Lea Ritter-Santini: L’italiano Heinrich Mann, Bologna 1965 Übersetzt von Sabine Russ Einleitung



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Odilon Redon ist übrigens einer der beliebten Maler des Des Esseintes di Huysmans, der Claudes Persönlichkeit und Geschmack entsprechende Wachsabdrücke anbietet, und der seinen Namen eher der Bewunderung für Bourget verdankt, als dem Claudio Cantelmo Debussys.



61 Zum Geschmack dieser Blüten maldives, einer bürgerlichen und sentimentalen Variante der Flores du Mal, siehe G. Getto in Carducci e Pascoli, Bologna, 1957, S. 131-152, er verweist zur Digitale purpurea: „Die feinen aber sichtbaren Fäden, die die Poesie Pascolis an einen besonderen und typischen Aspekt der europäischen Poesie der Dekadenz binden, sind die des Kults für die kranken und todbringenden Blüten“. Die „Sumpfblume“, die in den ersten Romanen H.Manns so oft wiederkehrt.

62 Th. Mann, Lebensabriß, in „Reden und Aufsätze“ (Stockholmer Ausgabe, Band IV).

63 „So konnte mich das hastige Treiben der Städte nicht fesseln. Das Fremdartige der Umgebung bemerkte ich kaum. Eine Welt von Kunst zog undeutlich und eindruckslos an meiner Seele vorüber. Ich erinnere mich einmal, in einer Florentiner Kirche lange Zeit vor einem Bilde des Fra Angelico gestanden zu haben. Von dem Haupte der Madonna, das ganz leidende Anmut war, floß ein weicher Glanz über die schüchternen Gestalten...“ (Das Wunderbare, S. 12). Die weiche Linie des Fra Angelico und die leidende Grazie, ist kohärent der Stimmung der Erzählung angepaßt.

64 In den Geschichten aus Rocca de’ Fichi, sei es strukturell und wegen einiger Motive, erkennt man die Lektüre der Storie di Trezza Vergas, in die der „Flashback“ das gleiche Mittelalter der ersten Erzählung H.Manns in die Erzählung zurückbringt.

65 „Verrà ne l’Ora, che di mistero avvolge e terra a mar / un demone dal vasto occhio di fiamma / la mia fronte a baciar. Ed io tutta vibrante e tutta bianca / tremando scenderò da l’origlier / E seguirò ne l’ombra il maestoso / Passo di quell’altier. Egli sussurrerà sul labbro mio / cose sulimi che l’ignot sa / E dal mio petto e dal mio cor dinanzi / a l’altra immensità / Liberamente sgorgheranno i canti / die quel demone al soffio avvivator / I canti che singhiozzan ne la morte / che ridon ne l’amor / Che sul tumulto dei dolori umani / Parlano di speranza e di pieà / schiudendo l’invocata e folgorante porta dell’al di là / Che san tutte le colpe e tutti i sogni / Che squarcian d’ogni frode il bieco vel / Che son fatti dei gorghi d’ogni abisso / degli astri d’ogni ciel / Ih, non esser geloso! Oh, non strapparmi / a quell’ora d’ardente voluttà / a quell’ora di gioia e di follia / che solo il genio dà“ (Tempeste, Mailand, 1895, S. 250)

Der „Hauch des Genies“ hat H.Mann in Rom berührt, so erzählt er wenigstens autobiographisch im Roman Zwischen den Rassen und die verwendeten Bilder entdecken zumindest von welcher Verwandtschaft der Autor die Gefühle und die lyrische Umsetzung Ada Negris gespürt haben mag: „Ein Visionär, dessen Grotte brennt, für den jedes Schneckenhaus ein Feenpalast wird, hinter jedem Fels tanzt Satan und schwarze, schmachtende Blicke durchlöchern den morgendlichen Nebel: so war ich sieben Jahre lang. Ich hielt niemals irgendwo an, ich nahm das Leben nur im Vorbeistreifen an, und jeder gelegentliche Aufenthalt, während ich mich vor einen Haufen Papier setzte, war umgeben und umhüllt von einer Welt, die ich besänftigen und formen mußte. Ich lebte, ich hielt mich nur am Leben, um schreiben zu können: alle Sinne waren zur Entbehrung gezwungen und bei jedem Bild, das noch unfertig auf der Seite stand, erwartete ich, den schwarzen Vorhang fallen zu sehen.“



