Deudsch Catechismus



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Das aber unsere klueglinge, die newen geister, furgeben, der glaube mache allein selig, die werck aber und eusserlich ding thuen nichts dazu: Antworten wir, das freilich nichts ynn uns thuet denn der glaube, wie wir noch weiter hoeren werden. Das woellen aber die blinden leiter nicht sehen, das der glaube etwas haben mus das er glaube, das ist daran er sich halte und darauff [Der glaube ist gehefftet an die tauffe.] stehe und fusse. Also hanget nu der glaube am wasser und gleubt, das die Tauffe sey, daryn eitel seligkeit und leben ist, nicht durchs wasser (wie gnug gesagt) sondern dadurch, das mit Gottes wort und ordnung verleibet ist und sein name daryn klebet. Wenn ich nu solches gleube, was gleube ich anders denn an Gott als an den, der sein wort darein geben und gepflantzt hat und uns dis eusserlich ding furschlegt, daryn wir solchen schatz ergreiffen kuenden?

Nu sind sie so toll, das sie von ander scheiden den glauben und das ding, daran der glaube hafftet und gebunden ist, ob es gleich eusserlich ist. [Glaube mus etwas eusserlichs fur sich haben.] Ja es sol und mus eusserlich sein, das mans mit synnen fassen und begreiffen und dadurch yns hertz bringen koenne, wie denn das gantze Euangelion ein eusserliche muendliche predigt ist. Summa was Gott ynn uns thuet und wircket, wil er durch solch eusserliche ordnung wircken. Wo er nu redet, ia wohyn odder wodurch er redet, da sol der glaube hynsehen und sich daran [s. 216] halten. Nu haben wir hie die wort: Wer da gleubt und getaufft wird, der wird selig. Worauff sind sie geredt anders denn auff die Tauffe, das ist das wasser yn Gottes ordnung gefasset? Daruemb folget, das wer die Tauffe verwirfft, der verwirfft Gottes wort, den glauben und Christum, der uns dahyn weiset und an die Tauffe bindet.

Auffs dritte weil wir den grossen nutz und krafft der Tauffe haben, [Person den die tauffe nutzet.] so las nu weiter sehen, wer die person sey, die solchs empfahe was die Tauffe gibt und nuetzet. Das ist abermal auffs feinest und klerlichst ausgedrueckt eben ynn den worten ‘Wer da gleubt und getaufft wird, der wird selig’, [Glaube machet die person wirdig.] Das ist, der glaube macht die person allein wirdig, das heylsame Goettliche wasser nuetzlich zu empfahen. Denn weil solchs alhie ynn den worten bey und mit dem wasser furgetragen und verheissen wird, kan es nicht anders empfangen werden, denn das wir solchs von hertzen gleuben. On glauben ist es nichts nuetz, ob es gleich an yhm selbs ein Goettlicher uberschwenglicher schatz ist. Daruemb vermag das einige wort ‘Wer da gleubet’ soviel, das es ausschleusset und zurueck treibt alle werck, die wir thuen koennen der meinung, als dadurch seligkeit zu erlangen und verdienen. Denn es ist beschlossen: was nicht glaube ist, das thuet nichts dazu, empfehet auch nichts. Sprechen sie aber, wie sie pflegen: Jst doch die Tauffe auch selbs ein werck, so sagstu, die werck gelten nichts zur seligkeit, wo bleibt denn der glaube? Antwort: Ja unsere werck thuen freilich nichts zur seligkeit, die [Tauffe ist nicht unser sondern Gottes werck.] Tauffe aber ist nicht unser sondern Gottes werck (Denn du wirst, wie gesagt, Christus Tauffe gar weit muessen scheiden von der bader Tauffe), Gottes werck aber sind heilsam und not zur seligkeit und schliessen nicht aus sondern fodern den glauben, denn on glauben kuende man sie nicht fassen. Denn damit das du lessest uber dich giessen, hastu sie nicht empfangen noch gehalten, das sie dir etwas nuetze. Aber davon wird sie dir nutze, wenn du dich der meinung lesst teuffen als aus Gottes befehl und ordnung, darzu yn Gottes namen, auff das du ynn dem wasser die verheissene seligkeit empfahest. Nu kan solchs die faust noch der leib nicht thuen, sondern das hertz mus es [Gottes werck empfehet der glaube.] gleuben. Also sihestu klar, das da kein werck ist von uns gethan sondern ein schatz, den er uns gibt und der glaube ergreiffet, So wol als der HERR Christus am creutz nicht ein werck ist sondern ein schatz ym wort gefasset und uns furgetragen und durch den glauben empfangen. Daruemb thuen sie uns gewalt, das sie wider uns schreyen, als predigen wir widder den glauben, So wir doch alleine darauff treiben, als der so noetig dazu ist, das on yhn nicht empfangen noch genossen mag werden.


[s. 217]

Also haben wir die drey stueck, so man von diesem Sacrament wissen mus, sonderlich das Gottes or dnung ist, ynn allen ehren zuhalten. Welchs allein gnung were, ob es gleich gantz ein eusserlich ding ist. Wie das gepot ‘Du solt vater und mutter ehren’ allein auff ein leiblich fleisch und blut gestellet, da man nicht das fleisch und blut sondern Gottes gepot ansihet, daryn es gefasset ist und umb welchs willen das fleisch vater und mutter heisset. Also auch wenn wir gleich nicht mehr hetten denn diese wort ‘Gehet hyn und Teuffet &c.’, muesten wirs dennoch als Gottes ordnung annemen und thuen. Nu ist nicht allein das gepot und befehl da sondern auch die verheissung. Daruemb ist es noch viel herlicher, denn was Gott sonst gepoten und geordnet hat, Summa so voll trosts und gnade, das hymel und erden nicht kan begreiffen. Aber da gehoeret kunst zu, das man solchs gleube, denn es manglet nicht am schatz, aber da manglets an, das man yhn fasse und feste halte.

Daruemb hat ein yglicher Christen sein lebenlang gnug zulernen und [Ubung der tauffe sol ymmer bleiben.] zu uben an der Tauffe, denn er hat ymmerdar zuschaffen, das er festiglich gleube was sie zusagt und bringet: uberwindung des Teuffels und tods, vergebung der sunde, Gottes gnade, den gantzen Christum und Heiligen geist mit seinen gaben. Summa es ist so uberschwenglich, das wens die bloede natur bedencket, solt sie zweiveln ob es kuende war sein. Denn rechne du, wenn yrgend ein artzt were, der die kunst kuende, das die leute nicht stuerben odder, ob sie gleich stuerben, darnach ewig lebten, wie wuerde die welt mit gelt zuschneyen und regenen, das fur den reichen niemand kuende zukomen? Nu wird hie yn der Tauffe yderman umb sonst fur die thuer gebracht ein solcher schatz und ertzney, die den tod verschlinget und alle menschen beym leben erhelt. Also mus man die Tauffe ansehen und uns nuetze machen, das wir uns des stercken und troesten, wenn uns unser sund oder gewissen beschweret, und sagen: Jch bin dennoch getaufft, bin ich aber getaufft, so ist mir zugesagt, [Ewig leben an leib und seele durch die Tauffe.] ich solle selig sein und das ewige leben haben beide an seel und leib. Denn daruemb geschicht solchs beides ynn der Tauffe, das der leib begossen wird welcher nicht mehr fassen kan denn das wasser, und dazu das wort gesprochen wird das die seele auch koenne fassen. Weil nu beide, wasser und wort, eine Tauffe ist, so mus auch beide leib und seele selig werden und ewig leben, Die seele durchs wort daran sie gleubt, der leib aber weil er mit der seele vereinigt ist und die Tauffe auch ergreiffet, wie ers ergreiffen kan. Daruemb haben wir an unser leib und seele kein groesser kleinod. Denn dadurch werden wir gar heilig und selig, welchs sonst kein leben, kein werck auff erden erlangen kan.

