i- Deklination:
Im Sg. werden die Maskulina als a- Stämme flektiert, im Pl. bei den umlautfähigen mit Umlaut, bei restlichen als a- Stämme: âl, bart, brant, luft, spruch, wunsch; das einzige kurzsilbige Substantivum - wine „Freund“ weist die Deklination der ja- Stämme auf.
wa- Deklination:
Die Maskulina werden als a- Stämme flektiert, zu erkennen sind sie an dem in den obliquen Kasus vorkommenden -w-, das während der weiteren Entwicklung abgeschafft wird: sê, klê, snê, lê „Hügel“, rê „Leichnam, bû „Bau“.
Die Deklination der alten konsonantischen Stämme (r- Stämme, nd- St., Wurzelnomina)
Bereits im Ahd. passt sich ihre Deklination in großem Maße derm Vorbild der Dekl. der a- St. und i- St. an. Sie behalten zwar einige spezifische Merkmale (v. a. im Ahd., vgl. 4.2.4.2. und 4.2.4.3.), die aber die eigentliche Deklination nicht sehr stark beeinflussen.
Die Deklination der r- Stämme (Verwandtschaftsnamen auf -er):
Ihre Deklination bleibt ziemlich konservativ. Bis auf den Dat. Pl. treten die endungslosen Formen ein. Daneben werden aber auch die regelmäßigen Formen gebildet, die im Sg. analogisch zu den Formen der a- Stämme entstehen, im Pl. passen sich die umlautfähigen der Dekl. der i- Stämme, die nichtumlautfähigen der Dekl. der a- St. an. Die e- Ausgänge im Pl. der r- Stämme werden erst sekundär als Analogie zu den a- St. gebildet - der regelmäßige frühere e- Ausgang würde nämlich nach der Endung -er apokopiert.
Die endungslosen Formen des Genitivs werden v. a. im Spätbairischen auch auf andere Substantive mit dem -er Ausgang übertragen: Nom. Gen. Sg: maister, chaiser, richter, schepfer usw.
Im Pl. kommen sowohl umgelautete, als auch nichtumgelautete Formen vor, sogar bei einem Substantiv: Nom. Pl.: vater - väter, bruoder - brüder usw. Der Umlaut erscheint erst im Mhd. (ahd. Nom. Pl. fatera, bruoder, später bruodera).
Die Deklination der nd- Stämme:
Die meisten weisen keine Besonderheiten mehr auf. Sie werden nicht mehr als Partizipia Präsentis empfunden und werden als a- St. flektiert: vîent „Feind“, heilant „Heiland“, wîgant „Kämpfer“, vâlant „Teufel“. Bei vriunt kommen im Mhd. im Nom. Akk. Pl. nicht nur die regelmäßig flektierten Formen, sonder auch noch die endungslosen Formen vor.
Die Deklination der Wurzelnomina:
Das Wurzelnomen man (bzw. der schwundstufige n- Stamm, vgl. 4.2.4.4.) behält auch im Mhd. die endungslosen Formen, neben denen sich sich aber auch die Formen der starken Deklination entwickeln. Der Singular setzt also die ahd. Formendoppelheit fort.
Im Plural - Nom. Akk. Pl. - man, manne - analogische Bildung zu den a- Stämmen.
Gen. Dat. Pl. - manne, mannen - diese Formen sind die älteren (vgl. die ahd. Kasus - Gen. Dat. Pl. manno, mannum, -un). Im Mhd. kommen auch endungslose Varianten dieser Kasus vor, die wohl als Analogie zu den übrigen endungslosen Formen dieses Substantivs gebildet werden.
Einige alte Restformen behält noch das Subst. genôµ, das in festen Wendungen endungslos bleibt: ir genôµ „ihresgleichen“, der engel genôµ „engelsgleich“. Sonnst wird genôµ ganz regelmäßig dekliniert - entweder stark - Nom. genôµ - Gen. genôµes oder schwach - Nom. genôµe - Gen. genôµen.
Das Substantiv fuoµ bleibt nach Zahlwörtern oft endungslos: sieben fuoµ (auch sieben füeµe ist möglich), in festen Wendungen kommen die umlautlosen Formen vor: ze fuoµen. Sonnst wird es im Pl. regelmäßig mit dem Umlaut dekliniert: Nom. Pl. füeµe.
