Theologischer Convent bekennender Gemeinschaften -> Konferenz bek. Gemeinschaften Theosophie
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im jahr 1875 gründete die Russin H. P. Bla- vatzky in New York eine theosophische Gesellschaft. Vier Jahre später erfolgte die Übersiedlung nach Indien. Seitdem befindet sich das Hauptquartier der Bewegung in einem Vorort von Madras. Nachfolgerin von Frau Blavatzky (gest. 1891) wurde die Engländerin Annie Besant. In rascher Folge entstanden in allen Ländern der Welt Sektionen mit Generalsekretären, die von der Zentrale aus mit fester Hand geleitet werden. Die außerchristliche T. vertritt die Überzeugung, daß hellsichtige Fähigkeiten zu der ursprünglichen Ausrüstung des Menschen gehört haben. Erst in der Neuzeit sei unter der Einwirkung von Rationalismus und Materialismus die außerordentliche Begabung verloren gegangen. Durch planmäßige Seelenschulung soll es auch heute jederzeit möglich sein, zur Erkenntnis höherer Welten zu gelangen. Der Einfluß buddhistischer und hinduistischer Elemente wird besonders deutlich an der Lehre von Karma und Wiederver körperung.
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wenn das wort t. von der indischen Ausformung her stark vorbelastet erscheint, gilt es doch, sich klarzumachen, daß das Wort auch in einer christlichen legitimen Gestalt Anhänger gefunden hat, und das sowohl in der morgenländischen wie in der kath. und ev. Kirche. Die christliche T. geht von der Überzeugung aus, daß man nicht nur als Christ leben, sondern als Christ auch denken soll. Weil Jesus Christus uns von Gott nicht nur zur Gerechtigkeit gemacht ist, sondern auch zur Weisheit, weil in ihm alle Schätze der Erkenntnis Gottes verborgen liegen, weil der vom Geist Gottes ergriffene Menschengeist alles erforscht, auch die Tiefen der Gottheit, darum ist es nicht nur erlaubt, sondern auch geboten, in die verborgenen Geheimnisse der göttlichen Weisheit in anbetender Ehrfurcht einzudringen. Lieblingsthemen der christlichen T. sind die Frage nach dem Fall Luzifers, das Rätsel von Mann und Frau, die Gestalt der neuen Leiblichkeit in der Auferstehung der Toten. Als führende Vertreter können gelten Origenes, der auf die russische Religionsphilosophie des 19. Jh.s nachhaltig eingewirkt hat, innerhalb der kath. Theologie Augustin und
Tholuck
Franz von —» Baader, im ev. Bereich Jakob Böhme, Oetinger, Michael —» Hahn und der ältere Schelling.
Lit.: L. J. Frohnmeyer, Die theosophische Bewegung, 1920 - H. Gompertz, Die indische Theosophie, 1925 - K. Heim, Glaube und Denken, 1957 - A. Köberle, Das Glaubensvermächtnis der schwäbischen Väter, 1959 Köberle
Tholuck, Friedrich August Gottreu,
