Schlagworte wie Lesekompetenz, Lesemotivation, Techniken zum Schrift- und Spracherwerb sind spätestens seit pisa in aller Mun



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Leseförderung in der Bücherei


(LiB)

Ein Projekt der Büchereizentrale Schleswig-Holstein


Projektpartner



Regine Berthold

Bücherei Sörup

Schleswiger Str. 1

24966 Sörup

Tel.:04635-2268


Mail: buecherei-soerup@t-online.de
Eva-Maria Jahn Universität Flensburg

Institut Jahn Institut für Germanistik

Sprachheil- und Lernpädagogik Auf dem Campus 1

Ergotherapie und Logopädie 24943 Flensburg

Solitüderstr 78c

24944 Flensburg

Tel.:0461-5009981

Mail: info@institut–jahn.de

www.institut-jahn.de


Cornelia Jetter

Büchereizentrale Schleswig-Holstein

Lektorat

Waitzstr.5

24937 Flensburg

Tel.:0461-8606-166

Mail: jetter@bz-sh.de
Südenseeschule Sörup
Inge Hamann

Gisela Tiedemann

24966 Sörup

Schulstraße 2

Tel.:04635-432

Mail: suedensee-schule@gmx.de
Unesco- Projekt- Schule Flensburg Weiche

Gisela Koch

Bahnstraße 20

24941 Flensburg- Weiche

Tel.:0461-852553

Mail: unesco-projekt-schule@flensburg.de

Leseförderung in der Bücherei – Was bringt´s?


Schlagworte wie Lesekompetenz, Lesemotivation, Techniken zum Schrift- und Spracherwerb sind spätestens seit PISA in aller Munde. Durch zahlreiche Aktionen und Projekte, durch Klassenführungen oder Vorlesepaten wird nicht zuletzt in Büchereien versucht, dem Trend, nicht mehr zu lesen bzw. die Techniken des Lesens nicht zu beherrschen, entgegenzuwirken.

Können die Angebote der Büchereien jedoch wirklich dazu beitragen, Lesekompetenz und Leseverhalten von Schülerinnen und Schülern zu verbessern oder sind die zahlreichen Aktivitäten Land auf, Land ab zwar ganz nett aber letzten Endes ineffizient, an Zielgruppen vorbei konzipiert oder etwa der berühmte Tropfen auf den heißen Stein eines komplexeren Missstandes in einer sich verändernden Gesellschaft?
Salopp gefragt, “bringt Leseförderung überhaupt etwas?“
Wir stellten uns die Frage: kann man nachweisen, dass Leseförderung in Büchereien einen Einfluss auf die Sprach- und Lesekompetenz hat und wenn ja, welchen?

Eine Kooperation mit der engagierten Büchereileiterin Regine Berthold aus Sörup, der Dozentin und Sprachheilpädagogin Eva-Maria Jahn von der Universität Flensburg – Institut für Germanistik -, die hauptberuflich das Institut-Jahn1 leitet und der Lektorin für Kinder und Jugendmedien bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein Cornelia Jetter, ermöglichten die Untersuchung der Lesefähigkeit in vier zweiten Klassen in Sörup und Flensburg über den Zeitraum des Schuljahres 2004/2005.


Erst mal wurde getestet...
Zwei zweite Klassen der Südenseeschule in Sörup erhielten während des Schuljahres 2004/2005 durch gezielte Leseprojekte und regelmäßige Büchereibesuche eine intensive Leseförderung.

Als Vergleichsgruppe wurden zwei zweite Klassen der Unesco-Projekt-Schule Flensburg-Weiche gefunden. Diese Gruppe erhielt keine gesonderte Leseförderung.


Durch standardisierte und informelle Testverfahren2 die unter Anleitung der Dozentin Eva-Maria Jahn von Studierenden der Hochschule für das Lehramt an Grund- Haupt- und Sonderschulen durchgeführt wurden, konnte die Lernausgangslage zu Beginn des Projekts, sowie die Lesekompetenz am Ende analysiert werden .

