Nom. Akk. Pl.: im Germanischen weisen diese Kasus die Endung *-g auf, die in der vorahd. Periode zu -u wurde. Nach langer Silbe kommt es zu ihrem Schwund, nach kurzer Silbe bleibt -u erhalten. Im Ahd. kommt es zum Ausgleich zugunsten der langen Silbe, sodass es im Ahd. fast keine Formen mit auslautendem -u gibt - nur einige ja- Stämme und Diminutiva auf -lī(n) behalten im Nom. Pl. diese Endung: Nom. Pl. chindiliu.
Dat. Sg.: einige Nomina (z. B. hūs, dorf, holz) erscheinen oft endungslos, v. a. in präpositionalen Fügungen, z. B. ze holz, as. at hūs, te hūs „zu Hause“. Es geht wohl um die Form des alten Lokativs, für den die Endung -i charakteristisch war. Diese Endung geht auf den germ. Ausgang *-ī, der nach langer Silbe schwinden musste. Nach kurzer Silbe sollte -i lautgesetzlich bleiben. Wegen dem Ausgleich der Formen kommt es jedoch zu dessen Schwund. (Die Endung -i ist nur im Dativ einiger Ortsnamen belegt: Chuzinhūsi, Wittreshūsi.)
Beispiele der als wort flektierten Nomina: barn „Kind“, sēr „Schmerz“, swërt, houbit „Kopf“, honag, knuosal „Geschlecht“, lōn „Lohn“, folk „Volk“ - auch als Maskulina gebraucht, muot „Sinn“, jāmar „Jammer“- beide auch als Neutra aufgefasst; Diminutiva: chindilīn, magatīn; obd. chussī „Kissen“ (frk. kussīn), obd. pecchī (frk. bekīn) „Becken“ - als Diminutiva dekliniert, also mit -n- im Inlaut im Gen. Dat. Sg. u. Gen. Dat. Pl., was auch die obd. Formen - ohne das auslautende -n betrifft: Sg. Nom. chussī, Gen. chussīnes, Dat. chussīne, Akk. chussī; Pl. Nom. chussī, Gen. chussīno, Dat. chussīnum, Akk. chussī.
Bemerkungen zu der ja- Dekl.
Die Deklination der Neutra unterscheidet sich von der Deklination der Maskulina der ja- Stämme nur im Nom. Ak. Pl:, die bei den Neutra -i, -iu, -u, bei Maskulina -e aufweisen. Die Endung -i der Neutra im N. Akk. Pl. kommt nur in den ältesten Quellen vor. Etwa im 9., 10. Jhd. setzt sich der Ausgang -iu, -u durch, der aus der adjektivischen Flexion übernommen wurde. Er sollte zur besseren Unterscheidung des Sg. u. Pl. beitragen.
Wie bei den Maskulina fallen auch bei den Neutra die Differenzierungen je nach der Form der Stammsilbe (kurz oder lang) ab, sodass der Nom. u. Akk. gleich flektiert werden.
Gen. Sg: im Ahd. bereits ohne -j-(bzw. -i-), im Gen. Pl. erscheinen - in den ältesten Quellen auch die Formen mit -eo, io, später (noch im Ahd.) setzt sich der j- lose Ausgang –o durch.
Dat. Sg: die Formen mit -j- sind nur in den ältesten Quellen belegt.
Dat. Pl: die Formen mit -j- kommen nicht mehr vor. Der Dat. Pl. der Neutra unterscheidet sich von dem der Maskulina - im Obd. überwiegt bei den Neutra der Ausgang -im, -in (= der Ausgang der i- Stämme), bei Mask. -um, -un = der Ausgang der a- Stämme; im Fränk. haben sowohl die Maskulina, als auch die Neutra den Ausgang -im, -in.
Diejenigen Neutra, bei denen dem kurzen Stammvokal -r- folgt, kennzeichnen sich durch ein bisschen unterschiedliche Deklination. Bei diesen Substantiven bleibt -j- ziemlich lange (noch im 10. Jhd.) erhalten, bis es zu der Abschwächung der Endungen und zu dem Ausgleich mit den j- losen Formen kommt: Nom. Akk. Sg. heri, Gen. heries, Dat. heriun.