66 In Jagd nach Liebe, der Roman, dessen Konzeption sich um einige Jahre mit der der Göttinnen überschneidet und die zahlreiche Analogien und genetische Beziehungen gemein haben, erscheint der Protagonist bei einem Karnevalsfest im Künstlerhaus von München, „das Cesare-Borgia-Fest“, als Niccolò Macchiavell verkleidet; die reiche Dame, die das Kostüm bewundert, hält den Florentiner für einen berühmten Maler, während die gefällige Frau Bürger, die nichts anderes als Bayrisch spricht, eine römische Kurtisane des päpstlichen Palastes darstellt.

Im Schlaraffenland der Berliner Gründerjahre präsentieren sich die römischen Blumenhändlerinnen auf den Karnvalsfesten weit weniger getreu der Erzählungen von Gregorovius, als in der Mann eigenen Manie, die historischen Kostüme der Damen des 16. Jahrhunderts mit Grazie zu übertreffen, in dem sie ihre sonst so schmucklosen Korsetts mit kostbare Steine ausstaffieren. „Auch das Sammetstück eines italienischen Bauernmädchens, ungefähr aus der Gegend wo man an immerwährendem Hunger und Fieber dahinsiechte, war mit Edelsteinen üppig bestirnt“ (S. 398).



67 Sie erschienen jedoch schon zu Weihnachten 1902 in den Regalen der Buchläden.

68 Der Briefwechsel ist im Archiv von Berlin (Nr. 46) aufbewahrt. „Lieber Herr Mann. Also die Fortsetzungen aus den Citaten Foscolos...“. Der Brief, zum Teil auf Deutsch - teilweise in fast korrektem Italienisch geschrieben, schließt folgendermaßen: „Ich kann nicht das ganze Werk auswendig, aber ich kann Ihnen einige Teil daraus vorstellen. Zum Beispiel... >E tu, onor di pianti Ettore avrai...< und fügt noch Notizen zu Nelson, zum flüchtigen Ghibellinen und zu Pindemonte an.

69 L. Mazzucchetti in Il nuovo secolo della poesia tedesca, Bologna, Zanichelli, 1926, hatte diese kompositorische Methode erkannt, als sie schrieb: „H.Mann hat eine Form, die sich an die der latinischen Völker anlehnt; er hat die Hand und das Auge des Malers. Er zerlegt die ganze Materie seiner großen Romane, Landschaften, Städte, Menschen und Leidenschaften, indem er die Elemente in große bunte Teppiche einspinnt.“ (S. 14).

70 F. Bertaux, der intelligenteste Leser und sensibelste Kommentator im latinischen Sinne, und Freund H. Manns, hat das Verdienst die literarische Funktion der Schriftsteller zu berücksichtigen, die er in seinem Panorama in einer europäischen Perspektive präsentiert. Seine Beobachtungen zum Jugendwerk H.Manns sind nicht vergleichbar mit den mehr oder weniger lobenswerten Parafrasen der deutschen Kritik bis zu den 50er Jahren: „Pendant sa période italienne H. Mann a réintroduit la sensualité dans une littérature protestante. Pourtant il sumonté ce qui’il pouvait avoir en lui d’esthétisme à la D’Annunzio. Sa tâche était celle de l’immoraliste moraliste qui ne connaîtra bien le coeurs que si lui-même reste froid.“

71 „Me voici, revenu des grands pays lontaines

de pierre et d’eau, et toujours seul dans mon destin“

Die Verse sind entnommen aus Pour la porte sur la Mer (Inscriptions pour les treize portes de la ville) in Le jeux rustiques e divins (Paris, 1897). Sie gehen ohne Absatz denjenigen voraus, die aus Les médailles d’argile (Paris, 1900) entnommen sind.