[s. 218] Das sey nu genug gesagt von dem wesen, nutz und brauch der Tauffe, soviel hieher dienet. Hiebei felt nu ein frage ein, damit der Teuffel durch [Von der kindertauffe.] seine Rotten die welt verwirret, von der Kinder tauffe, ob sie auch gleuben odder recht getaufft werden. Dazu sagen wir kuertzlich: wer einfeltig ist, der schlage die frage von sich und weise sie zu den gelerten. Wiltu aber antworten, so antworte also: Das die Kinder tauffe Christo gefalle, beweiset sich gnug [Gott bestetigt die Kinder tauffe durch sein eigen werck.] sam aus seinem eigenen werck, nemlich das Gott deren viel heilig machet und den Heiligen geist gegeben hat die also getaufft sind, Und heutigs tages noch viel sind, an den man spueret, das sie den Heiligen geist haben beide der leere und lebens halben, als uns von Gottes gnaden auch gegeben ist, das wir ia koennen die schrifft auslegen und Christum erkennen, welches on den Heiligen geist nicht geschehen kan. Wo aber Got die Kinder tauffe nicht anneme, wuerde er deren keinem den Heiligen geist noch ein stueck davon geben, Summa es mueste so lange zeit her bis auff diesen tag kein mensch auff erden Christen sein. Weil nu Gott die Tauffe bestetigt durch eingeben seines Heiligen geists, als man ynn etlichen Vetern als Sanct Bernard, Gerson, Johan Hus und andern wol spueret, und die Heilige Christliche kyrche nicht untergehet bis ans ende der welt, so muessen sie bekennen, das sie Gotte gefellig sey. Denn er kan yhe nicht widder sich selbs sein odder der luegen und bueberey helffen noch sein gnade und geist dazu geben. Dis ist fast die beste und sterckste beweisung fur die einfeltigen und ungelerten. Denn man wird uns diesen Artikel ‘Jch gleube eine heilige Christliche kyrche, die gemeine der heiligen’ &c. nicht nemen noch umbstossen.  


Darnach sagen wir weiter, das uns nicht die groesste macht daran ligt, [Tauffe ist recht, ob gleich yemand nicht gleubte.] ob, der da getaufft wird, gleube odder nicht gleube, denn daruemb wird die Tauffe nicht unrecht, Sondern an Gottes wort und gepot ligt es alles. Das ist nu wol ein wenig scharff, stehet aber gar darauff, das ich gesagt habe, das die Tauffe nichts anders ist denn wasser und Gottes wort bey und mit einander, das ist: wenn das wort bey dem wasser ist, so ist die Tauffe recht, ob schon der glaube nicht dazu koempt, Denn mein glaube machet nicht die Tauffe sondern empfehet die Tauffe. Nu wird die Tauffe davon nicht unrecht, ob sie gleich nicht recht empfangen oder gebraucht wird, als die (wie gesagt) nicht an unsern glauben sondern an das wort gebunden ist. Denn wenngleich diesen tag ein Juede mit schalkeit und boesem fursatz erzu keme und wir yhn mit gantzem ernst teufften, sollen wir nichts deste weniger sagen, das die Tauffe recht were. Denn da ist das wasser sampt Gottes wort, ob er sie [s. 219] gleich nicht empfehet wie er sol; Gleich als die unwirdig zum Sacrament gehen, das rechte Sacrament empfahen, ob sie gleich nicht gleuben.

Also sihestu, das der Rottengeister einrede nichts taug. Denn wie gesagt, wenn gleich die kinder nicht gleubten, welchs doch nicht ist (als itzt beweiset,) so were doch die Tauffe recht und sol sie niemand widder teuffen; Gleich als dem Sacrament nichts abgebrochen wird, ob yemand mit boesem fursatz hynzu gienge, Und nicht zu leiden were, das er umb des misbrauchs willen auff die selbige stunde abermal neme, als hette er zuvor nicht warhafftig das Sacrament empfangen. Denn das hiesse das Sacrament auffs hoehest gelestert und geschendet. Wie kemen wir dazu, das Gottes wort und ordnung daruemb solt unrecht sein und nichts gelten, das wirs unrecht brauchen? Daruemb sage ich: hastu nicht gegleubt, so gleube noch und sprich also: Die Tauffe ist wol recht gewesen, ich hab sie aber leider nicht recht empfangen. Denn auch ich selbs und alle so sich tauffen lassen, muessen fur Gott also sprechen: Jch kome her ynn meinem glauben und auch der andern, noch kan [Niemand sol auff seinen glauben bawen.] ich nicht drauff bawen, das ich gleube und viel leute fur mich bitten, sondern darauff bawe ich, das es dein wort und befehl ist, gleich wie ich zum Sacrament gehe nicht auff meinen glauben sondern auff Christus wort. Jch sey starck odder schwach, das lasse ich Gott walten; das weis ich aber, das er mich heisset hyngehen, essen und trinken &c. und mir seinen leib und blut schenckt, das wird mir nicht liegen noch triegen. Also thuen wir nu auch mit der Kindertauffe: das kind tragen wir erzu der meinung und hoffnung das es gleube, und bitten das yhm Gott den glauben gebe, aber darauff teuffen wirs nicht sondern allein darauff, das Gott befohlen hat. Waruemb das? Daruemb das wir wissen das Gott nicht leugt, Jch und mein nehister und Summa alle menschen muegen feylen und triegen, aber Gottes wort kan nicht feylen.

[Unglaube schwecht Gottes wort nicht.] Daruemb sind es yhe vermessene toelpische geister, die also folgern und schliessen: wo der glaube nicht ist, das muesse auch die Tauffe nicht recht sein. Gerade als ich wolt schliessen: Wenn ich nicht gleube, so ist Christus nichts, odder also: wenn ich nicht gehorsam byn, so ist vater, mutter und oeberkeit nichts. Jst das wol geschlossen, wo yemand nicht thuet was er thuen sol, das daruemb das ding an yhm selbs nichts sein noch gelten sol? Lieber kere es umb und schleus viel mehr also: Eben daruemb ist die Tauffe etwas und recht, das mans unrecht empfangen hat. Denn wo sie an yhr selbs nicht recht were, kuend man nicht misbrauchen noch daran sundigen. Es heisset also: Abusus non tollit sed confirmat substantiam, Misbrauch nympt nicht hynweg das wesen sondern bestetigts. Denn golt bleibt nichts weniger golt, ob es gleich eine buebyn mit sunden und schanden tregt.

[s. 220] Daruemb sey beschlossen, das die Tauffe allezeit recht und ynn vollem wesen bleibt, wenn gleich nur ein mensch getaufft wuerde und dazu nicht rechtschaffen gleubte. Denn Gottes ordnung und wort lesset sich nicht von menschen [Schwermer geister.] wandelbar machen noch endern. Sie aber, die schwermergeister, sind so verblend, das sie Gottes wort und gepot nicht sehen und die Tauffe und oeberkeit nicht weiter ansehen denn als wasser ym bach und topffen odder als ein andern menschen, und weil sie keinen glauben noch gehorsam sehen, sol es an yhm selbs auch nichts gelten. Da ist ein heymlicher auffruerischer Teuffel, der gerne die krone von der oberkeit reissen wolt, das man sie darnach mit fussen trette, darzu alle Gottes werck und ordnunge uns verkeren und zu nicht machen. Darumb muessen wir wacker und geruest sein und uns von dem wort nicht lassen weisen noch wenden, das wir die Tauffe nicht lassen ein blos ledig zeichen sein, wie die schwermer trewmen.

[Deutung der Tauffe.] Auffs letzte ist auch zuwissen, was die Tauffe bedeutet und waruemb Gott eben solch eusserlich zeichen und geberde ordnet zu dem Sacrament, dadurch wir erstlich ynn die Christenheit genomen werden. Das werck aber odder geberde ist das, das man uns yns wasser sencket, das uber uns her gehet, und darnach widder eraus zeucht. Diese zwey stueck, unter das wasser sincken und widder eraus komen, deutet die krafft und werck der Tauffe, [Toedtung des alten Adams.] welchs nichts anders ist denn die toedtung des alten Adams, darnach die aufferstehung [Röm. 6, 4] des newen menschens, welche beyde unser leben lang ynn uns gehen sollen, also das ein Christlich leben nichts anders ist denn eine tegliche Tauffe, ein mal angefangen und ymmer daryn gegangen. Denn es mus on unterlas also gethan sein, das man ymmer ausfege was des alten Adams ist, und erfuer kome was zum newen gehoeret. Was ist denn der alte mensch? Das [Alte mensch.] ist er, so uns angeboren ist von Adam, zornig, hessig, neidisch, unkeusch, geitzig, faul, hoffertig, ia ungleubig, mit allen lastern besetzt und von art kein guts an yhm hat. Wenn wir nu ynn Christus reich komen, sol solchs teglich abnemen, das wir yhe lenger yhe milder, gedueldiger, sanfftmuetiger werden, dem geitz, hass, neid, hoffart yhe mehr abrechen.