Zur Diagnose der Lernausgangslage wurden folgende sieben unterschiedliche informelle Tests durchgeführt: Buchstabendiktat, Laut-Bild-Zuordnung, Bild-Wort-Zuordnung, Silbenlesen, Sätze lesen, Fragen beantworten und die Diagnostische Bilderleiste.3
































































Auswertung: Diagnose der Lernausgangslage




(anfängliche Lese- und Schreibfertigkeiten)






















Klasse 2 a

Klasse 2 b

Klasse 2 a

Klasse 2 c




Sörup

Sörup

Flensburg

Flensburg

Buchst.diktat

75% 0 F

28% 0 F

68% 0 F

64,7% 0 F

 

20,8% 1 - 3 F

36% 1 - 3 F

32 %1 - 3 F

35,3% 1 - 3 F

 

4,2 % 4 - 6 F

20% 4 - 6 F

 

 

 

 

16% > 6 F

 

 

Fehlerquotient

0,625

2,92

0,64

0,706

 

 

 

 

 

Laut-Bild Z.

83,3% 0 F

80%: 0 F

86,5% 0 F

76,5% 0 F

 

16,7% 1 - 3 F

16% 1 - 3 F

9% 1 - 3 F

17,6%: 1 - 3 F

 

 

4% 4 - 6 F

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4,5%: > 6 F

5,9% > 6

Fehlerquotient

0,334

0,52

0,5175

0,7945

Bild-Wort-Z.

95,8% 0 F

88% 0 F

95% 0 F

82,4%: 0 F

 

4,2%: 1 - 3

12%1 - 3 F

 

11,8%: 1 - 3 F

 

 

 

 

 

 

 

 

4,5%: > 6 F

5,9%: > 6 F

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fehlerquotient

0,084

0,12

0,3375

0,4425

Silben lesen

83,4% 0 F

79,1%: 0 F

54,5% 0 F

29,5% 0 F

 

16,6% 1 - 3 F

20,9%: 1 - 3 F

36,3% 1 - 3 F

64,7% 1 - 3 F

 

 

 

4,5% 4 - 6 F

5,8% 4 - 6 F

 

 

 

4,5% > 6 F

 

Fehlerquotient

0,332

0,418

1,2886

1,584

Sätze lesen

66,6% 0 F

76%: 0 F

45,45%: 0 F

53%: 0 F

 

29,2% 1 - 3 F

24% 1 - 3 F

54,54%: 1 - 3 F

35,3%: 1 - 3 F

 

 

 

 

5,8%: 4 - 6 F

 

4,2%: > 6 F

 

 

5,8%: > 6 F

Fehlerquotient

0,899

0,48

1,0908

1,437

Frage u. Antwort

33,3% 0 F

40% 0 F

45,25% 0 F

11,8% 0 F

 

33,3% 1 - 3 F

52%: 1 - 3 F

54,54% 1 - 3 F

82,3%: 1 - 3 F

 

12,5%: 4 - 6 F

4% 4 - 6 F

 

 

 

20,8%: > 6 F

4% > 6 F

 

5,9%: > 6 F

Fehlerquotient

2,851

1,54

1,0908

2,0885

Diagn. Bilderleiste

 

4%: 0 F

 

 

 

12,5%: 1 3 F

28%: 1 - 3 F

22% 1 - 3 F

23,5%: 1 - 3 F

 

29,2% 4 - 6 F

40%: 4 - 6 F

18,2%: 4 - 6 F

41,2%: 4 - 6 F

 

58,33%: > 6 F

28% > 6 F

59% > 6 F

35,3%: > 6 F

 










 

Fehlerquotient

6,0847

4,66

5,775

5,1775

Der Fehlerquotient errechnet sich aus dem Mittelwert der Fehler und der Anzahl der Schülerinnen und Schüler pro Klasse.

Die durchschnittliche Fehlerzahl aller sieben Tests sieht wie folgt aus:

Insgesamt kann man sagen, dass die Lesekompetenz von drei Klassen sehr nah beieinander liegt. Bei der Klasse 2c in Flensburg handelt es sich um eine Integrationsklasse, das heißt, in dieser Klasse werden Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet.

Diese breite Testreihe ergab jedoch auch, dass in jeder Klasse drei Schülerinnen und Schüler als leseschwach eingestuft werden mussten.

Um hier noch eine vertiefende Aussage zu erreichen, wurde mit den leseschwächsten Kindern die „Hamburger Leseprobe“ durchgeführt.




Die Hamburger Leseprobe4


Die Hamburger Leseprobe für die Klasse 1-4 ist ein Verfahren für die Einzel-beobachtung, mit dem der Prozess des Erlesens und Sinnerfassens differenziert analysiert werden kann. Den Kindern werden die einzelnen Geschichten vorgestellt, sie betrachten (bei den leichten Geschichten) zunächst das Bild, und im Gespräch mit der Studentin bilden sie erste Hypothesen über den zu erwartenden Inhalt. Die Kinder haben dann die Wahl, den Text erst leise für sich zu lesen oder ihn gleich laut vorzulesen.

