Siegfried Unseld
Sehr gute Lesung, die Finanznot und die Unzufriedenheit von Thomas Bernhard mit seinem Verlag
Werkraum Residenztheater
Nach Heinrich Mann
Die Jagd nach der Liebe
Nichts verstanden, schlechtes wirres Stück, schlechte Schauspielerleistung, nur laut; wie Schultheater, uninteressante Kostümierung und billiges, uninteressantes Bühnenbild
Einer tiefen Gleichgültigkeit gegenüber allen Möglichkeiten und ständigem Überangebot ergeben, taumelt der Millionärserbe Claude durch München. Doch auch in ihm regt sich das Verlangen nach dem starken Leben – es nährt sich an Ute und fordert so wahnhaft wie vergebens ihre Liebe. Die von Claude und Ute geteilte Sehnsucht nach Überfülle in ihrer je eigenen Jagd nach Liebe spiegelt zugleich die intensive und abgründige Beziehung zwischen Heinrich Mann und seiner Schwester Carla, einer Schauspielerin, mit der gemeinsam er den antibürgerlichen Flügel der Familie Mann bildete.
Christopher Clark
Die Schlafwandler
In den "Schlafwandlern" wechselt Clark nicht nur zwischen den Schauplätzen Berlin und Wien, London, Paris und Sankt Petersburg und zeigt, dass nicht nur Deutsche und Österreicher, sondern auch Franzosen und Russen 1914 zum Krieg bereit waren, um außenpolitische Ziele zu erreichen. Und Clark blendet nach Belgrad und beschreibt die Hintermänner des Mordes an Franz Ferdinand. Ausführlich schildert Clark die aggressive Ideologie des jungen Königreiches Serbien, die die Expansion zu einem Großserbien selbst dort forderte, wo Serben eine Minderheit stellten: in Kosovo, Albanien und Bosnien-Herzegowina, Teilen Mazedoniens und Griechenlands, Teilen Rumäniens oder in Kroatien.
In den Balkankriegen 1912/13 sicherte sich Serbien - wie seine damals ebenfalls jungen Nachbarstaaten Bulgarien, Rumänien und Griechenland - in einem Angriffskrieg einen schönen Teil des kriselnden Osmanischen Reiches. Belgrad versuchte auch Albanien zu schlucken. Serbische Truppen und Freischärler übten sich in Mord und Vertreibung gegen Nicht-Serben, bei der rund 20.000 Albaner starben. Die Ideologie der aggressiven Expansion bedeutete zwangsläufig auch den Konflikt mit dem ebenfalls auf dem Balkan expandierenden Kaiserreich Österreich-Ungarn. Einer der mächtigsten Männer Serbiens war Dragutin Dimitrijevic (Spitzname "Apis"), Kopf der den gesamten serbischen Staatsapparat durchdringenden Geheimorganisation "Vereinigung oder Tod!" und Chef des Militärgeheimdienstes.
Kammerspiele
Ferenc Molnar
Liliom
Der Autor:
Geb. am 12. Januar 1878 in Budapest; gest. am 1. April 1952 in New York
Das Stück:
Drei Jahre nach der Uraufführung von LILIOM in Budapest 1909 begann mit der Aufführung in Wien der Welterfolg dieser „Vorstadtlegende in sieben Bildern “.Liliom arbeitet als Ausrufer in einem Vergnügungspark, verliert aber seine Stellung. Als er gemeinsam mit dem Dienstmädchen Julie ein Kind erwartet, versucht er ihrer desolaten finanziellen Lage ein Ende zu setzen und plant einen Raubüberfall. Er wird erwischt und ersticht sich in einem Akt der Verzweiflung. Nach 16 Jahren Fegefeuer wird ihm eine kurze Rückkehr auf die Erde gestattet. Liliom stiehlt vom Himmel einen Stern für seine Tochter und macht sich auf den Weg.
