Die Verben



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2: Verben mit dem nichtumgelauteten Wurzelvokal im Präteritum gegenüber dem umgelauteten im Präsens, also die sog. Verben mit Präsensumlaut = die langsilbigen und mehrsilbigen Verben der ursprünglichen 1. Klasse der schw. Verben. Im Prät. enthalten sie keinen Bindevokal i. Die nichtumlautfähigen lang – und mehrsilbigen Verben, z. B. leiten, ritzen, unterscheiden sich nicht mehr von den Verben der mhd. 1. Klasse der schwachen Verben.

Die mhd. Endungen allgemein:



1. Sg: -(e) verallgemeinert sich allmählich, kann jedoch der Apokope unterliegen. Im Nhd. gilt –e als Regel.

2. Sg. -s, -st - beide Formen stehen noch nebeneinander, allmählich wird jedoch die Endung -s verdrängt.

3. Sg. -(e)t - der Endungsvokal unterliegt im Mhd. oft der Synkope. Die festen Regeln werden erst im Nhd. eingeführt.

1. Pl. -en - es kann zum Schwund von -n kommen, was in dem Fall passiert, dass das Personalpronomen enklitisch gestellt wird: nëmen wir > nëme wir, nëm wir (mit dem synkopierten -e). Im Nhd. gilt -en als Norm.

2. Pl. -et - alemanisch und südbairisch erscheint auch -ent - als Angleichung der 2. P. Pl. an die 3. P. Pl.

3. Pl. -ent, -en - die Form schwankt je nach den einzelnen Dialekten - im Mitteldeutschen setzt sich bald -en durch, im Bairischen erst später, im Alemanischen steht -ent fest und dringt sogar in die 1. P. Pl. ein, was im Alemanischen zur Endungsgleichheit führt.

Die unterschiedlichen Formen - synkopiert : unsynkopiert kommen noch im 19. Jhd. ziemlich häufig vor. Im Nhd. werden feste verpflichtende Regeln eingeführt:



1. P. Sg. weist immer den Ausgang -e auf (lebe, nähre).

Bei Verben mit der Ableitungssilbe -el wird e synkopiert (ich wandle, handle), bei Verben mit der Ableitungssilbe -er ist die Synkope möglich, nicht aber verpflichtend (ich wand(e)re, bewund(e)re).

Wenn der Stamm auf -d oder -t endet, wird in der 2.3. P. Sg. und 2. P. Pl. -e- eingefügt (du redest, er redet, ihr redet; du arbeitest, er arbeitet, ihr arebeitet)

Wenn der Stamm auf -m oder -n endet und wenn ein Konsonant (außer l und r) vor diesem -m oder -n steht, wird e in der 2.3.P. Sg. und in der 2. P. Pl. eingefügt (du atmest, er atmet, du rechnest usw.)

Geht der Infinitiv auf -eln oder -ern aus, tritt in der 1.3. Pl. nur die Endung -n ein (wir handeln, sie handeln, wir rudern, sie rudern).

6.2.1.1. Die Flexion der schwachen Verben im Präsens - die Tabelle

(Bemerkungen: In der Tabelle werden die schwachen Verben aller drei Klassen angeführt.

Ad 1: Das schw. Verb der 1. Klasse - langsilbig - Inf. ahd. suochen > mhd. suchen > nhd. suchen.

Ad 2: Das schw. Verb der 1. Klasse - kurzsilbig - Inf. ahd. nerien, nerren > mhd. nerren > nhd. nur noch in ernähren - fettgedruckt.)

Ad 3: (Ein starkes Verb, an dem die Ähnlichkeit (eig. Gleichheit) der Flexion im Präsens der st. und schw. Verben veranschaulicht wird - Inf. ahd. nëman > mhd. nëmen > nhd. nehmen. ). Die ide. und germ. Rekonstruktionen beziehen sich nur auf die schwachen Verben.

Ad 4: Das schw. Verb der 2. Klasse - Inf. ahd. salbōn > mhd. salben > nhd. salben - kursiv gesetzt.

Ad 5: Das schw. Verb der 3. Klasse - Inf. ahd. habēn > mhd. haben > nhd. haben - „normal“ geschrieben.
*ide. *germ. ahd. mhd. nhd.