[Teglicher brauch und ubung der Tauffe.] Das ist der rechte brauch der Tauffe unter den Christen, durch das wasser teuffen bedeutet. Wo nu solchs nicht gehet sondern dem alten menschen der zaum gelassen wird, das er nur stercker wird, das heisset nicht der Tauffe gebraucht sondern widder die Tauffe gestrebt. Denn die ausser Christo sind, koennen nicht anders thuen denn teglich erger werden, wie auch das sprichwort lautet und die warheit ist: ymmer yhe erger, yhe lenger yhe boeser. Jst einer furm iar stoltz und geitzig gewesen, so ist er heuer viel geitziger und stoltzer, Also das die untugent von iugent auff mit yhm wechset [s. 221] und fortferet. Ein iunges kind hat kein sonderliche untugent an sich; wo er aber erwechst, so wird er unzuechtig und unkeusch; kompt er zu seinem vollen mansalter, so gehen die rechten laster an, yhe lenger yhe mehr. Daruemb gehet der alte mensch ynn seiner natur unauffgehalten, wo man nicht durch der Tauffe krafft wehret und dempffet. Widderuemb wo Christen sind worden, nympt er teglich abe, so lang bis er gar untergehet. Das heisset recht ynn die Tauffe gekrochen und teglich widder erfuer komen. Also ist das eusserliche zeichen gestellet, nicht allein das es solle krefftiglich wircken sondern auch etwas deuten. Wo nu der glaube gehet mit seinen fruechten, das ists nicht ein lose deutung sondern das werck dabey. Wo aber der glaube nicht ist, da bleibt es ein blos unfruchtbar zeichen.

Und hie sihestu, das die Tauffe beyde mit yhrer krafft und deutunge [Busse ist das rechte werck der Tauffe.] begreifft auch das dritte Sacrament, welchs man genennet hat die Busse, als die eigentlich nicht anders ist denn die Tauffe. Denn was heisset busse anders denn den alten menschen mit ernst angreiffen und yn ein newes leben tretten? Daruemb wenn du ynn der busse lebst, so gehestu ynn der Tauffe, welche solch newes leben nicht allein deutet sondern auch wirckt, anhebt und treibt; denn daryn wird geben gnade, geist und krafft den alten menschen zu unterdruecken, das der newe erfurkome und starck werde. Daruemb [Busse ein widdergang zur Tauffe.] bleibt die Tauffe ymerdar stehen, und ob gleich yemand davon fellet und sundigt, haben wir doch ymmer ein zugang dazu, das man den alten menschen widder untersich werffe. Aber mit wasser darff man uns nicht mehr begiessen. Denn ob man sich gleich hundertmal liesse yns wasser sencken, so ists doch nicht mehr denn eine Tauffe, Das werck aber und deutung gehet und bleibt. Also ist die busse nicht anders denn ein widdergang und zutretten zur Tauffe, das man das widder holet und treibt, so man zuvor angefangen und doch davon gelassen hat.

Das sage ich daruemb, das man nicht ynn die meinung kome, daryn wir lange zeit gewesen sind und gewehnet haben, die Tauffe were nu hyn, das man yhr nicht mehr brauchen kuende, nach dem wir widder yn sunde gefallen sind; das macht, das mans nicht weiter ansihet denn nach dem werck, so einmal geschehen ist. Und ist zwar daher komen, das Sanct Hieronymus geschrieben hat, Die busse sey die andere taffel, damit wir muessen ausschwymen und uberkomen, nach dem das schiff gebrochen ist, darein wir tretten und uberfaren, wenn wir ynn die Christenheit komen. Damit ist nu der brauch [s. 222] der Tauffe weggenomen, das sie uns nicht mehr nuetzen kan. Daruemb ists nicht recht geredt, denn das schiff zubricht nicht, weil es (wie gesagt) Gottes ordnung und nicht unser ding ist. Aber das geschicht wol, das wir gleiten und eraus fallen, fellet aber ymand eraus, der sehe das er widder hynzu schwymme und sich dran halte, bis er widder hynein kome Und daryn gehe, wie vorhyn angefangen.

Also sihet man, wie ein hoch trefflich ding es ist umb die Tauffe, so uns den Teuffel aus dem hals reisset, Gott zu eigen macht, die sund dempfft und weg nympt, darnach teglich den newen menschen stercket Und ymmer gehet [Tauffe ein teglich kleid der Christen.] und bleibt, bis wir aus diesem elend zur ewigen herlickeit komen. Daruemb sol ein yglicher die Tauffe halten als sein teglich kleid, daryn er ymmerdar gehen sol, das er sich alle zeit ynn dem glauben und seinen fruchten finden lasse, das er den alten menschen dempfe und ym newen erwachse. Denn wollen wir Christen sein, so muessen wir das werck treiben, davon wir Christen sind, fellet aber yemand davon, so kome er widder hynzu. Denn wie Christus, der gnaden stul, daruemb nicht weichet noch uns wehret widder zu yhm zukomen, ob wir gleich sundigen, also bleibt auch alle sein schatz und gabe. Wie nu ein mal ynn der Tauffe vergebunge der sunden uber komen ist, so bleibt sie noch teglich, so lang wir leben, das ist den alten menschen am hals tragen.

Von dem Sacrament des Altars.

Wie wir von der heiligen Tauffe gehoeret haben, muessen wir von dem andern Sacrament auch reden, Nemlich die drey stueck: was es sey, was es nutze, und wer es empfahen sol. Und solchs alles aus den worten [Einsetzung des Sacraments.] gegruendet, dadurch es von Christo eingesetzt ist, welche auch ein yglicher wissen sol, der ein Christ wil sein und zum Sacrament gehen. Denn wir sinds nicht gesynnet dazu zu lassen und zu reichen denen, die nicht wissen, was sie da suchen odder waruemb sie komen. Die wort aber sind diese: [Matth. 26, 26 –28; Mark. 14, 22 –24; Luk. 22, 19. 20; 1. Kor. 11, 23 –25] Unser HERR Jhesus Christus ynn der nacht, da er verrhaten ward, Nam er das brod, danckt und brachs Und gabs seinen Juengern und sprach: “Nemet hyn, Esset, Das ist mein leib, der fur euch gegeben wird. Solchs thuet zu meinem gedechtnis”. [s. 223]

Desselben gleichen nam er auch den kelch nach dem abendmal, danckt und gab yhn den und sprach: “Nemet hin und trincket alle draus. Dieser kelch ist das newe testament yn meinem blut, das fur euch vergossen wird zur vergebung der sunde. Solchs thuet, so offt yhr trincket, zu meinem gedechtnis”.

Hie woellen wir uns auch nicht ynn die har legen und fechten mit den lesterern und schendern dieses Sacraments, Sondern zum ersten lernen, da die macht an ligt (wie auch von der Tauffe), Nemlich das das fuernemste stueck [Sacrament Gottes ordnung.] sey Gottes wort und ordnung oder befehl. Denn es ist von keinem menschen erdacht noch auff bracht sondern on yemands rath und bedacht von Christo eingesetzt. Derhalben wie die zehen gepot, Vater unser und Glaube bleiben yn yhrem wesen und wirden, ob du sie gleich nymmermehr heltest, betest noch gleubest, Also bleibt auch dis hochwirdige Sacrament unverrueckt, das yhm nichts abgebrochen noch genomen wird, ob wirs gleich unwirdig brauchen und handlen. Was meynestu das Gott nach unserm thuen odder gleuben fragt, das er umb des willen solt sein ordnung wandlen lassen? Bleibt doch ynn allen weltlichen dingen alles, wie es Gott geschaffen und geordnet hat, Gott gebe wie wirs brauchen und handlen. Solchs mus man ymerdar treiben. Denn damit kan man fast aller Rottengeister geschwetze zurueck stossen, Denn sie die Sacrament ausser Gottes wort ansehen als ein ding das wir thuen.