Ferenc Molnar
Liliom
s. o. , Text gelesen
Kammerspiele
Alex Ross
The rest is noise – dritte Etappe
Januar 1936. Joseph Stalin betritt seine Privatloge im Bolschoi Theater in Moskau. Gespielt wird Lady Macbeth von Mtsensk, eine düstere, sexuell explizite und gewalttätige Oper von Dmitri Schostakowitsch. Nach dem dritten Akt, in welchem zaristische Polizisten willkürlich Leute verhaften, steht Stalin auf und verlässt das Theater. „Der Zuhörer wird verwirrt mit einem absichtlich vermasselten Lärmschwall“, schreibt die Prawda. Der Komponist spiele ein Spiel, das „ganz schlecht ausgehen könnte“. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde Dmitri Schostakowitsch sowohl als Propagandist für das Sowjetische System bezeichnet, als auch als dessen wichtigstes musikalisches Opfer. Mit dem Komponisten Schostakowitsch betritt eine emblematische Figur die europäische Bühne, und mit ihm die Frage nach dem Verhältnis zwischen Musik und Ideologie.
Leipziger Buchmesse
Herkulessaal
Musica viva
Salvatore Sciarrino und Georg Friedrich Haas
Salvatore Sciarrino (*1947)
Un' immagine di Arpocrate (1974-79)
für Klavier und Orchester mit Chor
auf Texte aus Goethes Faust und dem
Tractatus Logico-Philosophicus
von Ludwig Wittgenstein
- Pause -
Georg Friedrich Haas (*1953)
concerto grosso Nr. 1
für vier Alphörner und großes Orchester (2014)
Kompositionsauftrag der musica viva des Bayerischen Rundfunks, von Wien Modern, der Tonhalle Zürich und der Los Angeles Philharmonic Association
URAUFFÜHRUNG
Residenztheater
Max Frisch
Stiller
Theaterbesuch mit Julika.
Zusammen mit der Handspring Puppet Company, nicht ganz überzeugende Aufführung über Stiller, der sein früheres Leben verneint, nicht mehr Stiller sein will, seine Frau wieder trifft, sich in sie verliebt etc. .St,iller will nicht durch die Sicht der anderen festgelegt sein. Er betrachtet sein früheres Leben, das von den Puppen gespielt wird. Er gibt vor, nicht Anatol Stiller, sondern James Larkin White zu sein.
Kammerspiele
Georg Büchner
Woyzeck/Wozzeck
1821 ersticht der 41jährige Johann Christian Woyzeck in Leipzig aus Eifersucht seine Freundin. 1824 wird er öffentlich hingerichtet. Aus den Akten dieses Kriminalfalls destilliert Georg Büchner in den Jahren 1836/37 sein weltberühmtes Dramenfragment über den von der Gesellschaft deformierten Mörder Woyzeck. Alban Bergs Oper WOZZECK von 1921 gibt Büchners loser Szenenfolge formale Stringenz, aber Zerrissenheit und Zerfall bleiben die Themen der Wozzeck-Welt. Heiner Müller schreibt 1985 über die Möglichkeit eines Aufstandes: "WOYZECK ist die offene Wunde. Woyzeck lebt, wo der Hund begraben liegt, der Hund heißt Woyzeck. Auf seine Auferstehung warten wir mit Furcht und/oder Hoffnung, dass der Hund als Wolf wiederkehrt."
Kammerspiele
Chanter le Blues
Die belgischen Schauspieler Benny Claessens und Kristof van Boven präsentieren mit dem Miniorchester F.S.K. Lieder aus Inszenierungen, dem Lesemarathon Erfolg, Hotel Europa, Planet Utopia, Die Straße – die Stadt – der Überfall, München komplett und Dantons Tod
Kammerspiele
Sonderkonzert
Sonderkonzert des Münchner Kammerorchesters zur Biennale
Claude Vivier (1948 - 1983), Zipangu (1980)
Tristan Murail (*1947), La Dérive des continents (1974)
für Soloviola und Streicher
Louis Andriessen (*1939), Workers Union (1975)
Jani Christou (1926 - 1970), Praxis for 12 (1966)
für 11 Streichinstrumente und 1 Klavier
Kammerspiele
Ferenc/Franz Molnár
Liliom
Mit Elena angesehen, s. o.