Sg.

1. P.

-ey-ō
-ā-mi

-¼ - yō


sōkijō
salbōm(i)

habjō


suochu1; nerriu2 > nerru (nimu)3

salbōm4, -ōn

habēm5, -ēn



suoche

(nime)


salben, salbe

haben u. habe



suche

(nehme)


salbe

habe


2. P.

-éye-si / eye-sí
-ā-(ye) -si
-e¼ye-si

sōkī(s)i / -z(i)
salbō(ji)s(i)
habējs(i), -z(i)

suochis(t); neris(t) (nimist)

salbōs, -ōst
habēs(t)

suoch(e)s(t) (nim(e)st)

salb(e)s(t)
habes(t)

suchst

(nimmst)


salbst
hast

3. P.

-éye-ti / -eye-tí
-ā-(ye)-ti

-e¼ye-ti


sōkīþ(i)/-d(i)
salbō(ji)iþ(i)

habējþ(i), -d(i)



suochit; nerit

(nimit)


salbōs, -ōst

habēt


suoch(e)t

(nim(e)t)



salb(e)s(t)

habet


sucht

(nimmt)


salbst

hat


Pl.

1. P.

-eyo-me?


-ā-(ye)-mes

-¼yo-mes


sōkijam


salbō(ja)m(i)z

habjam(i)z



suochemēs

(>suochēn);

neriemēs (nëmamēs)

salbōmēs, salbōn

habēmēs


suochen

(nëmen)


salben

haben


suchen

(nehmen)


salben

haben


2. P.

-éye-te/-eye-té

-ā-(ye) – te

-e¼ye-te


sōkīþ(i)

salbō(ji)þ(i)

habējþi, -di



suochet;

neriet

(nëmet)


salbōt

habēt


suoch(e)t
(nëm(e)t)

salb(e)t

habet


sucht
(nehmt)

salbt

habt


3. P.

-éyo-nti/-eyo-ntí
-ā-(yo)-nti

-¼yo-nti


sōkijanþ(i)/-d(i)
salbō(ja)nþ(i)

habjanþi, di



suochent; nerient (nëmant)

salbōnt

habēnt


suochen(t)

(nëment)


salben(t)

habent


suchen (nehmen)

salben

haben


6.2.1.2. Die Flexion der starken Verben im Präsens - die Tabelle


In der Tabelle werden mehrere starke Verben angeführt, an deren Stämmen die Flexion gewisse Veränderungen bewirkt.

Ad 1: Die ide. Endungen sind allen starken Verben eigen.

Ad 2: Die Endungen des germ. Verbs „binden” beziehen sich auf alle starken Verben.

Ad 3: ahd. bintan > mhd. binden > nhd. binden.

Ad 4: Das schwache Verb suchen wird hier zum Vergleich der Flexion der st. und schw. Verben angeführt.

Die einzelnen starken Verben und die einzelnen Veränderungen des Stammes:

Ad 5: ahd. nëman > mhd. nëmen > nhd. nehmen - der Wechsel ë, i im Sg. u. Pl.

Ad 6: ahd. ziohan > mhd. ziehen > nhd. ziehen - die Entwicklung des Diphtonges io, bzw. iu zu nhd. ie.

Ad 7: ahd. farn > mhd. varn > nhd. fahren - die Entwicklung des umgelauteten Singulars gegenüber dem nichtumgelauteten Plural.
*ide. *germ. ahd. mhd. nhd.


Sg.

1. P.

-d?1

bendd?2

bintu3 (suochu)4

nimu5

ziuhu6

faru7



binde (suoche)

nim(e), nëm(e)

ziuh(e)

var


binde (suche)

nehme


ziehe

fahre


2. P.

-ē-si / -sí

bendis(i), -z(i)

bintis(t)

(suochist)

nimis(t)

ziuhis(-ist)

feris(t)


bindest

(suoch(e)s(t))

nimes(t)

ziuh(e)s(t)

vers(t)


bindest

(suchst)

nimmst

ziehst


fährst

3. P.

-ē-ti /

-tí


bendiþ(i), -j(i)

bintit

(suochit)

nimit

ziuhit


ferit

bindet

(suoch(e)t)

nim(e)t

ziuh(e)t


vert

bindet

(sucht)

nimmt

zieht


fährt

Pl.

