Ihloff, Gustav, *3.8.1854 Templin/Uk- kermark, 126.6.1938 Neumünster, Buchhändler und Verleger, Inspektor und Vorsitzender des Gemeinschaftsvereins in
Schleswig-Holstein. I. kam 2 5 jährig durch J. v. Oertzen als »Sendbote« (= Prediger) nach Schleswig-Holstein. Von einer Englandreise brachte er das Liederbuch »Sacred Songs and Soli« mit, das ihm und Pastor Joh.
Röschmann (Hamburg) zum Vorbild für das »Reichsliederbuch« (1892 —» Liedgut) wurde, das in der Folgezeit zum meistge- brauchten Gesangbuch der deutschsprachigen ev. Christenheit wurde. In Neumünster begründete I. die Buchhandlung des Gemeinschaftsvereins mit Verlag und Druckerei. Weite Verbreitung erlangte das Verteilblatt »Nimm und lies«. I. hatte die Gabe der erwecklichen ebenso wie der biblisch-lehrhaften Rede und wirkte als Seelsorger. Seit 1915 war er erblindet.
Lit.: A. Korthals (Hg.), 100 Jahre Gemeinschaftsverein in Schleswig-Holstein, 1957 - K. Möbius. (Hg.), Der ev. Buchhandel, 1961
Lindner
Gustav Ihloff
Ludwig Heinrich Ihmels
Ihmels, Ludwig Heinrich, *29. 6. 1858 Middels/Ostfriesland, 17.6.1933 Leipzig. I. war tätig im ostfriesischen Pfarrdienst (1881-1894), im Fort- und Ausbildungsdienst (- 1898 Loccum), als Professor der Dogmatik (Erlangen, 1902 Leipzig) und ab 1922 als sächsischer Landesbischof (Dresden). Er trieb Theologie streng als Offenbarungstheologie, wandte sich mehrfach der Gewißheitsfrage zu und war dem Junglu-
thertum verpflichtet (Vorsitzender der Allg. ev.-luth. Konferenz). —» Erlanger Theologie
Lit.: Festschrift für L. J. 1928 (dort Werkeverzeichnis) - E. Sommerlath, Die theol. Bedeutung des ersten sächsischen Landesbischofs L. I., Festschrift fürG. Noth 1964, 238-249-D. Roth, Der Prediger Ludwig Ihmels, Diss. theol. 1970 (1973), S. 227-236 Quellen, 236-239 Lit.
Redaktion
Independentismus
Independentismus, von independent = unabhängig, Bezeichnung für Gemeinden und Gemeindebünde, die auf der Grundlage der Selbständigkeit (Autonomie) der Einzelgemeinde aufgebaut sind und ihre Unabhängigkeit von Staat, Bischofsamt und Synoden meist theokratisch mit Hilfe des Bundesgedankens (covenant) begründen. Zu den Independenten rechnet man u.a. die im Zuge des englischen Puritanismus sich bildenden Kongregationalisten, Presbyterianer und —» Baptisten, ferner die —» Freie ev. Gemeinde.
Geldbach
Innere Mission
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der Anfang Das irdische Bild Christi ist unlösbar auch mit den Elenden verbunden, denen er half. Die Christenheit aller Zeiten hat versucht, in seiner —> Nachfolge eine Liebestätigkeit zu entfalten.
1. Vorläufer im Pietismus. Der Vater des —» Pietismus, Ph. J. Spener (1635-1705), hat mit dem Einsatz der Laien in den Pastorenkirchen den Weg in die Missions- und Liebestätigkeit geöffnet. »Die Armut ist ein Schandfleck unseres Christentums.« Ein aktives planmäßiges sozialpolitisches Wollen setzte ein. A. H. Francke (1663-1727) eröff- nete die christliche Anstaltsdiakonie mit der Halleschen Schulstadt. Neben der traditionellen Methode, gemeinnützige Anstalten durch Spenden in Gang zu halten, sucht er durch wirtschaftliche Betriebe ihre finanzielle Selbsterhaltung zu fördern. Bei Zin- zendorf (1700-1760) und der -> Brüdergemeine sind bis in die Einzelgestaltung hinein Missionspflicht und —> Diakonie, Gemeindemäßigkeit und schlichte Bruderschaft aller Glieder ineinander verwoben.
