Ludberga bis 23 95



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Wussten Sie,

liebe Leser von 'Hermes Trismegistos', der Dreimonats-Zeitschrift für Neuro-Astro-Auto-Para-Päda-Psychotherapie, wer die Siegerin unseres ersten so tiefgründelnden Analyse-tests war? Unsere eigne Redaktionsmitarbeiterin Melanie Faber!!! die begehrteste Frau aller Zeiten mit den eisernsten Nerven, dem vollendetsten Charakter, der engelhaftesten Geduld (na ja, Anm. d. Red.) der längsten Ausdauer in Liebesdingen und dem närrischsten Liebhaber der Weltgeschichte! Greifen Sie zu – zu den nächsten Sonderausgaben, versteht sich! Und hier nun, liebe Psychofans des gesamten Erdballs, was Sie sich so sehnsüchtig erwünschten:

die Fortsetzung unseres Fragequiz aus der letzten Nummer, nachdem die Redaktion von begeisterten Leserbriefen überschwemmt worden ist. Unser Hauspsychologe wird wieder den (oder die) Sieger(in) bestimmen und die Preise nach Punkten vergeben. Diesmal steht dem/r GewinnerIin eine ganze Mondscheinnacht auf Hawaii (29.2.; aus Spargründen leider nur allein), das Erlebnis des berühmten Ludbreger Mittelpunktderweltweinfestivals (1.4) oder die Nacht in einer Raumkapsel in Cape Canaveral's Raumfahrtszentrum (24.12.) in Gegenwart eines echten Santaclaus (nur für unter 50 kg Gewichtige) zur Wahl. 125 000 Trostpreise der CocaCola Inc. und 125001 der Hermes- Food & Drugs stehen für Sie bereit: ein mit Ihrem Namen wohlgemerkt Ihrem persönlichen Namen eingepresstes Schokolade/Marzipanherz mit Lakritzenpfeil; SUUUPER!!!
-Frage 1: Sie Erhalten Liebesbriefe eines Unbekannten; am Rande des 5. Briefes steht eine Telefonnummer. Sie werfen den Brief wie die vorangehenden in den Papierkorb ( ), legen ihn sorgfältig zum Bündel der anderen ( ), versuchen auf dem Postamt die Adresse des Nummerneigners zu erfahren ( x ), a: um zurückzuschreiben ( ), b: um sich Haus und Milieu mal anzusehen ( x ), rufen einfach an ( x je nach Qualität der Briefe (gewisse andere sind jedoch kaum zu überbieten) ), a: um sich weitere Briefe zu verbieten ( ), b: mit ihm nur mal ins Gespräch zu kommen ( ).

-Frage 2: Während Sie in der Duschkabine standen, hat jemand Ihnen Handtuch und sämtliche Kleider entwendet; Sie rufen um Hilfe ( ), bitten Nachbarn um ein Handtuch ( x wenn’s nicht klappt, Denkpause einlegen und abwarten; wenn alles nichts hilft: Handtuch klauen! ), gehen nackt zur Rezeption ( ), warten geduldig auf das Personal bis zur Schliessung der Anlage ( ), stehlen dem Nächstduschenden die Indumente ( ).

-Frage 3: Sie sind mit mehreren Andersgeschlechtlichen im Lift des Opernhauses für mehrere Stunden steckengeblieben. Die Blase droht zu bersten; Sie bitten die Leidensgenossen, sich einen Moment umzudrehen ( ), warten, bis es einem von jenen noch dringlicher wird ( x gemeinsames Beratschlagen der brenzligen Situation (was stellst Du für peinliche Fragen!!) ), lassens möglichst diskret herniederrinnen ( ), machen aus der Not eine spasshafte Tugend und gehen mit gutem Beispiel voran ( ).

-Frage 4: Am Bahnhof bestürmt Sie jemand Attraktives, aber völlig fremdsprachlich mit einem Blumenstrauss, küsst Sie beidseitig, hat Sie aber verwechselt; Sie runzeln die Stirn ( ), Sie lächeln ( ), verziehen bedauerlich die Mundwinkel ( ), zucken entsetzt zurück ( ), gestikulieren ( ), reden unverstanden auf die Person ein ( ), spielen eine Weile amüsiert mit( x sehen, wie lange der Irrtum dauert... ), drehen ärgerlich ab ( ).

-Frage 5: Sie sitzen im Kaffee/Restaurant einer fremden Stadt, haben konsumiert und entdecken, Ihr Geld vergessen zu haben; Sie machen sich über die Klotür aus dem Staub ( ), versuchen dem Ober Ihre Lage klarzumachen ( x ), lassen diskret die Leitung des Etablissements zu sich kommen ( ), gehen selbst zur Rezeption ( ), bitten einen offensichtlich begüternden Gast einzuspringen a: in der Hoffnung es nicht zurückgeben zu müssen ( ), b: unter Hinterlassung Ihrer Adresse ( ), Sie belassen Ihren Platz demonstrativ belegt und eilen zur nächsten Post/Bank ( x ).

