5 Exemplarische Darstellung von Familiennamen in Deutschland,
die möglicherweise bosnischer, serbischer oder
bulgarischer Herkunft sind
Für den nun folgenden Dokumentationsteil sind einige Vorbemerkungen erforderlich,
die die schriftliche Wiedergabe serbischer und bulgarischer FNN im
Deutschen betreffen: Sowohl das Serbische als auch das Bulgarische verwenden
das kyrillische Alphabet, das Bulgarische ausschließlich, das Serbische überwiegend,
daneben wird im Serbischen durchaus auch das lateinische Alphabet, wie
im Kroatischen üblich, gebraucht.
Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich auf Phänomene der nichtwissenschaftlichen
Umschrift, also nicht der wissenschaftlichen Transliteration,
wie sie in der Slavischen Philologie als Wissenschaft die Norm ist. Für im
kyrillischen Alphabet geschriebene Namen ist, wenn sie im deutschsprachigen
Bereich verwendet werden, auf jeden Fall eine Umschrift erforderlich. Für das
lateinische Alphabet, so sollte man meinen, stellt sich die Frage einer Wiedergabe
im Deutschen doch wohl nur für diejenigen Buchstaben, die diakritische Zeichen
enthalten, also æ, è, ð, š sowie ž mit der Buchstabenverbindung dž, eventuell noch
für die beiden Ligaturen lj und nj. Hiermit ist der Kreis der Buchstaben, die im
Deutschen theoretisch auf unterschiedliche Art und Weise wiedergegeben werden
können, jedoch noch nicht erschöpft: Wie im Dokumentationsteil weiter unten
gezeigt wird, ist auch bei z14 und v damit zu rechnen, dass sie im Deutschen nicht
nur durch z bzw. v wiedergegeben werden können, sondern auch mit s bzw. w
oder – im Auslaut – mit -ff.
Als Besonderheit ist des Weiteren das silbenbildende -r- des Serbokroatischen,
also das -r- in rein interkonsonantischer Stellung, zu erwähnen: Während ein -r- in
intervokalischer Stellung, zwischen Konsonant und Vokal oder zwischen Vokal
und Konsonant bei der Wiedergabe im Deutschen keinerlei Probleme bietet, liegt
der Fall beim interkonsonantischen -r- anders: Das interkonsonantische -r- ist dem
Deutschen – und überhaupt den meisten anderen europäischen Sprachen – unbekannt.
Für einen serbischen (oder auch kroatischen) FN, der ein interkonsonantisches
-r- enthält, stellt sich im Deutschen also ebenfalls die Frage, wie dieser Laut
in der Schrift wiedergegeben werden kann oder wiedergegeben werden sollte.
14 Der Buchstabe z gibt im lateinischen Alphabet des Kroatischen und Serbischen das stimmhafte
s wieder, phonetisch [z], also nicht wie im Deutschen die Affrikate [ts].
299
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
Schließlich soll hier noch auf eine Erscheinung hingewiesen werden, auf die
wir erst im Laufe unserer Untersuchungen gestoßen sind: Erstaunlicherweise enthalten
einige der von uns eingehender betrachteten südslawischen FNN im Zuge
ihrer Eindeutschung ein Dehnungs-h. Prinzipiell müsste man zahlreiche, wenn
nicht alle FNN auf ein solches Dehnungs-h hin testen, dadurch würde die Anzahl
der Namensformen aber zu hoch werden, so dass wir uns in vorliegendem Aufsatz
darauf beschränken, mitzuteilen, wo wir u. a. auf Namen mit Dehnungs-h
gestoßen sind.