Dies ermöglicht die Berücksichtigung der individuellen Gewohnheiten und befreit die Kinder von künstlichen Einschränkungen durch die Testsituation. Der Leseprozess selbst wird durch einen Protokollbogen5 und mit einem Tonband dokumentiert. Anschließend findet ein kurzer Dialog zwischen Lehrerin und Kind über den Inhalt des Gelesenen statt, damit festgestellt werden kann, inwieweit die Kinder diesen verstanden haben. Um die Leseleistung differenziert zu erfassen, wurde für die Hamburger Leseprobe eine Punkteskala entwickelt, die sowohl die Zahl der selbständigen Teilschritte beim Erlesen als auch die Zahl der benötigten Hilfen bei
jedem vorgegebenen Wort berücksichtigt. Bewertet wurde zum einen die Lesefertigkeit zum anderen die Lesezeit. Es fand folgende Kategorisierung statt:
überdurchschnittlich (sicher) Prozentrang PR > 75

durchschnittlich PR 25 – 75

unterdurchschnittlich (schwach) PR < 25

(sehr schwach) PR < 5


Die persönlichen Ergebnisse der Kinder sind mit durchschnittlich, schwach und sehr schwach zu bewerten. Diese Diagnose dient hauptsächlich den Klassenlehrerinnen für die individuellen Fördermaßnahmen der leseschwachen Kinder.
Gezielte Leseförderung
Die Rahmenbedingungen in der kleinen Gemeinde Sörup mit ca. 4000 Einwohnern sind einerseits optimal, bezüglich der Entfernung von Schule und Bücherei, andererseits sind sie doch recht begrenzt, was die Ausstattung und Größe der Bücherei (12.000ME, 18,5 Öffnungsstunden pro Woche) betrifft. Auf Grund der räumlichen Enge musste jede Klasse geteilt werden, so dass möglichst nicht mehr als 12 Kinder gemeinsam die Bücherei besuchten. Insgesamt kam jede Gruppe innerhalb des Schuljahres sechsmal in die Bücherei. Für das Projekt bedeutete dies jedoch 24 Hospitationen.

Abb.: Klasse 2/b aus Sörup bei einem Büchereibesuch. Eva-Maria Jahn protokolliert die Einheit

Die Vorgehensweise bei den Büchereibesuchen wurde im Laufe des Projekts immer wieder modifiziert. In der Regel waren neben der Büchereileiterin Regine Berthold noch weitere Personen anwesend, um den Verlauf der Stunde zu beobachten, zu begleiten und zu protokollieren.6 Anfangs konnten sich die Kinder unter drei Erstlesetiteln7 aussuchen, aus welchem Buch vorgelesen werden sollte. In einem festgelegten Ritual durften die Kinder auch selbst vorlesen, was jedoch zu einer gewissen Unruhe führte. Nach dem Vorlesen hatten die Kinder Gelegenheit sich Bücher auszuleihen. Entliehen wurden häufig Titel, die der Lesefähigkeit der Zweitklässler nicht entsprach. Auch konnte man nicht davon ausgehen, dass die entliehenen Bücher zuhause gelesen wurden. Wir entschieden uns für einen stringenteren Ablauf:


Die Schülerinnen und Schüler suchten sich aus vorher ausgelegten Erstlesetiteln jeweils ein Buch zur Entleihung aus. Dieses Buch begleitete sie in den kommenden Wochen, es blieb in der Schule unter der Bank und durfte nach Beendigung einer Stillarbeitsphase zum Weiterlesen genutzt werden.

Während eine Gruppe der Klasse die Bücherei besuchte, führten Studierende mit der anderen Gruppe im Rahmen des Unterrichts eine intensive Einheit zu den Erstlesetiteln durch. Nachfolgend einige Auszüge aus den Interviews der Studierenden mit den Schülerinnen und Schülern:




  • Stefan stellt den Titel des Buches vor, das er sich ausgesucht hat. Es heißt „Nick Nase und die Geister“. Er kann keine Aussage über den Inhalt der Geschichte machen.

