Deudsch Catechismus



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Daruemb sind ynn diesem gepot gar mechtig viel gute werck verfasset, [Gute werck der zungen.] die Gotte auffs hohiste wolgefallen und uberflussig gut und segen mit sich bringen, wenn sie nur die blinde welt und falschen heiligen erkennen wolten. Denn es ist nichts an und ym gantzen menschen, das mehr und weiter beide guts schaffen und schaden thuen kan ynn geistlichen und weltlichen sachen, denn die zunge, so doch das kleinste und schwechste gelied ist.

Das Neunde und Zehende Gepot.

[s. 174]


DU solt nicht begeren deines nehisten haus.
DU solt nicht begeren seines weibs, knecht, magd, viehe
odder was sein ist.
[Ursach der letzten gepot bey den Jueden.] Diese zwey gepot sind fast den Jueden sonderlich gegeben, wiewol sie uns dennoch auch zum teil betreffen. Denn sie legen sie nicht aus von unkeuscheit noch diebstal, weil davon droben gnug verpoten ist, Hieltens auch dafur, sie hetten yhene alle gehalten, wenn sie eusserlich die werck gethan odder [s. 175] nicht gethan hetten. Daruemb hat Gott diese zwey hynzugesetzt, das mans auch halte fur sunde, und verpoten des nehisten weib oder gut begeren und keinerley weise darnach zustehen, Und sonderlich daruemb, weil ynn dem Juedischen regiment knechte und megde nicht wie itzt frey waren umbs lohn zudienen wie lang sie wolten, sondern des Herrn eigen mit leib und was sie hatten, wie das viehe und ander gut. Dazu auch ein yglicher uber sein weib die macht hatte durch ein scheidbrieff oeffentlich von sich zulassen und ein andere zunemen. Da musten sie nu unternander die fahr stehen, wenn ymand eins andern weib gerne gehabt hette, das er yrgend ein ursach neme beide sein weib von sich zuthun und dem andern seins auch zuentfroemden, das ers mit gutem fug zu sich brechte. Das war nu bey yhn kein sunde noch schande, so wenig als itzt mit dem gesynde, wenn ein hausherr seinem knecht odder magd urlaub gibt odder einer dem andern sonst abdringet.

[Summa.] Daruemb haben sie nu (sage ich) diese gepot also gedeutet, wie es auch recht ist (wiewol es auch etwas weiter und hoher gehet), das niemand dem andern das seine, als weib, gesind, haus und hoff, acker, wiesen, viehe dencke und furneme an sich zubringen auch mit gutem schein und behelff, doch mit des nehisten schaden. Denn droben ym Siebenden gepot ist die untugent verpoten, da man froemde gut zu sich reisset odder dem nehisten furhelt, dazu [s. 176] man kein recht haben kan. Hie aber ist auch gewehret dem nehisten nichts abzuspannen, ob man gleich mit ehren fur der welt dazu komen kan, das dich niemand zeihen noch taddeln thar, als habstus mit unrecht eroebert. Denn die natur so geschickt ist, das niemand dem andern soviel als yhm selbs goennet, und ein yglicher soviel er ymer kan zu sich bringet, ein ander bleibe wo er kan. Und woellen noch dazu from sein, koennen uns auffs feinste schmucken und den schalck bergen, suchen und dichten so behende fuendlin und schwinde griffe (wie man itzt teglich auffs beste erdencket) als aus dem rechten gezogen, thuren uns darauff kecklich beruffen und trotzen und woellen solchs nicht schalkeit sondern gescheidikeit und furchsichtigkeit genennet haben. Dazu helffen auch Juristen und rechtsprecher, so das recht lencken und denen, wie es zur sache helffen wil, die wort zwacken und zu behelff nemen, unangesehen billickeit und des nehisten notdurfft. Und Summa, wer ynn solchen sachen der geschickste und gescheideste ist, dem hilfft das recht am besten, wie sie auch sprechen ‘Vigilantibus iura subveniunt’.3  


Daruemb ist dis letzte gepot nicht fur die boese buben fur der welt, sondern eben fur die fromsten gestellet, die da wollen gelobt sein, redliche und auffrichtige leute heissen, als die widder die vorige gepot nichts verschulden, wie furnemlich die Jueden sein wolten und noch viel grosser Junckern, Herrn und Fuersten. Denn der ander gemeine hauffe gehoeret noch weit herunter yn das siebende gepot, als die nicht viel darnach fragen, wie sie das yhre mit ehren und recht gewinnen.