Der Vollständigkeit halber geben wir die komplette Liste der u. a. im Serbischen
gebrauchten lateinischen Buchstaben wieder, die bei der Transponierung
entsprechender Namen ins Deutsche Unterschiede aufweisen können. Der Deutlichkeit
halber setzen wir hinter jeden Buchstaben des lateinischen Alphabets
nach einem Schrägstrich auch den kyrillischen hinzu. Vorab muss gesagt werden,
dass wir im konkreten Einzelfall natürlich niemals mit Sicherheit sagen können,
ob ein serbischer FN aus der Latinica oder aber der Kyrillica ins Deutsche transponiert
wurde. Die folgenden Buchstaben werden in der Reihenfolge des lateinischen
Alphabets gegeben, dadurch wird die Reihenfolge der Buchstaben im
kyrillischen Alphabet zum Teil natürlich durchbrochen:
c / ö: c, z, tz è / ÷: c, tsch æ / ž: c, tz, tsch
dž / Ÿ: dsch ð / : d, dj, di h / õ: ch, (kh?)
lj / š: lj, (l?) nj / œ: nj (n?) š / ø: s, sch
v / â: v, w, ff15 z / ç: z, s ž / æ: z, sch
Für die bei Umschrift ins Deutsche Schwierigkeiten bereitenden Buchstaben des
kyrillischen Alphabets des Bulgarischen sind die unterschiedlichen Wiedergabemöglichkeiten
in MAKEDONSKI (1987, S. 240 f.) aufgeführt, die wir hier nicht zu
reproduzieren brauchen.
Je nachdem, wie viele Buchstaben mit unterschiedlichen Wiedergabemöglichkeiten
im Deutschen ein serbischer, bosnischer oder bulgarischer Familienname
aufweist, und je nachdem, wie hoch die Anzahl der verschiedenen Wiedergabemöglichkeiten
im Deutschen ist, ergeben sich rein rechnerisch und rein theoretisch
unterschiedlich viele eingedeutschte Namenformen. Um möglichst alle
tatsächlich vorhandenen Varianten erfassen zu können, müssen alle theoretischen
Möglichkeiten ausgetestet werden. Dies soll an einem Beispiel erläutert werden,
15 Im Auslaut von Namen, die auf -ev oder -ov enden.
Ulrich Obst
300
und zwar am FN Èâàíîâ / Ivanov: Da â / v im Deutschen sowohl durch v als auch
durch w wiedergegeben werden kann, und da wir nicht automatisch voraussetzen
sollten, dass bei Namen, die zweimal ein â / v enthalten, beide Vorkommen im
Deutschen entweder nur als v oder nur w wiedergegeben werden, müssen wir
bei Èâàíîâ / Ivanov mit vier Möglichkeiten rechnen: Ivanov, Ivanow, Iwanov und
Iwanow. Und damit nicht genug: Da das -v der slavischen FNN-Endungen im
Deutschen infolge von Auslautverhärtung ja auch durch -ff wiedergegeben werden
kann, müssen wir originalsprachliches Èâàíîâ / Ivanov also auch noch auf die
beiden orthographischen Möglichkeiten Ivanoff und Iwanoff testen. Das sind bei
diesem Namen also sechs Möglichkeiten. Und alle sechs kommen im Deutschen
vor.
Bei anderen Namen können wir rein rechnerisch und rein theoretisch noch
mit wesentlich mehr Varianten rechnen. Zu Einzelheiten verweisen wir auf den
Dokumentationsteil des vorliegenden Aufsatzes.
Zur Feststellung serbischer, bosnischer und bulgarischer FNN in Deutschland
wurden als Quellen benutzt:
- eine Telefon-CD16 aus dem Jahre 2001 (Stand: 03. Juni 2001) sowie
- das Online-Telefonbuch, das im Laufe des Jahres 2007 bis etwa Sep-
tember von Fall zu Fall eingesehen wurde.
Zwischen diesen Quellen besteht ein Unterschied: In beiden Quellen kann
man zwar nicht nur nach Namen mit nur einer einzigen, genauen Schreibweise
suchen, sondern auch nach Namen, die dem gesuchten Namen ähnlich sind.