[Was das Sacrament seye.] Was ist nu das Sacrament des Altars? Antwort: Es ist der ware leib und blut des HERRN Christi ynn und unter dem brod und wein durch Christus wort uns Christen befohlen zu essen und zu trincken. Und wie von der Tauffe gesagt, das nicht schlecht wasser ist, so sagen wir hie auch, das Sacrament ist brod und wein, aber nicht schlecht brod noch wein, so man sonst zu tisch tregt, sondern brod und wein ynn Gottes wort gefasset und daran gebunden. Das wort (sage ich) ist das, das dis Sacrament machet und unterscheidet, das es nicht lauter brod und wein sondern Christus leib und blut ist und heisset. Denn es heisset: Accedat verbum ad elementum et [Das wort machet ein Sacrament.] fit sacramentum, Wenn das wort zum eusserlichen ding kompt, so wirds ein Sacrament. Dieser spruch S. Augustin ist so eigentlich und wol gered, das er kaum ein bessern gesagt hat. Das Wort mus das element zum Sacrament machen, wo nicht, so bleibts ein lauter element. Nu ists nicht eins Fuerstens odder Keisers sondern der hohen Maiestet wort und ordnung, dafuer alle Creaturn sollen zu fuessen fallen und ia sprechen, das es sey wie er sagt, und mit allen ehren, furcht und demut annemen. Aus dem wort [s. 224] kanstu dein gewissen stercken und sprechen: Wenn hundert tausent Teuffel sampt allen Schwermern her faren ‘Wie kan brod und wein Christus leib und blut sein?’ etc., so weis ich, das alle geister und gelerten auff einen hauffen nicht so klug sind als die Goettliche Maiestet ym kleinsten fingerlein. Nu stehet hie Christus wort: “Nemet, esset, das ist mein leib”, “Trincket alle daraus, das ist das newe Testament ynn meinem blut” etc., da bleiben wir bey und woellen sie ansehen, die yhn meistern werden und anders machen denn ers gered hat. Das ist wol war, wenn du das wort davon thuest odder on [On wort ists lauter brot und wein.] wort ansihest, so hastu nichts denn lauter brod und wein, wenn sie aber dabey bleiben, wie sie sollen und muessen, so ists lauts derselbigen warhafftig Christus leib und blut. Denn wie Christus mund redet und spricht, also ist es, als der nicht liegen noch triegen kann.

Daher ist nu leicht zuantworten auff allerley frage, damit man sich itzt bekuemert, als diese ist, ob auch ein boeser Priester kuende das Sacrament handlen und geben, und was mehr des gleichen ist. Denn da schliessen wir und sagen: Ob gleich ein bube das Sacrament nimpt odder gibt, so nimpt er das rechte Sacrament, das ist Christus leib und blut, eben so wol als der es auffs aller wirdigst handlet. Denn es ist nicht gegruendet auff menschen heiligkeit sondern auff Gottes wort. Und wie kein heilige auff erden, ia kein Engel ym hymel das brod und wein zu Christus leib und blut machen kan, also kans auch niemand endern noch wandeln, ob es gleich misbraucht wird. Denn umb der person odder unglaubens willen wird das wort nicht falsch, dadurch es ein Sacrament worden und eingesetzt ist. Denn er spricht nicht: Wenn yhr gleubt odder wirdig seit, so habt yhr mein leib und blut, sondern “Nemet, esset und trincket, Das ist mein leib und blut”, Jtem “solchs thuet” (nemlich das ich itzt thue, einsetze, euch gebe und nemen heisse). Das ist soviel gesagt: Got gebe du seist unwirdig odder wirdig, so hastu hie sein leib und blut aus krafft dieser wort, so zu dem brod und wein komen. Solchs mercke und behalte nur wol. Denn auff den worten stehet alle unser grund, schutz und wehre widder alle yrthumb und verfurung, so yhe komen sind odder noch komen moegen.

Also haben wir kuertzlich das erste stueck, so das wesen dis Sacraments [Krafft und nutz des Sacraments.] belanget. Nu sihe weiter auch die krafft und nutz, daruemb endlich das Sacrament eingesetzet ist, welchs auch das noetigste daryn ist, das man wisse, was wir da suchen und holen sollen. Das ist nu klar und leicht eben aus den gedachten worten ‘Das ist mein leib und blut fur euch gegeben und vergossen zur vergebunge der sunde.’ Das ist kuertzlich soviel gesagt: daruemb [s. 225] gehen wir zum Sacrament, das wir da empfahen schatz, durch und yn dem wir vergebunge der sunde uberkomen. Waruemb das? Daruemb das die wort da stehen und uns solchs geben. Denn daruemb heisset er mich essen und trincken, das es mein sey und mir nuetze als ein gewis pfand und zeichen, ia eben das selbige gut, so fur mich gesetzt ist wider meine sunde, tod und alle unglueck.

[Sacrament ein speise der seelen.] Daruemb heisset es wol ein speisse der seelen, die den newen menschen neeret und sterckt. Denn durch die Tauffe werden wir erstlich new geboren, aber darneben (wie gesagt ist) bleibt gleich wol die alte haut ynn fleisch und blut am menschen, da ist soviel hyndernis und anfechtung vom Teuffel und der welt, das wir offt muede und matt werden und zuweilen auch strauchlen. Daruemb ist es gegeben zur teglichen weide und futerung, das sich der glaube erhole und stercke, das er ynn solchem kampff nicht zurueck falle sondern ymmer yhe stercker und stercker werde. Denn das newe leben sol also gethan sein, das es stets zuneme und fort fare. Es mus aber dagegen viel leiden. Denn so ein zorniger feind ist der Teuffel, wo er sihet, das man sich wider yhn legt und den alten menschen angreifft und uns nicht mit macht uberpoltern kan, da schleicht und streicht er auff allen seiten umbher, versuchet alle kuenste und lesset nicht abe, bis er uns zuletzt muede mache, das man entweder den glauben lesset fallen oder hende und fuesse gehen lesset, und wird unluestig odder ungedueltig. Dazu ist nu der trost gegeben, wenn das hertz solchs fuelet, das yhm wil zu schwer werden, das er hie newe krafft und labsal hole.

Hie verdrehen sich aber unsere klugen geister mit yhrer grossen kunst und klugheit, die schreyen und poltern: Wie kan brod und wein die sunde vergeben odder den glauben stercken? So sie doch hoeren und wissen, das wir solchs nicht von brod und wein sagen, als an yhm selbs brod brod ist, sondern von solchem brod und wein, das Christus leib und blut ist und die wort bey sich hat. Dasselbige, sagen wir, ist yhe der schatz und kein ander, dadurch solche vergebunge erworben ist. Nu wird es uns ia nicht anders denn yn den worten ‘Fur euch gegeben und vergossen’ gebracht und zu geeignet. Denn darin hastu beides, das es Christus leib und blut ist und das es dein ist als ein schatz und geschenke. Nu kan yhe Christus leib ein unfruchtbar vergeblich ding sein, das nichts schaffe noch nuetze. Doch wie gros der schatz fur sich selbs ist, so mus er ynn das wort gefasset und uns gereicht werden, sonst wuerden wirs nicht koennen wissen noch suchen.  