[Rechtshendel.] So begibt sich nu solchs am meisten ynn den hendeln, so auff recht gestellet werden, dadurch man furnimpt dem nehisten etwas abzugewinnen und abzuschuepffen. Als (das wir Exempel geben) wenn man hadert und handlet umb gros erbfall, liegende guter etc., Da furet man erzu und nympt zuhuelffe, was ein schein des rechten haben wil, mutzet und schmuckts also erfur, das das recht diesem zufallen mus und behelt das gut mit solchem titel, das niemand kein klag noch anspruch dazu hat. Jtem wenn einer gerne ein schlos, stad, graffchafft odder sonst etwas grosses hette, und treibt soviel fynantzerey durch freundschafft und womit er kan, das es einem andern abe und yhm zugesprochen wird, dazu mit brieve und siegel bestetigt, das mit Furstlichem titel und redlich gewonnen heisse.

[s. 177] [Kauffshendel.] Desgleichen auch yn gemeinen kauffshendlen, wo einer dem andern etwas behendiglich aus der hand ruecket, das yhener mus hynach sehen, odder yhn ubereilet und bedrenget, woran er sein vorteil und genies ersihet, das yhener vileicht aus not odder schuld nicht erhalten noch on schaden losen kan, auff das ers halb oder mehr gefunden habe, und mus gleichwol nicht mit unrecht genomen odder entwendet sondern redlich gekaufft sein. Da heists: Der erst der best, und yglicher sehe auff seine schantz, ein ander habe was er kan. Und wer wolt so klug sein alles zuerdencken, wieviel man mit solchem huebschen schein kan zu sich bringen, das die welt fur kein unrecht helt, und nicht sehen wil, das damit der nehiste enhyndern bracht wird und lassen mus das er nicht on schaden emperen kan, so doch niemand ist der yhm solchs wolt gethan haben? daran wol zu spuren ist, das solcher behelff und schein falsch ist.

[Juedisch fuendle eines andern eheweib abzudringen.] Also ists nu verzeiten auch mit den weibern zu gangen: da kundten sie solche fundlin, wenn einem ein andere gefiele, das er durch sich odder andere (wie denn mancherley mittel und wege zurdencken waren) zurichtet, das yhr man ein unwillen auff sie warff odder sie sich gegen yhm sperret und so stellet, das er sie muste von sich thuen und diesem lassen. Solchs hat on zweyvel starck regieret ym gesetz, wie man auch ym Euangelio liest von dem Koenig Herode, das er seines eigenen bruders weib noch bey seinem leben freyete, [ Mark. 6, 20 ] welcher doch ein erbarer, fromer man sein wolte, wie yhm auch Sanct Marcus zeugnis gibt. Aber solch Exempel (hoffe ich) sol bey uns nicht stad haben, weil yn newen Testament den ehelichen verpoten ist sich vonander zuscheiden, Es were denn ynn solchem fal, das einer dem andern ein reiche braut mit behendickeit entrueckete. Das ist aber bey uns nicht seltzam, das einer dem andern sein knecht oder dienstmagd abspannet und entfroembdet odder sonst mit guten worten abzeucht.

