Das Schulangebot, und das ist das Erfreuliche, wurde angenommen von der österreichischen Jugend. (Präsident Dipl.-Ing. Robl übernimmt den Vorsitz.)
Wenn wir uns jetzt nur einige Vergleiche der Schülerzahlen ansehen, hatten wir bei den Schülern der berufsbildenden höheren Schulen eine Steigerung um etwa 144% von 1969 bis 1979 an den mittleren höheren Schulen 59% Steigerung, bei den AHS-Oberstufen 43% Steigerung. Dies gibt Zeugnis davon, daß die Schüler, aber auch die Eltern, den Wert der Bildung in der Schule verstehen und das Angebot annehmen. Auffallend ist natürlich, daß die Chancen der Mädchen besonders genützt wurden. Hier auch nur einen Vergleich: Im Jahre 1969, meine sehr verehrten Damen und Herren, maturierten an den AHS in ganz Österreich 4.369 Mädchen. Zehn Jahre später waren es 10.864, das wären ungefähr 147% mehr Mädchen, die es zur Matura gebracht haben als zehn Jahre vorher. Und jetzt sind wir auf einem Punkt angelangt, wo wir sagen können, jawohl, wir sind uns bewußt, daß dieses Ausbauprogramm fortgesetzt werden muß. Wir sind uns bewußt, daß die qualitative Einrichtung in den Schulen, aber auch das Angebot, das vielfältige Angebot, eben da sein muß.
Und jetzt, meine sehr verehrten Damen und Herren, möchte ich sagen, kommt es auf die Lehr- plangestaltung an. Wir wissen, daß derzeit etwa 20 verschiedene Projektsgruppen Lehrpläne gestalten wollen, den derzeitigen Notwendigkeiten anpassen wollen. Ein Ziel ist gesetzt, etwa in zwei Jahren sollen diese Lehrpläne da sein. Hier, glaube ich, müssen wir alle, die eine Einflußmöglichkeit haben, vor- sichtig sein, um eben auch mit den Lehrplänen eine Schule unserer Zeit für die kom-mende Zeit gestalten zu können.
Und nun noch ein Wort, Herr Kollege Schober, zu Ihrer Bemerkung über die Ganztagsschule. Ich hätte das sonst nicht gebracht. Ich habe schon erwähnt, daß ich froh bin, daß jetzt endlich einmal ein ÖVP-Sprecher das sagt, was immer gemeint war. Eines, vielleicht war es ein Versprecher, aber hat mir nicht ganz gefallen. Sie haben in Ihren Ausführungen gesagt, die Tagesheimschule und die Ganztagsschule kämen nur für jene Familien in Betracht - wortwörtlich -, die nicht intakt sind. Da bin ich schon anderer Meinung. Es gibt auch Familien, wo beide Elternteile im Beruf stehen, die sehr intakt (Abg. Ing. Schober: Unter Anführungszeichen!) sind und wo die Schüler trotzdem dieses Angebot am schulischen Sektor zur Kenntnis nehmen. Ich habe mich nur gewehrt, damit das nicht im Raum stehen bleibt. Schauen Sie, zu solchen Artikeln wie ,,Zwangstagsschule", wobei darunter noch geschrieben wird ,,Begriffserklärungen zum Thema Schule" - ich weiß nicht, wer den Artikel ge-schrieben hat, ich weiß nur, wo er erschienen ist (Abg. Stangl: zeigt den ,,Bauernbündler". - Abg. Romeder: Eine gute Zeitung!) muß ich ganz ehrlich sagen, die Person hat entweder keine Ahnung von einer Ganztagsschule und auch nicht von einer Tagesheimschule oder hat absichtlich diesen Artikel gegen besseres eigenes Wissen anders formuliert, um das einzusetzen, Herr Kollege Schober. (Abg. Blochberger: Das macht nur der Stangl!) Herr Kollege Blochberger, ich weiß nicht, wenn ich Sie schnell frage, ob Sie den Unterschied kennen oder ob Sie nur das zitieren können, was Sie in Ihren Parteipropagandaschriften haben. Mit solchen Leuten kann ich mich, ehrlich gesagt, über Fachfragen nicht unterhalten. (Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren, nicht erst der Un- terrichtsminister hat das vor kurzer Zeit gesagt. Ich hatte zufällig, als der Herr Katschtaler zum ÖVP-Schulsprecher gekürt wurde, ein Interview zu lesen im Kurier, wo sich auch der ÖVP-Sprecher dagegen wehrt, daß der Unterrichtsminister jemals gesagt hätte, die Ganztagsschule soll eine Zwangsschule werden; sie soll vielmehr ein breiteres Angebot für die Eltern werden. Also Katschtaler sagt das und ein halbes Jahr später schreibt es der Bauernbündler wieder einmal anders. Aber dort kommt man ja wahrscheinlich erst mit der Realität bewußt - ich will gar nicht sagen, daß man es nicht weiß - später dazu.