Auf der Telefon-CD muss dann die Funktion „Name unvollständig“ aktiviert
sein, im Online-Telefonbuch die Funktion „auch ähnliche Namen finden“. Die
Quellen zeigen jedoch unterschiedlich ähnliche Namen an: Auf der Telefon-CD
werden nur jene Namen angezeigt, die mit eben der eingegebenen Buchstabenfolge
(String) beginnen: Will man also z. B. wissen, welche Schreibweisen des
ursprünglichen FN Andriæ im Deutschen vorkommen, wie also – mit anderen
Worten – der im Serbokroatischen in der Latinica durch den Buchstaben æ wiedergegebene
Laut substituiert worden ist, so empfiehlt es sich, hier lediglich die
Buchstabenfolge Andri…17 einzugeben. In diesem konkreten Fall erhält man frei-
16 Genauer handelt es sich hierbei um eine Telefon-CD-ROM, wir verwenden der Einfachheit
halber im folgenden aber stets den Ausdruck „Telefon-CD“.
17 Die drei Pünktchen werden selbstverständlich nicht mit eingegeben, wir haben sie hier und im
Folgenden lediglich hinzugesetzt, um deutlich zu machen, dass die betreffende Namensform
nicht vollständig ist.
301
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
lich eine außergewöhnlich hohe Zahl von Einträgen, nämlich 2 302. Diese Zahl
kommt dadurch zustande, dass auch alle FNN angezeigt werden, die zwar vom
RN Andreas abgeleitet, aber nicht unbedingt slawischen Ursprungs sind, z. B.
Andrian, Andrianaly, Andrianampy, Andriani, Andrianopoulos, Andrianos, Andriessen,
Andrießen, Andrieu, Andrieux, neben den sicher slawischen Formen
Andrianczik, Andrianov, Andriaschek, Andrievskii, Andrievskij oder auch Andriewicz,
um einige der zahlreichen von Andreas abgeleiteten FNN zu nennen. Bei
letzteren muss dann weiter geklärt werden, ob sich die einzelnen Formen mit
weitgehender Sicherheit einer bestimmten slawischen Einzelsprache, und wenn
ja, welcher, zuordnen lassen. So könnte der FN Andrievskii, Andrievskij18 z. B.
russisch sein, man vergleiche UNBEGAUN (1972, S. 274) bzw. UNBEGAUN (1995,
S. 210)19. Zur weiteren Absicherung müssen in derartigen Fällen natürlich Gegenproben
in Namenwörterbüchern der anderen slawischen Sprachen gemacht
werden. So scheint Andrievskii, Andrievskij in Bulgarien, Bosnien, Kroatien und
Serbien nicht vorzukommen, dieser Name fehlt jedenfalls in ILÈEV (1969), FINKA
/ BUDAK (1976) sowie in den serbischen Namenbüchern.
Sind die entsprechenden Funktionen nicht aktiviert, so werden die Einträge
eines Familiennamens in beiden Quellen nur für die genaue Form angezeigt, in
der er in die entsprechende Suchleiste eingegeben wurde. Doch auch hier besteht
noch ein Unterschied zwischen der Telefon-CD und dem Online-Telefonbuch:
Auf der Telefon-CD wird in einer Zeile, und zwar der ersten (= Name) zusätzlich
noch die Anzahl derjenigen Familiennamen angegeben, für die der eigentlich gesuchte
Name gleichzeitig die ersten Buchstaben des vollständigen Namens darstellt.
Damit man sich diese vielleicht etwas zu abstrakten Ausführungen besser veranschaulichen
kann, möchten wir den Aufbau der herangezogenen Telefon-CD
hier noch skizzenhaft darstellen:
18 Wir werten diese beiden Formen als einen einzigen russischen FN, da der Unterschied in der
Endung, -ij vs. -ii, sich ja lediglich in der deutschen Wiedergabe findet.