Einige Neutra der ja- Dekl.: betti „Bett“, enti „Ende“; zahlreiche Kollektiva: gibirgi, gisindi „Gefolgschaft“, gizungi „Sprache“; Abstrakta auf -nissi: wārnissi „Wahrheit“, firstandnissi „Verstand“.
Bemerkungen zu der wa- Deklination:
Die Deklination der wa- Stämme unterscheidet sich von der der a- Stämme eigentlich nur durch die Anwesenheit des -w- in den obliquen Kasus. Das auslautenden -w im Nom. Akk. Sg. u. Pl. tritt bei den Neutra als -o, seltener als -u ein.
Bei den Neutra erscheint auch (aber nur selten) die Pluralendung -ir, die von den sog. ir-/ar- Stämmen (vgl. 4.2.2.5.) übernommen wird: N. Sg. rēo (< rē) „Leichnam“ - N. Pl. rēwir.
Beipiele der Neutra der wa- Dekl.: rēo, kneo „Knie“, blīo „Blei“, sou „Saft“, tou „Tau“.
Bemerkungen zu der u-Dekl.:
Im Ahd. gibt es nur noch ein einziges in diese Deklinationsklasse gehörendes Neutrum: fihu „Vieh“, wobei sich seine Formen mit denen der a- Dekl. vermischen.
Sg. Nom. Akk. fihu - die -u Endung wird behalten.
Gen. fihes, fëhes - nach wort (a- Dekl.) gebildet: wortes.
Dat. fihe, fëhe - Ausgang der a- Dekl: worte.
Pl. Nom. Akk. fihiu, fëho (die Formen sind aber nur in wenigen ahd. Quellen belegt).
Gen. Pl. fieho.
Dat. Pl. fiehen (die Formen des Gen. Dat. Pl. sind nur in einer literarischen Quelle belegt).
Bemerkungen zu der i- Dekl.:
Im Ahd. werden nur zwei Neutra (bzw. nur einige deren Kasusformen) zu der i- Dekl. gereiht: mëri „Meer“ und bini „Biene“. Beide werden aber auch zu den Substantiven der ja- Deklination gezählt: Nom. Sg. mëri, Gen. Sg. mëres, Dat. Sg. mëre.
4.2.2.5. Die Deklination der ir-/ar- Stämme - Neutra
(Vorbemerkung: in den Klammern stehen die Formen der a- Dekl. - Neutra)
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Sg. Nom.
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lamb (wort)
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Gen.
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lambes (wortes)
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Dat.
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lambe (worte)
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Akk.
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lamb (wort)
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Pl. Nom.
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lembir (wort)
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Gen.
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lembiro (worto)
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Dat.
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lembirum, -un, -on (wortum,
-om)
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Akk.
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lembir (wort)
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Instr.
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lambu, -o (wortu, o)
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Bemerkungen zu den einzelnen Kasus:
Nom. Sg.: im Ide. und Germ. war der Nom. Sg. ohne Flexionsendung, sodass der Stammesauslaut am absoluten Ende des Wortes stand. Im Ahd. kommt es dann lautgesetzlich zum Schwund der letzten Silbe (vgl. 2.3.) - es kommt also zum Zusammenfall mit der a- Dekl. der Neutra, die im Nom. Sg. auch keine Endung hatte (es betrifft die Neutra): ide. *lombh-os > germ. *lamb -az > ahd. lamb. Nach der a- Deklination richtet sich allmählich dann der ganze Singular der ir-/ar- Stämme. Nur einige Neutra weisen die ursprüngliche Flexion auf, die die ursprünglichen ir-/ar- Formen weiter auch im Sg. behalten, z. B: Nom. Sg. chalb „Kalb“ - Dat. Sg. chalbires (statt *chalbe); N. Sg. (h)rin „Rind“ - G. Sg. hrindares (in einigen Quellen erscheint auch die Form hrindes). Einige Formen des ursprünglichen Sg. bleiben bis heute in einigen Ortsnamen erhalten: Kälbersbach (< ahd. Kelbirisbach), Blättersbach (< ahd. Pletirspah) und in Wörtern wie Ähre (< ahd. ehir), Dämmer -ung (< ahd. demar), Treber (< ahd. trebir - Pl.).
