Judenchristentum
Jesus war Jude und wußte sich zu seinem Volk gesandt (Mt 15,24). Seine Jünger wies er an, nicht zu den Heiden, sondern »zu den verlorenen Schafen Israels« zu gehen (Mt
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. Die zwölf Apostel aus dem Jüngerkreis missionierten nach seiner Auferweckung unter den Juden, welchen sie Jesus als den Christus, d.h. den Messias —» Israels, verkündeten (Apg 2,36ff.; 3,19-20; 5,42). Auch nach Gal 2,7 war Petrus die —»Judenmission anvertraut. Lukas erzählt nur sein Wirken im jüd. Land, doch ist überliefert, daß Petrus später auch außerhalb (Syrien, Klein-Asien, Rom) gearbeitet hat (Origenes, Hieronymus, Pseudoclementinen u.a.). Wahrscheinlich ist der 1 Petr an Proselytenchristen gerichtet, denn nach 1 Petr 2,10 und 4,3 waren die Empfänger zuvor Heiden, gehören jetzt aber zu den »Fremdlingen in der Diaspora in Pontus etc.«. Das ist eine spezifische Bezeichnung für die jüdische Diaspora, deren Übertragung auf Heidenchristen nirgends bezeugt ist und damals, als das J. noch dominierte, auch nicht verstanden worden wäre. Nach iPetr 3,6 sind die Angeredeten jetzt »Kinder Saras und Abrahams«, was auch nur für Judenchristen zutrifft. Vor dem jüdischen Krieg gab es eine sehr aktive judenchristliche Mission (vgl. Apg 15,1; ferner die judaistischen Gegner des Paulus im Galaterbrief). Daraus sich ergebende Spannungen zwischen Juden- und Heidenchristen wurden nach Apg 15 im sog. Apostelkonzil geschlichtet. Auf gesetzestreues J. geht der Jakobusbrief zurück, was insb. die jüdische Auffassung vom Verhältnis von Glauben und Werken Jak
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16 verrät (auch Bekenntnis zum »einzigen Gott« 2,19 und Erwähnung der Rahab, die bei den Juden als Beispiel des Proselytis- mus galt). Statt Jakobus und Paulus zu harmonisieren, wäre es wohl richtiger, anhand von Jak 2,14-16 den legitimen Gegensatz eines im Judentum verbliebenen J.s zu dem aufzuzeigen, was Paulus als sein Evangelium den Völkern, die nicht unter dem Gesetz sind, auszurichten hatte.
Die judenchristliche Urgemeinde trennte sich nicht von der jüdischen Kultgemeinschaft. Die Gläubigen hielten das —> Gesetz und nahmen am Tempelgottesdienst teil. Die Leitung ging bald an den Herrenbruder Jakobus über, der auch in pharisäischen Kreisen als »Gerechter« galt. Trotzdem wurde er im Jahr 65 ermordet, welches Ereignis von der Gemeinde anscheinend als das Mk 13,14 genannte Zeichen zur Flucht vor dem drohenden Krieg angesehen wurde.
Die Gemeinde flüchtete ins Ostjordanland. Ihr zweiter Bischof, Simon bar Klopas, ein Vetter des Jakobus, kehrte nach dem jüdischen Krieg mit einer kleinen Gruppe nach Jerusalem zurück. Auch spätere Bischöfe waren, soweit Angaben vorliegen, aus Davids Geschlecht. Da die Gemeinde sich als die messianische Gemeinde verstand, lag es nahe, daß sie sich ihre (irdischen) Hirten aus Davids Nachkommenschaft wählte. Im Jahr 107 wurde ein Bischof Simon als Davidide gekreuzigt. Von Anfang an wurden die Judenchristen von den übrigen Juden verfolgt. Um 80 wurde die Gemeinde aus der Synagoge ausgeschlossen und mit einem Fluch (im Achtzehnbittengebet) belegt. Die Römer behandelten sie als Juden und vernichteten nach 135 ihre letzten Reste in Palästina. Im Ostjordanland, in Syrien, Zypern und Afrika scheint es noch bis ins 3 Jh. versprengte Gruppen gegeben zu haben. Besser erging es den hellenistisch-judenchristlichen Gemeinden, die sich schon früh vom hebräisch sprechenden J. trennten und allmählich mit der werdenden Großkirche verschmolzen.
