[Teuffel hindert das tegliche brod und alle gaben Gottes.] Fuernemlich aber ist dis gebete auch gestellet widder unsern hoehisten feind den Teuffel. Denn das ist alle sein syn und begere, solchs alles was wir von Gott haben, zu nemen odder hyndern. Und lesset yhm nicht genuegen, das er das geistliche regiment hyndere und zustoere, damit das er die seelen durch seine luegen verfueret und unter sein gewalt bringet, Sondern weret und hyndert auch, das kein Regiment noch erbarlich und friedlich wesen auff erden bestehe; da richtet er soviel hadder, mord, auffrur und krieg an, Jtem ungewitter, hagel, das getreide und viehe zuverderben, die lufft zuvergifften etc. Summa, Es ist yhm leyd, das yemand ein bissen brods von Gott habe und mit friden esse, Und wenn es ynn seiner macht stuende und unser gebete nehist Gott nicht werete, wuerden wir freilich keinen halm auff dem felde, kein heller ym hause, ia nicht eine stunde das leben behalten, Sonderlich die, so Gottes wort haben und gerne wolten Christen sein.
Sihe, Also wil uns Gott anzeigen, wie er sich alle unser not annympt und so treulich auch fur unser zeitliche narung sorget; und wiewol er solchs [Gott sorget teglich auch fur unsern leib.] reichlich gibt und erhelt auch den Gottlosen und buben, doch wil er, das wir daruemb bitten, auff das wir erkennen, das wirs von seiner hand [s. 206] empfahen, und darynne sein veterliche guete gegen uns spueren. Denn wo er die hand abzeucht, so kan es doch nicht endlich gedeyen noch erhalten werden, wie man wol teglich sihet und fuelet. Was ist ytzt fur ein plage yn der welt allein mit der boesen muentze, ia mit teglicher beschwerung und auffsetzen ynn gemeynem handel, kauff und arbeit deren, die nach yhrem mutwillen das liebe armut drucken und yhr teglich brod entziehen? Welchs wir zwar muessen leiden, sie aber muegen sich fursehen, das sie nicht das gemeyne gebet verlieren, und sich hueten, das dis stuecklin ym Vater unser nicht widder sie gehe.
Die Funffte bitte.
Und verlasse uns unser schuld, als wir verlassen unsern schuldigern.
Dis stueck trifft nu unser armes und elends leben an, welchs ob wir gleich [Niemand kan ynn der welt on sunde leben.] Gottes wort haben, gleuben, seinen willen thuen und leiden und uns von Gottes gabe und segen nehren, gehet es doch on sunde nicht abe, das wir noch teglich strauchlen und zu viel thuen, weil wir ynn der welt leben unter den leuten, die uns viel zu leid thuen und ursach geben zu ungedult, zorn, rache etc, darzu den Teuffel hynder uns haben, der uns auff allen seiten zusetzet und ficht (wie gehoert) widder alle vorige stuecke, das nicht mueglich ist ynn solchem stetten kampff allzeit fest stehen. Daruemb ist hie abermal grosse not zu bitten und ruffen: Lieber vater, verlasse uns unsere schuld. Nicht das er auch on und vor unserm bitten nicht die sunde vergebe (Denn er hat uns das Euangelion, darynn eitel vergebunge ist, geschencket, ehe wir druemb gebeten odder yhemals darnach gesunnen haben), Es ist aber daruemb zu thuen, das wir solche vergebung erkennen und annemen. Denn weil das [s. 207] fleisch, darynn wir teglich leben, der art ist, das Gott nicht trawet und gleubt und sich ymerdar regt mit boesen luesten und tuecken, das wir teglich mit worten und wercken, mit thuen und lassen sundigen, darvon das gewissen zu unfried kompt, das sich fur Gottes zorn und ungnade furchtet und also den trost und zuversicht aus dem Euangelio sincken lesset: So ist on unterlas von noeten, das man hieher lauffe und trost hole, das gewissen widder auffzurichten.