Einige der mhd. Maskulina wechseln bis zum Nhd. ihr grammatisches Genus, oft schwankt man bereits im Mhd. in dem Gebrauch. Es kommen auch regionale Unterschiede vor:
-im Mhd. Maskulina, im Nhd. Neutra: gemach, segel, liut „Volk“ (ahd. der, daµ liut - Pl. liuti „heer - und dingberechtigte Mitglieder des Volksverbandes“ > mhd. liute > nhd. Leute.
- im Mhd. Maskulinma, im Nhd. Feminina: art, diste, lust, gewalt, oter, trahen „Träne“, humbel „Hummel“ , angest, hîrât usw.
Einige Substantive der starken Deklination (v. a. im Obd.) werden im Gen. Pl. nach dem Vorbild der schwachen Substantive flektiert, also mit der Endung -(e)n, einige Formen werden noch im 19. Jhd. gebraucht: allerwegen, jemalen, niemalen, andrer Orten, Geschäften halber, dieser Tagen, in festen Wendungen bleibt diese Form bis heute erhalten: aller Orten, allerorten.
4.3.1.2. Starke Deklination - Neutra
(Bem: fettgedruckt sind die betreffenden mhd. Formen der Neutra, (in den Klammern die entsprechenden ahd. Neutra.) Kursivgesetzt sind die mhd. Maskulina.)
a- Stämme ja- Stämme wa- Stämme ir-/ar- Stämme
-
Sg. Nom.
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wort (wort); tac
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künne (kunni); hirte
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knie (kneo(knio)); sê
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lamp (lamb)
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Gen.
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wortes (wortes); tages
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künnes (kunnes); hirtes
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knie(we)s (knewes); sêwes
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lambes (lambes)
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Dat.
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worte (worte); tage
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künne (kunnien, kunne); hirte
|
knie(we) (knewe); sêwe
|
lambe (lambe)
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Akk.
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wort (wort); tac
|
künne (kunni); hirte
|
knie (kneo, knio); sê
|
lamp (lamb)
|
Pl. Nom.
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wort (wort); tage
|
künne (kunni); hirte
|
knie (kneo, knio); sêwe
|
lember (lembir)
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Gen.
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worte (worto); tage
|
künne (kunneo, -io, -o); hirte
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knie(we) (knewo); sêwe
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lember(e) (lembiro)
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Dat.
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worten (wortum); tagen
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künnen (kunnim, -in, -um); hirten
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knie(we)n (knewum, -un); sêwen
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lember(e)n (lembirum)
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Akk.
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wort (wort); tage
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künne (kunni); hirte
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knie (kneo, knio); sêwe
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lember (lembir)
|
Bemerkungen zu einigen Formen:
Die Deklination der Neutra unterscheidet sich von der der Maskulina nur durch die Formen des Nom. Akk. Pl., die bei den Neutra endungslos sind. (Den Ausgang der ir-/ar- Stämme kann man nicht als eine Pluralendung verstehen, denn es handelt sich um den ursprünglichen Stammesausgang dieser Nomina (vgl. 4.2.4., Punkt 4.)
a- Deklination:
Die a- Stämme weisen im Nom. Akk. Sg. und im Nom. Akk. Pl. keine Endung auf, sodass sie den Kasus und Numerus nur mittels des Artikels oder der Kongruenz mit den betreffenden Elementen, z. B. mit dem Adjektiv ausdrücken können. Diese Deklination ist aus dem morphologischen Standpunkt nicht besonders produktiv. Zu besserer Übersichtlichkeit der Formen der a- Stämme im Plural trägt die Übernahme des Stammesausganges der ir-/ar- Stämme und desen Umlautes bei. Diese Weise der Pluralbildung wird dann auf viele starke Neutra appliziert - lamp, ei, rint, huon, kalp, blat, rat, bild, houpt, lieht, lied, buoch - Nom. Pl: lember,eier, hüener, kelber, bleter, reder, bilder, houpter, liehter, lieder, büecher. Die Neutra kleit, kind, buoch (a- Stämme) bilden sowohl die „alte“ (= endungslose), als auch die „neue“ Pluralform: diu kleit, diu kint, diu buoch - diu kleider, diu kinder, diu büecher.