Kammerspiele
Herbert Achternbusch
Susn
Das Leben der Susn aus dem Bayerischen Wald. Susn ist eine freie Radikale, die an den Zwängen ihrer Welt ebenso radikal scheitert wie sie gegen sie aufbegehrt. Im ersten Bild sieht man sie als 17-jährige Schülerin beichten. In einem sprudelndem Erzählfluss zieht sie eine erste Lebensbilanz und verteidigt ihre wilde Entschlossenheit, aus der Kirche auszutreten. "Ich wollte nicht länger in der Gemeinschaft derer bleiben, von denen ich weiß, dass ihr Glaube nur eine Kopfhaltung ist." Zehn Jahre später sehen wir Susn, inzwischen hoffnungsfroh vom Land in die Stadt gezogen, in ihrem Studentenzimmer. Allein. In einer Gewitternacht. Mit den Mitteln der fortgesetzten Selbstbehauptung durch Sprache entsteht eine erotische Phantasmagorie, die endet mit dem Schrei aus der Musik "Be Careful With That Axe Eugene." Weitere zehn Jahre später lebt Susn mit einem Schriftsteller, dem sein Schreiben längst zum alle anderen ignorierenden Selbstgespräch geworden ist. Im letzten Bild sitzt Susn schnapsbewehrt in einer Kirche. "Ja, oft mecht i koan Menschn mehr sehng und von koan Herrgott was wißn, aber wer solltn mir zuhörn, wenn net der Herrgott?". Achternbusch hat seine Susn mit einem Lebenshunger ausgestattet, für den es in der Welt, so wie sie sie vorfindet, nicht die entsprechende Nahrung gibt. Zugleich besitzt sie eine ungeheure Verweigerungsenergie. Das muss natürlich himmeltraurig enden. Denn: "Wahrscheinlich ist die Revolution eben doch ein jetzt täglich zu leistender Prozess und nicht ein einziger blutiger Tag auf den man hinarbeiten muss."
Kammerspiele
Alex Ross
The Rest is Noise – Folge 4
Wie klingt die Musik der Stunde Null? „Wir leben in einer Zeit, die ich nicht als einen Hauptstrom sehe, sondern als viele Ströme; oder wir sind, wenn man die Zeit schon als einen Fluss betrachten muss, an ein Delta gelangt“, sagt John Cage, der radikale Komponist der Avantgarde. Begonnen hat die Ära der Avantgarde vielleicht in einer Winternacht des Jahres 1941, als im Kriegsgefangenenlager Stalag VIII A Olivier Messians „Quatuor pour la fin du temps“ uraufgeführt wurde.
Georg Büchner
Woyzeck
Der einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell zu unterstützen versucht, arbeitet als Bursche für seinen Hauptmann. Um sich einen zusätzlichen Verdienst zu seinem mageren Sold, den er restlos an Marie abgibt, zu sichern, lässt er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen. Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck nicht nur physisch und psychisch aus, sondern demütigen ihn obendrein in aller Öffentlichkeit.
Als Marie heimlich eine Affäre mit einem Tambourmajor beginnt und Woyzecks aufkeimender Verdacht sich bestätigt, nachdem er Marie im Wirtshaus beim Tanz mit dem Nebenbuhler beobachtet hat, glaubt er, innere Stimmen zu hören, die ihm befehlen, die treulose Marie umzubringen. Weil sein Geld für den Kauf einer Pistole nicht ausreicht, besorgt er sich ein Messer, führt Marie auf einem abendlichen Spaziergang in den nahegelegenen Wald und ersticht sie dort am Ufer eines Sees.