-Frage 6: Sie hasten auf den letzten möglichen Zug dieses Abends; vor ihnen stürzt eine gebrechliche Person zu Boden; Sie helfen ihr auf und verpassen den Zug ( x hoffe ich wenigstens (ohne Gewähr) ), tun, als haben Sie das Missgeschick nicht gesehen ( ), steigen in die erste Klasse und machen so einen Bogen um die Unglückstelle ( ), winken herzhaft dem Schaffner, um Ego- und Altruismus zu verheiraten ( ), werfen sich vor den Zug...( )

-Frage 7: In Ihrem Taxi liegt ein verlorener Hundertmarkschein auf dem Nebensitz; der Chauffeur ist sicherlich ein unsympathischer Muffel und Geizkragen; Sie stecken den Schein zu sich, um a: ihn zu behalten ( x bei anderer Gelegenheit ist er leicht wieder verloren: wie gewonnen so zerronnen. ), b: ihn zum Fundbüro zu bringen ( ), c: einen kleineren Wechsel hinzulegen( ), Sie geben ihn trotzdem dem Taxidriver ( ), lassen ihn unangetastet liegen ( ).

-Frage 8: In einer menschenleeren Ausstellung/ Museum fällt Ihnen ein Gemälde vor die Füsse; Sie fürchten peinliche Fragen und gehen schleunigst in einen anderen Saal ( ), Sie stürzen zur nächsten Aufsicht und schlagen Lärm ( 2 ), Sie drehen das Bild fachmänniglich/weibisch um und lehnen es an die Wand ( 1 vielleicht kann man es auch einfach wieder hinhängen J ), Sie untersuchen die Gründe für den Unfall und ermessen den Schaden bis jemand kommt ( ), Sie restaurieren es an Ort und Stelle ( ), es ist handlich wie handtäschlich und sie stecken es als herrenloses Strandgut ein ( ).

-Frage 9: Im Flughafen ruft man unversehens Ihren Namen aus; Ihr erster Gedanke ist: etwas Schreckliches ( ), etwas Organisatorisches ( ), etwas sehr Persönliches ( ), etwas Erfreuliches ( ) muss der Grund sein, oder: habe ich etwa ein Dokument verloren? ( ), woher weiss man, dass ich hier bin? ( ), peinlich!!- und werden rot( ). eine Verwechslung : Schmied (dt) heisst schliesslich alle Welt

-Frage 10: Ein(e) früherer(e) Liebhaber(in) trifft Sie nach Jahren auf der Strasse und möchte wie einst vertraulich mit Ihnen umgehen, Sie küssen, einhängen, eine feuchtfröhliche Beizentour veranstalten usw. usw; Sie willigen ein, um die Stimmung nicht zu verderben ( ), Sie blicken besorgt auf die Uhr und schützen ein Rendezvous vor ( ), Sie machen klar, dass die Zeiten sich geändert hätten ( x Beizentour ist allerdings nicht auszuschliessen: die Neugier will befriedigt sein ), ziehen sich wortlos, freundlich aber bestimmt aus der Umschlingung( ), lassen sich die Gelegenheit zum Vergnügen werden( ).

-Frage 11: Sie schworen einst Ihrem Liebhaber, ihn nie angelogen zu haben; Sie hatten es doch und möchten endlich Ihr Gewissen freischwimmen; Sie warten auf eine heitere Gelegenheit, die Sache aufzudecken ( ), sie wollen es lieber im Ernst loswerden ( ), aber es stört Sie ja gar nicht! ( ), Lügen ist eines jeden gutes Recht ( ), ein bisschen Lügen macht doch Spass!( ), was wollen Sie eigentlich mit der blöden Frage? ( ). wer so dumm ist zu schwören, muss nachher auch die Wahrheit sagen!

-Frage 12: Seit über einer halben Stunde warten Sie auf die/den Verabredeten; Sie reagieren zuerst mit Ärger ( 1 ), Besorgnis ( 2 ), glauben an ein Missverständnis ( ), brüten über eine scharfe Zurechtweisung ( ), resignieren ( ), machen sich nichts draus und bestellen einen zweiten Kaffee ( 3 ), stehen auf und gehen ( ), mit( ) oder ohne ( ) Hinterlegung einer Nachricht ( L ).

-Frage 13: stellen Sie sich vor, Sie seien Adam/Eva im Paradies: Sie hätten wie gehabt in den Apfel gebissen ( x wenn schon sündigen, dann richtig! ), Sie hätten gründlicher recherchiert, was es mit der Allwissenheit auf sich habe ( ), Sie hätten dem Andern den Vortrittgelassen, um erst mal abzusehen, was passiert ( ), Sie hätten sich nüchtern im Paradies für immer eingerichtet ( ), Sie hätten auf weniger kulinarische Weise gesündigt ( ), Sie mögen keine Äpfel ( ).

und nun noch die kleine Stich-Frage 14 im Falle von Punktgleichheit: Was ärgert Sie am meisten an Ihrem Partner (mehrere Kreuzerln und bis zu Dreistern-Qualifizierungen sind erlaubt): Indiskretion ( ), Schwatzhaftigkeit ( ), Unordentlichkeit ( ), Unpünktlichkeit ( ), Irrationalität( ), Träumerei ( ), Vergesslichkeit ( ), Machismos ( ), Angeberei ( ), Poltrigkeit ( ),Senilität( ), Unvorsichtigkeit( ), Lieblosigkeit( ), Eitelkeit( ), Eifersucht( ), Missgunst( ), Egoismus ( ), Geiz ( ), Verschwendung ( ), Mäkelei ( ), Aufdringlichkeit ( ), Nötigung ( ), Frivolität ( ), Lüsternheit( ), Trunksucht( ), Gefrässigkeit ( ), Verstellung ( ), Betrügerei ( ), Intrige ( ), Untreue ( ) Hypochondrie ( ), Negativismus ( ), Altväterlichkeit ( ), Bevormundung ( ), Schmeichelei ( ), Selbstmitleid ( ), Weltangst ( ) und Anderes

(Schusseligkeit ansonsten ist meinem Partner nicht viel anzulasten...bis jetzt).
Und nun, liebe(r) LeserIin unseres Journals wünschen wir Ihnen Spass und Glück auf der Suche nach Ihrem Charakterbild; sollten Sie mit unserer Analyse nicht zufrieden sein, verlangen Sie postwendend die beigelegten 80 Pfennig Antwortgebühr zurück.