19 In beiden Fassungen dieses Werkes wird als Ableitungsbasis freilich nicht der RN Andrej, sondern
ONN wie Andriev oder Andrievka für wahrscheinlicher gehalten.
Ulrich Obst
302
Leeres Schema des Aufbaus der Telefon-CD:
Name Starten
Vorname Zusatz: Neue Suche
Straße Schließen
PLZ/Ort Nummernfilter
Name unvollständig
bzw. deaktiviert
Name unvollständig
Info Name Straße Ort PLZ Telefon
[In diesen Spalten erscheinen bei Eingabe eines Namens die entsprechenden Daten, im vorliegenden
Aufsatz als "Ergebnisanzeige" bezeichnet]
xxx Einträge
Mit Hilfe des Nummernfilters kann man zwischen der Anzeige „Alle“, „Telefax“
und „Mobil“ wählen, wobei für die Namensuche zweckmäßigerweise „Alle“
gewählt werden sollte. Wichtig ist des Weiteren die Funktion „Name unvollständig“,
da man bei ihrer Aktivierung, wie weiter oben schon erwähnt, andere Ergebnisse
erhält als bei ihrer Deaktivierung. Die Spalte „Info“ in der Ergebnisanzeige
bleibt bei der Suche nach Einträgen (immer? meistens?) leer. Es war uns
nicht möglich, ihre Funktion zu ermitteln.
Wenn also z. B. festgestellt werden soll, wie viel Telefoneinträge es für den
FN Andric gibt, so werden nur diejenigen Einträge angezeigt, bei denen der FN
eben genau so geschrieben wird. Diese Zahl erscheint in einer Zeile unterhalb
des Fensters, in dem die Namen stehen. Es ist die unterste Zeile, die in der Skizze
mit "xxx Einträge" versehen wurde. In der Eingabezeile für den Namen erscheint
zusätzlich die Anzahl aller Namen, sowohl jener, die mit der eingegebenen Form
identisch sind, als auch jener, für die der eingegebene Name den Anfang des
Gesamtnamens darstellt. Als unvollständig werden auf der Telefon-CD freilich
auch jene Namen gewertet, bei denen keinerlei RN angegeben ist, sowie jene, bei
denen der gesuchte Name Bestandteil eines Doppelnamens ist. Für Andric ergeben
sich bei Deaktivierung von „Name unvollständig“ 165 Vorkommen, ist diese
Funktion aktiviert, werden weitere 10 Vorkommen genau von Andric angezeigt,
die jedoch entweder keinerlei RN enthalten oder Bestandteil eines Doppelna-
303
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
mens sind. Somit ist die exakte Gesamtzahl von Andric auf der Telefon-CD 175.
Des Weiteren werden bei Aktivierung von „Name unvollständig“ die Formen Andrica
(1), Andricek (3), Andricevic (4), Andrich (383), Andrici (4), Andricic (1),
Andrick (131), Andricopolos (1), Andricopoulos (2), Andricos (1), Andricsak
(1), Andricsek (2), Andriczka (3) ausgegeben. Die Gesamtzahl der Einträge für
alle Namen, die Andric lauten oder mit der Buchstabenfolge Andric… beginnen,
beträgt somit 712.
Es soll noch kurz auf die Frage eingegangen werden, wie man diese Zahlen
ermittelt: Zur Ermittlung der Anzahl von gleichen Namen haben wir die gesamte
Namenliste, die bei Aktivierung von „Name unvollständig“ angezeigt wird, kopiert,
in ein normales Word-Dokument eingefügt und sodann die Word-Funktion
„Nummerierung“ aktiviert. Dadurch erhält man rasch die Gesamtzahl der Einträge.