H. de Régnier akzeptiert später in seinem Esquisses Venitiennes (Paris, 1906, S. 98) die Hebammenfunktion Italiens ohne Vorbehalt.....“A qui l’aime, si elle est exigeante, elle est en retour, génereuse. Elle rend plus quon ne lui donne. Nulle part ailleurs ou ne se transforme, ou ne s’achève mieux. Elle nous aide fortement à devenir se que nous devons être“. Und in Villas a vendre (Sujets e paysages, Paris, 1906, S. 17) ist es den jungen Leuten erlaubt, eine gewisse Periode in der Villa Medici zu verbringen: „Qu’ils n’aient point à prouver qu’ils ont appris là-bas quelque chose de nouveau. L’important serait qu’à leur retour ils sussent mieux ce qu’ils savaient déjà. Ce qu’ils ont à aprrendre durant cette retraite c’est eux-mêmes. L’utilité du séjour à Rome n’est pas technique, elle est psychologique“.



72 Für die wichtige Beziehung zwischen D’Annunzio und Henri de Régnier ist grundlegend: M. Paz, D’Annunzio e l’amor sensuale della parola, in La carne la morte e il diavolo, Florenz, 1948, S. 463, worin Alcyione mit den Jeux rustiques et divins verglichen wird. Aber Régnier war ein Vorläufer D’Annunzios und vielleicht haben sich der italienische und der deutsche Autor zur gleichen Zeit auf ähnlich Weise dem französischen Symbolisten genähert: was aber, noch einmal wiederholt, die intuitiven Fähigkeiten, das intelligente „Neumachen der Verse“ noch ehe der Vers neu geschaffen worden war und typisch ist für H.Mann, nicht mindert.

73 Der Großteil der kleinen und langen block notes, fast alle, wenn möglich im gleichen Format, die H.Mann nicht nur für die Manuskripte seiner Romane oder Novellen verwendete, sondern auch um sich Titel der Bücher zu notieren, die ihm als Quellen wichtig erschienen oder um darauf Sätze, kürzere Strophen und Passagen von Schriftstellern, die er gerade las, festzuhalten, ist leider niemals gefunden worden. Es fehlen vor allem diejenigen, auf die er für einige Seiten der Erstausgabe der Göttinnen zurückgreift und die mit größter Exaktheit die literarischen Anleihen dokumentieren könnten.

Nur ein kleiner Teil befindet sich jetzt im Nachlaß der Akademie von Berlin. Zwischen den „Notizbüchern“ und den unbestimmbaren Manuskripten hatte H.Mann ein System der Übereinstimmungen und ein Netz von Verweisen aufgebaut. Die Genese entstand aus verschiedenen Graden, der durch Lektüre und äußeren Gelenke gehaltenen Inspiration. Auch wenn sich in den fehlenden Notizbüchern Exzerpte D’Annunzios befinden müssen, würde sich diese ohne Ungleichgewicht in den Kontext anderer Anleihen einfügen.



74 Für den Entwurf und die Aufteilung des Romans gibt es insbesondere ein Gedicht Gautiers, das die Inspiration vieler Motive sein kann, Le poème de la femme, in Emaux et Camées, das die lyrisch angedeutete Anekdote beinhaltet, die H.Mann am Anfang seines Buches Violante zuteilt: „D’abord, superbe et triomphante, / elle vint en grand apparat... / Telle qu’au rebord de sa loge / Elle brille aux Italiens“, mit den drei Aspekten der „Verve d’artist“ bis hin zu Vénus Anadyomène.