[vier durchgerubbelte Pfennigstücke] bare Münze wird bei Zufriedenheit (persönlich) nachgeliefert,

Küsschen Nymph!



(200) Ludbreg, Sonntag 24.3.1996; 6.05

Nymph, reisefertiger,

mit Dir gleichzeitig, wenn auch nicht am gleichen Orte aufzustehen, ist eine besondere Sensation, zumal man von Dir nur die besten Seiten und nicht die geringste Morgenmuffligkeit verspürt! Wie machst Du das? So geht denn jeder seinen Abenteuern entgegen, Du denjenigen der grossen, am Flugzeug kleingewordenen Welt und ich den winzigen meines unerschöpflichen Phantasieuniversums. Unähnliche Parallelen, die sich letztlich in der Unendlichkeit begegnen; alles ist relativ, ich könnte in meinen Schlossmauern begraben, vor Aufregungen am Herzklopfen zugrundegehen, wie ein anderer in Sheraton-Hotels der Metropolen an Langeweile einginge.

Das Vogelgezwitscher ist um diese Zeit so lärmig, dass man den tolpatschigen Fasan, der unentwegt ums Haus gockelt, kaum noch hört. Die Wolkendecke hat ein goldsilbernes Spitzenkleid angelegt und man sieht dem Himmel bis auf den blauen Busen. Krustigen Schnee und überalterte Eisschollen findet man nur noch in unserem sonnenlosen Hofgeviert, die nur abtauen, wenn man die Tore tagsüber offenhält und die lauen Zuglüfte darüber hinwegstreichen lässt.
SENSATIONELL!PHÄNOMENAL!GIGAMEGASUPERGEIL!FAMOSISSIMO!GUINNESSWÜRDIG!

Und hier wieder liebe LeserIinnen, die zweite Auszählung, die zur erneuten Wahl der zierlichen 27,3413...-jährigen Schweizerin Melanie Faber aus Sargans, z.Zt. im Offenbacher Ledermuseum als Telefaxe beschäftigt, von Beruf eigentlich Hochbaurestauratorin und Hobbyköchin, glücklich unverheiratet, konflikt- und kariesfrei, schmusisch, gebildet, an allem interessiert, ausser was kreucht und fleucht, Steinböckin, blond, 160x87x64x95cm, Blauauge mit Glanztendenz, humorig-sanguinisch mit einem Schuss Cola, ausdauernde Unsportlerin, aber geschworene Gitarristin; Freizeitbeschäftigung: Briefelesen und Sandkastenspielen mit Künstlern; diskrete Autofahrerin, Traumland Nordkroatien, Traumstadt Venedig-Mestre, Traumwunsch: ortsnähere Partnerschaft, Wunschtraum: ein 20 Jahre jüngerer Mann [als der gegenwärtige, versteht sich]. (Angaben aus dem Who-is-who in Holyland? 1996/7, S.841 f; ohne Gewehr).

Im Folgenden geben wir unsere Analyse-Ergebnisse zum Steckbrief der Betroffenen kund, um Ihnen die Vorbildlichkeit der Siegerin in allen psychischen Details schmackhaft zu machen. Werden Sie wie Melanie! [entsprechende Anabolika-, Diabolika-, Analcolika-, Antialkoholika-Pillen in Grosspackung gegen Sonderpreis und Versandkosten über die Redaktion!]

Also:

-Frage 1: Liebesbrief-Anonymus: Ihre starke weibliche Neugier webt ihre Strategien aus dem sicheren Hintergrund; das Unbekannte reizt Sie, aber Sie wollen sich ihm nur vorsichtig aus der Bedeckung nähern. Sie haben keinerlei Vorurteile und fühlen sich durch Briefe eines Unbekannten in Ihrer Eitelkeit geschmeichelt. Sie sind bereit Ihren Informationszugewinn durch beträchtliche Opfer zu erkaufen. Einschränkend werten Sie ihn jedoch an bisherigen Erfahrungen und Ihr geschärftes Qualitätsurteil könnte dem Unbekannten zur Guillotine werden.

-Frage 2: Kleiderdiebstahl: Sie besitzen ein ausgeprägtes Schamgefühl, lassen sich aber deshalb nicht zu emotionalem Fehlverhalten hinreissen: Raison geht vor. Erst in Mattsituationen verlassen Sie den Standpunkt der Moral.

-Frage 3: Liftpanne: Einschätzung wie 2; auf provokante, auf Intimitäten zielende Fragen schieben sich Ihnen anerzogene Schamriegel vor, die die Grenze signalisieren, wo für Sie jeglicher Spass aufhört. Die Gruppendiskussion ist geeignet, emotionale Nöte zu vertuschen und zu entschärfen. Sie begeben sich jenseits einer intimen Reizschwelle in den Schutz der Gesellschaft, die Sie ansonst lieber nicht bemühen wollen.