  • Jan hat sich das Buch „ Anna und das Fluschi“ ausgesucht. In der Stunde hat er sogar bis Seite 12 gelesen. Er kann den Inhalt knapp wiedergeben und scheint bisher begeistert zu sein.

  • „ Leselöwen- Dinosaurier Wissen“ heißt das Buch von Julia. Sie glaubt, dass es spannend ist, da sie mehr über Dinosaurier erfahren möchte. Den Inhalt hat sie erfasst, es handelt sich um Saurier, Sachgeschichten und Abenteuer.

Durch gezielte Arbeitsbögen wurden die Kinder angeleitet, sich intensiv mit ihrem Buch zu beschäftigen und es auch wirklich zu lesen.8


Neben den 24 Terminen der Bücherei bzw. im Klassenraum wurden sechs studentisch geleitete Projekte als freie Veranstaltung in der Bücherei oder im Rahmen des Unterrichtsgeschehens durchgeführt.
Dabei erwies sich das Bilderbuchkino9 wieder einmal als Highlight. Die Studentinnen Maria Stroech und Bettina Kirsten beschreiben den Nutzen des Bilderbuchkinos auch für diese Altersgruppe in der „Verknüpfung der Sinneswahrnehmungen Sehen und Hören...Die auditive und visuelle Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler wird angesprochen und angeregt. Die Reduzierung auf stehende Bilder und gesprochene Sprache erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit. Da bewegte Bilder, verbindende Geräusche und Musik komplett fehlen, müssen Verknüpfungen im Verständnis der Handlung bei den Schülern automatisch erfolgen.“
Außerdem wurde in der Bücherei ein vorweihnachtliches Basteln zu der Bildergeschichte: Melwins Stern10 angeboten. Die Kinder erhielten die Aufgabe, sich

die Bastelanleitung zu erlesen.

Beim Märchennachmittag haben die Kinder an Hand von Buchstabenspielen und Rätseln die Märchentitel spielerisch erarbeitet.
Durch das Mitspielen mit selbst gefertigten Figuren zur Einheit „Regenbogenfisch“11 wurde die Aufmerksamkeit der Kinder auf den Inhalt der Geschichte gelenkt und die Kinder konnten eigene Interpretationen mit einbringen.
Das Märchen: „Der Froschkönig“ wurde handwerklich und ästhetisch durch Filzen goldener Kugeln umgesetzt. Die Kinder waren durch die sinnliche Erfahrung hochmotiviert und konnten die Geschichte aktiv miterleben.



Abb.: Antje Hofmann bastelt mit den Kindern zu Melwins Stern

Neben der intensiven Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern wurden die Eltern auf einem Elternabend über die Untersuchung informiert. Die Studierenden erläuterten die ersten informellen Tests und die vorweihnachtlichen Angebote. An dem Elternabend nahmen rund 1/3 der Eltern teil; die Voranmeldungen lagen bei 50%. Einzelne Eltern zeigten zwar Interesse an den Untersuchungsergebnissen ihrer Kinder, verhielten sich aber insgesamt passiv.

Es erfordert Sensibilität, Eltern leseschwacher Schüler zu erklären, dass ein Sprachdefizit bei ihrem Kind vorliegt. Das Vertrauen zur Lehrkraft ist die Voraussetzung, um die Eltern in das Konzept zu involvieren.
Die Resonanz der Elternschaft dem gesamten Projekt gegenüber war allerdings eher verhalten.

Hat sich etwas geändert?



Um die Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler am Ende des Projekts erneut zu testen, wurde das „Salzburger Lese-Screening“ (SLS)12 für alle vier Klassen durchgeführt.

In diesem Testverfahren lesen die Kinder eine Liste von Sätzen. Am Ende jeder Zeile wird angezeichnet, ob die Aussage des Satzes richtig ist oder falsch. Als Leistungsrohwert wird die Anzahl der in drei Minuten korrekt beurteilen Sätze herangezogen. Anhand der Normtabellen können Lesequotienten (LQ) ermittelt werden. Der LQ zeigt an, wie weit die Lesefertigkeit vom Durchschnitt der Normierungsstichprobe abweicht. Die gewählte Skalierung des LQ entspricht jener, wie sie vom Intelligenzquotienten bekannt ist (Mittelwert 100, Standardabweichung 15). Für unsere Screeningzwecke wurde die Normierung zum Ende der 2. Klasse herangezogen.