Auch einige ja- Stämme werden von dieser Pluralbildung erfasst, aber nur selten.
a- Stämme: wort, ambet, barn „Kind“, dach, gelt, houbet, jâr, laster „Schimpf, Schande“, lieht, muos „Speise“, spil, swer, tier, ors „Pferd, weter, wiht, zeichen, waµµer; Substantive auf ahd. -īn > -en - becken, küssen „Kissen“
ja- Deklination:
Von den a- Stämmen unterscheiden sie sich durch das im Nom. Akk. Sg. auslautende -e und die umlautfähigen durch den Umlaut der Wurzelsilbe. Mit den ja- Stämmen fallen die wenigen neutralen i- und u- Stämme zusammen.
Es gehören hierher viele Kollektiva: gebeine, gebirge, gelücke, gemüete (Gesamtheit der Gedanken; Wörter auf -nisse, -nusse: vinsternisse; bette, bilde „Gebilde“, ellende „anderes Land, Leben in der Fremde, die Verbannung“, ende, hirne, stücke, mer (ursprünglich i- Dekl.), vihe (urspr. u- Dekl.).
wa- Deklination:
Die wa- Stämme kennzeichnen sich nur das -w- in den obliquen Kasus, sonst fallen sie mit den a- Stämmen zusammen: knie, blî, hor „Schmutz“, mel „Mehl“, wê „Weh“. Das Subst. knie kommt auch in der Form kniu vor, bei dem -w- durch den Ausgleich beseitigt wird: Gen. knies, Dat. knien usw.
Einige Neutra schwanken in dem Genus oder sie unterscheiden sich von Nhd.:
- nhd. Maskulina, mhd. Neutra: bloch „Holzblock“, honec, getwerg.
- sowohl Maskulina, als auch Neutra: lôn, mort, pfat, tranc, jâmer, zouber.
- mhd. Neutra und Femininina, nhd. Feminina: armbrust, heimuote, heimüete, äher „Ähre“, wolke (n), wâfen.
4. 3. 1. 3. Starke Deklination - Feminina
Es gehören hierher alte ō-, jō-, wō- Stämme, ī(n)Abstrakta (> mhd. -e) und andere Ableitungen von Adjektiven, i- Stämme, u- Stämme und alle konsonantischen Stämme (auch die Wurzelnomina) mit der Ausnahme der n- Stämme. Von den u- Stämmen und den konsonantischen Stämmen ist im Mhd. kaum zu sprechen, denn sie sind nur mit ein paar Ausnahmen in die i- Dekl. übergegangen. Die konsonantische Deklination der n- Stämme bleibt auch weiterhin sehr produktiv.
Die Fortsetzung des Zusammenfalls der einzelnen Deklinationsklassen wird u. a. auch durch die mhd. Apokopierung und Synkopierung bewirkt.
Im Mhd. sind auch die Wurzeln der Ausformung der gemischten Deklination zu suchen.
(Bemerkungen zu der Tabelle: fettgedruckt sind die betreffenden mhd. Formen, in den Klammern und kursivgesetzt stehen die ahd. Formen.)
ō- St. n- St. jō- St. i- St. Wurzelnom.
-
Sg. Nom.
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gebe (geba)
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zunge (zunga)
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sünde (sunt(i)a)
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kraft (kraft)
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naht (naht)
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Gen.
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gebe (geba, gebu, -o)
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zungen (zungūn)
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sünde (sunt(i)a)
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krefte, kraft (krefti)
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naht (naht)
|
Dat.
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gebe (gebu, gebe)
|
zungen (zungūn)
|
sünde (sunt(i)u)
|
krefte, kraft (krefti)
|
naht (naht)
|
Akk.
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gebe (geba)
|
zungen (zunga)
|
sünde (sunt(i)a)
|
kraft (kraft)
|
naht (naht)
|
Pl. Nom.
|
gebe (gebā)
|
zungen (zungūn)
|
sünde (sunt(i)ā)
|
krefte (krefti)
|
naht, nähte, nahte (naht)
|
Gen.
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geben (gebōno)
|
zungen (zungōno)
|
sünden (sunt(e)ōno)
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krefte (kreft(i)o)
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nähte, nahte (nahto)
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Dat.