Eine bemerkenswerte Varietät der analogen Motive in Göttinnen befinden sich in Violante ou la mondanité, geschrieben von Marcel Proust im Jahre 1892, publiziert allerdings in Les plaisirs et les jours 1898, und damit sicherlich eine Inspiration von besonderem Wert.



75 Le Président de Brosses: „A Venise, au temps du carneval sous les arcades des Procuraties, autant de femmes couchées que debout“; H. Mann: „dort sah man mehr Frauen an der Erde ausgestreckt als auf den Füßen...“ Eine Zeile weiter: „Stattliche Äbtissinnen stritten um die Ehre, aus ihrem Kloster eine junge Nonne entsenden zu dürfen als Mätresse des neuen Nuntius“; der Vergleich mit de Brosses: „Il y avait une furieuse brigue entre 3 convents de Venise, pour savoir lequel aurait l’avantage de donner une maîtresse au nouveau nonce qui venait d’arriver“.

Auch ein anderes, von Régnier und französischen Dekadentisten oft hinzugezogenes Buch war: Ad. Van Bevern et Ed. Sansot-Orland, Oeuvres galantes des Conteurs italiens, I.e ét II.e série, Mercure de France, 1901, ein Werk, das perfekt zum anekdotisch-erotischen Geschmack des jungen H.Mann paßt.



76 H. de Régnier, Sujets et paysages, Paris, 1906, S. 293: „Certes, M. D’Annunzio utilise, mais en utilisant, il transforme.

Peu d’écrivains ont subi plus d’influences que M. D’Annunzio, mais, en parlant de lui le mot „subir“ n’est pas juste. Il exprime quelque chose d’inconscient ou d’au moins involontaire et s’applique mal a M. D’Annunzio. Ces influences, en effet, il ne le subit pas: il les cherche et va à elles sur, qu’au lieu de lui être néfastes elles lui seront profitables et nouricières. Il ne les craint pas.... Il se sent la capacité de les fondre en lui, de les assimiler et de les rendre, sinon inconnaissables, du moins si bien déguisées que la substance qui en r´sulte a comme la coleur et le goût de son génie.

Le sien est fait vraiment des éléments littéraires les plus différents, mais il les a si bien unifié qu’ils lui sont devenus comme originaux“. Diese lobende Zusammenfassung, in Wahrheit nicht oft erreicht, ist leider zum Schaden für den Beruf des jungen H.Mann, der noch nicht das andere, auf die Dekadentisten angewendete Adjektiv Henri de Régniers im Essay Poètes d’aujourd’hui et poésie de demain kennt, „imitateur et pasticheur“ oder eine Definition, die höchstens für die erste Imitation H.Manns, des jungen Sternheim gelten, kann.


77 Das Projekt álà Goncourt hatte sicher die Gewohnheit gefördert, nach Sammlungen zu arbeiten, die nach den Seiten eines „Roman eines Romans“ und den Interpretationen des Eletto, zu den von modernen Autoren am häufigsten verwendeten Arten geworden ist. Das Archiv Thomas Manns in Zürich bewahrt die verschiedenartigsten Notizen, in Zettelkästen und den nach Werken sortierten Schachteln des Materials auf, das nach dem gleichen System des Nachlasses H.Manns in Berlin rekonstruiert werden kann, obgleich H.Manns Nachlaß dem unterlegen und weniger vollständig ist. Die Arbeitsmethode könnte, nach Antongini, der zweiten Phase der Mühen D’Annunzios ähneln, der Periode der Dokumentation, die der der Inkubation folgt. Vgl. T. Antongini, Vita segreta di G. D’Annunzio, Mailand, Mondadori, 1938, S. 348-368. Vgl. auch E. De Michelis, D’Annunzio e Huysmans, in D’Annunzio a contraggenio, Rom, Ed. Ateneo, 1963. Aber das Genie der Publizität D’Annunzios hatte eine Art als Besonderheit propagiert und verbreitet, die sich fast immer, mit Kriterien der philologisch-ernsthaften und intelligenten Recherche betrachtet, als die der echten, sensiblen und guten Schriftsteller herausstellt.