1. P.

-o-mes

bendam(i)z, -me(s)

bintamēs

(suochemēs)

nëmumēs,

-amēs, -emēs;

(-ēm)

ziohemēs (-ēn)



farēn

binden

(suochen)

nëmen

ziehen


varn

binden

(suchen)

nehmen

ziehen


fahren

2. P.

-é-te / tē

bendiþ(i), -j(i)

bintet (-at)

(suochet)

nëmet (-at)

ziohet


faret

bindet

(suoch(e)t)

nëmet, nëment

ziehet


vart , var(e)nt

bindet

(sucht)

nehmt

zieht


fahrt

3. P.

-o-nti

bendanþ(i), -j(i)

bintant (-ent)

(suochent)

nëmant

ziohent


farent

binden(t)

(suochent)

nëmen(t)

ziehen(t)

var(e)n(t)


binden

(suchen)

nehmen

ziehen


fahren

6.2.2. Die Flexion der starken und schwachen Verben im Präteritum



6.2.2.1. Das Präteritum der schwachen Verben

Wie bereits angedeutet wurde, wird das Präteritum der schwachen Verben mittels des Suffixes -t- gebildet, ohne das sich der Wurzelvokal ändert (was den Ursprung des Themavokals betrifft, vgl. 5.1.2.2.). Auch im Prät. kommen im Ahd. gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen 3 Klassen der schwachen Verben vor, darum werden sie selbstständig behandelt. Was die Endungen anbelangt, gehen sie auf die ide. sekundären Endungen zurück. In allen Klassen sind sie gleich.

Die meisten schwachen Verben entstehen im Unterschied zu den starken Verben erst im Germanischen. In dieser Zeit kommt es zur Stabilisierung des ursprünglich freien ide. Akzentes, auf dessen Wechsel das Prinzip der Bildung der Vergangenheitsformen der starken Verben (mittels des Ablautes) gegründet ist. Daher mussten für die schwachen Verben neue formale Mittel für die Formen des Präteritums gebildet werden.

jan- Verben

Die kurzsilbigen Verben bewahren häufig das ableitende j in der Form des Vokales i (als i kommt j zwischen Konsonanten vor). Darum weist das Präteritum keine westgerm. Gemination auf, z. B: frummen - frumita; frewen „freuen” - frewita.

Diejenigen kurzsilbigen Verben, die im Prät. i bewahren, werden auch im Prät. umgelautet (a > e) aus, z. B: nerien - nerita (dagegen im Gotischen nasjan - nasida). Einige ursprünglich kurzsilbige Verben bilden das Prät. ohne den Bindevokal i, was zur Entstehung der umlautlosen Präterita führt. Es betrifft 3 Gruppen von Verben:

1. Die durch die 2LV mehrsilbig entstandene: decken - dahta, stepfen „schreiten” - stafta, seµµen - sazta.

2. Die Verben auf germ. d, ahd. tt: rettenratta, scutten „schütteln” - scutta.

3. Die Verben auf germ. l, ahd. ll: zellen - zalta. Einige dieser Verba bilden jedoch die Doppelformen des Prät. So gibt es sowohl ratta, scutta, zalta, als auch ratita, scutita, zelita. In den den Vokal i bewahrenden Präterita wird die Gemanischen vereinfacht.

Bei den langsilbigen und mehrsilbigen Verben wurde j im Prät. bereits vorliterarisch (d. h. in der vorahd. Periode) synkopiert. (Zu der Synkopierung hat wohl die komplizierte Struktur der Wurzel dieser Verben beigetragen.) Diese Verben (bis auf einige Ausnahmen) bilden im Ahd. daher das Prät. ohne den Bindevokal und ohne den Umlaut, z. B: hōren - hōrta, lōsen - lōsta, gilouben - giloubta, stellen - stalta, kussen - kusta (die Gem. wird vereinfacht), hengen - hangta.

Im Präsens dieser Verben gibt es (mit bestimmten Ausnahmen) sowohl die Gemination, als auch der Umlaut, vgl. oben. Daher bezeichnet man sie als Verben mit Präsensumlaut.