Im Plural werden die ir-/ar- Formen im Ahd. regelmäßig entwickelt, denn der Stammesausgang war im Ide. und Germ. durch die Kasusendung gedeckt, vgl. 2 3
Nom. Akk. Pl: ide. *es-ā > germ. *iz - ō > vordt. iru > -ir (-u wird in den mehrsilbigen Silben synkopiert): ide. *lombh-es-ā > germ. *lambizō…> ahd. lembir > mhd. lember > nhd. Lämmer.
Gen. Pl: ide. *-es-ōm…..> ahd. -iro.
Dat. Pl. der Ausgang -irum wird nach dem Vorbild der neutralen a-Stämme (wortum) gebildet, um den Singular und Plural besser unterscheiden zu können.
Bei den Pluralformen muss noch auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam gemacht werden: -i- des Stammsuffixes -ir-/-ar- bewirkt den Umlaut der Wurzelsilbe. Im Ahd. wird nur -a- der Wurzelsilbe umgelautet, im Mhd. auch weitere umlautfähige Vokale: Sg. lamb - Pl. lembir, Sg. chalb - Pl. chelbir usw. Auch dieses Merkmal trägt zur besseren Unterscheidung der Formen des Sg. und Pl. bei.
Im Ahd. werden nur wenige Neutra im Plural so regelmäßig dekliniert wie lamb, z. B: blat „Blatt“, hrīs „Reis“, chalb „Kalb“, huon „Huhn“, farh „Ferkel“. Einige Neutra weisen Doppelformen der Bildung des Plurals auf (-ir oder endungslos nach dem Vorbild des Singulars): hol „Höhle“, krūt „Kraut“, bant „Band“, swīn „Schwein“, welf „Junges“, kar „Gefäß“ , dorf, bret usw.
Die Reduktion der Endsilbenvokale am Ende des Ahd. trägt dazu bei, dass die Zahl der nach dem Vorbild der ir-/ar-Stämme die Formen des Plurals bildenden Neutra zunimmt. Die -ir Endung wird im Plural dann auch auf die endungslosen neutralen a- Stämme übertragen, sodass die Opposition Sg. - Pl. entsteht. Während der weiteren Entwicklung wird die -ir Endung auch auf einige Maskulina übertragen.
4.2.2.6. ō- , jō- wō- Deklination - Feminina
(Vorbemerkungen: Die ide. Formen beziehen sich nur auf die ō- Dekl. Fettgedruckt sind immer die germ. und ahd. Feminina der ō-, jō-, Dekl. Kursivgesetzt sind die Maskulina der a-, ja- Dekl. (In den Klammern stehen dann die betreffenden gotischen Feminina.) Die fettgedruckten und unterstrichenen Feminina der jō- Dekl. stellen die regelmäßigen Formen, die sich in der Mitte des 9. Jhs. als Angleichung an die Formen der reinen ō- Dekl. durchsetzen. )
ō-, jō-, wō- Dekl. *ide. *germ. ahd. (got.) a- Dekl. ahd. (got.) ja-Dekl.
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Sg. Nom.
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-ā < -eH2
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gebō; dagaz
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geba (giba); tag
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sunte,suntea,
-ia, sunta (mawi); hirti
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Gen.
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-ās < -eH2 - os
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gebōz; dagas, -is
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geba, gebu, -o (gibōs), tages
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sunte, suntea,
-ia, sunta (māujos); hirtes
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Dat.
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-āi < -H2ei
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gebōi; dagai
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gebu, -o (gibai); tage
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suntiu, suntu, (māujai); hirtie, hirte
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Akk.
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-ām < -eH2 - m
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gebōn; daga
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geba (giba); tag
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sunte, suntea,
-ia, sunta (māuja); hirti
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Pl. Nom.
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-ās < -eH2 - es
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gebōz; dagōz
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gebā (gibōs); tagā
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sunte, sunteā, -iā, suntā (māujos); hirte, -a, -ā
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Gen.
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-(ā) –om <
-(e)H2 - om
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gebōn; dagōn
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gebōno (gibō); tago
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sunteōno, suntōno (māujo); hirtio, hirto
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Dat.