3- BAHNBRECHER INNERHALB DER ERWECKUNGSBEWEGUNG. Die -» Erweckungsbewegung bildet den Mutterboden der Diakonie und der Inneren Mission im 19. Jh., zuerst vor allem in Süddeutschland. Aus einer ungestümen eschatologischen Naherwartung bricht
ein neuer christlicher Liebeswille nach dem Abklingen der Aufklärung und ihrer humanitären Aktivität hervor. Oberlin
(1740-1826) wird zum Vater der Kleinkinderschule. Der Pfarrer und Schriftsteller Ph. M. Hahn (1739-1790), ein »mechanisches Genie«, weckt unter seinen Landsleuten die schlummernde technische Begabung und ermöglicht eine blühende schwäbische mechanische Kleinindustrie. C. H. -^-Zeller (1779-1860) steht voran in der süddeutschen Rettungshausbewegung für verwahrloste Kinder. Hier wird der Typus des christlichen Schulmannes herangebildet. Die Anstaltsfeste werden zum Mittelpunkt ganzer Landschaften. Das gleiche tun J. D. -> Falk (1768-1826) in Weimar und Graf A. von der -» Recke-Volmarstein (1791-1878) in Düsseltal und andere.
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DIE FRAU IN DER EVANGELISCHEN DIAKONIE. Innerhalb der Erweckungsbewegung fanden Frauen und Mädchen neue Aufgaben des christlichen Dienstes. Wegbahnerinnen wurden die Engländerin E. —» Fry (1780-1845) und A. Sieveking
(1784-1859) in Hamburg. T. —» Fliedner (1800-1864) in Kaiserswerth wurde zum Bahnbrecher der weiblichen Diakonie, angeregt durch englische und holländische Vorbilder. Eine neue helle Zeit der Krankenpflege brach durch die ersten —»Diakonissen an. Neben Kaiserswerth entstanden andere Diakonissenhäuser eigener Prägung, besonders charakteristisch die lutherische Arbeit W. —> Löhes in —» Neuendettelsau. Neue Impulse begannen in der Zeit der proletarischen Frauenemanzipation und der marxistischen Arbeiterbewegung durch F. v. —> Bodelschwingh (1831-1910) und E. v. -* Tiele-Winckler (1866-1930). Eine freie Schwesternschaft sammelte sich im »Zehlendorfer Verband für Ev. Diakonie«. Die um die Jahrhundertwende erstarkte —» Gemeinschaftsbewegung wie die —► Freikirchen gründeten ebenfalls eigene Diakonissenhäuser. Pastor —> Krawielitzki (1866 — 1942) legte den Grund zum —» Deutschen Gemeinschaftsdiakonieverband mit seinem Zentrum in Marburg und seinen sechs Mutterhäusern. Hier wird den Diakonissen neben dem karitativen Dienst das Zeugenrecht und die Zeugenpflicht auferlegt. Es entstanden daneben ein Bund deutscher Gemeinschaftsdiakonissenhäuser und ein Verband ev.-freikirchlicher Mutterhäuser. Ein steter
Gestaltwandel der schwesterlichen Gemeinschaft setzt sich dabei bis zur Gegenwart fort.
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JOHANN HINRICH WICHERN UND DIE MÄNNLICHE diakonie. —» Wiehern (1808-1881) gründete T833 das »Rauhe Haus« für gestrandete Hamburger Jungen und die 1. Diakonenanstalt. Damit begann der Weg der männlichen Diakonie. Gründungen anderer Diakonieanstalten folgten in den einzelnen Landesund Freikirchen. Im Revolutionsjahr 1848 veranlaßte Wiehern durch seine berühmte Stegreifrede vor dem Kirchentag in Wittenberg die Gründung des Central Ausschusses für die Innere Mission, einer Dachorganisation aller kirchlichen Liebes werke. In Berlin gründete Wiehern noch das Johannesstift.