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geben (gebōm, -ōn)
|
zungen (zungōm, -ōn)
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sünden (sunt(e)ōm, -ōn)
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kreften (kreftim, -in)
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nahten, nähten (nahtum, -un)
|
Akk.
|
gebe (gebā)
|
zungen (zungūn)
|
sünde (sunt(i)ā)
|
krefte (krefti)
|
naht, nähte, nahte (naht)
|
ō- Deklination:
Die Dekl. der ō- Stämme bestimmt (mit einigen Aweichungen) die Deklination der alten jō-, wō-, īn- Stämme und der Bildungen auf ahd. -ida. Oft kommen aber auch Nebenformen vor. Die ō- Stämme kennzeichnen sich dadurch, dass sie sowohl im Nom. Sg, als auch im Akk. Pl. die -e Endung haben. Der Nom. Sg. sollte lautgesetzlich endungslos sein, aber die Akkusativform ist bereits im Ahd. in den Nom. gedrungen, vgl. 4.2.2.6. Die Endungslosigkeit erscheint nur in festen Wendungen, in diesen Fällen tritt die Endungslosigkeit auch in anderen Kasus ein: es wirdet buoµ „es wird Abhilfe“ - sonst buoµe, halp in einhalp „auf der einen Seite“, sonst halpe, stunt in einstunt „einmal“, sonst stunde usw. Dies betrifft auch die Eigennamen auf -burc, -gunt, -heit, -hild usw: Kriemhilt, Brünnhilt.
Die -e Endung unterliegt im Mhd. auch der Apokope - v. a. bei den einsilbigen auf -r, -l - regelmäßig nach kurzem Stammvokal: wal, nar, scher, bei den einsilbigen auf -m, -n - v. a. im Obd. scham(e), won(e) „Gewohnheit“, bei den mehrsilbigen auf -en (< ahd. -ina) mit langer erster Silbe. Diese Feminina verlieren z. T. ihre Flexion, was auch den Dat. Pl. betrifft, wo es zu der Verschmelzung von n + en kommt. Das in allen so apokopierten auslautende -n wird in einigen Fällen auch abgeschafft, ganz konsequent erst im Nhd.: mhd. lügen, lüge (< ahd. lugi, älter lugina), mette(n) „Frühmesse“ (lat. matūtina), küche(n) (lat. coquina).
Einige Feminina bilden den Gen. Pl. ohne -n Endung, z. B. krône, âventiure „Abenteuer“, strâle „Pfeil“ und einige andere in Verbindungen mit aller, ander, manger und Zahlbezeichnungen. Es betrifft u. a. hande, leie „Art und Weise“ (nhd. -lei), slahte „Art“.
Bereits im Mhd. kommt es vor, dass sich die Dekl. der ō- (auch jō-) Stämme mit der Dekl. der n- Stämme vermischt, was im Nhd. zur Entstehung der gemischten Deklination führt. Im Sg. werden die Formen der vokalischen ō- Stämme, im Pl. die Formen der konsonantischen n- Stämme gebraucht. Dieser Prozess betrifft im Mhd. nur einige Wörter, v. a. die Konkreta, z. B. brücke (jō- St.), erde, strâµe - Nom. Pl. brücken, erden strâµen. Die Abstrakta wie vröude, bete werden viel weniger erfasst, mehr in dem Fall, dass sie personifiziert werden: (Im mit den Abstrakten ist wohl darauf aufmerksam zu machen, dass sie im Mhd. viel mehr im Plural gebraucht werden als im Nhd: in triuwen, in êren usw.) Die konsonantischen femininen n- Stämme werden im Mhd. vorwiegend nur schwach flektiert - die endungslose Form der ō- Stämme im Sg. übernehmen sie erst später.
Reine ō- Stämme: wîse, âhte „Aufmerksamkeit“, bâre - von beran „tragen“, helfe, sêe, sorge, suone „Sühne“, sprâche, pforte, vîre „Feier“, pîne „Strafe“, die oft in den „Romanen“ vorkommenden Lehnwörter: aventiure, baniere „Fahne, Banner“, leie „Art und Weise“ (vgl. nhd. mancherlei usw.), mûte „Mut“. In vielen Fällen wird im Nhd. das auslautende -e apokopiert.
