Abb. 11.4 Drei Valenzebenen in schematisierter Darstellung. Bei der abstrakten Valenz sind die drei im Text genannten Beispiele von Geld, Arbeit und Mensch dargestellt. Die Abstraktion von konkreten Eigenschaften und Handlungen ist durch die Unterbrechung der Verbindungslinien zu ,Eigenschaften‘ und ,Handlungen‘ symbolisiert. Legende: SV: subjektive Valenz; OV: objektive Valenz; AV: abstrakte Valenz; S: Subjekt; O: Objekt; H: Handlung
Die drei Valenzebenen des Ästhetischen
Ästhetische Gegenstände (Personen, Natur samt Pflanzen und Tieren, Sachen und geistige Güter) erzeugen bei der Aneignung nach Kants Meinung „interesseloses Wohlgefallen“. Psychologisch erweisen sich ästhetische Gegenstände immer als etwas Wertvolles, sie habenValenz, wiediePsychologiediesausdrückt. GenerellhabenGegenstände(inderbreiten Bedeutung, wie in diesem Buch generell verwendet) drei Arten von Valenz (Abb. 11.4): subjektive, objektive und abstrakte Valenz. Da diese Valenzen ein generelles Ordnungsprinzip bilden, sollen sie zunächst allgemein beschrieben und dann auf ästhetische Objekte angewandt werden.
Subjektive Valenz besitzt ein Gegenstand, wenn er die Handlung des Akteurs voll an sich bindet und den persönlichen Besitz begehrenswert macht. Das Objekt gehört nur demjenigen, der ihm subjektive Valenz zuweist. In einer Partnerbeziehung würde das heißen, dass der oder die Liebende den Partner oder die Partnerin als Besitz auffasst, der mit niemand anderem geteilt werden soll. Die Psychoanalyse bezeichnet diese Form von Valenz als Objektlibido. Das Objekt wird von der Libido einer Person besetzt. Man hat auch das Bild eines Lebewesens für diesen Vorgang gewählt, das ein Pseudopodium ausstreckt und das Objekt umschließt. Subjektive Valenz haben für das Kleinkind die Eltern, aber auch das sogenannte Übergangsobjekt, mit dessen Hilfe sich das Kind über die Abwesenheit der Eltern hinwegtröstet (z. B. ein Stofftier).
Objektive Valenz weist dem Gegenstand Wert unabhängig von subjektiven Bindungen zu. Gegenstände (Werkzeuge, soziale Normen, kulturelles Wissen) besitzen objektive Valenz, sie können von allen genutzt werden, selbst von Personen, die erst zukünftig leben werden. Alle Objekte, die sich in der Kultur etabliert haben, ob Menschen mit einem bestimmten Beruf, Tiere, die geschützt werden müssen, wertvolle Gebäude, die es zu erhalten gibt oder Grundwerte einer Gesellschaft, erhalten objektive Valenz; sie sind für alle wertvoll aufgrund ihres Nutzens oder ihres moralischen Wertes.
Abstrakte Valenz ist schwieriger zu umschreiben. Zum einen kann sie Vereinigung aller Handlungsmöglichkeiten in einem Gegenstand sein. Das ist der Fall beim Geld, mit dem man alle (oder vermeintlich alle) Objekte (einschließlich Menschen) kaufen und alle Bedürfnisse befriedigen kann. Andererseits lässt sich abstrakte Valenz auch fassen als Vereinigung aller Gegenstände in einem Handlungstypus. Die gesellschaftliche oder ökonomischeArbeitstellteinensolchenHandlungstypusdar, siewirdinGeldumgetauscht und sie hat in unserer Gesellschaft Wert unabhängig von ihrem Inhalt erhalten. Wer keine Arbeit hat, fühlt sich als minderwertig. Das wichtigste Beispiel für abstrakte Valenz ist der Mensch in demokratischen Gesellschaften. Seine Gleichheit resultiert aus der Abstraktion von differenziellen Merkmalen, wie Reichtum, Macht, Schönheit und Intelligenz. Zugleich vereinigt der Mensch der Potenz nach in sich alle Handlungsmöglichkeiten.