Lit.: H. J. Schoeps, Theologie und Geschichte des Judenchristentums, • 1949 - ders., Das Judenchristentum (Dalp 376), 1964
Flückiger
Judenmission
Die Juden hatten die früheste Kirche verfolgt, die spätere Großkirche machte es gegenüber den Juden nicht anders. Eine der Ursachen der Judenfeindschaft war der Umstand, daß die Kirche sich jetzt selbst als das »neue Israel« verstand, die Verheißung —> Israels auf sich bezog und deshalb das Weiterbestehen des Judentums als Ärgernis empfand. Das reizte zu Verfolgungen oder Versuchen zwangsweiser Judenbekehrung. Viele Juden, die man zur Taufe nötigte, hielten aber heimlich am Judentum fest, wie die sog. Marranen in Spanien, die deshalb 1492 vertrieben wurden (1536 auch aus Portugal). Einzelne freiwillige Übertritte zur Kirche und Bemühungen einzelner Christen um die Juden gab es freilich auch immer wieder. Die größten Verfolgungen gab es im Zeitalter der Kreuzzüge. Das IV. Laterankonzil verbot die Übernahme öffentlicher Ämter durch die Juden, was Anstoß auch zu rechtlicher Diskriminierung der Juden gab, die mancherorts erst im 19. Jh. endete. Eine positivere kirchliche Einstellung zu den Juden zeigte sich im -» Pietismus (Spener). 1728 gründete J. H.
Callenberg in Halle das Institutum Judaicum, die erste J., deren bedeutendster Missionar Stephan Schultz war. Auch die —» Brüdergemeine Zinzendorfs nahm aktive J. auf (Holland, Böhmen). Im 19. Jh. entstanden dann in vielen Ländern Vereinigungen: 1822 Berliner J.sgesellschaft, 1842 der Rheinisch-Westfälische Verein für Israel, 1839 lutherische Mission in Deutschland (Dresden), 1846 holländische 1830 Verein der Freunde Israels in Basel, und schon 1808 Gesellschaft für J. in London. Wirkten alle diese Bewegungen auf ein besseres Verständnis für die Juden hin, so führten dann Nationalismus und Naturalismus (Rassendenken) einen neuen Antisemitismus herauf. Nach dem 2. Weltkrieg wurde man sich der furchtbaren Schuld des Judenhasses bewußt. Die Amsterdamer Vollversammlung des Weltkirchenrates (-» ökum. Bewegung) forderte 1948 ihre Mitglieder auf, den Antisemitismus als »Sünde gegen Gott und Menschen« zu bekämpfen.
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müßte theologisch voraussetzen:
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Gott hat sein Volk nicht verstoßen (Röm xx,r). Die Verheißungen Israels bleiben (Röm 9,4). Die Gemeinde aus den Völkern ist nicht an die Stelle Israels getreten, sondern ist als neue Gnadenerweisung Gottes hinzugekommen (Röm 11,16—24; Eph 3,2-9). Wenn Paulus vom »Israel Gottes« (Gal 6,16) und vom wahren Juden, der am Herzen beschnitten ist (Röm 2,29) redet, dann ist das damals noch dominierende —> Judenchristentum im Gegensatz zum verstockten Judentum gemeint.
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Nach Röm 11,2 5ff. (vgl. Lk 21,24) muß Israel, das Jesus und die Apostel ablehnte, jetzt warten, bis »die Vollzahl der Heiden eingegangen ist«. Jetzt ist die Zeit der Heidenmission. Zuletzt aber wird »ganz Israel« sich bekehren und gerettet werden. Wenn auch Juden der Gemeinde aus den Völkern immer beitreten können, so bleibt doch die Hoffnung, daß das, was die urchristliche Gemeinde angefangen hat, sich noch einmal vollendet: Die Wiedergeburt des »ganzen Hauses Israel« (Apg 2,36), d.h. ein judenchristliches Israel, das die Erfüllung der alt- testamentlichen Verheißung Israels sein wird. Diese irdische Erfüllung der Hoffnung Israels hebt nicht auf, daß zuletzt, wenn Gott »alles in allem« ist (iKor 15,28), kein Unterschied mehr sein wird.
Lit.: G. Rosenkranz, Die christliche Mission, 1977 - J.F. A. de la Roi, Die Mission der ev. Kirche an Israel, 1893 - F. Flückiger, Israel und die Wiederkunft Christi, Judaica 30. Jg. 1974, S. x46ff.
