Evangelisches Gemeindelexikon



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Asmussen, Hans, *21.8.1898 Flensburg, t30.12.1968 Heidelberg. 1923-1933 Pastor in Flensburg, in Albersdorf/Holstein und in Altona. Himmelfahrt 1933 als erster ev. Pa­stor vom nationalsozialistischen Regime aus dem Amt entfernt. Nach führender Mit­arbeit in der Bekennenden Kirche (-» Kir­chenkampf) 1945 — 1948 Präsident der Kanz­lei der—»EKD, 1949-1955 Propst von Kiel. Christlich prägender Einfluß durch das El­ternhaus und einen um den Pastor E. —> Wacker bestehenden luth.-pietistischen Pa­storen- und Lehrerkreis. Bekannt wurde A. durch seine entscheidende Mitverfasser­schaft am Aitonaer, am Barmer und am Stuttgarter Schuld-Bekenntnis. Seine 1933-1945 einflußreiche luth. Theologie geriet durch den Widerspruch zu —> Bult­manns Entmythologisierung und —> Barths politischer Theologie nach 1945 in Isolie­rung und Vergessenheit.

Lit.: H. Asmussen, Zur Jüngsten Kirchengeschich- tc, 1961


Asyl Rämismühle

Die Heimstätte R. im zürcherischen Tösstal wurde 1885 als Glaubenswerk der Inneren Mission von Schwester Elise Gossweiler für müde und kranke Menschen gegründet. Im Laufe der Jahre wuchs das Werk, zu dem 15 Häuser gehören: Erholungsheime (Haus »Libanon«« liegt in Speicher im Kanton Ap­penzell AR), in denen auch Tagungen, Frei­zeiten und Konferenzen abgehalten werden, Alters- und Pflegeheim. Ein eigener Verlag dient der Schriftenmission (—> Literaturar­beit). - Unter den früheren Leitern und ver­antwortlichen Mitarbeitern sind u.a. zu nennen: Gg. Steinberger, F. —■» Binde und die Missionare Gg. Krampf und Gg. Russenber­ger. Zusammen mit einem Komitee leitet z.Zt. Hausvater Gerhard Schaaf die Gesamt­arbeit.



Möller

Atheismus



  1. Definition

Unter A. ist die ausdrückliche Bestreitung der Existenz eines gegenüber Mensch und Welt »anderen« überlegenen Wesens zu ver­stehen, das man sich im allgemeinen nach der Analogie menschlicher Personhaftigkeit vorstellt.

  1. Christlicher .Atheismus und Theismus« Wegen ihrer Nichtteilnahme am staatlichen Kaiserkult, dem Einheitsband des römi­schen Weltreiches, wurden die Christen als »atheoi««, Gottlose, verfolgt. Die ausschließ­liche Bindung an den —> Gott der biblischen Offenbarung (1. Gebot) nötigte zur Bestrei­tung der Gottheit aller anderen »Götter«. Ju­stin der Märtyrer (2.Jh) schrieb: »Wir beken­nen hinsichtlich dieser angeblichen Götter, Atheisten zu sein, nicht aber hinsichtlich des wahren Gottes« (Apol. 1,6,1). Die christ­lichen Apologeten (—> alte Kirche) versuch­ten zu beweisen, daß der biblische Gottes­glaube mit der Gotteslehre der großen grie­chischen Philosophen übereinstimme. Der philosophisch gerechtfertigte (und abge­wandelte) christliche Gottesglaube rückte seit dem 4.Jh. in die Funktion einer Staatsre­ligion ein. Trotz einzelner Proteste gegen die Überfremdung der christlichen Gotteslehre und wirksamer Rückgriffe auf die Bibel (vor allem Luther) blieb es im großen und ganzen dabei bis in die Blütezeit der altprotestanti­schen Orthodoxie im i7.Jh.

  2. Atheismus im 17.JH.

Nach den Schreckensjahren des Dreißigjäh­rigen Krieges kamen atheistische Flugschrif­ten in Umlauf, z.B. aus der Feder Matthias Knutzens (1646-1674). Seither hatten sich die Theologen mit dem A. auseinanderzu­setzen. Johannes Müller veröffentlichte 1672 die »Besiegte Atheisterey«. Doch war der Triumph, den die Buchtitel ankündig­ten, verfrüht und der Ruf nach drakonischen Strafen durch den weltlichen Arm (z.B. bei Müller) ein verdächtiges Zeichen der Schwäche.