*30.3.1799 Breslau, 110.6.1877 Halle, Theologieprofessor, wirksamster Vertreter der Erweckungstheologie auf einem akademischen Katheder. Mit 17 Jahren konnte er bereits 19 Sprachen. In Breslau und Berlin studierte er Orientalistik und Theologie. Als durch Baron von —» Kottwitz Bekehrter wurde er schon 1820 Privatdozent in Berlin, 1823 außerordentlicher Professor und 1826 ordentlicher Professor in Halle, wo er den Rationalismus erfolgreich bekämpfte. Tätig war er als Exeget, Historiker, Dogmatiker und Praktischer Theologe. Er hat neu- und alttestamentliche Bücher exegesiert und kommentiert. Ihm ging es um den Gesamtzusammenhang der Schrift, dessen Vermittlung an die jeweilige Generation die wichtigste Aufgabe der Theologie in Fühlung mit der kirchlichen Vergangenheit sei. Die nur kritisch zu verarbeitenden, aber materialreichen kirchengeschichtlichen Arbeiten T.s befassen sich mit der Vorgeschichte des Rationalismus, dessen Wurzeln er in der lutherischen Orthodoxie des 17. Jh.s sah. Deshalb verhielt er sich gegenüber dem Konfessio- nalismus kritisch. Nicht die zur Form geronnene Lehre, sondern das im Fluß befindliche Leben des Glaubens war ihm wichtig. Gemeinsam mit -» Neander, Julius Müller und C. I. Nitzsch begründete T. die »Deutsche Zeitschrift für christliche Wissenschaft und christliches Leben«. Er hielt zur preußischen Union und hat sich um die —» Juden- und Heidenmission außerordentlich verdient gemacht. 1846 nahm er an der Gründung der ev. —> Allianz teil, auf deren Versammlungen er wiederholt gesprochen hat. In den Fragen der —> Inneren Mission bejahte er den Weg J. H. —> Wicherns. Als erfolgreicher Kanzelredner und Studentenseelsorger (u.a. für M. —» Kähler) hinterließ er deutliche Spuren.
Lit.: Lehre von der Sünde und vom Versöhner oder die wahre Weihe des Zweiflers, 18719 (i977 unter dem Titel: Die Botschaft vom Versöhner) - F. W. Kantzenbach, Theismus und biblische Überlieferung, 1965 - W. Zilz, A.T., 19622
Kantzenbach
Eva von Tiele-Winckler
Tiele-Winckler, Eva von, *31.10.1866 Miechowitz, 121.6.1930 ebda. Ihre erste Liebestätigkeit galt den Ärmsten ihres Heimatortes, Richtschnur für ihren Dienst in der —» Diakonie war das NT. 29.9.1890 in Miechowitz Einweihung des »Friedenshort«. Dort beginnt sie als »Mutter Eva« ihren Dienst. 1892 Gründung einer eigenen Schwesternschaft. Arbeitsgebiete: —> Kinderarbeit, Kranken- und Gemeindepflege, Äußere —» Mission. 1913 Gründung des Zweigwerkes »Heimat für Heimatlose«; hier verwirklicht sie den Gedanken der »Kinderfamilie« in 40 »Kinderheimaten« in allen Teilen Deutschlands. Nach dem 2. Weltkrieg Verlust vieler Arbeitsgebiete. Fortführung des Werkes in der DDR in Heiligengrabe, in der BRD in Freudenberg, Krs. Siegen (-» Zilz).
Lit.: E. v. Tiele-Winckler, Denksteine des lebendigen Gottes, 1970 — Vom wahren Sinn des Lebens - Über T.-W.: W. Thieme, Mutter Eva, 1974
Daub
Tiesmeyer, G. H. Ludwig, ev. Theologe, *3.7.1835 Gohfeld bei Löhne, f3-5 1919 Kassel. T. war seit 1865 Pfarrer in Radevormwald, von 1871-1904 Pastor an St. Stephani in Bremen. Zusammen mit Paul Zauleck entwickelte er aus der »Sonntagsschule« die heute übliche Kindergottesdienstform. Beide veröffentlichten das »Deutsche Kindergesangbuch«, Kinderpredigten u.ä. 1905
verzog T. nach Kassel, wo sein vierbändiges Werk »Die Erweckungsbewegung in Deutschland« erschien, das auch heute eine Fundgrube für wichtige Einzelheiten der Kirchengeschichte des 19. Jh.s ist.