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-ām(e)s < eH2 m(V)s
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gebōm(i)z; dagam(i)z
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gebōm, -ōn, -on (gibōm); tagum, -un
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sunteōm, suntōm, -ōn (māujom); hirtum, -im
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Akk..
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-āns < -eH2 - ns
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gebōz; daganz
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gebā (gibōs); taga
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sunte, sunteā, -iā, suntā (māujos); hirte, -a, -ā
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Bemerkungen zu der ō- Dekl:
Der ide. Stammesauslaut *-ā- wird in den meisten Kasus mit der betreffenden Kasusendung kontrahiert, falls sie einen Vokal enthält.
Nom. Sg.: im Ide. und Germ. endungslos. An die germ. Form erinnert die alte finnische Entlehnung runo „Gedicht“, die den alten vollen Ausgang bis heute behält.
Das auslautende germ. *-ō entwickelt sich in den einzelnen germ. Sprachen unterschiedlich - im Gotischen lautgesetzlich zu -a, in den westgerm. Sprachen zu -u, das bei den langstämmigen Substantiven schwinden, bei den kurstämmigen lautgesetzlich bleiben sollte. Das auslautende -u tritt aber nur im Altenglischen, z. B: giefu „Gabe“ ein. Im Ahd. weisen sowohl die langen, als auch die kurzen Stämme dieselbe Endung -a auf, die aus dem Akkusativ Sg. übertragen und bereits in den ältesten Quellen regelmäßig gebraucht wird. Dasselbe betirfft auf die jō- Dekl. (Ausnahmen: es erscheinen einige Substantive mit dem auslautenden -u: ladungu, grātidu - bei diesen Formen wird die Form des Nom. auf den Akusativ übertragen. Einige der langstämmigen Substantiven behalten die endungslose Form, um auf diese Weise die große Länge der Wörter zu verhindern, z. B: chimeinidh „Gemeinschaft“; Abstrakta auf germ.
-ungō: ahd. samanunc „Versammlung“. Die endungslose Form des Nominativs trägt in einigen Fällen zum Übertritt einiger Feminina in die a- Dekl. der Maskulina bei. Und umgekehrt: einige endungslose Maskulina der a- Dekl. gehen in die ō- Dekl. der Feminina über.
An die ursprüngliche Endungslosigkeit erinnert auch die Form einiger Namen: Brunihilt, Hiltigunt.
Endungslose Formen kommen auch in formelhaften Wendungen und im adverbialen Gebrauch vor und bleiben undekliniert in allen Kasus. Nach Kienle handelt es sich um endungslos gewordene Dative oder um erstarrte Formen des Nom. Sg., z. B: buoµ „Besserung“, halb „Seite“, wīs „Weise“ - neben üblichen Formen: buoµa, halba, wīsa.
Gen. Sg.: die Endung -a erscheint nur in den ältesten Quellen. Seit dem 9. Jhd. überwiegt die Tendenz, die Form des Gen. und des Dat. zu vereinheitlichen - es kommt zum Ausgleich zugunsten des Dativs, dessen Endung -u (> -o im Spätahd.) im Gen. ab dem 10. Jhd. ziemlich regelmäßig gebraucht wird.
Dat. Sg.: die ide. Endung geht auf den ide. Intrumental zurück. Die Endung -u >spätahd. -o sollte bei den langstämmigen Feminina schwinden. Als deutliches Kasuszeichen bleibt sie aber sowohl bei den kurzstämmigen, als auch bei den langstämmigen erhalten.
Akk. Sg.: seine Form wird auch auf den Nom. übertragen.
Nom. Pl.: die regelmäßige Form stellt im Ahd. die Endung -ā dar, in einigen alem. Quellen erscheint auch -ō.
Gen. Pl.: die Endung -ōno herrscht noch im 9. Jhd., dann wird sie im Obd. zu -ōne abgeschwächt. Später kommt es noch zum Verlust des auslautenden -e (-o) > -ōn. Im Fränkischen wird -ō- verkürzt und dann abgeschwächt.: -ōno > -ono, -eno (< mhd. –en).
Dat. Pl.: die ahd. Endung -ōm, wird im 9. Jhd. zu -ōn abgeschwächt. Seltener erscheint die Endung -um = Angleichung an die Maskulina und Neutra der a- Stämme, die Endung wird zu -un abgeschwächt und wird bei den Feminina ziemlich häufig gebraucht.
