Lea Ritter-Santini: L’italiano Heinrich Mann, Bologna 1965 Übersetzt von Sabine Russ Einleitung



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21 Die Literatur des XIX Jahrhunderts in ihren Hauptströmungen, Band II; Die deutsche romantische Schule, Leipzig, 1901; Das Verhältnis zu Kunst und Natur. Die Landschaft, S. 142

22 Über die gänzlich andere Lesart von Vasari, siehe den von Thomas an Heinrich gericheteten Brief mit dem Datum 13.11.1901, in Briefe, a.o.O. I., S. 25.

23 Übersetzt ins Deutsche von A. Strodtmann (Berlin 1900), der zur Verteidigung Brandes’ in Deutschland vor der Anklage des Ateismus, sozialistischer Tendenzen und „gesellschaftslösend“ zu sein, wahrhaftig kämpfen mußte.

24 Die Setzung der Adjektive der „italienischen“ Prosa Brandes ist durchweg farblicher Art, so wie sie später H. Mann in seiner ersten Phase benutzt. Dabei interessiert er sich nur für die ästhetisch-bildliche Erfassung der Landschaft: „Die Gegend (Sorrent) ist zugleich groß und lächelnd, wild und friedlich. Die kahlen Felswände verlieren ihre Strenge in der Beleuchtung eines so grellen Sonnenlichtes, und in allen Schluchten schimmert bald das glänzendgrüne Laub der Orangenbäume, bald das feine sammetgrüne Laub der Olive, um weiße Häuser, Villen und Städtchen. Auf der anderen Seite liegen dann die weißen Städte wie mit einem Zuckerlöffel über die waldbewachsenen Berghänge bis zum obersten Rande hinauf verstreut. Das Meer war indigoblau, an einigen Stellen stahlblau, und kein Wölkchen am Himmel“ (a.o.O. S. 175). Die Freundschaft zwischen H.Mann und Georg Brandes ist auch zu einer literarischen Zusammenarbeit geworden: siehe die Einleitung, geschrieben von Georg Brandes zur deutschen Übersetzung H. Mann der Histoire comique von Anatole France, Komödiengeschichte, erschienen bei K. Wolff in Leipzig 1917.

25 Bleistiftnotizen, veröffentlicht im Nachwort von A. Kantorowicz zu Die kleine Stadt (Ausgewählte Werke, III., S. 415).

Albert Ihring (H. Mann, Berlin, 1952) interpretiert die langen Italien-Aufenthalte H.Manns in extremer Manier, auch wenn, aufgrund einiger Aspekte richtig: „Dem oberflächlichen Blick mag es scheinen, als ob die Italiensehnsucht H. Manns angrenze an die Bildungsromantik des deutschen Bürgertums, das auch den Drang zum Süden und zu den Stätten des klassischen Überlieferung spürte. Nein, H.Manns italienische und besonders französische Aufenthalte sind nur ein Teil seiner kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Welt. Abgesehen davon, daß er selbst durch seine Geburt Zwischen den Rassen stand, werden seine südlichen Fahrten immer wieder kontrolliert durch die Berliner Monate. Daß sinnliche Anschauung und kritische Vernunft sich, je älter er wird, ergänzen, durchdringen, ist nicht zu einem geringe Teile dieser Doppelaufenthalte in Berlin und Italien zuzuschreiben“ (S. 15). Sicherlich wären ohne die Gegenüberstellung mit den Formen der „individuellen Demokratie“, wie es die italienische Lebensart politisch beeinflußt hatte, die Seiten des Untertan weniger beißend: „zwischen zwei Rassen“ kann es passieren, daß man es mit extremer Klarheit schafft, nur das von den Schwächen ausgelöste Unangenehme zu registrieren.



26 Zitiert nach der Dissertation von Jürgen Zeck: Die Kultur-Kritik H. Manns in den Jahren 1892 bis 1909, Hamburg, 1965, die, obwohl reich an kostbaren Informationen über die Zusammenarbeit H.Manns mit der Zeitschrift Das zwanzigste Jahrhundert, die Kritik bisher kaum zur Kenntnis genommen hat.