Lit.: Vf. u.a.: Deutsches Kindergesangbuch, 1879- Wie man Kindern den Heiland zeigt, 1896 - Die christliche Gemeinschaftssache, 1908 - Die Erweckungsbewegung in Deutschland, Bd. 1 -4, 1901-1912 Rothenberg
Tisch des Herrn -> Abendmahl
Tischendorf, Konstantin von, *18. 1. 1815 Lengenfeld im Vogtland, t7- 12. 1874 Leipzig. Ev. Theologe. Bereits mit 24 Jahren Dozent, wurde T. 1845 Professor (NT) in Leipzig. Früh ergriff er seine Lebensaufgabe: alle bekannten Handschriften der —> Bibel zusammenzustellen, die noch nicht entzifferten zu veröffentlichen und dann alle zu vergleichen. In Paris entzifferte er 1840/43 den »Codex Ephraem« (5. Jh.). Auf drei Orientreisen (1844, 1853,1859) entdeckte er unter abenteuerlichen Umständen im Katharinenkloster am Sinai die Blätter des »Codex Sinaiticus« (4. Jh.) mit NT, Teilen des AT und weiteren urchristlichen Schriften (Hermasbrief, Barnabasbrief). Mit Hilfe des russischen Zaren gelang der Erwerb dieser Handschrift, die zunächst nach Petersburg und 1933 ins Britische Museum (London) kam. - Von 1841-1872 gab T. immer neue
Konstantin von Tischendorf
Rezensionen des griechischen NT heraus, 1850 auch die Septuaginta (vorchristliche Übersetzung des AT ins Griechische). Die Arbeit am Grundtext des NT ist durch ihn entscheidend gefördert worden. Am Ende konnte T. feststellen: »Es gibt in der gesamten Literatur des Altertums wenig Beispiele einer so großartigen historischen Beglaubigung, wie sie unsre Evangelien besitzen.«
Lit.: K. v. T., Warm wurden unsre Evangelien verfaßt?, 1865 - Uber T.: L. Schneller, Tischendorf-Er- innerungen, i9$42
Rothenberg
Tod (Sterben, Sterbehilfe)
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Biblischer Befund
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ZUM WORTGEBRAUCH
Die Bibel redet a) vom T. im allgemeinen Sinne als dem Ende des Sterbensprozesses (Gen 4,8; Joh 11,13). b) vom geistlichen T. eines vom Leben aus Gott Abgeschnittenen (Spr 8,36; Lk 15,24), der ohne Buße c) in den »anderen« T. mündet (Offb 2,11). d) Lebendiger Glaube dagegen führt in Christi Sterben und T. (Röm 6,3ff.; 2Kor 4,11) und so zum Leben.
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ZU DEN LEHR AUSSAG EN
a) Das menschliche Leben ist kreatürlich und deshalb dem T.e verfallen (Ps I03,i4ff.; Hebr 9,27). Ältere Zeugnisse des AT sprechen im Blick auf »lebenssatte«, kinderreiche Fromme sogar heiter vom Sterben. Ein vorzeitiger oder gewaltsamer T. wird dagegen als unnatürlich empfunden (Jes 38,iof.). Überall begegnet uns jedoch die Ohnmacht und Anfechtung gegenüber der rätselhaften Maßlosigkeit des T.es (iSam 15,32; Hebr
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. Das NT durchzittert das Wissen um den gar nicht »schönen« T. Jesu, b) T. und Sterben sind Folge und Strafe der Sünde (Gen 2,17; iKor 15,21 f.). Der über den einzelnen hinausgreifenden versucherischen Macht des Bösen kann niemand entrinnen (Röm 5,12ff.). Dies hebt aber die Verantwortung für unser Schuldigwerden nicht auf (Röm
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ff.). Die Begegnung mit dem Gesetz verschärft diesen doppelten Zusammenhang von persönlicher Schuld und allgemeinem Verhängnis (Röm 7,9ff.,- 2Kor 3,7). Der »Gott dieser Welt« erweist seine Macht (Eph 2,if.). Diese Sicht ist »radikal«, c) Entscheidend ist, daß die Schuldlawine im stellvertretenden T. Jesu aufgefangen, der T. besiegt wurde (iKor 15,55h; 26). Jesu gegenüber dem Menschen solidarisches und gegen Gott gehör- sames Sterben wurde zum Beginn einer neuen Schöpfung. Jesu eigener T. zeigt, daß auch Glaubende nicht der Unbill des Sterbens entnommen, sondern von der Macht des T.es erlöst sind (Hebr 2,14). Sterbende wissen, wohin sie sich wenden können (Mt 27,46). Die Gemeinde weiß ihre Toten heute schon bei Christus (Phil 1,23). Sie steht in einer Schicksalsgemeinschaft mit ihrem Herrn (iThess 4,14; Röm 8,17). djJDie Gewißheit des Glaubens entsteht einmal durch das Vertrauen auf die Verläßlichkeit der Zusagen des NT (Mk 12,26h; Röm 8,38f.), zum anderen durch Begegnung mit Gott in Zweifel und Angst (Lk 24,13ff.).
