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So lebten wir früher


Einst, als die meisten Menschen noch in der Landwirtschaft beschäftigt waren, herrschte im Juli und August auf dem Dorf ein reges Treiben. Es war die Zeit der Getreideernte. Das »Romocha« – wie man bei uns die Ernte nannte – erforderte viele fleißige Hände, da damals noch alles von Hand gemacht wurde. Als im Juli das erste Getreide reifte, fingen die Bauern mit den Erntevorbereitungen an. Zuerst wurde die Sense (Sengst) gedengelt, d. h. durch Hammerschläge geschärft. Dazu brauchte man ein Dengelstöckel,

welches aus einem etwa dreißig Zentimeter langen Rundholz bestand. Dieses war am unteren Ende zugespitzt, damit man es in den Boden schlagen konnte. Am oberen Ende befand sich der Dengelamboß, auf den man die Sensenschneide drauflegte. Mit der linken Hand wurde das Sensenblatt gehalten, mit der rechten Millimeter für Millimeter die Hammerschläge ausgeführt. So ist die stumpfe Schneide langsam wieder scharf geworden.

Das Dengeln – bei uns als Dangeln bezeichnet – wurde gewöhnlich im Sitzen ausgeführt. Dazu schlug man das Dengeletöckel in den Boden, daneben legte man eine Wolldecke (Kotzen). Der Dengler setzte sich darauf und nahm das Stöckel zwischen die ausgestreckt auf dem Boden liegenden Beine. Die rhythmischen Klänge des Dengelns waren weit hörbar.

Im Gegensatz zur Grassense bekam die Getreide-sense noch einen Rechen (Recherl) in die Nähe des Blattes montiert, damit die Halme beim Mähen schön zusammenblieben. Das war für das Garbenbinden, von größter Wichtigkeit. Die schwerste Arbeit bei der Ernte hatte der Mäher (Mohder). Für ihn war es eine große Anstrengung, den ganzen Tag über bei großer Hitze zu mähen. Dies galt besonders für den bis zu zwei Meter hohen Roggen (Trad). Die erste Mohd war die schwerste, da rechts zum Ausholen mit der Sense kein Platz vorhanden war. Eine abgemähte Reihe (Mohd) war etwa hundertzwanzig Zentimeter breit. Alle Mohden wurden so gemäht, dass sich die abgeschnittenen Halme an die noch stehenden anlehnten, was den nächsten Arbeitsgang erleichterte.

Der Mäher hatte am Hosengürtel (Housenriema) den Wetzsteinköcher (Kumpf) hängen. In ihm befand sich der

Wetzstein (Weitzsta) mit etwas Wasser. Von Zeit zu Zeit mußte die stumpf gewordene Sense mit dem Wetzstein nachgeschärft (gewetzt) werden.

Hinter dem Mohder folgte meist eine Frau mit der Sichel in der rechten Hand. Sie hieß bei uns Aufwöhl(n)erin und hatte die Aufgabe, die Halme zu einer Garbe (Gorem) zusammenzuraf-fen. Neben ihr ging der sog. Bandbreiter (Pandlprada), ein Kind, welches die Strohbänder auf den Boden legte, mit denen die Garben zusammengebunden wurden.

Wenn genügend Arbeitskräfte vorhanden waren, konnte eine weitere Person das Binden der Garben übernehmen. Zum Binden benutzte man den sog. »Bindnagel« (Pintnogl): Einen ca. 50 cm langen – an einem Ende spitzen – Holzstab. Mit seiner Hilfe wurde das gebundene Strohseil mehrmals gedreht, damit es die Garbe fest zusammenhielt.

Die über ein Meter langen Strohseile wurden aus taunassem Stroh vor Sonnenaufgang (da war es noch feucht) gedreht, gebündelt und aufs Feld mitgenommen.

War das ganze Feld abgeerntet, begann das Einsammeln der Garben. Sie wurden zu Garbenkreuzen (Mandeln) zusammengesetzt. Ein Mandel bestand aus dreizehn Garben, die kreuzweise – je drei aufeinander – mit den Ähren nach innen gelegt wurden. Die dreizehnte Garbe bildete den Abschluß. Ihre Ähre legte man in Richtung der regeenabgewandten Seite.



Nach dem Schnitt folgte das Einfahren (Einfiehn). Zu diesem Zweck wurden die kurzen Wagen zu langen umgebaut. Dies geschah dadurch, dass die Seiten-leitern (Latern) ausgetauscht wurden. Nachdem man eine lange Verbindungsstange zwischen Vorder- und Hinterachse eingesetzt hatte, befestigte man die langen Leitern an beiden Seiten mit je zwei Leisten (Leicksen). Um die Ladefläche zu vergrößern, erhielt der Wagen noch einen Ernteaufbau. Dazu brachte man vorne und hinten einen Querbalken an, der etwa einen Meter nach links und rechts über die Leitern hinausstand. An ihnen wurden mit kräftigen Holzstiften zwei Längsstangen befestigt, so dass beim Einfahren des zu dreschenden Korns möglichst viel geladen werden konnte.