Es geschehe nu solchs alles wie es woelle, so sollen wir wissen, das Gott nicht haben wil, das du dem nehisten etwas das yhm gehoeret, also entziehest, das er empere und du deinen geitz fuellest, ob du es gleich mit ehren fur der welt behalten kanst. Denn es ist ein heymliche, meuchlinge schalckeit und wie man spricht unter dem huetlin gespielet, das [s. 178] mans nicht mercken sol. Denn ob du gleich hyngehest, als habstu niemand unrecht gethan, so bistu doch deinem nehisten zunahe. Und heissets nicht gestolen noch betrogen, so heisset es dennoch des nehisten guts begeret, das ist darnach gestanden und yhm abwendig gemacht on seinen willen, und nicht wollen goennen das yhm Gott bescheret hat. Und ob dirs der Richter und yderman lassen mus, so wird dirs doch Gott nicht lassen, denn er sihet das schalckhertz und der welt tuecke wol, welche wo man yhr ein finger breit einreumet, nimpt sie ein elelang dazu, das auch oeffentlich unrecht und gewalt folget.

Also lassen wir diese gepot bleiben ynn dem gemeinen verstand, das erstlich gepoten sey, das man des nehisten schaden nicht begere, auch nicht dazu helffe noch ursach gebe, sondern yhm goenne und lasse was er hat, dazu foddere und erhalte was yhm zu nutz und dienst geschehen mag, wie wir wolten uns gethan haben. Also das es sonderlich widder die abgunst und den leidigen geitz gestellet sey, auff das Gott die ursach und wurtzel aus dem wege reueme, daher alles entspringet dadurch man dem nehisten schaden thuet. Daruemb ers auch deutlich mit den worten setzet ‘Du solt nicht begeren &c..’ Denn er wil fuernemlich das hertz rein haben, wiewol wirs, so lang wir hie leben, nicht dahyn bringen koennen. Also das dis wol ein gepot bleibt wie die andern alle, das uns on unterlas beschueldigt und anzeigt, wie from wir fur Gott sind.  


[Beschlus der zehen gepot.] So haben wir nu die zehen gepot, ein ausbund Goettlicher lere, was wir thuen sollen, das unser gantzes leben Gott gefalle, und den rechten born und rohre, aus und ynn welchen quellen und gehen muessen alles was gute werck sein sollen, also das ausser den zehen gepoten kein werck noch wesen gut und Gott gefellig kan sein, es sey so gros und koestlich fur der welt wie es [Kein gut werck ausser den x gepoten.] wolle. Las nu sehen, was unsere grosse heiligen rhuemen koennen von yhren geistlichen Orden und grossen, schweren wercken, die sie erdacht und auffgeworffen haben und diese faren lassen, gerade als weren diese viel zugering odder allbereit lengist ausgericht. Jch meine yhe, man solt hie alle hende vol zuschaffen haben, das man diese hielte, sanfftmut, gedult und liebe gegen feinden, keuscheit, wolthat etc., und was solche stueck mit sich bringen. Aber solche werck gelten und scheinen nicht fur der welt augen. Denn sie sind nicht seltzam und auffgeblasen, an sonderliche eigene zeit, stedte, weise und geberde gehefftet, sondern gemeine tegliche haus werck, so ein nachbar gegen dem andern treiben kan, daruemb haben sie kein ansehen. Yhene aber [s. 179] sperren augen und ohren auff, dazu helffen sie selbs mit grossem geprenge, kost und herrlichem gebew und schmuecken sie erfur, das alles gleissen und leuchten mus, da reuchert man, da singet und klinget man, da zuendet man kertzen und liechte an, das man fur diesen keine andere hoeren noch sehen koenne. Denn das da ein pfaff ynn einer guelden Casel stehet odder ein ley den gantzen tag ynn der kyrchen auff den knyen ligt, das heisset ein koestlich werck das niemand gnug loben kan. Aber das ein armes meidlin eines iungen kinds wartet und treulich thuet was yhr befohlen ist, das mus nichts heissen. Was solten sonst Muenche und Nonnen ynn yhren Klostern suchen?

[Heuchler vermessenheit.] Sihe aber, ist es nicht ein verfluchte vermessenheit der verzweivelten heiligen, so da sich unterstehen ein hoeher und besser leben und stende zufinden denn die zehen gepot leren, geben fur, wie gesagt, es sey ein schlecht leben fur den gemeinen man, yhres aber sey fur die heiligen und volkomenen, Und sehen nicht, die elenden, blinden leute, das kein mensch so weit bringen kan, das er eins von den zehen gepoten halte wie es zuhalten ist, sondern noch beide der glaube und das vater unser zuhuelffe komen mus (wie wir hoeren werden), dadurch man solchs suche und bitte und on unterlas empfahe? Daruemb ist yhr rhuemen gerade soviel, als wenn ich rhuemete und sagte: Jch habe zwar nicht ein groschen zubezalen, aber zehen guelden trawe ich wol zubezalen.