Solchs aber sol nu darzu dienen, das uns Gott den stoltz breche und [Niemand kan eigne froemkeit fur Gott bringen.] ynn der demut halte. Denn er hat yhm fuerbehalten das vorteil1: ob yemand woelte auff seine fromkeit bochen und andere verachten, das er sich selbs ansehe und dis gebete fur augen stelle, so wird er finden, das er eben so from ist als die andern, und muessen alle fur Gott die feddern nidderschlagen und fro werden, das wir zu der vergebung komen, und dencke es nur niemand, so lange wir hie leben, dahyn zubringen, das er solcher vergebung nicht duerffe. Summa: Wo er nicht on unterlas vergibt, so sind wir verloren.
[Summa.] So ist nu die meinung dieser bitte, das Gott nicht wolt unser sunde ansehen und fuerhalten was wir teglich verdienen, sondern mit gnaden gegen uns handlen und vergeben, wie er verheissen hat und also ein froelich und unverzagt gewissen geben fur yhm zu stehen und zu bitten. Denn wo das hertz nicht mit Gott recht stehet und solche zuversicht schepffen kan, so wird es nymmer mehr sich thueren unterstehen zu beten. Solche zuversicht aber und froelichs hertz kan nirgend her komen, denn es wisse, das yhm die sunde vergeben seien.
Es ist aber dabey ein noetiger und doch troestlicher zusatz angehenget [Wir muessen auch vergeben, wie Gott uns vergibt.] ‘Als wir vergeben unsern schueldigern’. Er hats verheissen, das wir sollen sicher sein, das uns alles vergeben und geschenckt sey, doch so fern das wir auch unserm nehisten vergeben. Denn wie wir gegen Gott teglich viel verschulden und er doch aus gnaden alles vergibt, Also muessen auch wir unserm nehisten ymerdar vergeben, so uns schaden, gewalt und unrecht thuet, boese tuecke beweiset etc. Vergibstu nu nicht, so dencke auch nicht, das dir Gott vergebe. Vergibstu aber, so hastu den trost und sicherheit, das dir ym hymel [Dem nehisten vergeben machet uns sicher, das uns Gott vergebe.] vergeben wird, Nicht umb deines vergebens willen (denn er thuet es frey umb sonst aus lauter gnade, weil ers verheissen hat, wie das Euangelion leret), sondern das er uns solchs zu sterck und sicherheit als zum [Luk. 6, 37] warzeichen setze neben der verheissunge, die mit diesem gebete stymmet, Luce vj. ‘Vergebt, so wird euch vergeben’. Daruemb sie auch Christus bald nach dem [s. 208] [Matth. 6, 15] Vater unser widderholet und spricht Matth. vj. ‘Denn so yhr den menschen yhre feyle vergebt, so wird euch ewer hymlischer vater auch vergeben’ etc.
Daruemb ist nu solchs zeichen bey diesem gebete mit angehefftet, das wenn wir bitten, uns der verheissung erynnern und also dencken: Lieber vater, daruemb kome und bitte ich, das du mir vergebest, nicht das ich mit wercken gnugthuen odder verdienen koenne, sondern weil du es verheissen hast und das siegel dran gehengt, das so gewis sein solle, als habe ich ein Absolutio, von dir selbs gesprochen. Denn wieviel die Tauffe und Sacrament, eusserlich zum zeichen gestellet, schaffen, soviel vermag auch dis zeichen, unser gewissen zu stercken und froelich zu machen, und ist fur andern eben darumb gestellet, das wirs alle stunden kuenden brauchen und uben, als das wir alle zeit bey uns haben.
Die Sechste bitte.
Und fure uns nicht ynn versuchunge.
