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Jugendarbeit: Bibelarbeit im Jugendkreis. - Der Jugendchor singt. - Christliche Pfadfinder im Zeltlager. (Fotos: Hans Lachmann)
Theologen und Hauptamtliche sind der Tod einer geistlich lebendigen J.
V PERMANENTE EVANGELISATION —» Evangeli- sation darf nicht eine besondere Sache sein, die alle paar Jahre mal »dran« ist. Die evan- gelistische Zuspitzung der Verkündigung an noch unerweckte Mitläufer sowie an gleichgültige, zweifelnde, ablehnende Außenstehende muß permanent in der J. Vorkommen. Missionarische Gespräche beim Wandern, in der Freizeit, am Arbeitsplatz; Hausbesuche; Diskussion über aktuelle Themen geben oft Gelegenheit zum persönlichen Zeugnis oder Einladung zu Christus bzw. zur Gemeinde. Liebe macht auch hier erfinderisch und bringt immer wieder neue Bilder, Beispiele und Methoden hervor.
4. soziale Verantwortung. Wie Christus sich nicht aufs Predigen beschränkt, sondern vielfältig sozial gehandelt hat, so muß auch die J. die soziale Aufgabe aufgreifen. Die Bildung von christusgeprägten Gruppen, in denen Jugendliche sich wohl fühlen und jugendgemäße Lebensgemeinschaft, Betätigung und Freunde finden, ist bereits ein erstes Wahrnehmen dieser sozialen Verantwortung. Doch sollen in der J. die Jugendlichen auch ihrerseits angeleitet werden zur Übernahme sozialer Verantwortung. Dies geschieht in Referaten und Gesprächen, die die Situation in Schule und Beruf, in Familie, Politik und der Geschlechterbegegnung aufgreifen, Probleme aussprechen lassen und konkrete Hilfestellung bzw. weiterführende Anregungen geben. Dies geschieht weiter im Aufgreifen konkreter sozialer Probleme (Schularbeitenhilfe für Ausländerkinder, Altenbesuche und-hilfe, Krankenhauseinsätze usw. Intertat) sowie in politischer Bildung und Engagement.
$. weltmissionarischer Horizont. J. darf sich nicht auf die eigene Frömmigkeit oder die eigenen sozialen Probleme beschränken. Das Evangelium stellt in einen weltweiten Rahmen und gibt einen missionarischen Auftrag für die ganze -» Welt. Lebensbilder und Berichte aus der Weltmission, das regelmäßige Opfer für Patenkinder und Missionare im Ausland, die mögliche eigene Be
rufsperspektive in der —» Mission, aber auch die Schwierigkeiten heutiger Missionsarbeit gehören ins Blickfeld einer J.
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Arbeitsformen
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gruppenarbeit. Die Gruppe ist das Herzstück einer J. Ohne das Angebot einer Gruppe ist J. für den Jugendlichen letztlich unbefriedigend. Auch wenn er sich vielleicht vordergründig nicht gern binden möchte, so ist er doch heimlich auf der Suche nach einer Gemeinschaft, der anzuschließen sich für ihn lohnt. Die sog. offene Jugendgruppe ist die häufigste Form. Spiel und Unterhaltung, Sport und Diskussion kennzeichnen diese Gruppe, in deren Mitte eine klare evangelistische Botschaft steht. Hobbygruppen (Sport, Musik, Basteln) ergänzen diese Form. Weiterführung für die, die sich in den Gruppen vom Evangelium ansprechen ließen, bieten die Bibelgruppen. Gebetsgruppen finden sich vor allem an Schulen und Universitäten. Aktionsgruppen sind Gruppen auf Zeit für eine bestimmte Aufgabe missionarischer oder sozialer Art.
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offene Arbeit. Sie kann aus besonderem Anlaß (Evangelisationsabend, Informationstreffen, Musikabend u.a.) oder auch regelmäßig stattfinden (Teestubenarbeit, regelmäßige Offene Abende, Haus der offenen Tür). Die größere Zahl der Besucher wie auch die unverbindlichere Art der Offenen Arbeit (kein so festes Programm wie die Gruppe) lassen Außenstehende leichter Zutritt finden. Der Wert solcher Offenen Arbeit hängt von der Zahl und der missionarischen Leidenschaft der Mitarbeiter ab.
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aussenarbeit. Noch ein Schritt weiter nach draußen sind: Straßenaktionen (Singen, Gespräche, Kurzpredigt, Verteilblätter oder auch Verkauf zur Finanzierung von Projekten der 3. Welt) und Hausbesuche (Einladen zur Gruppe, Abholen, Gespräche, praktische Hilfen, Schriftenmaterial).