-Frage 4: Personenverwechslung: Ihr Selbstvertrauen gibt Ihnen die Möglichkeit, mit dem in seinem Irrtum Unterlegenen zu spielen, ohne Rücksicht auf dessen peinliche Gefühle. Sie haben eine überraschend inexistente Fluchtdistanz vor sich komprimttierenden Personen. Sie gewinnen hiermit einige, dank Ihrer latenten Schüchternheit verlorene Positionen zurück und können ungestraft die weiblichen Waffen von List und Raffinesse erproben und zurechtschleifen.

-Frage 5: Kaffee-Peinlich: Wieder siegt bei Ihnen der gesunde Menschenverstand über das Gefühl. Sie sind ohne gesellschaftlichen Dünkel und schätzen Ihre Lage realistisch und kühl ein; Sie glauben nicht, Ihren Mitmenschen das Geringste mehr zu schulden, als was Sie nicht selbst schon erstatteten..

-Frage 6: Zugsunfall: Kaltblütigkeit paart sich mit Hilfsbereitschaft, doch ist Ihr Opferwille nicht grenzenlos und Sie geben ehrlicherweise keinen Vorschub an Garantien für Ihr künftiges Verhalten, wie Sie überhaupt ungern Versprechen geben, weil Sie zu gut wissen, dass Sie sie oft nicht einhalten können, noch mögen.

-Frage 7: Geldfund im Taxi: Wie in 4 ist Ihnen die Gemütslage des buchstäblichen Verlierers gleichgültig. Ein Bonmot hilft Ihnen über die moralische Hürde hinweg und es bleiben Ihre rationalen Argumente übrig, die Sie zum Handeln überzeugen. Zu diesen gehört unter anderen Ihre gegenwärtige soziale Schwäche, und der noch geringe gesellschaftliche Verantwortungsgrad, ein knallharter Existenzkampf und die Tatsache, dass man im Leben selten etwas geschenkt bekommt, schliesslich, dass man sich auch mal eine eigentlich verbotne Frucht gönnen darf; andere machen das ja seit Paradieseszeiten auch.

-Frage 8: Bildersturz: Ihre Profession hat sich tief in Ihnen eingenistet und Ihre Reaktionen sind berufsspezifisch: Ihr Verantwortungsgefühl ist so sehr objekt- und nicht personenbezogen, dass Sie sich über administrative Regelungen frohgemut hinwegsetzen würden, wenn es die Sache verlangt. Sie sind ungern Befehlsempfänger, solange Sie Ihre eignen Motivationen als richtiger empfinden.

-Frage 9: Flughafenausruf: Sie reagieren unemotionell und vermuten lieber einen Irrtum, als ein Sie selbst angehendes Ereignis; es verbirgt sich aber auch der Wunsch dahinter, anonym zu bleiben, nicht aufzufallen. Ihr Name ist Ihnen zugleich bequemer "Allerwelts-" Deckname, der Ihnen vielfältig Schutz bietet (Sie würden ihn möglicherweise nur zugunsten beträchtlicher gesellschaftlicher Vorteile aufgeben).

-Frage 10: Alte Liebe: Ihre Lebenserfahrungen summieren sich kontinuierlich und bilden keine emotionellen Sprünge, weisen keine Verdrängungszäsuren auf und sind nicht durch Bedauern, Anklage, Widerruf, Hass, Reue oder Sehnsüchte gestört. Da Sie Ihre eigne Evolution intensiv als vektoriell und erfüllend erleben, erwarten Sie ähnliches bei Ihren Mitmenschen, bzw. auch ehemaligen Partnern. Die resultierende Neugier ist mehr Ich- denn Du-bezogen und ist als Messen am Anderen zu verstehen, dessen Schicksal erst in zweiter Linie Anteilnahme weckt. Sie gehen mit Takt und Bestimmtheit auf Distanz, damit nicht neue Bindungen entstehen, lassen den Anderen aber geschickt genügend nah heran (die anonyme, öffentliche und doch gemütliche Schenke), damit er nicht die Lust am Fabulieren verliert.

-Frage 11: Lügenschwüre: Sie gehen der eigentlichen Frage aus dem Weg, weil sie Sie nicht betrifft: ja, Sie würden nie schwören, weil Sie keinen Grund sehen, je die Wahrheit zu verfälschen oder zu verheimlichen: eine Ihrer grössten Stärken! Wahrheiten nicht alle und nicht immer auszusprechen, ist hingegen in Ihren Augen eine Lebenskunst, die dosiert sein will und Scharfsinn verlangt.

-Frage 12: Verspätung: Ihre anfänglichen spontanen Gefühlsregungen des Unmuts bekämpfen Sie nach einer gewissen Zeitspanne mit Überlegung, aus der Besorgnis entsteht. Ihr Rechtsgefühl, Ihr Takt und Ihr erwachender Langmut bekommen die Oberhand und veranlassen Sie zu beobachtendem Warten, da Sie sich in sicherer Position wähnen, zu gegebener Zeit Klärung zu verlangen und gegebenenfalls mit Liebes- oder Zärtlichkeitsentzug zu strafen. Aber Sie sind nicht nachtragend und verzeihen auf gute Begründungen hin. Mit einigem diplomatischem Geschick und Herzlichkeit lassen sich die Mundwinkel Ihres Miesköpfchens alsbald wieder anheben.