[Vermanung.] Das rede und treibe ich daruemb, das man des leidigen misbrauch, der so tieff eingewurtzelt hat und noch yderman anhenget, los werde und sich gewene yn allen stenden auff erden allein hieher zusehen und sich damit zubekuemern. Denn man wird noch lang kein lere noch stende auffbringen, [Zehen gepot uber alle wercklere.] die den zehen geboten gleich sind, weil sie so hoch sind, das sie niemand durch menschen krafft erlangen kan, und wer sie erlanget, ist ein hymlisch Engelisch mensch weit uber alle heiligkeit der welt. Nym sie nur fur und versuche dich wol, lege alle krafft und macht daran, so wirstu wol soviel zuschaffen gewinnen, das du kein andere werck odder heiligkeit suchen noch achten wirdst. Das sey gnug von dem ersten teil beide zuleren und vermanen. Doch muessen wir zubeschliessen widerholen den Text, welchen wir auch droben ym ersten gepot gehandlet haben, auff das man lerne, was Gott drauff wil gewendet haben, das man die zehen gepot wol lerne treiben und uben.

Jch der HERR dein Gott bin ein eiveriger Gott, der uber die, so mich hassen, die sunde der veter heymsucht an den kindern [s. 180] bis yns dritte und vierde gelied. Aber denen, so mich lieben und meine gepot halten, thu ich wol ynn tausend gelied.

Dieser zusatz, wiewol er (wie oben gehoeret) zufodderst zum ersten gepot angehengt ist, so ist er doch umb aller gepot willen gesetzt, als die sich semptlich hieher ziehen und darauff gerichtet sollen sein. Daruemb habe ich gesagt, man solle solchs auch der iugent furhalten und einblewen, das sie es lerne und behalte, auff das man sehe, was uns dringen und zwingen sol solche zehen gepot zuhalten. Und sol es nicht anders ansehen denn als sey dis stueck zu einem iglichen sonderlich gesetzet, also das es ynn und durch sie alle gehe. Nu ist (wie vor gesagt) ynn diesen worten zusamen [Dreuwort und verheissung neben den zehen gepoten.] gefasset beide ein zornig dreuwort und freundliche verheissung, uns zuschrecken und warnen, dazu zu locken und reitzen, auff das man sein wort als ein Goetlichen ernst anneme und gros achte, weil er selbs ausdruecket, wie gros yhm daran gelegen sey und wie hart er drueber halten wolle, nemlich das er greulich und schrecklich straffen wil alle, die seine gepot verachten und ubertretten, und widderuemb wie reichlich ers belonen wil, wolthuen und alles guts geben denen, die sie gros achten und gerne darnach thuen und leben. Damit er wil gefoddert haben, das sie alle aus solchem hertzen gehen, das alleine Gott furchtet und fur augen hat, und aus solcher furcht alles lesset, was widder seinen willen ist, auff das yhn nicht erzuerne, Und dagegen auch yhm allein vertrawet und yhm zu liebe thuet was er haben wil, weil er sich so freundlich als ein vater hoeren lesset und uns alle gnade und guts anbeut.