Akk. Pl. die Gleichheit der Form des Akk. mit dem Nom. stellt keine Analogie dar. Beide Kasus gehen auf unterschiedliche ide. Kasusendungen zurück. Bereits im Germ. führt die lautliche Entwicklung zur Gleichheit beider Kasus.
Einige Feminina kennzeichnen sich durch eine doppelte Flexion - wegen der Gleichheit mit den
-ōn Stämmen, z. B: Nom. Sg. zunga - Gen. zungōno - Dat. zungōm. Die Vermischung beider Deklinationsklassen kommt im Mhd. häufig vor.
Viele der zweisilbigen Feminina der ō- Dekl. weisen auch schwache Deklination auf. (Genauso verhalten sich auch die jō- Stämme.)
Beispiele der Feminina der ō- Dekl.: erda, ēra „Ehre“, lēra „Lehre“, fehta „Kampf“, Nomina actionis, die von schwachen Verben gebildet werden: manunga „Mahnung“, korunga, kostunga „Versuchung“; Ableitungen auf -idō von Adjektiven: (h)reinida „Reinheit“, spāhida „Klugheit“, gimeinida „Gemeinschaft“; deota, diota „Volk“ - meistens als ō- Feminina flektiert, daneben erscheint auch die Form des Maskulinums: der diet und die Form des Neutrums: thaz thiot.
Bemerkungen zu der jō- Deklination:
Die ahd. jō- Dekl. ähnelt sich sehr der ā- Dekl., seit der Mitte des 9. Jhs. fallen beide Deklinationen zusammen.
Im Germ. unterscheidet man die Flexion der langstämmigen Feminina mit dem Stammesauslaut auf *-ī- (< ide. *-ī-) und kurzstämmigen Fem. mit dem Stammesauslaut auf *-jō- (< ide. *-Ôā-). Beide Formen bleiben im Gotischen erhalten: langstäm. - bandi, Þiudangardi „Königsreich“, mawi „Mädchen“; kurzstäm. - banja. Beide Formen unterscheiden sich nur im Nom. Sg.
Im Westgerm. (also auch im Ahd.) bewirkt -j- des Stammesauslautes die Gemination der Wurzelsilbe, sodass die ursprünglich kurzsilbigen langsilbig werden. Die formalen Unterschiede zwischen den beiden Arten der Stämme werden so verwischt.
Im Ahd. kommt es ziemlich bald zum Schwund von j, im 9. Jhd. gibt es keine seine Belege mehr. In den ältesten Quellen erscheinen noch einige das j enthaltende Feminina, wobei j entweder als i (vor e, u) oder e (vor a, o) auftritt: minnea, sippea - Dat. minniu, giloubiu, dagegen im 9. Jhd. nur noch minna, sippa - Dat. minnu, giloubu.
Noch ist darauf aufmerksam zu machen, dass -j- bei den umlautfähigen Feminina den Umlaut der Wurzelsilbe bewirkt, der aber in vielen Fällen erst im Mhd. zu erkennen ist. Nach dem Zusammenfall der jō- Dekl. mit der ō- Dekl. (wozu es nach dem Schwund des postkonsonantischen j kommt) stellen der Umlaut und die Gemination die einzigen Merkmale, woran man die alten jō- Stämme von den ō- Stämmen unterscheiden kann.
Bemerkungen zu den ahd. Kasusformen:
Nom. Sg. die Form suntea, -ia, sunta wird aus dem Akkusativ übertragen. Die ursprüngliche lautgesetzliche Form des Nom. sollte - aufgrund der langstämmigen Form endungslos sein. Der germ. Stammesausgang (der im Nom. Sg. zugleich auch der Wortausgang ist) -jō- wird im Westgerm. zu -ju (im Ostgerm. zu -ja) und fällt im Ahd. ab. Eine Ausnahme stellt das Wort thiu „Magd“ dar. Die regelmäßige endungslose Form behalten im Ahd. nur die sog. movierten (von Maskulina abgeleiteten) Feminina auf -in (< germ. *-inÔō oder enÔō, dann im Westgerm. tritt die Gemination ein: *-innÔō, -unnÔō - im Ahd. Abfall des Stammesausganges), z. B. kuningin, gutin, forasegin, esilin. Die übrigen Kasus werden als ō- Stämme dekliniert:
Sg. Nom. kuningin Pl. Nom. kuninginnā
Gen. kuninginna Gen. kuninginnōno
Dat. kuninginnu Dat. kuninginnōm, -ōn
Akk. kuninginna (-in) Akk. kuninginnōm
Die Form des Nominativs wird in einigen Fällen auf den Akkusativ übertragen, sodass es im Ahd. oft Doppelformen gibt. Im Mhd. wird die längere Form des Akkusativs bevorzugt - ahd. kuninginna > mhd. küneginne. Diese Form setzt sich dann auch im Nominativ durch.