Für die Einordnung der Leistung anhand der LQ-Werte kann folgende Kategorisier-ung herangezogen werden:


Lesequotient (LQ)

Leistung

> 130

sehr gut

120 – 129

gut

110 – 119

überdurchschnittlich

90 – 109

durchschnittlich

80 – 89

unterdurchschnittlich

70 – 79

schwach

< 69

sehr schwach

Der LQ wird sowohl für den einzelnen Schüler als auch für die gesamte Klassenleistung ermittelt.




Lesequotient























































Klasse 2 a

Klasse 2 b

Klasse 2 a

Klasse 2 c




Sörup

Sörup

Flensburg

Flensburg




einzelne Kinder in %

Kl-Leistg.

einzelne Kinder in%

Kl-Leistg.

einzelne Kinder in%

Kl-Leistg.

einzelne Kinder in %

Kl-Leistg.

sehr gut

4,16

 

 

 

5

 

5,3

 

gut

4,16

 

4,5

 

15

 

5,3

 

überdurchschnittlich

8,33

 

9,1

 

15

 

 

 

durchschnittlich

41,66

X

63,63

X

40

X

42,1

X

unterdurchschnittlich

16,66

 

13,63

 

25

 

26,31

 

schwach

25

 

9,1

 

10

 

15,78

 

sehr schwach

 

 

 

 

 

 

5,3

 

Für die Gesamtauswertung des SLS ergibt sich folgendes Bild

Bei diesem Test fällt auf, dass Klasse 2a aus Flensburg, die keine Leseförderung erfahren hat, am besten abschneidet. Alle 4 Klassen zeigen eine durchschnittliche Leseleistung im Vergleich zu Klassen am Ende des 2. Schuljahres. Dabei ist zu berücksichtigen, dass alle 4 Klassen im unteren Durchschnittsbereich liegen. Der absolute Durchschnitt beträgt Lesequotient 100 aber dieser Wert wurde von keiner Klasse erreicht. In allen 4 Klassen besteht also weiterer Leseförderbedarf.


Auswirkung des Projektes auf die Lesemotivation

Projektbegleitend wurden die Bücher, die die Kinder bei ihren Büchereibesuchen entliehen haben genau protokolliert. Dabei fällt ein unterschiedliches Leseverhalten von Jungen und Mädchen auf.


Mädchen

















Insgesamt

114ME




erzählende Kinderliteratur

94ME

82,50%

Sachkinderbücher

19ME

16,60%

nicht altersgerechte Titel

1ME

0,90%









Jungen

















Insgesamt

147ME




erzählende Kinderliteratur

61ME

41,50%

Sachkinderbücher

56ME

38,00%

nicht altersgerechte Titel

30ME

20,50%

Die erzählende Kinderliteratur liegt zwar bei Jungen und Mädchen vorn, beinhaltet aber bei den Jungen einen vergleichsweise hohen Comicanteil mit 21,7% gegenüber 1,8 % bei den Mädchen. Darüber hinaus ist der Anteil an den „nicht altersgerechten Titeln“(Sachbücher aus dem Erwachsenenbestand bzw. Kinderbücher mit hohem Textanteil) mit 20,5% recht hoch und man kann davon ausgehen, dass diese Titel nicht gelesen wurden. Bei den Sachkinderbüchern wird deutlich, dass Jungen verstärkt zu diesen Medien greifen (38%)

Die weitere differenzierte Auswertungen ergab, dass Kinder, die anfangs kein Buch entliehen haben, zum Ende des Projektes sehr wohl Bücher entleihen. Die sogenannten „Leseverweigerer“ konnten durch das Projekt motiviert werden.

Ausschließliche Comicleser haben im Laufe des Projektes auch andere Bücher

entliehen, so dass man sagen kann, dass Leseverhalten einzelner Schülerinnen und Schüler konnte durch das Projekt positiv beeinflusst werden.



Was haben wir herausgefunden?

Im Verlauf des Projekts und insbesondere bei der Analyse der Ergebnisse mussten wir feststellen, dass sich die Werte der Lernausgangslage nicht mit dem Salzburger Lesetest in Beziehung setzten lassen. Um eine deutlich vergleichbare Aussage machen zu können, hätte auch zu Beginn des Projekts der SLS durchgeführt werden müssen.

Der Test zur Lernausgangslage gibt darüber hinaus nur bedingt Auskunft über die Lesefertigkeit. Wer die Buchstaben sicher beherrscht und sicher einen Anfangslaut einem entsprechenden Bild zuordnen kann, verfügt nicht zwangsläufig über Lesefertigkeit. Diese wurde lediglich in den Untertests „Frage und Antwort“ sowie „Sätze lesen“ abgefragt.

