n- St. Mask. n- St. Neutra n- St. Femin. ō- St. Femin.
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Sg. Nom.
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bote (boto)
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herze (herza)
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zunge (zunga)
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gebe (geba)
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Gen.
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boten (boten, -in)
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herzen (herzen, -in)
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zungen (zungūn)
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gebe (geba)
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Dat.
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boten (boten, -in)
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herzen (herzen, -in)
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zungen (zungūn)
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gebe (gebu, gebe)
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Akk.
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boten (boten, -un)
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herze (herza)
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zungen (zungūn)
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gebe (geba)
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Pl. Nom.
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boten (boton, -un)
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herzen (herzun (-on))
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zungen (zungūn)
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gebe (gebā)
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Gen.
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boten (botōno)
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herzen (herzōno)
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zungen (zungōno)
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geben (gebōno)
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Dat.
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boten (botōm, -ōn)
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herzen (herzōm, -ōn)
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zungen (zungōm, -ōn)
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geben (gebōm,
-ōn)
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Akk.
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boten (boton, -un)
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herzen (herzun (-on))
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zungen (zungūn)
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gebe (gebā)
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4.3.2.1. Schwache Deklination - Maskulina
Die Zahl der Maskulina ist im Unterschied zum Nhd. noch ziemlich groß, während der weiteren Entwicklung werden viele von ihnen stark flektiert. Einige Maskulina werden auch zu Neutra oder Feminina - diese Tendenz tritt bereits im Mhd. ein, sodass es viele Nebenformen gibt.
Der Übergang zu der starken Flexion wird oft durch die Apokope vereinfacht - die apokopierten Formen entsprechen im Nom. Sg. der starken a- , i- Dekl., was z. T. bereits im Mhd., mehr erst später bei einigen Substantiven zur Bildung starker Kasusformen führt. Die Apokope tritt ein: 1. bei den einsilbigen auf -r, -l: kol(e) „Kohle“, star(e) „Star“, ber „Bär“, 2. bei zwei - und mehrsilbigen auf -el, -er, -en, -em: jünger(e), besem(e), nabel(e), 3. bei -ene > -en: heiden „der Heide“, kristen „Christ“- diese bleiben in allen Kasus einschließlich des Dat. Pl. ganz endungslos und in der Form unverändert, 4. nach -n, -m: han(e), swan(e), nam(e), lîcham(e).
Manche Maskulina weisen Nebenformen auf (mit oder ohne -e im Auslaut), sodass sie bereits im Mhd. teils stark, teils schwach flektiert werden können - Nom. Sg: buochstap - buochstabe, gebûr „Bauer“ – gebûre, helm - helme, kern - kerne, mânôt - mânde usw.
Die weitere Entwicklung im Fnhd. und Nhd. mündet in die Entstehung der gemischten Deklination ein. Im Mhd. kommen zwar einige Ansätze dieser Deklination vor, sie sind jedoch unsystematisch und werden nicht konsequent eingehalten. Oft sind die Doppelformen möglich. Auch die Genitive auf -ens (die unregelmäßige Dekl. vgl. 4.1.) gibt es im Mhd. noch nicht, so z. B. mhd. Nom. Sg. name, geloube - Gen. Sg. namen, gelouben > nhd. Namens, Glaubens.
Einige Nomina der n- Deklination: im Mhd. sind es etwa 150 Substantive: herizoge, gastgebe, „Wirt“, herre, jude, mensche, recke, vürste, knoche, kraniche, stern(e), māne „Mond“, salme „Psalm“ - bei diesen wird im Nhd. das auslautende -e abgeschafft; schade (nhd. Schaden, aber: es ist schade), brunne, karpfe, kuoche, rase, dûme, kaste - bei diesen dringt im Mhd. das n in den Nom. ein; Eigennamen: Etzele, Hagene, Franke, Sahse.
