zur Geschichte der H.E: Bereits in der Ur- gemeinde gab es neben den Zusammenkünften im Tempel die Versammlungen in den Privathäusern (Apg 2,46; 5,42; 12,12). Die paulinischen Briefe sprechen von Hausgemeinden (z.B. Röm 16,5; iKor 16,19; Kol
. Später, vor allem nach Aufhören der —> Christenverfolgungen, gerät diese Form des Gemeindelebens fast ganz in Vergessenheit. Erst in der Zeit der Vorreformation (z.B. bei den Waldensern) lebte sie wieder auf, wurde in der —> Reformation von Luther programmatisch gefordert (Deutsche Messe 1526), fand aber weite Verbreitung erst in den pieti- stischen Konventikeln, die besonders von Ph. f. Spener (Pia desideria 1675) in kirchliche Bahnen gelenkt wurden. Hausversammlungen waren auch charakteristisch vor allem für die von Laien geprägten —» Erwek- kungsbewegungen des 19. Jh.s, traten aber in der sich konsolidierenden —» Gemeinschaftsbewegung mit ihren eigenen Versammlungshäusern z.T. wieder etwas in den Hintergrund. Gegenwärtig kann man von einer Neuentdeckung des H.es in vielen christlichen Bewegungen sprechen (—» Oxfordbewegung 3; -> Offener Abend; -» Aktion in jedes Haus).
wesen der h.ARBEIT: H.e sind ein Teil des normalen Lebens wacher Gemeinden. Sie sind keine unmittelbar missionarische Aktion, setzen diese vielmehr meist voraus. Als Pflanzschule für Anfänger und Übungsplatz für mündige Christen sind sie eine Hilfe gegen die »geistliche Säuglingssterblichkeit« nach Evangelisationen. Als lebendige Zellen im gemeindlichen Organismus sind sie mitten im technisierten Zeitalter ein Ort zwischenmenschlicher Kommunikation und verhindern so ein Auseinanderbrechen von geistlichem Erleben in der Gemeindeversammlung und profaner Alltagswelt. Sie leiten im überschaubaren Rahmen zur missionarischen, diakonischen und gesellschaftspolitischen Tat an.
zur form des H.ES: Wöchentliche oder vierzehntägige Zusammenkunft in Privathäusern mit einem Raum, der bis 15 Personen fassen kann. Gegenstand des Gesprächs: fortlaufende oder ausgewählte Bibeltexte, biblische Begriffe, Personen in der Bibel, Fragen des Glaubens und Lebens, geistlicher Erfahrungsaustausch, Lebensbilder, Buchbesprechungen. Die Gesprächsleitung liegt in der Regel in der Hand eines für den H. Verantwortlichen. Zum Rahmen gehört u.a. auch Gastlichkeit und zeitliche Begrenzung. Durch die H.e entstehen über das regelmäßige Beisammensein hinaus oft persönliche Kontakte (u.U. bis hin zum gemeinsamen Urlaub etc.), die helfen, gemeinsames Christsein konkret zu leben.
gefahren: H.e können »verkreisen«, den Zusammenhang mit der Gesamtgemeinde verlieren, sich als Selbstzweck verstehen, die Begegnung mit der Bibel zum sterilen Denksport machen oder sich in Sonderlehren verirren. H.e stellen nicht die reine Gemeinde der Gläubigen dar. Sie sind aber verbindliche Gemeinschaft begnadigter Sünder und - wenn sie nicht bestimmten Zielgruppen dienen wollen - unabhängig von Bildung, Besitz, Stellung, Geschlecht und Alter »allzumal einer in Christus«.