Müller, Georg, *27.9.1805 Croppenstedt b. Halberstadt, f 10.3.1898 Bristol/England. Während des Theologiestudiums in Halle bekehrte er sich in einer Erbauungsstunde, gewann durch —» Tholuck Interesse an der —» Mission und ging zur Vorbereitung auf die Judenmission nach London. Er schloß sich aber der Christlichen —> Versammlung an und ging 1832 nach Bristol, wo er unter dem Eindruck der Lebenserinnerungen A. H. Franckes (—» Pietismus) sich um die schulische Versorgung armer Kinder kümmerte und 1834 die Scriptural Knowledge Institution for Home and Abroad (bibl. Lehranstalt für In- und Ausland) gründete, die zahlreiche Schulen unterhielt und 280 000 Bibeln und 2 Mill. Bibelteile verbreitete. 1836 wurden nach Franckes Vorbild die Waisenanstalten in Bristol begonnen, die, nur von freiwilligen Spenden getragen, zum Schluß über 2000 Waisen eine Heimat boten. - 1848 kam es
Georg Müller
zum Bruch zwischen M. und —» Darby; M. wurde der eigentliche Sprecher der »offenen Brüder«. - Nachdem er 187 5 die Leitung der Anstalten seinem Schwiegersohn übertragen hatte, unternahm der »betende Waisenvater von Bristol« Evangelisationsreisen durch insgesamt 42 Länder aller Kontinente. In Deutschland wurde Ludwig -* Doll (Neukirchen} stark von M. beeinflußt.
Lit.: Autobiographie, hg. v. G. F. Bergin und A. T. Pierson, London 1905; dt. (Auszug): Und der himmlische Vater ernährt sie doch, 1985
Geldbach
Mut zur Gemeinde
Mut zur —» Gemeinde ist eine Überdenominationelle Bewegung zur geistlichen Erneuerung christlicher Gemeinden und entstand 1970 in der Schweiz. Leitung: Hans Bürgi, früher CVJM-Jugendsekretär. Arbeitsweise: Gemeinde-Wochenend-Veranstaltungen mit Gruppengesprächen unter Leitung einer Mannschaft auswärtiger Gemeindeglieder. Schulungskurse für -» Hausbibelkreise und Gemeindeaufbau. Ausbreitung: In der Schweiz und Süddeutschland über 200 Tagungen in Gemeinden der Landes- und Freikirchen. Ca. 30 freiwillige Tagungsleiter und über 600 Gemeindeglieder, die zu gelegentlichen Team-Einsätzen bereit sind. Eigenes Schulungsmaterial und Schriften für Hausbibelkreis und Gemeinde, z.B. »Ein Weg zur Erneuerung«.
Bürgi
Mystik —> Mittelalter
N
Nacharbeit, Nachversammlung
Unter N. versteht man im allgemeinen die weiterführende —> Seelsorge zum Abschluß oder im Gefolge einer —» Evangelisation. Häufig werden für entscheidungswillige Hörer der evangelistischen Botschaft Nachversammlungen unmittelbar nach einer evangelistischen Versammlung durchgeführt, in denen Gelegenheit zur seelsorgerlichen Aussprache gegeben wird. Das erste Gespräch eines erweckten Menschen mit einem Seelsorger oder Seelsorgehelfer ist der Beginn der N., die als Aufgabe bleibt, damit der Schritt von der persönlichen Entscheidung für Christus zur Einführung in eine —> Gemeinde von Glaubenden erfolgen kann. B. -* Graham ist der Meinung, daß etwa i o% der evangelistischen Arbeit auf die Gewinnung eines Menschen für Christus zu richten sei, 90% der Arbeit darauf, die Neugewonnenen in der Gemeinde zu halten. Das Problem der Eingliederung neuer Christen in die Gemeinschaft der Gemeinde ist vielschichtig. Mit der Überwindung der Hindernisse und der Bereitstellung echter Hilfe hat es die N. zu tun.