Bis 1914* entfaltet sich der Dienst der I.M. nach vielen Seiten. F. v. Bodelschwingh wird in —» Bethel zum Vater der Epileptischen und der Wanderarmen. Der bedrückenden Wohnungsnot der Arbeiterschaft begegnet er durch die Schaffung von Arbeiterheimen. A. —> Stoecker nimmt mit der —» Berliner —> Stadtmission den Kampf um das entkirchlichte Berlin auf, ringt um eine christliche Sozialpolitik und ruft, freilich ungehört, nach einer staatsfreien —> Volkskirche. Allerdings belastet er die von ihm gegründete und erfolglose »Christlich-soziale Partei« mit seinen Thesen gegen das freisinnige Re- formjudentum. Ein Ev.-Sozialer Kongreß entsteht und mit ihm eine Ev. —» Arbeiterbewegung. Die Fürsorgearbeit wird bis zum ersten Weltkrieg stetig ausgebaut. Der Schwerpunkt liegt wie bisher auf den überkommenen diakonisch-fürsorgerischen Arbeitsgebieten: Seemannsmission, Flußschiffermission, Kellnermission, (—> Berufsmission), Auswandererfürsorge, Gefängnisfürsorge, —» Bahnhofsmission, —> Jugendarbeit, —> Mitternachtsmission, Altenfürsorge, —> Blaukreuzarbeit, Taubstummblindenheimarbeit, -> Weiß-Kreuzarbeit, Gründung des »Deutsch-Evangelischen Frauenvereins zur religiös-sittlichen Erneuerung des deutschen Volkes und zur Lösung der sozialen Frauennot« sowie des »Verbandes der Evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen«, Aufbau ev. Büchereien, Zusammenschluß der Schriftenmission 1910 im Ev. Preß verband für Deutschland, schließlich die Untergliederung der verschiedenen Dieriste der I.M. in 37 Fachverbänden - all diese Aktivitäten entfalteten sich vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Ohne ein Heer von freiwilligen Helfern und Helferinnen wäre die Arbeit nicht möglich gewesen. Aus Wicherns Anfang wurde ein weites Werk.
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I.M. UND DIAKONIE ZWISCHEN ZWEI WELTKRIEGEN (1914-194 5). Im ersten Weltkrieg lag der unmittelbare Sanitätsdienst an den Soldaten ganz in den Händen des Roten Kreuzes (H. Dunant), unterstützt durch Diakonissen und Diakone. In der Heimat erwuchsen der I.M. angesichts krisenhafter Erscheinungen auf sittlichem Gebiet neue Aufgaben im Bereich der Volksgesundheit neben der allgemeinen -» Volksmission.
In der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) konzentrierten sich bei erfolgter Trennung zwischen -» Kirche und Staat sowie Schule und Kirche (-» Religionsunterricht) die Aktivitäten wesentlich auf die größeren Städte. Eine sorgfältige und ausgedehnte Fürsorge in der Inflationsnot und später in der Arbeitslosennot versuchte zu helfen und dem Staat in seiner Wohlfahrtsgesetzgebung aus den in der I.M. gesammelten Erfahrungen beratend beizustehen. Volksmission, Posaunenmission, Evangelisation als Gemeindemission entfalteten sich. Evangelische Versicherungsvereine, Evangelische Wohnungsbaugenossenschaften entstanden. In den Kampfzeiten zwischen 1933-1945 konnte sich die I.M. gegen eine Auflösung schützen, indem sie sich 1934 in einer »Arbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Verbände und Werke der Deutschen Evangelischen Kirche« unter den Schutz der Gesamtkirche stellte.