[Gantze summa des ersten gepots.] Das ist auch eben die meinung und rechte auslegung des ersten und furnemsten gepots, daraus alle andere quellen und gehen sollen, Also das dis wort ‘Du solt nicht andere Goetter haben’ nichts anders auffs einfeltigste wil gesagt haben denn soviel hie gefoddert: du solt mich als deinen einigen [Gott furchten und vertrawen erfuellet alle gepot.] rechten Gott fuerchten, lieben und mir vertrawen. Denn wo ein solchs hertz gegen Gott ist, das hat dieses und alle andere erfuellet. Widderuemb wer etwas anders ynn hymel und auff erden fuerchtet und liebet, der wird widder dieses noch keines halten. Also hat die gantze schrifft uberal dis gepot gepredigt und getrieben, alles auff die zwey stueck, Gottes fuercht und vertrawen, gerichtet, Und fuernemlich der Prophet David ym Psalter durch und [Ps. 147, 11] durch, als da er spricht: ‘Der HERR hat gefallen an denen, die yhn fuerchten und auff seine guete warten’, als were das gantze gepot mit einem vers ausgestrichen und eben soviel gesagt: Der HERR hat gefallen an denen, die kein andere Goetter haben

Also sol nu das erste gepot leuchten und sein glantz geben ynn die [Das erste gepot treibet die andern alle.] andern alle, daruemb mustu auch dis stueck lassen gehen durch alle gepot als [s. 181] die schele odder boegel ym krantz, das end und anfang zuhauffe fuege und alle zusamen halte, auff das mans ymmer widderhole und nicht vergesse. [Erste tafel.] Als nemlich ym andern gepot, das man Gott fuerchte und seines namens nicht misbrauche zu fluchen, liegen, triegen und anderer verfuerung odder bueberey, sondern recht und wol brauche mit anruffen, beten, loben und dancken aus liebe und vertrawen nach dem ersten gepot geschepfft. Desgleichen sol solche furcht, liebe und vertrawen treiben und zwingen, das man sein wort nicht verachte, sondern lerne, gerne hoere, heilig halte und ehre.

[Andere tafel.] Darnach weiter durch die folgenden gepot gegen dem nehisten auch also, alles aus krafft des ersten gepots: das man vater und mutter, herrn und alle oeberkeit ehre, unterthan und gehorsam sey, nicht umb yhret willen sondern umb Gottes willen. (Denn du darffst widder vater noch mutter ansehen noch fuerchten noch yhn zu lieb thuen odder lassen, sihe aber zu, was Gott von dir haben wil und gar getrost foddern wird; lestu es, so hastu ein zornigen richter odder widderuemb ein gnedigen vater.) Jtem das du deinem nehisten kein leid, schaden noch gewalt thuest noch einerley weise zu nahe seiest, es treffe sein leib, gemahl, gut, ehre odder recht an, wie es nacheinander gepoten ist, ob du gleich rawm und ursach dazu hettest und dich kein mensch druemb straffete, Sondern yderman wolthuest, helffest und fodderst, wie und wo du kanst, allein Gotte zu liebe und gefallen yn dem vertrawen, das er dir alles reichlich wil erstadten. Also sihestu, wie das erste gepot das heubt und quell born ist, so durch die andern alle gehet, und widderuemb alle sich zurueck ziehen und hangen ynn diesem, das end und anfang alles ynn einander geknuepfft und gebunden ist.

Solchs (sage ich nu) ist nutz und not dem iungen volck ymmer furzuhalten, vermanen und erynnern, auff das sie nicht allein wie das viech mit schlegen und zwang sondern ynn Gottes furcht und ehre auffgezogen werden. Denn wo man solchs bedencket und zuhertzen nympt, das es nicht [Gottes streng gepot, nicht menschen wort.] menschen tand sondern der hohen Maiestet gepot sind, der mit solchem ernst drueber helt, zuernet und straffet die sie verachten, und widderuemb so uberschwenglich vergilt denen die sie halten, daselbs wird sichs selbs reitzen [Zehen gepot allenthalben schreiben.] und treiben gerne Gottes willen zuthuen. Daruemb ist nicht umbsonst ym alten Testament gepoten, das man solle die zehen gepot schreiben an alle [5. Mos. 6, 9; 11, 20] wend und ecken, ia an die kleider, nicht das mans allein lasse da geschrieben [s. 182] stehen und schawtrage, wie die Jueden theten, sondern das mans on unterlas fur augen und ynn stettem gedechtnis habe, ynn alle unserm thuen und wesen treiben, Und ein yglicher lasse es sein tegliche ubung sein ynn allerley fellen, gescheffte und hendeln, als stunde es an allen orten geschrieben, wo er hyn sihet, ia wo er gehet odder stehet. So wuerde man beide fur sich daheym ynn seinem haus und gegen nachbarn ursach gnug finden die zehen gepot zutreiben, das niemand weit darnach lauffen duerffte.