Diejenigen Maskulina, die das e im Nom. Sg. behalten, weisen die Gleichheit der Dekl. mit der der Feminina auf, sodass es zum Vordringen femininen Geschlechts kommt. Einige Maskulina werden im Mhd. auch als Feminina aufgefasst (also beide Formen möglich), im Nhd. werden sie nur noch als Feminina gebraucht: bluome, âmeiµe, seite, sunne, trūbe.
die alten jan- Stämme
Sie sind am Umlaut oder an der durch das -j- entstandenen Gemination zu erkennen: bürge, erbe, geselle, recke, schütze, wille. Im Substantiv mhd. verge „Fährmann“< verje < verio bleibt -j- als -g-gerhalten. Die Deklination unterscheidet sich nicht von der der n- Stämme.
4.3.2.2. Schwache Deklination - Neutra
Im Mhd. (genauso wie im Ahd.) kommen nur sehr wenige Neutra vor, die schwach flektiert werden. Im Nom. Akk. Sg. weisen sie die Endung -e auf, in allen anderen Kasus die -(e)n Endung. Eine Mischklasse der starken und schwachen Dekl. gibt es im Mhd. noch nicht, vgl. weiter.
Beispiele: herze, ôre, ouge, wange und das Pluraltantum diu hîwen „die Ehegatten“. Das Subst. wange wird im Nhd. zum Femininum.
Herze wird im Nom. Akk. Pl. auch wie ja- Stämme flektiert, also ohne die -n Endung.
4.3.2.3. Schwache Deklination - Feminina
Die schwache Flexion der Feminina knüpft ganz auf die ahd. Dekl. der ôn- Stämme an. Mit ihnen fallen auch die jôn- Stämme zusammen. Zu erkennen sind sie in einigen Fällen an dem Umlaut und der Gemination.
Wie bereits erwähnt wurde, kommt es im Mhd. zur Vermischung der starken ō- Dekl. und der schwachen Dekl. der n- St. Die femininen n- Stämme werden im Mhd. fast durchgehend schwach flektiert, was auch den Singular betrifft, in dem sie mit der Ausnahme des Nom. die Endung -(e)n aufweisen. Die Übernahme der endungslosen Formen des Sg. der vokalischen ō- Stämme ist die Angelegenheit der weiteren Entwicklung. Die Vermischung der Formen betrifft also v. a. die ō- Stämme. In den meisten Fällen werden die starken Formen der Feminina neu nach der schwachen Dekl. gebildet. In einigen Fällen (auch wenn viel weniger) tritt auch der umgekehrte Prozess ein.
Auch die Endungen der Feminina unterliegen oft der Apokope und Synkope, das auslautende -e schwindet nach l, r: kele - kel „Kehle“, bei einigen zweisilbigen: iuwel - iule „Eule“, videle, videl „Geige“.
Beispiele der Feminina der n- Dekl.: amme, dirne „Mädchen“, hîwe „Gattin“, quene „Ehefrau“, galle, tenke „linke Hand“, zeswe „rechte Hand“, bine „Biene“, katze, vliege, bluome (auch Mask.), gîge, glocke, harfe, salbe, stube, tasche, kerze, kirche, pflanze, strâµe, Eigennamen: Eve, Hilde, Marie, Marthe.
jōn- Stämme: mücke, märke, frouwe
.
4.4. Die Entwicklung der Deklination vom späten Mittelalter, im Frühneuchodeutschen bis zum Neuhochdeutschen
Bevor die Deklination des Fnhd. behandelt wird, sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass viele wichtige Prozesse, die im Fnhd. verlaufen, ihre Wurzeln bereits im Mhd. haben, vgl. v. a. die sechs Punkte im Absatz 4.3. Das Mhd. stellt gegenüber dem Ahd. in einigen Aspekten eine „neue“ Sprache dar, deren Merkmale und Entwicklungsprozesse auch für das moderne Deutsch von außerordentlicher Bedeutung sind. (Selbstverständlich auch das Ahd., das aber mit einigen seinen Formen noch an die Verhältnisse des Germanischen und sogar des Indoeuropäischen erinnert.)