Georg Büchner
Woyzeck
Reclam – Ausgabe gelesen
Sprechtext der Aufführung gelesen, mit dem Original identisch
Jüdisches Kulturzentrum
Orchester Jakobsplatz München
Brooklyn 1900
George Gershwin, Cuban Overture und Lullaby
Aaron Copland, Clarinet concerto und Music for the Theater
John Corigliano, Voyage
Brooklyn um 1900 – das Tor zum Land der Verheißungen: Anlegeplatz für rund zwei Millionen russische Juden; darunter befinden sich auch die Familien Gershwin und Copland, deren Söhne George und Aaron zu dieser Zeit in der neuen Welt geboren wurden.
Ein Konzert, das musikalisch und atmosphärisch die Reise in das pulsierende Brooklyn von George Gershwin und Aaron Copland macht, zwei Schlüsselfiguren der amerikanischen Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Kompositionen strahlen bis in die Gegenwart. Dort endet auch die Brooklyn-Reise, mit dem zeitgenössischen in Brooklyn geborenen Komponisten John Corigliano, laut Aaron Copland „one of the most talented composers on the scene today – a real thing.“
Arno Gruen
Dem Leben entfremdet
Unser Bewusstsein und unsere Wirklichkeit sind beherrscht von Krisen, Hass, Exzessen und Gewalt bis hin zur Verachtung des Menschlichen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Technik und Informatik beeinflussen, beaufsichtigen, befehlen uns: Das abstrakte Bewusstsein entfremdet uns unaufhaltsam dem Leben. Das Empfinden für die Wirklichkeit und das Mitgefühl für andere Menschen werden zunehmend durch ein unnatürliches und nicht mehr menschliches Bewusstsein abgewertet und unterdrückt. So nehmen wir den Ursprung unseres selbstzerstörerischen Tuns nicht mehr wahr. Das empathische Bewusstsein, dass wir als Kleinkinder verlieren, würde es uns ermöglichen, den Weg des Lebens neu zu entdecken.
Orhan Pamuk
Das stille Haus
Faruk, Nilgün und Metin besuchen im Sommer 1980, am Vorabend des Militärputsches, "Das stille Haus" ihrer Großmutter am Meer. Mit ihr, die bettlägerig ihren Erinnerungen nachhängt, verbindet die jungen Istanbuler, deren Eltern tot sind, wenig. Der von seiner Frau verlassene Geschichtsdozent Faruk trinkt und will mit dem endlosen Erzählen von Geschichten, die er im Archiv des Vorortes recherchiert, Moral und Kausalität entkommen. Seine Schwester Nilgün befürwortet als Linke eher die Tat, wenn sie nicht gerade badet und liest. Metin, der Jüngste, will als Einziger das großmütterliche Holzhaus verkaufen, um seine Träume in den USA zu verwirklichen. Voller Minderwertigkeitsgefühle versucht er, bei den rücksichtslosen Vergnügungen der lokalen Jeunesse dorée mitzuhalten.
So einsam wie die Enkel ist auch die Großmutter. Sie denkt fortwährend an ihren toten Mann, der als Arzt, Aufklärer und Ehemann scheiterte, weil er Patienten, Nachbarn und seine Ehefrau wegen ihres Glaubens verachtete. Als er resigniert mit dem Dienstmädchen zwei Söhne zeugte, prügelte die Großmutter die Frau aus dem Haus und die Söhne zu Invaliden. Einer von ihnen, der kleingewachsene Recep, führt nun aufopferungsvoll ihren Haushalt, und wird als "hinterhältiger Zwerg" beschimpft. Receps Bruder hat einen Sohn, der trotz der Armut seiner Eltern einst mit Faruk, Nilgün und Metin spielte und jetzt, obwohl er als Nationalist die örtlichen Geschäftsleute erpresst, Nilgün begehrt. Am Ende erschlägt Hasan, ohne es zu wollen, die widerstrebende Linke.