Hiernach muss man in der Gesamtliste jeweils das erste und das letzte
Vorkommen eines Namens aufsuchen und diese Vorkommen entweder durchzählen
oder die Differenz zwischen letztem und erstem Vorkommen bilden. Das
einfache Durchzählen empfiehlt sich nur bei relativ wenigen Vorkommen eines
Namens, etwa bis 15 oder 20. Bei hohem und sehr hohem Vorkommen empfiehlt
sich die Subtraktion. Dazu zwei Beispiele: Der Name Andricevic steht in der
nummerierten Liste der Word-Datei an den Positionen 180 bis 183, es lässt sich
also leicht feststellen, dass er viermal vertreten ist. Ein immens höheres Vorkommen
hat demgegenüber der Name Andrich: Das erste Vorkommen liegt auf Position
184, das letzte auf Position 566. Die Anzahl der Vorkommen ermittelt man,
indem man die Differenz zwischen 566 und 184 bildet und dann noch 1 addiert.
Somit ergibt sich die Zahl 383.
Die Anzahl der 10 neu hinzugekommenen „unvollständigen“ Namen mit der
genauen Form Andric ergibt sich dadurch, dass die Liste dieser Namen nun nicht
bei 165 endet, sondern eben bei 175.
Wie die Anzeige auf der Telefon-CD bei Deaktivierung oder aber bei Aktivierung
von „Name unvollständig“ aussieht, soll hier anhand des FN Andric auch
noch mit Hilfe der Skizze kurz veranschaulicht werden, natürlich können wir angesichts
der hohen Zahl von Einträgen hierbei jeweils nur die ersten und die letzten
Nameneinträge angeben. Auch wurden von uns die Spalten „Straße“, „Ort“,
„PLZ“ und „Telefon“ leer gelassen:
Ulrich Obst
304
„Name unvollständig“ ist deaktiviert:
Schema des Aufbaus der Telefon-CD:
Name Andric (712) Starten
Vorname Zusatz: Neue Suche
Straße Schließen
PLZ/Ort Nummernfilter
Name unvollständig
Info Name Straße Ort PLZ Telefon
Andric Anda
Andric Andre
Andric Andrej
usw. [Ergebnisanzeige]
Andric Zelko
Andric Zlatko
Andric Zoran
165 Einträge
Die Gesamtzahl der mit Andric... beginnenden Namen wird, wie weiter oben
schon erwähnt, auch dann angegeben, wenn nur nach dem vollständigen Namen
gesucht wird, daher steht auch hier in der ersten Zeile hinter dem Namen in
Klammern die Zahl (712).
„Name unvollständig“ ist aktiviert:
Schema des Aufbaus der Telefon-CD:
Name Andric (712) Starten
Vorname Zusatz: Neue Suche
Straße Schließen
PLZ/Ort Nummernfilter
Name unvollständig
Info Name Straße Ort PLZ Telefon
Andric
Andric
Andric
305
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
Info Name Straße Ort PLZ Telefon
Andric
Andric u. Retzbach
Andric Anda
usw. [Ergebnisanzeige]
Andriczka Engelbert
Andriczka Kurt
Andriczka Rudi
712 Einträge
Wie man an dieser Version sieht, sind hier die ersten fünf Einträge unvollständig
bzw. werden vom System als unvollständig betrachtet. Weitere fünf als unvollständig
eingestuften Vorkommen des FN Andric finden sich irgendwo innerhalb
der ersten 175 Positionen in der Liste.
Auch im Online-Telefonbuch lassen sich andere Namenformen ermitteln als
nur diejenige, die genau dem eingegebenen Namen entspricht, und zwar indem
man unter „Profimodus“ die Funktion „auch ähnliche Namen finden“ aktiviert.
Hierbei wird jedoch, wie weiter oben schon erwähnt, eine andere Art von Namenvarianten
bzw. ähnlicher Namen angezeigt als mit Hilfe der Telefon-CD, zudem
ist die Anzahl der Varianten deutlich geringer. So führte z. B. die Eingabe von
Andric zu 273 Treffern, und zwar zu Andric, ferner zu den Formen Andrick, Andrik
und Antrick. Auch wenn dies weniger Namenformen sind, so kann die Suche
nach ähnlichen Namen eben auch Formen erbringen, die sich mit der Telefon-CD
nicht ohne Weiteres ermitteln lassen. Beide Suchmöglichkeiten ergänzen sich
also.