Wir haben nu gnug gehoeret, was fur muehe und erbeit wil haben, das man das alles so man bittet, erhalte und dabey bleibe, das dennoch nicht on gebrechen und strauchlen abgehet. Darzu ob wir gleich vergebung und gut gewissen uberkomen haben und gantz los gesprochen sind, so ists doch mit dem leben so gethan, das einer heut stehet und morgen darvon fellet. Drumb muessen wir aber mal bitten, ob wir nu from sind und mit gutem gewissen gegen Gott stehen, das er uns nicht lasse zu rueck fallen und der anfechtung odder versuchunge weichen. Die versuchung aber oder (wie es [Versuchung odder bekoerung dreyerley.] unsere Sachssen von alters her nennen) bekoerunge ist dreierley3: des fleischs, der welt und des Teuffels. Denn ym fleisch wonen [Unser fleisch.] wir und tragen den alten Adam am Hals, der regt sich und reitzet uns teglich zur unzucht, faulheit, fressen und sauffen, geitz und teuscherey, den nehisten zu betriegen und ubersetzen, Und Summa, allerley boese lueste, so uns von natur ankleben und dazu erregt werden durch ander leute geselschafft, Exempel hoeren und sehen, welche [s. 209] offtmals auch ein unschueldigs hertz verwunden und entzuenden. Darnach ist [Die welt.] die Welt, so uns mit worten und wercken beleydiget und treibet zu zorn und ungedult, Summa da ist nichts denn hass und neid, feindschafft, gewalt und unrecht, untrew, rechen, fluchen, schelten, affterreden, hoffart und stoltz mit uberfluessigem schmuck, ehre, rhum und gewalt, da niemand wil der geringste sein sondern oben an sitzen und fur yederman gesehen sein.
[Der Teuffel.] Dazu kompt nu der Teuffel, hetzet und bleset auch allenthalben zu, aber sonderlich treibt er, was das gewissen und geistliche sachen betrifft, nemlich das man beide Gottes wort und werck ynn wind schlage und verachte, das er uns vom glauben, hoffnung und liebe reisse und bringe zu missglauben, falscher vermessenheit und verstockung odder widderuemb zur verzweivelung, Gottes verleugnen und lesterung und andern unzelichen greulichen stuecken. Das sind nu die stricke und netze, ia die rechten feurigen pfeile, die nicht fleisch und blut, sondern der Teuffel auffs aller gifftigste yns hertze scheusset.
Das sind yhe grosse, schwere fahr und anfechtung, so ein yglicher Christ tragen mus (wenn auch ygliche fur sich alleine were), auff das wir yhe getrieben werden alle stunden zu ruffen und bitten (weil wir yn dem schendlichen leben sein, da man uns auff allen seiten zusetzt, iagt und treibt), das uns Got nicht lasse mat und muede werden und widder zu rueck fallen ynn sunde, schand und unglauben. Denn sonst ists unmueglich auch die aller geringsten anfechtung zu uberwinden.
[Nicht ein furen ynn versuchung.] Solchs heisset nu ‘nicht einfueren ynn versuchunge’, wenn er uns krafft und stercke gibt zu widerstehen, doch die anfechtung nicht weggenomen noch auffgehaben. Denn versuchung und reitzunge kan niemand umbgehen, weil wir ym fleisch leben und den Teuffel umb uns haben, Und wird nicht anders draus, wir muessen anfechtung leiden, ia daryn sticken. Aber da bitten wir [Anfechtung fuelen und yn anfechtung fallen.] fur, das wir nicht hynein fallen und daryn ersauffen. Daruemb ists viel ein ander ding, anfechtung fuelen und darein verwilligen odder ia dazu sagen. Fuelen muessen wir sie alle, wiewol nicht alle einerley, sondern etliche mehr und schwerer: als die iugent furnemlich vom fleisch, darnach was erwachsen und alt wird, von der welt, die andern aber so mit geistlichen sachen umbgehen, das ist die starcken Christen, vom Teuffel. Aber solch fuelen, weil es wider unsern willen ist und wir sein lieber los weren, kan niemand schaden. Denn wo mans nicht fuelete, kuende es kein anfechtung heissen. Bewilligen aber ist, wenn man yhm den zawm lesset, nicht dawidder stehet noch bittet.