Die Morphologie im Mhd., im späten Mittelalter und teilweise auch im Fnhd. scheint in gewissem Maße unübersichtlich zu sein. (Es betrifft nicht nur die Morphologie, sondern auch die Ortographie.) Es werden noch keine festen Regeln eingeführt. Die Unterschiede in der Flexion kommen zwischen den einzelnen Dialektsgebieten oder Schreiblandschaften vor, oft erscheinen sie auch innerhalb eines Gebietes oder sogar in einem Text. Was konkret die Deklination betrifft, entstehen die größten Unterschiede im Genus eines Substantivs und der Pluralmarkierung. Als Beispiel wird bei Wells das Wort mhd. buoch angeführt, das im 15. Jhd. folgende konkurrierende Formen des Plurals aufweist: buoch, bouocher, beucher, buchere, boken/boeken. Einige Dialektsgebiete „kennen“ dagegen nur eine oder zwei Varianten der Pluralbildung, die sie bei allen Substantiven verwenden. Das Nhd. kennt dagegen mehrere Pluralmuster, was nach Wells darauf hindeutet,...“dass es wirklich kein vorherrschendes, sprachlich maßgebendes Gebiet gab. Die Standardsprache ist eine überdachende Schicht sprachlicher Kompromisse, die allenthalben Überschneidungen aufweist und verschieden stark auf die einzelnen Regionen zurückgreift, und in den Substantiv-Klassen zeigt die heterogene Pl.-bildung, wie sie von jedem bestimmten Dialektmuster abweicht.“ (Wells 1990: 172)
Die mehreren möglichen Varianten der Pluralbildung der einzelnen Substantive im Mhd. u. Fnhd. ergeben sich u. a. auch aus der unterschiedlich verlaufenen und durchgeführten Abschwächung der Flexionssilben und aus der unterschiedlichen Auswirkung der Apokope - im oberdeutschen Raum werden die Endungen des Plurals oft apokopiert, sodass hier die Endung -er und der Umlaut als Pluralzeichen häufiger gebraucht werden als in anderen Regionen, z. B. in den mitteldeutschen - hier bleiben die Endsilbenvokale oft erhalten, sodass das auslautende -e die Rolle eines Pluralmorphems einnehmen kann, der Umlaut und die er- Endung spielen hier nicht so eine wichtige Rolle. An diese Doppelbildungen erinnern im Nhd. einige Substantive, bei denen zwei Varianten der Pluralbildung (in einigen Fällen auch 2 Varianten im Genus) möglich sind - mit Bedeutungsdifferenzierung: Nom. Pl. Worte - Wörter, Bände (Mask.) - Bänder (Neutr.), Gesichte - Gesichter usw. (vgl. auch 4.3.1.). Einige Dubletten kommen auch in den Kasusformen vor: der Nom. Sg. einiger Substantive: der Friede/der Frieden, der Haufe/der Haufen, der Name/der Namen (vgl. 4.1.). Einige Substantive können im Nhd. sowohl stark, als auch schwach flektiert werden, was bei ihnen zur semantischen Differenzierung führt: der Drache/des Drachen - „das Fabeltier“; der Drachen/des Drachens - „Fluggerät“.
Im Fnhd. kann man folgende Tendenzen und Prozesse betrachten:
1. Die Kasusunterschiede werden durch verschiedene Lautprozesse wie e- Apokope, Analogiebildungen, Tilgungen weiter nivelleirt, was die Rolle der analytischen Mittel verstärkt.
2. Die weitere Profilierung der Sg. - Pl. Opposition - im Fnhd. erscheinen neue Ansätze, z. B. die Übertragung des -er Plurals auch auf die Maskulina, die konsequente Bezeichnung des Umlautes, die Profilierung des -en Plurals durch die Tilgung des -en Kasussuffixes im Sg. der Feminina, usw. Die Flexion der ursprünglichen Stämme wird also ausgeglichen, sodass man im Nhd. nur winzige Restformen betrachten kann, die an die alte Flexion erinnern. Sie kommen v. a. in festen Wendungen oder Kompositen vor.
3. Der Prozess der Apokope und Synkope setzt im Fnhd. fort. Die e- Apokope beeinflusst sehr stark die Numerusprofilierung. Viele der Substantive, die den Plural zunächst mittels -e markiert haben, treten in andere Deklinationsklassen mit anderen Pluralzeichen über.
4. Der Umlaut profiliert sich konsequent als Pluralzeichen, sodass er oft aus dem Sg. abgeschafft wird (das betrifft v. a. die alten i- Stämme, vgl. 4.2.1., Punkt 2).