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Zur gegenwärtigen Situation
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MIT DEM IDEALISMUS BEZEUGT DAS NT, daß unser Leben nach dem Sterben nicht einfach verweht. Aber nicht irgend etwas in uns ist unsterblich, sondern der Mensch in seiner Beziehung zu Gott. - Wie der Materialismus sagt das NT, daß der Mensch ohne Rettung von »außen« keine Uberlebenschancen hat. Diese ist aber in Christus erfolgt; sie ist Hoffnung für die Welt (Röm 8,21).
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DER T. ALS SOLCHER VERKLÄRT NICHT, sondern legt offen, wobei unsere Grundentscheidungen »Endgültigkeit« erfahren (2Kor 5,10). So wird die Todesstunde zur Lebensaufgabe. »Heiligung« heißt dann, das Leben als ständiges Sterben und Verwandeltwerden im Glauben zu bejahen und so Sinn für unser Leben zu finden, anstatt aus Angst den T. zu verdrängen, ihn zu tabuisieren und zu bagatellisieren.
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Sterbehilfe
Sterbehilfe meint intensive Lebenshilfe in der letzten Lebensphase. Sie geschieht durch
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therapeutisch-pflegerische Dienste. Dazu gehört das Eingehen auf die Sprache und die Bedürfnisse der Sterbenden, um ihnen das Sterben zu erleichtern und ihnen dadurch zu helfen, möglichst frei zu sein für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben. Dazu gehört auch - man denke an die sogenannte Wahrheitsfrage am Krankenbett - der solidarische Umgang der Ärzte und Schwestern mit dem Patienten und den Angehörigen im Blick auf den Zustand des Sterbenden und die Art und Weise der ärztlichen Versorgung.
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seelsorcerlich-begleitende Dienste. Dazu gehört viel Geduld, Wahrnehmung und Annahme der Gefühle des Sterbenden, gemeinsames Aushalten von Schweigen und Ohnmacht, Erleiden von eigenen Todesängsten und Ohnmachtsgefühlen, Ermutigung und Glaubenshilfe, Gebet für und mit dem Sterbenden.
Lit.: R. Leuenberger, Der Tod - Schicksal und Aufgabe, 1973 - M. Josuttis in: WPKG 1976, 360 - E. Kübler-Roß, Interviews mit Sterbenden, 1974 - A. P. L. Prest, Die Sprache der Sterbenden, 1970
Sackmann
Toleranz
lateinisch: dulden, erdulden. Formale T. läßt andere Religionen theoretisch und praktisch gewähren etwa aus humanitären, politischen, wirtschaftlichen Motiven, oft aber auch aus Gleichgültigkeit jedem anderen Lebensweg gegenüber, wenn der Andersgesinnte sich der Umwelt einfügt. Inhaltliche T. respektiert die echten Werte einer anderen Lebensgesinnung oder Religion, weil man miteinander auf dem Weg zur Wahrheit ist, voneinander lernt und ehrfürchtig jedem Menschenschicksal gegenübersteht. Die Dynamik christlicher T. achtet den Nächsten höher als sich selbst, sucht zwischen Wesentlichem und Unwichtigem in der Begegnung mit Andersgesonnenen zu unterscheiden und bemüht sich, dem anderen, weil man ihn vor Gott ganz ernst nimmt, das eigene Bekenntnis verständlich zu machen und das in einer Weise, die nicht auf die Nerven geht, sondern seelsorgerlich sich den rechten Weg immer neu schenken läßt.