Interessante Ergebnisse ergab im Online-Telefonbuch bei Aktivierung der
Form „auch ähnliche Namen finden“ z. B. auch die Eingabe von Ivanov: Unter
der ansehnlichen Anzahl von 716 Treffern wurden neben der Form Ivanov selbst
stichprobenartig20 die Formen Ivanow, Iwanow, Ivahnov (sic!), Ivanof, Ivanoff,
Iwanoff gefunden. Man kann hiermit also durchaus eine ansehnliche Anzahl von
Varianten feststellen. Insbesondere die mit typisch deutschem Dehnungs-h ge-
20 „Stichprobenartig“ deshalb, weil das Online-Telefonbuch immer nur zehn Namen auf einmal
anzeigt, es sich lässt damit also nicht so bequem arbeiten wie mit der Telefon-CD. Wir haben
deshalb vor allem dann oft mehrere Zehnergruppen übersprungen, wenn sich absehen ließ, dass
immer wieder derselbe Name angezeigt werden würde.
Ulrich Obst
306
schriebene Form Ivahnov wäre sonst wohl gar nicht ermittelt worden, denn diese
würde bei Eingabe von Ivano… in der Telefon-CD nicht angezeigt. Die Eingabe
dieses Namens nur in eben dieser Schreibweise ergab übrigens, dass dies das einzige
Vorkommen von Ivahnov im derzeitigen Online-Telefonbuch ist. Derselbe
Eintrag findet sich als einziger auch auf der Telefon-CD21.
In Fußnote 20 wurde schon darauf hingewiesen, dass das Online-Telefonbuch
gegenüber der Telefon-CD einen technischen Nachteil hat: Während es bei der
Telefon-CD möglich ist, selbst mehrere hundert Eintragungen durch Downscrollen
problemlos vor dem Auge vorbeiziehen zu lassen, kann man im Online-
Telefonbuch immer nur je 10 Eintragungen zugleich sehen bzw. downscrollen.
Danach muss man auf die nächsten zehn klicken usw. Das ist bei einer verhältnismäßig
geringen Anzahl von Eintragungen kein Problem, wird aber sehr mühsam,
wenn die Anzahl der Eintragungen sehr hoch ist. Insbesondere wirkt sich dies erschwerend
aus, wenn man zwecks annähernder Ermittlung der Nationalität einer
Namensträgerin / eines Namensträgers und / oder des Grades der Eindeutschung
eines FN auch die RNN mit heranziehen möchte, denn der RN einer Namensträgerin
/ eines Namensträgers korreliert oft mit den beiden Kriterien Nationalität
und Grad der Eindeutschung. Und aus letzterem kann man wiederum Rückschlüsse
auf das Alter des Namens im Deutschen ziehen. So ist z. B. ein Dragan
oder Goran Andric sicher eher direkter Herkunft aus Serbien oder Kroatien, ein
Bernd oder Helmut Andritsch dürfte demgegenüber sicher bereits in Deutschland
geboren sein.
Angesichts der von einem einzelnen kaum zu bewältigenden Fülle von Namen
und Namensformen kann die Dokumentation von in Deutschland gebräuchlichen
FNN bosnischer, bulgarischer oder serbischer Herkunft nur exemplarisch sein.
Hierbei sollen zum einen besonders häufige FNN mit ihren verschiedenen Varianten
dargestellt werden, zum anderen solche, die in den beiden oben genannten
Quellen äußerst selten belegt sind.