Aus dem sihet man abermal, wie hoch diese zehen gepot zuheben und preissen sind uber alle stende, gepot und werck, so man sonst leret und treibt. Denn hie koennen wir trotzen und sagen: Las aufftreten alle weisen und heiligen, ob sie kuenden ein werck erfur bringen als diese gepot, so Gott mit solchem ernst foddert und befihlt bey seinem hohisten zorn und straffe, dazu so herrliche verheissung dazu setzet, das er uns mit allen guetern und segen uberschuetten wil. Daruemb sol man sie yhe fur allen andern leren tewr und werd halten als den hohisten schatz von Gott gegeben.

Das Ander teil. Von dem Glauben.

[s. 182]


Bisher haben wir gehoeret das erste stueck Christlicher lere und darynne gesehen alles was Gott von uns wil gethan und gelassen haben. Darauff folgt nu billich der Glaube, der uns fuerlegt alles, was wir von Got gewarten und empfahen mussen, und (auffs kuertzte zureden) yhn gantz und [Glaube leret Gott erkennen.] gar erkennen leret. Welchs eben dazu dienen sol, das wir dasselbige thuen koennen, so wir lauts der zehen gepot thuen sollen. Denn sie sind (wie droben gesagt) so hoch gestellet, das aller menschen vermuegen viel zu gering und schwach ist die selbigen zuhalten. Daruemb ist dis stueck ia so noetig als ihenes zulernen, das man wisse, wie man dazu kome, woher und wo durch solche krafft zu nemen sey. Denn so wir kuendten aus eigenen krefften die zehen gepot halten, wie sie zuhalten sind, duerfften wir nichts weiter, widder glauben noch vater unser. Aber ehe man solchen nutz und not des glaubens ausstreichet, ist gnug erstlich fur die gar einfeltigen, das sie den glauben an yhm selbs fassen und verstehen lernen.

Auffs erste hat man bisher den Glauben geteilet ynn zwelff artickel, wiewol wenn man alle stueck, so ynn der schrifft stehen und zum glauben gehoeren, einzelen fassen solte, gar viel mehr artickel sind, auch nicht alle [s. 183] deutlich mit so wenig worten muegen ausgedrueckt werden. Aber das mans auffs leichteste und einfeltigste fassen kuende, wie es fur die kinder zu leren [Drey heubtartickel des glaubens.] ist, woellen wir den gantzen Glauben kuertzlich fassen ynn drey heubtartikel nach den dreyen personen der Gottheit, dahin alles was wir gleuben gerichtet ist, Also das der erste artikel von Gott dem vater verklere die Schepffung, der ander von dem Son die erloesung, Der dritte von dem Heiligen Geist die heiligung. Als were der glaube auffs aller kurtzte ynn soviel wort gefasset: Jch gleube an Gott vater der mich geschaffen hat, Jch gleube an Gott den Son der mich erloeset hat, Jch gleube an den Heiligen geist der mich heilig machet. Ein Gott und glaube, Aber drey person, daruemb auch drey artickel odder bekendnis. So woellen wir nu kuertzlich die wort uberlauffen.

Der erste Artickel.

ICH gleube an Gott den vater almechtigen, Schepffer hymels und der erden.


[Glaube leret was wir fur ein Gott haben.] Da ist auffs aller kuertzte abgemalet und furgebildet, was Gottes des vaters wesen, wille, thuen und werck sey. Denn weil die zehen gepot haben furgehalten, man solle nicht mehr denn einen Got haben, moechte man nu fragen: Was ist denn Gott fur ein man, was thut er, wie kan man yhn preisen oder abmalen und beschreiben, das man yhn kenne? Das leret nu dieser und folgende artikel. Also das der Glaube nichts anders ist denn ein antwort und bekentnis der Christen auff das erste gepot gestellet. Als wenn man ein iung kind fragete: Lieber was hastu fur ein Gott, was weisestu von yhm? das es kuende sagen: Das ist mein Gott, zum ersten der vater der hymel und erden geschaffen hat, Ausser diesem einigen halte ich nichts fur Gott, denn sonst keiner ist der hymel und erden schaffen kuende.

