Evangelisches Gemeindelexikon



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1. Zielsetzung. Obwohl der K. ein Stiefkind der Kirche geblieben ist, haben Religions­pädagogik und Lernpsychologie den K. neu ins Gespräch gebracht. Die Begründung von

K. liegt im allgemeinen Verkündigungsauf­trag, in der missionarischen, diakonischen und seelsorgerlichen Verpflichtung der Kir­che. Pädagogik, Psychologie und Soziologie fordern eine stärkere Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse. Diese Bedürfnis­orientierung ist eine Hilfe für den methodi­schen Weg der Verkündigung (themenorien­tiert oder textorientiert). Der K. kann sich jedoch nur zum Ziel setzen, Kinder in der gottesdienstlichen Feier in die Begegnung mit Gott hineinzuziehen und zu einem Le­ben aus dem Glauben zu befähigen. Auch in einem themenorientierten Plan bleibt der biblische Text integrierender Bestandteil und Zentrum der Arbeit.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Schu­lung ehrenamtlicher Mitarbeiter für den nach Altersstufen gegliederten K. Eine gute geistliche und pädagogische Zurüstung der Mitarbeiter ist eine unerläßliche Aufgabe der Gemeinde und Kirche.

Lit.: W. Wiese (Hg.), Der K. - Begründung und Ge­staltung, 1961 - W.-J. Stark (Hg.), Handbücherei für Kindergottesdiensthelfer (3 Bde.), 1970/1971 - Comenius-Institut (Hg.), K. heute (8 Bde.), 1972-1975 - E. Griese, K. und Helferamt, 1973 - W. Philipp, Die Problematik des K.es heute (Theo­logische Beiträge 6/1975) - W. Erl/P. Hess/D. Kunz, Gruppenpädagogik im K., 1976 - W. Long- hardt, Neue Kindergottesdienstformen (2 Bde.),



I974Vl976 Philipp

Sozialarbeit



  1. BEGRIFF

S., in Amerika »Social Work«, ist als Berufs­bezeichnung verhältnismäßig neu, dement­sprechend ist auch das Berufsbild des Sozial­arbeiters noch nicht eindeutig zu umschrei­ben, ebensowenig sind die Berufsanforde­rungen überall gleichmäßig definiert. In der Sache nimmt S., freilich in neuem Bezugs­rahmen und mit neuer Akzentuierung, das seit alt- und neutestamentlicher Zeit im Ju­dentum wie in der Kirche immer befolgte Anliegen der Hilfeleistung am notleidenden Mitmenschen auf: Fürsorge, Krankenbe­

treuung, Heimpflege u.ä. Alle Formen der —> Diakonie, aber z.B. auch Missionsschulen, Missionsspitäler sowie kirchliche Hilfs­werke für Flüchtlinge oder Hungernde lie­gen in Wirkungsbereichen, die sich mit den­jenigen der S. teilweise decken, was zur Folge hat, daß heute viele Sozialarbeiterin­nen und Sozialarbeiter auch in kirchlichen Hilfswerken und Anstalten arbeiten. Viel­fach, wenn auch nicht durchweg, zählt S. denn auch zu den »helfenden« Berufen, so



z.B. nach dem Prospekt (1977) der Vereinig­ten Schulen für S. Bern und Gwatt: »Helfen gehört zum Menschsein. Die Hilfe von Mensch zu Mensch - innerhalb der Familie, unter Nachbarn und Freunden oder in der christlichen Gemeinde - macht echtes Zu­sammenleben erst möglich. In unserer Zeit und Kultur zeichnet sich eine wachsende Verantwortung der Gemeinschaft für den Benachteiligten und Hilfebedürftigen ab. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, wie vielseitig und kompliziert die Zusammenhänge menschlichen Verhaltens sind, und haben uns auch Hilfsmittel in die Hand gegeben, die tieferen Ursachen einer Notlage besser zu erfassen und zu verstehen. S. ist als Folge dieser Entwicklung zu einem Beruf geworden. Der Sozialarbeiter reiht sich neben Arzt, Pfarrer und Lehrer unter die helfenden Berufe ein«. Andere freilich sehen S. mehr unter einem politischen Aspekt: S. ist staatlich-öffentliche Dienstleistung zur Bewältigung von früher privaten, jetzt ver­gesellschafteten Sozialisationsaufgaben. »S. wird heute nicht mehr unproblematisiert als Hilfeleistung in individuellen Notfällen aufgefaßt, sie wird zunehmend als staatliche Verwaltungsfunktion erkannt und in ihren politischen Folgen untersucht« (Jahrb. d. S. 1976, 418f.). Sowohl aus dieser wie aus jener Sicht aber versteht sich S. als angewandte Sozialwissenschaft, die aufgrund von gesell­schaftlichen Struktur- und Funktionsmo­dellen operiert. Dementsprechend bilden, neben der Psychologie, Kurse aus dem Fach­gebiet der Soziologie auch die Grundlage der Ausbildung zum Sozialarbeiter.