Daruemb ists auch nichts geredt, das sie sagen, Christus leib und blut [s. 226] ist nicht ym abendmal fur uns gegeben noch vergossen, druemb kuende man ym Sacrament nicht vergebunge der sunde haben. Denn obgleich das werck am creutz geschehen und die vergebung der sund erworben ist, so kan sie doch nicht [Vergebung der sund kriegt man allein durchs wort.] anders denn durchs wort zu uns komen. Denn was wusten wir sonst davon, das solchs geschehen were odder uns geschenkt sein solte, wenn mans nicht durch die predigt odder muendlich wort furtruege? Woher wissen sie es odder wie koennen sie die vergebung ergreiffen und zu sich bringen, wo sie sich nicht halten und gleuben an die schrifft und das Euangelion? Nu ist yhe das gantze Euangelion und der artikel des glaubens ‘Jch gleube eine heilige Christliche kyrche, vergebung der sunde etc’ durch das wort ynn dis Sacrament gesteckt und uns fur gelegt. Waruemb solten wir denn solchen schatz aus dem Sacrament lassen reissen, so sie doch bekennen muessen, das eben die wort sind, die wir allenthalben ym Euangelio hoeren, Und ia so wenig sagen koennen, diese wort ym Sacrament seyen kein nutz, so wenig sie thueren sprechen, das das gantze Euangelion oder wort Gottes ausser dem Sacrament kein nuetze sey?  
[Brauch des Sacraments.] Also haben wir nu das gantze Sacrament, beide was es an yhm selbs ist und was es bringet und nuetzet, nu mus man auch sehen, wer die person sey, die solche krafft und nutz empfahe. Das ist auffs kuertzte, wie droben von der Tauffe und sonst offt gesagt ist: wer da solchs gleubt, wie die wort lauten und was sie bringen. Denn sie sind nicht stein noch holtz gesagt odder verkuendigt, sondern denen die sie hoeren, zu wilchen er spricht “Nemet und esset” etc. Und weil er vergebung der sunde anbeutet und verheisset, kan es [Glaube empfehet vergebung der sund.] nicht anders denn durch den glauben empfangen werden. Solchen glauben foddert er selbs ynn dem wort, als er spricht: “Fur euch gegeben und fur euch vergossen”, als solt er sagen: Daruemb gebe ichs und heisse euch essen und trincken, das yhr euchs solt annemen und geniessen. Wer nu yhm solchs lesset gesagt sein und gleubt, das war sey, der hat es. Wer aber nicht gleubt, der hat nichts, als ders yhm lesset umbsonst furtragen und nicht wil solchs heilsamen guts geniessen. Der schatz ist wol aussgethan und yderman fur die thur, ia auff den tisch gelegt, es gehoert aber dazu, das du dich auch sein annemest und gewislich dafur haltest, wie dir die wort geben.

[Wirdige bereitung zum Sacrament.] Das ist nu die gantze Christliche bereitung, dis Sacrament wirdig zu empfahen. Denn weil solcher schatz gar ynn den worten furgelegt wird, kan mans nicht anders ergreiffen und zu sich nemen denn mit dem hertzen. Denn mit der faust wird man solch geschencke und ewigen schatz nicht fassen. Fasten und beten etc. mag wol ein eusserliche bereitung und kinder ubung sein, das sich der leib zuechtig und ehrbietig gegen dem leib und blut Christi helt und geberdet. Aber das daryn und damit gegeben wird, kan nicht der leib [s. 227] fassen noch zu sich bringen. Der glaube aber thuts des hertzens, so da solchen schatz erkennet und sein begeret. Das sey gnug, soviel zur gemeinen unterricht not ist von diesem Sacrament. Denn was weiter davon zu sagen ist, gehoeret auff ein andere zeit.

Am end, weil wir nu den rechten verstand und die lere von dem [Vermanung das Sacrament zu empfahen.] Sacrament haben, ist wol not auch eine vermanung und reitzung, das man nicht lasse solchen grossen schatz, so man teglich unter den Christen handelt und austeilet, umbsonst furuber gehen, das ist, das die Christen woellen sein, sich dazu schicken das hochwirdige Sacrament offt zuempfahen. Denn wir sehen, das man sich eben lass und faul dazu stellet und ein grosser hauffe ist deren, die das Euangelion hoeren, welche weil des Bapsts tand ist abkomen, das wir gefreyet sind von seinem zwang und gebot, gehen sie wol dahyn ein iar, zwey odder drey und lenger on Sacrament, als seyen sie so starcke Christen, die sein nicht duerffen. Und lassen sich etliche hyndern und davon schrecken, das wir gelert haben, es solle niemand dazu gehen on die hunger und durst fuelen, so sie treibt. Etliche wenden fur, es sey frey und nicht von noeten und sey gnug, das sie sonst gleuben, und komen also das mehr teil dahyn, das sie gar rohe werden und zuletzt beide das Sacrament und Gottes wort verachten. Nu ists war, was wir gesagt haben, man sol bey leib niemand treiben noch zwingen, auff das man nicht widder ein newe [Die sich des Sacraments eussern sind nicht Christen.] seelmoerderey anrichte. Aber das sol man dennoch wissen, das solche leut fur keine Christen zuhalten sind, die sich so lange zeit des Sacraments eussern und entziehen. Denn Christus hat es nicht daruemb eingesetzt, das mans fur ein schauspiel handele, sondern seinen Christen geboten, das sie es essen und trincken und sein darueber gedencken.

Und zwar welche rechte Christen sind und das Sacrament tewer und werd halten, sollen sich wol selbs treiben und hynzudringen. Doch das die einfeltigen und schwachen, die da auch gerne Christen weren, deste mehr gereitzt werden die ursach und not zubedencken, so sie treiben sollen, woellen wir ein [s. 228] wenig davon reden. Denn wie es ynn andern sachen, so den glauben, liebe und gedult betrifft, ist nicht gnug allein leren und unterrichten sondern auch teglich vermanen, also es ist auch hie not, mit predigen anhalten, das man nicht lass noch verdrossen werde, weil wir wissen und fuelen, wie der Teuffel sich ymer widder solchs und alles Christliche wesen sperret und, soviel er kan, davon hetzet und treibt.

[Christus befehl und gepot] . Und zum ersten haben wir den hellen Text ynn den worten Christi ‘das thuet zu meinem gedechtnis’. Das sind wort, die uns heissen und befehlen, dadurch denen, so Christen wollen sein, auffgelegt ist das Sacrament zugeniessen. Daruemb, wer Christus iunger wil sein, mit denen er hie redet, der dencke und halte sich auch dazu, nicht aus zwang, als von menschen gedrungen, sondern den Herrn Christo zu gehorsam und gefallen. Sprichstu aber: stehet doch dabey ‘So offt yhrs thuet’, da zwingt er yhe niemand, sondern lessets ynn freyer wilkoere. Antwort: Jst war, es stehet aber nicht, das mans nymer mehr thuen solle, ia weil er eben die wort spricht “So offt als yhrs thuet”, ist dennoch mit eingebunden, das mans offt thuen sol. Und ist daruemb hynzugesetzt, das er wil das Sacrament frey haben, ungebunden an sonderliche zeit wie der Jueden Osterlamb, welches sie alle iar nur ein mal und eben auff den vierzehenden tag des ersten vollen monds des abends musten essen und keinen tag uberschreiten. Als er damit sagen wolt: ich setze euch ein Osterfest odder abendmal, das yhr nicht eben diesen abend des iars einmal sondern offt sollet geniessen, wenn und wo yhr woellet, nach eines yglichen gelegenheit und notdurfft, an keinen ort odder bestympte zeit angebunden, wiewol der Bapst hernach solchs umbkeret und widder ein Juden fest draus gemacht hat.

[Das Sacrament sol niemand verachten] . Also sihestu, das nicht also freyheit gelassen ist, als moege mans verachten. Denn das heisse ich verachten, wenn man so lange zeit hyngehet und sonst kein hyndernis hat und doch sein begeret nymer. Wiltu solche freyheit haben, so habe eben so mehr freyheit, das du kein Christen seiest und nicht gleuben noch beten duerffest. Denn das ist eben so wol Christus gepot als ihenes. Wiltu aber ein Christen sein, so mustu yhe zuweilen diesem gepot genugthuen und gehorchen. Denn solch gepot solt dich yhe bewegen ynn dich selbs zuschlagen und zudencken: Sihe was bin ich fur ein Christen? were ichs, so wuerde ich mich yhe ein wenig sehnen nach dem, das mein Herr befohlen hat zuthuen. Und zwar weil wir uns so frembde dazu stellen, spueret man wol, was wir fur Christen ynn dem Bapstumb gewesen sind, als die [s. 229] aus lautern zwang und furcht menschlichs gepots sind hyngangen, on lust und liebe, und Christus gepot nye angesehen. Wir aber zwingen noch dringen niemand, darffs uns auch niemand zu dienst odder gefallen thuen, das sol [Was uns reytzen sol, das Sacrament zu empfahen.] dich aber reitzen und selbs zwingen, das ers haben wil und yhm gefellet. Menschen sollen sich wider zum glauben noch yrgend einem guten werck noetigen lassen. Wir thuen nicht mehr denn das wir sagen und vermanen, was du thuen solt, nicht umb unsern sondern umb deinen willen. Er locket und reitzet dich, wiltu solchs verachten, so antworte selbs dafur.