  1. Deismus

Der Abwehr des A. sollte die wachsende Be­tonung der natürlichen Gotteserkenntnis dienen. Hugo Grotius verfaßte 1622 eine Apologie des Christentums (»Bewys van de waren godsdienst«) für Seefahrer, die mit heidnischen Völkern in Berührung kom­men; sie fand große Verbreitung und viele Nachahmer, wurde auch zum Zweck der Mission ins Persische, Arabische, Malabari­sche und Chinesische übersetzt. Den Got­tesglauben stellte er als allgemeine Ver­nunftwahrheit dar, die man auch abgesehen vom Christentum erkennen könne. Vor al­lem der englische Deismus (z.B. John Locke: »The reasonableness of Christianity« 1695, Matthews Tindal: »Christianity as old as the Creation« 1730) reduzierte den Glauben auf vermeintliche Vernunft Wahrheiten. Noch Voltaire und die französischen Enzyklopädi­sten, scharfe Kritiker des Christentums, blieben dem Deismus treu. Aber immer lau­ter erhoben sich atheistische Stimmen ge­gen eine dergestalt ausgelaugte Religion.

  1. Atheismus im is.Jh.

»Was ist in der Tat ein Atheist«, fragte der Baron d'Holbach in seinem »Systeme de la nature« (1770): »Er ist ein Mensch, der die dem Menschengeschlecht schädlichen Hirngespinste zerstört, um die Menschen zur Natur, zur Erfahrung, zur Vernunft zu­rückzuführen«. Am 10. 11. 1793 erklärten im Zuge der Französischen Revolution die Hebertisten in Notre Dame zu Paris den christlichen Gott für abgesetzt und prokla­mierten die atheistische Vernunft als Göt­tin: Dies war jedoch nur ein Zwischenspiel; denn schon nach einem halben Jahr trat der Deismus wieder in Kraft: Robespierre ließ den Konvent die Existenz eines höchsten Wesens beschließen. Seither aber setzt sich der A. im neuzeitlichen Denken in ständig

wachsendem Maße durch, trotz zeitweiliger romantischer Restaurationen.



  1. Formen des neuzeitlichen Atheismus Die vielfältigen Ausprägungen des neuzeit­lichen A. lassen sich auf drei Grundtypen, den wissenschaftlichen, den philosophi­schen und den ethischen A. zurückführen.

i. wissenschaftlicher a. In den neuzeitli­chen Wissenschaften herrscht zunehmend ein methodischer A.: Die Dinge lassen sich ohne Gott erklären. Gegenüber Napoleon erklärte Laplace (1805): »Ich hatte diese Hy­pothese nicht nötig«. Nicht ganz zu Unrecht behauptet der in der DDR erschienene »Wegweiser zum A.«: »Selbst solche Na­turwissenschaftler, die zu Hause oder in der Kirche ... an Gott glauben, arbeiten auf wissenschaftlichem Gebiet im Sinne des A.«, und schließt daraus, daß in der Wissen­schaft der Gottesglauben keine Rolle spiele. Das Argumentieren, »etsi deus non dare- tur«, (als ob es Gott nicht gäbe,- H. Grotius), hat sich inzwischen auch in den Geisteswis­senschaften durchgesetzt. Auch die kriti­sche Geschichtswissenschaft verzichtet auf Gott als Arbeitshypothese und verursacht damit bei der Übernahme in die Theologie bis heute ungelöste Probleme. So war z.B. die Annahme der Unmöglichkeit des Eingriffs übernatürlicher Kräfte in natürliche Abläufe eine der Voraussetzungen des —» Bultmann- schen Entmythologisierungsprogramms, das die deutschsprachige Theologie lange Zeit in Atem hielt. Dieser methodische A. kann durchaus mit persönlicher Frömmig­keit Hand in Hand gehen. Kant gab die Be­gründung. Er unterschied zwischen theore­tischer und praktischer Vernunft, »und mit dieser«, so karikierte Heinrich Heine (1854), »wie mit einem Zauberstäbchen, belebte er wieder den Leichnam des Deismus, den die theoretische Vernunft getötet«. Eine Spiel­art des methodischen A. ist der Agnostizis­mus, der bestreitet, daß über das mit wissen­schaftlichen Methoden Nachprüfbare hin­aus sinnvolle Aussagen gemacht werden können und daher auf solche verzichtet. Man kann sich dafür auf die Schlußthese 7 im »Tractatus logico-philosophicus« des Neopositivisten L. Wittgenstein (1921) beru­fen: »Wovon man nicht sprechen kann, dar­über muß man schweigen«, die ja die These 6.522 nicht aufhebt: »Es gibt allerdings Un­aussprechliches«. Diese Spielart scheint die eigentlich für die Gegenwart charakteristi­sche zu sein. Viele fühlen sich, wie der Strukturalist Levi-Strauss, von religiösen und metaphysischen Problemen einfach nicht mehr betroffen. Sie lassen sie auf sich beruhen. Nach [ean Amery (1969) »befinden wir uns in einem Stadium der Geistesge­schichte, darin für die ganze A.-Diskussion sich kein rechter Platz mehr finden will«.