-Frage 13: Paradiesapfelfrage: Sie entpuppen sich als echte Eva; unter Ihrer Urmutterschaft hätte sich der Weltlauf nur geringfügig anders entwickelt. Moralische, spekulative, ideologische, gesellschaftliche oder gar philosophische Zwänge hätten Ihre Art der Weltanschauung kaum beeinflussen können. Herzhaft stehen Sie für ein hedonistisches, gegenwärtiges und spontanes Verhalten ein und kehren sich nicht um Nabelbeschau, Weltschmerz und Erlösungsfragen. Religion, Mystik, Jenseitsbelange kümmern Sie nur als ästhetische Bereicherung Ihres kulturellen Horizontes. Ihre Lebenserwartungen sind lustbezogen und brauchen nicht durch Opfer erwirkt werden. Ihre Existenz ist durch Ihr Sein, Ihr Ich, hinreichend gerechtfertigt, nach Ihnen mögen Andere eine kathartische Sintflut veranstalten. Ihre Hier- und Jetztwelt ist nach bester Möglichkeit Ihr eigenstes Paradies: all Ihr Geschick dient Ihnen, es zu Lebzeiten in die Tat umzusetzen. Und die Auspizien, das wissen Sie ziemlich genau, sind gut dazu. Sie täglich zu bessern, ist Ihnen sowohl eine Pflicht wie ein Vergnügen.

-Ein Missverständnis hat die Beantwortung der Stichfrage entstellt; nicht der gegenwärtige, uns weitgehend unbekannte Partner war gefragt, sondern jedwelcher etwa in Frage kommende. Immerhin kann man aus dem Antwortbegriff "Schusseligkeit" Ergänzendes herauslesen: er umfasst eine Vielfalt an Kolorit, das von Unaufmerksamkeit, Vergesslichkeit, Unternehmensmüdigkeit, Missachtung der Präsenz und Gewichtigkeit des Partners über Trotteligkeit, Nachlässigkeit und Mangel an Engagement zu Senilitas bzw. Dementia präcox und Frühzeichen von Alzheimerscher Krankheit reichen kann. Unsere Diagnose nach Rückfragen in Ihrem Milieu ergab, dass besagter Partner an angeborener Schussligkeit oder Zerstreutheit (dissipatio genetica) leiden muss, die weder beabsichtigt, noch Umwelt- bzw. personenspezifisch ist. Dass Sie sich um einen solchen Partner kümmern, erscheint uns löblich, da er sich der Gesellschaft noch als nützlich erweisen könnte, wenn Sie ihm genügend Auf- und Antrieb verschaffen. Wir vermuten, dass Sie aus falschem Taktgefühl die Begriffe Geiz*, Frivolität**, Irrationalität*** und Träumerei, vielleicht auch Altväterlichkeit und Bevormundung anzukreuzen vermieden haben. Immerhin setzen Sie als warnendes Memento Ihr "bis jetzt" hintan. Ihre Duldsamkeit ist also begrenzt und somit ernstzunehmen. Mit einer Verschlechterung des Zustandes unseres Patienten ist leider umständehalber zu rechnen. Seine nicht nachweislich altersbedingte Schwatzhaftigkeit müsste man ihm allerdings künftig eher als Tugend anrechnen, weil er ansonsten zum miefigen Schweiger auf der Ofenbank würde, ein trauriger Leich, der nicht einmal mehr einen Postkartengruss zustandebrächte. Was den besorgniserregenden Geiz anbetrifft, so ist er nach unserem Wissen ererbt, aber nur gegenüber Dritten, der Gesellschaft im Allgemeinen und zuweilen ihm selbst gegenüber lästig. Hält man den Betreffenden auf Trab, in engagiertem und konstant erotisiertem Klima, trägt jener Defekt im Endeffekt geringfügiger auf, als der Nutzen, den Sie aus ihm noch einige Jährchen ziehen könnten.

Die Fazits unserer Analyse entfernen sich somit wenig vom ersten, das Ihnen jenen phänomenalen Sieg über 238 792,5 Mitbewerberinnen eingebracht hatte. Wenn wir Sie zum zweiten Mal in die engere Auswahl küren, bestätigt sich Ihre Qualifizierung aufs Schönste und wir glauben, dass Sie auch im Endspiel um die Krone der Miss Worldnymph gewinnen werden, wenn Sie in die nächste Runde mit selbem Mute, Ihrer Charakterfestigkeit, Ihrer Grazie und Ihrem Scharfsinn steigen. Glückauf!

Da wir diesmal ein parabolisches und logorhythmisches Punktesystem einführten kamen unsere Computer bei der Ausrechnung Ihrer Chancen so ins megagigantische Schleudern, dass unser gesamtes Rechnungszentrum zur Zeit in Reparatur ist. Aber seien Sie versichert, Ihr, und nur Ihr PPCC-Quotient ist der beste! Mit freundlichen Grüssen, ergebenst -in Abwesenheit der Redaktion,

Ihre Hermes-Virus-Substitution & Sublimation-Agents.


P.S. Die Getty-Papapsychophlogistical-Foundation fertigt Ihnen als goodwilliger Sponsor beiliegend einen Check über 15 Sitzungen beim berühmten Professor Freind in Wien für Ihren Freund, damit er endlich von Ihnen ablasse, sich seinen kunsthysterischen Studien widme und Sie endlich den 2,682 Milliarden Männern der Erde zur Hoffnung auf die Palme des Minnedienstes gereichen.