Die Klasse 2a der Unesco Schule hatte beim SLS den besten Wert (LQ 99), obwohl hier keine spezielle Leseförderung stattfand.


Um die Ursachen der Leseschwierigkeiten bei einzelnen Kindern aufzuzeigen, wurde die Hamburger Leseprobe als Einzelmaßnahme durchgeführt. Eine individuelle Förderung dieser Schülerinnen und Schüler war im Rahmen des Projekts nicht möglich, boten aber sinnvolle Hilfen für die schulische Unterstützung.
Feststellen können wir jedoch, dass die Leseförderung noch keinen nennenswerten Einfluss auf die Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler hatte. Die Lesekompetenz konnte nicht wesentlich beeinflusst werden.
Eine Veränderung durch das Projekt wird jedoch im Leseverhalten und in der Lesemotivation der Schülerinnen und Schüler in Sörup deutlich. Bei den Kindern konnten in der prägenden zweiten Leselernphase Spaß, Lust und Freude am Lesen geweckt werden. Phantasie, auditive und sinnliche Wahrnehmung wurden gefördert. Besonders die intensive Auseinandersetzung mit dem „eigenen Buch“ erwies sich als Gewinn. Dabei waren die Schülerinnen und Schüler besonders davon angetan, „ihr Buch“ unter dem Tisch zu wissen, in dem sie auch während des Unterrichts lesen durften. Ein ganzes Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen zu haben, erwies sich als besonderes Erfolgserlebnis und ermutigte insbesondere leseschwache Kinder. Stimmen einzelner Kinder nach Beendigung des Projekts: „Lesen macht mir jetzt mehr Spaß“;

„Lesen ist meine Freizeitbeschäftigung geworden“

Als erstaunlich befruchtend für das Unterrichtsgeschehen waren Instrumente wie das Bilderbuchkino, die Arbeitsbögen zum Erstlesetitel, sowie das spielerische Nachempfinden von Geschichten. Bisher gehörten diese Elemente nicht in den Unterricht.

Die Lehrerinnen stellen nach dem Projekt fest , dass die Schülerinnen und Schüler beim lauten Vorlesen rücksichtsvoller miteinander umgehen und sich in ihren unterschiedlichen Fähigkeiten besser akzeptieren. Sie beantworten Fragen nicht nur mit einzelnen Wörtern, sondern in ganzen Sätzen. Die Sinnentnahme des Lesens konnte gefördert werden. Die Lehrkräfte empfanden die Zusammenarbeit mit den Studierenden als erfrischend und inspirierend. Es wird geprüft, inwieweit die neuen Methoden in das weitere Unterrichtsgeschehen integriert werden können. Regelmäßige „stille Lesezeiten“ von ca. 20 Minuten, die auch im Freien stattfinden können, wurden angedacht. Man wünscht sich ein weiteres Projekt in der vierten Klasse und ist seitens der Schule durchaus bereit, Leseförderung durch die Bücherei künftig zu honorieren.


Die Studierenden haben in ihren Berichten vor allem die Praxisnähe des Projekts hervorgehoben. Neben den Testverfahren wurden sie mit vielen didaktischen Möglichkeiten vertraut gemacht, die für ihre spätere Arbeit nützlich sind.

Alle Studierenden waren einstimmig positiv überrascht, mit welchem Eifer und wie viel Ausdauer sich die Kinder mit dem selbst ausgewählten Buch beschäftigt haben. Entgegen der Meinung, dass Kinder sich heute kaum noch Zeit nehmen für Bücher und sich dafür wenig interessieren, haben sie hier genau das Gegenteil erfahren. Die Kinder waren aus ihrer Sicht von Anfang bis Ende des Projekts motiviert und ausdauernd im Klassenraum bei der Sache und zeigten Freude am Lesen.