Kammerspiele
Tennessee Williams
Orpheus steigt herab
Tennessee Williams wurde am 26.03.1911 in Columbus als Thomas Lanier Williams geboren. Er starb am 25.02.1983
Das ruhige, geordnete Leben einer Kleinstadt im Süden Amerikas. Im Namen des Gemeinwohls haben die Bewohner einen Bannkreis um ihre Idylle gezogen. Das Überschreiten dieser Grenze erweist sich für alle, die diesem Leben fremd sind, als Eintritt in die Hölle. Subkutan aber immer wieder auch in brutalster Offenheit herrscht ein Klima von Angst, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Hier betreibt Lady Torrance zusammen mit ihrem todkranken, tyrannischen Mann einen Gemischtwarenladen. Als der vagabundierende Musiker Val Xavier im Ort auftaucht, gerät die scheinbar stabile Ordnung ins wanken. Lady Torrance, Tochter eines Einwanderers, erfährt, was jeder andere Bewohner längst weiß: dass ihr Mann einst der Anführer einer Gruppe fanatischer Rassisten war, die den Brandanschlag auf das Gartenrestaurant ihres Vater verübten, bei dem dieser ums Leben kam. Sie beschließt, gemeinsam mit Val, das Gartenrestaurant neu zu eröffnen. Es ist ein ebenso unerschrockener wie aussichtsloser Akt des Aufbegehrens gegen kollektive Identitäten, die sich über Rituale der Ausgrenzung stabilisieren. Und wieder rotten sich die anständigen Bürger zu einer Menschenmeute zusammen und blasen zur Hetzjagd.
Reithalle
Zeisls Hiob
Hiob - Opernproduktion der Bayerischen Staatsoper im Rahmen der Opernfestspiele
Mendel Singer, der in einem kleinen russischen Schtetl den jüdischen Jungen das Lesen der Bibel beibringt, begegnet den Widernissen des Lebens mit Gottvertrauen. Selbst, dass sich sein viertes Kind als zurückgeblieben erweist und seine gesunden Söhne zur Armee einrücken sollen, sieht er gleichmütig als gottgegeben an.
Als seine Tochter Mirjam wechselnde Liebesaffären mit Kosaken beginnt, entschließt sich Mendel zum ersten Aufbruch seines Lebens. Er folgt seinem ältesten, vor der Armee geflohenen Sohn Schemariah und wandert mit Frau und Tochter nach Amerika aus. Den behinderten Menuchim muss er wegen der Einreisebestimmungen in Russland zurücklassen.
Obwohl es der Familie in Amerika finanziell besser geht, wird Mendel dort nicht heimisch. Ihn quälen Sehnsucht nach Menuchim und ein Gefühl großer Schuld. Dann zerbricht Mendels Glück: in Europa bricht der erste Weltkrieg aus, der Kontakt zum als Soldat dienenden Jonas und die Nachrichten über den Verbleib Menuchims reißen ab, Schemariah fällt als amerikanischer Soldat, die Tochter Mirjam wird an eigenen Schuldgefühlen wahnsinnig, Deborah geht an dem Verlust ihrer Söhne zugrunde.
Mendel, der sich sein ganzes Leben lang in sein Dasein gefügt hat, bricht angesichts dieser Schicksalsschläge mit Gott und versinkt in Resignation. Ein Wunder erlöst ihn aus seiner großen Verlas-senheit: Zu Beginn des Pessachfestes, an dem Mendel lustlos teilnimmt, taucht sein Sohn Menuchim auf, an einem Sederabend, einem Fest der Erlösung, bei dem der Prophet Elijah erwartet wird. Der verloren Geglaubte ist inzwischen erwachsen und geheilt – er hat die Musik für sich entdeckt und ist erfolgreicher Komponist geworden. Angesichts dieser Wiederbegegnung findet Mendel seinen Frieden mit sich und seinem Schicksal.