Derhalben muessen wir Christen des geruestet sein und teglich gewarten, [Anfechtung dienet widder des fleisch sicherheit.] das wir on unterlas angefochten werden, auff das niemand so sicher und unachtsam hyngehe, als sey der Teuffel weit von uns, sondern allenthalben [s. 210] der streiche gewarten und yhm versetzen. Denn ob ich itzt keusch, gedueldig, freundlich byn und ynn festem glauben stehe, sol der Teuffel noch diese stunde ein solchen pfeil yns hertz treiben, das ich kawm bestehen bleibe. Denn er ist ein solcher feind, der nymer ablesset noch muede wird, das wo eine anfechtung auffhoeret, gehen ymer andere und newe auff. Daruemb ist kein rath noch trost, denn hieher gelauffen, das man das Vater unser ergreiffe und von hertzen mit Gott rede: ‘Lieber Vater, du hast mich heissen beten, las mich nicht durch die versuchung zu rueck fallen’, So wirdstu sehen, das sie ablassen mus und sich endlich gewonnen geben. Sonst wo du mit deinen [Anfechtung wird nicht mit eigner krafft uberwunden.] gedancken und eigenem rat unterstehest dir zu helffen, wirdstus nur erger machen und dem Teuffel mehr rawm geben. Denn er hat ein schlangen kopff, welcher wo er ein luecken gewinnet, darein er schlieffen kan, so gehet der gantze leib hynach unauffgehalten, aber das gebete kan yhm wehren und zu rueck treiben
Die letzte bitte.
Sondern erlöse uns von dem ubel. AMEN.
Ym Ebreischen lautet das stuecklin also: ‘Erloese odder behuete uns von dem argen oder boshafftigen’, Und sihet eben als rede er vom Teuffel, Als wolt ers alles auff einen hauffen fassen, das die gantze Summa alles gebets gehe widder diesen unsern heubtfeind. Denn er ist der, so solchs alles was wir [Der Teuffel hindert alles, was wir bitten.] bitten, unter uns hyndert: Gottes namen odder ehre, Gottes reich und willen, das teglich brod, froelich gut gewissen etc. Darumb schlagen wir solchs endlich zusamen und sagen: Lieber Vater hilff doch, das wir des ungluecks alles los werden. Aber nichts deste weniger ist auch mit ein geschlossen, was uns boeses widderfaren mag unter des Teuffels reich: armut, schande, tod und kuertzlich aller unseliger iamer und hertzleid, so auff erden unzelich viel ist. Denn der Teuffel, weil er [Joh. 8, 44] nicht allein ein luegner sondern auch ein todschleger ist, on unterlas auch noch unserm [s. 211] [Teuffel denckt uns yn allerley not zubringen.] leben trachtet und sein muetlin kuelet, wo er uns zu unfal und schaden am leib bringen kan. Daher kompts, das er manchem den hals bricht odder von synnen bringet, etliche ym wasser erseufft und viel dahyn treibt, das sie sich selbs umbbringen, und zu viel anderen schrecklichen fellen. Darumb haben wir auff erden nichts zu thuen denn on unterlas widder diesen heubtfeind zu bitten. Denn wo uns Gott nicht erhielte, weren wir keine stunde fur yhm sicher.
Daher sihestu, wie Gott fur alles, was uns auch leiblich anfichtet, wil gebeten sein, das man nirgend keine huelffe denn bey yhm suche und gewarte. Solchs hat er aber zum letzten gestellet. Denn sollen wir vom allem ubel behuetet und los werden, mus zuvor sein name ynn uns geheiligt, sein reich bey uns sein und sein wille geschehen. Darnach wil er uns endlich fur sunden und schanden behueten, darneben von allem was uns wehe thuet und schedlich ist.