Auch einige nichtmovierte Feminina gehen auf dieselbe Ableitungssilbe zurück wie kuningin und behalten auch die endungslose Form des Nominativs: lugin „Lüge“, wuostin „Wüste“ u. a.
Die endungslosen Nominativa bleiben auch bei zusammengesetzten Personennamen erhalten: ahd. Brunihilt (auch mhd. Nom. Prünhilt neben Akk. Prünhilde - die Unterscheidung des Subjektes und Objektes war bei Personennamen für wichtig gehalten - darum die unterschiedliche Formen).
Nom. Gen. Akk. Sg. +Nom. Akk. Pl: die Formen auf -e sind am ältesten - sie werden im 8. Jhd. gebraucht und entwickeln regelmäßig den ide. Ausgang -Ôā > germ. -Ôō. Diese Formen werden allmählich noch im 8. Jhd. von denen mit mit dem Ausgang -ea verdrängt. Nach Kienle geht es um die Angleichung an die übrigen Kasus, die noch die j- Formen behalten. Nach Braune stellen die Formen auf
-ea bestimmte „Übergangsformen“ dar, die die jō- Dekl. der ō- Dekl. angleichen sollen. Dazu kommt es endgültig mit den Formen sunta, suntu, usw. (Die fettgedruckten unterstrichenen Formen in der Tabelle).
Gen. Dat. Pl.: -e-in sunteōno, sunteōm steht hier für -j-. Beide Formen werden im 9. Jhd. durch die e- losen verdrängt = Analogie der ō- Dekl.
Die mit jō- gebildeten Feminina haben große Neigung zu der ī- Dekl., die in den meisten Fällen Feminina abstrakta einbezieht, sodass es von vielen jō- Formen auch Nebenformen auf -ī gibt: reda, brunna, minna - redī, brunnī, minnī.
Beispiele der Feminina der jō- Dekl.: hella „Hölle“, reda „Rede“, brucka „Brücke“, sippa „Sippe“, minna „Liebe“; brunna „Brunnen“; abstrakte Feminina auf -nissa; movierte Feminina: gutin „Göttin“, herizogin, māgin „Verwandte“, friuntin „Freundin“, esilin, forasagin „Prophetin“; die meisten Frauennamen: auf -birg, -birin, -heit, -hilt, -gund, -lind, -munt, -muot, -sind, -wig usw; Entlehnungen aus dem Lateinischen: mit dem lat.-vulgärlat. -ina > ahd. -in: lat. molina…ahd. mulin „Mühle; lat. catina…ahd. ketin „Kette“.
Bemerkungen zu der wa- Deklination - Feminina:
Die Formen der wa- Dekl. sind von denen der ō- Dekl. nicht mehr zu unterscheiden. Ihre Deklination ist ganz regelmäßig. Einige Restformen der alten Deklination behalten nur die Substantive klāwa „Klaue“, brāwa „Braue“, die als Regelformen dienen und neben denen nur vereinzelt die alten Formen brā, klō vorkommen, die wohl auf die alten Nominative *brāwu, *klāwu zurückgehen.
4.2.2.7. i- Deklination - Feminina
(Vorbemerkungen: die germanische Formen: in den Klammern wird die Dekl. der i- Stämme Maskulina angeführt. Die ahd. Formen(anst „Gnade“): in den Klammern sind die got. Formen der i- Dekl. Feminina, kursiv gesetzt die Formen der ahd. Maskulina der i- Dekl.)
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