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Gesellschaftsverhältnisse verlangen mehr Angebot im Schulwesen. Wenn Sie mich jetzt fragen als Lehrer, da müßte ich gar kein Sozialist sein, bin ich nicht begeistert, obwohl es als Angebot auch in den Raum gestellt werden soll, von einer Tagesheim-schule. Erstens einmal, weil dort eine derartige Fluktuation ist; reden Sie doch mit den Kollegen, die diese Schulversuche durchführen. Und zweitens einmal, weil der Nachteil vorhanden ist, daß nur eine gewisse Gruppe, eventuell aus einer Klasse, diese Einrichtung besucht. Und das sind nicht immer diejenigen, die man sich vielleicht wünscht als Lehrer, oder irgendwelche, die aus sozial zerrütteten Verhältnissen kommen, weil die rennen auf der Straße spazieren. Ehrlich gesagt, weil irgendwelche Not im Elternhaus ist, wird man die Kinder auch nicht in die Tagesheimschule bringen. Und die, die schlechtere Leistungen haben, denen wir Hilfestellungen leisten wollen, die haben wir gar nicht da. Ich brauche doch nur unsere Kolleginnen und Kollegen fragen, wer zu den Elternversammlungen und Elternsprechtagen kommt. Die, die man braucht, kommen meistens nicht, während jene Eltern wo es die Schüler gar nicht notwendig hätten, weil keine Probleme vorhanden sind, da sind. Sehen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, daher ist dieses zusätzliche Angebot im Schulwesen, glaube ich, ein Gesellschaftserfordernis und nicht, wie manche sagen, das bilden sich die Sozialisten jetzt groß ein. Mich als Lehrer spricht auch noch an und da bin ich bestärkt durch verschiedene Medizinier, aber auch durch verschiedene Psychologen, daß hier auch die Möglichkeit bestünde, die Leistungszeiträume des Schülers in Form der Stundeplangestaltung besonders zu berücksichtigen. Es ist ja gar nicht so gedacht, daß jetzt am Vormittag alle Unterrichtsstunden drinnenstecken und Nach-mittag die Freizeitbeschäftigung bzw. die überstunden, sondern wir wissen ja alle, daß es auch am Nachmittag gewisse Höhepunkte der Leistungsfähigkeit bei uns allen, nicht nur bei den Schülern, gibt. Und deswegen glaube ich auch, daß diese Ganztagsschule als Angebot, ich sage das noch einmal, und auf Grund von Freiwilligkeit die Idealform der Ergänzung des Schulwesens ist. Es bedrückt mich noch, daß jene Leute von einer Familienentfremdung schreiben, die lieber schauen sollten, wie viele Schulen sie selber in dieser Form führen, aber nicht nur einen Tag, sondern Internatsschulen und so weiter. (Abg. Blochberger: Sie wollen es nachmachen!) Ist das keine Familienentfremdung, wenn man die Kinder nur alle sechs Wochen heimfahren Iäßt, zum Beispiel im Internat? Ist das keine Familienentfremdung, wenn man sie in irgendwelchen Internatsschulen hat? Sie haben schon recht, es kommt auch auf das Lebensalter an, und wir sehen ja, daß der Hang zur Internatsschule bei der Jugend sehr stark vorhanden ist. Ich bräuchte mir nur den Bericht über das landwirtschaftliche Berufsschulwesen anschauen. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, Kollege Blochberger, schauen Sie sich an, seit wann es Internatsschulen gibt. Da kann man nichts nachmachen, denn sie sind ja nicht ideal, die Internatsschulen. Sie verstehen es schon wieder nicht. Bitte lesen Sie sich einmal die Schulgeschichte durch, lesen Sie sich einmal die Lehrpläne durch, vielleicht könnten wir dann darüber reden.