78 M. Barrès, a.o.O., S. 85

79 T. Gautier, Voyage en Italie, Paris, 1879, S. 80-81. In der Bibliothek H.Manns ist die Ausgabe noch erhalten, deren Fragmente einen Teil der collage bilden. Die Ausgabe von Charpentier von 1879 ist vollständig mit Anmerkungen versehen und die wichtigsten Stellen sind unterstrichen. Dort ist zu lesen: „Der Verfall Venedigs für Ninos Knabenmelancholie“, Erinnerungshinweis für den Autor, der festhält, wann er später eine noch nicht realisierte Idee verwendet hätte.

In Vendig hatte H.Mann, wie man in einem Notizbuch lesen kann, in Calle Calbanese S. Benedetto 3745 und in der Calle B. Mitre 556 gewohnt. Ebenso am Lido, zusammen mit der Schwester Carla und seinem Bruder und dessen Ehefrau.



80 Über den „Italiener“ Gautier sind die Essays von H. Bedarrida: Théophile gautier et l’Italie, in „Revue de Cours et conferences“, Dezember 1933 und Le romantisme francais et l’Italie, Revue de l’Université de Lyon, April-Juni 1931, noch immer von Bedeutung. Zur Analogie der Mosaik-Methode, die auch dem Modell H. Manns eigen zu sein scheint, vergleiche R. Jasinski, Les années romantiques de Th. Gautier, Paris, 1929, der im Jugendroman Albertus „une mosaique de thémes, dans chaque théme une mosaique d’emprunts“ sieht.

Gautier hatte in der Tat in seinem Essay über Baudelaire, den Stil der Dekadenz wie folgt definiert: „Style ingénieux, compliqué, savant, plein de nuances et de recherches, reculant toujours les bornes de la langue, empruntant à tous les vocabulaaires, prenant des couleurs à toutes les palettes, des notes à tous les claviers, s’efforcant de rendre la pensée dans ce que’elle a de plus ineffable e la forme en ses contours le pous vagues et les plus fuyants“. H. Mann paßt sich, in seinem Vertrauen auf Gautier, in seinen ersten literarischen Übungen vollständig der Art dieses Stils an.



81 Gautier, a.o.O. S. 161-162.

82 Der alte Adlige hat viele Analogien, in der Persönlichkeit und dem exklusiven Egoismus für die Kunstwerke, mit dem Baron Tivulzio, an den im ersten Kapitel von L’Italie d’hier der Brüder Goncourt erinnert wird. Von den Brüdern Goncourt wird über diese Ausgabe hinaus, das ganze Journal in H. Manns Bibliothek aufbewahrt, mit den Anmerkungen seines ersten Besitzers. Auf S. 263 des 9. Bandes (Paris, 1896) unterstreicht H.Mann „Venise von Turner“, und verwendet dies für eine „Stimmung“ in Minerva.

83 Th. Mann, Briefe, 1889-1936, Fischer, Frankfurt, 1961, S. 29.

84 Geschichte des Königreichs Neapel, von Platen, wird von Mann unter den noch zu lesenden Büchern vermerkt.

85 Die in der Bibliothek H.Manns aufbewahrte Ausgabe ist von 1893, veröffentlicht bei Hacette, unterschrieben mit H.Mann, Roma, avril 1895.

86 Von Mantua durch die Toskana, Umbrien, die römische Campagna bis nach Aversa und dann Caserta Vecchia, weisen die Zeichen von Etappe zu Etappe die Anleihen auf.