Die Lahmlegung der christlichen Presse mit einer Gesamtauflage von 14 bis 15 Millionen Schriften mußte 1941 hingenommen werden. Dagegen gelang es F. v. —» Bodelschwingh, die Gnadentod-Aktion vor den Toren Bethels abzustoppen und damit ein Zeichen zu setzen. Beyreuther
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neu ANFANG nach 1945. Das Ev. Hilfswerk (1945, Zentralbüro des HW in Stuttgart) wurde zum neuen Aufbruch des Dienstes bis in die letzte Gemeinde. Diakonie der Kirche, Selbsthilfe der Christenheit, Überwindung der Notstände der Zeit, innerkirchlicher Lastenausgleich, kirchlicher Wiederaufbau, Lebenshilfe durch Beratung, diakonisch voll verantwortliche Gemeinde und Zusammengehen mit den Liebeswerken der I.M. - waren die Grundzüge der Hilfswerk-Arbeit, die der württembergische Landesbischof Theophil Wurm zusammen mit Eugen Gerstenmaier in seinem »Stuttgarter Manifest der christlichen Liebe« (1.8.1945) postulierte, also noch vor der ersten ev. Kirchenkonferenz von Treysa, auf der das »Hilfswerk der —» Ev. Kirche in Deutschland« von den Vertretern aller 28 Landeskirchen einstimmig gegründet wurde. »Das HW der EKD wird von der EKD, den Gliedkirchen und deren Gemeinden getragen. Es dient dem kirchlichen Wiederaufbau sowie der Linderung und Behebung der Notstände der Zeit« (Grundordnung der EKD 1948, Art. 15). Koordinierungsausschüsse und »Diakoni- scher Beirat« (1949; hier vor allem Volkmar Herntrich und Heinrich Riedel) bereiteten die erste gemeinsame Tagung von HW und
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M. vor (1953 Berlin) und führten zielstrebig zu der von der EKD-Synode 1957 in Spandau auch kirchengesetzlich bestätigten Fusion beider Werke.
8. ..DAS DIAKONISCHE WERK DER EKD« (Sitz Stuttgart) hat seitdem als Werk der Kirche die Aufgabe, »die diakonisch-missionari- sche Arbeit zu planen und zu fördern und dadurch zu helfen, daß die ev. Christenheit in Deutschland ihren Auftrag erfüllt, wie er in Art. 15, Abs. 1 der Grundordnung der EKD umschrieben ist«. Sein erster Präsident wurde Friedrich Münchmeyer. Organe sind: Diakonische Konferenz und Diakonischer Rat. Im Diakonischen Werk ist die diako- nisch-missionarische Arbeit aller Landesund Freikirchen in Deutschland als »Wesens- und Lebensäußerung der Kirche« zusammengefaßt (1969 hat sich die Diakonie im Bereich der DDR organisatorisch verselbständigt).
Mit seinen hauptamtlichen Voll- und Teil- zeitbeschäftigten sowie einem Mehrfachen von freiwilligen Mitarbeitern leistet das Diakonische Werk in über 22000 Einrichtungen sowie Helfer- und Selbsthilfegruppen und 533 Ausbildungsstätten soziale, pflegerische, pädagogische und gemeindliche Dienste.
Dazu kommt die Hilfe für den fernen Nächsten an den Brennpunkten der Not der Dritten Welt. Hier fördert das Diakonische Werk in ökumenischer Zusammenarbeit durch besondere Aktionen (z.B. —» »Brot für die Welt«) und durch Katastrophenhilfe die
Überwindung von Hunger, Armut und Krankheit. Die Arbeitsgemeinschaft »Missionarische Dienste« hat ebenfalls ihre Zentrale im Diakonischen Werk.
Lit.: J. H. Wiehern, Die I.M. der deutschen ev. Kirche, 18893 - Gerh. Füllkrug, Die I.M., 1928 — H. C. v. Hase u. P. Meinhold (Hg.), Reform der Kirche und Gesellschaft 1848-1973, 1973 - Die Innere Mission (Zeitschr.)
Schober
Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses, Ev. V erein für
Der Verein wurde unter Berufung auf das Augsburgische Bekenntnis von 1530 am 24.1.1849 in Durlach als Gemeinschaftsverband innerhalb der Ev. Landeskirche in Baden gegründet, eine Frucht der Erweckungsbewegung unter A. -» Henhöfer. Nachhaltig geprägt wurde der Verein durch Pfarrer Th. —> Boehmerle: Gründung des Bibelheimes »Bethanien«- in (Karlsbad-)Langensteinbach, Herausgabe des »Reich-Gottes-Boten« und des »Engels-Kalenders«. Der Verein hat zwei Alten- und Pflegeheime. 25 Predigtbrüder und 5 Missionsschwestern betreuen mit vielen ehrenamtlichen »Stundenhaltem« die über 400 Gemeinschaften. Geschäftsstelle (Inspektor W. Hauser), Buchhandlung und Verlag sind in Karlsruhe.