Meine Sehr verehrten Damen und Herren, abschließend möchte ich sagen, in einer Zeit, wo uns die technologische Entwicklung zu überrollen droht, denn auch wenn man mit Technologen spricht, wissen sie nicht wo ungefähr dieser Weg hinführt, müssen wir uns um die humanitären Einrichtungen in allen Bereichen unserer Gesellschaft besonders kümmern, sollen sie diskutieren und sollen auch, jetzt bitte unter Anführungszeichen, um die Durchsetzung unserer Ansichten in demokratischer und menschlicher Weise kämpfen. Vernünftige Schulformen und Reformen sind immer nur durch sachliche Diskussionen unter Achtung auch der anderen politischen Meinung sowie Verarbeitung von wissenschaftlichen und pädagogischen Erkenntnissen durchgesetzt worden. Um die beste Form und den besten Inhalt unserer Schulen zu erarbeiten und sie unserer Jugend anbieten zu können, glaube ich, sollten wir alle parteipolitischen Effekthaschereien und unqualifizierten, ja unwahren Behauptungen hintanstellen und sollten es möglich machen, die Verwirklichung eines nach den gesellschaftlichen Bedürfnissen ausgerichteten Schulangebotes zu erreichen. An die Österreichische Volkspartei würde ich die Bitte richten, verunsichern Sie die Leute nicht. (Abg. lng. Schober: Beruht auf Gegenseitigkeit!) Dazu ist das Schulwesen zu ernst, nehmen Sie sich ein Beispiel am Katholischen Akademikerbund und der Wiener Katholischen Akademie, die auch Modelle entwickelt und in den Raum stellt. Nehmen Sie sie als Vorbild, helfen Sie mit bei solcher Entwicklung, damit wir das Beste für unsere Jugend, eben für die Zukunft, erreichen können. (Beifall bei der SPÖ.)
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Dipl.-Kfm. Höfinger.
Abg. Dipl.-Kfm. HÖFINGER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Bevor ich in die Thematik eingehe, möchte ich mir nur eine Bemerkung zu meinem Vorredner erlauben. Wenn man so zugehört hat, wie er dem Kollegen Blochberger jede Kompetenz bei der Aussage über Schulprobleme absprechen wollte, muß man sagen, daß man doch wohl verschiedener Meinung zu diesen Fragen sein darf, ohne für uninformiert gehalten zu werden. Blochberger und auch andere Kollegen in diesem Haus können sehr wohl zu Schul- und Erziehungsfragen Stellung nehmen, nämlich aus der Sicht der Eltern. Das wird von den Pädagogen, so leid es mir tut, vielfach übersehen. Darf ich das hier angemerkt haben. (Beifall bei der ÖVP. - Abg. Stangl: Dann hätte er andere Zwischenrufe machen müssen!) Herr Kollege Stangl, im Zuge der Schaffung neuer Auszeichnungen werden Sie sicher den Titel des qualifiziertesten Zwischenrufers hier im Hause kriegen. (Heiterkeit im Hause.)
