Kommentar töten von Küken: Branche in der Sackgasse


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Landwirtschaft Wenn sich der Biobauer Tierschutz nicht leisten kann

02.01.2014 ·  Alle lieben Bio, alle fordern Tierschutz. Nicht immer erweist sich diese Liebe als wirtschaftlich. Nun stellen etliche Landwirte ihre Betriebe wieder auf konventionelle Methoden um – oder geben auf.

Von Jan Grossarth

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© privat Werner Deitert schließt den Stall

Johannes Remmel von den Grünen, seit rund drei Jahren in Nordrhein-Westfalen Minister für Landwirtschaft, Klima- und Naturschutz, hat ambitionierte agrarpolitische Ziele. Er möchte, dass die Schweine und Hähnchen eines Tages ohne Antibiotikagaben leben, dass ein großer Teil der Landwirte ökostandardisiert wirtschaftet und dass für die Erzeugung von Eiern nicht mehr – wie üblich – männliche Küken zu Millionen getötet werden müssen. Die Tötung von Küken, nur weil sie wirtschaftlich nicht verwertbar sind, hat er zum Jahreswechsel als erster Minister eines deutschen Bundeslandes verboten.

Remmels Werte und Wünsche teilen viele Verbraucher und Wähler. Allerdings sind sie weiter von der agrarwirtschaftlichen Realität entfernt, als es den meisten bewusst sein dürfte. Die Tötungen sogenannter nutzloser Küken ist Menschen jenseits agrarischer Fachzirkel nicht vermittelbar. Der Grund für die grausame Praxis ist der, dass die Legehennen derzeit darauf gezüchtet sind, möglichst wenig Muskelfleisch anzusetzen und umso mehr Eier zu legen. Die männlichen Küken dieser Zuchten eignen sich, da auch sie kaum Fleisch ansetzen, kaum als Suppenhuhn. Was nach wirtschaftlicher Logik „effizient“ ist, hält dem ethischen Blick sehr schwer stand.

In Nordrhein-Westfalen ist das Zerschreddern der frisch geschlüpften Tiere nun verboten. Doch das Problem ist damit nicht aus der Welt. Zuchtunternehmen wie die niedersächsische EW-Gruppe arbeiten, wie sie sagen, noch am „Zweinutzungshuhn“ – eine Zucht, die sich sowohl für die Ei- als auch Fleischerzeugung eignet. Und technische Geräte, die per Scan schon das Geschlecht eines Kükens erkennen, bevor es zur Welt kommt, sind in der Entwicklung. Ehe sie marktreif sind, ist eine Gefahr politischer Verbote, dass diese die Erzeugung einfach in andere Länder verlagern. Das passiert, wenn den Brütereien höhere Kosten entstehen oder die Bauern strengere Auflagen nicht mehr finanzieren können, weil sie nicht mehr Geld für ihre Erzeugnisse bekommen. So kann sich durch grüne Agrarpolitik paradoxerweise der Trend verstärken, dass gerade die großen Höfe, die finanzstärker sind, überleben, oder, dass Ökohöfe aufgeben.

© AP

Fehlgeleitete Agrarpolitik: Die Massentierhaltung kehrt zurück

Ein Beispiel dafür ist Werner Deitert, ein Eierzeuger aus Westfalen. Deitert betrieb bis zum Jahreswechsel einen relativ kleinen Familienhof in Gescher im Münsterland, wo er in drei Ställen 17.000 Biohennen hielt. Es ist so ein bäuerlicher Hof, wie er dem Agrarminister Remmel und seinen Wählern gefallen würde. Jetzt hat er dichtgemacht: Weil Johannes Remmels Ministerium und das Landesumweltamt Lanuv politisch die Agrarwende vorantreiben, wird Deitert zum Jahreswechsel seine eigene kleine Agrarwende aufgeben. Er war elf Jahre Biobauer – „gern“, wie er sagt, „aber finanziell war die Entscheidung rückblickend ein Fiasko“.


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