Flückiger
Jüngerschaft Nachfolge
Jugend für Christus in Deutschland
ilfc)
Nach Kontakten des Kaufmanns W. Sauer mit Vertretern von »Youth for Christ«* kam es 1948 zur Gründung von »Jugend für Christus in Deutschland«. Unter Leitung von E. Bohle und H. R. Wever erstreckten sich die ersten missionarischen Aktivitäten auf Notunterkünfte im Ruhrgebiet. Uber Zeltmission und Jugendfreizeiten führte der Weg zur evangelistischen Jugendarbeit. Gegenwärtiger Sitz des Werkes ist Nieder- Ramstadt b. Darmstadt. Unter Missionsleiter Martin Homann und Geschäftsführer
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-J. Beuelshausen widmen sich 18 vollzeitliche Mitarbeiter folgenden Aufgaben: 1. TEE-Mobil: Missionarische Begegnung in einer rollenden Teestube. 2. Martin-Ho- mann-Team: -» Evangelisationen in Kirchen, Zelten und Sälen. 3. Ajig-Programm: (aktive Jugend in Gemeinden), Schulung junger Christen für die evangelistische Arbeit. 4. Jugend für Christus-Chor. 5. Filmarbeit: 13 verschiedene Tonfilme stehen zum Verleih und für -h> Filmevangelisationen zur Verfügung.
Rumler
Jugendarbeit
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Allgemeines
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begriff: J. umfaßt die christlich motivierte und christlich orientierte Arbeit an und mit jungen Menschen, soweit dies nicht in institutionell gesicherten Formen wie Religionsund Konfirmandenunterricht geschieht. Altersmäßig werden die 9 bis 2 5 jährigen erfaßt, wobei der Schwerpunkt bei den i4-i8jähri- gen liegt.
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Zielsetzung. J. im Bereich der von der -> Reformation geprägten Kirchen und Gemeinschaften soll und will junge Menschen so mit der biblischen Botschaft vertraut machen, daß sie zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus und zu einem vom Dienst um Jesu willen geprägten Leben kommen.
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Aufgaben: Daraus ergibt sich einerseits, daß die Verkündigung des Evangeliums und die Beschäftigung mit der Bibel in den verschiedensten Formen (—> Gottesdienst, —» Bibelarbeit, —> Andacht, evangelistisches Wort, persönliches —» Zeugnis, missionarisches Gespräch usw.) die bestimmende Mitte der J. ist bzw. sein soll. Andererseits läßt sich die J. nicht auf »nur Bibelarbeit«« (Forderung der Nationalsozialisten!) einschränken, sondern sie besitzt von ihren Anfängen her eine breite Palette der inhaltlichen Füllung ihrer Arbeit: Bildungsangebote, diakonisch-soziale Dienste, —> Sport und musische Elemente (—> Posaunenarbeit, Gitarrenkreise, Basteln, Laienspiel usw.). Neuerdings ist auch das politische Engagement mi teinbezogen.
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Probleme: Probleme ergeben sich immer da, wo sich diese inhaltlichen Füllungen der
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verselbständigen und die geistliche Mitte und Zielsetzung an den Rand drängen oder gar ganz aufgeben. So ist es in jüngster Zeit zu einer Polarisierung gekommen: Auf der einen Seite eine vielgestaltige missiona- risch-diakonische J., auf der anderen Seite eine zunehmend kirchenfremder gewordene emanzipatorische J., deren Zielsetzung nicht mehr von der Hilfe zum persönlichen Glauben an Jesus, sondern von jeweils wechselnden humanwissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt ist.
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Geschichte
1. Entstehung: Die Familien und Gemeinden, die ursprünglich die Träger der geistlichen -» Erziehung der Jugend waren (vgl. Eph 6,4; Tit 2,6). verloren im Zuge der -» Aufklärung und der Industrialisierung des 18./19. Jh.s diese Funktion immer mehr. In dieser Zeit kommt es mit dem Aufbruch der -» Erweckungsbewegung erstmals zur Bildung von christlichen Gruppen und —* Vereinen speziell für junge Menschen. Teils dem missionarischen Drang der Jugend selbst entsprungen (1823 gründete der 18jährige Blechschläger C.W.Isenberg den ersten Missionsjünglingsverein in Wuppertal), teils aus der sozial-diakonischen Verantwortung für die Jugend erwachsen (1834 gründet der Bremer Pastor —» Mailet den ersten Hilfsverein für Jünglinge), kommt es bald zu Zusammenschlüssen dieser Jugendgruppen auf nationaler (1848 Rheinisch-Westfälischer Jünglingsbund) und internationaler Ebene (1855 Paris, Weltbund der —> CVJM). Dabei ist der missionarische Akzent eindeutig der beherrschende.
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Intensivierung: Gegen Ende des 19. Jh.s kommt es zu neuen geistlichen Aufbrüchen unter der Jugend und zu einer Intensivierung der J.: Zusammenschluß der Mädchenvereine (1893 P. Burckhardt); Gründung des —> Jugendbundes für Entschiedenes Christentum (1894 in Deutschland nach amerikanischen Impulsen begonnen,- stark evangeli- stisch orientiert; Aufhebung der ständisch bedingten Trennung von Jungen und Mädchen); Gründung der Schülerbibelkreise (—» Schülerarbeit 1883 W. -» Weigle) und der -» Mädchenbibelkreise (1919 Zusammenschluß MBK), sowie der —> Christlichen Pfadfinder (1921). Alle diese Gruppierungen verdanken ihre Entstehung ausschließlich dem pietistischen Erbe der Erweckungsbewegung, auch wenn einige von ihnen heute diese ursprüngliche Zielsetzung nicht mehr bejahen.