Also hat uns Gott auffs kürtzte furgelegt alle not, die uns ymer anliegen mag, das wir yhe keine entschueldigung haben zubeten. [Amen sprechen zum gebete.] Aber da ligt die macht an, das wir auch lernen AMEN dazu sagen, das ist, nicht zweiveln das es gewislich erhoeret sey und geschehen werde. Denn es ist nicht anders denn eins ungezweivelten glaubens wort, der da nicht auff ebentheur betet sondern weis, das Gott nicht leuget, weil ers verheissen hat zugeben. Wo nu solcher glaube nicht ist, da kan auch kein recht gebete kein. Daruemb ists ein schedlicher wahn deren die also beten, das sie nicht duerffen von hertzen Ja dazu sagen und gewislich schliessen das Got erhoeret, sondern bleiben ynn dem zweivel und sagen: wie solt ich so kuene sein und rhuemen, das mein Gott mein gebete erhoere? byn ich doch ein armer sunder &c.. Das macht, das sie nicht auff Gottes verheissung sondern auff yhre werck und eigene wirdickeit sehen, damit sie Gott verachten und luegenstraffen. Derhalben [Jak. 1, 6. 7] sie auch nichts empfahen, wie Sanct Jacobus sagt: ‘Wer da betet, der bete ym glauben und zweivel nicht. Denn wer da zweivelt, ist gleich wie ein woge des Meers, so vom winde getrieben und gewebd wird; solcher mensch denke nur nicht, das er etwas von Gott empfahen werde’. Sihe soviel ist Gott daran gelegen, das wir gewis sollen sein, das wir nicht umbsonst bitten, und ynn keinem wege unser gebete verachten. [s. 212]
Das Vierde teil. Von der Tauffe.
Wir haben nu ausgerichtet die drey heubtstueck der gemeinen Christlichen lere. Uber die selbige ist noch zu sagen von unsern zweien Sacramenten von Christo eingesetzt, davon auch ein yglicher Christ zum wenigsten ein gemeinen kurtzen unterricht haben sol, weil on die selbigen kein Christen sein kan, wiewol man leider bisher nichts darvon geleret hat. Zum ersten aber nemen wir fur uns die Tauffe, dadurch wir erstlich ynn die Christenheit genomen werden. Das mans aber wol fassen koenne, woellen wirs ordenlich handlen und allein darbey bleiben, was uns noetig ist zu wissen; denn wie mans erhalten und verfechten musse widder die ketzer und Rotten, woellen wir den gelerten befehlen.
[Einsetzung der Tauffe.] Auffs erste mus man fur allen dingen die wort wol wissen, darauff die Tauffe gegruendet ist und dahyn alles gehet, was darvon zusagen ist, [Matth. 28, 19] Nemlich da der Herr Christus spricht Math. am letzten:
Gehet hyn ynn alle welt, leret alle Heiden und teuffet sie ym namen des Vaters und des Sons und des Heiligen geists. [ Mark. 16, 16 ] Jtem Marci auch am letzten Cap.: Wer da gleubet und getaufft wird, der wird selig, wer aber nicht gleubt, der wird verdampt.
Yn diesen worten soltu zum ersten mercken, das hie stehet Gottes gebot und einsetzung, des man nicht zweivele, die Tauffe sey ein Goetlich [Tauffe ein Goetlich ding.] ding, nicht von menschen erdacht noch erfunden. Denn so wol als ich sagen kan, die zehen gebot, Glauben und Vater unser hat kein mensch aus seinem kopff gespunnen, sondern sind von Gott selbs offenbaret und gegeben: So kan ich auch rhuemen, das die Tauffe kein menschen tand sey sondern von Gott selbs eingesetzt, darzu ernstlich und streng geboten, das wir uns muessen teuffen lassen odder sollen nicht selig werden, Das man nicht dencke, es sey so leichtfertig ding als ein newen roten rock anziehen. Denn da ligt die hoehiste macht an, das man die Tauffe trefflich, herrlich und hoch halte, denn darueber streiten und fechten wir allermeist, weil die welt itzt so vol rotten [s. 213] ist, die da schreien, die Tauff sey ein eusserlich ding, eusserlich ding aber sey kein nuetz. Aber las eusserlich ding sein als es ymmer kan, da stehet aber Gottes wort und gebot, so die Tauffe einsetzet, gruendet und bestetigt. Was aber Gott einsetzet und gebeut, mus nicht vergeblich sondern eitel koestlich ding sein, wenn es auch dem ansehen nach geringer denn ein strohalm were. Hat man bisher kuenden gros achten, wenn der Bapst mit brieven und Bullen Ablas austeilete, altar odder kirchen bestetigte alleine umb der brieve und siegel willen, so sollen wir die Tauffe viel hoeher und koestlicher halten, weil es Gott befohlen hat, dazu ynn seinem namen geschicht. Denn also lauten die wort: Gehet hyn, teuffet, aber nicht ynn ewerm sondern ynn Gottes namen.