Wenden wir nun die drei Valenzarten auf das Ästhetische an. Subjektive Valenz besitzt ein ästhetisches Objekt, wenn es ganz an die aufnehmende (aneignende Person) gebunden wird. Sammler, die Kunstgegenstände bei sich anhäufen oder gar im Safe verstecken, weisen ihren ästhetischen Objekten subjektive Valenz zu. Wenn ein Sammler, was häufig geschieht, seine Sammlung dann der Allgemeinheit vermacht, erhalten die Kunstgegenstände für ihn objektive Valenz, sie sind für alle da. Abstrakte Valenz besitzt Kunst immer dann, wennesumdieVergabevonMittelnfürMuseengeht. DannzähltnichtinersterLinie die objektive Valenz bestimmter Kunstgegenstände, sondern die Kunst als Wert generell.
Die Natur als ästhetischer Gegenstand besaß früher bei den Fürsten subjektive Valenz. Die Öffentlichkeit hatte keinen Zutritt zu den Schlossparks. Aber auch der kleine Garten hinterm Haus, den man sorgsam angelegt hat und pflegt, besitzt für einen selbst subjektive Valenz. Man genießt es, wenn ihn andere bewundern, denn das erhöht noch den ästhetischen Wert dieses Privatbesitzes. Objektive Valenz erhalten Naturgegenstände, wenn sie als wertvoll für alle angesehen werden, und dies wegen ihre Besonderheit und Einmaligkeit. Wenn also eine Landschaft als Schutzgebiet ausgewiesen wird, erhält sie objektive Valenz. Abstrakte Valenz weist man der Natur zu, wenn sie generell, unabhängig von konkreten Schönheitsmerkmalen als schützenwert angesehen wird. Abstrakte Valenzen der Natur beziehen sich zwar auch auf andere Komponenten, wie Schutz des
11.7 Resümee
Lebens, Klimagefährdung u. a. m., doch spielen immer auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle. Besonders in den Medien wird die Schönheit der Natur als Aufhänger für ihren Schutz und ihre Erhaltung genutzt.
Auch auf die Musik als ästhetischen Gegenstand lassen sich die drei Valenzarten anwenden. Subjektive Valenz besitzen Lieblingsstücke, eine Melodie, die man mit schönen Erinnerungen verbindet oder auch ein Musikinstrument, von dem sich ein Musiker nicht trennen kann. Objektive Valenz erhalten Musikstile bzw. einzelne Musikwerke, wenn sie für alle oder für viele in der Kulturgemeinschaft als schön und wertvoll angesehen werden. Bei der Rock- und Popmusik spiegelt sich der Wert der Valenz im Umsatz wider. Abstrakte Valenz schließlich erhält Musik, wenn man ihr unabhängig von bestimmten Inhalten Wert zuweist. Die Zusammenstellung eines Radioprogramms, der Bau eines Konzertsaales oder Opernhauses geschehen unabhängig von konkreten Werken, sondern dienen Frau Musica ganz allgemein.
Wie ordnen sich die drei Valenzarten hinsichtlich Evolution und Kultur ein? Hier ist die Antwort eindeutig. Die Valenzen stammen aus der Kultur, vorzüglich der westlichen Kultur. In kollektiven Gesellschaften (s. Kap. 7) beispielsweise wird nicht so scharf zwischen subjektiver und objektiver Valenz geschieden, obwohl natürlich auch dort persönlich-einmalige Präferenzen zu beobachten sind.
11.7 Resümee
Wie in anderen Bereichen auch, neigen viele Wissenschaftler zu einer Überbetonung der Evolutionsästhetik. Gewissermaßen als Gegenbewegung zu einem Ästhetikverständnis, das das Ästhetische mit dem Göttlichen, Transzendenten verbindet, vertreten Evolutionsbiologen und -psychologen die Verankerung des Ästhetischen in der Biologie des Menschen. Unser Kapitel über Ästhetik sucht demgegenüber ein ausgewogeneres Verständnis, das „Nichts-als“-Positionen vermeidet. In Abb. 11.5 ist das Zusammenspiel von Evolution, KulturundOntogeneseinwichtigenAspektendargestellt. Die Evolutionhatuns mit angeborenen Merkmalen ausgestattet, die in Wesentlichen unsere Naturliebe, unsere übereinstimmende Beurteilung eines schönen Gesichts als Durchschnitt einer Population, Orientierung an Gestaltgesetzen, die Beurteilung des Ästhetischen als Fitnessmerkmal und unsere modische Anfälligkeit beinhalten.