  1. philosophischer a. Demgegenüber wirkt der thetische A. verschiedener philosophi­scher Richtungen heute antiquiert und dogmatisch. Der Materialismus ist im Ost­block Bestandteil der Staatsideologie. Dieser sozialistische A. setzt den bürgerlichen der französischen Aufklärung (z.B. La Mettrie: »L'homme machine« 1748) und ihrer deut­schen Epigonen (z.B. Büchner: »Kraft und Stoff« 1885, Haeckel: »Welträtsel« 1899) fort. Ein Positivismus (A. Comte, 1798-1857), der nicht in methodischer Selbstbeschränkung auf das »positiv« Gege­bene, sondern mit universalem Geltungsan­spruch auftritt, steht in dieser Tradition. Der logische Positivismus (z.B. Max Bense: »Warum man Atheist sein muß« 1963) und kritische Rationalismus (z.B. K. Popper, H. Albert, E. Topitsch: »Vom Ursprung und Ende der Metaphysik« 1958), die den »sprachlichen Schleier von Lehrformeln« (Topitsch) in Religion und Philosophie zer­reißen möchten und die theologischen Rest­bestände bis in den Marxismus hinein ver­folgen, sind heute im Westen die wirksam­sten Formen eines solchen thetischen A.

  2. ethischer A. Vielfach mit den beiden erst­genannten Formen atheistischen Denkens verflochten, bietet der ungleich engagiertere ethische A. in seiner Antithese gegen den Gottesglauben ein viel mannigfaltigeres Bild. Hier sind es nicht die intellektuelle Askese des auf den Bereich seiner Methode beschränkten Wissenschaftlers, noch die Besserwisserei des dogmatischen Positivi- sten, die den Gottesglauben ausschließen, sondern ein leidenschaftlicher Kampf um Befreiung des Menschen, oft in bildhafter Sprache und häufig von Dichtern geführt. Wiederholt wurde Prometheus, nach Marx »der vornehmste Heilige und Märtyrer« in seinem Kalender, als Symbol des Aufstands gegen die Götterwelt beschworen (z.B. auch von Goethe und A. Gide).

Ludwig Feuerbach, der die Theologie nach seinem Studium als »psychische Patholo­gie« behandelte, wurde zum Propheten eines geradezu religiösen A. aus Humanität. Feu­erbachs Credo lautete: »Homo homini Deus est«. (Der Mensch ist für den Menschen Gott). Seine Analyse behauptete als inner­stes Geheimnis der Religion: »So opfert der Mensch den Menschen Gott auf!« Nun ging es »um die Vernichtung einer Illusion«, die »grundverderblich auf die Menschheit wirkt, den Menschen, wie um die Kraft des wirklichen Lebens, so um den Wahrheits­und Tugendsinn bringt« (11,28).

Karl Marx (1818-1883) hielt unter Berufung auf Feuerbach die Kritik der Religion, als »Voraussetzung aller Kritik», für »im we­sentlichen beendigt«, trug die ökonomi­schen Ursachen der Entstehung solcher Illu­sionen nach und wandte sich dem »Kampf gegen jene Welt« zu, »deren geistiges Aroma die Religion ist«. Unter der Flagge des —» Marxismus hat ein A., der Religion als »Opium des Volkes« bekämpft, heute weite Teile der Erde erobert. Der Marxist Ernst Bloch jedoch wies an der Geschichte christ­licher Nonkonformisten, des deutschen Bauernaufstands (»Thomas Münzer« 1921) zumal, nach, daß christliche Predigt kei­neswegs immer wie Opium des Volkes wirk­te, öfter im Gegenteil subversiv. Er ent­deckte die Bibel als »das revolutionärste Re­ligionsbuch überhaupt« (»Atheismus im Christentum«, 1968). Statt einer Entmytho- logisierung nahm er eine »Enttheokratisie- rung« vor und lehrte ein »Transzendieren ohne Transzendenz«. Blochs Spruch: »Nur ein Atheist kann ein guter Christ sein, nur ein Christ kann ein guter Atheist sein«, wies den Weg für eine »atheistische Theologie« (V. Gardavsky: »Gott ist nicht ganz tot«, 1967).