Einige Feminina dieser Deklination werden im Nhd. als Maskulina oder als Neutra aufgefasst: witze, gürtel; gewiµµen.
wō- Deklination:
Die wō- Stämme unterscheiden sich von den jō- St. nur durch das in den obliquen Kasus vorkommende -w-. Oft werden auch die Nebenformen gebildet, in denen - falls der Vokal vorausgeht – kommt es zum Schwund von -w-. Die ganze Deklination wird dann entweder mit oder ohne -w- gebildet: Nom. Sg. brâ - brâwe - Dat. Pl. brâ(e)n - brâwen. Dieselbe Doppelformigkeit betrifft noch z. B: ê - êwe „Gesetz“, swal - swalwe „Schwalbe“. Bei Wörtern wie ouwe, riuwe „Leid“, triuwe „Treue“, varwe wird w im Mhd. immer bewahrt.
jō- Deklination:
Von den ō- Stämmen unterscheiden sie sich nur durch den umgelauteten Wurzelvokal (die umlautfähigen) und durch die Gemination des auslautenden Konsonanten des Stammes (es betrifft nur die ursprünglich kurzsilbigen jō- St., vgl. 4.2.2.6.): brücke, brünne, helle „Holle“, minne, krippe, sünde, stirne.
Zu den jō- Stämmen gehören auch die movierten Feminina auf germ. *-injō > ahd. -in. Bereits im Ahd. dringt die Form des Akk. in den Nom. ein, sodass die Feminina im Mhd. im Nom. Sg. die Endung
-inne (< ahd. -inna) aufweisen. Daneben tritt noch eine mögliche Variante ein, die auf den ahd. Ausgang des Nom. zurückgeht: ahd. -in wird im Mhd. zu -în gedehnt (sonst müsste es zu -en abgeschwächt werden). Die ganze Deklination der einzelnen Nomina spiegelt die eine oder andere Form wider: eselîn - eselinne, künegîn - küneginne, wirtîn - wirtinne usw. Der Ausgang -inne wird oft zu -in abgeschwächt, was auch im Nhd. erhalten bleibt. Die anderen zwei Formen gehen ins Nhd. nicht ein: gefertin(ne), gesellin(ne), wülpin(ne), hundin(ne) usw.
die Deklination der ī(n)- Stämme:
Dank der Abschwächung der Endsilbe fallen die konsonant. īn- Stämme (= die von Adjektiven abgeleiteten Eigenschaftsbezeichnungen - Abstrakta) mit den ō- Stämmen zusammen. Sie kennzeichnen sich durch den Umlaut der Wurzelsilbe der durch –ī der Endsilbe bewirkt wird: ahd. scōnīn > mhd. schœne. Die -īn Form bleibt nur bei einigen Substantiven erhalten: menegīn, vinsterīn.
Weitere ursprüngliche īn- Stämme: hœhe, menege, tiufe, veste, witze.
Andere Abstrakta werden auf ahd. –ida gebildet: ahd. gibārida, gimeinida, sālida > mhd. gebærde, gemeinde, sælde „Glück“. Im Mhd. werden sie als ō- Stämme flektiert.
i- Stämme:
Die i- Stämme kennzeichnen sich durch den Umlaut der Wurzelsilbe, der in allen Kasus außer Nom. Akk. Sg. eintritt. Mit diesem Aspekt unterscheiden sie sich stark von den maskulinen i- Stämmen. Die Maskulina, bei denen es den Umlaut im Sg. nicht gibt, können anschaulich den Singular vom Plural unterscheiden: mhd. Maskulina Nom. Gen. Sg. gast, gastes - Nom. Gen. Pl. geste, geste - mhd. Feminina Nom. Gen. Sg. kraft, krefte - Nom. Gen. Pl. krefte, krefte. Bereits im Mhd. strebt man nach größerer Übersichtlichkeit der Formen der Feminina, sodass die Doppelformen der i- Stämme gebildet werden, wobei man zwei Gegenrichtungen feststellen kann: 1. die nichtumgelautete Form des Nom. Akk. Sg. kann neben der umgelauteten auch für den Gen. Dat. Sg. stehen, also kraft neben krefte. Der ganze Sg. wird dann zugunsten der umlautlosen Formen ausgeglichen, wozu es konsequent erst im Nhd. kommt. Im Plural wird der Umlaut als Pluralzeichen bewahrt; 2. die umgelauteten Formen des Gen. Dat. Sg. dringen auch in den Nom. Akk. Sg. ein, sodass auch z. B. stete neben stat im Nom. Akk. Sg. steht. Der ganze Sg. u. Pl. weist daher umgelautete Formen auf. Während der weiteren Entwicklung im Fnhd. verbindet sich der Plural dieser Formen mit einer neueun Endung, u. z. mit der Endung -en, die von den konsonantischen Stämmen übernommen wird. In den meisten Fällen wird die Form der Feminina allmählich zugunsten einer oder anderer Form ausgeglichen. In einigen Fällen bleiben die Doppelformen bis heute erhalten, wobei es jedoch zur Bedeutungsdifferenzierung kommt, z. B: Nom. Sg. Fahrt, Nom. Pl. Fahrten (< mhd. vart, Nom. Pl. verte) : Nom. Sg. Fährte, Nom. Pl. Fährten (< mhd. verte, Nom. Pl. verte > verten); Nom. Sg. Stadt, Nom. Pl. Städte (< mhd. stat, Nom. Pl. stete) : Nom. Sg. Stätte, Nom. Pl. Stätten (< mhd. stete - Nom. Pl. stete > steten).