Beyreuther
Tour, Elvine de la —► Treffener Anstalten Traktat (Mission) Literaturarbeit
Treffener Anstalten
Die ev. Anstalten Treffen in Kärnten sind eine Gründung der Gräfin Elvine de la Tour (1841-1916). Die persönlich erfahrene Gnade Gottes in Jesus drängte sie zur Diakonie. 1873 gründete sie auf ihrem Schloß Russiz (Friaul, damals zu Österreich gehörend) ein Mädchenheim mit Schule. Dazu kamen starke missionarische Aufgaben, besonders nach der Verlagerung und Ausweitung des Werkes nach Kärnten (Treffen). Trotz schwerster Schicksalsschläge (Krieg, Inflation, Enteignung) wurde dem Werk immer wieder ein Neuanfang geschenkt. Je ärmer es wurde, desto mehr Aufgaben kamen auf es £u: an geschädigten Kindern, behinderten Jugendlichen, Kranken, Pflegebedürftigen, Alkoholabhängigen. Den missio-
Rothenberg
narischen Aufgaben dient das Freizeitheim in Treffen. Seit Jahren bringen die Dienstgruppen der Campingmission das Evangelium auf die vielen Campingplätze Kärntens.
Gienger
Trinität Gott
Trudel, Dorothea, *27. 10. 1813 Hom- brechtikon/Kanton Zürich, |6. 9. 1862 Männedörf/Zürich. Eine originelle und vollmächtige Seelsorgerin, die in —» Männe
dorf am Zürichsee mehrere Häuser für Kranke eingerichtet hatte, wo viele Gemütsleidende und körperlich Kranke die Heilkraft Christi erfuhren. Ein Prozeß wegen unerlaubter ärztlicher Tätigkeit endete mit einem Freispruch. Im November 1860 rief »Jungfer Trudel« den jungen Lehrer S. -> Zeller in ihr Werk, der es nach ihrem Tod infolge einer Typhus-Epidemie fortführte.
Lit.: L. Locher, D.T., 1939
TWR -» Evangeliums-Rundfunk
u
Überseeische Missionsgemeinschaft
—» China-Inland-Mission
Unierte Kirche Evangelische Kirche der Union
Universalismus
Der biblische Ursprung des christlichen U. liegt im Zeugnis von Gott als dem Schöpfer der ganzen Welt (Universum), von —> Jesus Christus als dem, der für die —> Sünde der ganzen Menschheit gestorben ist, und dem Hl. —» Geist, der die Schöpfung als Ganzheit erneuern wird. Insofern ist mit Recht von der Universalität des christlichen Glaubens zu sprechen, d.h. seinem umfassenden Wahrheitsanspruch und Heilsangebot.
Von dieser Universalität zu unterscheiden ist der U. Die Wortendung -ismus deutet eine Prinzipialisierung an: konkrete biblische Wahrheiten werden zu allgemeinen, letztlich zeitlos gültigen, aus Axiomen ableitbaren Grundsätzen. Z.B.: wenn Israels Gott wirklich Gott ist, muß er mit logischer Konsequenz im gleichen Sinne Gott aller Menschen sein, ja immer gewesen sein, womit der Weg zum -*■ Synkretismus offen ist. Wenn Gott Liebe ist, dann muß er notwendig alle Menschen in gleicher Weise mit dieser Liebe erfassen, woraus die —> Allversöhnung folgt. Diese Prinzipialisierung des christlichen Glaubens vollzieht sich besonders unter Einfluß griechisch-philosophischer Denktradition, die bei uns in Humanismus und Aufklärung zum Durchbruch kam. -» Hegel versuchte, sie durch seine dialektische Geschichtsphilosophie mit der biblischen Tradition zu versöhnen: die allgemeine Wahrheit (der absolute Geist) steht am Ende eines umfassenden weltgeschichtlichen Prozesses, ein Versuch, der in der Gegenwart von W. Pannenberg aufgenommen
wurde, unter stärkerer Berücksichtigung der ntl. Eschatologie.