Darf ich bitte nun einige grundsätzliche Gedanken zum Thema Beruf, Berufswahl, Berufsschule, sagen und für jene Gruppe junger Menschen reden, die sofort nach Absolvierung der Pflichtschule in den Beruf eintreten und die letztlich durch Ihre Tätigkeit ab dem 15. Lebensjahr dafür sorgen, daß die Menschen unserer Gesellschaft mit all Ihren Anforderungen und großen Problemen auch mit den notwendigen Dienstleistungen und Gütern versorgt werden. Die Berufswahl des jungen Menschen ist eine Lebensentscheidung und diese Entscheidung ist vielfach nicht mehr zu reparieren, denn mit der Entscheidung zur Ausbildung für einen bestimmten Beruf werden alle anderen Möglichkeiten fast ausgeschlossen. Ein Wechsel und ein Umsteigen in einen anderen als den zuerst erwählten Beruf ist nämlich nur in einer gewissen Zeit des Lebens möglich, ohne daß persönliche Einbußen hinzunehmen sind, ist zeitraubend und letztlich auch mit finanziellen Opfern für den Betroffenen verbunden. Der junge Mensch, der aus der Pflichtschule kommt, hat aber weder die Erfahrung, noch den überblick, um die lebenslangen Konsequenzen dieser Entscheidung richtig und voll einschätzen zu können. Die Entscheidung treffen also, zumindest teilweise, andere für ihn, und es tragen daher, um den Jugendlichen vor dem Schaden einer Fehlentscheidung zu bewahren, alle daran Beteiligten eine sehr große Verantwortung dafür, daß der Jugendliche die richtige Entscheidung treffen kann. Eine Entscheidung, die sowohl seine Begabung als auch seine Neigung entsprechend zur Entfaltung bringen läßt.
Die künftige berufliche Tätigkeit des jungen Menschen, der als Lehrling seine Berufslaufbahn beginnt, soll also der Verwirklichung seiner Persönlichkeit förderlich sein, seine Selbstverwirklichung fördern und ihm die Basis für ein glückliches, erfülltes und auch materiell gesichertes Leben bieten. Die Entscheidung für eine bestimmte Richtung in der höheren Schule oder etwa die Entscheidung für den Maturanten, da ja der angehende Akademiker die Berufswahl erst dann treffen muß, wenn der Lehrling schon längst ausgelernt und im Beruf tätig ist. Berufserfolg und Erfülltsein vom Beruf bedeutet die Erringung eines gesicherten Könnens, ja möglichst eines meisterlichen Könnens, das einen gewissen, sagen wir Ansatz von Prestige verleiht, die persönlichen Fähigkeiten zur Wirkung kommen läßt, um dem Lehrling zu zeigen, wenn er mit seiner Ausbildung fertig ist, was aus ihm geworden ist. Beruf und Job sind nicht dasselbe. Das wird vielfach verwechselt und gleichgesetzt. Job ist entlohnte Tätigkeit, ist die Möglichkeit, bald und gut zu verdienen, ohne auf andere Beziehungen Rücksicht nehmen zu müssen. Sie kennen alle auch den Begriff des ,,job-hopping", wo derjenige sehr leichtfertig seinen Beruf zu wechseln gewillt ist, dem der Beruf eben nur Mittel zum Geldverdienen ist. Wir glauben, daß Beruf mehr ist, daß der Beruf so etwas ist wie eine Verbindung von Job und Hobby, nämlich Hobby als innere Beteiligung des Menschen an diesem Tätigsein. Er ist das Ergebnis einer Auswahl zwischen den Aspekten der persönlichen Neigung und der gewünschten zukünftigen sozialen Rolle, die der junge Mensch in der Gesellschaft spielen will.
Den jungen Menschen, die nun vor oder in der Berufsausbildung stehen, Hilfestellung zu geben, ihnen die Wahl zu erleichtern und dann die besten Möglichkeiten für eine gediegene Ausbildung zu bieten, das ist die Aufgabe von uns allen und allen dafür Verantwortlichen. Ich halte es daher für notwendig und nicht für überflüssig, daß wir uns wenigstens einmal im Jahr in diesem Haus mit den Fragen der Berufsausbildung befassen, daß wir einmal im Jahr prüfen, was alles getan wird, um die Ausbildung der Lehrlinge zu sichern. Diese Sicherung, meine sehr geehrten Damen und Herren, besteht einerseits im Bereitstellen guter und sicherer Ausbildungsplätze durch die Wirtschaft, andererseits in der Ergänzung der praktischen Ausbildung in modernen Berufsschulen und Werkstätten und zeitgemäßen wohnlichen Internatsgebäuden.