27 Das Sonderheft (Sinn und Form 1965) über Thomas Mann veröffentlicht Testamentsentwürfe des Senators Thomas Johannes Heinrich Mann (S. 53), mit den entschiedenen Empfehlungen an die Tutoren und seine Frau („Wenn sie sich geschlagen fühlt, sollte sie König Lear lesen!“), die Söhne „praktisch“ zu erziehen. Für jeden der Söhne waren die Vorausdeutungen und väterlichen Urteile falsch. „Den Vormündern mache ich die Einwirkung auf eine praktische Erziehung meiner Kinder zur Pflicht. Soweit sie es können, ist den Neigungen meines ältesten Sohnes zu einer s.g. literarischen Thätigkeit entgegenzutreten. Zu gründlicher, erfolgreicher Thätigkeit in dieser Richtung fehlen ihm m.E. die Vorbedingnisse; genügendes Studium und umfassende Kenntnisse. Der Hintergrund seiner Neigungen ist träumerisches Sichgehenlassen und Rücksichtslosigkeit gegen andere, vielleicht aus Mangel am Nachdenken. Mein zweiter Sohn ist ruhigen Vorstellungen zugänglich, er hat ein gutes Gemüth und wird sich in einem praktischen Beruf hineinfinden.“

Der Senator H. Mann glaubte nicht, selbst er nicht, an die Mittel eines von der Erfindungsgabe inspirierten Schriftstellers, wenn er als Grundlage eines Erfolges in der Schriftstellerei ein ausreichendes Studium voraussetzte. Siehe dazu auch die Biographie von Theo Piana: Heinrich Mann, Leipzig, 1964. Aber in einem Brief an Karl Lemke mit Datum 27.10.1948, modifiziert H.Mann in der Erinnerung die Entscheidungen des Vaters: „Der der starb sagte zum Zwanzigjährigen, was er schon lange gedacht, aber immer verschwiegen hatte: „Ich will dir helfen“, ein Schriftsteller zu werden, das war allen beiden klar. Der eine küßte dem anderen die Hand, und er küßt sie ihm auch heute noch“.



28 K. Schröter untersucht in seiner o.g. Biographie (S. 35) die erste Novelle Th. Manns Gefallen, und bezeichnet sie als „Erzählung à la Bourget“; die Novelle erschien 1894, im gleichen Jahr wurde der Paul Bourget gewidmete Roman H. Manns. Der Einfluß des französischen Autors auf die beiden Brüder ist von unterschiedlicher Bedeutung, stimuliert Variationen, wenn auch für Thomas weniger bestimmend, so doch sicher ansehnlich für Heinrich in seinen ersten Jugendjahren. Gefallen ist übersetzt und veröffentlicht worden bei L. Mazzucchetti in Neue Antologie, Juni 1955. Sie erinnert kurz an die Novelle auch in ihrem Artikel: Th. Mann, i medici e la medicina.

29 H. Mann rezensiert Sensations d’Italie und Cosmopolis in „Die Gegenwart, LXV, 1894, S. 53-58, siehe auch Zeck, a.o.O. S. 145.

30 Für die Transformation Roms von Stendhal zu Bourget - auch für die Brüder Mann bleiben die Gärten der Villa Pamphili der Treffpunkt allen Geschmacks - und für viele andere römische Notizen der Zeit siehe Marcello Spaziani, Con Gegè Primoli nella Roma bizantina, Rom, 1962.

31 H.F. Bachmair, Die Leidenschaften der Herzogin von Assy, in „Philobiblion“, III, Heft I, März 1959, S. 14, informiert, in betreff der Genesis des Romans Die Göttinnen über die Arbeitsmethode Heinrich Manns; die handwerkliche Arbeit der Fassung, Schrift und der Notizzettel: sehr oft finden sich Hinweise zu benutzten Quellen. Die Reise der Herzogin Violante d’Assy ist als die H. Taines rekonstruiert worden.

32 Das Exemplar H.Ms. ist eine Ausgabe der Libraire Delanuay (Paris, 1829). Anmerkung: Pignoti, Histoire de Toscane; Taja, Descrizione del Vaticano, und mehrere Episoden über Michelangelo und Veronese.

Die Histoire de la peinture en Italie, die von H.M. benutzt wurde ist von 1868 (Michel Lévy); vermutlich sind die Anmerkungen ca. 1893 entstanden. Der spätere Essay Pierre Martinos über Stendhal diente dazu, die Quellen der Cronique italiennes und der Chartreuse zu vergleichen.



33 Bertaux ist der einzige enge französische Freund, dem H.M. Erinnerungen in Die Gefährten (in Ein Zeitalter) widmet. Andere sind Frank Wedekind, der Bruder Thomas und Arthur Schnitzler. Bertaux ist der Autor eines Panorama de la littérature allemande contemporaine, veröffentlicht 1928 in Paris. H.M. bemerkt in seiner Autobiographie (Zeitalter): „über meine Zeitgenossen und mich gibt es nichts, das so sicher träfe“ wie eben die Seiten des Panorama. Über die lange und tiefe Freundschaft mit Bertaux siehe den Brief von Th. M. an Céline Bertaux in Th. Mann, Briefe, a.o.O. S. 53.