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LANDESKIRCHLICHES ENGAGEMENT: Erst Später als die sog. freien Werke erkannte auch die offizielle Kirche die Notwendigkeit der J. an der konfirmierten Jugend. Zwar gab es bereits 1863 in Württemberg erstmals einen hauptamtlichen »Jugendgeistlichen«, doch wirkte erst die Denkschrift des preußischen Oberkirchenrats 1917 bahnbrechend für einen allgemeinen Ausbau der J. Die staatliche Zwangsauflösung der Jugendver bände 1933/34 brachte den Landeskirchen vermehrte Verantwortung für die J., die dann nach 1945 intensiv aufgegriffen wurde (Jugendkammern). In der Arbeitsgemeinschaft d. Ev. Jugend ist die gesamte J. der Kirchen, Freikirchen und Verbände unter z.T. starker Polarisierung zusammengefaßt.
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ENTWICKLUNG nach i94s: Da die kirchliche
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z.T. die ursprüngliche Zielsetzung zunehmend vernachlässigte, kam es sowohl zur Stärkung und Umformung der alten Ju- genverbände (Integration der Mädchenarbeit in den CVJM), als auch zu zahlreichen neuen missionarisch-diakonisch orientierten Gruppierungen: Studentenmission (SMD), die immer mehr die Aufgaben der Studentengemeinde (-» Studentenarbeit) wahrnimmt; Schülermission (seit 1963), die die früheren Schülerbibelkreise ablöste,- angelsächsisch geprägte Bewegungen (—> Fackelträger, Campus für Christus u.a.). Auch die —> Freikirchen haben sowohl ihrer eigenen
Jugend als auch ihrer missionarischen Verantwortung für die Gesamtjugend neue Aufmerksamkeit geschenkt und ihre J. verstärkt ausgebaut: Gemeindejugendwerk der Ev.-freikirchlichen Gemeinden (Hamburg —> Baptisten), Bund —> freier ev. Gemeinden (Witten), Jugendwerk der Ev.—> methodisti- schen Kirche (Stuttgart). Dabei zeigt sich in den letzten zehn Jahren ein starker Zug zur Durchbrechung der konfessionellen Grenzen in der J. Gemeinsame Jugendgottesdienste, Evangelisationen, Tagungen (Christival 1976) u.a.. werden durchgeführt. In der —» Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation ist es zu einem Zusammenschluß von in der
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tätigen Christen aus Landes-, Freikirchen und freien Werken gekommen.
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Grundsätze für die praktische Arbeit
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DER BIBLISCHE CHRISTUS ALS MITTE UND MASSSTAB. Die Bedürfnisse des jungen Menschen sollen wohl Ansatz, nicht jedoch Mitte und Ziel in der J. sein. Mitte und Ziel ist allein —» Jesus Christus. Wer dieser Jesus ist, ist von der Gesamtheit der biblischen Schriften her zu bestimmen, nicht von einem modisch wechselnden Jesusbild (der Revolutionär, die »Liebe« usw.). Nur in der Schrift begegnet der wahre Christus. Darum soll eine tägliche persönliche —> Bibellese eingeübt werden (Hilfen: »Termine mit Gott«, »Gespräche mit Jesus«, »Jesus-lebt-Kalender«). Bibelarbeit, Gesprächskreise um die Bibel, —> Hausbibelkreise (Teilnehmer von 3 bis 50) bilden das Fundament der J. Dabei geht es
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um Erkenntnis dessen, was damals auch für uns heute verbindlich geschrieben ist,
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um Übertragung in unser modernes alltägliches Zusammenleben. Das gemeinsame -» Gebet ist Ausdruck einer Gemeinschaft im Namen des Auferstandenen.
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Laienpriestertum. In keinem Bereich der christlichen Gemeinde ist das von Luther wiederentdeckte —» Priestertum aller Gläubigen so weitgehend verwirklicht wie in der
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Christwerden führt in die Mitarbeit. Umgekehrt kann Mitarbeiter in der J. ernsthaft nur der sein, der den Ruf Jesu für sich vernommen hat und um dieses Rufes willen mitarbeiten will. Dabei geht es nicht nur um Mitarbeit im technischen und Leitungsbereich, sondern die Verkündigung, die Einzelseelsorge und geistliche Ausrichtung der J. wird von ehrenamtlich tätigen Laien verantwortet und wahrgenommen. Zu viele
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