Daß diese Sicherung der gediegenen Ausbildung - ich wiederhole mich da, denn ich habe die Ehre, schon mehrere Jahre über das Thema hier zu sprechen - im bewährten österreichischen Modell der dualen Berufsausbildung in engem Zusammenwirken zwischen Lehrbetrieb und Berufsschule gegeben ist, zeigt die weltweite Anerkennung unseres Systems, das auch in anderen Ländern Nach- ahmung gefunden hat. Es ist durchaus kein Geheimnis, wird aber leider viel zu wenig laut gesagt, daß es gerade die Betriebe des gewerblichen Mittelstandes waren und sind, die einen wesentlichen Anteil an der Unterbringung der jungen Mädchen und Burschen auf Lehrplätzen geleistet haben. Die steigenden Zahlen der Schulabgänger haben schon 1977 den Verantwortlichen große Sorgen be-reitet. Es waren im Jahre 1977 erstmals über 10.000 junge Menschen neu in das Berufsleben eingetreten, insgesamt waren im Jahr 1977 30.580 junge Menschen in 12.500 Betrieben in Ausbildung. Noch größer wurden die Sorgen 1978, als ein noch stärkerer Jahrgang aus den Schulen kam, nämlich wieder über 10.100 junge Menschen, insgesamt damit 31.310 Lehrlinge in 12.700 Betrieben. Trotz der Belastungen, die die Novelle zum Berufsausbildungsgesetz für die Betriebe gebracht hat, gelang es, auch diesen geburtenstarken Jahrgang auf Ausbildungsplätzen unterzu-bringen und wir können, ohne abschließende Statistiken für heuer in der Hand zu haben, glaube ich sagen, daß die Wirtschaft auch heuer alles getan hat, um die jungen Menschen unterzubringen.
Ein Unterschied bestand allerdings zwischen den männlichen und weiblichen Lehrlingen. So standen per Ende 1978 nur 36 männlichen Lehrstellensuchenden 676 offenen Stellen gegenüber, während bei den Mädchen 104 Stellensuchenden 49 offene Lehrstellen gegenüberstanden. Der Trend der Mädchen zu nicht mehr als einem halben Dutzend Modeberufen - ich habe auch das schon einmal hier erwähnt - konnte trotz gemeinsamer Bemühungen der Berufsberatung und der Handelskammer noch immer nicht gestoppt werden. Und das ist der Grund, warum bei den Mädchen mehr Stellensuchende sind als bei den Burschen.
Eine wertvolle Hilfe für die Entscheidungsfindung bei der Berufswahl stellen die Berufsinformations-wochen der Handelskammer dar, die zuletzt in Krems stattfanden wo tausenden polytechnischen Schülern in lebenden Werkstätten die verschiedenen Berufsbilder nahegebracht wurden. Ebenfalls im Anlaufen sind Einrichtungen der Handelskammer im Wirtschaftsförderungsinstitut in St. Pölten, wo ein permanentes Berufsinformationszentrum dieselbe Aufgabe das ganze Jahr über erfüllen wird, wie die Berufsinformationswochen einmal im Jahr.
Hand in Hand damit mußte nun Vorsorge dafür getroffen werden, daß die Ausstattung der Landesberufsschulen und auch der Internate dem großen Ansturm an Berufsschülern gewachsen sein kann. Der Gewerbliche Berufsschulrat für Niederösterreich hat nun, den Anforderungen entsprechend, ein Programm erstellt, das für die laufende Legislaturperiode in Neu- und Ausbauten und nach Dring- lichkeit gereiht ist, wobei der Schwerpunkt naturgemäß auf der Erhöhung der Qualität der bestehenden Einrichtungen liegen muß, da die Neubauphase abgeschlossen erscheint und die Mittel in Zukunft für die Hebung der Qualität aller Einrichtungen eingesetzt werden müssen. Ich darf, da die Zeit vorgeschritten ist, aus dem Bericht des Gewerblichen Berufsschulrates nur einige Projekte nennen. In der Prioritätenreihung sind im Vordergrund die Berufsschule Eggenburg mit dem Neubau des Schulgebäudes, der Werkstätten, des Schülerheimes und des Turnsaales, der noch einer Restausfinanzierung bedarf, die Berufsschule Baden, Neubau des Schulgebäudes und der Werkstätten, die Berufsschule Neunkirchen, Schulgebäude und Turnsaal, die Berufsschule Waldegg, die aus allen Nähten zu platzen droht, teilweiser Zubau von Räumlichkeiten für Schule, Werkstätten und Schülerheim, die Berufsschule Lilienfeld, auch ein Zubau, Theresienfeld, Umbau der Schule und des Schülerheimes, und die Berufsschule Stockerau, Neubau eines Turnsaales.