Bevor das Getreide heimgeholt wurde, mussten – entsprechend den Brandvorschriften – große Bottiche (Stander) mit Löschwasser und Feuerhaken im Hof bereitgestellt werden.

Für uns Kinder war das Getreideeinfahren immer eine aufregende Sache. Wir durften auf dem Wagen mit-fahren. Auf der Hinfahrt konnte man sich zwischen die weit auseinander-stehenden Leitersprossen setzen und die Beine nach unten baumeln lassen. Während der Fahrt sprangen wir auf und ab

Man fühlte sich schon wie ein Erwachsener, wenn man beim Aufladen dem Vater mit der Gabel die Garben reichen durfte. Das Beladen des Wagens mußte sorgfältig vorgenommen werden. Zuerst wurde der untere Teil zwischen den Leitern gefüllt. Am Oberrand der Leitern angelangt, wurden die Garben quer zur Längsrich-tung des Wagens mit den Ähren (Ächa) nach innen auf die Längsstangen gelegt. Nachdem links und rechts eine Reihe Garben gesetzt war, kamen wieder welche in die Mitte.

Wenn vier-fünf Lagen so aufeinander gestapelt waren, wurde die ganze Ladung mit dem Wiesbaum gesichert. Der »Wiespaam« war eine kräftige Stange, die in Längsrichtung in der Mitte auf die Ladung gelegt und mit Stricken an den Aufbauten des Wagens festgebunden wurde. Wegen der holprigen Feldwege war es ratsam, beim Beladen des Emtewagens größte Sorgfalt walten zu lassen, um ein Umkippen des Wagens oder ein Abrutschen der Garben zu vermeiden.

Das Getreide wurde in den Hinterhöfen der Lang-häuser in Form von Getreidemieten – Tristen – gestapelt. Je nachdem, ob ein Bauer viel oder wenig Getreide geerntet hatte, waren die Tristen größer oder

kleiner ausgefallen. Es gab Weizen-, Roggen-, Gerste- und Hafertristen (Waz-, Trad-, Gerschten- und Hofer-tristen). Sie mußten fachmännisch gesetzt werden. Die Ähren der Garben lagen stets nach innen zu, um so die Verluste zu verringern. Bei schlechtem Wetter breitete man eine große Leinenplane (Ploche) über den oberen Teil der Triste.

Nachdem das Getreide eingefahren war, begann das Dreschen (Maschiniern). Vor Erfindung der Dreschma-schine hatte man mit dem Dreschflegel die Getreide-ähren ausgeklopft, oder man ließ Tiere über sie laufen. Körner und Spreu wurden bei Wind durch Worfeln voneinander getrennt. Später kam die »Windmühle« in Gebrauch. Sie wurde von Hand angetrieben und diente lediglich durch künstliche Winderzeugung zum Trennen von Spreu und Korn. Kleinere Getreidemengen wurden sogar noch nach dem zweiten Weltkrieg so gedroschen.

Um größeren Schaden zu vermeiden, war jeder Bauer bestrebt, möglichst schnell beim Dreschen an die Reihe zu kommen. Das war nicht immer so einfach, da im Dorf höchstens zwei-drei Dreschmaschinen im Einsatz waren. Die Besitzer waren reiche Bauern. Anfangs wurde die Dreschmaschine über einen etwa vier Meter langen, breiten Transmissionsriemen von einer riesigen Dieselmaschine angetrieben. Da dieser Motor sehr schwer war, mußte er von Zugtieren von einem Hof in den anderen gezogen werden; ebenso die eigentliche Dreschmaschine.

Später (nach der Elektrifizierung) wurde er von leich-teren Elektromotoren oder Traktoren abgelöst. Wegen seiner Größe war es auch schwer, den Dreschkasten, d. h. die eigentliche Dreschmaschine, in die oft engen Hinterhöfe zu schaffen. Manchmal mußten Äste von im Weg stehenden Bäumen abgesägt werden. Um besser rangieren zu können, zogen und schoben oft Menschen diese riesige Maschine.

Beim Dreschen waren viele Helfer nötig. Da war zunächst der Maschinist, der für die richtige Aufstellung und das Funktionieren der Maschine zuständig war. Dann kam noch – zumindest nach 1945 – eine Amtsperson – der Kontrolleur – dazu. Er achtete darauf, dass alles, was gedroschen auch gewogen und registriert wurde.