Als Fazit können wir festhalten, das Leseförderung in der Bücherei keinen Einfluss auf die Lesefähigkeit hat , aber die notwendige Grundvoraussetzung schafft, dass Kinder Lust bekommen, aus eigenem Antrieb zu lesen. Mit anderen Worten, Schrift- und Spracherwerb finden in der Schule statt. Vermittelt die Schule allerdings ausschließlich die Technik des Lesens ohne inhaltlich Texte zu erarbeiten, wirkt sich das negativ auf die Lesefähigkeit aus. Auffällig war für uns die Funktion des Elternhauses. Hier kommt das Lesen mit Kindern zu kurz und hat nur noch selten einen Platz im Familienalltag.
Optimal für den Leseprozess ist eine Verzahnung von Leseförderung der Bücherei zur Steigerung der Motivation und zur Entfaltung des Leseverhaltens mit dem schulischen Auftrag der Vermittlung von Lesekompetenz.

Die Zusammenarbeit von Bücherei und Schule eröffnet der Schule neue Horizonte, die den Kindern zu gute kommt.

Wir sehen uns durch dieses Projekt in unserem Auftrag und in unserer Arbeit bestärkt.

Anlage1
Zur Anwendung kamen standardisierte und informelle Testverfahren zur Diagnose der Lese- und Schreibfertigkeiten nach dem Kieler Leseaufbau13




Informelles Testverfahren zur Diagnose der Lernausgangslage



  1. Buchstabendiktat

Den Kindern wurden Groß- und Kleinbuchstaben des Alphabets diktiert, sowie die Laute sch, eu, ei und au.


  1. Bild/Wortzuordnung 1

Die Kinder haben die Aufgabe, zu vorgegebenen Wörtern das entsprechende Bild durch das Eintragen der richtigen Zahl zuzuordnen.


  1. Lautbildzuordnung

Die Kinder sollen zu vorgegebenen Bildern den entsprechenden Anfangsbuchstaben durch das Eintragen der richtigen Zahl zuordnen.


  1. Silbenlesen

Zu einer vorgegebenen Silbe ist durch Strichverbindung das richtige Wort bei einer Auswahl von drei Silben zu finden. Die Kinder haben die Aufgabe auf diese Weise zehn Wörter zusammenzufügen.


  1. Frage und Antwort

Den Kindern werden 18 Fragen vorgelegt, die sie mit ja oder nein zu beantworten haben.


  1. Sätze lesen

Den Kindern werden auf einem Arbeitsbogen drei kleine Texte vorgelegt, die Arbeitsanweisungen enthalten z. B. musste eine kleine Zeichnung angefertigt werden.


  1. Diagnostische Bilderleiste

Es handelt sich um ein standardisiertes Diagnoseverfahren aus dem Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau.

Anlage 2 Protokollbogen


Anlage 3


Vorleseprotokoll


  1. Ankunftsverhalten:_______________________________________

_________________________________________________________
Dauer bis Ruhe einkehrt: ____________________________________

_________________________________________________________




  1. Verhalten während der Auswahl des Buches?

________________________________________________________


  1. Verhalten beim Zuhören?

________________________________________________________________________________________________________________
Maßnahmen:______________________________________________

_________________________________________________________




  1. Verhalten der Kinder während ausgewählt wird, wer vorlesen soll

________________________________________________________________________________________________________________


  1. Verhalten beim Zuhören

________________________________________________________
6. Verhalten der Kinder am Ende der Vorleserunde

________________________________________________________


Jedes Kind, das vorliest wird namentlich notiert und das Vorlesen

protokolliert. Der Name des Kindes wird auf der Klassenliste vermerkt.


Name des Kindes und Datum:


  • Deutlichkeit (leise/laut)




  • Geschwindigkeit




  • fehlerfrei / nicht fehlerfrei




  • flüssig / stockend




  • lange Textstelle / kurze Textstelle

Anlage 4 Literaturliste





















Verfasser

Titel

Verlag / Jahr

Arend, Doris

Pfui Fisch! Igitt!

Ravensburg, 2000

Bauer, Insa

Leselöwen-Dinosaurier-Wissen

Loewe, 2004

Beer, Hans de

Familie Maulwurf-Dicke Luft!