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16.50. Dass ich in Ludbreg die letzte Nummer des Dir obig abkonterfeiten Journals fand, war reiner Zufall. Ich bin wirklich entsetzt. Wie kannst Du bei so vulgären Wettbewerben der Regenbogen-Presse mitmachen; und dann auch noch gewinnen! Dass Du barbusig auf einer Boulevard-Titelseite erscheinst geht ja noch an, zumal Du einen so stattlich-grazilen Busen besitzt, dess es a Freid is, doch hat alles schliesslich seine Grenzen. Abgesehen von der Fehlerflut, die kopflose Redaktoren in ihren Elaboraten wie diesem hinterlassen, ist auch der Quiz, wie schon der erste, den Du mir zusandtest, ein Hohn auf die geheiligte Schul-Psychologie. Amateure sind da am Werk, Manipulatoren! völlig falsch haben sie Dich auseinandergenommen und noch grotesker wieder zusammengesetzt. Ich werde stracks einen Leserbrief verfassen, um dem Unfug ein schmähliches Ende zu bereiten. Wehe, wenn Du diese lächerlichen Preise entgegennimmst: allein in Hawaii! da lachen ja die Haie! Schokolade bei Schirn, das geht ja noch an, aber 250001 Schokolade-Marzipanherzen, die bringst Du mir nicht ins Haus! und Lakritze mag ich schon gar nicht. Punktum. Aber im Ernst: wie kann man eine so lieblose Charakteranalyse von Dir verfassen, alles Pseudogeschwafel, lass Dir das gesagt sein, alles hohles Gedröhn dieser Plagiatoren, die mal ein Semester Psy und zwei Wochen Psi verbummelt haben und dann glauben, sie könnten jedem Rock unter den Saum... jede Seele aufs Hemd... jedem Weiblein aus der Hand... neiiin, in den-, auf den Mund... ich geb's auf, bin zu aufgebracht- später weiter -.
17.15. Also sehen wir mal diese Fehler an: Ledermuseum!! gerade rief ich dort an: niemand kennt Dich dort; so ein Saftladen. Deine kritische Idealmasse: masslos übertrieben und die 52 kg unterschlagen! Wenigstens lassen sie Dich so nicht in die Raumkapsel; mit einem verkleideten Wüstling, einem Ami dazu, ich warne Dich! wehe, wenn Du dessenthalben abmagern willst. Ich füttere Dich hier am 1.4. mit soviel Ludbürgerspeck, dass Dir das Liebäugeln mit Felixen, Voyeuren, Telefummlern, Handtuchfetischisten, Eisenbahnküssern, Liebesbriefträgern, Rendezvouzlern und Strichfragern vergeht. Willst Du einen vor Eifersucht rasenden Rohling? Sollst Du einen haben!

Ich bat soeben über Fax den Direktor von Hermes-, na, von da oben, die haben ja sowieso alles, das Schundblatt aufzukaufen; es sei inzwischen geschehen, die Virus-Ingenieure haben den Laden gesprengt und reparieren eben die Leitungen, um selbst ein solches Quiz zu lancieren; ein sauberes; bevor die Haschischherzen der Drugs im Umlauf sind. Du kannst mitmachen, aber mit halsgeschlossenem Pullover, hörst Du? Die Preise versetzen wir dann auf dem Mailänder Trödel.
A propos, ich will künftig mit Ludberga und dem M.d.W. redlich Geschäfte machen: ich sehe nicht ein, dass alle von Ivan und mir profitieren und für uns keine müde Mark dabei herausschaut. Hier der Katalog an Produkten, die wir demnächst auf den Markt bringen wollen (neben den bereits intendierten):
1) T-shirt mit Mittelpunkt der Welt auf Nabelhöhe, Grösse S, M, L, unisex.

2) Ledergürtel mit Messingschnalle in M.d.W.-Form, auf Nabelhöhe zu tragen.

3) Tonbecher-Ludberga-set a 6 Stück mit den vier Elementen, Sonne und Mond.

4) Porzellannachttopf div.Grössen, im Bodeninnern das M.d.W.-Motiv in nachtblau.

5) Wanderstab- und Spazierstock-M.d.W.-Schildchen in emailliertem Silberblech.

6) 1x1-grosse M.d.W.- Scheibe mit Geweih, für Garderobe, Eingänge, Veranden.

7) Aschenbecher, M.d.W.-Scheibe m. original-Öffnungen und Auflage für Stummel.

8) Briefbeschwerer dito, mit Fähnchenhalter (Ludbreg, M.d.W., RZH, HDZ usw.)

9) Teufelsquellwasserflaschen in diversen Grössen mit M.d.W.-Etiketten.

10) Devotionskerzen m. dito Dekor f. Atheisten, Kukluxer, Mormonen & Freigeister.

11) div. Dekor-Teller, Porzellan-Service-Sets, Besteckgravuren mit dito Motiven.

12) Divandecken, Kissen, Häkeluntersetzer, Krawatten, Halstücher, Schals.

13) Bierdeckel für Wein, Plastik/Papier-Deckchen für Fast Food-Restaurants.

14) Reizwäsche und Damenhöschen mit M.d.W.-Motiv unter der Nabelhöhe.

15) dito für Päderasten am entgegengesetzten Pol; auch in perforierter Version

16) M.d.W.-Bike mit Vollraddekor, Wetterschutz-, Klingel-, Sattel-, Stirnbandmotiv.

17) Autolenker M.d.W. in Rindsleder mit M.d.W.-Blindprägung, dito Maskottchen.

18) Aufkleber aller Art für Tourismus u. Publicity; Postmarken, Stempel, Geld usw.

19) Frisby-scheibe in M.d.W.-Profil, Brummkreisel, Tonscheiben- und Dartziel.

20) Hals-, Nasen-, Ohrengehänge, Finger-, Zehen-, Waden-, Nabel-, Armschmuck.

21) Marmelspiel, Flipper, Glücksräder, Küchen-, Bahnhofs-, Swatchuhren.

