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Akkulturation und Eingliederung bei Eisenstadt



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1.3.3.1.3 Akkulturation und Eingliederung bei Eisenstadt

"Eisenstadt (1954) hat eine Untersuchung vorgelegt, in welcher die Überlegungen zur Akkultu­ration in eine Gesamtanalyse der Eingliederung von Migranten der ersten Generation eingebettet sind; den Abschluss des Gesamtprozesses bezeichnet Eisenstadt als 'Absorption'. Der Gesamtpro­zess wird in drei Phasen und Elemente eingeteilt: (1) die Wanderungsmotivationen; (2) der eigent­liche Wanderungsvorgang; (3) die Absorption als Abschluss des Eingliederungsvorgangs.


Fasst man die Theorie Eisenstadts hinsichtlich ihrer zentralen Variablen und Vorstellungen zusammen, kann man festhalten: Art und Intensität der Wanderungsmotive bestimmen die grund­legende Bereitschaft, die Kultur der neuen Gesellschaft zu erlernen; da der Migrations- und Ein­gliederungsvorgang in Primärgruppen erfolgt, ist die Analyse der Transformation der Primärgrup­pen der Schlüssel zum Verständnis des Akkulturationsprozesses; der individuelle Veränderungs­prozess wird als Krisenlauf konzipiert, in welchem 'Sicherheiten' durch die Wanderung zunächst aufgelöst, dann aber mit Hilfe der Primärgruppen des Einwanderungsprozesses restrukturiert wer­den; die Krise kann aber auch zu 'personaler Desorganisation' führen und sich verfestigen. Als Grundbedingung für die Gesamtheit des Akkulturations- und Absorptionsvorgangs wird die prin­zipielle Offenheit der Aufnahmegesellschaft gegenüber den Zuwanderern angesehen."
Diese Offenheit oder Geschlossenheit wird in unserem Modell empirisch präzise erfassbar, indem man die Lokalisation der lila Gruppe im grünen System durchführt.

1.3.3.1.4 Akkulturation bei Gordon

"Gordon unterscheidet sieben Dimensionen des Assimilierungsprozesses: Veränderungen kultu­reller Muster und Verhaltensweisen (Akkulturation), Eintreten und Akzeptanz in verschiedenen Gruppen und Organisationen, Akzeptanz als Heiratspartner, Veränderung der ethnischen Grup­penidentität, Schwinden von diskriminierendem Verhalten, Verschwinden von Vorurteilen und die Nichtentstehung von Wert- und Machtkonflikten zwischen den Gruppen. Die einzelnen Dimen­sionen können auch als Phasen im Assimilierungsprozess begriffen werden.


In konkreten Assimilierungsprozessen kann der Gesamtprozess und jede der einzelnen Dimensio­nen in unterschiedlichem Grade verwirklicht sein. Kulturelle Assimilierung oder Akkulturation setze von allen Unterprozessen zuerst ein. Die Beziehung von Akkulturation zu den anderen Vari­ablen formuliert Gordon wie folgt: '1) Bezogen auf verschiedene Typen von Assimilierung wird kulturelle Assimilierung oder Akkulturation zuerst einsetzen; und 2) wird kulturelle Assimilierung oder Akkulturation der Minderheit einsetzen, auch wenn keiner der anderen Typen von Assimilie­rungsprozessen zur gleichen Zeit abläuft, und diese Situation der alleinigen Akkulturation kann unbegrenzt fortdauern.'"
Die folgenden Ausführungen Heckmanns nähern sich zunehmend dem von uns in Figur 4 entwickelten Ansatz hinsichtlich des Bezugskonfliktes der Minderheit in einer Mehrheitsgesellschaft.24

1.3.3.1.5 Marginalitätstheorie

"Die Diskussion über den 'Fremden' ist vor folgendem historischen Hintergrund zu sehen: Mit der Auflösung der Ghettos und dem Emanzipationsprozess der Juden in die bürgerliche Gesellschaft bildete sich unter ihnen ein neuer Verhaltenstypus heraus. Diese, über Simmel vermittelte Beobachtung, die in den Essay über den Fremden einging, wird bei Park (1964, zuerst 1928) zum Aus­gangspunkt seiner Thesen über Entstehung und Wesensmerkmale des 'marginal man'. Zusammen mit Stonequist entwickelte Park im Rahmen der Chicago-Schule der Soziologie die Grundlagen der Marginalitätstheorie und weitet sie auf die Analyse von Migrationsprozessen aus. Die mar­ginale Person sei gezwungen, 'to live in two societies and in two, not merely different but antagonistic cultures' (Park, Einleitung und Stonequist 1937). Sie lebe am Rande zweier Kulturen und könne weder vollständig mit ihrer Herkunft und ihren Traditionen brechen noch werde sie in den gesellschaftlichen Gruppen akzeptiert, deren Mitgliedschaft sie anstrebe (vgl. Park 1964, 354).


Marginalität ist, wenn man Parks Umschreibungen in einer präziseren Begrifflichkeit resümiert, gekennzeichnet durch enge Beziehungen von Personen zu unterschiedlichen Gruppen bei unge­klärter Zugehörigkeit; die marginale Lage bewirke einen Kulturkonflikt und Identitätsunsicherheit. Parks Ansätze wurden von Stonequist (1937) fortgesetzt. Auch bei Stonequist ist Marginalität Resultat von ungeklärter Zugehörigkeit und Kulturkonflikt. Die marginale Lage des emanzipierten Juden beschreibt Stonequist folgendermaßen: 'Wenn er einmal eingetreten ist (in die Gesellschaft außerhalb des Ghettos, F. H.), kann er sich nicht wieder bequem in das Ghetto zurückziehen. Er ist zu sehr Jude, um assimiliert zu sein; und er ist zu wenig Jude, um isoliert zu sein' (Stonequist 1937, 77/78). Wesentlich gegenüber Park ist vor allem Stonequists Explizierung des Verhältnisses von Mehrheit und Minderheit als Ungleichheits- und Dominanzverhältnis und die Skizzierung von Auswirkungen der marginalen Lage auf die Persönlichkeitsstruktur. Die Person in marginaler Lage bzw. ein bestimmter Persönlichkeitstypus in einer marginalen Lage zeige Verhaltensunsicherheit, Stimmungslabilität, Entschlusslosigkeit und Orientierungszweifel, starke Handlungsbefangenheit, ein Gefühl der Isolierung und der Machtlosigkeit gegenüber den 'Umständen', Minderwertigkeits­gefühle nähmen häufig die Form von Selbsthass an, Ohnmachts- und Unsicherheitsgefühle be­wirkten eine starke Angst vor der Zukunft und würden in häufigen Tagträumen zu kompensieren gesucht (vgl. ibidem 141, 147).
Dieses Bild der marginalen Person dürfe in Hinsicht auf den Ausprägungsgrad der dargestellten Züge keineswegs als Konstante begriffen werden. Da der Marginalitätsgrad von Situationen variiere, variierten auch die Ausprägungen der marginalen Züge in der Person (vgl. ibidem 139)."
Hier zeigen sich bereits rudimentär jene Konfliktlagen erkannt, die wir in Figur 4, eingebettet in ein differenziertes Gesamtmodell, als den typischen Konflikt der Minderheit ausführen.


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