Die Kultur legt im Rahmen der evolutionären Basis fest, was schön ist, überschreitet aber auch in vielen Fällen diesen Rahmen („Verunstaltung“ von Gesichtern und anderem Körperteilen durch Deformation des Natürlichen), und sie inspiriert und liefert bzw. blockiert ästhetische Angebote. Kulturen variieren in der Angebotsbreite des Ästhetischen, sie nehmen neue Ideen an oder lehnen sie ab, was sich als Progressivismus oder Konservativismus zeigen kann. Schließlich bilden sich in der Gesamtkultur oft Subkulturen, die ästhetische Abweichungen oder Differenzierungen zur Folge haben.
Abb. 11.5 Das Zusammenspiel von Evolution, Kultur und Ontogenese beim ästhetischen Erleben
und Gestalten
Die Ontogenese schließlich sorgt für eine individuell-einmalige Entwicklung des Ästhetischen. Sie wird bestimmt durch verschiedene Formen des Lernens, wie Konditionierung, Nachahmungslernen, Prägung und Nachkonstruieren. Dabei werden bestimmte Präferenzen in unterschiedlichsten Bereichen ausgebildet (Landschaft, Menschen, Design von Waren, Literatur, Musik). Ästhetisches Gestalten zeigt sich sowohl als Nachschaffen (Interpretation von musikalischen Kompositionen durch Sänger und Instrumentalisten, Nachzeichnen von Bildern, Imitation von Stars) als auch als Neuschaffen (im Alltag wie in der Hochkultur).
Wir haben in Kap. 8 vier verschiedene Identitätsformen kennengelernt. Sie eignen sich auch für die Entwicklung des Ästhetischen. Die übernommene Identität bevorzugt eher das traditionelle Kulturgut und begnügt sich mit dem breiten etablierten ästhetischen Angebot. Die erarbeitete Identität bildet ihren ästhetischen Geschmack individuell, kritisch prüfend und ist dem Neuen nicht abgeneigt. Diese Unterscheidung bezieht sich allerdings nicht gleichzeitig auf andere Lebensbereiche. So kann jemand eine erarbeitete Identität in Beruf und Familie haben, aber eine übernommene Identität im Bereich des Ästhetischen. Konzertgänger und Liebhaber klassischer Musik mögen also eher eine übernommene ästhetische Identität haben, beruflich und familiär dennoch eine erarbeitete Identität entwickeln.
11.7 Resümee
Gespräch der Himmlischen
Apoll: Das ist für mich als Vertreter der Künste ein zentrales Kapitel. Das Ästhetische erhebt die Menschen und verbindet sie mit dem Göttlichen. Das haben ja auch viele Philosophen immer wieder behauptet. Dieses Göttliche kommt mir in diesem Kapitel zu kurz. Die Musik von Bach und Mozart, die Gemälde von Leonardo da Vinci und Tizian und die Skulpturen von Michelangelo gehen weit über die Plattitüden, die von der Evolution stammen und die die Kultur mitliefert, hinaus.
Athene: Da magst du recht haben, aber in diesem Kapitel geht es um die Erklärung, welche Bedingungen zu solchen Hochleistungen führen, und das sind nun mal die drei Säulen Evolution, Kultur und Ontogenese, die du ja so schön als Tempel dargestellt hast, der unser Logo geworden ist.
Apoll: Alles gut und schön, aber unser Tempel erklärt nicht den göttlichen Funken, den die Großen der Menschheit besaßen, um ihre Werke schaffen zu können. Alles kann man nicht erklären.