22) Embleme für Sportclubs, Kulturinstitute, Vereinigungen, Zirkel, Discos etc.

23) Badges, Pins, Tattooes, Haarschnittmuster, Hautklebebilder, Brandstempel...

24) Luftballons, Windrädchen, Feuerwerk, Tellerminen, fliegende Untertassen.


19.10. Zum Teufel, ich kann das M.d.W.-Ding nicht mehr sehn, noch riechen, noch hören, noch schmecken, noch fühlen! das Wissen drum macht mich schon krank!

Wer hat mir das da zuoberst alles hineingeschrieben! Irgendwer geht mir hinter meinen Kram. Ich muss die Kiste besser sichern... Habe jetzt keine Zeit, zum Rechten zu schauen...

Mit Nofta trotzdem über der M.d.W.-Scheibe und ihr Europa-Globus-Zentrum gebrütet; die Textdisposition in kontinuierlicher Antikschrift, ohne klassische Wortendungen am Schildrand, ist nun perfekt. Der Grabsteinschneider ist selbst Mitsponsor und fängt morgen an; Petrac offenbar auch. Xenia ruft soeben, nach Skiferien in Frankreich an, will den Zagreber Filmer sprechen, ob die erste Sendung morgen schon auf Welle gehe und kommt zum 1.4.; Kain ruft aus Göppingen an, alle Rechnungen an seine Firma zu schicken; Ivans Frau ruft an, Mittagsreste abzuholen, um mich nicht verhungern zu lassen; T. ruft aus Berlin an und will eine Unterhaltbescheinigung; Ludberga ruft aus Zypern an, sie sei bereits auf dem Seeweg nach Rijeka; habe sich mit Aphroditen angefreundet und brächte ein -siakum für den schurkischen Priester mit. Blagaj ruft nicht an, er wolle mich zum Würstchenbraten verführen. Und Du, einzig echte Verführerin, rufst auch nicht an.
Ivan schnitzelt und feilt mit Freundin am Gipspositiv für den Guss, ums noch perfekter zu machen. Sieht Serienabgüsse für die Sponsoren und Honoratioren vor; mit dem Silikon-Negativ ein Kinderspiel. Vielleicht Stücke in Gips oder Beton als Subskription am 1.4.? So bekäme Ivan wenigstens einen Tropfen auf den heissen Gipskopf gezahlt. Man sollte dann einen Antipodestá zu Ehren von Antipodes aufs Podest heben und mit Križanić verbrüdern. Eine mit Orden gespickte Schneiderpuppe könnte vorerst genügen, bis man das Atoll mit Ludbürgern besiedelt hätte.

Majoretten sollen für den ersten schon bestellt sein und die Stadtmusik dazu, ohgottogottogott. Ich muss was Nichtssagendes sagen, damit man’s übersetzen kann... Nymph! ich wollte Reissaus nehmen! Torschluss- nein, Florianstor-Öffnungspanik... Aber wer die Bronze einbrockt, muss wohl die Medaillen auslöffeln...
Alle sind für die Benennung des kurzen, bis heute namenlosen Strassenstücks zwischen Hauptstrasse und Platz, auf Mittelpunktderweltweg: ULICA "CENTAR SVIJETA". Das wäre die Krönung der Aktion 'Ludberga'. Den Bürgermeister will ich morgen dafür erwärmen; er muss ja in unserem Schmierenfrühstück mitessen, ist er doch hemmungslos bis zum Halsspeck in die Sache verwickelt: er ist Ham and Eggstein der verbratenen Ludburger Crème. Miam!
20.45. Die Sache mit der Schneiderpuppe nimmt eine choreographische Gestalt an; Ivan ist begeistert: hier der Zeitplan: 16.50: Florianstor zu; Musik und Majoretten dahinter; "Arena", Mosaik und M.d.W.-Bronze von rotem Teppich belegt; Volk und Fernsehen wartet; 17.00:Glockenschlag und Geläute; Tor geht auf Bürgermeister, Majoretten und Musik schreiten heraus; als letztes die Schneiderpuppe von Antipodes mit Eskorte (Pagen in Mittelalterkostümen als Träger); 17.10. Ansprache Bü.; Aufrollung des Teppichs und Enthüllung des M.d.W. Bü bekränzt die Puppe mit Ehrenbürgermedaille und weiht den M.d.W. mit Flasche Ludberga-Wein; Tusch; Ansprache Autor; Übersetzung Nofta; ich enthülle das neue Strassenschild gegenüber; Ansprachen xyz.; Weinschenken, Anstossen, das Volksfest beginnt.
22.00. Nofta war wieder hier, begeistert, notierte sich den Festablauf, wird den Bürgermeister in seine Fastnachtsrolle zwängen. Frau Pomper wird den Pomp mit ihrer Schneiderpuppe krönen; einen roten Teppich wird’s wohl in der Kirche haben. Für den Priester ist noch keine Statisten-Charge gefunden; ob er wenigstens die Glocken läutet, zum heitern Spiel? Welch Rollentausch: Don Peppone und Camillo, Coniglio (Kaninchen bzw. Angsthase), Cammello (Kamel), Camaleonte (Chamäleon), Canaglia (Kanaille= Schurke!)), – armer Schurke! vielleicht ist er nicht mal so verworfen, nur bigott...