Eine organische Eingliederung von Neubekehrten in die Gemeinde wird behindert durch Mangel an Liebe und geistlicher Kraft der Gemeinde, durch Gleichgültigkeit mancher Gemeindeglieder, durch einen gewissen Anpassungsdruck im Blick auf Verhaltensweisen; aber auch durch überhöhte und unangemessene Erwartungen auf seiten der neuen Christen.
Die Aufgabe der N. muß sich darum auf eine sorgfältige Einführung in die —> Nachfolge Jesu Christi konzentrieren, damit dem einzelnen aus dem Umgang mit der —>• Bibel und unter Hilfe des Heiligen —> Geistes die Fähigkeit zum selbständigen Christsein vermittelt wird.
Die Mittel der N. müssen darum im normalen Gemeindeleben angeboten werden. Die Einübung in die Gemeinschaft geschieht am besten durch Gemeindegruppen oder —> Hauskreise. Die weiterführende Schulung kann für die Anfangszeit in einem Kursus für Neubekehrte erfolgen. Dabei geht es um Grundfragen des -» Glaubens, um Haushalterschaft und Lebensstil, um das Leben in Gemeinde und Welt. Diese Weiterführung im Glauben wird fortgesetzt in der —» Bibelstunde, im Predigtnachgespräch, in der —> Gemeindebibelschule. Für die seelsorgerli- che Begleitung sollte eine Partnerschaft mit einem nach Alter, Geschlecht und Eignung gleichgerichteten erfahrenen Christen angestrebt werden. Auf diese Weise werden Verbindungen zu Gliedern der Gemeinde geknüpft, Hilfe für die persönliche Nachfolge gegeben und eventuell auftretende Krisen im Gespräch und gemeinsamen —> Gebet überwunden.
Da »Gerettetsein auch Rettersinn gibt«, sollte die Ermutigung zum Dienst für Jesus das Ziel jeder N. sein; in der Gemeinde Jesu gibt es keine passive -> Mitgliedschaft.
Lit.: Leben in Christus, Nacharbeitshefte von B. Graham und L. Ford, 4 Hefte mit Titeln Christus kennenlernen, Christus näherkommen, Christus gehorchen, Christus mitteilen - Müller/Erdlen- bruch, Mission, Gemeindearbeit - persönliche Evangelisation, Telos Taschenbuch Nr. 157
Zeiger
Nachfolge
1. der begriff N. kommt als Substantiv in der Schrift nicht vor. An fünf Stellen begegnet in neutestamentlichen Briefen das Wort Nachfolger; aber ansonsten ist immer die Verbform nachfolgen gebraucht. Damit wird deutlich, daß es sich bei der biblischen N. nicht um eine abstrakte Idee handelt, sondern um ein gehorsames, willentliches, praktisches Tun. Jesus benützt das Wort vorwiegend in der Befehlsform: »Folget mir nach!« (Mk 1,17).
Nachfolgen heißt deshalb auch im Neuen Testament zunächst einmal nichts anderes als hintennach- oder hinterher-gehen. Der Rabbi oder Lehrer geht voran, der Jünger oder Schüler folgt ihm nach. Jüngerschaft und N. stehen demnach in einem inneren Zusammenhang. Dabei ist in den Evangelien das Nachfolgen ausschließlich an die Person Jesu gebunden.
Das typisch christliche Verständnis von N. tritt jedoch erst nach der Passion Jesu und nach seiner Auferstehung zutage. Sie wird nun ihrem Inhalt nach voll verständlich als
Leidensn. (Mk 8,34), die in der Kraft der Erlösungstat Christi im Gehorsam des Glaubens vollzogen werden muß. Ihrer Form nach drückt sie sich aus in der Zugehörigkeit zur —» Gemeinde, als Gliedschaft am Leibe des Christus. Und ihrer Quantität nach ist sie seit Pfingsten nicht mehr auf wenige Menschen in Palästina beschränkt, sondern durch das Wirken des Auferstandenen in Wort und Geist werden von ihm seine Nachfolger aus allen Völkern berufen (—> Mission).
Dostları ilə paylaş: |