Athene: Ich will dir da nicht widersprechen. Die Menschen werden nie alle Geheimnisse lüften können. Aber mir fällt da ein Spruch von Newton ein: Das Genie steht auf den Schulter von Riesen. Ohne vorherige kulturelle Entwicklung wären diese Hochleistungen nicht zustande gekommen. Wäre Mozart im tropischen Urwald aufgewachsen, wäre er allenfalls ein guter Trommler geworden. Phidias hätte seine Meisterwerke nicht ohne die vorausgegangene Entwicklung der Bildhauerei zustande bringen können. Beides, kulturelle Entwicklung und individuelle Einmaligkeit, führen zu den göttlichen Leistungen der Menschen.
Dionysos: Darf ich euch mal wieder auf den Boden zurückholen, und zwar wirklich auf den Erdboden. Das Kapitel hebt hervor, welche Bedeutung die Ästhetik der Natur hat und wie viel der Mensch in seiner Ästhetik der Evolution verdankt. Bedenkt auch, dass schon Tiere ästhetisch empfinden und ihre Partner nach Schönheit auswählen. Ich verstehe jetzt auch, wie Aphrodite zu ihrer Schönheit gekommen ist. Sie ist einfach der Durchschnitt aller griechischen, italienischen oder deutschen Frauen, je nachdem, wer sie gestaltet hat.
Aphrodite (gekränkt): Du Büffel, ich bin eben gerade nicht Durchschnitt. In dem Kapitel fehlt eine Menge über die besondere Schönheit. Schönheit als Durchschnitt ist zwar besser als ein einzelnes von den Gesichtern, mit denen man den Durchschnitt gebildet hat, aber die Forscher haben noch schönere Gesichter mit Hilfe des Computers entwickelt, sozusagen gezüchtet, und da zeigt sich erst die besondere Schönheit, sie zeigt kleinste Unregelmäßigkeiten in der Symmetrie, die eben einmalig sind – und ich bin einmalig, das weiß jedes Kind.
Athene: Dann bist du also eine Computerzüchtung.
Aphrodite (zornig): Warum müsst ihr alle auf mir herumhacken? Hat der Schöpfer der Venus von Milo einen Computer gehabt? Hat Botticelli, der mich als Schaumgeborene darstellt, mit einem Computer gearbeitet? Und dann denkt nur an die vielen schönen Madonnengesichter, die auch zu mir gehören, denn im Christentum bin ich in die Madonna verwandelt worden. Ob heidnisch oder christlich, meine Darstellungen passen besser zum Göttlichen, zum Einmaligen, Nicht-Wiederholbaren als zum Durchschnitt.
Dionysos: Beruhige dich, du bist aber genauso Naturwesen. Hervorgebracht hat dich die Natur, und alle Künstler sehen dich auch oder sogar ausschließlich als Naturwesen. Was mich erstaunt, ist das Fehlen der männlichen Schönheit in diesem Kapitel. Sind die Männer nicht schön? Hat ihre Schönheit keine Bedeutung?
Aphrodite: Vielleicht hat der Autor bei Männern mehr an die hässlichen Satyre und Faune gedacht, die den schönen Nymphen nachstellen. Vielleicht hatte er auch Alberich im Sinne, der die Schönheit der Rheintöchter verflucht, um das Rheingold an sich zu bringen.
Apoll: Mich wundert das auch, denn in der Hochblüte der griechischen Bildhauerei gibt es fast nur männliche Darstellungen. Die Schönheit der Frauen interessierte die Bildhauer weniger.
Athene: Du vergisst meine Monumentalstatue im Parthenon, geschaffen von dem großenPhidias. TrotzdemwarindiesemKapitelmehrmalsvonzweiästhetischenMerkmalen den Rede: Größe und Stärke. Die Bevorzugung großer Männer reicht wohl weit in die Evolution des Menschen zurück. Damals waren große starke Männer als Sexualpartner begehrt, weil sie gute Gene versprachen und zugleich den Schutz der Familie gewährleisteten. Diese Merkmale haben sich bis heute als Attraktoren gehalten. Selbst in Firmen werden Führungskräfte oder Repräsentanten gerne nach der Größe ausgewählt. Muskulöse Männer mit breiten Schultern und einem nicht zu weichlichen Gesicht gelten in westlichen Kulturen als schön und attraktiv, wie man bei Renz (2006) und Henss (1992) nachlesen kann.
