Maßnahmen zur Re-Integration arbeitsloser


Soziale Verortung und Rahmenbedingungen der Integrationsmaßnahmen



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Soziale Verortung und Rahmenbedingungen der Integrationsmaßnahmen


Nunmehr geht es darum, die soziale Verortung der Maßnahmen auf dem (polit- und sozial)ökonomischen Feld und der sich daraus ergebenden Transintentionen, Paradoxien und Ambivalenzen herauszuarbeiten.

Der Arbeitsmarkt, dessen Segmente und Inklusionsbedingungen


Differenzierungstheoretisch ausgedrückt stellt der Arbeitsmarkt keinen realen, aufsuchbaren Ort dar, sondern vielmehr eine spezifische Beobachtungsform, welche eine Betrachtung unter dem Aspekt des Verhältnisses der unterschiedlichen individuellen Leistungsangebote der einen versus Nachfrage und Erwartungen der anderen ermöglicht (vgl. BOMMES/SCHERR 2000: 169 unter Bezug auf LUHMANN).

Auf eine Teilnahme, respektive kommunikative Anschlussfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt sind all jene angewiesen, die über keine anderen Einkommensquellen verfügen - also immer noch die absolute Mehrheit der erwachsenen Gesellschaftsmitglieder, die den auf dem Arbeitsmarkt nachfragenden Organisationen (Unternehmen, Dienstgeber) ihre Arbeitskraft und in Berufen gebündelten Fähigkeits- und Fertigkeitskomplexe offerieren. Konsequenterweise behandelt die moderne, charakteristisch ausdifferenzierte kapitalistisch-marktwirtschaftliche Ökonomie menschliche Arbeitskraft als „Ware“ (vgl. BOMMES/ SCHERR. 2000: 168), welche seitens der Nachfrager („Arbeitgeber“) nach betriebswirtschaftlichen Kalkülen eingekauft oder eben „freigesetzt“ wird. Als soziales Kräftefeld im Sinne BOURDIEUS wird auf dem Arbeitsmarkt nach den Regeln einer für die „Arbeitgeber“ positiven Kosten-Nutzen-Bilanz (Profit) gespielt. Diese feldspezifischen Regeln stellen eine Art Zwang dar, der sich die anderen Akteure, hier vor allem die auf das Mitspielen angewiesenen Arbeitnehmer, nicht entziehen können, ohne das Spiel(Feld) zu verlassen. Derzeit bestimmen fast ausschließlich die über die elementaren Ressourcen „Kapital“ und „Produktionsmittel“ bzw. des auf Grund der Verknappung wesentlichen Machtmittels „Arbeitsplatz“ verfügenden Arbeitgeber (Unternehmer) das Spiel.

Das soziale Konstrukt „Arbeitsmarkt“ ist - wie die gesamte Sphäre der gegenwärtigen Arbeitswelt- und Arbeitsbeziehungen - von einer Trennlinie zwischen sozial-inkludierenden und sozial-exkludierenden Arbeitsformen durchzogen. Dieser Zusammenhang lässt sich anhand des von SENGENBERGER in Anlehnung an dem US-amerikanischen Entwurf von EDWARDS (1981) entwickelten Modells des dreigeteilten Arbeitsmarktes idealtypisch veranschaulichen. Die Basisidee entsprechender Segmentationstheorien besteht darin, dass es „den Arbeitsmarkt“ schlechthin nicht gibt, sondern unterschiedliche Teilarbeitsmärkte, zwischen denen ein Wechsel nicht ohne weiteres möglich ist. Bezogen auf Deutschland (und den analog entwickelten Arbeitsmarkt Österreichs) lassen sich theoretisch-analytisch drei Segmente extrahieren, nämlich der betriebsinterne, der berufsfachliche und der unstrukturierte bzw. „Jedermann-Arbeitsmarkt“ (vgl. SENGENBERGER. 1978: 15ff.). Im Gegensatz zu den ersten beiden Formen ist die Ausgangslage der im von diesen Teilmärkten relativ abgeschotteten unstrukturierten Segment beschäftigten, zumeist un- oder angelernten, in der Regel einfache Routinetätigkeiten bei geringer Entlohnung und sozialer Absicherung verrichtenden Arbeitnehmer äußerst prekär (industrielle bzw. Dienstleistungs-„Reservearmee) und durch ein extremes Ungleichgewicht der ökonomischen, sozialen und personalen Ressourcen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geprägt. Insofern stellt dieser, überwiegend Jugendlichen ohne berufliche Ausbildung, „Wiedereinsteigerinnen“ und Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund vorbehaltene Sektor in der Regel kein Sprungbrett für Erwerbsverläufe dar.

Dieses drei-segmentige, analytische Instrument lässt sich aus Perspektive der Modernisierungsverlierer des Arbeitsmarkts, also der über längere Zeit bis dauerhaft Arbeitslosen, wiederum auf ein Modell des vierstufigen Arbeitsmarktes erweitern (vgl. DIMMEL 2000. 53). In diesem repräsentiert der soeben angeführte dreigeteilte Arbeitsmarkt als „Erster Arbeitsmarkt“ das oberste Segment. Auf der darunter liegenden Ebene situiert sich das Feld der „Übergangsarbeitsmärkte“. Darunter subsumiert DIMMEL Trainingsmaßnahmen zur Erreichung und Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit sowie des Erwerbs von Arbeitsqualifikationen – also einen Teil der hier zu behandelnden arbeitsmarktintegrativen Maßnahmen. Auf der nächstfolgenden Stufe situiert sich der „Zweite Arbeitsmarkt“ mit Trainings der sozialen Integrationsfähigkeit, somit das basale Spektrum gegenständlicher Maßnahmen. Schließlich findet sich auf der untersten Abstufung der Bereich der „informellen Ökonomie“ (vgl. HERDEGEN et al. 2000). Diese Ebene liegt bereits außerhalb des Bereichs von Einrichtungen und Maßnahmen und zeigt sich in Form kurzzeitiger, ungesicherter sowie nicht-versicherungspflichtiger Beschäftigung, reicht also von „Schwarzarbeit“ über „Nachbarschaftshilfe“ bis zum „Arbeitsstrich“. Innerhalb dieser Marktarchitektur sind mehrere Karrieren denkbar. Selten jedoch findet eine Aufwärtsmobilität aus dem zweiten Arbeitsmarkt bis hin zur Regelarbeit statt. Dagegen kommt es vielfach zu „Maßnahmen- oder Recycling-Karrieren“ sowie zu einer Abstiegsmobilität bis hin zum informellen Arbeitsmarkt (vgl. DIMMEL 2000. 53).

Hinsichtlich Integrationschancen für Arbeitslose lassen sich wiederum zwei „Arbeitsmärkte“ konstruieren: Jener der Kurzfristarbeitslosen (ca. 60 %) sowie jener der Langzeitarbeitslosen mit ca. 40 % (vgl. EPPING et al. 2001: 10), wobei die Reintegrationschancen der zweiten Kategorie mit zunehmender Dauer gegen Null tendieren. Dies entspricht der griffigen Kurzbeschreibung diese „gesellschaftlich skandalösen Tatbestandes“ (BOURDIEU et al. 1997): „Wer länger arbeitslos ist, bleibt arbeitslos“. (DIMMEL. ebd.). Dieses Phänomen wirkt sich natürlich auf gegenständliche, in erster Linie auf die Kategorie der (potentiell) Langzeitarbeitslosen ausgerichteten, Maßnahmen erschwerend aus.


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