Im folgenden Dokumentationsteil werden ausgewählte FNN nach ihrem
möglichen sprachlichen Ursprung zunächst nach der bzw. den möglichen südslawischen
Herkunftssprache(n) alphabetisch aufgeführt, d. h. es wird darauf ver-
21 Sicher dürfte es sich bei Ivahnov um einen äußerst seltenen Fall handeln. Die Suche nach Jovahno…
und Jowahno…, etwa für *Jovahnovic bzw. *Jowahnovic, nach Tohdo… für *Tohdorov
oder nach Kohlar… für *Kohlarovic auf der Telefon-CD war jedenfalls ergebnislos. Wegen
dieser Marginalität haben wir darauf verzichtet, für die von uns untersuchten FNN in entsprechenden
Fällen systematisch weiter nach dem Dehnungs-h zu suchen.
307
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
zichtet, als Gliederungskriterium die semantische Motivation des FN zugrunde
zu legen; innerhalb der Sprachgruppen wird also nicht weiter nach Kriterien wie
„Patronymikon“, „Berufsname“, „Herkunftsname“, „Name aufgrund einer körperlichen
oder geistigen Eigenschaft“22 unterteilt.
Dem Titel des Aufsatzes gemäß sollen FNN aus den drei Sprachen Bosnisch,
Bulgarisch und Serbisch ermittelt werden. Dies kann sowohl angesichts der Fülle
der Namen selbst als auch angesichts der großen Anzahl von Namensträgerinnen
und -trägern bei manchen FNN nur exemplarisch geschehen, d. h. wir müssen
uns mit einigen wenigen FNN begnügen. Gezeigt werden soll in erster Linie,
welche Aspekte bei der Untersuchung bosnischer, serbischer und bulgarischer
FNN zu berücksichtigen sind.
Da es, wie weiter oben bereits erwähnt, für den bosnischen Bereich bisher
keinerlei FNN-Bücher gibt, werden das Bosnische und das Serbische als eine gemeinsame
Gruppe behandelt. Wir haben es also einerseits mit Bosnisch/Serbisch,
andererseits mit Bulgarisch zu tun.
Ein wichtiger Faktor ist auf Seiten des Deutschen die möglichst vollständige
Erfassung aller theoretisch möglichen Schreibweisen eines Namens.
Es lassen sich verschiedene Grade von Variabilität unterscheiden: Der einfachste
Fall liegt vor, wenn der Ausgangsname im Deutschen eindeutig nur auf
ein einzige Art und Weise wiedergegeben werden kann. Als Beispiele hierfür lassen
sich nennen:
Bauk: Dieser Name ist zwar weder morphologisch noch semantisch ein typisch
serbischer oder bosnischer, nach LAZAREVIÆ (2001, S. 319) und MIHAJLOVIÆ
(2002, S. 43) kommt er aber in zahlreichen Orten vor23. Auf der Telefon-CD ist
er 27-mal belegt, davon allerdings nur einmal mit eindeutig südslawischem RN:
Zdravko Bauk. Im Online-Telefonbuch finden sich 25 Einträge, der Eintrag mit
dem RN Zdravko ist ebenfalls darunter. Ansonsten haben die Trägerinnen und
Träger des FN Bauk RNN, die in Deutschland gang und gäbe sind wie z. B.
Elisabeth, Fred, Gerhard, Hartmut, Jutta u. a. Die Suche im Online-Telefonbuch
22 Diese Aufzählung der vier Hauptgruppen der Motivation von Familiennamen – teils in anderer
Reihenfolge – findet sich immer wieder, so z. B. in NIŠKANOVIÆ (2003, S. 10 f.), MAKEDONSKI
(1987, S. 73) oder auch in der Einleitung von R. SCHÜTZEICHEL zu GOTTSCHALD (2006, S. 63).
In UDOLPH / FITZEK (2005, S. 23) werden als wichtigste Gruppen „1. Rufnamen, 2. Herkunftsnamen,
3. Wohnstättennamen, 4. Übernamen, 5. Berufsnamen“ genannt.
23 Keiner der beiden Autoren macht jedoch Angaben zur möglichen Motivation und Semantik von
Bauk.