Dionysos: Und was ist mit Napoleon, Richard Wagner? Selbst Alexander der Große soll klein gewesen sein.
Athene: Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Kultur hat ohnedies das Merkmal der Körpergröße überlagert. Die erfolgreiche Weitergabe der Gene hängt heute nicht mehr von der Körpergröße, sondern vom Status, Einkommen und Bildungsgrad des Mannes ab. Frauen suchen sich Partner aus, die das Auskommen der Familie gewährleisten und sehen die Ästhetik des Körpers und Gesichts als sekundär an.
Aphrodite: Aber die sexuelle Attraktivität beim Mann existiert nach wie vor. Frauen fallen auf das Äußere hinein und missachten beim ersten Eindruck, ob der Mann seriös ist oder ein Hallodri. Das zeigt jedenfalls die Attraktivitätsforschung.
Dionysos: Also siegt wieder einmal die Natur. Die armen kleinen und mickerigen Männer, die haben also keine Chancen?
Apoll: Es gibt Gegenbeispiele. Das Ekelhafteste ist Adolf Hitler. Er wurde von Frauen angehimmelt und von ihnen als schöner Mann wahrgenommen. Das Problem des kleinen hässlichen Mannes hat E. T. H. Hoffmann, ein deutscher Dichter der Romantik, in der Geschichte von Klein Zaches dargestellt. Klein Zaches erhält von einer Fee aus Mitleid eine Zauberkraft, sodass er allen Menschen, Männern wie Frauen, als schöner attraktiver Mann erscheint. Er nutzt diesen Vorteil und gelangt zu hohen Würden. Gerade vor der Hochzeit mit einer schönen Frau verliert er seinen Zauber, weil hinter der Fassade nicht nur ein hässlicher Körper, sondern auch eine hässliche Seele steckt.
Literatur
Athene: In allen Märchen sind die Guten schön und die Bösen hässlich. Engel und Feen sind immer schön, Hexen und Zauberer immer hässlich. Die Psychologen nennen das Halo-Effekt. Wie der Mond einen Halo oder Hof hat, so erstreckt sich das Schöne mit seinen Strahlen auch auf das Gute – und umgekehrt.
Aphrodite: Dann bin ich also nicht nur der Inbegriff des Schönen, sondern auch der Inbegriff des Guten.
Alle (lachend): Die Schönste und die Beste, na? – bei Nektar und Ambrosia!
Literatur
Austen, G. (2007). Birds like music, too. Science, 28. September, letter.
Böhme, G. (1995). Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. (französ. 1979). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bourdieu, P. (1983). Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In R. Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten. Soziale Welt, Sonderband 2, 183–198.
Bygren, L. O., Konlaan, B. B., & Johansson, S.-E. (1996). Attendance at cultural events, reading books or periodicals, and making music or singing in a choir as determinants for survival: Swedish interview survey of living conditions. British Medical Journal, 313, 1577–1580.
Coleman, J. S. (1961). The adolescent society. New York: Free Press.
Coleman, S. W., Patricelli, G. L., & Coyle, B. (2004). Female preferences drive the evolution of mimetic accuracy in male sexual displays. Biological Letters, 171.66.127.19.
Darwin, Ch. (1875). Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung.
Daucher, H. (1967). Künstlerisches und rationalisiertes Sehen. Gesetze des Wahrnehmens und Gestaltens. In Schriften der Pädagogischen Hochschulen Bayerns. München: Ehrenwirth.
DeNora, T. (2008). Kulturforschung und Musiksoziologie. In H. Bruhn, R. Kopiez, & A. Lehmann (Hrsg.), Musikpsychologie. Reinbek: rohwohlt.
Eibl-Eibesfeldt. (2004). Die Biologie des menschlichen Verhaltens. Grundriß der Humanethologie (5. Aufl.). München: Piper.
Freud, S. (1938). Abriß der Psychoanalyse. Frankfurt: Fischer taschenbuch (Ausg. 1975).