(201) Ludbreg, Montag 25.3.1996; 6.10

Nymph,

kurz nach elf fand ich gestern noch Nofta und Petrac bei Cernobyl sitzen und man diskutierte bis Mitternacht über Mosaik und Umliegendes. Nein, was ist Petrac für ein Umstandsheini, Jammerer und Schwerenöter! Nur die Hälfte der Scheibe würde er schaffen mit seinen Wehwehchen, die auf den Unfall zurückgingen, aber was er alles an Erstaunlichem vorhätte... nur der Marmor in Weiss durchkreuze ihm alle seine Pläne und...und...und...

Halb sieben geht’s also nach Varaždin in die Giesserei. Ivan hat wohl noch die ganze Nacht an seinem Stück herumgefummelt.

9.00. Von Varaždin zurück: ein Reinfall! angesichts des Stückes sagt man, es sei zu fein für Varaždiner Gussgewohnheiten, sie machten nur anschliessend zu bearbeitende Rohlinge, wir müssten eine Firma nahe Bistra bei Zagreb aufsuchen; hätte man uns auch schon Freitag sagen können! diese denklahmen Kroaten; Telefone vom Haus eines Schwagers von Ivan aus, Rückkehr nach Ludbreg, wo man plötzlich Vrkalj mit einem angeblichen Entfeuchterspezialisten aus Wien erwartet; ein totales Chaos. Der Bürgermeister verwirft die Hände, wird Druck ausüben, wenn er kann. Wir m ü s s e n den Guss hinkriegen und wenn er aus Gold ist.

Ivans Schwager war vor drei Tagen dreimal hintereinander auf offner Strasse in Varaždin von einem Uhu angegriffen worden, dem ein Jungvogel aus dem Nest gefallen. Mit blutüberströmten Haaren eilte er ins Spital, um sich waschen und verbinden zu lassen; um Weniges wären ihm die Augen ausgekrallt worden! Was einem so in der Provinzhauptstadt passieren kann!

Nach V.ens Besuch sausen wir nach Zagreb...
Nofta brachte mir einen ausführlichen englischen Istrienführer. Istrien ist allein eine vieltägige Reise wert, über das hinaus, was wir schon gesehen haben. Man muss die Perspektive nahsichtiger wählen, um es gemütlich zu geniessen.
17.35. Zurück aus Bistra. 300 km um den Nabel der Welt geschlingert. In einem ehemaligen Bauernhof, den aber noch genügend Hühner und Schweine bevölkern, bedienen drei Männekens ihre Opcina und versprechen zu giessen, was ihr Buntmetallschrott hält. Freitag soll Scheibe mit Ring und Patina gegen stolze 800 DM abholbar sein. Da uns die Bronze zum Hals steht, sind wir froh, ihrer endlich sicher zu sein.

V. war bis Mittag mit seinen Besuchern hier und Stupic filmte wieder mal. Heute abend nach den Nachrichten sollte eine dieser "Wahrheit"-Sendungen, vielleicht sogar die unsrige, gesendet werden. Ich lade Ivan vorher zu einer Pizza ein und hoffe, dass Du dann nicht gerade anrufst.
19.25. in der "Ludbergina" mit Ivan eine recht anständige 'Pica' gegessen und mit Petrac getratscht, der die ersten 50 Quadratzentimeterchen zuwegemosaiziert hat und nun halberfroren und erschöpft war.

Martinovicens Sendung ging über allerhand Originale wie jenen, der seit dreissig Jahren mit seiner Familie in einem einzimmrigen Bretterverschlag inmitten eines Waldes wohnt; ein naiver Bildschnitzer gräbt skurrilste Ideen in knorrige Äste, ein sportlicher Grossvater und ein Typ war zu sehen, der ausgemusterte Schwerstlaster, -krane und -schlepper sammelt. Wir sollen erst am 15.April dransein, wohl weil man die Feier am ersten mit hineinnehmen will?

Morgen um halb sieben geht’s nach Zagreb ins Mimara wo Polen ihre Nachkriegsrestaurierungen kommentieren. Wir alle sind von V. zum Stelldichein gepfiffen. Ich mag gar nicht und hätte so viel für den M.d.W. zu tun...
Die dreihundert Km Landstrasse tuns mir an. Ich geh beglückt in meine Klause, hast Du doch an mein Ohr geklopft. Deine Stimme klang ungemein erfrischt und erotisch; geradezu eine Diva! Gestern war ich übrigens sogar da und hatte auf dem Örtchen in der Tat Deinen Anruf verpasst, dessen letzten Schrillton ich eben noch vernahm, dieweil Ivan in der Werkstatt in seine Korrekturen versunken war! welch ein Pech!

Unser Weltmittelplumps sieht, nun ins angehobene Strassenpflaster eingebettet, sehr würdig aus. Petracens Lavaströme beginnen zu fliessen. Vielleicht macht er doch noch das ganze Rund, wenn man ihn ermuntert.

Das Küsschen kam nicht mehr aufs Blatt...Faun.

(202) Ludbreg, Dienstag 26.3.1996; 6.15

Nymph, nymphseibeimir!

gottogottogottogott...welch elende Welt; und mein Kopf darin als Mittelpunktur! mir ist so eeeeelend, dass ich gar nicht in den Dienstwagen passte, ohne sofort das Innerste zuäusserst zu kehren. So komm ich ehrlichst um Zagrebu herum, aber um welchen Preis!

Als ich Petrac von weitem bei Cernobyl einbiegen sah, ahnte ich schon mein unabwendbares Schicksal: der halbe Gemeindevorstand sass dort und winkte mich an den Tisch, um mich zum Vollaufen zu nötigen. Es fehlte nur der anderweitig verpflichtete Bürgermeister, aber man hatte auch ohne ihn alsbald die Benennung der Stummelstrasse mit
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