Das sol nu das erste sein, sonderlich fur die kalten und nachlessigen, das sie sich selbs bedencken und erwecken. Denn das ist gewislich war, als ich wol bey mir selbs erfaren habe und ein yglicher bey sich finden wird, wenn man sich also davon zeucht, das man von tag zu tage yhe mehr roh und kalt wird und gar ynn wind schlegt. Sonst mus man sich yhe mit dem hertzen und gewissen befragen und stellen als ein mensch, das gerne wolt mit Gott recht stehen. Yhe mehr nu solches geschihet, yhe mehr das hertz erwarmet [Wenn man sich ungeschickt fuelet, was zu thuen sey.] und entzuendet wird, das nicht gar erkalte. Sprichstu aber: Wie denn, wenn ich fuele, das ich nicht geschickt bin? Antwort: Das ist meine anfechtung auch, sonderlich aus dem alten wesen her, unter dem Bapst, da man sich so zu martert hat, das man gantz rein were und Gott kein tedlin an uns fuende, davon wir so schuchter dafur worden sind, das flugs sich yderman entsetzt und gesagt hat: O weh du bist nicht wirdig. Denn da hebt natur und vernunfft an zurechnen unser unwirdigkeit gegen das grosse tewre gut; da findet sichs denn als ein finster latern gegen die liechte sonne odder mist gegen edel steine, und weil sie solchs sihet, wil sie nicht hinan und harret bis sie geschickt werde, so lang das eine woche die ander und ein halb iar das ander bringet. Aber wenn du das wilt ansehen, wie from und rein du seyest, und darnach erbeiten, das dich nichts beisse, so mustu nymermehr hynzu komen.

Derhalben sol man hie die leute unterscheiden: denn was freche und wilde sind, den sol man sagen das sie davon bleiben, Denn sie sind nicht [s. 230] geschickt vergebunge der suende zuempfahen, als die sie nicht begeren und ungerne wolten from sein. Die andern aber, so nicht solche rohe und lose leute sind und gerne from weren, sollen sich nicht davon sondern, ob sie gleich sonst schwach und gebrechlich sind. Wie auch Sanct Hilarius gesagt hat: Wenn ein sunde nicht also gethan ist, das man ymand billich aus der gemeine stossen und fur ein unchristen halten kan, sol man nicht vom Sacrament bleiben, auff das man sich nicht des lebens beraube. Denn so weit wird niemand komen, das er nicht viel teglicher gebrechen ym fleisch und blut behalte.

Daruemb sollen solche leute lernen, das die hohiste kunst ist, das man [Sacrament stehen nicht auff unser wirdigkit.] wisse, das unser Sacrament stehet nicht auff unser wirdigkeit. Denn wir lassen uns nicht teuffen, als die wirdig und heilig sind, komen auch nicht zur beichte, als seyen wir rein und on sunde, sondern das widderspiel, als arme elende menschen Und eben daruemb das wir unwirdig sind, es were denn ein solcher, der kein gnade und absolutio begeret noch sich dechte zu bessern. Wer aber gerne wolt gnade und trost haben, sol sich selbs treiben und niemand davon schrecken lassen Und also sprechen: Jch wolt wol gerne wirdig sein, aber ich kome auff keine wirdigkeit sondern auff dein wort, das du es befohlen hast, als der gerne dein juenger were, meine wirdigkeit bleibe wo sie kan. Es ist aber schweer, denn das ligt uns ymer ym weg und hindert, das wir mehr auff uns selbs denn auff Christus wort und mund sehen. Denn die natur wolt gerne so handlen, das sie gewis auff sich selbs moecht fussen und stehen, wo nicht, so wil sie nicht hinan. Das sey genug vom ersten stueck.

[Verheissunge bey dem Sacrament.] Zum andern ist uber das gepot auch eine verheissunge, wie auch oben gehoeret, die uns auffs aller sterckiste reitzen und treiben sol. Denn da stehen die freundliche, liebliche wort ‘Das ist mein leib fur euch gegeben, Das ist mein blut fur euch vergossen zur vergebunge der sunden’. Diese wort, habe ich gesagt, sind keinem stock noch stein gepredigt, sondern mir und dir, sonst moecht er eben so mehr stilschweigen und kein Sacrament einsetzen. Druemb dencke und bringe dich auch yn das ‘euch’, das er nicht umbsonst mit dir rede. Denn da beut er uns an alle den schatz, so er uns von hymel bracht hat, Dazu er uns auch sonst locket auffs aller freundlichste, als da er spricht [Matth. 11, 28] Matthei. xi. ‘Kompt her zu mir alle, die yhr mueheselig und beladen seyd, [Verheissung ist uns gepredigt.] ich wil euch erquicken.’ Nu ists yhe sunde und schande, das er uns so hertzlich und treulich fodert und vermanet zu unserm hoechsten und besten gut, und wir uns so froembd dazu stellen und so lang hyn gehen, bis wir gar erkalten und verharten, das wir kein lust noch liebe dazu haben. Man mus yhe das [Sacrament ist troestlich, nicht schedlich.] Sacrament nicht ansehen als ein schedlich ding, das man darfur lauffen solle, sondern als eitel heilsame, troestliche ertzney, die dir helffe und das leben gebe [s. 231] beide an seele und leib. Denn wo die seele genesen ist, da ist dem leib auch geholffen. Wie stellen wir uns denn darzu, als sey es ein gifft, daran man den tod fresse?  


Das ist wol war, das die es verachten und unchristlich leben, nemens yhn zu schaden und verdamnis. Denn solchen soll nichts gut noch heilsam sein, Eben als einem krancken, der aus mutwillen isset und trincket das yhm vom artzt verboten ist. Aber denen, so yhr schwacheit fuelen und yhr gerne los weren und huelffe begeren, sollens nicht anders ansehen und brauchen denn als ein koestlich tyriak wider die gifft, so sie bey sich haben. Denn [Ym Sacrament vergebung der sunde.] hie soltu ym Sacrament empfahen aus Christus mund vergebung der sunde, welche bey sich hat und mit sich bringet Gottes gnade und geist mit alle seinen gaben, schutz, schirm und gewalt wider tod und Teuffel und alles unglueck.

Also hastu von Gottes wegen beide des Herrn Christi gebot und verheissung. Zu dem sol dich deinethalben treiben dein eigene not, so dir auff Unser eigene not. dem hals ligt, umb welcher willen solch gebieten, locken und verheissen geschicht. [Matth. 9, 12] Denn er spricht selbs: Die starcken duerffen des artzts nicht sondern die krancken, das ist die mueheselig und beschweret sind mit sund, furcht des tods, anfechtung des fleischs und Teuffels. Bistu nu beladen und fuelest dein schwacheit, so gehe froelich hin und lasse dich erquicken, troesten und stercken. Denn wiltu harren bis du solchs los werdest, das du rein und wirdig zum Sacrament komest, so mustu ewig davon bleiben. Denn da fellet er das urteil und spricht: Bistu rein und from, so darffstu mein nichts und ich dein widder nichts. Daruemb heissen die alleine unwirdig, die yhr gebrechen nicht fuelen noch wollen sunder sein.

Sprichstu aber: Wie sol ich yhm denn thuen, wenn ich solche not nicht fuelen kan noch hunger und durst zum Sacrament empfinden? Antwort: Den selbigen, die so gesynnet sind, das sie sich nicht fuelen, weis ich kein bessern rath, denn das sie doch yn yhren bosam greyffen, ob sie auch fleisch und blut haben; wo du denn solchs findest, so gehe doch dir zu gut yn [Gal. 5, 19 f.] S. Paulus epistel zun Galatern und hoere, was dein fleisch fur ein fruechtlin [Unser eigen fleisch.] sey: Offenbar sind aber (spricht er) die werck des fleischs, als da sind ehebruch, hurerey, unreinigkeit, geilheit, abgoetterey, zauberey, feindschafft, [s. 232] hadder, eiver, zorn, zanck, zwitracht, secten, hass, mord, sauffen, fressen und der gleichen. Derhalben kanstu es nicht fuelen, so gleube doch der schrifft, die wird dir nicht liegen, als die dein fleisch besser kennet denn du selbs. Ja weitter [Röm. 7, 18] schleusst S. Paulus zun Roemern .vij. ‘Denn ich weis, das ynn mir, das ist ynn meinem fleisch, wonet nichts guts’. Darff S. Paulus solchs von seinem fleisch reden, so woellen wir auch nicht besser noch heiliger sein. Das wirs aber nicht fuelen, ist so viel deste erger. Denn es ist ein zeichen, das ein aussetzig fleisch ist, das da nichts empfindet und doch wuettet und umb sich frisset. Doch wie gesagt, bistu so gar erstorben, so gleube doch der schrifft, so das urteil uber dich spricht. Und summa yhe weniger du dein sunde und gebrechen fuelest, yhe mehr ursach hastu hinzu zu gehen, huelff und ertzney suchen.