Gahr, M., Metzdorf, R., Schmidt, D. & Wickler, W. (2008). Bi-directional sexual dimmorphism of the song control nucleus HVC in a songbird with unison song. PLoS One, 27.08.2008.
Gembris, H. (2005). Musikalische Präferenzen. In R. Oerter & T. Stoffer (Hrsg.), Musikpsychologie Bd. 2: Spezielle Musikpsychologie. Enzyklopädie der Psychologie. Göttingen: Hogrefe, S. 279–342.
Gray, P. M., Krause, B., Atema, J., Payne, R., Krumhansl, C., & Babtista, L. (2001). The music of nature and the nature of music. Science, 291, 52–54.
Gründl, M. (2003). Determinanten physischer Attraktivität – der Einfluss von Durchschnittlichkeit, Symmetrie und sexuellem Dimorphismus auf die Attraktivität von Gesichtern. Habilitationsschrift an der philosophischen Fakultät der Universität Regensburg. http://epub.uniregensburg.de/27663/1/Habil_Gruendl_gesamt_093m.pdf. Zugegriffen: 9. Juli 2013.
Hartley, E. l., & Hartley, R. E. (1955). Die Grundlagen der Sozialpsychologie. Berlin: Rembrandt Verlag.
Henss, R. (1992). Spieglein, Spieglein an der Wand – Geschlecht, Alter und physische Attraktivität. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.
Johnston, V.S., &Franklin, M.(1993). IsbeautyintheEyeofthebeholder? Ethology and Sociobiology, 14, 183–199.
Kant, I. (1996a). Kritik der reinen Vernunft. Stuttgart: Reclam.
Kant, I. (1996b). Kritik der Urteilskraft (2. Aufl.). Frankfurt a. M.: surkamp.
Lorenz, K. (1935). Der Kumpan in der Umwelt des Vogels. Journal für Ornithologie, 83, 137–413.
Lorenz, K. (1943). Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung. Zeitschrift für Tierpsychologie, 5,
235–409.
Lorenz, K. (1978). Vergleichende Verhaltensforschung. Wien: Springer.
Mahr, K., Griggio, M., Granatiero, M., & Hoi, H. (2012). Female attractiveness affects paternal investment: Experimental evidence for male differential allocation in blue tits. Frontiers in Zoology 2012, 9:14.
Menninghaus, W. (2003). Das Versprechen der Schönheit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag.
Metzger, W. (1976). Gesetze des Sehens. Frankfurt a. M.: Kramer (1. Aufl., 1953).
Miller, G. (2001). The mating mind: How sexual choice shaped the evolution of human nature (S. 288–291). London: Vintage.
Nevers, P., Billmann-Mahecha, E., & Gebhard, U. (2006). Visions of nature and value orientations among German children and adolescents. In R. J. G. van den Born, W. T. de Groot & R. H. J. Lenders (Hrsg.), Visions of nature. A scientific exploration of people’s implicit philosophies regarding nature in Germany, the Netherlands and the United Kingdom (S. 109–127). Münster:
Lit.
Noad, M. J., Cato, D. H., Bryden, M. M., Jennet, M.–M., & Jennet, K. C. S. (2000). Culture revolution in whale songs. Nature, 54, 508–537.
Oerter, R. (2007). Sozialisation, Enkulturation und Konsum. In L. v. Rosenstiel & D. Frey (Hrsg.), Marktpsychologie. Enzyklopädie der Psychologie (Bd. 5, Serie III der Enzyklpädie der Psychologie, S. 559–604). Göttingen: Hogrefe.
Oerter, R., & Dreher, E. (2008). Jugendalter. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 271–332). Weinheim: BeltzPVU.
Parsons, M., Johnston, M., & Durham, R. (1978). Developmental stages in children’s aesthetic responses. Journal of Aesthetic Education, 12, 83–104.
Payne, K. (2000). The progressive changing songs of humpback whales: A window on the creative process in a wild animal. In N. L. Wallis, B. Merker & S. Brown (Hrsg.), The origin of music (S. 135–150). Cambridge: MIT Press.