In der dialektischen Theologie dagegen kam es zu einem Umschlag: in den Linien von -=► Kierkegaard wurden die allgemeinen Wahrheiten verfemt: Wahrheit ist nur im »je und je« neuen Ereigniswerden. So konnte hier z.B. auch der zentrale biblische Begriff der -» Erwählung wieder auf genommen werden. Aber die radikale Geschichtlichkeit des »je und je neu« nimmt ihm die Spitze: spätestens in der Auflösung des —» Gerichtsgedankens (entsprechend einer Tendenz zur —> Allversöhnung, die aber um der dialektischen Methodik willen nie direkt gelehrt werden kann), zeigt sich, daß hier nur eine Umformung des U. vorliegt und das konkrete biblische Geschichtsverständnis nicht wirklich aufgenommen ist. Mit seinem hartnäckigen Festhalten am biblischen Zeugnis von Wiedergeburt und Bekehrung leistet der —> Pietismus bis heute einen in seiner Bedeutung für die Theologie kaum erkannten Beitrag. So ist es auch eines der wichtigsten theologischen Verdienste des —> Internationalen Kongresses für Evangelisation in Lausanne, in seiner Auseinandersetzung mit der gegenwärtig von -> Synkretismus wie —> Säkularismus (als Folgeerscheinung des U.) bedrohten ökumenischen Theologie auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht zu haben (vgl. vor allem das Referat von John Stott, dazu H. Burkhardt, Lausanne 74, in: ThB Jg 5/1974, S. 283). Der U. wird nur überwunden werden können durch eine Neugewinnung biblischen Geschichtsverständnisses, wobei die Aufarbeitung von Begriffen wie Bekehrung, Erwählung und Gericht in ihrem vollen biblischen Gehalt von entscheidender Bedeutung sein könnte. Zwischen selbstgenügsamem Partikularismus und schwärmerischem U. ist auf den universal aufs Ganze gerichteten partikularen Weg Gottes mit seiner Schöpfung neu zu achten.
Burkhardt
V
Verband christl. Kaufleute -» Berufsmissionen 4.
Verband ev. Freikirchen, Gemeinschaften u. Körperschaften (VFK)
Veranlaßt durch das Versammlungsverbot infolge der Grippe-Epidemie 1918, das die kleineren Kirchen und die Gemeinschaften besonders hart traf, konstituierte sich am 18.11.1919 der »Verband ev. Freikirchen, Gemeinschaften und Körperschaften in der Schweiz« (auch: Aarauer Verband). Sein Zweck ist die »Zusammenarbeit aller ev. Freikirchen, Gemeinschaften und Körperschaften in der Schweiz, die sich die Verkündigung des Evangeliums zur Aufgabe machen und sich entschieden auf die Hl. Schrift und das gemeinsame Bekenntnis der Kirche Jesu Christi (Apostolikum) gründen«. Mitglieder sind nicht Einzelpersonen, sondern Körperschaften (u.a. -^Baptisten, —» Chrischonagemeinschaften, —» Ev. Gesellschaften, ev. —> methodist. Kirche, —» Freie ev. Gemeinden, —» Heilsarmee, —» Mennoni- ten). Zusammenarbeit mit Kirchen, die auf dem gleichen Boden stehen, ist erwünscht, Irrlehre und schwärmerisch-separatistische Kreise werden abgelehnt. - Neben dem Vorstand und der jährlichen Delegiertenkonferenz ist wesentlich die alle 3 Jahre stattfindende »Biblisch-theologische Woche« im Bibel- und Erholungsheim —> Männedorf. - Der Verband nimmt die Vertretung der Interessen der ihm angehörenden Kirchen und Gruppen gegenüber den Behörden wahr, bemüht sich erfolgreich um Mitarbeit der Freikirchen am Schweizer Radio und Fernsehen und beteiligt sich an den Tagungen zum Gespräch zwischen Freikirchen und Landeskirchen in der Ev. Allianz und Ökumene. - Präsident ist Pfarrer Konrad Hell, CH-9104 Waldstatt.