34 Die latinische Kultur - H.M. definierte sich später im Zeitalter „ein Romanist deutscher Herkunft“ (S. 237); „Meine Bildung war französisch wie deutsch“ - war gerade die unangenehme Komponente der nationalistischen Kritik der 30er Jahre. „Leider bekam H.M. aus seinem Eingegangensein in die fortgeschrittene Welt des romanischen Westens und Südens das Bedürfnis den zurückgebliebenen Bereich der deutschen Welt satirisch zu erziehen“, schreibt P. Fechter in seiner Literaturgeschichte; auch wenn man das charakterisch nebulöse Deutsch der Epoche und der „Weltanschauung“ vergessen würde, wäre es notwendig, die bereits gefestigten Tendenzen in Betracht zu ziehen, die nur ein paar Jahre später für die „Entfernung des untragbaren H.M.“ von der Akademie Berlins als Präsident und Ehrenmitglied sorgten. Die Nummer 1 der Liste Nummer 1 unter den Schriftstellern, deren Bücher auf den Plätzen verbrannt wurden.

35 Hinweise bei der Suche nach einer Konstanten der Bewunderung für die römische Campagna bietet W. Waetzold, Die klassische Landwandlungen der Italiensehnsucht, Leipzig, 1927, S. 46, die die figurativen Aspekt gegenüber den literarischen bevorzugt. Vittorio Santoli, in der Bibliographie La Letteratura italiana, la tedesca e le nordiche (in Letterature comparate, Mailand, 1949), beklagt das Fehlen einer konkurrierenden Untersuchung Waetzolds für die Reiseliteratur. Hilfreich ist auch U. Hengin, L’Italie des romantiques, Paris, 1902.

36 Für diesen Motiv-Komplex der poetischen Funktionalität Venedigs zum Ende des Jahrhunderts, ist grundlegend, noch vor Requadt, das Kapitel über Venedig von E. Bertram, in Nietzsche, Versuche einer Mythologie, Berlin, 1913³. Aber Venedig eines H.M hat nicht die klassische Form des „verbotenen Ortes“ wie für Nietzsche und in gewissen Details für Th. Mann. Siehe auch G. Simmel, Studie über die künstliche Stadt, und E.R. Curtius, M. Barrès, Bonn, 1921, S. 152

37 Die Einführung von J.M. Gautier zur kritischen Ausgabe der Lettre à A.M. de Fontanes sur la campagne romaine von Chateaubriand (Genève-Lille, 1951), ist reich an Kontrasten und intelligenten Bemerkungen, die eine alternative französische Geschichte bilden, Enthusiasmus oder Kritik, über die Entdeckung der römischen Campagna-Landschaft. Vom Präsidenten de Brosses, der den von Petrarca beschriebenen Zauber leugnet, bis zu den bösartigen Zeilen der Mme. de Stael, vernachlässigt Gautier keinen einzigen der wichtigen französischen Reisenden des 18. und 19. Jahrhunderts, weist allerdings R. de Chateaubriand die wirkliche literarische Neuentdeckung der römischen Campagna zu.

38 Claude Lorrain in E. Bertram, Nietzsche, S. 249.

39 „Ich habe dort vor 55 Jahren mit meinem verewigten Bruder einen ganzen langen wolkenlosen Sommer verbracht und dort, im steinernen Saal, angefangen, die Buddenbrooks zu schreiben“. Th. Mann an Peter de Mendelssohn am 21. April 1951, der ihn vermutlich von der überraschenden Bestürzung über die Bombardierung Palestrinas unterrichtet. Th. Mann, Briefe, a.o.O., S. 202.