Von den zahlreichen mittelalterlichen Verben mit Präsensumlaut (Wells führt an, dass es im Mhd. ungefähr 150 solche Verben gibt) bleiben im Nhd. nur noch sechs erhalten: kennen, nennen, rennen, senden, wenden, wobei die zwei letzteren zweierlei Varianten der Bildung des Präteritums haben - mit semantischer Unterscheidung.


Einige der langsilbigen Verben bilden das Präteritum mit bestimmten Abweichungen, u. a. mit Nasalausfall: denken - dāhta, dunken „dünken” - hta, bringen (ahd. starkes Verb mit schwachem Prät.) - brāhta oder mit Vokalwechsel: wurken „wirken” - worahta usw.

Part. Prät. der jan-Verben: diejenigen Verben, die nur i - Präterita haben, weisen i auch im Part. Prät. auf - sowohl in der unflektierten Form, als auch in dem flektierten Gerundium, z. B: nerien - ginerit - gineritēr. Bei den das Prät. ohne i bildenden Verben wird das Part. Prät. meistens auch mit dem Bindevokal i gebildet, dagegen kennzeichnet sich ihr Gerundium durch die kürzere synkopierte Form, z. B: gihōrit - gihōrtēr, gikussit - gikustēr usw. Während der weiteren Entwicklung werden die Formen des Part. Prät. zugunsten deren mit dem Bindevokal i (> mhd. e) ausgeglichen.
ōn-Verben:

Bei diesen Verben kommen keine großen Ausnahmen vor. Bis in die spätahd. Zeit erscheint ō ziemlich regelmäßig: salbōn - salbōta; michilosōn „verherrlichen” - michilosōta (zu ahd. michil „groß”).

Part. Prät: gisalbōt.
ēn- Verben:

Der Stamm für das Präteritum endet im Ahd. regelmäßig auf -ē, z. B: lëbēn lëbēta; dagēn „schweigen” - dagēta.

Seit dem 9. Jhd. wird -ē- oft durch -ā- ersetzt.

Part. Prät: gilëbēt.


Das Präteritum im Mittelhochdeutschen

Im Mhd. setzt die ziemlich regelmäßige Entwicklung der Endungen fort. Sie sind bei allen schw. Verben gleich. Die Endsilbenvokale werden zu -e abgeschwächt, so entsteht ein einheitliches Paradigma für das schwache Präteritum. In einigen Fällen kommt es in der 1. 3. P. Sg. zur Apokope des auslautenden -e, wohl als Angleichung an die Form des starken Präteritums. Auf die andere Seite wird manchmal -e nach dem Vorbild der schw. Verben an die 1. 3. P. Sg. Prät. der st. Verben angehängt. Beide Formen werden jedoch während der Entwicklung abgeschafft. Eine Ausnahme stellt bis heute die 1. 3. P. Sg. des starken Verbes werden dar: ich wurde, er wurde. Daneben wurden die Formen ich, er ward noch im äteren Nhd. gebraucht, die aber heute als veraltet empfunden werden.

Es werden im Mhd. 2 Gruppen der schwachen Verben unterschieden:


  1. Alle Verben mit demselben Wurzelvokal im Präs. und Prät. = alle kurzsilbigen jan- Verben, alle ōn- und ēn- Verben. Der Bindevokal wird im Mhd. zu -e- abgeschwächt und fällt oft durch Synkope weg: ahd. legen - legita; lobōn - lobōta; sagēn - sagēta > mhd. legen - leg(e)te; loben - lob(e)te; sagên - sag(e)te.

  2. Alle Verben mit dem nichtumgelauteten Wurzelvokal im Prät. gegenüber dem umgelauteten im Präs. = die ahd. langsilbigen Verben, die durch die 2LV mehrsilbig gewordenen Verben und Verben auf -tt- und -ll-: ahd. brennen - branta; hōren - hōrta; gruonen - gruonta > mhd. brennen - brante; hœren - hôrte; grüenen - gruonte.

Der Bindevokal -i- fehlt bei ihnen bereits im Ahd.

Die Entwicklung des schwachen Präteritums bis zum

Neuhochdeutschen

Seit dem Frühneuhochdeutschen treten mehrere wichtige Prozesse ein.