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Freizeit und Tagung. Mit diesen Formen bietet sich die Möglichkeit, über einen größeren Zeitraum zusammen zu sein und intensiver christliche Lebensgemeinschaft darzustellen. Wochenendfreizeiten wie 2 bis
3 wöchige Freizeiten führen oft zur Klärung langanstehender Fragen. Konkrete Schritte des Christwerdens und Christseins können gemeinsam eingeübt werden. Tagungen zu bestimmten Themen und evangelistische Jugendtage bieten Abwechslung und vor allem kleineren Gruppen Bereicherung in der Arbeit. Kleinere Gruppen haben bei den großen Jugendverbänden die Möglichkeit, sich anzuschließen (Jahresprogramm anfordern).
5. mitarbeiterkreis. Der einzig geschlossene Kreis der J., zugleich verbindlich für alle Mitarbeiter. Er dient der geistlichen Zurüstung, der Seelsorge und der Besprechung praktischer Fragen der örtlichen J. Viele Mitarbeiterkreise haben geschriebene oder ungeschriebene Richtlinien. Die Geschlossenheit des Mitarbeiterkreises muß zugleich offen sein für neue, junge Mitarbeiter. Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterpflege ist wesentlich für eine lebendige J.
Lit.: L. Cordier, Ev. Jugendkunde, 2 Bde., 192 5 ff. - E. Weiser (Hg.), Freiheit und Bindung, 1963 - Chr. Bäumler, Treffpunkt Gemeinde, 1965 -W. Arnold, G. Jegodzinski, Hdb. der Jungmännerarbeit, 1966 -
J. Henkys, Bibelarbeit (in Jugendverbänden), 1966 - W. Jentsch, Hdb. der Jugendseelsorge, 3 Bde., 1965-73 - W. Wanner, Jugend aktiv, 1971 - U. Parzany, Zeugen gesucht, 1976 - M. Affolderbach (Hg.), Grundsatztexte zur ev. J., 1978
Blunck
Jugendbewegung
Die deutsche J. brach kurz vor der Jahrhundertwende auf, schuf einen für die damalige Zeit völlig neuen Lebensstil und breitete sich bald in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. 1901 schlossen sich die entstandenen Gruppen zum Wandervogel zusammen. Seit 1907 sammelten sich auch Mädchen aus den Höheren Schulen in eigenen Ortsgruppen. 1913 zählte man bereits 800 Ortsgruppen, die in der Mehrzahl Studenten und Schüler aus den oberen Klassen des Gymnasiums umfaßten. Im gleichen Jahr kam man zur Erinnerung an die hundertjährige Wiederkehr der Völkerschlacht von Leipzig zu einem freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meissner zusammen und gab dem neuen Wollen gemeinsamen Ausdruck in dem Bekenntnis: »Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten«. Die Formel läßt deutlich erkennen, daß nicht christlichkirchliche Motive bei der Entstehung maßgeblich beteiligt waren, wohl aber war spürbar eine religiöse Ergriffenheit am Werk, die sich Männer wie Fichte, Lagarde, Spitteier und den sog. Rembrandt-Deutschen zu geistigen Führern erkor.
Die J. ist zu verstehen als ein allgemeiner Protest gegen die geistige Haltung, welche die Jahrhundertwende bestimmte. Den konventionellen Formen der bürgerlichen Gesellschaft trat ein Lebensstil der Einfachheit und Bedürfnislosigkeit entgegen. Die zunehmende Verstädterung erweckte das Verlangen nach der Rückkehr zur Natur. Volk und Heimat wurden neu entdeckt und geliebt. Das Jungsein als Lebensstufe bekam eigenen Sinn und Wert und wollte nicht nur als Vorbereitungszeit auf den künftigen Emst des Lebens angesehen werden.
In den zwanziger Jahren werden zwei Faktoren kennzeichnend, nämlich Aufspaltung und Breitenwirkung über die verfaßten Bündnisgruppen hinaus. War der Wandervogel ursprünglich unpolitisch und unkirchlich ausgerichtet gewesen, so verbindet sich jetzt der Lebenswille der J. mit konfessionell und sozial geprägten Bewegungen. Es entstehen die Quickborner mit der Zeitschrift »Die Schildgenossen«, eine katholische J., die 1919 die Schloßburg Rothenfels am Main zu ihrem geistigen Mittelpunkt erwirbt. Sie wurde über ein Jahrzehnt von Romano Gu- ardini in überlegener Weise geprägt. Unter der Führung von Eberhard —> Arnold, Hermann Schafft und Emil Blum entsteht im ev. Bereich die Neuwerk-Bewegung, die im hessischen Schlüchtern ihren Mittelpunkt fin
det. 1922 übernimmt Wilhelm Stählin, damals Pfarrer an der St. Lorenzkirche in Nürnberg, die Leitung des Bundes Deutscher Jugendvereine (BDJ). Aus den württember- gischen Bibelkreisen geht der Bund der Kön- gener hervor, der das pietistische Erbe der Schwabenväter mit dem Geist der J. zu verbinden wußte. In Eisenach sammelte Guida Diehl die Neulandkreise; unter dem Theologen Professor Leopold Cordier blühte die »Christdeutsche Jugend« auf. Auch der sozialistischen Jugend hat der Geist der J. ein freieres Gepräge gegeben, als es den parteibestimmten Vätern möglich und erlaubt war. Die Diktatur des Nationalsozialismus hat all diese Bünde jäh zerstört.