Dann sollen aus dem Niederösterreichischen Berufsschulfonds finanziert werden: An der Berufsschule Mistelbach ein Zubau eines Schulgebäudes, in Zistersdorf ein Neubau, in Stockerau der Umbau des Schülerheimes Unter den Linden, in Pöchlarn ebenfalls, in Amstetten und in Schrems Umbauten der Schülerheime, in Neunkirchen dasselbe und in Waldegg dann auch noch der Umbau des be-stehenden Heimes. Die Finanzierung soll einerseits aus Mitteln des Landesbudgets, andererseits aus den Mitteln des Berufsschulbaufonds erfolgen.
Ich möchte abschließend betonen, daß die Arbeit im Gewerblichen Berufsschulrat bisher nach sachlichen Gesichtspunkten vor sich gegangen ist, und ich glaube, daß wir uns hier auf dem rechten Weg befinden. Wir glauben feststellen zu können, daß wir uns in Niederösterreich, das als erstes Bundesland die Umstellung von Wochenberufsschulen auf die Internatsberufsschulen durchführen und damit eine wesentliche Steigerung der Qualität der Ausbildung erzielen konnte, auf dem rechten Weg befinden.
Den Beweis dafür, sollten wir noch einen brauchen, hat die Jugend selbst gegeben, nämlich im niederösterreichischen Lehrlingswettbewerb. Wer von Ihnen schon die Möglichkeit hatte, bei den Wettkämpfen, diesen Arbeiten, die die Lehrlinge mit einer inneren Begeisterung mit einem erstaunenswerten Einsatz und mit großer Freude an der Arbeit leisten, dabeizusein, der wird mir be- stätigen, daß hier die Jugend wirklich bereit ist, mit sehenswertem Erfolg diesen Einsatz für die berufliche Ausbildung zu leisten und den Beweis zu erbringen, daß diese Ausbildung gut ist. So haben im Jahre 1978 in 35 Berufssparten 2.018 Lehrlinge an diesem Wettbewerb teilgenommen. 38 Landesbeste konnten mit Goldmedaillen ausgezeichnet werden und 320 junge Mädchen und Burschen konnten silberne und bronzene Leistungsabzeichen erringen. Auch auf internationalem Gebiet haben unsere Lehrlinge gut abgeschnitten. So hat ein Fleischhauer, Helmut Gattringer, die Goldmedaille beim internationalen Fleischerwettbewerb errungen und der Möbeltischler Alfred Krenn einen Anerkennungspreis im internationalen Wettkampf der Möbeltischler. Meine Damen und Herren, die Jugend setzt hier Beispiele. Trachten wir, daß wir diese Jugend nicht enttäuschen. (Beifall bei der ÖVP)
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt Frau Abg. Jirkovsky.
Abg. JIRKOVSKY: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Herren! Ein erster Blick auf die Ansatzpost Kindergärten im vorliegenden Budget könnte zu dem Trugschluß verleiten, daß es auf diesem Gebiet keinerlei Probleme gibt. Ich will aber zuerst mit dem Erfreulichen beginnen.
Erfreulich ist, daß bis zum 31. Oktober dieses Jahres 50 Kindergartengruppen neu eröffnet wurden. Damit wurde wieder über tausend Kindern die Möglichkeit gegeben, diese für sie so wichtige Einrichtung besuchen zu können. Dies ist ein weiterer Schritt zu unserem Ziel, für jedes vorschul-pflichtige Kind in unserem Bundesland einen Kindergartenplatz zu beschaffen.