40 Die schönsten Worte über den Bruder Heinrich hat Thomas in einen Dialog im Roman Königliche Hoheit verwandelt, worin viele familiäre Motive verwendet wurden, die eine biographische Rekonstruktion dieser Epoche erlauben. In einem Brief an Guido De Vescovi, 1. Mai 1955, präzisiert Th. Mann mit den gleichen Worten des Romans, seine Bindung an den Bruder: „... und es malte sich autobiographisch in Königliche Hoheit, wo Klaus Heinrich zu seinem Bruder, dem Großherzog sagt: >Ich habe zu Dir emporgeblickt, weil ich immer gewußt und gefühlt habe, daß Du der vornehmere und höhere von uns beiden bist, und ich nur ein Plebejer bin, im Vergleich mit Dir. Aber wenn Du mich würdigst an Deiner Seite zu stehen und Deinen Titel zu führen und Dich vorm Volk zu vertreten, ... dann danke ich Dir und stehe Dir zu Befehl< ...“ (Briefe, III., a.o.O., S. 395)

41 Die perfekte Formel von Vittorio Santoli: „Für eine dritte Gruppe (die deutschen Schriftsteller) bedeutet Italien Perspektive und Distanz, wo die Dinge sich aufklären und ihre natürliche Proportion wieder annehmen. Italien übt ihnen gegenüber eine Art von „unbewußter Hebamme“ aus. (siehe V. Santoli in Letterature comparate, a.o.O. S. 239)

42 Die Skizze des Essays (Archivnummer 377) besteht aus gerade mal 2 Seiten in seiner jugendlichen, engen Schrift und ist einer Veröffentlichung der Akademie von Berlin vorbehalten. Er kann trotz seines Interesses hier im Anhang nicht publiziert werden.

43 Mehrere Notizen über den Italien-Aufenthalt verschiedener Herkunft befinden sich in Briefen und autobiographischen Informationen; vergleiche vor allem Selbstbiographie, die sich im Katalog des Verlegers Albert Langen, 1894-1904, München, 1904 befindet; darüberhinaus Über sich selbst, veröffentlicht in „Wiener Tageszeitung“, Nr. 122 (1903).

44 Für verwandte Motive, die den verschiedenen Autoren der Jahrhundertwende gemein sind, ist es nützlich, bei H. Schöffler nachzuschlagen, Grundmotive und Grundproblematik der Jahrhundertwende in der Dichtung von Friedrich Huch und Thomas Mann, Examensarbeit, Münster, 1949.

45 „Man wird sich selbst zur Leidenschaft“. Die gleiche in literarisches Motiv verarbeitete Erfahrung ist die Erzählung der Hauptfiguren von Zwischen den Rassen, Arnold Acton, der mit den gleichen Adjektiven der Biographie die Geschichte der Eindrücke und der langen römischen Aufenthalte auf der Suche nach dem Talent erzählt: „Durch die Campagna brachten mich unvorhersehbare und unsichtbare lange gerade Straßen mit sonnendurchtränktem Wind; ich hatte den Eindruck, in einem Zauber zu leben, in dem ich übermächtige Kräfte besaß. Ich war großzügig mit mir selbst, fröhlich in der größten Hitze, ich trank ohne Maß und liebte mit Leidenschaft. All das mit dem Mut des Endes und manchmal getroffen von der Ahnung, vom Wunder, daß es andauerte. Es dauerte bis zu einem Nervenzusammenbruch, und aus dem Dunkel, in das ich mich zurückziehen mußte, sah ich plötzlich aus meinem Kopf ein grelles Licht herausströmen, in dem sich alles was mir bis dahin geschehen war bewegte, alles was ich begegnet war; aber mit sehr großen Bewegungen, schneidenden, bedeutungsschwereren, mit einer grausamereren Unvorsichtigkeit und Wildheit und Groteske oder mit einer langmütigeren Zartheit. Ich konnte es nicht mit ausreichender Schnelligkeit in Worte übersetzen. Ich war plötzlich vom Talent überfallen worden. Es war ein Rausch, nur vergleichbar mit der Entdeckung Roms“. Der unwiederholbare Rausch der Entdeckung der Kirchen und der Luft Roms ist in vielen Sätzen der Notizen und Tagebücher haften geblieben. Die Verzauberung Actons ist ebenfalls vergleichbar mit dem des Matrosen aus Tausend und eine Nacht, mit dem sich H.M. während seiner ersten Ankunft in Rom vergleicht. Es war kein süßliches „Schwärmen“, aber eine brennende Ekstase und im Grunde gefährlich, weil sie einer exzessiven Spannung unterworfen ist, die die Dauer stark begrenzt (Vergleich die im Anhang veröffentlichten Notizen)

Trotz der Anlehnungen an Balzac, die hier klar auch die Auswahl der Bilder determinieren - das grausame Licht, das aus dem Kopf strömt, die zu organisierende und zu formende Welt, die vitalen Exzesse - ist die Situation eines sich in Krise befindlichen Übermenschen, am Anfang des Jahrhunderts, die Situation, die H.M. in seiner autobiographischen Figur präsentiert und die sich auf vielen Seiten der Göttinnen wiederfinden läßt.