Ulrich Obst
308
unter Einbeziehung ähnlich klingender Namen ergab 140 Einträge, von denen
die meisten Bauck lauten. Wegen des -ck- ist dieser Name sicher nicht slawisch,
und auch die meisten Vorkommen von Bauk dürften aus einer anderen Sprache
stammen, es wird sich hier um zwei homonyme Namen handeln.
Bjelobaba: Ohne Zweifel eindeutig südslawisch ist jedoch z. B. der Name Bjelobaba,
der ebenfalls sowohl in LAZAREVIÆ (2001, S. 322) als auch in MIHAJLOVIÆ
(2002, S. 74) belegt ist, bei LAZAREVIÆ mit zahlreichen Ortsangaben, bei MIHAJLOVIÆ
mit Hinweisen auf den Ort Doboj in Bosnien, auf Belgrad und verschiedene
Orte in Kroatien. Er ist 3-mal auf der Telefon-CD vorhanden, davon einmal
mit dem typisch südslawischen RN Milan, die beiden anderen RNN sind Carola
sowie Ralf. Das Ergebnis im Online-Telefonbuch waren 4 Einträge, neben den
drei genannten findet sich noch Michael. Von der Semantik her stellt Bjelobaba
einen recht interessanten FN dar, er enthält zum einen b(j)el-, das slawische Farbadjektiv
für ‘weiß’, zum anderen baba ‘alte Frau’. Sollte hier die Motivation
vorliegen, dass der erste Namensträger eine auffallend weißhaarige Frau, Mutter
oder Großmutter gehabt haben könnte?
Bogdan: Eine sehr hohe Frequenz hat der FN Bogdan, der primär ein RN ist.
Auch dieser ist wieder in LAZAREVIÆ (2001, S. 323) und MIHAJLOVIÆ (2002,
S. 82) belegt, bei LAZAREVIÆ finden sich mehrere Ortsangaben, bei MIHAJLOVIÆ
wird gehäuftes Vorkommen vor allem in Kroatien angegeben. Auf der Telefon-
CD sind 591 Einträge, im Online-Telefonbuch 514. Die meisten Trägerinnen und
Träger dieses FN haben trotz seiner slawischen Herkunft RNN, die seit langem
zum RNN-Bestand des Deutschen gehören. Nur gelegentlich finden sich typisch
südslawische RNN wie Damir, Danica, Dragutin, Dusan (für Dušan), Slava,
Slavica, Velimir, Zorislav oder auch Zvonimir24. In einigen Fällen sind RN und
FN offensichtlich verwechselt worden, so etwa bei Bogdan Djukic oder auch
Bogdan Filipowicz: Diese Einträge hätten sicher unter Djukic Bogdan bzw. Filipowicz
Bogdan gehört, da -ic (für originalsprachliches -iæ) und -owicz typisch
slawische FN-Suffixe sind, wobei -owicz aufgrund der Schreibweise auf das Polnische
deutet.
Unter Zuhilfenahme der Funktion „auch ähnliche Namen finden“ wurden bei
Bogdan im Online-Telefonbuch 744 Einträge angezeigt, darunter vor allem der
wegen des Dehnungs-h interessante FN Bogdahn. Die Suche nach ausschließ-
24 In einem Fall Zwonimir geschrieben. Das w kommt im Alphabet des Serbokroatischen nicht
vor, die Schreibweise könnte auf Eindeutschung hindeuten.
309
Familiennamen südslawischer Herkunft in Deutschland
lich dieser Namensform erbrachte im Online-Telefonbuch 220 Einträge, auf der
Telefon-CD 245 Einträge. Für diese Schreibweise wurden keinerlei typisch südslawische
bzw. keinerlei slawische RNN überhaupt festgestellt.
5.1 FNN, die in Bosnien und / oder Serbien vorkommen25
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