5. Viele schwache Substantive verlieren im Nom. Sg. die Endung -e, sodass sie an die Form des Nom. der starken Substantive erinnern, was zur Veränderung der ganzen Flexion einiger schwacher Substantive führt - neu werden sie stark flektiert. Die unterschiedliche Wirkung der Apokope führt zur Spaltung der Substantive in zwei Kategorien - mit oder ohne das auslautende -e.
6. Die Entstehung der gemischten Deklination (ganz systematisch erst im 18. Jhd.).
7. Die Kategorie des Genus kann nur analytisch ausgedrückt werden.
8. Der s- Plural (aus dem Französischen entlehnt) spielt im Fnhd. noch keine Rolle. Im 17. Jhd. erscheint er nur vereinzelt, mehr wird er erst im 18. Jhd gebraucht.
4.4.1. Starke Deklination - Maskulina
In die starke Deklination der Maskulina werden die alten a-, ja-, wa-, u-, i- Stämme, die Wurzelnomina und die r- Stämme eibezogen.
(Bemerkungen zu der Tabelle: „normal“ geschrieben sind die ahd. Formen, kursivgestzt die mhd. Formen, fettgedruckt stehen die nhd. Formen)
a- Stämme ja- St. wa- St. i- St. u- St. r- St Wurzeln.
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Sg. Nom.
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tag
tac
Tag
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kāsi
kæse
Käse
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sē(o)
sê
See
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gast
gast
Gast
|
sun(u)
sun
Sohn
|
fater
vater
Vater
|
man
man
Mann
|
Gen.
|
tages
tages
Tages
|
kāses
kæses
Käses
|
sēwes
sêwes
Sees
|
gastes
gastes
Gastes
|
sunes
sunes
Sohnes
|
fater, -teres vater, vater(e)s
Vaters
|
man
mannes, man Mannes
|
Dat.
|
tage
tage
Tag
|
kāse
kæse
Käse
|
sēwe
sêwe
See
|
gaste
gaste
Gast
|
suniu, sune sune
Sohn
|
fater, -tere vater(e)
Vater
|
man, manne man, manne
Mann
|
Akk.
|
tag
tac
Tag
|
kāsi
kæse
Käse
|
sē(o)
sê
See
|
gast
gast
Gast
|
sun(u)
sun
Sohn
|
fater
vater
Vater
|
man
man
Man
|
Pl. Nom.
|
taga, -ā
tage
Tage
|
kāsa, -ā
kæse
Käse
|
sēwa, -ā
sêwe
Seen
|
gesti
geste
Gäste
|
suni
sune
Söhne
|
fatera, -ā, fater
vater(e), veter(e)
Väter
|
man
man, manne
Männer
|
Gen.
|
tago
tage
Tage
|
kās(i)o
kæse
Käse
|
sēwo
sêwe
Seen
|
gest(i)o
geste
Gäste
|
suneo, suno
sune
Söhne
|
fatero vater(e), veter(e)
Väter
|
manno manne, man
Männer
|
Dat.
|
tagum
tagen
Tagen
|
kāsum, -un kæsen
Käsen
|
sēwum, -un sêwen
Seen
|
gestim, -in
gesten
Gästen
|
sunum, -un sunen
Söhnen
|
faterum, -un vater(e)n, veter(e)n
Vätern
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mannum, -un
mannen, man
Männern
|
Akk.
|
taga, -ā
tage
Tage
|
kāsa, -ā
kæse
Käse
|
sēwa(ā)
sêwe
Seen
|
gesti
geste
Gäste
|
suni
sune
Söhne
|
fatera, -ā, fater
vater(e), veter(e)
Väter
|
man
man, manne
Männer
|
Bemerkungen:
Im Singular fällt die Deklination aller starken Maskulina in einem Deklinationsmuster zusammen.
Nom. Akk. Sg. bleiben endungslos.