Zum andern, Sihe dich umb, ob du auch ynn der welt seyest, odder [Von der welt.] weistus nicht, so frage dein nachbarn druemb. Bistu ynn der welt, so dencke nicht, das an sunden und not werde feylen. Denn fahe nuer an und stelle dich, als woltestu from werden und beym Euangelio bleiben, und sihe zu, ob dir niemand werde feind werden, Dazu leid, unrecht, gewalt thuen, Jtem zu sunden und untugent ursach geben. Hastu es nicht erfaren, so las dirs die schrifft sagen, die der welt allenthalben solchen preis und zeugnis gibt.

Uber das wirstu ia auch den Teuffel umb dich haben, welchen du nicht [Von dem Teuffel.] wirst gar unter dich tretten, weil es unser HERR Christus selbs nicht hat koennen umbgehen. Was ist nu der Teuffel? nichts anders, denn wie yhn die schrifft nennet, ein luegner und ein moerder. Ein luegner, das hertz zuverfueren [Joh. 8, 44] von Gottes wort und verblenden, das du deine not nicht fuelest noch zu Christo komen kuendest. Ein moerder, der dir kein stunde das leben guennet. Wenn [Unser not sehen wir nicht an.] du sehen soltest, wieviel messer, spies und pfeile alle augenblick auff dich gezielet werden, du soltest fro werden, so offt du kuendest zu dem Sacrament zu komen. Das man aber so sicher und unachtsam dahin gehet, machet nichts anders, denn das wir nicht dencken noch gleuben, das wir ym fleisch und der boesen welt oder unter des Teuffels reich seyen.

Daruemb versuche und ube solchs wol und gehe nuer ynn dich selbs odder sihe dich ein wenig umb und halte dich nuer der schrifft. Fuelestu als denn auch nichts, so hastu deste mehr not zu klagen beide Gott und deinem bruder, da las dir raten und fur dich bitten und lasse nuer nicht abe, so lange bis der stein von deinem hertzen kome, so wird sich die not wol finden und du gewar werden, das du zwey mal tieffer ligst denn ein ander armer sunder, und des Sacraments viel mehr duerffest widder das elend, so du leider nicht sihest; ob Gott gnade gebe, das du es mehr fuelest und ye hungeriger dazu wuerdest, Sonderlich weil dir der Teuffel so zusetzet und on unterlas auff dich helt, wo er dich erhassche und bringe umb seele und leib, das du keine stund fur [s. 233] yhm sicher kanst sein. Wie bald moechte er dich ploetzlich ynn iamer und not bracht haben, wenn du dichs am wenigsten versihest?

Solchs sey nu zur vermanunge gesagt nicht allein fur uns alte und grosse sondern auch fur das iunge volck, so man ynn der Christlichen lere und verstand auffziehen sol. Denn damit kuende man deste leichter die zehen gepot, glauben und vater unser yn die iugent bringen, das es yhm mit lust und ernst eingienge, und also von iugent auff ubten und gewoneten. Denn es ist doch nu fast mit den alten geschehen, das man solchs und anders nicht erhalten kan, man ziehe denn die leute auff, so nach uns komen sollen und ynn unser ampt und werck tretten, auff das sie auch yhre kinder fruechtbarlich erziehen, damit Gottes wort und die Christenheit erhalten werde. Daruemb wisse ein yglicher hausvater, das er aus Gottes befehl und gepot schuldig ist seine kinder solchs zu leren oder lernen lassen, was sie koennen sollen. Denn weil sie getaufft sind und ynn die Christenheit genomen, sollen sie auch solcher gemeynschafft des Sacraments geniessen, auff das sie uns moegen dienen und nuetze werden, denn sie muessen doch alle uns helffen gleuben, lieben, beten und widder den Teuffel fechten.

Ein kurtze vermanung zu der Beicht.

[s. 233] Von der beichte haben wir allzeit also geleret, das sie solle frey sein, und des Bapsts tyranney nidergelegt, das wir alle seines zwangs los sind und befreyet von der untreglichen buerde und last, der Christenheit auffgelegt. Denn kein schwerer ding bisher gewesen ist, wie wir alle versucht haben, denn das man yderman zu beichten gezwungen bey der hoehisten todsunde, [s. 234] dazu dasselbige so hoch beschweret hat und die gewissen gemartert mit so mancherley sunden zu erzelen, das niemand hat konnen rein gnug beichten. Und das das ergste ist gewest, niemand geleret noch gewust hat, was die beichte were odder wie nutz und troestlich, sondern haben eitel angst und helle marter draus gemacht, das mans hat thuen muessen und doch keinem ding so feind ist gewesen. Diese drey stueck sind uns nu entnomen und geschenckt, das wirs aus keinem zwang noch furcht duerffen thuen, auch der marter entladen sind so genaw alle sunde zu zelen, Zu dem haben wir das vorteil, das wir wissen wie man yhr seliglich brauchen solle zu trost und stercke unsers gewissens.

Aber solches kan nu yderman und habens leider allzuwol gelernet, das sie thuen was sie wollen, und sich der freyheit also annemen, als solten odder duerfften sie nymermehr beichten. Denn das hat man balde gefasset, was uns sonst wolthuet, und gehet aus der massen leichtlich ein, wo das Euangelion sanfft und weich ist. Aber solche sew (habe ich gesagt) solten nicht bey dem Euangelio sein noch etwas davon haben, sondern unter dem Bapst bleiben und sich lassen treiben und plagen, das sie muesten beichten, fasten etc. mehr denn vor yhe. Denn wer das Euangelion nicht gleuben noch darnach leben wil und thuen was ein Christen thuen sol, der sol sein auch nicht geniessen. Was were das, das du nur woltest genies haben und nichts dazu thuen noch darauff wenden? Daruemb wollen wir solchen nichts gepredigt haben, auch mit unserm willen nichts von unser freyheit einreumen noch geniessen lassen sondern widder den Bapst odder seines gleichen uber sie lassen, der sie zwinge wie ein rechter tyrann. Denn es gehoeret doch unter den pobel, so dem Euangelio nicht gehorchen woellen, nichts denn ein solcher stockmeister, der Gottes Teuffel und hencker sey. Den andern aber, so yhn gerne sagen lassen, muessen wir ymer predigen, anhalten, reitzen und locken, das sie solchen tewren und troestlichen schatz, durchs Euangelion furgetragen, nicht lassen umbsonst hyngehen. Daruemb wollen wir auch von der beicht etwas reden, die einfeltigen zu unterrichten und vermanen.

Zum ersten habe ich gesagt, das uber diese beicht, davon wir hie reden, noch zweyerley beichte ist, die da mehr heissen moegen ein gemein bekentnis aller Christen, Nemlich da man Gott selbs allein oder dem nehisten allein beichtet und umb vergebung bittet, Welche auch ym Vater unser gefasset sind, da wir sprechen ‘Vergib uns unser schuld, als wir vergeben unsern schuldigern’ [s. 235] etc. Ja das gantze Vater unser ist nicht anders denn ein solche beichte. Denn was ist unser gebete, denn das wir bekennen, was wir nicht haben noch thuen so wir schuldig sind, und begeren gnade und ein froelich gewissen? Solche beicht sol und mus on unterlas geschehen, so lang wir leben. Denn daryn stehet eigentlich ein Christlich wesen, das wir uns fur sunder erkennen und gnade bitten.

Desselben gleichen die ander beicht, so ein yglicher gegen seinem nehisten thuet, ist auch yns Vater unser gebunden, das wir unternander unser schuld beichten und vergeben, ehe wir fur Got komen und umb vergebunge bitten. Nu sind wir yn gemein alle unternander schuldig, druemb sollen und muegen wir wol offentlich fur yderman beichten und keiner den andern schewen. Denn es gehet, wie man spricht: ist einer from, so sind sie es alle, und thuet keiner Gott odder dem nehisten was er sol. Doch ist neben der gemeinen schuld auch ein sonderliche, wo einer einen andern erzuernet hat, das er es yhm abebitte. Also haben wir ym Vater unser zwo absolution, das uns vergeben ist, was wir verschuldet haben beide widder Gott und den nehisten, wo wir dem nehisten vergeben und uns mit yhm versuenen.