[Tauffe yn Gottes namen.] Denn ynn Gottes namen getaufft werden ist nicht von menschen sondern von Gott selbs getaufft werden; darumb ob es gleich durch des menschen hand geschicht, so ist es doch warhafftig Gottes eigen werck, Daraus ein yglicher selbs wol schliessen kan, das es viel hoeher ist denn kein werck von einem menschen oder heiligen gethan. Denn was kan man fur werck groesser machen denn Gottes werck? Aber hie hat der Teuffel zu schaffen, das er [Falscher schein menschlicher werck.] uns mit falschem schein blende und von Gottes werck auff unser werck fuere. Denn das hat viel ein koestlichern schein, das ein Cartheuser viel schwere, grosse werck thuet, und halten alle mehr darvon, das wir selbs thuen und verdienen. Aber die schrifft leret also: Wenn man gleich aller Muenche werck auff einen hauffen schluge, wie koestlich sie gleissen muegen, so weren sie doch nicht so edel und gut, als wenn Got ein strohalm auff huebe. Warumb? Darumb das die person edler und besser ist; nu mus man hie nicht die person nach den wercken sondern die werck nach der person achten, von welcher sie yhren adel nemen muessen. Aber hie fellet die tolle vernunfft zu, und weil es nicht gleisset wie die werck so wir thuen, so sol es nichts gelten.
Aus diesem lerne nu ein richtigen verstand fassen und antworten [Was die Tauffe sey.] auff die frage, was die Tauffe sey, Nemlich also: Das sie nicht ein blos schlecht wasser ist sondern ein wasser ynn Gottes wort und gepot gefasset und dadurch geheiligt, Das nicht anders ist denn ein Gottes wasser; nicht das das wasser an yhm selbs edler sey denn ander wasser sondern das Gottes wort und gepot dazu koempt. Daruemb ists ein lauter buben stueck und des [Rottengeister reissen Gottes wort von der tauffe.] Teuffels gespotte, das itzt unsere newe geister, die Tauffe zulestern, Gottes wort und ordnung davon lassen und nicht anders ansehen denn das wasser, das man aus dem brunnen schepffet, und darnach daher geiffern: Was solt [s. 214] ein handvol wassers der seelen helffen? Ja lieber, wer weis das nicht, wenn es von ander trennens sol gelten, das wasser wasser ist? Wie tharstu aber so ynn Gottes ordnung greiffen und das beste kleinod davon reissen, damit es Got verbunden und eingefasset hat und nicht wil getrennet haben? Denn das ist der kern ynn wasser: Gottes wort oder gepot und Gottes namen, welcher schatz groesser und edler ist denn hymel und erde.
Also fasse nu die unterscheid, das viel ein ander ding ist Tauffe denn alle ander wasser, nicht des natuerlichen wesens halben, sondern das hie etwas edlers dazu koempt, Denn Gott selbs sein ehre hynan setzet, sein krafft und macht daran legt. Daruemb ist es nicht allein ein natuerlich wasser sondern [Tauffe ein himlisch wasser.] ein Goetlich, hymlisch, heilig und selig wasser, und wie mans mehr loben kan, alles umb des worts willen, welches ist ein hymlisch, heilig wort, das niemand gnug preissen kan, denn es hat und vermag alles was Gottes ist. Daher hat es auch sein wesen, das es ein Sacrament heisset, wie auch S. Augustinus geleret hat: Accedat verbum ad elementum et fit sacramentum, Das ist, wenn das wort zum element odder natuerlichem wesen koempt, so wird ein Sacrament daraus, das ist ein Heilig Goettlich ding und zeichen.