87 Ist es wirklich Italien, das Land der Göttinnen? fragt sich C. Rocca im Kapitel Evoluzioni della borghesia: i due Mann nella Storia della letteratura tedesca dal 1870 al 1933 (Florenz, 1950, S. 113). „Schon die gewollten Anachronismen und die fantastischen Schnörkel beweisen, daß es ausgesprochen wenig mit der Wirklichkeit unseres Landes zu tun hat... das Panorama, betrachtet mit den nach Sonne hungrigen Augen des Nordländers, wird überladen vom Wunsch nach Schönheit, der jede Spiritualität aberkannt wird, .... durch ein wahres Mosaik von tölpelhaften und verleumderischen Phantasien eines Ausländers über uns Italiener verschafft sich der junge H.Mann Erleichterung mit einer dilettantischen und unerlaubten Schärfe, die ohne jegliche Bewunderung ist.“ Corrado Rocca beschuldigt den jungen H. Mann der nordisch-kitschigen Rethorik, und des Mangels an Realtitätssinn, den der gereifte Schriftsteller zu verändern versuchte. Dies sind Urteile, die keiner Revision bedürfen, da sie von dem Geschmack des polemischen und strafenden „Erzählens“ gebildet sind, von dem B. Tecchi in seiner Einleitung spricht, die mit Gewalt verbunden sind und denen nicht widersprochen werden kann. Die aber vor allem vom auswählenden Geschmack des Sammlers der Literaturgeschichte beeinflußt sind. Die Quellen erweisen sich nämlich überhaupt nicht als verleumderisch oder gar tölpelhaft.

88 Taine, a.o.O., S. 110-111.

89 Göttinnen, S. 512.

90 „Pour monter au couvent, on part de San Germano: C’est une petite ville sur un pan de montagne, pauvre et laide, où des ruelles caillouteuses grimpantes, s’echelonnent... Les portes des maisons sont ouvertes; le porche noir tranche sur la blancheur crue des murailles, et les untensiles de ménage, vaguement entrevus à travers l’ombre mouvante, poudroient dans la profondeur, pailletés de clartés qui tremblent. Sur la droite, au dessus d’un entassement extraordinaire de blocs roussis, la montagne disloquée porte un débris de château féodal. Sur la gauche, une route en zig-zag monte jusqu’au sommet; des lentisques, des touffes de graminées luisent entre les quartiers de roche; à chaque pas, les lézards filent entre les pietres. Plus haute, apparaissent des chênes-verts, des buis, des genêts, des grands euphorbes, et toute la végétatin d’hiver qui a pu subsister entre les blocs croulants, sur les mamelons de pierre stérile... l’armée des montagnes --- aucune forme vivante ne corrisponde à cette forme minérale; chacune a sa couleur, l’une grise et calcinée comme une cathédrale écroulée dans la flamme, d’autre brunes et rayées par les eaux de long sillons blanc....“ (Taine, a.o.O., S. 111-112).

H.Mann: „Sie wandte der Ebene den Rücken und drang zwischen die Berge ein. Sie waren nackt, dunkel, wild zerklüftet in Trümmer, die zerstörten Städten glichen. Auf einmal stand sie vor einer übriggebliebenen; aus der durchlöcherten Mauer stachen Aloen und schlängelten Lazerten. Die Dächer brannten in der Sonne, grau und holprig und beherrscht von dem runden, dicken Turm. Er war angenagt und rauh begrünt. Das Pflaster stieg und fiel zerissen zwischen öden Höhlen voll kalten Modergeruchs unter schwarzen Torbogen hindurch, über schiefe, kotige Plätze und vor tiefe Kirchenportale. Drinnen dämmerten farbige Reflexe auf leeren Kacheldielen... neben dem Kellerdunkel floß weiße Sonne - und sie betrat links den Scherbenhügel und sein welkes Gras. Die Stadt öffente sich drunten, mit Häusern, halb verschüttet von Geröll, mit Feigenbäumen in engen Höfen, zwischen schräg abgesägten Mauern“ (Göttinnen, S. 512-513). Mann hat auch die Version der sommerlichen Vegetation berücksichtigt: Buchsbaum und Ginster hat er mit der mediterranen Aloe und den ungemein wichtigen Feigenbäumen ersetzt.