Kammerspiele
Stan Douglas
Helen Lawrence
Vancouver, 1948. Helen Lawrence, eine junge Witwe, checkt unter einem Decknamen im Old Hotel Vancouver ein. Sie ist auf der Suche nach ihrem Ex-Liebhaber, dem Buchmacher Percy Walker. Er hat ihren Mann erstochen und den Mord so inszeniert, als hätte sie es getan. HELEN LAWRENCE basiert auf jahrelangen Recherchen nach verschollenen Orten im Vancouver der Nachkriegszeit, die digital wieder ins Leben gerufen werden. Man sieht, wie sich die Schauspieler hinter einer transparenten Leinwand filmen, auf der die filmische Illusion zu sehen ist. Das Resultat ist eine hochunterhaltsame, narrative Installation, ein technisches Kunststück, das wir parallel zur Ausstellung im Haus der Kunst zeigen.
Kammerspiele
René Pollesch
Gasoline Bill
Die Krise fängt bei jedem selbst an. Beim unverschämten Blick des Anderen aus dem Spiegel, der klar macht, dass nicht die Innerlichkeit, sondern das Außen zählt, und dass die stets traumatische Erfahrung der Liebe nur auszuhalten ist, solange wir es schaffen, einander fremd zu bleiben. Oder sind wir am Ende tatsächlich einfach nur Mit-Menschen, Helfershelfer oder Co-Calvinisten, die eifrig daran arbeiten, dass sich nichts ändert?
Zwischen Film-Zitaten, psychoanalytischer Theorie und hysterisierenden Überlegungen zur unerträglichen Schwierigkeit des Seins fragt René Pollesch nach den Möglichkeiten politischen Handels im 21. Jahrhundert. Nach der Möglichkeit, einen schönen neuen Kapitalismus zu kritisieren, in den man immer schon auf irgendeine Art verwickelt ist, der sich nicht mehr von außen betrachten lässt, und der alles was man sagt, fühlt oder lebt, bereits im selben Moment vereinnahmt.
Gibt es einen Ausweg? Reicht es, mit Greenpeace zweihundert Delphine zu retten, um am Ende selbst erlöst zu werden? Ist das glückliche Leben nur einen Kaffee auf einer Rabatt-Stempelkarte entfernt? Oder einen Anruf bei Domian?
Kammerspiele
Tian Gebing
Totally Happy
„Die Massen haben klare Augen“, so lautete einer der zahllosen Slogans von Mao Zedong: eine ultimative Beschwörung und Bedrohung zugleich. Das Gespenst der Masse ist in China noch immer spürbar, auch wenn die autoritäre kommunistische Ein-Parteien-Politik heute einen extrem kapitalistischen Einschlag hat und sich individualistische Tendenzen abzeichnen. Was für Erinnerungen, Missverständnisse, Sprachverwirrungen und Assoziationen entstehen, wenn deutsche Schauspieler auf chinesische Tänzer treffen und sich mit dem Thema der Menschenmasse auseinandersetzen …
Ein sehr guter, wenn auch nicht extrem tief gehender Abend in der Spielhalle, es muss Spass gemacht haben … Sehr gute Choreographie, tolle Bilder zum Thema Masse und Individuum.
Kammerspiele
Frank Wedekind
Franziska
Gegen die Wohlstandsbauch-Gesellschaft steht Jungspund Franziska schlank im Hemdchen, turnt und tänzelt, hebt ihren ersten Lover Dr. Hofmiller (Wolfgang Pregler) mit den Beinen munter in die Luft. Nachdem sie ihren sinnlichen Dammbruch hinter sich gebracht hat, wünscht sie sich, dass eine (sexuelle) Erlebnisflut auf sie einbrechen möge. Ihre Sehnsucht verspricht der chaplineske Anzugträger Veit Kunz zu stillen. Als Mann verkleidet soll Franziska ihr Grün hinter den Ohren in zwei Jahren schon loswerden. Dafür will Kunz dann ihre Seele.