Gen. Sg.: bei den einsilbigen kommt im Nhd. der Ausgang -es vor: Tages, Heeres, Stieles. Eine Ausnahme stellen die einsilbigen Substantivierungen und Fremdwörter dar, hier gilt -s als Endung: Seins, Ichs, Films (auch Filmes möglich). Bis zum 18. Jhd. tritt die Endung -s auch bei einigen einsilbigen auf, heute nur in festen Wendungen: -von Rechts wegen, Tags darauf, keineswegs, unterwegs. Die im Nhd. übliche Distribution der Endungen -es, -s:
-
nach den Ableitungssilben -el, -em, -er, -en, -chen, -lein - nur die Endung -s.
-
nach den Wortausgängen auf -s, -sch, -ss, -(t)z wird -es als Endung gebraucht.
-
nach mehrfacher Konsonanz tritt die Endung -es auf.
Dat. Sg.: die Endung -e widersteht lange dem Schwund. Bereits im Mhd. kommen Tendenzen vor, sie zu beseitigen und diese Strebung setzt auch weiter fort, z. B. bevorzugt Luther die endungslosen Formen. Der Schwund des auslautenden -e wird oft durch die Apokope unterstützt. Im 18. 19. Jhd. versuchen die Linguisten, dieses e wieder in die Deklination einzuführen. Heute wird diese Endung in der Schriftsprache v. a. in einigen festen Wendungen gebraucht, z. B. zu Hause, auf dem Lande usw. In einigen Dialekten wird diese Endung ständig verwendet. Ganz abgelehnt wird -e im Dativ nach den Ableitungssilben -er, -el, -em, -en und in mehr als zweisilbigen Wörtern, bei den einsilbigen fehlt es nach dem vokalischen Auslaut. In übrigen Fällen hängt sein Gebrauch vom Sprachgefühl des Sprechenden ab.
Was die Formen des Plurals anbelangt, kann man noch einige Unterschiede betrachten, die mit der Zugehörigkeit der einzelnen Substantive zu den einzelnen Deklinationsklassen, bzw. mit der ursprünglichen Form der Stämme zusammenhängen.
a- Stämme:
Nom. Pl.: im Mhd. kommt die Endung -e vor, die bis heute bei einigen Substantiven gebraucht wird: Tag - Tage, Monat - Monate usw. Diese Endung unterliegt aber oft der Apokope. Viele Substantive - z. B. mhd. Nom. Pl. acker(e), vogel(e), nagel(e), mangel(e), schwager(e) usw. beginnen, andere Pluralzeichen zu verwenden, v. a. den Umlaut, den die i- Stämme lautgesetzlich im Plural (im Falle des a- Umlautes bereits im Ahd.) ausgenützt haben. So entstehen folgende Pluralformen: Äcker, Vögel, Nägel, Mängel, Schwäger usw. Bis ins 18. 19. Jhd. erscheinen auch die Doppelformen des Plurals: Schwärme - Schwarme, Kähne - Kahne.
Der Umlaut dringt bei einigen Substantiven in den Plural ein, auch wenn in ihnen das auslautende -e nicht apokopiert wurde: mhd. hof - Pl. hove > nhd. Höfe. Die umlautlose Form bleibt in einigen Ortsnamen erhalten: Bischofshofen.
Der Umlaut erscheint auch bei Substantiven, die aus der schwachen Deklination in die starke übergetreten sind: Nom. Sg. Garten, Graben, Anwalt - Nom. Pl. Gärten, Gräben, Anwälte.
Oft kommt er auch bei Fremdwörtern vor: Nom. Sg. Pass, Marsch, Arzt, Bischof - Nom. Pl. Pässe, Märsche, Ärzte, Bischöfe.
Der Umlaut als Pluralzeichen ist v. a. in den Mundarten sehr beliebt.
Die weitere Möglichkeit der Pluralmarkierung stellt die Endung -er dar (was den Ursprung dieser Endung betrifft, vgl. 4.2.1., Punkt 4. Dieses zunächst nur auf die Neutra beschränkte Pluralzeichen, wird (zusammen mit dem lautgesetzlichem Umlaut der Wurzelsilbe) im Spätmhd. auch auf die Maskulina übertragen. Diese Tendenz setzt im Fnhd. sehr stark fort. Die umlautfähigen Vokale werden umgelautet: Nom. Sg. Wald, Wurm, Strauch, Gott, Geist - Nom. Pl. Wälder, Würmer, Sträucher, Götter, Geister. Noch im 16. Jhd. werden auch andere Varianten zugelassen, Luther verwendet z. B. Götter/den Gotten, Geister/Geiste, Welde, Leibe, Würme. Die alten Pluralformen bleiben bis ins späte 18. Jhd. erhalten. In einigen Ortsnamen erscheint noch heute die Endung -e statt der üblichen Endung -er: Finsterwalde, Mittenwalde - aber: Wälder. Eigentlich könnte hier die Endung -e ausreichend den Plural vom Singular unterscheiden, doch wird die Sg. - Pl. Opposition mittels der-er Endung im Pl. als übersichtlicher und in der Kommunikation als verständlicher gehalten und daher auch als Norm gewählt.