Uber solche offentliche, tegliche und noetige beichte ist nu diese heimliche beichte, so zwisschen einem bruder allein geschihet, Und sol dazu dienen, wo uns etwas sonderlichs anligt odder anfichtet, damit wir uns beissen und nicht koennen zu friden sein noch uns ym glauben starck gnug finden, das wir solchs einem bruder klagen, rath, trost und stercke zuholen, wenn und wie offt wir wollen. Denn es ist nicht ynn gepot gefasset, wie ihene zwo, sondern einem iglichen, wer sein darff, heymgestellet, das ers zu seiner not brauche. Und ist daher komen und geordnet, das Christus selbs die absolutio seiner Christenheit ynn mund gelegt und befohlen hat uns von sunden auffzulosen. Wo nu ein hertz ist, das seine sunde fuelet und trost begeret, hat es hie ein gewisse zuflucht, da es Gottes wort findet und hoeret, das yhn Gott durch ein menschen von sunden entbindet und los spricht.

So mercke nu, wie ich offt gesagt habe, das die beichte stehet ynn zweyen stuecken. Das erste ist unser werck und thuen, das ich meine sunde klage und begere trost und erquickung meiner seele. Das ander ist ein werck, das Gott thuet, der mich durch das wort, dem menschen yn mund gelegt, los spricht von meinen sunden, welchs auch das furnemste und edelste ist, [s. 236] so sie lieblich und troestlich machet. Nu hat man bisher allein auff unser werck getrieben und nicht weiter gedacht denn das wir ia reine gebeicht hetten und das noetigste ander stueck nicht geachtet noch gepredigt, gerade als were es allein ein gut werck, damit man Gott bezalen solte, und wo die beichte nicht volkomen und auffs aller genawest gethan were, solte die absolutio nicht gelten noch die sund vergeben sein. Damit man die leute so weit getrieben hat, das yderman hat verzweiveln muessen so reine zubeichten (wie es denn nicht mueglich war) und kein gewissen hat moegen zu rugen stehen noch sich auff die absolutio verlassen. Also haben sie uns die liebe beichte nicht allein unnuetz sondern auch schweer und sawer gemacht mit mercklichem schaden und verderben der seele.

Daruemb sollen wirs also ansehen, das wir die zwey stueck weit von einander scheiden und setzen und unser werck gering, aber Gottes wort hoch und gros achten und nicht hingehen, als wolten wir ein koestlich werck thuen und yhm geben, sondern nur von yhm nemen und empfahen. Du darffst nicht komen und sagen, wie frum odder boese du bist. Bistu ein Christen, so weis ichs sonst wol, bistu keiner, so weis ichs noch viel mehr. Aber daruemb ists zuthuen, das du deine not klagest und lassest dir helffen und ein froelich hertz und gewissen machen.

Dazu darff dich nu niemand dringen mit geboten, sondern so sagen wir: Wer ein Christen ist odder gerne sein wolte, der hat hie ein trewen rath, das er hingehe und den koestlichen schatz hole. Bistu kein Christen oder begerest solchs trosts nicht, so lassen wir dich ein andern zwingen. Damit heben wir nu des Bapsts tyranney, gepot und zwang allezumal auff, als die sein nyrgend zu duerffen, denn wir leren (wie gesagt) also: Wer nicht willig und umb der absolution willen zur beicht gehet, der lasse es nur anstehen. Ja wer auch auff sein werck hyngehet, wie rein er seine beicht gethan habe, der bleibe nur davon. Wir vermanen aber, du solt beichten und deine not anzeigen, nicht daruemb das du es fur ein werck thuest, sondern hoerest, was dir Gott sagen lesset. Das wort, sage ich, odder absolutio soltu ansehen gros und thewer achten als ein trefflichen grossen schatz, mit allen ehren und danck anzunemen.

Wenn man solchs ausstriche und darneben die not anzeigte, so uns dazu bewegen und reitzen solt, durfft man nicht viel noetigens noch zwingens; sein eigen gewissen wuerde ein iglichen wol treiben und so bange machen, das er sein fro wuerde und thete wie ein armer elender bettler, so er hoeret, das man an einem ort ein reiche spende, gelt oder kleider austeilet: Da durfft man keines boettels, der yhn triebe und schluge, er wuerde wol selbs lauffen, [s. 237] was er leibs lauffen kuende, das ers nicht verseumete. Wenn man nu ein gebot drauff schluege, das alle bettler solten dahin lauffen, des und kein anders, und schwige doch was man da suchen und holen solte, was were das anders, denn das man hin gienge mit unlust und nicht dechte etwas zuholen sondern sich lassen sehen, wie arm und elend der bettler were? Davon wuerde man nicht viel freude odder trost schepffen sondern nur dem gepot deste feinder werden.

Eben also haben bisher des Bapsts prediger dis trefflichen, reichen almosen und unaussprechlichen schatzs geschwiegen und nur mit hauffen hyn getrieben, nicht weiter denn das man sehe, wie unrein und unfletige leute wir weren. Wer kund da gerne zur beicht gehen? Wir aber sagen nicht, das man sehen solle, wie vol unflats du seiest, und sich daryn spiegeln, sondern raten und sagen: bistu arm und elende, so gehe hyn und brauche der heilsamen ertzney. Wer nu sein elend und not fuelet, wird wol solch verlangen darnach kriegen, das er mit freuden hynzu lauffe. Welche es aber nicht achten noch von yhn selbs komen, die lassen wir auch faren. Das sollen sie aber wissen, das wir sie nicht fur Christen halten.

So leren wir nu, wie trefflich, koestlich und trostlich ding es ist umb die beichte, und vermanen dazu, das man solch theuer gut nicht verachte, angesehen unsere grosse not. Bistu nu ein Christ, so darffstu widder meins zwangs noch Bapsts gebot nichts uberal, sondern wirst dich wol selbs zwingen und mich daruemb bitten, das du solches moegest teilhafftig werden. Wiltu es aber verachten und so stoltz ungebeichtet hyngehen, so schliessen wir das urteil, das du kein Christen bist und auch des Sacraments nicht solt geniessen; Denn du verachtest, das kein Christen verachten sol, und machest damit, das du keine vergebung der sunde haben kanst. Und ist ein gewis zeichen, das du auch das Euangelion verachtest.

Summa wir wollen von keinem zwang wissen, wer aber unser predigt und vermanung nicht hoeret noch folget, mit dem haben wir nichts zuschaffen, sol auch nichts von dem Euangelio haben. Werstu ein Christ, so soltestu fro werden, das du moechtest uber hundert meil darnach lauffen und nicht dich lassen noetigen, sondern komen und uns zwingen. Denn da mus der zwang umb gekeret werden, das wir yns gebot und du yn die freiheit komest; wir dringen niemand, sondern leiden, das man zu uns dringet, gleich wie man uns zwinget, das wir predigen und Sacrament reichen muessen.



[s. 238] Daruemb wenn ich zur beichte vermane, so thue ich nichts anders denn das ich vermane ein Christen zu sein; wenn ich dich dahynbringe, so habe ich dich auch wol zur beicht gebracht. Denn welche darnach verlanget, das sie gerne frome Christen und yhrer sunde los weren und froelich gewissen haben wolten, die haben schon den rechten hunger und durst, das sie nach dem brod schnappen gleich wie ein geiechter hirsch, fur hitze und durst entbrand, [Ps. 42, 2] wie der 42. Psalm sagt: ‘Wie der hirsch schreyet nach den wasserbechen, so schreiet meine seele Gott zu dir’, das ist: wie wehe und bange einem solchen ist nach einem frischen born, so angst und bange ist mir nach Gottes wort odder absolution und Sacrament etc. Sihe das were recht von der beicht geleret, so kuende man lust und liebe dazu machen, das die leut erzu kemen und uns nach lieffen mehr denn wir gerne hetten. Die Papisten lassen wir plagen und martern sich und ander leute, so solchen schatz nicht achten und yhn selbs zuschliessen. Uns aber lasset die hend auff heben, Gott loben und dancken, das wir zu solchem erkentnis und gnaden komen sind.



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