46 „Unsere künstlerischen Anstrengungen sind wirklich begrenzt - schreibt H.M. an R. Schaukal am 8.10.1900 -. Alle beide sind wir vom Innersten nach außen gekehrt und von den lyrischen Versuchen sind wir am Bedürfnis nach Formen und Farben angelangt. Auf meinem Tisch sind immer Platen und die Emaux et Camées.

47A. Soergel: H. Manns Entwicklung vom Renaissancedichter zum mitteleuropäischen Demokraten, in Dichtung und Dichter der Zeit, Leipzig, 1925, ist immer noch unentbehrlich für die Kenntnis der Haltung der Dichter in Deutschland vor der nationalsozialistischen Machtergreifung. Die neue Ausgabe Soergel-Hohoff unterscheidet sich nicht sehr in der Haltung der Kritik der traditionellen 20er Jahre und demonstriert keine Besorgnis der Berichtigung.

48 Diese Unsicherheit ist vollständig erkannt worden: „Mit 20 konnte ich gar nichts... gegen 30 lernte ich an meinem Schlaraffenland die Technik des Romans... Diese Daten lassen kaum zweifeln, daß ich mich höchstens in mittlerem Tempo, eher sogar langsam entwickelt habe“ (Eine Liebesgeschichte, a.o.O.,S. 6).

49 Bel Ami im Schlaraffenland, die These der Abhängigkeit H.Ms von der Lektüre Maupassants, wird von U. Weisstein in seinem gleichnamigen Essay unterstützt. Sie wird fast immer und ausschließlich auf diese beiden Romane bezogen, während dagegen schon In einer Familie die Anlehnung an die ausgeführte und angekündigte Technik eines anderen, und in Bezug auf die theoretische Bedingung viel wichtigeren Romans Maupassants evident ist: Paul e Jean (1888). H.M. hatte in seinem italienischen Notizbuch (von 1893-1895) Sätze und Textpassagen aus Le Roman notiert, den Maupassant als den Kritikern gewidmete Studie Pierre et Jean vorausgehen läßt: „Il faut être, en effet, bien fou, bien audacieux, bien outrecuidant ou bien sot, pour écrire encore aujourd’hui!. Après tant de maîtres aux natures si variées, au génie si multiple, que reste-t-il à farie, qui n’ait été die? Qui peut se vanter, parmi nous, d’avoir écrit une page, une phrase qui ne se trouve déjà, à peu près pareille, quelque part? Quand nous lisons, nous, si saturés d’écriture francaise que notre corps entier nous donne l’impression d’être une pâte faite avec des mots, trouvons-nous jamais une linge, une pensée qui nenous soit familière, dont nous n’ayons eu, au moins, le confus ressentiment?“. Vielleicht keine andere unter den von H. M. in diesen Jahren des Anfangs gesammelten Anmerkungen und abgeschriebenen Passagen hat die gleiche Wichtigkeit der Lektüre und der Anmerkungen zu Le Roman: auch er bestand damals hauptsächlich aus französischen Worten, übersättigt von französischer Schrift, die aus den Falten der deutschen Sätze herauskommt, die zu schreiben er gezwungen ist. Er wird sich Jahre später dieser Notizen erinnern, als anerkannter Schriftsteller, der dazu angerufen wurde, seine Meinung zum Plagiat und der Autonomie des Schriftstellers abzugeben. Die technich-psychologischen Ratschläge sind mit extremer Treue, aber nicht allein auf Paul Bourget zurückzubeziehen.

50 H. Mann, Novellen, Band I. und II., hrsg. von A. Kantorowicz, Berlin, Aufbau-Verlag, 1953, mit einem Nachwort des Herausgebers.

51 Der Vorschlag von U. Weisstein (zitiert a.o.O., S. 203) zu einer neuen Unterteilung der Novellen nach Form und Inhalt, würde das Mißverständnis nicht auflösen: Die Akademie von Berlin ist bereits dabei, einen neue Ausgabe vorzubereiten, die dem chronologischen Charakter folgt.

52 „Doch sind auch diese vom Erlebnis der italienischen Landschaft und des italienischen Volkes erfüllten Erzählungen durchsetzt mit der wachsamen Beobachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Adel, die Kirche, korrupte bürgerliche Politiker werden nicht nur in ihrer Individualität, sondern in ihrer gesellschaftlichen Funktion deutsch gemacht....“ (Nachwort von A. Kantorowicz, in H.Mann, Novellen, S.. 376).