[Eusserlich ding nach Gottes wort anzusehen.] Daruemb leren wir allezeit, man solle die Sacrament und alle eusserlich ding, so Gott ordnet und einsetzet, nicht ansehen nach der groben, eusserlichen larven, wie man die schalen von der nuss sihet, sondern wie Gottes wort darein geschlossen ist. Denn also reden wir auch von Vater und mutter stand und weltlicher oeberkeit, wenn man die wil ansehen: wie sie nasen, augen, haut und har, fleisch und bein haben, so sehen sie Tuercken und Heiden gleich und moecht auch ymand zufaren und sprechen: Waruemb solt ich mehr von diesem halten denn von andern? Weil aber das gepot dazu koempt: Du solt vater und mutter ehren, so sehe ich ein andern man, geschmueckt und angezogen mit der maiestet und herlickeit Gottes. Das gepot (sage ich) ist die guelden ketten, so er am hals tregt, ia die krone auff seinem heubt, die mir anzeigt, wie und waruemb man dis fleisch und blut ehren sol. Also und viel mehr soltu die Tauffe ehren und herlich halten umb des worts willen, als die er selbs beide mit worten und wercken geehret hat, dazu mit wunder von hymel bestetigt. Denn meinestu, das ein schertz war, da sich Christus [Matth. 3, 16] Teuffen lies, der hymel sich auffthete, der Heilige geist sichtiglich erab fur, und war eitel Goettliche herlickeit und maiestet? Derhalben vermane ich abermal, das man bey leib die zwey, wort und wasser, nicht voneinander scheiden und trennen lasse. Denn wo man das wort davon sondert, so ists nicht ander wasser denn damit die magd kochet, und mag wol ein bader Tauffe heissen, aber wenn es dabey ist wie es Gott geordnet hat, so ists ein Sacrament [s. 215] und heisset Christus Tauffe. Das sey das erste stueck von dem wesen und wirde des heiligen Sacraments.
Auffs ander, Weil wir nu wissen, was die Taufe ist und wie sie zuhalten sey, muessen wir auch lernen, waruemb und wozu fie eingesetzt sey, [Nutz und krafft der Tauffe.] das ist was sie nuetze, gebe und schaffe. Solchs kan man auch nicht besser denn aus den worten Christi, oben angezogen, fassen, Nemlich “Wer da gleubt und getaufft wird, der wird selig”. Daruemb fasse es auffs aller einfeltigst also, das dis der Tauffe krafft, werck, nutz, frucht und ende ist, das sie selig mache. Denn man teuffet niemand daruemb, das er ein fuerst werde [Selig werden.] sondern wie die wort lauten, das er ‘selig werde’. Selig werden aber weis man wol das nichts anders heisset, denn von sunden, tod, Teuffel erloeset ynn Christus reich komen und mit yhm ewig leben. Da sihestu abermal, wie tewer und werd die Tauffe zuhalten sey, weil wir solchen unaussprechlichen schatz darynne erlangen. Welches auch wol anzeigt, das nicht kan ein schlecht, lauter wasser sein. Denn lauter wasser kuende solchs nicht thuen, aber das wort thuets, und das (wie oben gesagt) Gottes namen darynne ist. Wo aber [Gottes namen ynn der Tauffe.] Gottes name ist, da mus auch leben und seligkeit sein, das es wol ein Goettlich, selig, fruchtbarlich und gnadenreich wasser heisset. Denn durchs wort kriegt sie die krafft, das sie ein bad der widdergeburt ist, wie sie Paulus [Tit. 3, 5] nennet an Titum am 3.
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