Bedauerlicherweise muß ich sagen, daß der ungeheure Wert des Kindergartens für die körperliche und geistige Entfaltung doch noch recht häufig nicht in dem Ausmaß erkannt wird, der ihm zukommen müßte. Vielfach wird übersehen, daß der Kindergarten heute mehr ist, als daß die Kinder dort nur gut aufgehoben sind. Die Zeit, in der diese Institution keine anderen Aufgaben hatte, ist längst vorbei. Die Erkenntnis, daß das Kind in dem Alter am bildungsfähigsten ist, muß sich in der Jahresarbeit im Kindergarten niederschlagen. Und es ergibt sich daraus die Forderung, das Erziehungsgeschehen nicht dem Zufall zu überlassen, sondern durch geplante Initiativen für das Kind möglichst gute und interessante Spiel- und Lernangebote zu schaffen. Hier haben sich die Auffassungen im Laufe der Zeit, besonders aber in den letzten zehn Jahren stark gewandelt. Die Kinder sollen im Kindergarten nicht nur auf einzelne Fähigkeiten trainiert werden, sondern durch die Vermittlung von Bildungsgut aus den verschiedensten Erlebnissen und Betätigungsbereichen soll die Gesamtpersönlichkeit gefördert werden.
Dazu ist es notwendig, sich mit dem einzelnen Kind mehr auseinanderzusetzen. Hier wirkt sich die Herabsetzung von 40 auf 30 Kinder pro Gruppe sehr positiv aus. Um diese Neuorientierung der Erziehungs- und Bildungsarbeit haben sich die Inspektorinnen und die Kindergärtnerinnen unseres Bundeslandes besonders bemüht. Sie haben beim Erprobungsprozeß mitgewirkt, ihn mitgestaltet und heute wird in allen Kindergärten Österreichs nach dieser neuen, zielführenderen Art gearbeitet. Ich möchte hier von dieser Stelle aus allen Personen danken, die sich in unserem Bundesland täglich um unsere Kleinkinder bemühen und mit viel Verständnis und Geduld versuchen, ihnen bei der Bewältigung ihrer Probleme, die auch für sie schon vorhanden sind, zu helfen. Der Dank gilt aber auch dem Herrn Landesrat Grünzweig und seiner Abteilung für die Aufgeschlossenheit, mit der Kindergartenfragen stets unterstützt werden.
Umso bedauernswerter ist es, werte Damen und Herren, daß sich das Personalreferat den positiven Einstellungen zur Kindergartenarbeit nicht anschließt. Auf ständiges Drängen meiner Fraktion, für rasche Vertretungen in den Kindergärten zu sorgen, wurden im Jahre 1978 58 Bezirksspringerinnen eingestellt. Damit wurde die Situation zwar gebessert, doch es war von Anfang an klar, daß diese Anzahl nicht ausreichen würde, um problemlose Vertretungen möglich zu machen. Und in diesem Jahr tauchten schon eine Menge Klagen von Bürgermeistern darüber auf, daß Kindergartengruppen wieder für längere Zeit zusammengezogen werden mußten oder eingruppige Kindergärten überhaupt geschlossen wurden, weil eben kein Ersatz zu bekommen war. Vor einigen Tagen bewies mir eine schriftliche Information diese Verschlechterung. Diese sagt nämlich aus, daß im Jahre 1979 nur noch 44 Bezirksspringerinnen im Einsatz waren. Eine völlig unverständliche Situation! Wenn 58 Leute zu wenig sind, wie sollte dann das Auslangen mit 44 gefunden werden? In Fischamend gibt es seit sieben Wochen keine Vertretung. In Berndorf war es erst nach vier Wochen möglich, eine zu bekommen. In Schönau an der Triesting mußten die Kinder zweimal nach Hause geschickt werden, weil eben die versprochene Vertretung nicht erschien. Und so könnte man noch etliche Beispiele anführen, die beweisen, daß von raschen Vertretungen keine Rede sein kann.
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