Der Sackmann füllte die Säcke mit Korn und legte sie auf die Waage. Die Sackträger trugen die abgewogenen Säcke, die über fünfzig Kilogramm schwer waren, über die schmalen steilen Holzstiegen auf den Speicher (Boden) über dem Wohnhaus. Die Säcke wurden meist gleich ausgeleert. So konnte das Getreide trocknen, und man sparte Säcke, da die leeren wieder zur Maschine zurückgebracht wurden.

Auf der Getreidetriste standen zwei Personen, um die Garben mit der Gabel auf den Dreschkasten zu werfen. Dort wurden die Garben von dem Bandöffner (Pandlaufmocha) in Empfang genommen. Die von ihm geöffnete Garbe übergab er dem Fütterer (Fiadara). Er stand knietief vor dem Selbsteinleger und gab die Getreidehalme mit den Ähren voran in die sich schnell drehende – mit Eisenstiften besetzte – Trommel.

Im Inneren der komplizierten Maschine wurden Korn, Spreu, Stroh und Schmutz sortiert und an verschiedenen Stellen nach außen abgegeben. Das Stroh wurde über den Schüttler am Hinterende nach außen befördert. Zwei Frauen schoben es von hier mit Holzgabeln zur Strohtriste, auf der wiederum mehrere Männer mit dem Tristensetzen beschäftigt waren.

Weitere zwei Personen waren damit befaßt, die Spreu – Amm genannt – mit dem Rechen unter der Dreschmaschine hervorzuziehen. Danach wurde sie in große Körbe getan und meist von Kindern (Ammtroga) in den Schuppen (Schupfe) oder Scheune (Scheuer) getragen. Damit viel Amm hineinging, mußten wir es eintreten, was wegen der Grannen (Kraan) und des Staubes ziemlich unangenehm war.

Die Helfer beim Maschinieren kamen aus der Verwandtschaft und Nachbarschaft. Wenn der Drusch fertig war, wurden alle reichlich bewirtet. Das war die ganze Entlohnung für die harte Arbeit. Während die Helfer noch aßen und tranken, bauten die Leute des Nachbarn die Dreschmaschine schon ab und zogen sie in den nächsten Hof, so dass möglichst wenig Zeit mit Stillstand verlorenging.

Zum Abschluss der Drescharbeit wurde der Hof aufgeräumt. Die Körnerabfälle kehrte man feinsäu-berlich zusammen, um sie an die Hühner zu verfüttern. Die Strohtristen wurden von dem Bauern persönlich „zugemacht“, d. h. nach obenhin verjüngt gesetzt, damit möglichst wenig Feuchtigkeit in sie eindringen konnte. Gersten- und Haferstroh wurden von Weizen- und Roggenstroh gesondert aufbewahrt, da die ersteren mit Kleeheu gemischt zum Füttern dienten. Weizenstroh diente als Streu (Stra) für das Vieh. Aus handge-droschenem Roggenstroh machte man die Schapn (Schauben = gebündeltes Roggenstroh), die man als Matrazenvorläufer ins Bett legte. Die Spreu wurde, mit Rübenschnitzeln und Kleie (Kleiem) vermengt, verfüttert.

So schnell wie möglich fuhr man mit dem Weizen und Roggen in die Mühle nach Totis oder Schitte, um

Aus dem Mehl neues Brot backen zu können. Frischgebackenes Weißbrot war für uns Kinder damals der Inbegriff von Glück …

Am Ende des Sommers waren die Hinterhöfe und vorderen Teile der Gärten voll von Stroh- und Heutristen, zwischen denen man vorzüglich Fangen- und Versteckspielen konnte. Zum Ärger der Eltern kletterten wir manchmal auch auf die Tristen hinauf ... Im Zuge der Aussiedlung, Enteignung und des zunehmenden Drucks auf die Ungarndeutschen ging in den 40er und 50er Jahren die Zahl derer, die noch maschinieren konnten, rapide zurück. Bald gab es niemanden mehr. Heute sieht man nur noch selten die alten Scheuern, Schupfen oder gar die Tristen.

Soll man es bedauern, dass mit den gesell-schaftlichen und technischen Umwälzungen die alte Form des Erntens und Dreschens verschwand? Außenstehende werden diese Frage mit "ja" beantworten. Sie sehen darin einen Verlust der ländlichem Romantik. Andererseits werden diejenigen, die diese schwere Arbeit verrichteten keine Träne dieser Zeit nachweinen. Bedenkt man, mit wie wenigen Arbeitskräften heute geerntet wird, so sieht man doch deutlich den Fortschritt, der dem Wohl des Menschen dient oder dienen sollte.



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