ja- Stämme:
Sie fallen mit den a- Stämmen zusammen. Ihr im Nom. Akk. Sg. vorkommender Wortausgang -e wird in den meisten Fällen apokopiert. Das einzige Substantiv, das bis heute den e- Ausgang behält, ist das Wort Käse. Dem Ursprung nach handelt es sich um einen alten u- Stamm, dessen Formen mit denen der ja- Stämme zusammengefallen sind.
Im Plural sind die ja- Stämme mit der Ausnahme des Dat. Pl. endungslos. Sie kennzeichnen sich auch durch den Umlaut der umlautfähigen Wurzelsilben im Sg. und Pl.
Viele Maskulina, die zu den ja- Stämmen gehören, sie die Nomina agentis auf mhd. -ære > nhd. -er: mhd. Nom. Sg. Pl. lêrære > nhd. Lehrer, mhd. wähtære > nhd. Wächter, weitere noch: Richter, Sünder, Tröster. Im 16. Jhd. kommen die Nomina agentis auch mit dem e- Ausgang vor. Auch Luther gebraucht neben den endungslosen die -e enthaltenden Formen: ketzere, meistere usw. Später setzen sich konsequent die endungslosen Bildungen durch.
Einige ja- Stämme treten in die schwache Deklination über. Es betrifft v. a. diejenigen Substantive, bei denen die Apokope erst später durchgeführt wird, so z. B. mhd. fnhd. hirte > nhd. Hirt (schwach flektiert).
Die mhd. Subst. weiz(e), rücke, schate, vride u. a. weisen im Mhd. sowohl starke (Gen. Sg. weizes, rückes, schates, vrides), als auch schwache Deklinationsmerkmale auf (Gen. Sg. weizen, rücken, schaten, vriden), im Nhd. werden sie stark flektiert. Die -en Endung im Nom. Sg. gewinnen sie durch die Übertragung aus den obliquen Kasus: Nom. Sg. Weizen, Rücken, Schatten, Frieden - Gen. Weizens, Rückens, Schattens, Friedens. Die Form des Genitivs auf -ens tritt im Mhd. noch nicht ein. Einige Maskulina existieren auch heute in der starken und schwachen Variante, die sich in der Bedeutung unterscheiden:
- der Fels (Gestein) - Gen. Fels, Felses - Dat. Fels - Akk. Fels
- der Fels (Felsblock, gehoben) - Gen. Felsen(s) - Dat. Felsen - Akk. Felsen
- der Felsen (Felsblock) - Gen. Felsens - Dat. Felsen - Akk. Felsen
- der Drache (Fabeltier) - Gen. Drachen - Dat. Drachen - Akk. Drachen
- der Drachen (Fluggerät) - Gen. Drachens - Dat. Drachen - Akk. Drachen
i- Stämme:
Die Deklination hat sich seit dem Mhd. kaum verändert. Der Sg. unterscheidet sich nicht von dem der a- Stämme. Im Pl. kennzeichnen sie sich durch den Umlaut und durch die -e Endung.
Wurzelstämme:
Das Substantiv man wird im Fnhd. als tag flektiert, im Pl. stehen zunächst drei Formen: männer/menner - starke Dekl. und mannen - schwache Dekl. Im Nhd. setzt sich die Form Männer durch.
4.4.2. Starke Deklination - Neutra
(Bemerkungen zu der Tabelle: „normal“ geschrieben sind die ahd. Formen, kursivgesetzt die mhd. Formen, fettgedruckt stehen die nhd. Formen.)
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