Reichholf, J. H. (2011). Der Ursprung der Schönheit. Darwins größtes Dilemma. München: Verlag C.H.Beck.
Renz, U. (2006). Schönheit – eine Wissenschaft für sich. Berlin: Berlin Verlag.
Richter, H. G. (1987). Die Kinderzeichnung. Entwicklung, Interpretation, Ästhetik. Berlin: Cornelsen Verlag.
Rothenberg, D. (2005). Warum Vögel singen. Eine musikalische Spurensuche. Heidelberg: Spektrum Verlag.
Ruso, B., Renninger, L. N., & Atzwanger, K. (2003). Human habitat preferences: A generative territory for evolutionary aesthetics research. In E. Voland & K. Grammer (Hrsg.). Evolutionary asthetics. Berlin: Springer.
Schuster, M. (2000). Psychologie der Kinderzeichnung (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Thornhill, R. (2003). Darwinian aesthetics informs traditional aesthetics. In E. Voand & K. Grammer (Hrsg.), Evolutionary aesthetics. Heidelberg: Springer.
Tinbergen, N. (1966). Instinktlehre. Berlin: Parey Verlag.
Toman, W. (1965). Familienkonstellationen. München: Beck.
Trehub, S. (2005). Musikalische Entwicklung in der frühen Kindheit. In R. Oerter & F. Stoffer (Hrsg.), Musikpsychologie Bd. 2 Enzyklopädie der Psychologie (S. 33–56). Göttingen: Hogrefe.
Wundt, W. (1922). Grundriß der Psychologie (15. Aufl.). Leipzig: Kröner (1. Aufl. 1896, Leipzig: Engelmann).
Religion, ein EKO-Produkt 12
Religiöse Freigeister fragen sich, wie es möglich ist, angesichts der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse so etwas wie einen irrationalen Glauben beizubehalten. Wie können sich Weltreligionen nach wie vor halten? Ist es fehlende Aufklärung oder gibt es doch eine biologische Basis dafür, dass wir an das Übernatürliche glauben müssen? Folgen wir dem bisherigen methodischen Vorgehen, so lässt sich behaupten: Religion ist ein Produkt der biokulturellen Evolution, sie hat biologische Grundlagen und kulturelle Ausprägungen. Diese Kennzeichnung von Vaas und Blume (2009) soll für dieses Kapitel den Ausgangspunkt bilden. Trotzdem sollte man sich um eine inhaltliche Definition von Religion und Religiösem bemühen. Angesichts der unzähligen Definitionen in den Religionswissenschaften scheint dies zunächst aussichtslos. So unterscheidet man substanzialistische und funktionalistische Definitionen. Die substanzialistischen Religionsbegriffe beziehen sich auf Inhalte des Religiösen, also auf das Übernatürliche, Heilige, Absolute, Allumfassende und Numinose (das Göttliche, das Erschauernde und Himmlische zugleich). Das Religiöse ist der Glaube an das Machtvolle jenseits der Natur.
Die funktionalistischen Religionsbegriffe definieren das Religiöse über seine Funktion für den Einzelnen und die Gesellschaft. Religion ist bei Durkheim ein solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf das Heilige beziehen, während die übrigen Bereiche als das Profane abgegrenzt werden. Auch Clifford Geertz (1973) versteht Religion als ein Symbolsystem, das Vorstellungen über eine allgemeine Seinsordnung enthält, die als real empfunden wird. Bei den funktionalistischen Begriffen handelt es sich also um etablierte und in der einen oder anderen Form institutionalisierte Religionen. Aber religiöse Erfahrungen, Vorstellungen und Glaubensüberzeugungen gehen über etablierte
R. Oerter, Der Mensch, das wundersame Wesen, 285
DOI 10.1007/978-3-658-03322-4_12, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Religionen hinaus. Gerade in der Gegenwart zimmern sich viele ihre privaten religiösen Überzeugungen zusammen und modifizieren den Gehalt traditioneller Religionen.
Für unseren Einstieg in die evolutionäre Basis genügt die Umschreibung des Religiösen als → Glaube an übernatürliche Mächte.
Dostları ilə paylaş: |