91 Göttinnen, S. 509. Das gleiche Motiv, in einer mäßigeren Variante, befindet sich sich im Roman, an dem H.Mann fast gleichzeitig arbeitete: Jagd nach Liebe. Darin sind verwässerte Elemente aus Im Schlaraffenland und Göttinnen im letzten Teil vor einem italienischen Hintergrund verflochten, dessen Verfahren bei Taine und Gregrorovius nachvollziehbar ist.

92 Siehe E. De Michelis, Tutto D’Annunzio, Mailand, 1960, S. 49 und 144. Ferner sind einige stilistische Anmerkunge von E. Paratore - vorgetragen beim D’Annunzio-Kongreß in Venedig 1963 - von Belang, die sich in diese These einreihen lassen und die mit größerer literarischer Generösität als Thovez beweisen, daß das Substrat der französischen Exempla zwischen Barrés und Zola, aber vor allem Bourget, H.Mann immer weiter von seiner immer wiederholten imitatio D’Annunzios wegleiten, hin zu seinen französischen Vorbildern.

93 Viel später, 1910, schreibt H.Mann bezüglich seiner Kleinen Stadt an L.D. Frost: „Können Sie die Revolution von Taine, diese Hochburg der bourgeoisen Menschenfeindlichkeit noch ohne Ungeduld lesen? Die Erbitterung, die ich selbst dabei spüre, sagt mir, daß die Empfindungsformen eines halben Jahrhunderts reif ist, abgethan und durch eine neue ersetzt zu werden.“

94 Das Archiv in Berlin bewahrt ein kleines Bündel von Notizen auf, mit der gotischen und engen Schrift der Jugendjahre H.Manns, worin ganze Passagen über die romische Campagna und Neapel von Gregorovius abgeschrieben sind. Sie sind unterteilt nach der Gewohnheit der Verweise, aber leider verlorenen Notizbücher. Sicherlich würden diese es erlauben, nach einer geduldigen Restauration, das fast gesamte Palimpsest der Göttinnen zu rekonstruieren. „Das literarische Echo“ Berlin: „H.Manns Romantrilogie ist eine Dichtung von unerhörter Gewalt, die aus unserer epischen Litteratur einsam emporragt; es ist eine Kunst ohne Vorfahren. Oberflächliche Betrachtung mögen Gabriele d’Annunzios Schriften für die Göttinnen vorbildlich erscheinen. Aber niemals sind dem Italiener Charaktere von solch plastischer Schärfe gelungen, niemals Schilderungen von so glühender Farbenpracht, wie sie uns aus jeder Seite dieses Buches entgegen leuchten. Bei D’Annunzio die prasselnden Fronten eines kunstreichen Feuerwerks - hier der himmellodernde Brand unverlöschlicher Leidenschaften...“ Der Verleger A. Langen schmückte die Innenseiten des Umschlages der anderen Bücher H.Manns mit den besten der zeitgenössischen laudatio der Göttinnen.

95 „Es gibt auf der Welt nichts langweiligeres als die italienische Reiseliteratur, außer vielleicht das davon schreiben; und der Autor kann sich nur tolerierbar machen, indem er so wenig wie möglich von Italien selbst schreibt. Obgleich ich, lieber Leser, jetzt schon Gelegenheit hätte, bei Erwähnung der Brera und Ambrosiana dir meine Kunsturteile aufzutischen, so will ich doch diesen bitteren Kelch an dir vorübergehen lassen […] (H.Heine, S. 511, Kap. XXVIII, Zitat ist unrichtig und unvollständig, außerdem fehlt der erste Satz in diesem Zusammenhang und kann nicht gefunden werden. Anmerk. d. Übers.) hatte H. Heine in seinen unabhängigen Individualismus der Reisebilder geschrieben. H.Mann verdankt einen Teil seiner literarischen Initiation Heine, der wiederum ein guter Souffleur war für die scherzhaften Übergänge Gabriele D’Annunzios.

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