Die von der J. ausgegangenen Anstöße sind auch heute noch spürbar. Sowohl die staatliche wie die kirchliche Jugenpflege hat bewußt und unbewußt eine Fülle von Anregungen von Seiten der}. empfangen. Die alten Verbände machten sich in Spielen, Wandern und Festefeiern zu eigen und zunutze, was in der J. einmal gegen mannigfache Widerstände hatte erkämpft werden müssen. Die Singbewegung, inspiriert von Walter Hensel und Fritz Jode, die neuzeitliche Gymnastik von Rudolf Bode und Heinrich Medau, der Landschulheimgedanke von Hermann Lietz, die freien Schulgemeinden, die Pflege von Schul- und Hausmusik, der Aufbau des Bärenreiter-Verlags in Kassel, das Verständnis für Bodenreform und Lebensreform, gehen zurück auf Ausstrahlungen, deren Ursprung in der J. zu suchen ist.
Lit.: W. Stählin, Der neue Lebensstil, 1919 —ders., Jesus und die Jugend, 1921 - G. Ziemer/H. Wolf, Wandervogel und freideutsche Jugend, 19612 - Romano Guardini, Quickborn. Tatsachen und Grundsätze, 1921 - Leopold Cordier, Ev. Jugendkunde, 2 Bde., 1925/27 - K. Seidelmann, Bund, Gruppe und Lebensform deutscher Jugend, 1963 - W. Kindt, Grundschriften der Deutschen Jugendbewegung, 1963 - U. Smidt (Hg.), Dokumente ev. Jugendbünde, 1975
Köberle
Jugendbund für entschiedenes Christentum (EC)
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Geschichte und Name
Der EC ist eine Jugendbewegung, die auf einen geistlichen Aufbruch in den USA zurückgeht. Der erste Jugendbund wurde am 2.2.1881 in Portland als Gemeindejugendarbeit durch Pastor Dr. Francis E. Clark gegründet. In der Gruppe sollte das Glaubensverhältnis der Jugend zu Jesus Christus geklärt und sie zum Dienst für ihren Herrn zugerüstet werden. Innerhalb weniger Jahre griff diese Bewegung auf viele andere Länder der Erde über. 1894 wurde der erste EC-Kreis in Deutschland auf Initiative des Kandidaten der Theologie, Friedrich Blecher, in Bad Salzuflen durch den Gemeindepfarrer Hob- bing in dessen eigener Gemeinde gegründet. Die Initialen EC stehen für den englischen Namen »Christian Endeavour« (Einsatz für Christus). In Deutschland wurde die Abkürzung beibehalten. Sie ist sinngemäß mit Entschieden für Christus zu erläutern. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges lag die Bundeszentrale in Woltersdorf bei Berlin,- danach wurde sie nach Kassel verlegt.
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Die Arbeit in der Gegenwart
Der EC versteht sich als auf dem Boden des ganzen Evangeliums stehende, missionarisch ausgerichtete Jugendbewegung (Alter bis 30 Jahre). Obwohl der erste Jugendbund in Amerika als Gemeindejugendarbeit gegründet wurde und auch der erste Jugendbund auf deutschem Boden in einer kirchlichen Gemeindejugend entstand, geschieht heute die Arbeit vorwiegend durch Jugendliche der Landeskirchlichen -> Gemeinschaften.
Voraussetzung zur Mitgliedschaft ist die Bindung des Lebens an Jesus Christus und die Bereitschaft zum Leben unter seiner Herrschaft. Darauf legt sich das Mitglied durch die Unterschrift unter das »Bekenntnis« fest. Im deutschen EC-Verband arbeiten einschließlich der 10 regionalen Landesverbände z.Z. ca. 20 hauptamtliche Bundeswarte mit. Erster Vorsitzender ist z.Z.: Werner Stoy, Bundespfarrer: Rolf Woyke. Das Hauptgewicht der Arbeit liegt im Ruf junger Menschen in die —» Nachfolge Jesu durch verschiedene Arten der —» Evangelisation und Hilfe zum Wachstum im Glauben. Hinzu kommt eine sozial-missionarische Arbeit, die sich in Indien und Brasilien in Soforthilfeprogrammen und längerfristigen Unterstützungen verwirklicht.
Zeitschriften: »anruf« (monatl.) - »Auftrag und Weg« (2-monatl. für Mitarbeiter)
Woyke
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