Friedrich Nietzsche (1844-1900) predigte den Fortgang der Evolution über den Men­schen hinaus: »Ich lehre euch den Übermen­schen«. Mit prophetischem Pathos (»Also sprach Zarathustra«, 1883) kündete er den Tod Gottes als Befreiung. »Einst war der Frevel an Gott der größte Frevel, aber Gott starb«. - »Und wir haben ihn getötet!« (»Die fröhliche Wissenschaft«, 1882). Ein hero­ischer Nihilismus (»Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten?« »Ir­ren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts?«) zeichnete sich ab.

Martin Heidegger deutete 1943 »Nietzsches Wort «Gott ist tot«« als das Ende der Meta­physik, was auf die ev. Theologie bleibenden Eindruck machte: »Die übersinnliche Welt ist ohne wirkende Kraft. Sie spendet kein Leben.«

Von Nietzsche angeregt, formulierten J.P. Sartre, S. de Beauvoir, A. Camus u.a. als Dramatiker und Romanciers von großer Wirkung einen existentialistischen A. »Der Mensch ist nichts anderes, als wozu er sich macht. Das ist der erste Grundsatz des Exi­stentialismus«. Dieser ist »nichts anderes als eine Bemühung, alle Folgerungen aus ei­ner zusammenhängenden atheistischen Einstellung zu ziehen«. (Sartre). Es handelt sich dabei um einen praktischen A. »Selbst wenn es einen Gott gäbe, würde das nichts ändern«.

Nach Sigmund Freud entstand die Religion aus dem »Vaterkomplex« der Kinderzeit des Menschen und der Menschheit (»Die Zu­kunft einer Illusion« 1927). Der psychologi­sche A. (heute z.B. von A. Mitscherlich und



  1. Fromm vertreten) fordert um der Mündig­keit des Menschen willen die Emanzipation von der Vorstellung einer transzendenten Vaterfigur. Theologen wie W. Bernet (»Ge­bet« 1970) schließen sich an.

  1. Die Antwort der Christen

Auf die wachsende Provokation durch athe­istisches Denken reagierten die Christen unterschiedlich: Die einen restaurierten die hergebrachten Bekenntnisse und stellten dem A. ihr entschlossen theistisches Den­ken gegenüber (»positive« Theologie im 19. und 20. Jh.), andere erweckten neu »die per­sönliche Connexion mit dem Heilande«, wie Zinzendorf 1752 »die Haupt-Summa al­les Evangelii« formuliert hatte, und bestrit­ten von da aus die Allmacht der kritischen Vernunft, die Matthias —» Claudius 1774 ei­nen »Johanniswurm« nannte: »statt ihn auf der Erde seiner Heimat fortkriechen und glänzen zu lassen«, ließ man ihn »über die Religion aufsteigen« (pietistische und er- weckliche Frömmigkeit und Theologie seit dem 18. Jh.); eine wissenschaftliche Abart dieser Reaktion war der Rückzug auf den »historischen Jesus«: »ohne Christus wäre ich Atheist« (J. Gottschick, 1888). Andere wiederum versuchten in kühnen Spekula­tionen die Religion »den Gebildeten unter ihren Verächtern« (-> Schleiermacher, 1799) nahezubringen (—> »moderne« Theologie seit dem 18. Jh.).

  1. »Nachtheistische- Theologie

Im Sinne des zugespitzten —> Bonhoeffer-

Wortes: »Einen Gott, den >es gibt* (wie es weltliche Dinge gibt), gibt es nicht«, nah­men »nach-theistische« Entwürfe der Theo­logie zu (z.B. P. Tillich, G. Ebeling). H. Braun zog atheistische Konsequenzen aus Bult­manns Entmythologisierung. Seit den sech­ziger Jahren breitete sich eine »Theologie nach dem Tod Gottes« aus (Vahanian, van Buren, Altizer, Hamilton; D. Solle). Jean Amery allerdings hält als Atheist solche »Selbstsäkularisierung des Christentums« für »inhaltsleer und damit auch . . . harm­los« (1969): »Der aggressive A. kann unbe­sorgt abdanken, da der Glaube schon abge­dankt hat.«

Wo der Glaube aber wieder zu sich kommt, da wird er auch wieder einen militanten A. auf den Plan rufen. Solcher Glaube wird mit Pascals Memorial (1654) »nicht den Gott der Philosophen, sondern den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs«, den Vater Jesu Christi bekennen. In ihm wird er seinen »Gegen­stand« finden, der ihm, »nicht aufzulösen in ein bloßes Gedachtes, entgegensteht« (K. —» Barth: »Anselms Beweis der Existenz Got­tes«, 1931).

Lit.: H.-M. Barth, Atheismus-Geschichte und Be­griffe, 1973

Schlichting


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