53 Es hätte H.Mann sicher nicht gefallen, seine Novellen mit den Italienischen Novellen von Paul Heyse in Verbindung zu bringen.

54 Siehe Zeitalter, S. 23. Nach der Lektüre der ersten Novellen von E.T.A. Hoffmann, sagte Goethe zu Eckermann: „In den gewöhnlichen Alltag das Wunderbare einzuführen überrasche, und für einmal möge es hingehen, aber nicht oft.“ H.Mann fährt fort: „Der arme Hoffmann starb zu früh, um hiervon noch zu erfahren“. Die Novelle scheint, rückblickend, eine Korrektur von Hoffmanns Art in eine, widersprüchlichen Bezug von Anziehung und Furcht.

55 Die ganze Novelle kann für ein impressionistisches „Gegenstück“ des Tonio Kröger gehalten werden, in der die unvergeßliche Inge Holm durch die mysteriöse Lydia ersetzt ist, krank und völlig aufgelöst in eine Mélange aus Rasse und Motiven.

56 „Ich meine das Ferne, Sinnlose, ganz Unmögliche, bloß Geträumte, dessen man sich, auch wenn man es erlebt hat, nur wie an einen Traum erinnert wird.“ (Novellen, S. 11).

57 Von der Freundschaft mit Dr. von Hartungen und seinem Sohn zeugt die Korrespondenz, die im Archiv von Berlin aufbewahrt ist. Sie bezieht sich auf das Material, das Mann später in die Göttinnen verarbeitet hat.

58 Die Krankheit als Bedingung der Besonderheit des eigenen Lebens oder als externes Phänomen, gewinnt in H. Manns Werk nicht die gleiche Bedeutung, die sie im Werk des Bruders Th. hat; das Sanatorium wird nie der verzauberte Treffpunkt der Figuren sein, sondern immer funktionaler und notwendiger Ort.

59 Die Elemente sind von Böcklin; man denke an die so heftig diskutierte Campi Elisi, an den Rückblick auf Italien, in der Galerie von Berlin. Aber im Lauf der Erzählung reihen sich zu viele dem französischen Impressionismus typische Besonderheiten ein, um die bequeme Parallele zwischen der italienischen Malerei Böcklins und der linguistischen Kolorisierung dieser frühen Novellen ziehen zu können (man vergleiche W. Schröder, Bildnis eines Meisters, Wien, 1931). Die Halme, die sich über das Ufer beugen müssen, die „großen, weißen Rosen davor, inmitten der durchsichtig grünen Reflexe“, wie die Figur der jungen Frau in dem lautlosen Boot, haben die klaren Farben (weiß, gelb, hellgrün) der Binnenseen und der Nymphen von Manet.

60 „Sie windet sich zahllos zwischen stillem Grün im weiten Bogen über den blauen See. Am Ufer schlingt sie sich fort, den Fels hinan, inmitten roter Büsche und umstrickt mit ihren blassen Armen droben das weiße Haus. Die Marmorterrassen leuchten unter dem straffgespannten Blau des Himmels, wie roter Edelstein flimmern die Granatblüten, der See erglänzt diamantklar. Aber mild und mäßigend legt sich über all die Helligkeit der Schleier der Blüten, deren Weiß einen Hauch aller Farben in sich trägt.“ Die Beunruhigung der Farbwiedergabe ist noch die Hauptbedingung, die den Jugendstil bestimmt, während er sich die Objekte der „Gesellenprüfung“ vornimmt, also die italienische Landschaft.

„Windenlaub“ ist eine Pflanze, die in manchmal auch bei Stefan George wiederfinden läßt (Gesammelte Werke, II, S. 3, inder Poesie Juli Schwermuth, Band V., S. 73 und III, S. 18).

Der Maler in H. M. ist besonders sensibel für die Modernität der floralen, dekorativen Elemente: in Jagd nach Liebe (1903) schmückt der Protagonist Claude Marehn sein neues, sehr teures Haus mit den raffiniertesten Motiven des neuen Stils aus: die Lampen in Tulpenform mit langen biegbaren Blättern - die klassische Blüte des Jugendstils - und im Schlafzimmer fällt eine „Flor paludis“ ins Auge, die sicherlich eine Lithographie von Odilon Redon (1885) ist, die H.M. so sehr angezogen hat, daß er sie später häufig als Motiv wiederverwendet hat als „Sumpfblume“, Sinnbild einer korrupten Frau.


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