Evangelisches Gemeindelexikon



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Bülow, Gertrud von, *3.11.1880 Gnaden­berg bei Bunzlau (Schlesien), +26.5.1968 Remscheid. Nachdem B. anläßlich einer -» Evangelisation durch G. von -» Viebahn eine klare Entscheidung für Christus getroffen hatte, wußte sie: »Gott will mein Leben in seinem Dienst gebrauchen.« Sie begann mit einer Sonntagsschule. Die Familie verzog nach Rostock. Dort hatte Margarete von Oertzen, eine Verwandte der Bülows, eine umfangreiche Reichgottesarbeit für Kinder, junge Leute, Frauen und Familien aufgebaut. B. fand hier ein reiches Betätigungsfeld. Die­ses erweiterte sich noch, als sie in die Mitar­beit des —» Deutschen Frauenmissions-Ge- betsbundes gerufen wurde. Nach dem Tode von v. Oertzen wurde sie 1934 »Bundesmut­ter«. Viele Missionarinnen draußen und hunderte von Gebetskreisen in der Heimat hatte sie zu betreuen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Arbeit in der Bundes­republik wieder aufgebaut werden. So oft wie möglich, besuchte die Bundesmutter die Kreise in Westdeutschland. Auf einer sol­chen Reise ist sie heimgegangen.

Lit.: A. Pagel, Sie wiesen auf Jesus, 19783

Pagel

Bultmann, Rudolf, *20.8.1884 Wiefelste- de/Oldenburg, +30.7.1976 Marburg. Von der —> liberalen Theologie (W. Herrmann) her­kommend, schloß B. sich früh der dialekti­schen Theologie (K. -h> Barth) an. Seit 1921 war er Professor für NT in Marburg. Zu­sammen mit M. Dibelius (1883-1947) wurde er Begründer der »Formgeschichtli­chen Schule« (—> Bibel) in der Evangelienfor­schung. Weltweites Echo und harte kirchli­che Auseinandersetzungen (-» Bekenntnis­bewegung) rief sein 1941 formuliertes Pro­gramm der Entmythologisierung des NT hervor. Schüler B.s sind u.a. H. Braun






Rudolf Buhmann


(*1903), E. Fuchs (*1903), E. Käsemann (*1906), G. Ebeling (*1912), H. Conzelmann (*1915), W. Marxsen (*1919).



I. Theologie

  1. DAS VERHÄLTNIS DER HISTORISCHEN FOR­SCHUNG ZUR GLAUBENSERKENNTNIS: B. setzt die historische Forschung nicht wie die Li­beralen in ein geradliniges, sondern mit —> Kierkegaard in ein dialektisches Verhältnis zur Glaubenserkenntnis. Und er sieht nicht wie diese im Leben, sondern im Tod Jesu das Heilsgeschehen. Im Unterschied zum einfa­chen Gläubigen trennt er historische Wahr­heit und Glaubenswahrheit bis auf einen schmalen Rest: Das »Daß« des Gekommen­seins Jesu und seines Kreuzestodes muß hi­storisch sein. Das Wie und Was seines Le­bens und Sterbens ist dagegen für den Glau­ben unwichtig. Forschung und Glaube tre­ten auseinander. Erstere soll vor allem dem Glauben falsche Stützen nehmen. Histori­sche Sicherheit als Glaubensgrundlage wäre genau so verwerflich wie kath. Werkgerech­tigkeit.

  2. DAS HEILSGESCHEHEN AM KREUZ: B. sieht im Tode Jesu nicht Opfer und Sühne, sondern das befreiende Gericht Gottes über alle menschliche Eigenmächtigkeit. Ans Kreuz glauben heißt, seine Sicherheiten fahren las­sen und fortan aus dem Unverfügbaren, aus der göttlichen Gnade und Vergebung leben.

Es heißt, sich selber und der Welt sterben und so das Kreuz Jesu als das eigene über­nehmen.

