1. Einteilung der Wortarten nach morphologischen, syntaktischen und semantischen Kriterien



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5.3Der Imperativ

Der Imperativ (lat. imperare = ‚befehlen‛) wird in der Regel im selbständigen Satz gebraucht. Seine Formen gelten nur für die zweite Person im Singular und Plural. Der Imperativ ist nicht nur "Befehlsform". Er drückt auch Erlaubnis, Warnung und Bitte aus. Jeder Imperativ aber ist eine Willensäusserung, die an einen Angesprochenen, zuweilen auch an den Sprecher selbst gerichtet ist oder den Sprecher einschliessen kann.


Manchmal sind andere Formen der Aufforderung treffender als der Imperativ (der kategorische Indikativ des Präsens oder des Futurs als energischste Befehlsform, der Konjunktiv I, der Infinitiv, das Partizip II, das subjektlose Passiv (Jetzt wird gearbeitet). ) Der Imperativ kann wie der Konjunktiv durch Modalverb + Infinitiv vertreten werden, nämlich durch finite Formen des Präsen von sollen, wollen, müssen, nicht dürfen sowie die 2.Person Plural von lassen (Du sollst kommen! Lasst uns baden gehen.)

6.Die Aktionsarten

6.1Die Bedeutung der Aktionsarten


Die genaue Wiedergabe der Wirklichkeit verlangt, ein Geschehen auch in seiner Verlaufsweise darzustellen, und zwar sowohl in bezug auf den zeitlichen Ablauf als auch in bezug auf die modale Differenzierung. Ordnungsweisen mit dieser sprachlichen Aufgabe heissen Aktionsarten. Nicht alle Verben lassen sich eindeutig eine Aktionsart zuordnen. Es gibt im Deutschen auch keine Formmerkmale, die ausschliesslich und deshalb eindeutig die Aktionsart kennzeichnen.

Nach dem zeitlichen Verlauf des Geschehens unterscheidet man eine durative (lat. durare ‛andauern‛) oder imperfektive Aktionsart (dieser Ausdruck ist weniger empfehlenswert), die nur den Ablauf kennzeichnet, also der zeitlichen Begrenzung gegenüber neutral ist, und ein nichtdurative oder perfektive Aktionsart, die ein Geschehen kennzeichnet, das zeitlich irgendwie begrenzt oder vollendet ist, mit einem Ergebnis verläuft.




  1. Bei zeitlich neutralem Geschehen, das nur den Ablauf erkennen lässt, sprechen wir von durativer Aktionsart und von durativen Verben. Dabei unterscheiden wir im einzelnen




    • Ein Verb kann die (mehrfache) Wiederholung eines Prozesses ausdrücken. Wir sprechen von iterativer oder frequentativer Aktionsart und von iterativen oder frequentativen Verben:

betteln (mehrfach bitten), klingeln (zu klingen), sticheln (zu stechen), tröpfeln (zu tropfen), klappern (zu klappen)


    • Mit einigen Verben wird ein grösserer oder geringerer Grad, die stärkere oder schwächere Intensität eines Vorgangs gekennzeichnet. Man nennt sie intensiv.




      • Im Falle einer Verstärkung sprechen wir von intensiver Aktionsart und von intensiven Verben:

bücken (zu biegen), endigen (zu enden), hochschätzen (statt schätzen)



      • Wenn eine geringere Intensität des Geschehens ausgedrückt wird, sprechen wir von diminutiver Aktionsart und von diminutiven Verben:

lächeln (leicht lachen), hüsteln (leicht husten), streicheln (sanft streichen)



  1. Bei einem Geschehen, das eine Vollendung des Vorgangs erkennen lässt, sprechen wir von nichtdurativer oder perfektiver Aktionsart und von perfektiven oder nichtdurativen Verben. Dabei unterscheiden wir im einzelnen




    • die ingressive oder inchoative Aktionsart und entsprechend ingressive oder inchoative Verben, wenn der Beginn des Geschehens akzentuiert wird, z.B.