Breymaier
Inspiration —> Bibel III. 1 Inspirationsgemeinden Spiritualismus
International Council of Christian Churches (ICCC)
Der ICCC (= Internationaler Rat christlicher Kirchen) geht auf die Bemühungen des militanten Führers der extremen amerikanischen —» Fundamentalisten, Carl Mclntire, zurück. Der ICCC wurde wenige Tage vor der 1. Vollversammlung des ökumenischen Rats der Kirchen 1948 ebenfalls in Amsterdam gegründet. Er war von Anfang an als Gegen-Ökumene gedacht und wandte sich in seinen Verlautbarungen gegen Modernismus, Rationalismus, Kommunismus, —» Sozialismus, —» Atheismus und die röm.- kath. Kirche, den Internationalen Missionsrat und die —> ökumenische Bewegung. Letztere wurde bezichtigt, den Protestantismus mit der Orthodoxie der römischen Kirche zuführen zu wollen, um so eine »Superkir- che« zu errichten. Demgegenüber versteht sich der ICCC als der allein »heilige Rest«, der eine Reformation im 20. Jh. (Twentieth
Century Reformation) unternimmt. Aufnahme in den ICCC finden nur Kirchen oder Einzelpersonen, die im Sinne Mclntires Fundamentalisten sind (B. —» Graham z.B. wird als »Kompromißler« verworfen). So steht in der 11 Fundamentalien umfassenden Lehrbasis das Bekenntnis zur göttlichen Inspiration der Hl. Schrift, zu ihrer Fehlerlo- sigkeit und Unfehlbarkeit (inerrancy, infal- libility) an erster Stelle. Nach eigenen Angaben gehören über 120 Kirchenkörper - oft Splitterkirchen und kleine Gruppen - dem ICCC an. Das internationale Hauptquartier ist in Amsterdam,- das offizielle Organ heißt »The Reformation Review«. Etwa alle 5 Jahre findet eine Vollversammlung statt. In Europa hat der ICCC nur wenig (Holland, Skandinavien), in Deutschland so gut wie kein Echo gefunden.
Lit.: J. Reich, »Twentieth Century Reformation«. Dynamischer Fundamentalismus nach Geschichte und Erscheinung, 1969
Geldbach
Internationale Vereinigung christl. Geschäftsleute -> Berufsmissionen 5.
Internationaler Kongreß für Weltevangelisation in Lausanne (IKfW)
I. Vorgeschichte und Durchführung des Kongresses
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der ikfw hat seine Vorgeschichte in den in der ganzen Welt nach dem 2. Weltkrieg durchgeführten Großevangelisationen, die v.a. mit dem Namen B. —» Graham verbunden sind. Sie führten zu einer Kongreßbewegung, die im Weltevangelisationskongreß in Berlin 1966 ihren Anfang nahm, sich in einer Reihe von regionalen Kongressen (darunter der europäische in Amsterdam 1971) fortsetzte und dann zum IKfW in Lausanne (16.-25.7.1974) führte. Initiator auch dieses Kongresses war B. Graham. Ein internationales Planungskomitee wurde mit der Vorbereitung beauftragt. Es setzte einen Exekutivausschuß ein, dessen Mitglieder B. Graham (als Leitender Vorsitzender), Bischof A. J. Dain, D.E.Hoke und P.E.Little waren.
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Mit den rd. 4000 Menschen aus 150 Nationen, die dem Kongreß beiwohnten (2 700 Teilnehmer, dazu Beobachter, Mitarbeiter, Journalisten etc.), war der IKfW die bisher größte Zusammenkunft leitender Evan- gelikaler. Dabei wurde vom Planungskomitee sorgfältig darauf geachtet, daß mindestens 50% der Teilnehmer aus der Dritten Welt kamen.