  1. die ENTMYTHOLOGisiERUNC.: B.s 1941 er­schienener Aufsatz »Neues Testament und Mythologie« stand viele Jahre im Vorder­grund der deutschen theologischen Diskus­sion (vgl. die Bände Kerygma und Mythos, hg. von H. W. Bartsch). B. behauptet hier, die Heilsbotschaft werde im NT in mythischem Gewand vorgetragen und müsse heute neu interpretiert werden. Mythologisch nennt er eine Redeweise, in der Jenseitig-Göttliches als Diesseitig-Menschliches erscheint. Wie die darin auf Kant zurückgehende liberale Theologie bestreitet er ein im Raum der Welt und der Geschichte erkennbares Got­teshandeln.

  2. die existentiale Interpretation: In der ge­forderten Neuinterpretation des Evange­liums greift B. auf Gedanken des Philoso­phen Martin Heidegger (1889-1976) zu­rück: Zur menschlichen Existenz gehören bestimmte Grundbefindlichkeiten, sog. Exi­stentialien: Man weiß um seine Existenz, um ihre Verantwortung und Gefährdung. Man muß sich entscheiden, man kennt Sor­ge, Angst und Tod. Man kann sich selbst ver­lieren oder auch gewinnen. Das Evangelium ist nun so auf diese Existentialien hin auszu­legen, daß der Mensch von Christus her sich und seine Situation neu verstehen lernt. Im konkreten Fall wird dabei die existentiale Auslegung zur existentiellen.

II. Würdigung

Zu 1. B. hat darin Recht, daß der Glaube nicht aus historischen Beweisen entsteht. Aber anderseits baut er auf ein in der —» Ge­schichte verwurzeltes Wort. Darum kann historische Arbeit sehr wohl den Glauben festigen, klären und vertiefen, stand doch Je­sus als profilierte Gestalt in der Geschichte eines profilierten Volkes. Eine Sicht, die sich mit dem »Daß« begnügt, droht selber unge­schichtlich zu 'werden.

Zu 2. B. kann das Kreuz nicht verständlich machen. Das »Gericht« ergeht täglich über­all in der Welt, und der Mensch kann sich auch in einer philosophischen Bekehrung entschließen, aus dem Unverfügbaren und aus der »Gnade« zu leben. Im NT handelt es sich am Kreuz um die Sühne, die dieser eine Mensch, Jesus, für alle geleistet hat (Röm 4,25). Wie zum Gekreuzigten so findet B.

auch zum Auferstandenen kein eigentliches Verhältnis. Seine Formel, Jesus sei ins Wort der Predigt auferstanden, ist ganz unzutref­fend (-* Auferstehung).

Zu 3. B.s. Begriff des Mythos stammt aus der religionsgeschichtlichen Forschung, für die alles Jenseitig-Göttliche unter dieselbe Ka­tegorie fällt. Der Gott der Bibel aber kann da nicht untergebracht werden. Sein Handeln ist Wirklichkeit im Himmel und auf Erden. Deshalb muß man nicht nur die Entmytho- logisierung, sondern B.s Mythosbegriff überhaupt ablehnen.

Zu 4. Existentialien wie Schuld, Sorge, Ent­scheidungssituation können zum Verstehen des Evangeliums helfen. Sie können aber auch zu Mißverständnissen führen oder für die Botschaft überhaupt verschließen. Die Fixierung auf das Selbstverständnis des ein­zelnen bringt zugleich eine Verengung mit sich, die den Blick für die soziale und kosmi­sche Dimension der biblischen Botschaft verschließt.

Lit.: B., Glauben und Verstehen, Bd I - IV, 1933-65 - Uber B.: W. Schmithals, Die Theologie R.B.s., 19672 — K. Barth, R.B., Ein Versuch, ihn zu verste­hen, 1953 - O. Rodenberg, Um die Wahrheit der Hl. Schrift, 19664 - F. Flückiger, Existenz und Glaube, 1966 - K. Bockmühl, Atheismus in der Christen­heit, 1969

H Schmid



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