aufjagen, abfahren, einschlafen, erblicken, entbinden, loslaufen



    • die resultative (egressive) Aktionsart und entsprechend resultative Verben, wenn das Verb den Abschluss eines Geschehens bezeichnet, z.B.

finden, erjagen, erreichen, gewinnen, verblühen, ausschlafen, sterben


    • Wenn Verben bezeichnen, was ohne zeitliche Ausdehnung punkthaft geschieht, nennt man sie punktuelle oder momentane Verben




    • die mutative Aktionsart und entsprechend mutative Verben, wenn der Übergang von einem Zustand in einen anderen, ein Wandel, ausgedrückt wird, z.B.

grünen, reifen, rosten, faulen, erkranken, sich erkälten, gesunden


    • Ein Verb kann gegenüber einem anderen ein Veranlassen, ein Bewirken ausdrücken. Wir sprechen dann von kausativer oder faktitiver Aktionsart und entsprechend von kausativen oder faktitiven Verben:

fällen (zu fallen): veranlassen, bewirken, machen, dass etwas fällt

flössen (zu fliessen): veranlassen, machen, dass etwas fliesst

tränken zu trinken

stecken zu stechen

senken zu sinken

schwenken zu schwingen
In dieser Weise kann die Sprache heute keine Kausative mehr bilden. Kausative Aktionsart wird deshalb besonders durch Funktionsverbfügungen mit bringen und setzen (in Gang/in Bewegung setzen; in Schwung, zum Kentern bringen), lassen + Infinitiv und Adjektiv + machen ausgedrückt. Zu unterscheiden sind auch:
Er drängte sich durch die Menge und drang bis zum Podium vor.

Er hängte das Bild über das Regal, dort hing es lange.

Der Hund erschreckte den Vogel; der Vogel erschrak.

6.1.1Die sprachliche Darstellung der Aktionsarten





  1. Viele Verben bringen allein durch ihre Bedeutung die Aktionsart mit zum Ausdruck. Die meisten einfachen Verben sind Durativa (arbeiten, bitten, lesen, tönen, klingen).




  1. Die Aktionsart kann durch Ableitung oder Zusammensetzung zum Ausdruck gebracht werden.




    • die ingressive Aktionsart wird vor allem durch die Präfixe er-, ent-, ge-, auf- ein- ab- an- sowie die Adverbien los und weg gekennzeichnet. (erbleichen, erheben, gefrieren, losgehen, aufblühen)




    • die resultative Aktionsart wird durch die Präfixe be-, er-, ge-, ver-, zer, durch Adverbien und Adjektive gekennzeichnet. (bereinigen, beleuchten, gebären, zerbrechen, verblühen)




    • die kausative Aktionsart kann durch Umlaut oder e/i-Wechsel und durch Ableitung aus Adjektiven ausgedrückt werden. (bleichen, glätten, setzen (zu sitzen), legen (zu liegen)



  1. Die Aktionsart kann durch Suffixe ausgedrückt werden. Iterative und diminutive Aktionsart ist oft an den Suffixen –eln, -ern sichtbar. Intensive Aktionsart wird durch –igen, -sen, -zen, -chen, -ieren kenntliche gemacht. (kündigen zu künden, horchen zu hören).




  1. Die Aktionsart kann durch Mittel der Wortwahl und der Satzfügung zum Ausdruck kommen:




    • Durativ: Er übt weiter. Er ist und bleibt krank. Er kommt gelaufen. Er fährt fort zu üben.




    • Ingressiv: Er beginnt zu reden. Er ist im Begriff, den Betrieb zu verlassen. Er kommt ins Reden. Plötzlich ruft es.




    • Resultativ: Ich schwimme durch den Fluss. Er hört auf zu reden.




    • Iterativ: Sie pflegen nach dem Essen zu schlafen. Er grüsst jedesmal zuerst. Er putzt täglich zweimal die Zähne.




  1. Die Aktionsart kann durch den Gebrauch von haben und sein be den zusammengesetzten Zeiten gekennzeichnet werden. (Er hat lange geschwommen. Er ist ans Ufer geschwommen.)



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