1. Die bereits im Mhd. häufig durchgeführte Synkopierung des erweiterten Präteritalsuffixes (-et->-t-) setzt schnell fort und wird im Nhd. geregelt, u. z. phonologisch, also nach der lautlichen Umgebung (nicht mehr abhängig von der Quantität des Stammvokals). Bis zum 17. Jhd. werden die -e- haltigen Formen bevorzugt, -e- wird auch in denjenigen Verben gebraucht, in denen es im Mhd. nicht gegeben hat, z. B: mhd. teil-t-e : fnhd. theil -et-e. Erst im 17. Jhd. erscheint die Tendenz, die e-haltigen Varianten zu verdrängen und sie durch die e-losen zu ersetzen.

Im Nhd. fehlt der der Bindevokal fast bei allen schw. Verben, anwesend ist er nur noch nach Dentalen (leitete, dichtete) und nach Kons. + Nasal (regnete). In beiden Fällen wird -e- der Aussprache wegen in den Verben bewahrt.



2. Die Synkope des auslautenden -e wird nicht ins Nhd. eingenommen, vgl. oben.

3. Die Verben mit Präsensumlaut schließen sich auch im Prät. den übrigen schw. Verben an. Es kommt zu dem Ausgleich der umgelauteten Formen des Präsens und der nichtumgelauteten Formen des Präteritums.
ahd. mhd. nhd.

Sg.

1. 3. P.

suochta, zalta, zelita

salbōta


habēta

suochte, zelte

salb(e)te

hab(e)te


suchte

salbte


hatte

2. P.

suohtōs, -ōst

salbōtōst

habētēst


suochtest

salb(e)test

hab(e)test


suchtest

salbtest


hattest

Pl.

1. P.

suohtum, -un

salbōtum


habētum

suohten

salbôten


hab(e)ten

suchten

salbten


hatten

2. P.

suohtut

salbōtut


habētut

suohtet

salb(e)tet

hab(e)tet


suchtet

salbtet


hattet

3. P.

suohtun

salbōtun


habētun

suohten

salb(e)ten

hab(e)ten


suchten

salbten


hatten

6.2.2.2. Das Präteritum der starken Verben

Die ahd. starken Verben spiegeln noch ziemlich treu die ide. Akzentverhältnisse wider. Die im Ahd. durchgeführten Lautprozesse wie Umlaut, Brechung, ahd. Monophtongierung und Diphtongierung bewirken noch keine bedeutenden Veränderungen in den Form der Ablaute. Wegen den ahd. Lautprozessen kommt es eig. nur zur Bildung der Untergruppen in den einzelnen Ablautreihen.

Die weitere Entwicklung bringt mehrere Faktoren mit sich, v. a. die mhd. und fnhd. Lautprozesse (v. a. die Abschwächung der unbetonten Endsilbenvokale, Apokope, Synkope, die fnhd. Diphtongierung und Monophtongierung, Dehnung und Kürzung, Analogiebildungen), aufgrund derer es zum Zerfall des alten Systems kommt. So gibt es lange Zeit keine einheitlichen Formen des Präteritums der starken Verben. Etwa im 16., 17. Jhd. beginnen die Bestrebungen der Grammatiker, die Formen der Verben v. a. mittels der Analogiebildungen innerhalb eines Paradigmas zu vereinheitlichen. Der in der nhd. Schriftsprache kodifizierte Zustand wird aber erst auf der Wende des 18./19. Jhs. erreicht.

Das Hauptprozess stellt der Ausgleich des qualitativen und quantitativen Ablautes zwischen Sg. und Pl. Prät. dar, womit aber der Unterschied beider Numeri z. T. nivelliert wird. Dagegen wird die Opposition Präs. : Prät. andeutlicher und übersichtlicher ausgeformt.

Einen weiteren wichtigen Schritt zu der Vereinheitlichung der Formen stellt die Angleichung der 2. P. Sg. Prät. (die ursprüngliche Endung dieser Person geht auf den ide. Aorist zurück, vgl. 5.1.1.2.), wobei die neue -(e)st Endung eine Analogiebildung an die schwache Flexion und auch an die Flexion des Präsens darstellt.
6.2.2.2.1. Die starken Verben im Präteritum - die Endungen


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