3. der Kongress war stark von dem Eindruck des explosiven Bevölkerungswachstums und der Zahl der 2,7 Milliarden Nichtchristen auf der Welt bestimmt und sich daher der Dringlichkeit des Missionsauftrags sehr bewußt. Neben der daraus folgenden Nüchternheit stand jedoch auch ein Optimismus, der die Chancen christlicher -» Mission als so gut wie noch nie bezeichnete (B. Graham). In diesem Zusammenhang diskutierten die Teilnehmer »Formen kirchlichen Wachstums«, die vielfältigen Evangelisationsmethoden und -formen, sowie in eigens dafür nach Nationen aufgegliederten Arbeitsgruppen Fragen der nationalen »Strategie« (-» Afeva).
n. Der Inhalt der Kong ress Arbeit
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Im Vorfeld der Frage um die Theologie der Evangelisation wurde bewußt auch die theologische Grundfrage nach dem Verständnis der —» Bibel-angesprochen. In den Referaten wurde die Inspirationslehre grundsätzlich von den Eigenschaften der »Unfehlbarkeit« und »Irrtumslosigkeit« her gefüllt. Bemerkenswert ist, daß die Lausanner Verpflichtung hier (in Art. 2) zurückhaltender und zugleich präziser redet, wenn sie die Irrtumslosigkeit konkret auf die eindeutige Aussageintention der Bibel (»in all that it affirms«) bezieht. Theologisch beachtenswert bleibt weiter die wiederholt begegnende Absage an —» Säkularismus, —> Synkretismus und -» Universalismus in der Mission (J. Stott u.a.).
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Im Blick auf das Evangelisationsverständnis lag die Betonung darauf, daß es weder vom Ergebnis noch den Methoden her definiert werden dürfe, sondern ausschließlich von der christlichen Botschaft selbst (J. Stott); daß der Adressat der Evangelisation nicht als neutral, sondern nach Röm 1 als gottwidrig und deshalb erlösungsbedürftig einzuschätzen sei (S. Uda); daß sich christliche Mission inmitten der Auseinandersetzung zwischen dem angebrochenen Reich Gottes und dem mächtiger werdenden Reich Satans vollzieht (P. Beyerhaus).
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Stärker als auf früheren evangelikalen Weltkongressen war in Lausanne die Sensibilität für die Fragenkreise Kultur und Gesellschaft. Im Gegenzug gegen bisher unbedacht geübten »Kulturimperialismus« in der
Mission wurde die Einpassung der christlichen Botschaft in den jeweiligen kulturellen Kontext gefordert (McGavran). Entsprechend wurde der Dialog mit Angehörigen nichtchristlicher Religionen als eine Methode der Mission bejaht (J. Stott). Zugleich wurde aber auch davor gewarnt, dabei vor evangeliumswidrigen religiösen und sozialen Strukturen voreilig zu kapitulieren: die Evangelisation müsse auf die Erneuerung des ganzen Menschen zielen, einschließlich der Strukturen, in denen er sich vorfindet (R. Padilla). Die Reihenfolge »erneuerte Menschen- soziale Erneuerung« bleibe zwar gültig, sie sei aber kein Automatismus (S. Esco- bar). Von ihrer sozialen Verantwortung her sei die Gemeinde nicht nur zur eigenen beispielhaften Tat, sondern auch zur prophetischen Anprangerung gesellschaftlicher Mißstände ermächtigt (C.F.Henry). In seinem Verhältnis zum ökumenischen Rat der Kirchen sah der Kongreß seine Aufgabe weniger in der Abgrenzung als in konstruktiver Kritik. Die als Ergebnis und Aufgabenstellung zu verstehende Lausanner Verpflichtung hat weltweite Beachtung erlangt. Im deutschsprachigen Raum ist der IKfW jedoch erst anfangsweise fruchtbar geworden (Christival der —> AG JE; -» Afeva; —» AfeT).
Lit.: Henry/Mooneyham (Hg.), One Race, One Gospel, One Task (Dokumentarband von Berlin 1966) - »Alle Welt soll sein Wort hören« (Dokumentarband von Lausanne), 1977 - H. Burkhardt, Lausanne 74. Ein Bericht, in ThB Jg 5/74, S. 273-293 - K. Bockmühl, Evangelikale Sozialethik, 1975 — R. Padilla (Hg.), Zukunftsperspektiven, 1977
Laepple
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