  1. S. ALS HELFENDER BERUF Für die S., wie sie zuerst in Amerika und dann in Europa ausgebildet wurde, standen Analogien zur kirchlichen Liebes- und Für­sorgetätigkeit anfänglich durchaus im Vor­dergrund. Das betrifft einmal das »Helfen« als Sinn des Berufs, dann aber auch das große

Gewicht, das im Bereich sozialen Helfens der »Gemeinschaft« beigelegt wird. So wie der Christ in der Gemeinde -> Bruderschaft und Aufnahme findet, so wird, nach dem häufigen Modell der S., Gemeinschaft zur Voraussetzung, daß der sozial Geschädigte »integriert«, geheilt werden kann. Aller­dings ist dann gerade der Begriff der Gemein­schaft sehr rasch soziologisch interpretiert und säkularisiert worden. Bevorzugtes Mo­dell der Gemeinschaft wird die »Gruppe«, an der mitmenschliche Beziehungen geübt und praktiziert werden. Mit Hilfe von gruppen­psychologischen bzw. gruppendynami­schen Prozessen wird in besonderer Weise an der Integration von sozial Geschädigten gearbeitet. Werden abweichende und desin­tegrierende Erscheinungen der Gesellschaft als »Krankheit« der Gesellschaft diagnosti­ziert, und zielt die »Behandlung« auf Reso­zialisierung und Reintegration, so setzt das voraus, daß »gesunde«, »normale« Gesell­schaft existiert, in die integriert werden kann. Dieser Normalzustand ist im Prinzip, auch wenn im einzelnen Reformen erstrebt werden, durch die Institution gegeben, in de­ren Auftrag Integration durchgeführt wird.

Der Sozialarbeiter im Dienst eines Indu­striebetriebes hat das reibungslose Funktio­nieren des Betriebes als Ziel vor sich. Er be­kämpft Alkoholismus, Zerwürfnisse in Ar­beiterfamilien, Konflikte unter Arbeitern, um Störungen im Betrieb, die durch solche Ubelstände bedingt sind, zu beheben. Der Sozialarbeiter, der Strafgefangene resoziali­sieren soll, hat diese Leute in die bestehende Gesellschafts- und Rechtsordnung zu inte­grieren. Jede öffentliche oder private Institu­tion, die Sozialarbeiter anstellt, erwartet, daß deren Tätigkeit ihrer eigenen Zielset­zung konform ist. In diesem Sinn dient die S. in der Regel der Erhaltung der bestehenden Gesellschaft, auch und gerade wenn sie de­ren Schäden zu beheben bemüht ist. Und eben aus diesem Grund ist insbesondere in Deutschland von marxistischer Sicht z.T. heftige Kritik an der gemeinhin geübten Me­thode und Praxis der S. geübt worden. Der Vorwurf zielt dahin, daß das bestehende ge­sellschaftliche »System« anerkannt und durch die Behebung seiner Schäden sogar ge­stützt werde, wogegen nach Meinung der Kritiker dieses »System« als solches Ursa­che der sozialen Schäden sei und deshalb be­seitigt werden müsse. Gleichzeitig mit die­ser Kritik entsteht ein neues Konzept sozia­ler Arbeit, das nicht mehr auf Hilfe in ein­zelnen Notfällen als vielmehr auf Verände­rung der Gesellschaft hin entworfen ist. Der Sozialarbeiter hätte nach diesem Konzept nicht in die bestehende Gesellschaft zu inte­grieren, er hätte sich vielmehr besonders der sozialen »Randgruppen« anzunehmen, um diese für eine neue Gesellschaft zu sensibili­sieren und zu erziehen. Konflikte mußten sich ergeben, wenn Sozialarbeiter im Dienst staatlicher oder kommunaler Verwaltungen dieses Konzept praktisch anzuwenden ver­suchten, was sich etwa in den Auseinander­setzungen um das Kita-Team (Kindertages­stätte) in Frankfurt und im Konflikt um die Selbstorganisation »Georg-von-Rauch- Haus« in Berlin gezeigt hat.



  1. CHRISTLICHE GEMEINDE UND S.

Eine S., die Menschen helfen will, ist von kirchlicher Seite sicher zu bejahen. Die Frage kann also bloß sein, inwiefern diese Art Hilfe zum kirchlichen Auftrag selbst ge­hört. Kirchlicher Liebestätigkeit eignet seit jeher ein Moment der Freiwilligkeit, das si­cher nicht nur eine Äußerlichkeit ist, son­dern mit der -> Liebe, dem -»Charisma, zu­sammenhängt. Moderne S. ersetzt das Cha­rismatische durch psychologische Techni­ken. Für sie geht es um machbare Ziele, um die Einfügung des einzelnen in soziologisch und psychologisch voraussehbare Abläufe, und insofern um eine steuerbare Sozialisie­rung und Integration. Solches kann, z.B. um einzelne im Interesse erhöhter Leistung zur Gruppe, zum Team, zu verbinden, durchaus zweckmäßig sein. Aber Gruppe ist an sich nicht —> Gemeinde. Das Charismatische, wie Vergebung, geistliche Liebe, Gemein­schaft mit Gott, ist außerhalb des Machba­ren. Auch eine auf das Stadium perfekten Funktionierens gebrachte Gesellschaft ist noch nicht das, was im biblischen Sinn —» Heil heißt, d.h. nicht das —» Reich Gottes. Wenn dieses von der S. nicht erwartet wird, dann kann sie an ihrem Ort ihre sinnvolle Aufgabe haben. Aber die christliche Ge­meinde erwartet das Reich Gottes, darum kann sie ihr Charisma der -> Diakonie nicht mit der S. vertauschen.

Lit.: W. Bäuerle, S. und Gesellschaft, 1970 - H. Tuggener, Social Work, 1971 - W. Hollstein/M. Meinhold, S. unter kapitalistischen Produktions­bedingungen. 1973 - H. Maör, Soziologie der S., 1975

Flückiger


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