Fur die gelerten aber und die etwas leufftig sind, kan man die artikel alle drey weit ausstreichen und teilen ynn soviel stueck als es wort sind. Aber itzt fur die iungen schueler sey gnug das noetigste anzuzeigen, nemlich (wie gesagt) das dieser artikel belanget die Schepffung, das man stehe auff dem wort Schepffer hymels und erden. Was ists nu gesagt odder was [Verstand des woertleins Schepffer.] meynestu mit dem wort ‘Jch gleube an Got Vater almechtigen, Schepffer’ &c.? Antwort: Das meine und gleube ich, das ich Gottes geschepffe bin, das ist, das er mir geben hat und on unterlas erhelt leib, seele und leben, geliedmasse [s. 184] klein und gros, alle synne, vernunfft und verstand und so fort an, essen und trincken, kleider, narung, weib und kind, gesind, haus und hoff &c., Dazu alle creatur zu nutz und notdurfft des lebens dienen lesset, Sonne, Mond und sternen am hymel, tag und nacht, lufft, fewer, wasser, erden und was sie tregt und vermag, vogel, visch, thier, getreyde und allerley gewechs, Jtem was mehr leibliche und zeitliche gueter sind, gut regiment, fride, sicherheit. Also das man aus diesem artikel lerne, das unser keiner das leben, noch alles was itzt erzelet ist und erzelt mag werden, von yhm selbs hat noch erhalten kan, wie klein und gering es ist. Denn es alles gefasset ist ynn das wort Schepffer

Darueber bekennen wir auch, das Gott der Vater nicht allein solchs alles, was wir haben und fur augen sehen, uns geben hat, sondern auch teglich fur allem ubel und unglueck behuetet und beschuetzet, allerley ferlickeit und unfall abwendet, Und solchs alles aus lauter liebe und guete durch uns unverdienet, als ein freundlicher vater, der fuer uns sorget, das uns kein leid widderfare. Aber davon weiter zusagen gehoeret ynn die andern [Almechtiger Vater.] zwey stueck dieses artickels, da man spricht ‘Vater almechtigen’.

Hieraus wil sich nu selbs schliessen und folgen: weil uns das alles, [Folge und frucht des glaubens.] so wir vermuegen, dazu was ym hymel und erden ist, teglich von Gott gegeben, erhalten und bewaret wird, so sind wir ia schueldig yhn daruemb on unterlas zulieben, loben und dancken und kuertzlich yhm gantz und gar damit zudienen, wie er durch die zehen gepot foddert und befolhen hat. Hie were nu viel zusagen [s. 185] (wenn mans solt ausstreichen), wie wenig yhr sind, die diesen artikel gleuben. Denn wir gehen all uber hyn, hoerens und sagens, sehen aber und bedencken nicht, was uns die wort fuertragen. Denn wo wirs von hertzen gleubten, wuerden wir auch darnach thun und nicht so stoltz her gehen, trotzen und uns bruesten, als hetten wir das leben, reichtumb, gewalt und ehre &c. von uns selbs, das man uns furchten und dienen mueste, wie die unselige verkerte welt thuet, die ynn yhrer blindheit ersoffen ist, aller gueter und gaben Gottes allein zu yhrer hoffart, geitz, lust und woltagen misbraucht und Gott nicht ein mal ansehe, das sie ym danckete odder fur ein herrn und schepffer erkennete. Daruemb solt uns dieser artickel alle demuetigen und erschrecken, wo wirs gleubten. Denn wir sundigen teglich mit augen, oren, henden, leib und seele, gelt und gut und mit allem das wir haben, sonderlich die ihenigen, so noch widder Gottes wort fechten. Doch haben die Christen den vorteil, das sie sich des schueldig erkennen yhm dafur zudienen und gehorsam zu sein.


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