Brigitte Hobmeier war wieder sehr gut, Das Stück war laut und sehr viel Klamauk. Mit der Zeit nervt die ständige Turnerei genauso wie das Dauer-Gebrüll
Kammerspiele
Ensemble
The Rest is Noise
Die erste Etappe dieser Spielzeit schließt an den Avantgarden der fünfziger Jahre an und folgt ihrem Weg in das folgende Jahrzehnt „der großen Rock-’n’-Roll-Rebellion, der sexuellen Befreiung und der psychedelischen Kultur“. Während im alten Europa Karl-Heinz Stockhausen, Luigi Nono oder György Ligeti die Grenzen der Neuen Musik auszuloten versuchen, entsteht um Morton Feldman, La Monte Young und Terry Riley eine neue US-Generation von Komponisten, die das Ritual und die Langsamkeit neu entdeckt.
Residenztheater, Marstall
Deniz Utlu
Lesung: Die Ungehaltenen
Generationenporträt, Liebesgeschichte, Einwandererschicksal, Road-Novel: Die Geschichte zweier Berliner Gastarbeiterkinder der zweiten Generation: Nach dem Tod seines Vaters taumelt Elyas orientierungslos durch seine Heimatstadt Berlin. Die Nächte verbringt er betrunken, die Tage betäubt. Der Schmerz, um den er kreist, ist nicht nur sein eigener, sondern rührt auch von der Frage, welche Spuren von der Generation türkischer Gastarbeiter in Deutschland bleiben, der Elyas‘ Eltern angehören. Nur Onkel Cemal, der alte Kämpfer, steht ihm unverdrossen zur Seite. Und in der Ärztin Aylin trifft Elyas auf einen Menschen, dem sein Schmerz vertraut ist
Kammerspiele, Werkraum
Tian Gebing, Sue Quing, Tilman Spengler
Podiumsdiskussion: Masse und Individuum
„Masse und Individuum“ – welche Vorstellungen verbinden sich mit diesen beiden Begriffen in China und Europa – insbesondere vor dem Hintergrund rasant sich verändernder gesellschaftlicher Verhältnisse? Diese Frage erörtert der Regisseur Tian Gebing mit dem Sinologen und Autor Tilman Spengler ….
Haus der Kunst
Georg Baselitz
Eines der prägenden Merkmale im Schaffen von Georg Baselitz (geb. 1938) ist die kritische Reflexion des eigenen Werks vor einem veränderten Zeithintergrund. In den vergangenen zehn Jahren hat diese Selbstanalyse einen breiten Raum eingenommen. Baselitz unterzieht darin die bestimmenden Eigenschaften der ursprünglichen Fassungen einem erneuerten formalen Zugriff. Dem einst kraftvollen Duktus und gesättigten Farbauftrag stellt er in den "Remix"-Bildern die luzide Transparenz eines Farbdrippings gegenüber, das die Motive nachgerade verflüssigt und zeichnerisch auflöst. Diese Leichtigkeit der Herangehensweise wirkt wie eine Befreiung der Darstellung von Inhalt und Bedeutung, die das eigene Denken und Schaffen in eine zeitgenössische Tonart überführt. Die sogenannten "Schwarzen Bilder", die seit Ende 2012 entstanden sind, erscheinen als eine folgerichtige Umkehrung dieses formalen Ansatzes, welche das abseitige Wesen in Baselitz' Schaffen aufruft. Die Ausstellung zeigt neben den neuen Werkreihen des Künstlers auch die parallel dazu entstandenen schwarzen Bronze-Skulpturen. Die formale und inhaltliche Erneuerung, der Baselitz sein Werk immer wieder unterzieht, wird rückschauend anhand von exemplarischen Beispielen seit Mitte der 1960er-Jahre hergeleitet.
http://www.youtube.com/watch?v=-E243mAL9Nw
Lew N. Tolstoi
Die Kreuzersonate
Liebe – die Frau damals – Eifersucht – Mord – die Zugfahrt