Nord-Süd-Verlag, 2000

Bieniek, Christian

Karo Karotte- Starke Mädchen halten zusammen

Ed. Bücherbär, 2004




Karo Karotte und der geheimnisvolle Schatz

Ed. Bücherbär, 2004

Boehme, Julia

Ein Pony für zwei

Loewe, 2000

Boie, Kirsten

Linnea findet einen Waisenhund

Oetinger, 2001

Bröger, Achim

Nickel will die Eltern

Benzinger- Ed, 1994

Brosche, Heidemarie

Lesepiraten- -Computergeschichten

Loewe, 2002

Cöster, Annette

Zwei Ponys machen doppelt Spaß

Loewe, 2004

Daynes, Katie

Lastkraftwagen

Arena, 2004

Dietl, Erhard

Kleine Lesetiger Gespenstergeschichten

Loewe, 2002




Der neue Fußball

Ravensburg, 2004




Die Olchies im Zoo

Oetinger, 2001




Die Olchies und der faule König

Oetinger, 2004

Fischer-Hunhold A

Leselöwen-Reiterferiengeschichten

Loewe, 2003

Funke, Cornelia

Käpten Knitterbart

Oetinger, 2003

Grolik, Markus

Kleine Rittergeschichten

Ars-Ed., 2001














































Herfurtner, Rudolf

Niki und der kleine Hund

Ravensburg, 1998

Hoffmann, Klaus W.

Der Ritter mit dem Zauberschwert

Loewe, 2000

Kolloch, Brigitte

Eine Freundin aus heiterem Himmel

Loewe, 2004

Leopè

Kleine Ritter haben’s schwer

Ravensburg, 2004

Mai, Manfred

Die Kicker vom Bolzplatz

Ed- Bücherbär, 1997




Zweimal zwei Zwillinge

Ravensburg, 1995

Nöstlinger,Christine

Fußballgeschichten vom Franz

Oetinger, 2002




Liebesgeschichten vom Franz

Oetinger, 1996










Pressler, Mirjam

Auch Vampire können sich irren

Arena, 1994

Rahn, Sabine

Lesepiraten-Ponygeschichten

Loewe, 2003










Scheffler, Ursel

Paula auf dem Ponyhof

Oetinger, 2004

Schindler, Nina

Lottas erste Reitstunde

Ensslin, 2004




Lotta reitet aus

Ensslin, 2004

Sharmat, Marjorie W.

Nick Nase auf der falschen Fährte

Ravensburg, 2002




Nick Nase auf der Saurierspur

Ravensburg, 2003




Nick Nase auf der Spur der Schildkröte

Ravensburg, 2002




Nick Nase und das verschwundene Kissen

Ravensburg, 2000




Nick Nase und die Geister

Ravensburg, 2004




Nick Nase und die Spur im Schnee

Ravensburg, 2000




Nick Nase und die Superpflanze

Ravensburg, 2000




Nick Nase und der verschwundene Schlüssel

Ravensburg, 2004




Nick Nase und ein haariger Fall

Ravensburg, 2004

Tino

Die Hexe in der Badewanne

Ravensburg, 2001










Uebe, Ingrid

Leselöwen Vampirgeschichten

Loewe, 1994

Zeuch, Christa

Hanna und das Fluschi

Oetinger, 1998




Anlage 5 Arbeitsbögen







1 Institut-Jahn Sprachheil- und Lernpädagogigk Ergotherapie und Logopädie – Solitüderstr. 78c –

24944 Flensburg



2 Bei standardisierten Tests liegt eine Normierungsstichprobe vor.

Informelle Testverfahren sind beobachtende Verfahren.



3 Genaue Testbeschreibung siehe Anlage 1



4 May, Peter: Hamburger Leseprobe : Klasse 1 bis 4 ; Testverfahren zur Beobachtung der Leselern-entwicklung in der Grundschule / Peter May & Helga Arntzen. - Hamburg : [Hamburger Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung], 2000. -

5 Anlage 2: Protokollbogen

6 Vorleseprotokoll s. Anlage 3

7 Literaturliste s. Anlage 4

8 Arbeitsbogen s. Anlage 5

9 Bilderbuchkino:

1.Schmidt, Leontine: Gespensterjagd bei Oma Hata

2.Der goldene Vogel : aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm

3.Ali Baba und die vierzig Räuber



10 Melwins Stern : eine weihnachtliche Geschichte / von Nathan Zimelman. Mit Bildern von Anette Bley. Ins Dt. übertr. von Hans Georg Lenzen. - München : Ars-Ed., 2001.

11 Pfister, Marcus: ¬Der¬ Regenbogenfisch / Marcus Pfister. - Hamburg [u.a.] : Nord-Süd-Verl.,1994

12 Salzburger Lese-Screening SLS. Bern: Verlag Hans Huber, 2003/2005 Bestelnr.: 03 115 03

13 Kieler Leseaufbau / Lisa Dummer-Smoch ; Renate Hackethal. - Neubearb.. - Kiel : Veris-Verl.. -


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