Die i- Stämme unterscheiden sich von den ō- Stämmen durch die Form des Gen. Pl., der bei den i- Stämmen den Ausgang -i, bei den ō- St. den Ausgang -en aufweist.
Der Deklinationen der i- Stämme schließen sich bereits im Ahd. di meisten u- Stämme an. Das einzige Femininum der u- Dekl. hant, das auch als i- Stamm flektiert wird, also mit dem Umlaut der Wurzelsilbe im Pl., behält in einigen festen Wendungen die ursprüngliche nichtumgelautete Form: bî handen, aller handen „allerhand“, nhd. noch in z. B. vorhanden.
Beispiele der Feminina der i- Deklination: alle Feminina, die auf Konsonant aufgehen: anst „Liebe, Gunst“, bluot „Blüte“, gift „Gabe“ (im Mhd. noch diese allgemeine Bedeutung), kunst „geistiges Können“, kunft „Kommen“, , lîch „Leiche“ (bis Luther aber „lebender Körper“), ant „Ente“, bîht „Beichte“, geschicht „Geschichte“; alle Wörter auf -heit, -keit, -schaft.
die Wurzelnomina:
Im Mhd. bleiben nur sehr wenige Wurzelnomina erhalten. Ihre Deklination wird stark von der Dekl. der i- Stämme beeinflusst - in den meisten Fällen bleiben sie im Sg. unverändert, im Pl. werden sie analogisch zu den i- St. umgelautet. Nur sehr selten kommt im Gen. Dat. Sg. der Umlaut vor. Auf die andere Seite wird der Sg. der Wurzelstämme nach dem Vorbild der a- Stämme gebildet: Gen. Sg. nahtes - nach tages gebildet. Die mhd. Wendung tages unde nahtes bleibt bis heute z. T. in dem Adverb nachts erhalten. Der ursprünglich nichtumgelautete Plural wird im Mhd. auch gebraucht, v. a. in festen Wendungen: ze den wīhen nahten > nhd. Weihnachten.
Beispiele: eich „Eiche“, naht, gans, milech, brust, wiht.
die Verwandtschaftsnamen auf -er
Sie bekommen im Mhd. den Umlaut im Pl., der Sg. bleibt unverändert: Sg. muoter, tohter – Pl. müeter, töhter (< ahd. Pl. muoter, tohter).
4.3.2. Schwache Deklination im Mitttelhochdeutschen
Zu der schwachen Deklination werden im Mhd. nur noch die n- Stämme aller drei Genera und einige jan- und jōn- Stämme mit Konsonantendehnung und Umlaut des Stammvokals gezählt. Die restlichen konsonantischen Stämme gehen in die starke Deklination über.
Wie bei der starken Deklination folgt auch bei der schw. Dekl. die Schwächung des Vokalismus der Endsilben. Oft kommt auch die Apokope und Synkope vor, was zur Entstehung zweier Varianten führt - die eine mit -e der Endsilbe, die andere ohne es.
Alle drei Genera kennzeichnen sich durch -e im Nom. Sg. (die Neutra auch im Akk. Sg.), die übrigen Kasus weisen die Endung -(e)n auf.
(Bemerkung zu der Tabelle: fettgedruckt sind die betreffenden mhd. Formen, in den Klammern und kursivgesetzt stehen die ahd. Formen. Für den Vergleich wird neben der n- Dekl. Feminina die Dekl. der ō- St. angeführt. )
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