Lit.: Handbuch der reformierten Schweiz, 1962, S. 478-480 - Jahresbericht'* 1975/77 - »Orientierung«, 1977
Verein
Der Pietismus mit seinen besonderen Gemeinschaftsbildungen und die englischen religiösen Gesellschaften bilden die historischen Quellen für ein im Zuge der —» Erweckungsbewegung des 19. Jh.s ungemein blühendes, weitverzweigtes kirchliches Vereinswesen. Besondere Anliegen, die in Ländern mit —» Religionsfreiheit und Toleranz zur Bildung neuer Kirchen führten (—> Methodisten, —» Heilsarmee u.v.a.), wurden in Deutschland vielfach in kirchliche V.e kanalisiert. Die V.e sind daher auch als (versteckter) Ausdruck des Protests gegen eine zu sehr institutionalisierte Kirche zu verstehen. Bibel- und Traktatverteilung, Äußere und Innere —> Mission, -» Diakonie, Kinder-, Jünglings-, Jungmädchen-, Handwerker-, Auswanderer- und Diasporaarbeit sowie Arbeiter, -Alten-, Siechen-, Gefangenen- und Suchtbetreuung wurden in vielfältiger Weise von in der 1. Hälfte des 19. Jh.s gegründeten V.en getragen. Nach 1848 folgten eine Reihe V.sgründungen mit Zielen im Bereich des Sozialen, Sozialpolitischen, der Volksbildung und der —> Studentenarbeit. - Das Vereinswesen hat die Kirche viele der ihr eigentlich gestellten Aufgaben nicht sehen lassen. So ist z.B. bis heute —» Mission und -» Evangelisation erst in Ansätzen als Aufgabe der Landeskirchen erkannt.
Geldbach
Verein für Reisepredigt -» Reisepredigt, Verein für
Vereinigte Evang.-Luth. Kirche Deutschlands
Die VELKD ist der 1948 kurz vor der Gründung der —> Ev. Kirche in Deutschland erfolgte Zusammenschluß der meisten luth. Landeskirchen außer Württemberg und Oldenburg. Sie spiegelt mit der Ev. Kirche der Union und den beiden ref. Kirchen von Lippe und Nordwestdeutschland die historische und theologische Situation der ev. Christenheit in Deutschland. Alle Gliedkirchen der VELKD (Westen: Hannover, Bayern, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und die aus den Landeskirchen Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Eutin gebildete Nordelbische Luth. Kirche; Osten: Sachsen, Thüringen, Mecklenburg - jetzt selbstän
dige VELKDDR) sind Gliedkirchen der EKD und bejahen die Verwandtschaft der refor- matorischen Bekenntnisse (luth., ref., uniert), wobei die Grenzen durch die Vertreibung nach 1945 und die ständige Binnenwanderung noch fließender geworden sind. Gleichzeitig müht sich die VELKD in ihren Organen, Ausschüssen, im Pastoral- Kolleg und im Prediger- und Studienseminar in München-Pullach darum, die unverzichtbaren Erkenntnisse der luth. Reformation auf dogmatischem, liturgischem, seelsorger- lichem und ökumenischem Gebiet fruchtbar zu machen.
Lit.: V. Vajta (Hg.), Die Ev.-luth. Kirche, 1977
Dietzfelbinger
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